• Hallo zusammen,

    heute sind es dann also 30 Tage ohne Alkohol. Und soweit geht es mir gut. Ich spüre keinen Saufdruck, gehe Versuchungen aus dem Weg und lese jeden Tag hier im Forum. Soweit, so gut.

    Aktive Trockenheitsarbeit und nur nicht mehr trinken reicht nicht. Dies habe ich oft hier gelesen und konnte zunächst nur wenig damit anfangen. Jetzt weiß ich so langsam was damit gemeint ist und die Dinge werden konkreter. Es gibt wieder Gitarrenuntericht, die Wohnung ist sauber und ich gehe endlich wieder auf Menschen zu. Und ich arbeite an mir selbst. Zumindest versuche ich es. Jeden Abend frage ich mich wie es mir geht und was ich eigentlich empfinde. Warum fühle ich so, wie gehe ich damit um. Das ist sehr zeitaufwändig und ich habe gerade jetzt am Wochenende gemerkt, dass ich mich häufiger mal in Grübeleien versenke, die zu nichts führen. Mittlerweile habe ich auch gemerkt, dass ich seit langer Zeit mich vor allem um die Probleme und Sorgen anderer Menschen gekümmert habe. Immer wieder deren Probleme durchgedacht und "natürlich" auch immer die treffende Lösung parat gehabt. Wie unsinnig und was für ein Selbstbetrug das war, sehe ich nun selbst. Dabei hätte ich natürlich Stein und Bein geschworen, dass ich mich selbst und meine Probleme mindestens genauso gut kenne und natürlich alles im Griff hab. Was jedoch nicht der Fall war/ist. Nasses Denken. Auch mit diesem Begriff konnte ich am Anfang (und da bin ich ja immer noch) nur wenig anfangen und auch hier dämmert es jetzt, was das eigentlich bedeutet. Es scheint mir 100 mal leichter einem Anderen zu "helfen", als an mir selbst etwas zu verändern. Wobei ich mir nicht sicher wäre, ob es echte Hilfe ist, denn momentan brauche ich selbst ja noch jede Menge Hilfe. Damit bin ich nicht allein, wie ich auch immer wieder hier im Forum sehen konnte.

    Ich hatte vor drei Jahren einmal versucht "gesund" zu leben. Also Sport, ein wenig Meditation, gesundes Essen usw. Ich habe damals auch weniger Alkohol getrunken, jedoch nicht bewußt darauf geachtet. Und nach eineinhalb Monaten gings auf einmal los. Fast jeden Morgen wenn ich aufgestanden bin gabs ein neues "Zipperlein". Angefangen von Fusspilz über Augenentzündung, Zahnschmerzen, Verdauungsprobleme, Erkältung usw. Das hat mich tatsächlich zu der irrigen Vorstellung gebracht, mein Schicksal ist es nicht gesund zu leben. Bin dann auch losgegangen und hab mir ne Pizza in den Ofen geschoben und mich erstmal volllaufen lassen. Nasses Denken. Ich schätze mal es hängt viel vom Selbstbewusstsein und dem Selbstwertgefühl ab, aber ich habe auch tatsächlich lange Zeit gedacht für jeden Moment den ich glücklich bin, "sammel" ich einen Moment wo es mir beschi**en geht bzw gehen muss(!). Ich hoffe mal ich komme hier nicht durchgeknallt rüber. Aber das waren tatsächlich meine Vorstellungen. Und damit hatte ich auch immer eine bequeme Selbstlüge, um mich zu besaufen. Langsam löse ich mich zum Glück von solchen Gedanken. Nüchtern fällt es mir leichter bzw. ist es mir überhaupt möglich meine Gedanken unter "Kontrolle" zu halten.

    Es liegt wohl noch viel Arbeit vor mir, aber es geht berauf. Und auch wenn der Volksmund damit meint, dass es besser geht, so muss ich doch feststellen, bergauf ist auch verdammt anstrengend.

    Hm, wenn ich mich selbst so lese, beantworte ich mir auch gerade meine Frage selber, ob für mich eine Therapie sinnvoll wäre oder nicht. :wink:

    Nun denn, das wars erstmal und ich wünsche euch allen
    einen schönen, trockenen 3. Advent.

    Viele Grüße,

    Timster

  • Hallo Timster,

    herzlichen Glückwunsch zu den ersten 30Tagen ohne Alkohol,
    du liest dich sehr gut.
    Und das man sich mehr um anderer ihre Probleme kümmert,trifft sicher auf viele zu,
    bei mir war es so,dann brauchte ich weniger über mich und meine Probleme nachdenken.

    Gesund leben wollt auch ich immer,
    habe so oft in meinem Leben aufgehört zu rauchen,und etliche kurze Trinkpausen gehabt und nach kurzer Zeit Abstinenz stellten sich Dinge an meinem Körper ein,die ich gar nicht gesund fand und das war ja ein prima Grund weiter seinen Süchten nachzugehen.
    Das mein Körper sich umstellen muß,wär mir nie in den Sinn gekommen.
    Hab gedacht heut aufhören,morgen biste gesund.

    Es braucht halt alles seine Zeit.

    Liebe Grüsse

    Kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

  • Hallo Timster,
    Dir auch einen schönen 3ten Advent von mir!
    Das hast Du sehr gut geschrieben,denn das habe auch ich ,und ich denke noch viele andere hier im Forum für mich feststellen müssen.Dieses anderen Menschen helfen,sich um Sie kümmern und sich deren Probleme annnehmen,damit ich mich ja nicht mit mir selbst Beschäftigen musste.Dieses habe ich unter anderem auch in meiner LZT erlernen müssen davon loszulassen.In der LZT sprachen Sie immer vom Helfersyndrom.In einen Einzelgespräch sagte mir mein Therapeut das dieses in unserer Abhängigkeitserkrankung sehr häufig vorkäme,und ich mich dessen lösen muss,ansonsten würde ich nicht weit kommen,denn wenn ich mich immer nur um andere kümmere,wo bleib ich denn dann?
    Ich brauchte einige Zeit,um damit umgehen zu können,wo ich doch so gerne immer anderen half.Heute nehme ich mich erst einmal wichtig,dann kommt eine Weile gar nichts und dann komme wieder ich.Heute weiß ich,daß ich eigentlich gar nichts tun brauche um anderen zu helfen,ausser das ich,ich selbst bin.Ich muss nur Trocken bleiben und vor allem ehrlich dann kann mir nichts passieren.Für all diese Erkentnisse hast Du nur eine
    geringe Zeitspanne gebraucht,alle Achtung!.Setze Deine gewonnenen Erfahrungen gut ein und um,dann bin ich mir ziemlich sicher das Du einen guten trockenen Weg gehen wirst für den ich Dir alles erdenklich gute wünsche!!

    Lasse mal etwas von Dir Lesen,wie Du Dich bezüglich einer LZT entschieden hast.

    Liebe Grüße sendet Dir,Andi

  • Zitat von Timster


    Aktive Trockenheitsarbeit und nur nicht mehr trinken reicht nicht. Dies habe ich oft hier gelesen und konnte zunächst nur wenig damit anfangen. Jetzt weiß ich so langsam was damit gemeint ist und die Dinge werden konkreter. Es gibt wieder Gitarrenuntericht, die Wohnung ist sauber und ich gehe endlich wieder auf Menschen zu. Und ich arbeite an mir selbst. Zumindest versuche ich es. Jeden Abend frage ich mich wie es mir geht und was ich eigentlich empfinde. Warum fühle ich so, wie gehe ich damit um. Das ist sehr zeitaufwändig und ich habe gerade jetzt am Wochenende gemerkt, dass ich mich häufiger mal in Grübeleien versenke, die zu nichts führen.

    Nasses Denken. Auch mit diesem Begriff konnte ich am Anfang (und da bin ich ja immer noch) nur wenig anfangen und auch hier dämmert es jetzt, was das eigentlich bedeutet. Es scheint mir 100 mal leichter einem Anderen zu "helfen", als an mir selbst etwas zu verändern. Ich hatte vor drei Jahren einmal versucht "gesund" zu leben.

    Hallo Timster, Du machst das ganz prima !

    Ja, das bedeutet es, Arbeit an sich selbst, wie Du das schon tust. Hobbys wieder pflegen, unter Menschen gehen und reden, oftmals hat man sich ja selber total isoliert. Und auch den Haushalt wieder in den Griff zu bekommen, auch das restliche Leben. Halt Dein Umfeld ändern, auch neue Menschen kennenlernen, die nix mit Alk am Hut haben, das bedeutet es auch.

    Und wichtig ist auch immer wieder seine Gedanken zu überprüfen, wo man steht. Es heißt ja in einem chinesischen Sprichwort: Überprüfe deine Gedanken, denn sie sind der Anfang Deiner Taten. Ich möchte damit darauf hinweisen, das ein Rückfall im Kopf beginnt, die Taten folgen dann.

    Ja, das mit dem nassen Denken erkennt man erst nach einer gewissen Zeit, man kann nicht alles von heute auf morgen lernen/begreifen. Du bist aber auf dem richtigen Weg, Dir wird immer klarer werden, was nasses Denken bedeutet.
    Darum sagen wir ja oft, erstmal machen, was wir länger Trockenen raten, auch wenn einem der Sinn in dem Moment noch nicht klar ist. Das kommt aber dann mit der Zeit, bist Du ja nun das beste Beispiel dafür. Darum bringen endlose Diskussionen gar nix, wer sich uns hier nicht anvertrauen kann und uns nicht glauben möchte, der soll es halt lassen. Ohne das Vertrauen geht es halt nicht.

    Wo ich Dich eben so gelesen habe, hab ich so gedacht, ja, für solche Menschen machst du hier diese Arbeit, dann macht es auch wieder Spaß.

    Vielleicht magst Du auch wieder mit Sport anfangen? Ich mache viel Sport und es ist für mich ein toller Ausgleich, aus dem ich wieder neue Energien ziehen kann, verbrauch zwar auch welche dabei, aber ich bekomm sie doppelt zurück, weiß auch nicht, warum das so ist ? :lol:

    Ich sende Dir einen lieben Gruß
    Lilly

  • Hallo Timster,

    du bist auf dem allerbesten Weg, diese "Arbeit an der Trockenheit und sich selbst" zu begreifen als das, was sie letztlich ist:

    Keine Qual sondern eine Erlösung aus der Abhängigkeit. Arbeit kann eben auch Freude, Genugtuung und Befriedigung sein wenn man sie richtig versteht und macht. Und du machst sie richtig gut.

    Bleib' auf deinem Weg, ich wünsch' dir alles Gute dabei

    Grüße vom Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für euer Feedback :)

    Achte auf deine Gedanken, denn sie sind der Anfang deiner Taten. Ja, das stimmt Lilly - ich hab den Spruch hier in einer Signatur gefunden und muss sagen das ich durch die Nüchternheit überhaupt erstmal meine Gedanken sortieren konnte. Jetzt kommt es mir vor, dass meine Gedanken und Gefühle im Suff gemacht haben was sie wollten und je höher der Pegel stieg, desto blöder, kranker, schiefer usw wurde das ganze. Naja, es kommt mir nicht nur so vor, sondern es war ja auch so. Ich war völlig hilflos und konnte mich weder gegen das eine, noch gegen das andere "wehren". Dazu gehört auch das fast zwanghafte Nachdenken über Probleme anderer Leute und was gut für sie ist. Ein wenig Kontrolle hab ich darüber jetzt erlangt, aber das muss noch besser werden.

    Ich hoffe vor allem, dass ich mich selbst nie wieder so verliere. Da fällt mir gerade so ein Filmzitat ein - keine Ahnung wo ich das aufgeschnappt habe, aber es hieß: Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit. Das trifft wohl auch auf mich zu, wenn ich trocken und zufrieden leben möchte. Ich fühle mich auch ein ziemliches Stück freier. Jetzt heißt es vor allem nicht wieder "einschlafen" und dabei seid ihr mir hier eine große und echt unschätzbare Hilfe.

    Momentan fange ich mit Sport noch nicht an, weil ich rauche (schlechter Grund, gebe ich zu. Hm, wieder so eine Selbstlüge). Das wird auch bald fällig werden damit aufzuhören, aber ich will mich lieber nicht überfordern. Eins nach dem anderen.

    Viele Grüße,

    Timster

  • Hallo zusammen,

    nach guten kommen auch weniger gute Tage. Im Moment bin ich ziemlich im Weihnachtsstress, auch wenn ich mich ohnehin sehr zurück nehme. Es ist so ein ungutes Gefühl und um das loszukriegen schreib ich einfach mal.

    Nüchtern nehme ich auf einmal all die Dinge war, die wirklich um mich herum passieren. Es gibt auf einmal 1000 Sachen über die ich mir Sorgen machen könnte bzw. die mir im Kopf herum gehen. Das will ich aber gar nicht. Zum einen fahre ich Weihnachten zu meiner Mutter. Das sind immerhin 500 km zu fahren und dort läuft es momentan alles nicht so rund. Ich hab mir überlegt, ob ich überhaupt hinfahren soll, finde jedoch die Alternative - nämlich Weihnachten allein zu Hause - noch schlechter. Hinzu kommt, dass ich dort Menschen wiedersehe, die bis zum Hals in Problemen stecken und mir aber dennoch viel bedeuten. Ich glaube die Ungewissheit wie das alles wird setzt mit im Moment so zu. Meine tägliche Routine ist mir tatsächlich recht lieb geworden. Aber gut, nutzt alles nichts, wenn ich ein schönes Weihnachten haben möchte, dann muss ich dafür auch den Hintern hoch kriegen. Ob es jedoch wirklich schön wird, weiß ich trotzdem erst hinterher.

    Sylvester werde ich auf jeden Fall bei mir zu Hause verbringen. Da hab ich auch nicht so ein Problem mit. Ich weiß zwar, dass die ganze Welt dann auf einmal meint man müsste Party machen, aber genau diese "ganze Welt" verstehe ich nicht mehr richtig. Es ist ja auch gar nicht die ganze Welt, aber leider ist es mir noch nicht gelungen, Leute zu finden die Sylvester alkoholfrei und damit eben wirklich und nicht besoffen feiern wollen. Daher werd ich eben alleine feiern.
    Es ist schon merkwürdig wie lange das gedauert hat, aber mir fällt jetzt endlich selbst auf wie unecht das besoffene Feiern ist. Vor gar nicht allzu langer Zeit waren Partys wo ich nüchtern war, schlechte Partys. Bin ohnehin kein großer Partygänger gewesen. Aber wenn ich tatsächlich mal nüchtern auf einer war dachte ich, mir fehlt die Intensität des ganzen. Der Kontrollverlust, der kick, das gewisse etwas. Hm. Ich glaube ich habe auch oft getrunken um Gefühle intensiver zu erleben. Ich wollte sie ja unbedingt so intensiv wie möglich, egal ob lachen oder leiden. Und wie "schön" hab ich doch gelitten. Man, man, man, alles selbstbetrug. Völlig verzerrt und am nächsten verkaterten Tag war auf einmal alles wieder weg und natürlich kaum mehr nachzuvollziehen. Ich bin wohl doch noch jünger als ich dachte und muss noch eine Menge lernen :roll:

    Viele Grüße,

    Timster.

  • Hallo zusammen,

    So, Weihnachten ist vorbei und es war alles okay. Ich hab meine Mom für drei Tage besucht und es war ein schönes Weihnachtsfest. Allerdings merke ich wie sehr mich sowas noch aus der Bahn hauen kann. Ich muss dazu sagen, meine Mom wohnt 500 km weit weg in der Stadt in der ich groß geworden bin. Da hängen noch einige schlechte Erinnerungen in dieser Stadt, aber es wäre ja auch merkwürdig, wenn immer nur alles eitel Sonnenschein wäre. Dennoch ist es für mich ein ziemlicher Hammer jetzt wieder in meine Realität zurück zu finden. Vor allem das alleine sein, was ich schon sehr lange bin "fehlte" mir. Ich bin noch lange nicht soweit ständig Menschen um mich zu haben. Saufdruck hab ich keinen, aber ich merke, dass es mir nicht gut geht. Zum einen hab ich mir ne Erkältung eingefangen, die mich schwächt. Zum anderen kommen jetzt tatsächlich manchmal starke Angstgefühle auf, dass ich in mein "altes Leben" nur ohne trinken zurückgleite. Wahrscheinlich kommen die auch verstärkt durch meinen Aufenthalt in meiner Heimatstadt, welche ich verängstigt und depressiv damals vor sieben Jahren verlassen habe. Diese alte Angst schleicht sich jetzt wieder an.

    Morgen ist Kreuzbundtreffen. Ich bin gespannt wie Bolle, weiß aber noch nicht ob ich hingehen werde, denn diese Angstgefühle stehen mir gerade ziemlich im Weg. Wäre mein erstes Treffen, daher bin ich ohnehin schon entsprechend aufgeregt. Das Lesen hier im Forum über diese Gruppen macht mir jedoch Mut. Ich hoffe, dass das reichen wird um hinzugehen.

    Sieht ganz so aus, als ob nach der ersten Zeit mit viel Kraft, jetzt der Berg noch einen zacken steiler wird. Obwohl, nee, ich glaube eher, dass ich gerade ein wenig schwächer werde. Damit muss ich wohl auch fertig werden.

    Viele Grüße,

    Timster

  • Zitat von Timster

    Morgen ist Kreuzbundtreffen. Ich bin gespannt wie Bolle, weiß aber noch nicht ob ich hingehen werde, denn diese Angstgefühle stehen mir gerade ziemlich im Weg.

    Hallo Timster...

    ... erst mal toll, dass Du das bis hierher geschafft hast. Ich bin übrigens auch seit 4 Monaten hier im Sauerland beim Kreuzbund - eine sehr lockere, kleine, feine Gruppt - Du, ich möchte sie nicht missen. Ich gehe jeden Mittwoch abend dahin - inzwischen ein Ritual!

    Dass mit der Angst kenne ich natürlich - aber gib Dir einen Ruck, Du musst ja nicht gleich "auspacken" höre einfach zu und komme erst mal an.

    Im Übrigen sind die SHG es gewohnt, dass immer mal neue Leute dahin kommen, ich habe gar die Erfahrung gemacht, dass das der Gruppe gut tut, wenn ein "Frischer" vorbeischaut... *lächel

    Viel Glück - bin gespannt, wie es war!

    Alles wird gut

  • Hallo zusammen,

    heute ist also Sylvester. Ich könnte noch nach B.b. fahren, will ich aber nicht, weil da heute abend heftig gesoffen wird. Das ist nichts für mich. Und ich glaube, da werde ich auch in Zukunft keinen Bock mehr drauf haben. Habe heute alle meine "Erinnerungs-Sauf-Gläser", wie auch je ein Sekt-, Hefeweizen- und Rotweinglas in der Tüte zerdeppert. Jetzt sind die "typischen" Saufgläser alle in der Tonne. Darüberhinaus hab ich auch noch alle Bücher von C.Buk. in kleine Streifen gerissen. Ich hab noch überlegt, sie der Stadtbibliothek zu schenken, aber ich will nicht, dass irgendwer das liest und auch noch denkt, "wow, was fürn krasser, cooler Typ". Denn er war eine ganz arme Sau. Als ich den Papierhaufen gesehen habe, wollte ichs eigentlich noch verbrennen, aber Bücherverbrennung war mir doch zu heftig. Nun liegt das alles in der Mülltonne und es tat irgendwie auch gut.

    Die letzten Tage ging es mir nicht so gut. Bis 39° Temperatur, dazu typische Erkältungsweh-wehchen. Deshalb bin ich auch nicht zum Kreuzbundtreffen gegangen. Das wird erst im neuen Jahr was. Ich bin mir deshalb aber nicht böse, weil es an dem Tag keinen Sinn hatte. Aber, wie ich hier immer wieder - zum Glück - lesen kann, heißt es am Ball bleiben. Im Moment ist es noch neu, dass ich mich nüchtern ehrlich mit mir selbst auseinandersetze. Ich merke jedoch, wie schnell das geht, dass ich den Bezug zu mir selbst verliere und mir Gedanken über alle möglichen Dinge mache, die niemanden einen Schritt weiter bringen. Schon gar nicht mich. Es sind deshalb bei mir (dank diesem Forum) sogar Alarmglocken losgegangen. Ich will auf mich selber aufpassen und jeden Tag an mir arbeiten. Heute ist mir aufgefallen, das das Wörtchen "muss" immer meinen natürlichen Trotz geweckt hat und ich es mir damit auf Dauer auch unmöglich gemacht habe dieses oder jenes Durchzuziehen. Das Wort "will" ist viel ehrlicher und besser.

    Sorry, scheint alles wirr heute zu sein. Wie dem auch sein: danke, dass ihr hier alle da seid und mich weiterbringt.

    Einen guten Rutsch wünsche ich euch allen. 2007 wird endlich trocken und damit spitze !

    Viele liebe Grüße,

    Timster

  • [quote='Timster']

    "Heute ist mir aufgefallen, das das Wörtchen "muss" immer meinen natürlichen Trotz geweckt hat und ich es mir damit auf Dauer auch unmöglich gemacht habe dieses oder jenes Durchzuziehen. Das Wort "will" ist viel ehrlicher und besser."


    Hallo Timster,

    Ich war/bin ein Rebel! In meiner Jugendzeit "mußte" ich immer dieses und jenes und "durfte" dieses und jenes nicht! Als Jugendlicher kam dann nach und nach der Trotz und ich wollte machen was ich will! Fatal wurde es dann eines Tages als meine Eltern mir wieder einmal sagten, ich "solle" doch nicht so viel trinken! Aus Ärger darüber bin ich damals vom Mittagessen aufgestanden, aufs Motorrad und in die nächste Kneipe gefahren! Die Besucher der Kneipe wollten mich damals davon abhalten noch zu fahren! Es war nichts zu machen! Ich bin besoffen und ohne Helm losgefahren und nach ca. 500 Meter total in ein entgegenkommendes Auto gefahren! 5 Wochen Uniklinikaufenthalt und nicht nur Totalschäden an den Fahrzeugen, sondern auch bei mir! So weit wollte ich jetzt eigentlich gar nicht öffentlich schreiben.

    Auf was ich hinaus will, ist das ich auch Heute noch gerne das Gegenteil mache oder zumindest gedanklich verführt,bin ob das Gegenteil nicht auch möglich wäre, von dem was mir der "Mainstream" vorgeben will!
    Immerhin bin ich irgendwann mal draufgekommen jetzt auch zu prüfen ob das denn immer seine Richtigkeit hat!???

    Denn Unfall hatte ich im Juni 1989. Trocken werden "wollte" ich im Dezember 1995! Nach einem heftigen Absturz im Januar 1995 bin ich das
    2. Mal zu den AA's! Offen und ehrlich schilderte ich die Ereignisse die damit einhergingen! Und damals konnte ich dann zuhören und versuchte es denen nachzumachen die mir Ihre Geschichte erzählt haben!

    Ich wollte die vorgeschlagenen 10 Tage nicht trinken und es hat geklappt!
    Nach ca. 4-6 Wochen regelmäßiger Besuche der Meetings bin ich dann im
    Kopf zum Alkoholiker geworden!
    Durch die regelmäßigen Besuche und der Auseinandersetzung mit der Krankheit Alkoholismus spürte ich dann, ich "kann" jetzt nicht mehr trinken weil ich schon "zuviel weiß"! In meiner Vorstellung hätte ich quasi neben mir selber gesessen und mir beim Trinken zugeschaut!
    Eines Tages sagte eine Freundin, Sie "braucht" nicht zu trinken! Ich fragte mich lange wie das gehen sollte das man nicht zu Trinken braucht", das hieße ja keinerlei Einflüsse bringen mich zur Flasche/Glas!!

    Meine wertvollsten Eckpunkte im Rückblick waren und sind es auch heute noch

    - Ich wollte/will nicht nicht mehr trinken
    - Ich kann nicht mehr trinken
    - Ich brauche heute nicht zu trinken
    - Mir hat es am Ende auch nicht mehr geschmeckt...Kotz
    - Ich habe keinen Garantieschein
    - Mein Tiger liegt in der Ecke und schläft und ich beobachte Ihn

    Im ersten Jahr 99 Meetings(ich habe es in einen Kalender geschrieben)
    Ich "mußte" nicht ins Meeting, ich gehe bis heute sehr gerne und immer freiwillig ins Meeting!!

    Von dem was ich von Dir gelesen habe, glaube ich das Du auf einem Guten Weg bist!

    Gruß Hermann
    Seit Januar 1995 Trocken ohne Rückfall

  • Kleine Korrektur:

    Denn Unfall hatte ich im Juni 1989. Trocken werden "wollte" ich im Dezember 1994! Nach einem heftigen Absturz im Januar 1995 bin ich das
    2. Mal zu den AA's! Offen und ehrlich schilderte ich die Ereignisse die damit einhergingen! Und damals konnte ich dann zuhören und versuchte es denen nachzumachen die mir Ihre Geschichte erzählt haben!

  • Hallo Timster,

    ich hoffe mal,daß es dir wieder besser geht.
    Ich kann dir ein Lied von Erkältungen singen,ist bei mir ein Dauerzustand,seitdem ich trocken bin.Als ich noch trank,kannte ich keine Erkältung,war wahrscheinlich alles konserviert in meinem Körper,auch die Bazillen.

    Ich habe mal nach diesen"straight edge" gegoogelt
    und muß auch sagen,sehr interessant,die gibt es schon so lange und ich hab da noch nie was von gehört.
    Sie haben all das schon als junge Menschen erkannt,wofür ich mein halbes Leben brauchte,nämlich daß das Leben zu kurz ist,um sich mit Alkohol und all den Sch*** vollzudröhnen und weil das Leben so kurz ist,haben sie eine Menge vor und das geht nur ohne Drogen.
    Einfach genial.

    Einen lieben Gruß
    Kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

  • Hallo Kiki,

    wie schon geschrieben, ist mir das mit straight-edge durch Hermanns Post wieder in den Sinn gekommen. Und genau wie du, hatte ich (bevor ich diesen Artikel bei Spon gelesen hab) noch nie davon gehört. Nach dem was ich bislang darüber gelesen hab, scheint es mir, dass das eine kleine, aber sehr eingeschworene Szene ist. Ich hab auch mal ge-youtubt und einige Konzertmitschnitte gesehen. Holla, die Waldfee. Da gehts richtig zur Sache und ich glaube da kommen viele mit einem blauen Auge aus dem Konzert vom "tanzen". Und dennoch gibt es da keine Schlägereien - absolut erstaunlich, wie ich finde und ich denke, wenn dort getrunken würde, würden da viele Bands nach dem ersten Song zusammenpacken können, weil die Polizei den Laden wegen einer Massenkeilerei räumen müsste.

    Wenn ich später mal Kinder habe und die in die Rebellenzeit kommen, wäre ich nicht unglücklich, würden sie sich zu straight-edge-punks entwickeln. :wink: Ich glaube da gibt es schlimmeres - so kanns gehen. Für mich selbst ist das jedoch zu heftig. Gerade im Moment möchte ich lieber alle Extreme so gut wie möglich meiden.

    Viele liebe Grüße,

    Timster

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