Hallo zusammen,
heute sind es dann also 30 Tage ohne Alkohol. Und soweit geht es mir gut. Ich spüre keinen Saufdruck, gehe Versuchungen aus dem Weg und lese jeden Tag hier im Forum. Soweit, so gut.
Aktive Trockenheitsarbeit und nur nicht mehr trinken reicht nicht. Dies habe ich oft hier gelesen und konnte zunächst nur wenig damit anfangen. Jetzt weiß ich so langsam was damit gemeint ist und die Dinge werden konkreter. Es gibt wieder Gitarrenuntericht, die Wohnung ist sauber und ich gehe endlich wieder auf Menschen zu. Und ich arbeite an mir selbst. Zumindest versuche ich es. Jeden Abend frage ich mich wie es mir geht und was ich eigentlich empfinde. Warum fühle ich so, wie gehe ich damit um. Das ist sehr zeitaufwändig und ich habe gerade jetzt am Wochenende gemerkt, dass ich mich häufiger mal in Grübeleien versenke, die zu nichts führen. Mittlerweile habe ich auch gemerkt, dass ich seit langer Zeit mich vor allem um die Probleme und Sorgen anderer Menschen gekümmert habe. Immer wieder deren Probleme durchgedacht und "natürlich" auch immer die treffende Lösung parat gehabt. Wie unsinnig und was für ein Selbstbetrug das war, sehe ich nun selbst. Dabei hätte ich natürlich Stein und Bein geschworen, dass ich mich selbst und meine Probleme mindestens genauso gut kenne und natürlich alles im Griff hab. Was jedoch nicht der Fall war/ist. Nasses Denken. Auch mit diesem Begriff konnte ich am Anfang (und da bin ich ja immer noch) nur wenig anfangen und auch hier dämmert es jetzt, was das eigentlich bedeutet. Es scheint mir 100 mal leichter einem Anderen zu "helfen", als an mir selbst etwas zu verändern. Wobei ich mir nicht sicher wäre, ob es echte Hilfe ist, denn momentan brauche ich selbst ja noch jede Menge Hilfe. Damit bin ich nicht allein, wie ich auch immer wieder hier im Forum sehen konnte.
Ich hatte vor drei Jahren einmal versucht "gesund" zu leben. Also Sport, ein wenig Meditation, gesundes Essen usw. Ich habe damals auch weniger Alkohol getrunken, jedoch nicht bewußt darauf geachtet. Und nach eineinhalb Monaten gings auf einmal los. Fast jeden Morgen wenn ich aufgestanden bin gabs ein neues "Zipperlein". Angefangen von Fusspilz über Augenentzündung, Zahnschmerzen, Verdauungsprobleme, Erkältung usw. Das hat mich tatsächlich zu der irrigen Vorstellung gebracht, mein Schicksal ist es nicht gesund zu leben. Bin dann auch losgegangen und hab mir ne Pizza in den Ofen geschoben und mich erstmal volllaufen lassen. Nasses Denken. Ich schätze mal es hängt viel vom Selbstbewusstsein und dem Selbstwertgefühl ab, aber ich habe auch tatsächlich lange Zeit gedacht für jeden Moment den ich glücklich bin, "sammel" ich einen Moment wo es mir beschi**en geht bzw gehen muss(!). Ich hoffe mal ich komme hier nicht durchgeknallt rüber. Aber das waren tatsächlich meine Vorstellungen. Und damit hatte ich auch immer eine bequeme Selbstlüge, um mich zu besaufen. Langsam löse ich mich zum Glück von solchen Gedanken. Nüchtern fällt es mir leichter bzw. ist es mir überhaupt möglich meine Gedanken unter "Kontrolle" zu halten.
Es liegt wohl noch viel Arbeit vor mir, aber es geht berauf. Und auch wenn der Volksmund damit meint, dass es besser geht, so muss ich doch feststellen, bergauf ist auch verdammt anstrengend.
Hm, wenn ich mich selbst so lese, beantworte ich mir auch gerade meine Frage selber, ob für mich eine Therapie sinnvoll wäre oder nicht.
Nun denn, das wars erstmal und ich wünsche euch allen
einen schönen, trockenen 3. Advent.
Viele Grüße,
Timster