Ist Euphorie falsch?

  • Dieser Thread ist jetzt ganz speziell an die "alten Hasen" gerichtet.

    Ich hab in den letzten Tagen öfters Zeilen bezüglich der "Euphorie" von "Frischlingen" gelesen,
    und ich fühle mich da angesprochen. Denn um ehrlich zu sein, ich will meine "Siege" feiern. Es ist ja nicht so,
    dass ich mit ner Papiertröte im Mund nackt auf dem Tisch tanze, das hier ist die ernsteste sache, mit der ich in meinem
    Leben bis jetzt zu tun hatte.
    Aber:
    Heute wahr ich einkaufen, nur gesunde Sachen, eimerweise Mineralwasser, Tee, Gemüse, Nussecken mit Marzipan
    UND KEIN ALK, das gabs bei mir seit, ich hab keine Ahnung, nicht mehr. Und als ich an die Kasse kam, hatte ich eine
    stolz geschwellte Brust, kein Witz, hab mir auf die Schulter geklopft, geht doch! Und ich kanns wieder tun!
    Und so gibts viele Kleinigkeiten jeden Tag. Klar könnte ich auch jeden Tag Sachen besser machen, ich rekapituliere jeden Tag
    ganz akribisch, aber dann will ich mit ner positiven Einstellung ins Bett gehn, und nicht "ohhh, was morgen wieder alles schief gehn kann".
    Ein Gespräch mit dem Nachbarn ohne Angst, dass er meine Fahne riecht, stehenbleiben und lachen, wenn ein Kind durch den Schnee stapft
    (für sowas hab ich jetzt Zeit, ich torkel ja nicht, kann gradeaus kucken ...), also halt die "kleinen" superschönen Veränderungen
    die jeden Tag mehr in mein Leben kommen, das sind genau die, wegen denen ich das mache. Wenn der Alkohol keinen Einfluss auf mein Leben
    gehabt hätte, hät ich ja weitersaufen können.
    Klar feier ich auch morgen meine 1. alkfreie Woche, aber die andern Sachen, die feier ich mehr.

    Für Lillies Metaphern-Thread: das hier ist kein Gang nach Canossa, das ist der Sturm auf die Bastille
    und noch einen : Im Schach zählt jede Figur, auch der Bauer

    freue mich auf die Resonanz

    schlaft schön, euer swiss

  • Hallo swiss

    Stolz sein sollst du über dich und deinen Erfolg, freuen über Kleinigkeiten, es dir gut gehen lassen. Ist nichts einzuwenden und soll auch so sein, denn es hilft, die andere Seite schätzen zu lernen. Euphorie dagegen, also überschwängliche Freude, kann dazu führen, dass wir nicht mehr so ganz auf uns achten und dann spielt uns unserer Belohnungssystem einen fiesen Streich, jetzt zur Belohnung aber …, na was wohl? Genau das, was wir früher auch gemacht haben, ein leckeres Glas Bier, Wein, was auch immer und schon ist es passiert. Da denke ich, ist die Warnung angebracht, aber nicht nur bei „Frischlingen“, sondern es kann auch noch den „alten Hasen und Häsinnen (heißt das so?)“ passieren, da ist niemand sicher vor.

    Viele Grüße
    Henri

  • Hallo Swiss,

    ich bin auch nicht sooo lange trocken aber die anfängliche Euphorie habe ich auch hinter mir ob sie falsch ist? ich denke nicht die kam einfach bei mir, die erste Tage ging mir gesundheitlich schlecht und als es besser wurde kam auch die Euphorie ich fühlte mich stark wollte jedem helfen usw. als die Euphorie aber vorbei war, war plötzlich ein riesiger
    Loch da, schreiben hatte kein Sinn mehr, lesen auch nicht, es hatte alles kein Sinn ich bekam Depressionen, die Vergangenheit kam ganz nach oben ich verlor langsam aber sicher die Kraft und stand kurz vor den Rückfall, ich wurde nicht rückfällig aber es hat mich sehr viel Kraft gekostet.
    Heute finde ich diese Euphorie vielleicht nicht falsch weil kann man sie überhaupt am Anfang so abschalten??? ich denke nicht aber ich finde sie wenn sie zu groß ist gefährlich.

    Liebe Grüße
    Maria

  • hallo swiss,

    ich denke du kannst deine euphorie als motor nehmen. damit meine ich, dass du dir vergegenwärtigen musst wie schön es eben ohne ist. nur leider wird es eben halt nicht immer schön sein ohne. es wird auch schlechte tage, wochen oder monate geben. will jetzt nicht den miesmacher spielen;-) aber eben den ernst der sache klarstellen.

    mir ging es im sommer 05 (nach entgiftung und vor der amb. therapie) auch ähnlich. und endlich kann man all diese schönen "alltäglichen" dinge geniessen. aber genau so ungefiltert halt auch die unangenehmen situationen mit denen man konfrontiert wird.

    ich denke es schadet nix sich zu freuen das man nicht trinkt. und wie du schon sagtest, bloß nicht nackt uffm tisch tanzen und das auch noch bei geöffnetem fenster;-)

    viel erfolg beim trocken BLEIBEN
    carnel

    7. Juni 2005

  • Euphorie = a) augenblickliche, heiter-zuversichtliche Gemütsstimmung; Hochgefühl; Hochstimmung b) subjektives Wohlbefinden Schwerkranker

    Was spricht also gegen Euphorie ?

    Das ist doch das Normalste der Welt, dass man mit überschwenglicher Freude positive Veränderungen und Wertschöpfung wahrnimmt und fühlt. Nur ist sie eben auch augenblicklich, d.h. dass daraus Wertschöpfung abgeleitet werden sollte, mit klarem Verstand und wie Henri auch sagte, kein Übermut zum Verfall zu alten Belohnungs- und Verhaltensmuster entstehen darf. Nach dem Motto: "Na siehste, geht doch, da nehmen wir erst einmal einen drauf, datt ham wir uns verdient. Hähä."

    Denn Übermut tut selten gut. -

    Der Weg und das Ziel muss akribisch gegangen und darf nicht aus den Augen verloren werden. Und anfangs Euphorie und später Freude über die Früchte des Gesäten muss der Verinnerlichung und dem Aufwand des eigenen Weges dienen.

  • Also restmal danke an alle für die riesen Resonanz zu deisem Thema!

    Freund:
    :) jetzt warst du schneller mit dem Posten als ich ;)

    aber trotzdem hier nochmal ein bisschen was aus meiner Sicht.

    Ich achte darauf, das diese kleinen "Hurras", die ich so intensiv und ungehemt auskoste sich auf die kleinen, und ganz wichtig, immer wiederkehrenden Ereignisse beziehen. Ich weiss (wobei die Umsetztung da sicher sehr schwer wird) dass ich mich davor hüten muss, mein Wohlbefinden in der Trockenheit von den "grossen" Erfolgen (Kohle im Job, "mit der Superfrau hats geklappt"(schön wärs ;) ) fest zu machen, den das kann, ach was, MUSS in die Hose gehn.
    Ich will. dass mein Verstand verinnerlicht, dass das "ganz normale" Leben ohne Alk viel besser, schöner ist. Und ich denke, dafür muss ichs ja auch geniessen.

    Henri:

    was das Prinzip der "Belohnung" durch Alkohol angeht: wenn ich im Moment an Alkohol denke empfinde ich nichts als Hass. Wenn ich an all die Dinge denke, die ich verpasst habe, die daneben, ach kaputt gegangen sind ...
    Diese kleinen "Siege" und die kurzzeitige Euphorie sind für mich die Belohnung dafür, dass ich nicht mehr trinke, die gäbs nämlich sonst nicht.
    Sorgen werd ich mir machen, wenn ich in Alkohol wieder "irgendwas Positives"sehe!

    Was mir schon ein bisschen Sorge macht, das ist, wenn der erste "grosse Hammer" kommt, also wenn was Wichtiges schief läuft, und der Alkohol als hohles tumbes Narkotikum, als Mittel für den "totalen Sytsem-Shutdown" ausfällt.
    Das wird dann der erste echte "Bruchtest" für mich werden. Will ich, so gut ich kann, rauszögern :-), -> mein Motto für WE: Sorg(arbeite !!) dafür, dass es dir gutgeht.

    In diesem Sinne euch allen einen guten und trockenen Einstieg ins Silvesterwochenende

    euer swiss

  • Guten Morgen swiss,

    ich bin zwar nach Fakten und Daten und im wörtlichen Sinne kein alter Hase, erinnere mich aber an meine einjährige Abstinenz und sehr genau an die von Dir beschrieben Euphorie.

    Im Großen und Ganzen kann ich mich den Vorschreibern anschließen.

    Von mir selbst kann ich sagen, dass genau diese Euphorie der Grundstein für (m)einen beinahe vorprogrammierten Rückfall war.

    Ich war so überwältigt von dem neuen Lebensgefühl und allem, was damit zusammenhängt, dass ich mich maßlos überschätzt habe. Viel zu früh habe ich mich in Situationen gebracht, die ich erst einmal besser gemieden hätte (z.B. Einladungen - ich als Gastgeberin habe für die Gäste Alkohol eingekauft, damit keiner wegen mir verzichten muß...pack ich mit links, wie ich dachte).
    Andersrum habe ich Situation gemieden, die ich besser aufgesucht hätte: SHG - brauch ich nicht mehr, bin ein Fels in der Brandung, stabil, glücklich, absolut rückfallresistent.

    Ich wollte zum perfekten Glück jetzt auch noch den "Makel"der "Krankheit" loswerden und wieder rundum und ohne Einschränkung strahlen.

    Zur "perfekten Gesundheit" zählte "natürlich" auch ein ganz normaler, moderater Umgang mit Alkohol. Die totale Abstinenz war ja ein Zeichen, dass ich irgendwas nicht kann, irgendwie doch noch krnak bin. Ich war wirklich davon überzeugt (und damit bin ich nicht alleine), dass ich kein Problem haben würde, mal hier und da ein Gläschen Wein zu trinken.

    Das klappte sogar ein Weilchen (mit Betonung auf "chen"!) und ehe ich mich versah, habe ich wieder flaschenweise konsumiert. Ein "Gläschen Wein" ist eine Maßeinheit, die in meiner Trinkdenke gar nicht wirklich existiert.

    Vielleicht hast Du zufällig meine Vorstellung gestern gelesen? Da schreib ich u.a., dass ich mich genau wegen meiner derzeit guten Verfassung als gefährdet empfinde. Mein Zustand erinnert mich natürlich an das tolle, trockene Jahr. Vermutlich klingt das gestern geschriebene für Manche hier ziemlich nüchtern *ggg* und leidenschaftslos - für mich ist es ein kleiner, wichtiger Selbstschutz.

    Der Überschwang meiner Gefühle ist erst einmal etwas gebremst - dennoch geht es mir sehr gut, keine Frage. Ich starte am Di meine 5. trockene Woche und genieße jeden Tag aufs Neue, bin aber weitaus achtsamer dabei.

    Die Euphorie ist nicht falsch - ich betrachte sie als natürliche Begleiterscheinung neu aufbrechender Gefühle und Sinneswahrnehmungen, die durch die Sauferei jahrelang gedeckelt, stumpf und grau waren. Neue, schöne Gerüche, das gute Körpergefühl, neue Spannkraft, der klare Blick, Aktivität und, und, und... eben eine kleine Auferstehung.

    Genieße das schöne Lebensgefühl und bleibe dennoch wachsam dabei.

    Viele Grüße
    wildberries

  • Hallo swiss,

    ich bin auch noch kein "alter Hase",hatte aber diese Euphorie auch,alles war superschön.Und eines Tages war ich mies drauf,heute weiß ich,das war das Ende meiner Euphorie,der Alltag setzte ein.
    Ich konnte gar nicht richtig einordnen,warum es mir nicht so gut ging,warum ich depressiv gestimmt war und suchte immerzu die Ursache.Aber die leicht depressive Stimmung war rasch verschwunden und jetzt befinde ich mich in einer gleichbleibend guten Stimmung,was aber nichts mehr mit Euphorie zu tun hat.
    Ich denke auch,Euphorie am Anfang der Trockenheit ist normal und auch nicht schlimm,wenn sie nicht zu Übermut wird.
    Und du solltest dich gedanklich auch damit auseinandersetzten,wenn die Phase der Euphorie abschwächt.

    Dann wünsch ich dir noch viel Spaß mit deiner kleinen Euphorie und denk dran,nicht übermütig werden.

    Liebe Grüße
    Kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

  • Hallo swiss und alle anderen...

    ... ein schönes Thema! Erstmal ist es schön, swiss, dass Du (ganau wie ich damals) all die Veränderungen siehst und spürst. Das finde ich ganz wichtig und trägt absolut zur Motivation bei - weiterzumachen. Oder? OK, manchmal erschrickt man sich oder ist erstaunt, aber das ist insgesamt überhaupt nicht schlimm.

    Ich erinnere mich an einen Abend in meiner ambulanten Therapie: da sollte unsere Gruppe nach draußen gehen und wir hatten die Aufgabe, paarweise durch die Gegend zu laufen. Wir sollten 10 Minuten stumm auf ALLES achten, was um uns herum ist. Auch Geräusche. Dann sollte der eine dem anderen erzählen, was er gehört, gesehen oder gespürt habe und umgekehrt. Also, WAS wir alles in dieser Zeit "aufgenommen" hatten - war genial...

    Wollte nur sagen, dass ich seitdem ab und dann mich kurz "zurückziehe" und um mich herum alles sehr bewußt anschaue - und entdecke immer wieder Neues, Erstaunliches...

    Und mit der Euphorie ist es doch ähnlich. Jeder erfolgreiche kleine Schritt in Richtung Abstinenz und Trockenheit ist ein "Jubel" wert, sage ich immer. Und dieser Jubel ist nur für DICH gedacht. Sich selbst ehrlich zu loben - ist sehr lobenswert...

    Deine Beispiele sind gut genannt, swiss, und es gibt da natrürlich noch tausend weitere - möchte sie jetzt hier aber nicht aufzählen...

    Ich wünsche UNS weiterhin viel Erfolg.

    Alles wird gut
    8) Frank

  • Hallo wildberries,

    wie du schon erkannt hast, war das der falsche Weg, so einfach ist dat nun auch nicht. Wie ne Unterhose zu wechseln.

    Es geht wirklich darum, akribisch an sich zu arbeiten, alles, aber auch alles, was mit Alkohol zu tun hat, zu meiden. Alte Denkstrukturen, das bisherige Alkumfeld und Verhaltensmuster abzulegen, diese mit neuen Verhaltensmustern zu überschreiben. Wertschöpfung zu betreiben. Und das bedarf einiger Zeit, bevor du dich einmal wieder unter Menschen begibst, die Alkohol trinken. Wenn es denn sein muss. Man denkt dabei, man müsste einen großen Part seines oder allgemein des Lebens aufgeben, resultiert aber nur aus noch nassem Denken.

    Hier in diesem Forum kannst du viel Erfahrungs- und Wissensschatz schöpfen. Ich wünsche dir und allen anderen, macht es einfach gut.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Freund,

    ja, da kann ich Dir nur zustimmen.

    Zitat von Freund


    Es geht wirklich darum, akribisch an sich zu arbeiten, alles, aber auch alles, was mit Alkohol zu tun hat, zu meiden. Alte Denkstrukturen, das bisherige Alkumfeld und Verhaltensmuster abzulegen, diese mit neuen Verhaltensmustern zu überschreiben.


    Speziell hier wähnte ich mich irrtümlicherweise auf der sicheren Seite.

    In meinem Umfeld z.B. gab es keine trinkenden Leute mehr - zwei Gelegenheitstrinker haben (um mich zu untersützen) in meiner Gegenwart keinen Tropfen angerührt und ich Idiot wollte mit meiner Einladung demonstrieren, dass ich seinerzeit (nach knapp einem trockenen Jahr) nicht das geringste Problem mehr habe, andere mit Alkohol zu bewirten. Gleichzeitig sollte es eine Art Dank ausdrücken, dass so lange Rücksicht genommen wurde...

    Aber wie Du schon schreibst: es bedarf einer weitaus gründlicheren Arbeit am gesamten Lebens- und Gedankenkonstrukt, als ich sie im ersten Anlauf betrieben habe. Sie ist weitaus mehr als ein Projekt, das am Tag x abgeschlossen ist.

  • Hallo Karsten,

    ja, exakt diese Erfahrung habe ich auch gemacht.

    Dein Schlußsatz gefällt mir besonders gut und trifft es m.E. ganz genau:

    Zitat von Karsten

    Nein, meiner Meinung sollte dieses Gefühl eher "glücklich" und "zufrieden" heißen und von Dankbarkeit geprägt sein, dass ich wieder ohne Alkohol leben darf.

  • Hallo Karsten,

    also ich muss sagen, im Gegensatz zu den meisten Fällen teile ich hier deine Meinung nicht. Es leuchtet mir nicht ein, wie man einerseits von einem "schwierigen Weg, um trocken zu werden", "immer an sich arbeiten" und ähnlichem reden kann (es handelt sich hier doch wohl schon um eine Leistung, die vom jeweiligen erbracht wird, immerhin kämpft er gegen eine schlimme Suchterkrankung) und dann vom selben Menschen erwartet, das er nicht stolz auf seine erbrachte Leistung ist, natürlich eine Leistung, die er Tag für Tag neu erbringen muss, um trocken zu bleiben, aber doch eine Leistung. Stolz muss doch nicht unbedingt in Arroganz umschlagen, Stolz kann doch auch Motivation sein, das selbe morgen nochmal und noch besser zu schaffen (und das ist es doch genau, wenn ich hier bis jetzt irgendwas kapiert habe, was es bedeutet, trocken zu sein und auch zu bleiben).

    Ich wünsche dir und allen andern ein schönes WE,

    Grüssle, swiss

  • Hallo Swiss,

    Grundthema dieses Threats war/ist Euphorie, ein überschwenglicher Gemütszustand, der die Realität etwas befremden kann. Natürlich ist man jeden Tag „stolz“ auf seine Lebensveränderung, auf das Geschaffte, nur heißt es eben, aus dieser neuen, positiven Lebenslage keinen Übermut zu entwickeln. Man sollte also täglich mit Gelassenheit seinen Weg betrachten, was natürlich nicht bedeutet, dass ein inneres Glücksgefühl dabei unterdrückt werden sollte. Gerade Übermut ist sehr gefährlich, wie Karsten es beschrieb, „Gott“ und der Welt zeigen zu wollen, und ja gerade dem trinkenden Umfeld, was man bewegt hat und wie immun man schon angeblich gegen äußere Einwirkungen ist.

    Viele Betroffene begehen einen großen Denkfehler. Sie meinen, indem sie sich nichttrinkend in ein trinkendes Umfeld begeben, einen „Verhärtungsprozeß“ zu durchgehen. So gemäß >was uns nicht kaputt macht, macht uns nur noch härter<. Ist aber entwicklungshemmend und rückfallgefährdend.

    Du musst jeden Tag zufrieden und glücklich sein.

    Gruß, Freund.

  • … und wir kommen im Grunde genommen wieder auf das Ablegen alter Verhaltensmuster.

    Das suchtgesteuerte Gehirn eines alkoholkranken Menschen ist nach Gründen, Anlässen und Belohnungen ausgerichtet, sich den Alkohol zuführen zu „dürfen“.

    Mich fragte vor kurzem jemand, wie lässt du denn heute Druck ab, wenn er denn da ist ?
    Zumindest nicht mit Alkohol, dass gibt mein trockenes Denken mir nicht mehr vor.

    Ein alkoholkranker Mensch lechzt nach gewissen Tageszeiten, nach gewissen Momenten, man sucht im Unterbewusstsein nach Gründen und Anlässen, ob Trauer, ob überschwängliche Freude, ob Wut, ob Überforderungsgefühle, ob Stolz, ob Über- oder Missmut … , Alkohol zu trinken.

    Und das, liebe Leute, ist nicht normal.
    Ich nehme noch einmal das Beispiel, für das ich einmal von einem „Dissidenten“ belächelt wurde, des Kindes, das ihr einmal ward. Ihr hattet gleiche Gemütszustände und habt nicht getrunken. Weil ihr nicht suchtgesteuert ward. Da muss man wieder hin …, nicht zu dem Kind.

    Und es schließt sich der Kreis. Gerade Euphorie, übermäßiger Stolz sind auch Gemütszustände, aus denen man sein Trinkverhalten rechtfertigte, sein Belohnungssystem einsetzte.

    Hier heißt es, Vorsicht walten zu lassen.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Freund,

    dein Beispiel,unserer gleichen Gemütszustände als Kind und trotzdem nicht getrunken zu haben,ist sehr treffend.
    Ich beobachtete als ich noch trank,aber auch heute noch oft meine 13 jährige Tochter und dachte immer,sie kann doch auch alles ohne Alkohol aushalten,ob lustige Geburtstagsfeiern oder auch mal schlechte Zensuren,egal was es ist,sie durchlebt es ohne Alkohol.
    Und genau das ist es,da muß man wieder hin.

    Liebe Grüße
    Kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

  • Hallo Swiss,
    diese Euphorie kenn ich auch. Brauch nur eine Woche trocken zu sein.
    Dann gehts bei mir los mir der Einkauferei.
    Da wir allerhand "Müll" gekauft (z.B. TCM, Ferngläser, Taschenmesser, Radios etc.).
    Oder aber wie bei Dir gesunde Sachen (Obst, Fruchtsäfte, Kuchen usw.)
    Ich denke bei mir wars immer eine Ersatzbefriedigung bzw. Angst vor der Zeit ohne Alk. Ich hoffe beim nächsten Versuch klappt es bei mir auch ohne diesen Kaufwahn. (War ganz schön teuer)
    Aber gegen gesunde Nahrungsmittel ist natürlich nichts einzuwenden und ich weiß wie ein Orangensaft schmeckt wenn man einige Tage keinen Alk. zu sich genommen hat; so wie er schmecken sollte.

    Wünsche Dir alle gute und viel Erfolg
    Guten Rutsch
    KPS

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Hallo,

    hierzu will auch auch mal etwas schreiben. Ich empfinde natuerlich, da ich noch am Anfang bin, auch eine grosse Freude, es soweit geschafft zu haben. Aber in euphorische Zustaende verfalle ich nicht. Die Gefahr des Uebermuts ist mir ebenfalls bewusst. Im Prinzip bremse ich mich selber etwas aus und mache mir klar, dass sich nichts veraendert hat -- nur ich selbst. Sprich dass die ganzen Probleme und Noete genauso vorhanden sind wie vorher.

    Aber sich an den Veraenderungen und positiven kleinen Detais zu erfreuen kann nicht falsch sein. Was das typische Problem angeht, also dass man Feiern oder Kneipen besucht: Das Problem hatte ich nicht einmal als ich noch getrunken habe, denn ich war immer schon lieber allein oder im sehr kleinen Kreis als in groben, unbekannten Massen. Ich werde in naechster Zeit ohnehin jede Situation meiden, in der ich mich in ein trinkendes Umfeld begeben koennte. Aber wenn ich mir z.B. ueberlege, dass auf der Weihnachtsfeier meiner Firma lediglich 12 Flaschen Wein (und kaum Bier) getrunken wurde (mit ca. 70 beteiligten), sehe ich hier z.B. keine Bedenken... bei der SUSE mit ihren ganzen Suffloechern saehe die Sache da schon wieder anders aus.

    Ich denke dem ein oder anderen mitzuteilen: Uebrigens, ich trinke nicht mehr, ist nicht gefaehrlich sondern foerdernd, gilt es doch, nicht doch noch irgendwann als Luegner dazustehen.

    Was ich jetzt damit sagen will ist dass ich mich durch euphorische Gefuehle nicht abbringen lasse und die Dinge genau analysiere. Nur so kann ich wissen, worauf ich mich einlasse. Und dass ich im Moment noch sehr gefaehrdet bin vergesse ich dabei nie. Die Freude lass ich mir allerdings auch nicht nehmen.

    Gruesse,
    Michael

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