Wie kann ich meinem Co helfen?

  • Hallo Ihr,

    der Einfachheit halber kopiere ich mein Posting aus dem Betroffenen-Bereich hier herein:

    "Heute habe ich mich online zu kostenlosen Programmen meiner Krankenkasse angemeldet: Einmal das 4-Wochen-Anti-Stress-Programm, bei dem man lernen kann, auch unter Druck gelassen zu bleiben und dann noch bei einem Programm, dass einem eine Art Online-Lauf-Coach bietet (ich habe nämlich festgestellt, dass ich nicht optimal laufe seit der letzten Erkältung, aber Laufen ist gut für mich, entspannt mich total und baut überschüssige Kräfte und Agressionen ab, und, und, und). Dienstag beginnt meine Therapie. Mal sehen, wie alles zusammen wirkt.

    Momentan kann ich nicht soviel schreiben, ich befasse mich derzeit in meinen Gedanken sehr mit meiner Entwöhnung und Entwicklung und ganz besonders mit meiner Partnerschaft. Ich habe meinen Gefährten durch meine Sucht über lange Zeit unter starken Stress gesetzt und tue es durch die nun entstehenden - wenn auch positiven - Veränderungen wieder/weiterhin. Ich flippe noch immer aus, wenn ich mit meinen Gefühlen nicht klar komme, schreie ihn an und gehe ihm bannig auf die Nerven, die seit längerem blank liegen. Ich weiß nicht, wie lange er das noch ertragen kann und wie ich ihm helfen kann. Ich will ihn nicht verlieren. Ich nehme daher alles wahr, was sich positiv auf meine Entwöhnung und Persönlichkeitsentwicklung auswirken kann.

    Mein Gefährte ist manchmal nicht einverstanden mit dem, was ich hier schreibe, weil er es vollkommen anders sieht. Möglicherweise haben wir beide Scheuklappen, Kommunikationsprobleme und andere Schwierigkeiten, die uns in unserer Sichtweise einengen. Mich noch mehr als ihn, die mit den inneren Konflikten bin nun mal ich. Ich wünsche mir, dass wir beide lernen, mit meiner Sucht umzugehen."

    Meine Frage ist nun: Was kann ich noch tun, außer nicht zu trinken, um meinem Gefährten allmählich wieder Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln? Er kann es mir selbst nicht recht sagen, vielleicht geht es ihm zu nahe, er schützt sich selbst, wie auch immer - ich fühle mich jedenfalls hilflos. Ich werde bloß wütend, wenn er nicht mit mir redet, wenn er auf dem Sofa schläft, wenn er über meinen Kopf hinweg entscheidet. Wenn er Verhaltensweisen an den Tag legt, als würde ich noch trinken.

    Was würde Euch als Partner/in helfen, wieder Stärke zu sammeln, wieder Selbstvertrauen und Mut zu finden? Oder habt Ihr schon Erfahrungen gemacht? Ich war lange Zeit selber Co, aber da war ich Kind, das ist etwas anderes.

    Euch allen ein gutes Neues Jahr.

    LG, Meni

  • hallo meni,

    für mich als angehörige wird es nur die zeit zeigen, ob und wie ich meinem (ex)freund wieder vertrauen kann, wenn er nicht mehr trinkt. ich bin auch sehr auf distanz, bin misstrauisch, höre dreimal hin am telefon, beobachte, würde mich derzeit auch nicht auf ihn verlassen, plane nur für mich. kurz: ich werde mich erst dann wieder "normal" benehmen können, wenn ich relativ sicher bin, dass er nicht mehr trinkt. und das wird dauern, dafür ist durch die trinkerei zu viel kaputtgegangen, um "nur" durch den vorsatz den nicht-trinkens wieder zu einem normalen leben zurückkehren zu können. ist bei mir jedenfalls so.

    was mich persönlich momentan nervt ist, dass er so bemüht ist nett zu sein. hört sich vielleicht komisch an, kann ich auch schlecht erklären. ich hab so ein bisschen das gefühl, dass er das schlechte gewissen oder was auch immer übertrieben versucht zu kompensieren. heute zum beispiel waren wir in der stadt einen kaffee trinken. ich wusste, dass er noch zur apotheke musste und hab gesagt, wir können doch auf dem rückweg kurz nen schlenker machen. für sowas banales hat er sich überschwänglich bedankt. sowas find ich doof weil unnatürlich. der umgang ist nicht "normal", sondern irgendwie übertrieben förmlich. vielleicht benimmst du dich auch ein bisschen so?

    gruß

    lavendel

  • Ein wichtiger Ansatz zum Nachdenken, Lavendel. Das "normale" Leben mit dem Partner zu beginnen, nichts falsch machen zu wollen, ist vielleicht ein echter Hemmschuh. Viele, wenn nicht sogar die meisten von uns Süchtigen, haben Angst vor Konfrontation. Wir wollen lieb sein, geliebt, nicht anecken. Wir haben nicht gelernt, dass wir auch dann noch liebenswert sind, wenn wir nicht so bequem funktionieren. Defizit Nummer 1.
    Voll haben wir uns getraut, waren unbequem. Oder einfach nur widerlich.

    Was wünschst Du Dir für Dich, Lavendel? Ich lese Dich schon länger und finde es gut, dass Du ehrlich bist. Danke, dass Du die Diskussion aufgenommen hast.

    LG, Meni

  • Hy meni!
    ich kann dich gut verstehen!Ich befinde mich zur zeit in der situation wie die deines gefährten!mein "lebensgefährte" bemüht sich nichts falsch zu machen und manövriert sich damit gegenüber mir total ins abseits!ich möchte nur sehen,das er klar kommt,trocken sein leben meistert und das über längere zeit.nach so vielen enttäuschungen,erniedrigungen kann ich nicht einfach umschalten auf"neues leben".nicht nur er muß das ganze verarbeiten auch ich.und am besten hilft da sich austauschen!das klappt bei uns ganz und gar nicht!!!leider.
    doch kenne ich auch deine seite,denn ich bin nun seit fast 3jahren trocken und habe auch da gestanden, nüchtern mit aufeinmal soviel gefühlen und gedanken,die ich erst mal selber sortieren mußte,da ich die ja garnicht mehr kannte!!dann das fehlende selbstvertrauen,das sich erst langsam wieder aufbauen muß.zwischenmenschliche beziehungen,ganz schwierig.
    aber verlier nicht den mut!!!lob dich jeden tag selber,klopf dir auf die schulter und sag dir: bis hier hin hab ich`s geschafft und jetz weiter!belohn dich!tu dir was gutes!hört sich blöde an,aber auch das hilft und stärkt das selbstwertgefühl!sag deinem gegenüber was positives und auch was negatives,fang mit kleinen dingen an!sowas wie ich mag dich aber lieber wenn du frisch rasiert bist!
    so hab ich es langsam geschafft,für mich das gefühl zu haben das ich doch richtig ticke nur noch etwas übung brauche!
    Gib nicht auf!!!!bist schon soweit!!
    gruß pjal :lol:

    Es gibt keine dummen fragen,nur dumme antworten!

  • Hej Pjal,

    was Du mir sagst (und fühl Dich von mir dafür ganz warm und dankbar umärmelt) ist eigentlich das, was ich als Abhängige lernen möchte, soll: nämlich mich liebzuhaben, an mir zu arbeiten, weil ich sonst auch meinem Partner keine Schulter bieten kann.

    Dann bin ich vielleicht auf dem richtigen Weg.

    LG, Meni

  • hallo meni,

    Zitat von Meni

    nichts falsch machen zu wollen, ist vielleicht ein echter Hemmschuh. Viele, wenn nicht sogar die meisten von uns Süchtigen, haben Angst vor Konfrontation. Wir wollen lieb sein, geliebt, nicht anecken. Wir haben nicht gelernt, dass wir auch dann noch liebenswert sind, wenn wir nicht so bequem funktionieren. Defizit Nummer 1.

    Was wünschst Du Dir für Dich, Lavendel? Ich lese Dich schon länger und finde es gut, dass Du ehrlich bist. Danke, dass Du die Diskussion aufgenommen hast.

    was ich mir wünsche? dass mein freund wieder "normal" wird, und damit meine ich, so wie vor dem exzessiven trinken. er war am anfang unserer beziehung relativ dominant, was mir in vielen punkten gut getan hat, dass mir mal ein mann die stirn bietet. war mir vorher noch nie passiert :wink:, da ich ein ganz schöner dickkopf sein kann. im laufe seines trinkens ist mein freund nicht nur immer weinerlicher und selbstmitleidiger geworden, sondern auch "kriecherischer". blödes wort, fällt mir aber kein anderes ein. eben so wie für etwas überschwänglich zu danken, was eine selbstverständlichkeit ist. er hat mal gesagt, er will wieder respekt von mir. da er aber während seines trinkens immer mehr sein rückgrat verloren hat, habe ich den respekt vor ihm verloren. den hätte ich gerne wieder, aber den kann ich nur vor einem menschen mit rückgrat haben. verstehst du was ich meine?

    er soll schon wissen, was er für einen mist gebaut haben, und ich will auch sehen,dass er das einsieht. das heißt nicht, dass er nichts "falsch" machen "darf", das ist unsinn. aber ich will ihn nicht wie einen geprügelten hund sehen. da kann ich keinen respekt entwickeln.

    das ist vielleicht auch das, was du mit sich selbst lieben meinst. ich weiß, dass das selbstbewusstsein mein freundes oft nur gespielt war, ich glaube, er mag so gut wie nichts an sich. das wünsche ich mir auch: dass er sich mag. weil ich weiss, dass nur daraus echtes selbstbewusstsein entsteht und auch ein robusterer umgang mit dem alltag, und man damit weniger anfällig ist für das, was andere denken, meinen, sagen. weil man dann mehr in sich selbst ruht und nicht so leicht umkippt. nur ein partner, der nicht ständig wackelt, kann einem auch mal ne starke schulter bieten, oder eben die stirn, wenns sein muss :wink: .

    lavendel

  • Hallo meni,

    ich würde mir von meinen Partner wünschen, dass er mehr mit mir reden würde - also darüber wie er sich fühlt, was ihn frustet, was ihn stolz macht - halt über seine Gefühlswelt. Da nicht jeder jeden Tag unbedingt gesprächswillig ist sollte man sich vielleicht 1 x die Woche gemütlich zusammensetzen, eine behagliche Atmosphäre schaffen und über die Woche, über Ängste, Ärger usw. in Ruhe sprechen.

    Und das er "Hilfe" annimmt, aber dabei das für sich Wichtige besser rausfiltert und anwendet. Oft hat man das Gefühl das neu Erlente wird 1:1 einfach umgesetzt - ohne Rücksicht auf die Gefühle des Partners. Ich denke, wenn beide an der Beziehung arbeiten, muss es möglich sein respekt- und liebevoll weiter miteinander umzugehen.

    Man soll ja den Alltag neu strukturieren. Gewohnheiten über Bord werfen, neue Hobbys und Beschäftigung einplanen - aber sicher hat jeder auch liebgewonnene Rituale. Warum gleich alles rigeros ablegen und ändern. Das eine oder andere Vertraute beibehalten, ausbauen - einfach zeigen, dass das "gemeinsame" Leben noch einen wichtigen Wert für einen hat.

    Ich stelle gerade fest, es ist gar nicht so einfach auszudrücken, was man für Vorstellungen und Wünsche am trockenen Partner hat.

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Sorry - dibo wacht auf :) - und möchte sich da mal kurz einklinken:

    Ich denke mal, Lavendel, ein angebrochenes Rückgrat ist nur schwer zu heilen, indem man den Kranken auffordert, endlich wieder gerade zu gehen. Das kann tierisch weh tun und deshalb ist es auch normal, dass der Patient noch eine Weile ständig wackelt. Viele der - aber natürlich nicht alle - Kranken wissen ja noch, wie sich ein gesundes Rückrat anfühlt und suchen selbst verzweifelt oder angestrengt nach dem besten Weg, aus der Schonhaltung zu kommen.

    Wenn man deshalb den Respekt vor einem Kranken verliert, weil er nicht schnell genug mit der Heilung voran kommt, und ihm das auch noch deutlich zu verstehen gibt, dann fühlt sich der Kranke ja möglicherweise erst Recht schon mal wie ein geprügelter Hund und dann könnte es ja sogar sein, dass sich die berühmte Katze irgendwie in den Schwanz beisst.

    Ich habe allergrößten Respekt vor allen, die hier und draußen ernsthaft und zum Teil auch in mehreren Anläufen versuchen, ihre Krankheit zum Stillstand zu bringen (mich eingeschlossen). Und ich bewundere die Angehörigen und Partner, denen es gelingt, die im jeweiligen Fall angemessene Mischung aus Selbstschutz und liebevoller Unterstützung zu finden.

    War nur so ein Gedanke...

    Das Thema finde ich klasse, Meni. Ich weiß an dieser Stelle überhaupt nicht, wie ich mich verhalten soll, ich fühle mich gelähmt. Gerade deshalb finde ich es super, dass sich hier im Forum Abhängige und Co-Abhängige über ihre Erfahrungen austauschen können.

    Liebe Grüße
    - dibo -

    "Wer Schmetterlinge lachen hört,
    der weiß, wie Wolken schmecken..."
    (Novalis)

  • hallo,

    da hab ich mich vielleicht ein bisschen missverständlich ausgedrückt.

    Zitat von dibo

    Ich denke mal, Lavendel, ein angebrochenes Rückgrat ist nur schwer zu heilen, indem man den Kranken auffordert, endlich wieder gerade zu gehen. Das kann tierisch weh tun und deshalb ist es auch normal, dass der Patient noch eine Weile ständig wackelt. Viele der - aber natürlich nicht alle - Kranken wissen ja noch, wie sich ein gesundes Rückrat anfühlt und suchen selbst verzweifelt oder angestrengt nach dem besten Weg, aus der Schonhaltung zu kommen.

    Wenn man deshalb den Respekt vor einem Kranken verliert, weil er nicht schnell genug mit der Heilung voran kommt, und ihm das auch noch deutlich zu verstehen gibt, dann fühlt sich der Kranke ja möglicherweise erst Recht schon mal wie ein geprügelter Hund und dann könnte es ja sogar sein, dass sich die berühmte Katze irgendwie in den Schwanz beisst.

    ich rede nicht vom alkoholismus, wo ich von meinem gegenüber erwarte, dass er ihn schnell "heilt". dass das nicht geht, weiss ich. ich meine mit dem wackeln auch nicht das schwanken beim umgang mit der sucht. ich bezog das auf ganz normale alltagsdinge, die eben jetzt (nach dem trinken, und teilweise auch währenddessen schon) anders sind als früher. wie ich schrieb: der überschwängliche dank, weil wir 200 m "umweg" durch die stadt gelaufen sind, um an einer apotheke vorbeizukommen. SOWAS finde ich albern. früher hätte man gesagt "ich geh noch kurz zur apotheke, ok?", der andere hätte sich eingehakt, und das ganze wäre völlig normal gewesen.

    ein dreimaliges nachfragen "darf ich dich anrufen". was meni vorher schrieb, die angst etwas "falsch" zu machen. solche verhaltensweisen meinte ich. DA würde ich mir wünschen, dass der umgang wieder "normal" wird. und da finde ich nicht, dass meine erwartungshaltung zu groß. sowas erwarte ich von jedem erwachsenen menschen. und erst recht von meinem partner.

    vielleicht poche ich auch so darauf, weil ich das so von meinen eltern kenne. wenn die mal wieder kräftig getrunken hatten und langsam wieder nüchtern wurden, waren sie furchtbar zerknirscht und wir kinder konnten von ihnen all das kriegen, was wir wollten, und was es in nüchternen zeiten nicht gab. da hatte ich dann auch keinen respekt mehr. weil ich genau wusste, dass es eben nur dem alkohol geschuldet war. ach, ich kanns nicht richtig erklären.

    ich habe respekt vor meinem (ex)freund, dass er jetzt scheinbar schon seit wochen nichts mehr trinkt. ich habe respekt, dass er zweimal in der woche zum kreuzbund geht. ich habe respekt, dass er seiner familie und manchen freunden gegenüber ehrlich sagt, dass er alkoholiker ist. ich habe respekt, dass er acht kilo abgenommen hat, was er schon seit jahren wollte. und ich finde, dass er darauf stolz sein kann, und deshalb verstehe ich eben auch nicht, warum er sich mir gegenüber in solchen kleinigkeiten wie dem gang zur apotheke so wenig souverän verhält.

    lavendel

    p.s. tja dibo, hoffe, du kannst jetzt trotzdem schlafen :wink: . aber eigentlich hab ich ja auch meni geschrieben, und nicht dir 8) .

  • Hi Lavendel,

    aber ich habe Dir geschrieben 8) . Meni wird das schon verkraften. War irgendwie wirklich etwas missverständlich ausgedrückt... aber jetzt ist mir aaalles klar :wink:

    Ach halt nee, wäre es nicht auch irgendwie souverän, eine Kleinigkeit auch als solche stehen zu lassen? Einhaken und abhaken?

    Übrigens ist Angst m.E. keine Verhaltensweise, sondern eine Reaktion. Man kann ängstlich auf alles mögliche reagieren, z.B. auch auf Ablehnung...

    Gute Nacht - dibo -

    "Wer Schmetterlinge lachen hört,
    der weiß, wie Wolken schmecken..."
    (Novalis)

  • Keine Sorge, in meiner Anfrage geht es nicht um mich, sondern darum, wie ich meinen Gefährten besser verstehen kann und ihn unterstützen kann. Das ist für mich sehr wichtig, weil ich ihn liebe und ihn nicht verlieren möchte. Durch mein Trinken hat er halt auch sein Verhalten verändert (verändern müssen), und ich wünsche mir, dass wir wieder in eine Richtung gehen, die uns beiden gut tut.

    LG, Meni

  • Hallo Zusammen,

    ich habe mal irgendwo gelesen, daßman sich klar machen soll, daß mein keinen schlechten, sondern einen kranken Menschen vr sich hat und vor allem keine Vorwürfe machen soll.

    Ich findes es dennoch furchtbar schwer, wieder an etwas gemeinsames anzuknüpfe. Ich habe angesichts all der Lügerei, der Agressionen und Streitereien den Respekt verloren. Ein paar mal ist mein Lebensgefährte im Streit so ausgerastet, daß er mit allem möglichen geworfen hat, eine Flasce Wasser in meiner Wohnung verteilt hat in dem er das Wasser über alle Unterlagen, an die Wände gegossen hat und dann mit der offenen Flasche nach mir geworfen hat. Ein anderes Mal hat er mit der naßen Wäsche vom Wäscheständer auf mich eingedroschen.

    Kann man da jemals den Respekt wiedererlangen?

  • Ich glaube, ich schreibe irgendwann mal ein Buch, nein Zwei: 1.) Der Alkoholiker, die Mimose 2.) Der Co-Abhängige, Aufzucht und Hege.

    Liebe Angehörige, ich verstehe eueren Unmut, die Verzweiflung, den Frust, die Sorge, alles, was euch da bewegt. Und ich finde es absolut super, dass ihr euch noch Gedanken macht, wie es in den Beziehungen mit einem (trockenen) Alkoholiker weiter gehen kann.

    Was ich bei all diesen Diskussionen jedoch vermisse, ist folgendes Grundverständnis:

    1.) Der Weg vom Missbrauch zur Sucht ist meistens sehr lange. Wir reden hier über Jahre, nicht über Monate.
    2.) Alkohol verändert einen Menschen in seiner gesamten Persönlichkeit.
    3.) Ist ein Partner in der Beziehung zum Co-Abhängigen geworden, so geschieht auch das über einen Zeitraum von Jahren.

    So, und übereinstimmend höre ich von Angehörigen regelmässig den Wunsch (nicht nur hier im Forum):
    "mein Partner soll bitte wieder so sein wie früher, nur ohne den Alkohol!

    Hallo, aufwachen: wenn er (="der Alkoholiker") in seinem Leben "so wie früher" zufrieden gewesen wäre, hätte er nicht getrunken bis zur Sucht!
    Das heisst, irgend etwas an/in ihm selbst hat "nicht gestimmt". Er hat bewusst getrunken, es hat ihn niemand dazu gezwungen, schon gar kein Angehöriger!
    So, und nun ist der Alkohol erst mal weg - jahrelang eingeübte Verhaltensmuster müssen "über Bord geworfen" werden, neue Strategien für ein trockenes Leben entwickelt werden!
    Klartext: es entsteht ein "neuer Mensch". Einer, der sehr häufig nichts mehr mit dem "von Früher" gemeinsam hat! Und der (ich vergleiche das sehr gerne so) wie ein kleines Kind erst mal das "richtige Leben" lernen muss - er kannte ja nur die "Suff-Strategien".

    Ich weiss, das ist jetzt nicht das, was man gerne liest, aber in den meisten Fällen trifft es genau den "Wunden Punkt". Nicht umsonst werden die meisten Partnerschaften im Stadium der Trockenheit des Alkoholikers beendet - der Partner hat sich zu sehr verändert, es ist oftmals keine gemeinsame Basis mehr da (ganz zu schweigen von den z.Teil massivsten Vertrauensbrüchen schon während der nassen Zeit, die klammere ich hier im Beitrag bewusst aus, da es sonst zu weit führt).-

    Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma, den ich kenne, ist, dass beide Partner an sich arbeiten um eine wirklich neue Partnerschaft aufzubauen.

    "Ich habe doch nicht getrunken, warum soll ich mich denn verändern", fragen mich viele Angehörige immer wieder. Nun, mal ehrlich: wäre ja auch am bequemsten so, nicht? Wird aber nicht funktionieren. Denn der "neue" Partner (=der trockene Alkoholiker) hat sich bereits verändert. Wenn der Angehörige seinerseits nun nicht auch sich den neuen Gegebenheiten stellt, sondern auf althergebrachtem beharrt, es einfordert, dann wird er naturgemäß mit diesem "neuen" Partner nicht mehr harmonieren...wie in jeder Beziehung, die sich nicht regelmässig erneuert und anpasst.

    LG,

    Spedi

    P.S.: ein äusserst interessantes Thema. Ich würde mich freuen, das hier auch weiter vertiefen zu können - rein sachlich, ohne Emotionen. Mir liegt sehr viel daran!

  • Hallo Spedi,

    Zitat

    Klartext: es entsteht ein "neuer Mensch". Einer, der sehr häufig nichts mehr mit dem "von Früher" gemeinsam hat!

    Selten entsteht dieser neue Mensch aus sich selbst heraus ! Also wird er geformt - von anderen Menschen, die die sich u. a. Therapeuten, Berater oder gar Psychologen nennen. Eins haben diese Menschen alle gemeinsam - meines Erachtens haben sie alle nach dem gleichen Lehrbuch gelernt. Trotz massivster Rückfälle - die wenigstens schaffen es über laaange Jahre trocken zu bleiben - bleiben sie bei ihrem System ! Es gibt kein dazulernen, keine Abweichungen - die Erfolgsquote ist minimal geblieben - aber es wird munter nach Schema F therapiert. Ganz bös formuliert wäre eine besprochene CD billiger, die mit den zig Geboten des Trockenwerdens besprochen wird.
    Das ist kein neuer Mensch ! Das ist ein nach festen Regeln geformter Mensch.

    Zitat

    Und der (ich vergleiche das sehr gerne so) wie ein kleines Kind erst mal das "richtige Leben" lernen muss - er kannte ja nur die "Suff-Strategien".

    Ein kleines Kind ist neugierig, wissbegierig, dem Neuen gegenüber aufgeschlossen und ziemlich unbefangen dabei - es hat keine Vorurteile, es vertraut, ist in keiner Weise verbittert oder unbelehrbar.

    Zitat

    "Ich habe doch nicht getrunken, warum soll ich mich denn verändern", fragen mich viele Angehörige immer wieder. Nun, mal ehrlich: wäre ja auch am bequemsten so, nicht? Wird aber nicht funktionieren. Denn der "neue" Partner (=der trockene Alkoholiker) hat sich bereits verändert. Wenn der Angehörige seinerseits nun nicht auch sich den neuen Gegebenheiten stellt, sondern auf althergebrachtem beharrt, es einfordert, dann wird er naturgemäß mit diesem "neuen" Partner nicht mehr harmonieren...wie in jeder Beziehung, die sich nicht regelmässig erneuert und anpasst.

    Was sollte man an sich ändern ? Soll ich mich um 360° drehen, mich auf die Couch knallen und rufen: "Schatz, mach Du das mal - Du kannst das besser ?" "Ich hab jetzt keinen Bock darauf - das ist jetzt DEIN Part" oder was ? Wieso schätzen mich alle anderen Leute nur mein Partner nicht mehr ? Was ist auf einmal an mir so falsch ? Ich weiß was an mir dann auf einmal so falsch ist ! Ich bin der ihm am nächsten stehende Mensch der allen Sch... miterlebt hat bis in die tiefsten Tiefen - und die Erkenntnis ist bitter und hart !! Für ihn - nicht für mich.

    Da kommt dieser veränderte Mensch nach Hause rümpft die Nase - erzählt das muss geändert werden, dies müssen WIR anders machen, jenes ist total verpönt. Zaghaft versucht man einen Einwand (manchmal steckt sogar eine Logik dahinter) und man erntet einen bösen Blick - ich habe das so gelernt ! "Wenn ich mich in einer Situation nicht mehr wohlfühle soll ich diese verlassen" :shock: - "wenn Du nicht mitmachst - dann geh ich halt" :shock: und und und und
    Wo ist da noch die Gemeinsamkeit ? Es wird ja nicht nett gefragt, drüber gesprochen - es kommen gradlinige Anweisungen - "zieh mit sonst geht da gar nicht mehr mit uns".


    Stimmt das Trockenwerden ist ein langjähriger Prozess; das neue Miteinander aber auch - da sollte man gemeinsam reinwachsen - beide Seiten müssen Toleranz zeigen; nicht mit geballtem Wissen um sich schlagen und alles als Wort "des Heiligen Therapeuten" an die Wand nageln !

    Kann ich nur mithalten und verstehen, wenn ich mich selbst therapieren lasse ? Stossen dann 2 extrem kontroverse "neu" geformte Menschen aufeinander ? Jeder will sein Erlerntes anwenden und durchziehen - na Mahlzeit :roll:

    Grüßle
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • hallo,

    Zitat von Spedi

    Was ich bei all diesen Diskussionen jedoch vermisse, ist folgendes Grundverständnis:

    1.) Der Weg vom Missbrauch zur Sucht ist meistens sehr lange. Wir reden hier über Jahre, nicht über Monate.
    2.) Alkohol verändert einen Menschen in seiner gesamten Persönlichkeit.
    3.) Ist ein Partner in der Beziehung zum Co-Abhängigen geworden, so geschieht auch das über einen Zeitraum von Jahren.

    oh, wir (die) cos sind so doof, dass sie über selbstverständlichkeiten belehrt werden müssen. danke für die nachhilfe! da bin ich ja froh, dass mir das mal jemand erklärt hat.

    sorry, die ganz einfache frage war, was man sich als angehöriger von einem (früher) trinkenden partner wünscht. und ganz einfach auf diese frage hier gabe ich (und haben andere) geantwortet. und sorry, es tut mir leid, ich wünsche mir meinen partner nach wie vor so, wie er vor seinem exzessiven trinken war. darüber hinaus wünsche ich mir natürlich auch (für ihn, und letztlich auch für uns), dass er die dinge, die ihn zum trinken getrieben haben schafft zu bewältigen, bzw. damit zu leben. ich bin jetzt mal so selbstbewusst zu sagen, dass sein trinken nichts mit mir zu tun hatte. ich bin nicht bereit, dinge, die mir wichtig sind und die ich für mich für richtig erachte sein zu lassen oder zu ändern, um meinem partner zu gefallen. DAS habe ich nämlich im co-stadium zu genüge getan.

    ich bin sehr wohl bereit, vieles in meinem leben zu ändern, wenn es dazu beiträgt, meinem partner ein alkoholfreies leben zu erleichtern. ich bin sehr wohl bereit, auf wünsche einzugehen und kompromisse zu schliessen. aber ich bin nicht bereit, meinen partner jetzt monatelang mit samthandschuhen anzufassen, damit er stressfrei sein neues leben aufbauen kann. wenn er noch ein gemeinsames will, dann erwarte ich, dass ich in diesen neuaufbau einbezogen werde. ich habe nämlich auch bedürfnisse.

    lavendel

    p.s. das thema ist spannend, keine frage. aber wer es ohne emotionen diskutieren möchte, sollte vielleicht überheblichkeit und polemik vermeiden :wink: .

  • Da wir uns alle in einem Bereich bewegen, der seinen Finger oft auf empfindliche Stellen legt, stört es mich eher nicht, wenn sich Fragen und Diskussionen anders entwickeln als beabsichtigt, aber Du hast Recht, Lavendel, meine Frage liegt mir sehr auf der Seele: Was kann ich als Alkoholiker tun, um meinem Co zu helfen? Meine Probleme als Abängige kenne ich nur zu genau, mit welchem Kummer ein Co sich herumschlagen muss, ist mir nicht fremd.

    Dass Dein Gefährte sich teilweise demütig benimmt, kann aus dem unendlichen Gefühl der Dankbarkeit entsprigen, dass Du überhaupt noch da bist, zu ihm hältst. Dass er Dir etwas wert ist. Ich wollte das erst nicht schreiben, das geht schon sehr ans Eingemachte, aber mein Gefährte meint, wenn wir uns hier alle gegenseitig helfen wollen, sollte auch im Co-Breich Offenheit herrschen.

    LG, Meni

  • ..damit hat dein Gefährte auch verdammt Recht, Meni :)

    Mein Mann ist seit Di in der Entgiftung, hatte bis gestern absolute Kontaktsperre und ich schlucke seit Do Psychopharmaka. Ich versuche zu erklären, wie ich mich jetzt fühle.

    Ich habe mir in den Jahren eine uneinnehmbare Mauer um mich herum aufgebaut und mir eingeredet, dass ich über allem stehe und meinen Mann nicht wirklich mehr liebe.
    Alles Mist - soviel von vornherein.
    Ich habe meinen Job, den Haushalt, die Kinder und die Tiere alles alleine erledigt, ich war zwar mit Partner, aber der war mehr wie ein weiteres Kind. Ich hätte so sehr jemanden zum anlehnen gebraucht, aber nur Unverständnis ( du hast ein Problem, Bier trinken ist normal), Ignoranz ( quatsch, er torkelt doch nicht) und Unwillen ( das liegt nur daran, dass DU arbeiten gehst und er zuhause bleiben muss. das kann man keinem intelligenten Mann zumuten.) von meiner Umwelt ( meine Eltern) geerntet.
    Als mein Mann in die Entgiftung ging, ist diese Fassade in sich zusammengestürzt. Ich habe geheult und lange aufgestaute Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit kamen an die Oberfläche.
    Am Schlimmsten war für mich, das ich ausgeschlossen wurde. Ich wusste nicht, wie es meinem Mann geht, er wurde behandelt wie ein Kind, durfte nur 1x für 3 min unter Aufsicht mit mir telefonieren und auch dort wurde ihm dazwischen gequatscht und daraus resultierte, dass ich nicht wusste , ob er mich überhaupt sehen will, wie es mit unserer Ehe aussieht, welche Art der Therapie er nach seiner Entlassung machen will, ob das Besprochene überhaupt noch gilt oder ob sie ihn total umkrempeln, da diese Psychiatrie nur eine stationäre LzT akzeptiert und man lieber den Patienten entgiftet und direkt zur Therapie fährt, ohne dass er nochmal nach Hause kommt. Mein Mann hat letzteres abgelehnt und wird am Mi/Do nach Hause kommen.
    Ich habe angefangen, über mein Verhalten während seiner nassen zeit nachzudenken. Ich habe viel gemotzt, geschrien, war ungerecht, unfair, wusste alles besser, habe ihn mit Liebesentzug gestraft und ihm das Gefühl gegeben, dass ich nur mit ihm lebe, weil ich keinen billigeren Babysitter bekomme und ihn nicht liebe....
    Gleichzeitig hat mein Mann für sich reflektiert, wie das Leben an seiner Seite für mich gewesen sein muss und dass er nie wieder trinken will.

    Die Kontaktsperre ist sicherlich angebracht, wenn man einen ebenfalls süchtigen Partner hat, aber für bestehende Beziehungen und vor allem für die Kinder ist es Gift. Man wird so unsicher, ist so alleine, denn in der nassen Zeit musste man alleine funktionieren und jetzt wird man auch noch weggestoßen und ist wieder alleine, während der Partner Hilfe erhält, ja , zeitweise wird man behandelt, als wäre man eine Gefahr für die Trockenheit. ich finde, da ist eine Lücke im System, egal, wie die " Erfahrung" aussehen mag, man muss differenzieren und nicht, wie Diandra sagte, nach einem bestimmten Schema, rehabilitieren.
    Alkoholismus ist eine Familienkrankheit, sie hinterlässt Spuren bei jedem Familienmitglied.
    Mein Mann schämt sich und will alles wieder gut machen
    Ich hatte einen Nervenzusammenbruch, aus Überforderung resultierend und war unfähig, mich um mehr als um den Pizzaservice zu kümmern und mit meinen Kinder zu schmusen und ihnen meine tiefe Traurigkeit zu erklären.
    Meine Kinder sind zutiefst verunsichert, weil der Papa (die Hauptbezugsperson) auf einmal nicht mehr für sie da sein kann, sie leiden unter der Kontaktsperre und sind einfach nicht in der Lage, damit umzugehen. Sie verlieren jegliches Vertrauen in ihre erwachsene Umwelt, sprich die Eltern, weil der Papa sang- und klaglos verschwand (niemand hat uns im Vorfeld über die Sperre aufgeklärt) und die Mama gleichzeitig ein Wrack wurde, dass bei "Guten Morgen" schon in Tränen ausbrach.
    Das wäre alles vermeidbar gewesen!

    Wir haben gestern viel geredet, sind uns einig, dass diese Art der Reha für uns nicht in Frage kommt, weil sie uns entfremdet und wir beide (mein Mann und ich) nicht damit umgehen können, wenn wir nicht gemeinsam für seine Trockenheit arbeiten können.
    Ich habe sämtlichen Alkohol aus der Whg entfernt, heute kommt die letzte Fuhre Leergut dran und die Wein-, Bier-, Sekt-, Cognacgläser werden verschenkt.
    Ich habe ihm Lebensmittel ins Krankenhaus gebracht, natürlich nicht, ohne mir vorher jede Zutatenliste peinlichst genau durchzulesen. Am Sonntag kommen Kosmetika und Medikamente dran und ich habe auch nicht den Eindruck, dass ich auf etwas verzichten muss ( die 2 Gläser Rotwein pro Jahr kann ich mir sparen), sondern dass ich aktiv unterstützen kann. Das tut mir gut und mein Mann fühlt sich verstanden und ernst genommen.

    Ich bin sicher, dass man Beziehungen retten kann, wenn sich beide Mühe geben und wenn man viel miteinander redet. ich habe meinem Mann gestern gesagt, er möge doch bitte mit mir über seine Gefühle reden. Ich kann nicht wissen, was in ihm vorgeht - das muss er mir sagen! Wenn er auf mich sauer ist, ich mich daneben benehme und ihn bevormunde, möge er es mir bitte sagen, denn auch für mich ist alles neu. Umgekehrt selbstverständlich auch, ich sage nun, dass ich küssen oder in den Arm will - ich warte nicht, bis er evtl auf die Idee kommen könnte, denn ich habe begriffen, dass das zu viel verlangt ist.
    Ich brauche das Gefühl, dass er mich liebt, mich in den Arm nimmt und dass ich nicht nur seine Frau, sondern auch seine beste Freundin bin.
    Vertrauen ist ganz wichtig, positive Bestärkung von beiden Seiten, Humor, Liebe und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
    Man muss nicht perfekt sein, ich will auch nicht, dass mein Mann wie früher wird, denn wie Spedi sagte, das brachte ihn zum trinken.
    Ich möchte, dass mein Mann glücklich und gesund ist und das geht mir über alles - dafür stehe ich ihm zur Seite und habe gestern das allererste Mal mit ihm gesprochen, als er nüchtern war. Ich bin unbändig stolz auf ihn und das habe ich ihm auch gesagt. Auch das erachte ich für wichtig, dass man sich gegenseitig sagt, wenn man glücklich, stolz, zufrieden ist und vor allem - das man sich liebt und es ZUSAMMEN durchsteht, egal was kommt. Nur nicht aufgeben...und wir 6 (die Kinder, mein Mann und ich) bilden eine Einheit, die sich gegenseitig unterstützt und hilft...und es geht nicht um Schuld, sondern darum, diese tödliche Krankheit zu stoppen.

    Wir haben uns vorgenommen, einen Schlussstrich zu ziehen und uns nicht durch schlechte Erfahrungen und Misstrauen zu belasten - wir reden miteinander und zeigen uns so wie wir sind, nicht wie der andere uns gerne haben möchte - und das ist toll !!!!

  • Zitat von lavendel

    hallo,
    oh, wir (die) cos sind so doof, dass sie über selbstverständlichkeiten belehrt werden müssen. danke für die nachhilfe! da bin ich ja froh, dass mir das mal jemand erklärt hat.

    Servus Lavendel,

    genau das wollte ich damit nicht. Sondern auf die Zeiträume aufmerksam machen. Sei doch mal ehrlich: wie lange ist es jetzt her, dass Dein Partner trocken ist? Ein halbes Jahr? Ein Jahr? Und wie lange hat er schon ein Alkoholproblem (nicht nur die Zeit, in der er exzessiv getrunken hat)?
    Ich bin der Meinung (obwohl ich die Ungeduld durchaus nachvollziehen kann), dass hier "zu viel in zu kurzer Zeit" erwartet wird. So schreibst Du z.B.

    Zitat

    aber ich bin nicht bereit, meinen partner jetzt monatelang mit samthandschuhen anzufassen

    Das mag auch für Dich so stimmen, die Frage ist nur, ob es für Deinen Partner auch so stimmt. Wenn nicht, dann hat zu diesem Zeitpunkt einer von euch beiden ein Problem, dass einfach nicht anders lösbar ist, als durch Zeit.

    Diandra, du schreibst:

    Zitat

    Selten entsteht dieser neue Mensch aus sich selbst heraus ! Also wird er geformt - von anderen Menschen, die die sich u. a. Therapeuten, Berater oder gar Psychologen nennen

    Da kann ich Dir nicht zustimmen. Diese Personen geben dem Suchtkranken lediglich ein "Rüstzeug" an die Hand, mit dem der Anfang eines trockenen Lebens "gemeistert" werden kann.
    Wer meint, damit alleine könne er auf Dauer trocken bleiben, der wird "Schiffbruch" erleiden. Der Suchtkranke muss mit diesem "Grundwissen" anfangen, sich ein neues Leben aufzubauen, eines, dass für ihn stimmig ist, und in dem er eine Zufriedenheit erreicht. Diese Zufriedenheit -und nur diese- wird ihm ein dauerhaft trockenes Leben ermöglichen.

    Weiter sagst Du:

    Zitat

    Wieso schätzen mich alle anderen Leute nur mein Partner nicht mehr ? Was ist auf einmal an mir so falsch ?


    Nun, an Dir ist gar nichts "falsch". Aber ist es auch das, was Dein Partner sucht, sich wünscht und was er zu leisten im Stande ist? Du setzt das Voraus, was nicht heisst, dass es so ist.

    Zitat

    Wo ist da noch die Gemeinsamkeit ?


    Das könnt nur ihr beide herausfinden - und es kann durchaus sein, dass da keine mehr ist. Und das ist dann einfach auch so zu akzeptieren.

    Und genau da liegt für mich "der Hase im Pfeffer". Viele Angehörige sind der Meinung, sie hätten das ganze Thema jetzt lange genug "um die Ohren gehabt", mit Beginn der Trockenheit des Alkoholikers müsse eine Art Schlußstrich "unter die Angelegenheit" gezogen werden.

    Leider trifft das auf den Alkoholiker nicht zu. Diese Krankheit bleibt ein Leben lang bestehen, und nur wer sich permanent dazu aufrafft, sein Tun und sein Leben zu hinterfragen, wird auf Dauer trocken bleiben. Sicher, vieles, was jetzt in der Anfangsphase noch schwierig ist, wird im Laufe der Jahre leicht(er), es wird "Gewohnheit" und drängt sich nicht mehr so in den Vordergrund. Und vieles, was in der Anfangsphase an Unsicherheit da ist, wird mit den Jahren zur Selbstverständlichkeit.

    Nur, nochmals, das alles dauert seine Zeit. Nicht Monate, sondern zum Teil Jahre. Und ich kann nur wiederholt davor warnen, sich selbt und dem Alkoholiker diese Zeit nicht zu geben. Es wird entweder in einer Trennung oder in einem Rückfall enden. Und das ist ja nicht das erklärte Ziel, oder?

  • An diesem Wochenende bin ich sehr viel spazieren gegangen, um nachzudenken. Was Ihr geschrieben habt, hat mich erst Stunden später zum Weinen gebracht, als ich an manchen Reaktionen sah, wie persönlich mein Verhalten auf andere gewirkt hat. Wie sehr ich Menschen gekränkt habe, die mich lieb hatten.

    Ich habe versucht, die Dinge zu sortieren, um irgendwie aus der Hilflosigkeit einen Weg zu finden. Ich suche einen Weg des Miteinanders. Ich bin zutiefst verunsichert, ob meine Familie überhaupt bereit ist, mir zur Seite zu stehen. Mein Gefährte hat lange geblockt, meine Stieftochter tut es jetzt. Jeder geht anders damit um, jeder braucht eine andere Zeit. Das Schlimme für mich ist, dass alles, was ich während meiner Sucht getan und gesagt habe, eigentlich nur meiner inneren Verzweiflung entsprang, weil ich nicht konfliktfähig bin. Ich gehe das jetzt zwar aktiv und mit professioneller Hilfe an, aber die Verletzungen sind nun mal da.

    Ich danke Euch für Eure Offenheit. Alles trifft sicher nicht auf meinen Gefährten und meine Stieftochter zu, aber ich sehe Möglichkeiten, künftig eventuell einfühlsamer zu reagieren. Ob es letztendlich hilft, werden wir sehen.

    LG, Meni

  • hallo an alle!
    wer kennt nicht das motto"sein/ihr saufen haben wir hinter uns,unsere beziehung hat gehalten,was soll uns jetzt noch erschüttern?"
    so hab ich mal gedacht!
    aber ob alk-ABHÄNGIG oder Co-ABHÄNGIG!beides beinhaltet das gleiche.
    und ich denke auch,das beide partner,die gemeinsam sowas durch gemacht haben,erst wieder zu sich selbst finden müssen,um dann vielleicht wieder zueinander finden zu können!
    lg pjal

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