• Ich bin gerade dabei meine Trinkgewohnheiten zu analysieren.

    Ich habe am meisten in meiner Wohnung alleine oder mit einem Freund der auch Alkoholiker ist getrunken. Selbst wenn ich auf Partys oder anderen Veranstaltungen war, habe ich es vorgezogen zuhause mir in Ruhe den Rest zu geben. Ich habe seit meiner letzten Trinkpause vor einigen Jahren nur abends getrunken und auch in den meisten Fällen nur an Abenden, wo ich am daurauffolgenden Tag frei hatte.(um meinen Kater in Ruhe austragen zu können.)

    meine ersten Konsequenzen sehen darauf wie folgt aus:

    Zur Umfeldveränderung:

    Ich war heute bei meinem Freund der auch Alkoholiker ist und habe mit ihm gesprochen. Ich erklärte ihm, dass der Spieleabend gestern für mich nicht gut war. Ich begründete es mit meiner Alkohokrankheit und meinen Angestrebten Umfeldveränderungen. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich den Kontakt zu ihm nur dann halten kann, wenn er in meinem Beisein kein Alk mehr trinkt. War schon ein komisches Gespräch, da er mit lauter nassen Kommentaren kam und Witze machte. Ich signalisierte ihm wie ernst mir die Sachen ist. So sind wir erstmal auseinander gegangen.

    Meine Wohnung ist Alkoholfrei. Da ich in einem Studentenwohnheim lebe, habe ich heute mit meinem Mitbewohner gesprochen. Wir teilen uns einen gemeinsamen Kühlschrank, in den er hin und wieder ein Bier stellt. Ich habe ihn gebeten, dies aufgrund meiner Alkoholprobleme zu unterlassen. Er hatte sofort Verständnis dafür.

    Ich werde morgen meine Wohnung komplett Umräumen, nichts soll mehr an dem Platz sein wo es vorher war. Mit Duftkerzen möchte ich den Geruch meiner Wohnung verändern. Es soll nicht mehr an das Domizil erinnern an dem ich gerne Alkohol getrunken habe.

    An 10 Tagen im Monat habe ich Nachtdienst. Dort bin ich an einem Ort, den ich nicht mit Alkohol in Berbindung bringe. Am gefährlichsten sind zuhause für mich die Abendstunden an denen ich am nächsten Tag nichts wichtiges Vorhabe. Ich werde darum wie von Lilly12 empfohlen mit dem Joggen beginnen. Des weiteren soll es für mich in nächster Zeit keine freien Tage mehr geben. Es gibt keine freien Tage um einen Kater auszukurieren.

    Ein anderes befreundetes Paar habe ich angerufen. Ich werde sie nächste Woche besuchen um auch ihnen mein Ansinnen mitzuteilen.

    Soweit für heute. War ein anstrengender Tag, aber ich bin zufrieden. Ich hoffe ich bin auf dem richtigen Weg, habe aber auch ein bisschen Angst vor den Veränderungen die mir bevorstehen.

    Liebe Grüße
    Scrooge

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Lieber Scrooge,
    wenn Du alles was Du hier beschrieben hast,auch genauso weiter verfolgst,dann bist Du genau auf den richtigen Weg,in Zufriedenheit trocken leben zu können.Mache weiter so!

    Liebe Grüße,Andi

  • Hallo Pauli und Blue Bouncer,

    Zitat

    ich finde echt Klasse,dass du die Ratschläge die du bekommst sofort versuchst umzusetzen.

    Ich habe keine andere Wahl, denn ich habe mich für das Leben und die Freiheit entschieden.

    Mir ist klar geworden, dass ich Personen, Orte und Eindrücke, die ich mit dem Alkohol assoziiere einfach meiden MUSS. Ich werde mich da auf meine Bauchgefühl verlassen und so Stück um Stück erfahren welche Dinge auf meine Trockenheit förderlich oder schädlich wirken könnten.

    Liebe Grüße
    Scrooge

    Im Moment stelle ich mir die Frage welche Merkmale genau, nasses oder trockenes Denken kennzeichen. Vielleicht finde ich ja etwas im Forum dazu.

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Hallo Scrooge,

    du findest mit Sicherheit eine Menge über nasses und trockenes Denken, denn genau darum geht es ja letztlich.

    Im Detail ist das Denken eines Jeden ja etwas sehr individuelles und man muss sich selbst kennenlernen und seine Denk- und Verhaltensmuster erkennen.

    Mein früheres nasses Denken war hauptsächlich geprägt von einem "Kopf in den Sand stecken". Ich hatte nicht hinreichend gelernt, offen und ehrlich mit Problemen umzugehen und hatte nicht die geeigneten Lösungsstrategien. So suchte ich denn die Flucht in die Betäubung.
    Hier hat jemand die vielsagende Signatur: " Alkohol ist keine Antwort, aber man vergisst die Frage"
    Da war wohl für mich etwas dran. Ich staute so lange Unzufriedenheit auf, aus Unkenntnis, wie ich Dinge befriedigend für mich ändern konnte, bis ich die Lösung nur noch in der Paralyse zu bekommen meinte. "Verdrängung" war das Zauberwort. Ich ließ unangenehme Situationen und Lebensumstände zu lange bestehen und anstatt meine Energie darauf zu verwenden, diese positiv zu verändern, soff ich sie mir für eine gewisse Zeit aus dem Bewusstsein und verbrauchte die Energie lieber für das Auskurieren eines Katers.

    Für mich hat trockenes Denken damit zu tun, dass ich näher bei mir bin. Mein Ohr näher an meinem eigenen emotionalen Pulsschlag habe und spüre, wenn mir etwas quer läuft. Ich höre sensibler in mich hinein und habe ein Frühwarnsystem installiert, was mich schneller auf Misstände im seelischen Bereich aufmerksam macht. Ich halte jeden Tag Inventur. Überprüfe mich. Nehme Signale, die ich selber sende auch wahr, versuche mich selbst zu verstehen und auf mich einzugehen. Ich verwende meine Energie, mein Leben so zu kreieren und einzurichten, dass mir der Sinn erst gar nicht nach Betäubung steht.
    Und ich setze positive Dinge in meinem Leben um, die mir schon lange bekannt waren, aber immer auf der langen Bank schmorten. Ich habe aufgehört über Sachen, die ich für mich für richtig befunden habe zu schwätzen, sondern setze sie auch um, lebe sie.

    Und ich beschäftige mich täglich mit meiner Krankheit, dem Alkoholismus. Ich orientiere mich an Menschen, die es erfolgreich schaffen mit dieser gleichen Krankheit ein trockenes und zufriedenes Leben zu führen. Ich habe realisiert, dass ich diese Krankheit nicht wegkurieren kann, aber dafür sorgen kann, dass sie in meinem Leben keinen weiteren Schaden anzurichten vermag.

    Mir geht's gut.

    Ich wünsch' dir alles Gute auf deinem Weg

    Herzliche Grüße vom Micha
    (ohne Alkohol seit 7 Monaten)

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Micha,

    ich danke dir für deine Informationen, sie sind für mich nützlich und ich habe mich in vielem wiedererkannt.

    Heute Vormittag wollte ich eigentlich meine Wohnung unräumen, aber mein Körper hat stark nach Schlaf verlangt. Ich habe ganz komisch geträumt. Irgendwelche sehr angenehmen weiblichen Simmen haben auf mich eingeredet..sehr liebevoll...ich weiß nicht mehr worüber sie sprachen nur, dass sie mir Zuspruch gaben und ich mich nach dem Aufstehen sehr wohl fühlte.

    Heute Nachmittag nach dem Fußballspielen (nein, dass verbinde ich nicht mit Alkohol trinken und auch keiner meiner Mitspieler trinkt dort Alkohol) wurde gefragt ob ich heute abend mit in eine bestimmte Kneipe komme. Ich lehnte natürlich ab und sagte ich hätte etwas wichtigeres vor.(Hab ich auch: Lese im moment "Der Name der Rose" und natürlich hier im Forum...achso Nachtdienst habe ich ja auch noch, währe sonst mein einziger Grund gewesen) Aber trotzdem...in meinem Kopf ist bei der Rfage nach dem Kneipenbesuch irgendein Schalter umgesprungen und ich hatte starkes Trinkverlangen. Es ging schnell wieder weg. Ich habe zuhause 1,5 Liter Wasser getrunken und war durch den Fußball sowieso ausgepowert.

    Das wars für heute
    Liebe Grüße
    Scrooge

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Zitat von Scrooge


    Mir ist klar geworden, dass ich Personen, Orte und Eindrücke, die ich mit dem Alkohol assoziiere einfach meiden MUSS. Ich werde mich da auf meine Bauchgefühl verlassen und so Stück um Stück erfahren welche Dinge auf meine Trockenheit förderlich oder schädlich wirken könnten.

    Hallo Scrooge!

    Ich bin für mich zur selben Erkenntnis gekommen. Ein Bild, das mir hilft: Es reicht nicht, im Meer zu schwimmen. Momentan bin ich in einem Boot unterwegs; bald ist es ein Schiff.
    Doch ich kann nicht ewig auf See bleiben.
    Ich möchte mir Inseln der Trockenheit baun; dann wird daraus Festland. Vom Festland einer stabilen Trockenheit aus kann ich dann vielleicht wieder den einen oder anderen Ausflug in einem - mittlerweile äußerst seetüchtigen - Schiff unternehmen.
    Ich möchte mir Inseln der Trockenheit baun.

    Lieben Gruß von
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Hallo jean,

    Zitat

    in einem - mittlerweile äußerst seetüchtigen - Schiff

    Ich hoffe inständig, dass du dich damit nicht überschätzt. Deinen Vergleich mit der Seefahrt finde ich gut und werde ihn in meine Vorstellung integrieren. Ich sitze im Moment in einer Nussschale, die ich am stabilisieren bin, durch Anbauten rechts und links, damit sie nicht bei jeder größeren Welle ins Schlingern kommt. Ich sitze zwar in einer Nussschale, aber manchmal bilde ich mir ein einen Großsegler zu steuern, was ein verhängnisvoller Irrtum wäre, denn ich könnte ja durchaus am Steuer der Titanik stehen.

    Vielleicht passt als Bild hierzu auch das grimmsche Märchen "Vom Fischer und seiner Frau". Erst lebens sie in einer Kate, dann in einem Haus, einem Palast, sind König, wollen gar Gott sein und sitzen am Ende wieder in ihrer Kate. Ich persönlich bin mit meiner Nussschale jetzt zufrieden und möchte keinesfalls wieder im Meer schwimmen.

    Liebe Grüße
    Scrooge

    Ansonsten macht meine Umfeldveränderung Fortschritte. Ich war gestern zu Kaffee bei einer befreundeten Familie und habe sie über meine Krankheit und meinen neuen Weg informiert. Sie haben sich sehr gefreut und ich habe einen neuen Telefonansprechpartner für meinen "Notfallplan". Gestern abend war ich wieder auf einem Spieleabend und habe alle Teilnehmenden im Vorfeld über meine Krankheit informiert. Alle haben auf Alkohol verzichtet, damit ich teilnehmen konnte. Ich freue mich, dass ich meinen Freunden so wichtig bin.

    Scrooge(Alkoholiker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Hallo Annika,

    deine positive Verstärkung kam genau zu einem Zeitpunkt wo ich sie sehr gebraucht habe. Dafür danke ich dir.

    Ansonsten träume ich Moment sehr stark und intensiv. Trockenes und nasses Denken wechseln sich ab, wobei die nassen Denkphasen deutlich abnehmen. Gestern abend ging es mir garnicht gut, aber viel trinken, schöne Musik hören, im Forum lesen und bewusstes Beobachten meiner Alkoholrezeptorenaktivität hat mir geholfen diese Phase zu überstehen.

    Einen schönen trockenen Tag
    wünscht
    Scrooge(Alkoliker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Hallo Scrooge,

    ich wollte mal fragen, was es mit dem Beobachten deiner Alkoholrezeptorenaktivität auf sich hat.
    Du meinst doch die kleinen Dinger, die deinem Hirn das Fehlen der Substanz Alkohol melden? Würde mich mal interessieren, wie du die beobachtest oder womit :roll: ?

    Wenn du dich gelegentlich mit deine Nussschale in ruhigem Fahrwasser befindest, würde ich mich über eine Antwort freuen.

    Herzlichen Gruß vom Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Micha,

    es fällt mir leichter unseren Alkoholismus als Krankheit zu akzeptieren, wenn ich dass ganze wissenschaftlich betrachte. Und wenn ich mir bewusst bin, dass diese Krankheit in meinem Kopf statt findet, gesteuert von eben jenen über Jahre manipulierte Rezeptoren ist sie Bestandteil meiner selbst und ich muss sie nicht auf irgendeinen von außerhalb kommenden mystischen personifizierten "Alkoholteufel" schieben.

    Ich arbeite im Moment auch mit gestalttherapeutischen Wahrnehmungsübungen. Wenn jetzt das sogenannte "Suchtgedächtnis" aktiv wird, sprich die Rezeptoren die Stimulation der durch Alkohol ausgelösten Stoffe praktisch einfordern, merke ich das an psychischen und körperlichen Symptomen.(diese ziehende, treibende Kraft, die nach Alkohol verlangt) Wenn ich mich jetzt auf diese wild flackernden Rezeptoren (so stell ich es mir bildlich vor) und meine durch sie ausgelösten Stresssymptome konzentriere, sie mit meiner Wahrnehmung umfahre, in den Mittelpunkt meiner konzentrierten Aufmerksamkeit rücke, habe ich das Gefühl, dass eine solche Phase schneller abebbt. Auch lerne ich so meine Gefühle, mein Denken und die mich treibenden Kräfte in einer solchen Situation besser kennen.

    Magst du mir vielleicht dein Augenrollen erklären?

    Meine Nussschale schifft im Moment auf sehr ruhigem Gewässer, aber die Abendstunden kommen erst noch.

    Liebe Grüße
    Scrooge(Alkoliker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • hallo scrooge,

    für mich war es nach meiner entgiftung, dass allerwichtigste alles was im zusammenhang mit alkohol stand aus meinem umfreld zu entfernen.

    das nenne ich aktive arbeit an meiner trockenheit, mein umfeld sauber zu machen.

    der eine oder andere läßt sie vielleicht in seiner bude liegen und steigt drüber, so als erinnerung an schlechte zeiten.

    ich finde das war ein vernünftiger zug, dass zeug zu entfernen, auch wenn es leer ist.

    mach weiter so.

    gruß schorni

  • Hallo schorni67,

    Zitat

    ich finde das war ein vernünftiger zug, dass zeug zu entfernen, auch wenn es leer ist.

    ja, sehe ich auch so. Dies war ja auch der erste Tipp den ich aus dem Forum erlesen habe. MACH DEINE WOHNUNG ALKOHOLFREI. Da gehören für mich leere Pfandflaschen auch dazu. Ich hatte vom 1.1. noch sieben Bierflaschen stehen, habe dann, wie ich schon mal geschrieben habe, versucht diese Rückgabe der "Altlasten" ganz bewusst zu erleben. Bei einer meiner vorherigen Trinkpausen habe ich eine volle Bierflasche als "Mahnung" auf einem Regal stehen gelassen, nun mit dieser Bierflasche hat auch mein Rückfall begonnen.

    Liebe Grüße
    Scrooge(Alkoholiker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Hallo Scrooge,

    verstehe. Ich finde das auch recht hilfreich, den sogenannten Teufel zu entmystifizieren und ihn und seine scheinbar häßliche Fratze dadurch komplett zu demaskieren. Dafür sind mir die (Natur)wissenschaften auch allemal lieb.

    So kämpft man nicht einen fatalen Kampf gegen ein imaginäres Ungheuer dem man hilflos ausgeliefert ist, sondern kann seine Symptome einordnen und studieren, um sein eigenes Suchtverhalten nach und nach zu entschlüsseln und durch dem Leben zugewandteren Mustern zu ersetzen.

    Der "roll-eyes-Smily" war nur ein Bildchen für mein Grübeln über deine Beobachtungmethode der Rezeptorenaktivitäten. Hat sich jetzt erübrigt, weil du mich ja aufgeklärt hast.

    Ich denke noch, dass die Größe des Bootes keinerlei Rolle spielt. Wichtig ist nur, dass der Kurs stimmt und der Kapitän an Deck und klar ist und die Manövrierfähigkeit gewährleistet.

    Alles Gute dabei wünscht der Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Gestern war ich im Supermarkt. Ich habe natürlich streng auf alle Etiketten geachtet. Viele Lebensmittel musste ich wieder zurückstellen. Mir war garnicht bewusst, wo alles Alkohol enthalten ist. Ich habe mir bewusst ganz andere Dinge als sonst zum Essen gekauft. Es gibt so viele kulinarische Köstlichkeiten die ich noch nicht kenne, aber kennenlernen möchte. (während meiner aktiven Saufzeit habe ich ja immer die selben Sachen gekauft, da Nahrungszunahme wie alle anderen Sachen auch neben dem Alkohol nur zweitrangig waren...es hieß nur schnell raus aus dem Markt, du hast ja jetzt deinen "Stoff")

    Beim Frisör war ich auch, war mal wieder nötig und gibt so ein angenehm frisches Gefühl.(Ich mag es sehr gerne, mir die Haare schneiden zu lassen)

    Im Moment bin ich dabei die Geschichte meiner "Alkoholkariere" schriftlich zu fixieren. Einerseits um weiter Aufarbeitung zu betreiben, andererseits als Lebendtestament für meinen "Notfallplan". Der gestrige Abend war sehr entspannend. Ich habe eine leckere Portion Stratiatella-Eis GENOSSEN (auch etwas was ich lernen muss...GENIEßEN) und konzentriert einen Film geschaut. Abendritual war eine Tasse Pfefferminztee. Ich habe ausgezeichnet geschlafen. Heute ist einer neuer Tag an dem ich keinen Alkohol trinken werde.

    Wünsche allen einen zufriedenen trockenen Tag.

    Liebe Grüße
    Scrooge(Alkoholiker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Hallo Scrooge, ich bin ja nicht mehr oft hier, aber ab und zu lese ich doch noch mit.

    "Im Moment bin ich dabei die Geschichte meiner "Alkoholkariere" schriftlich zu fixieren."


    Ich finde die Idee sehr gut, im Rahmen meiner Klinischen Therapie gehörte das zum Pflichtprogramm um überhaupt zur Therapie zugelassen zu werden.

    Ich habe das für mich auf einer Tapetenrolle gemacht und mein Trinkerleben in Spalten eingeteilt in die ich so das wichtigste aus meinem Leben während dieser Zeit eingetragen hab. gleichzeitig habe ich darunter 2 Kurven gemacht, eine Gefühls- und eine Trinkurve.

    Das Ergebnis war für mich echt verblüffend, vor allem wie sehr sich im Laufe der Zeit das VerhältnisGefühl/Trinken verändert hat.

    Vielleicht magst Du das ja mal ausprobieren.

    Weiterhin viel Erfolg

    Alkohol ist nicht die Antwort, aber beim Trinken vergisst man die Frage.

  • Hallo Käthe,

    das ist eine Superidee! Ich hatte eigentlich vor es als Ganztext niederzuschreiben, aber da mir während dieser Arbeit immer wieder neue Begebenheiten einfallen, muss ich ständig überarbeiten. Ich habe noch eine Rolle Packpapier liegen, ich denke die wird es statt der Tapetenbahn auch tun. Das ist sicher eine gute Möglichkeit im Brainstormingverfahren einige gute Ergebnisse zu zu erzielen.
    Ich danke dir für diesen Tipp.

    Liebe Grüße
    Scrooge(Alkoholiker)

    So langsam beginne ich mich an meine neue Einstellung zu gewöhnen, ich meine...heute morgen ist alles irgendwie so gewöhnlich. Ich glaube die Trockenheitsarbeit geht jetzt erst so richtig los.
    Gestern vormittag war ich bei der Arbeitsvermittlung. Sie hatten einige nette Arbeitsangebote. Ich habe mich für eine kurzfristige Beschäftigung im Februar/März bei unserem örtlichen Nahverkehrsverband beworben (ich pausiere im Moment studientechnisch) Es geht um Fahrgastzählung und das mache ich eigentlich ganz gerne...mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und zählen.
    Ich habe mir eine Kette aus Metall gekauft, die als Anhänger zwei Vogelschwingen hat. Sie soll mir als Talisman dienen und mich immer daran erinnern woher ich komme und wohin ich will. Die Schwingen sollen mich fliegen lassen...ich will fliegen wie ein Adler und nicht weiter wie ein Maulwurf blind durch dunkle Gänge kriechen - so nach dem Motto "Als Hans Maulwurf Flügel wuchsen" (An alle Tierfreunde: Ich habe nichts gegen Maulwürfe. Ich finde diese kleinen pelzigen Gesellen mit ihren Knopfaugen sogar ganz putzig, sie sollen mir nur als Metapher dienen, die meinen seelischen Zustand beim Saufen beschreibt) Diese Kette ist, wenn ich mich recht entsinne, mein erstes Schmuckstück überhaupt, außer diesem endlos fürchterliche Ring mit den Hanfblätter den ich in der Zeit trug, als ich schwer THC-abhängig war.
    Den gestrigen Nachmittag habe ich in der örtlichen Stadtbibliothek verbracht und gelesen. Dort war es sehr schön...sollte ich öfter machen.
    Am Abend habe ich mit einem befreundeten Paar telefoniert. Ich bin heute abend bei ihnen eingeladen.(sie sind umgezogen, bin schon gespannt auf ihre neue Wohnung) Als mein Bekannter ankündigte, dass er für uns dann noch was schönes zu trinken besorgen möchte, bin ich ohne, dass es mir schwer gefallen ist, auf meinen Alkoholismus zu sprechen gekommen. Mein Bekannter hatte ohne weiter nachzufragen Verständnis. Aber wer weiß ob dieser Besuch heute abend tatsächlich stattfindet - ein Sturm soll kommen...

    Eine Erkenntnis reift in mir:
    Ich bin immer noch süchtig - süchtig nach LEBEN.

    Scrooge(Alkoholiker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Gestern abend war ich nicht bei meinen Bekannten mit der neuen Wohnung, sondern auf dem Donnerstagsspieleabend. Im Gegensatz zu letzter Woche waren alle Freunde über meine Krankheit informiert und so begann der Abend ohne Alkohol. Nach etwa einer halben Stunde fragte mich ein Freund ob ich Problem damit hätte, wenn er ein Bier trinken würde. Ich sagte es wäre kein Problem, aber ich müsste dann leider gehen. Wir haben den Kompromiss geschlossen, dass er in meiner Gegenwart kein Bier trinkt sondern im Bad. Es war schon irgendwie eine "blöde" Situation, aber meine Gesundheit steht da für mich im Vordergrund. Er fragte mich noch wie ich das jetzt auf Partys handhaben würde und ich meinte, dass ich da erstmal nicht mehr hin gehen würde. Damit war das Thema erstmal erledigt, aber es schien noch weiterhin an ihm zu nagen. Der Abend war sehr lustig, entspannt und schön. Ein paar Stunden und 5 Bier später kam er auf dem Balkon beim Rauchen nochmals auf das Thema zu sprechen. Er fragte ob ich denn jetzt überhaupt keinen Alkohol mehr trinken möchte. Ich bejahte die Frage. Er meinte, dass man doch wegen einer neuen Einstellung den Freundeskreis nicht wechseln kann und sprach noch einige Sätze über das Thema "Verzicht". Ich betonte nochmals, dass ich krank sei. Er selbst hat auch mal drei Jahre keinen Alkohol getrunken und meinte für ihn war es kein Problem mit einem Glas Wasser zu sitzen während neben ihm die Leute Alkohol trinken. Ich sagte ihm, dass er jetzt aber wieder trinke, ich aber alles richtig machen möchte und nun auf Leute höre für die ein trockenes zufriedenes Leben im Vordergrund stünde. Er meinte, dass ich jetzt auf einem neuen Weg sei, aber wenn ich merke auf etwas verzichten zu müssen, sollte ich diesen Weg umgehend korrigieren. Ich sagte, dass ich niemals auf das Leben verzichten würde.
    Nun in dieser Situation wurde mir klar wie instabil ich noch bin. Das Kopfkarusell fing an sich zu drehen, der Kopfkasper schnitt üble Grimassen. Ich glaube, wenn ich mich in den letzten Tagen nicht so intensiv auf solche Momente vorbereitet hätte, ich wäre gefallen. Statt dessen wurde mir klar...der arme Kerl scheint neidisch zu sein, dass ich gestern abend ohne Alkohol so gut drauf war. Ich erkannte, er hatte diese ganzen drei Jahre ohne Alkohol nur Verzichtsgedanken...das passiert, wenn man nur nichts trinkt, aber seine Einstellung nicht ändert. Ich habe auch mal drei Jahre keinen Alkohol getrunken, blieb aber weiter süchtig, erst abeitssüchtig, dann war ich THC-Abhängig.

    Nun ja, heute ist ein neuer Tag an dem ich keinen Alkohol trinken werde und wünsche euch allen einen ebensolchen.

    Scrooge(Alkoholiker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Moin Scrooge,

    einmal lach ich mich echt schlapp (über den Kumpel), zum anderen isses das noch nicht so recht und stimmt mich nachdenklich.

    Du willst ja hoffentlich die Wahrheit, meine Meinung hören.

    Sorry, aber dein Vorhaben, an einer Spielerunde ohne Alkohol teilzunehmen, ist wieder einmal gänzlich fehlgeschlagen. Der Alkohol war dir wieder präsent. Du hast an deiner Trockenheit nicht gearbeitet, bist stehen geblieben oder gar einen Schritt zurückgegangen.
    Wir hatten dir diesen Event in deinem Zuhause vorgeschlagen, wo du den Alkohol verbannen kannst.

    Bei der bildlichen Vorstellung, dass dein Freund mitm Bier ins Bad geht und es dort trinkt, musste ich köstlich grinsen, sehe aber auch traurig seine „Ärmlichkeit“.

    Du hast dich nicht durchgesetzt, es kommt doch nicht auf die räumliche Abgrenzung an, du im Wohnzimmer, er im Bad. Es wurde in deinem mittelbaren Umfeld Alkohol getrunken. Die Leute nehmen dich und deine Wünsche nicht für voll. Sie setzen sich (auch durch Alkoholabhängigkeit bedingt) über dich und deine Krankheit hinweg.
    Du siehst noch nicht die absolute Notwendigkeit dieser Distanz, auch wenn du im Moment nichts trinkst. Der Rückfall entwickelt sich im Kopf, lange vor dem ersten Glas.

    Die Einstellung dieses trinkenden Freundes ist mir schon sehr fremd, da nassdenkend. Natürlich muss ich meinen Freundeskreis danach sortieren, ob er meine Trockenheit schädigt. Nasses Gesülze, sorry.

    Wie du selbst in dem Gespräch erkannt hast, waren seine angeblichen 3 Jahre ja auch nur eine Trinkpause, er hat mit Wasser wie du neben alkoholtrinkenden Menschen gesessen und ist wieder in den Sumpf des Alkohols gefallen.
    Dir wird es nicht anders ergehen, lieber Scrooge, gehst du nicht einen anderen Weg.
    So ein Gesülze über Verzicht und Umkehrweg kann ich mir kaum anhören, solche Menschen sind wirklich der wertvernichtendste und hohlste Umgang.

    Auch dein 2. Versuch ist fehlgeschlagen, machs einfach für die Zukunft besser.
    Du scheinst doch größere Probleme mit gravierenden Lebensveränderungen zu haben, aber ist nicht ungewöhnlich.

    Nur nimm bitte an, ich würde mich riesig freuen, dich in einer wachsenden, verinnerlichenden Trockenheit erfahren zu dürfen.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Freund,

    Zitat

    Du willst ja hoffentlich die Wahrheit, meine Meinung hören.


    Ich bestehe darauf!!! Sonst könnte ich ja in mein Tagebuch schreiben. Darum geht es mir mit diesem Faden doch, wenn jemanden Verhaltensabweichungen meinerseits feststellt, korrigierend einzugreifen.

    Zitat

    Du scheinst doch größere Probleme mit gravierenden Lebensveränderungen zu haben, aber ist nicht ungewöhnlich.

    Ja, die habe ich, aber mit eurer Hilfe und durch meine Arbeit werde ich es schaffen.

    Ich habe über deine Worte nachgedacht. Nun ist es so, dass nicht alle meine Freunde am gestrigen Abend meine wünsche so mit den Füßen getreten haben. Die anderen fünf haben keinen Alkohol getrunken und sich nicht in die Bier-Bad-Diskussion eingemischt. Einzig ein Freund hatte vermittelnd eingegriffen und eben jenen Bad-Kompromiss vorgeschlagen. Dieser ist aber kein Alkoholiker und dessen mangelndes Verständnis darum verzeihlich. Ich denke ich werde noch sehr viel über dieses Thema reden müssen.

    Als nächstes werde ich nochmals das Einzelgespräch mit dem biertrinkenden Freund suchen. Vielleicht hat er mein Anliegen noch nicht verstanden und wenn er es überhaupt nie verstehen sollte (nasses Denken) würde es mir schon reichen, wenn er in meiner Gegenwart keinen Alkohol mehr trinkt. Sollte es zum Disput kommen, hat unser gemeinsamer Freundeskreis leider die schwere Entscheidung, zwischen einem von uns beiden zu wählen, was sicher nicht leicht ist, aber ich hoffe, dass es nicht dazu kommen wird. Freund, gibst du mir die Erlaubnis bei dem Einzelgespräch deine vorherige Antwort vorzulesen?

    Liebe Grüße
    Scrooge(Alkoholiker)

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Moin Scrooge,

    natürlich kannst du dieses posting verwenden, lies es ihm vor, dazu noch einmal ein ergänzendes, um die Sache rund zu machen.

    Du willst einen Weg in die absolut verinnerlichende Trockenheit finden, nicht den Weg, den ich damals auch hin und wieder, den dein Freund, der jetzt zuhört, gegangen ist, den des Verzichtes im Beisein alkoholtrinkender Menschen ergo der Trinkpause und des Rückfalls.

    Auch wenn du oder er zu seinen nüchternen aber nassdenkenden Zeiten meinte er hatte keinen Verzicht, weil ihm das unalkoholische Getränk auch schmeckte, er ja so sehr an seine Abstinenz und Trockenheit dachte, war im Unterbewußtsein Verzicht vorhanden.

    Es ist nur eine absolute Trockenheit, wir wollen hier keine Zeit verschenken und Trinkpausen machen, u.a. zu erreichen, indem man sich fern des Alkohols und seiner Konsumenten bewegt.

    Wirklich in seinen Aktivitäten aufgeht und in ihnen lebt, ohne auch irgendeinen in- oder direkten Bezug zum Alkohol zu erleben.

    Dieser Prozeß der Verinnerlichung geht nicht nur über Disziplin oder den Willen, nichts zu trinken. Der Wille und die Disziplin sind mehr die Charaktereigenschaften, die benötigt werden, sich dem Alkohol an sich fernzuhalten, nichts Trinken mal vorausgesetzt.

    Und lieber Freund von Scrooge, sicherlich müssen diese Worte erst einmal sacken, um wahrhaftig wahrgenommen und verarbeitet zu werden. Wenn überhaupt ?!

    Wer ist dir mehr wert ?
    Dein Freund Scrooge als Mensch mit diesem Wunsch ... oder
    die obligatorischen Biere, die deine Sucht sättigen.

    Verinnerlichende Trockenheit bedeutet unendlichen Lebensgenuß, kann ich euch sagen.

    Gruß, Freund.

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