Co in allen Bereichen?

  • Hallo Skye

    Zitat

    Wenn die Erkenntnis, das eigene Verhalten selbstzerstörerisch ist und der Preis zu hoch, ausreichend wäre, dann hättest Du sicherlich mit dem Saufen aufgehört bevor es fast zu spät war. Das ist nicht böse gemeint. Der Vergleich bietet sich einfach an, so unterschiedlich wie wir manchmal glauben, sind wir in meinen Augen nicht.

    Nöö, ich bin da gar nicht böse drüber, es stimmt ja. Ich konnte es einfach nicht mehr stoppen. Und ich dachte vorhin auch ähnlich, so unterschiedlich sind wir da nicht. Man kann erst wieder "normal" handeln, wenn man sich von seiner Sucht befreit hat. Und wahrscheinlich ist CO-Sein auch eine Art Sucht, denn man kann es ja offensichtlich nicht einfach so stoppen.

    Zitat

    So sollte es sein, aber……………… Ich habe schon den ganzen Vormittag überlegt, wie ich Dir erklären soll, daß ich das zwar genauso sehe, aber entgegengesetzt handele. Dabei sollte ich mich eigentlich voll auf meine Arbeit konzentrieren :oops: .

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie das ist , bstimmte Dinge nicht erklären zu können. Ich hab ja auch gesoffen wider besseren Wissens. Erklären konnte ich das auch niemanden wirklich, ich suchte dann halt nach Ausreden, darum was ich ja nie verlegen :roll:

    Zitat

    Je mehr ich schreibe desto mehr habe ich das Gefühl mehr Verwirrung zu schaffen, als Klärung. Wie will man erklären, wie es ist wenn ein paar Schaltkreise im Kopf falsch angeschlossen sind, salopp ausgedrückt? Wie soll man jemandem diese verquere Art zu denken erklären, der sie nicht kennt? Wie soll man jemandem erklären, daß man sich in seinem Leben damit nicht wohl fühlt, aber trotzdem dort bleibt? Das das erste Gefühl, wenn man es doch tut Angst ist und nicht Freude? Ich stoße an meine Grenzen. Vielleicht gelingt es Krümelmonster oder jemand anderem es deutlicher oder einfacher zu erklären.

    Ja, das glaube ich gern, das es alles für Dich verwirrend wird, weil es auch so umfassend ist, am Ende wird man immer wirrer.
    Ich fordere hier ja auch keine Erklärungen für CO-Verhalten, das wäre wohl zuviel verlangt, da zerbrechen sich wohl auch noch Verhaltensforscher die Köpfe drüber und wissen nicht alles ? Keine Ahnung ?

    Ich hab ja auch gesoffen und hab es nicht geändert, obwohl ich mich jeden Tag damit zum Kotzen fühle. Abgesehen von meiner körperlichen Abhängigkeit war ich auch eindeutig psychisch süchtig. Und ich konnte es nicht mehr ändern, ich war gefangen darin.
    Darum weiß ich ja, wie schwer das ist, sein ganzes Leben zu ändern.
    Und doch ist es möglich, diese Erfahrung durfte ich ja zum Glück auch machen.

    Trotzdem gaaaanz lieben DAnk für Deinen /Eure Erklärungsversuche, ich hab alles aufmerksam gelesen.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallöle liebe Gemeinde :D

    ...@ Hobbit

    Ich hab mich eben schlapp gelacht! Ich finds toll, wieviel Humor Du immer noch in deine Beiträge einbringen kannst, obwohl das Grundthema so ernst ist. Aber ich denke, dass fehlt uns oft. Der Humor. Mit Humor an die Sache gehen finde ich toll. Ich meine jetzt nicht um den Ernst der Lage zu überspielen, aber Humor kann immer noch wieder verdeutlichen dass wir eben alle nur Menschen sind :wink: ...

    Zum Thema...

    Ist es nicht verrückt, wieviele Paralelen zwischen unserern einzelnen Fällen liegen?
    Es ist aber schon richtig, dass wir Co's (wenn uns noch nicht bewusst ist, dass wir Co sind) viele unserer Marotten "normal" vorkommen. Wir gelten unter der "Normalbevölkerung" als überdurchschnittlich verantwortungsbewusst, hilfsbereit und liebenswürdig. DAS sind wir aber aus dem (unbewussten) Grund, weil wir uns halt auf diese Weise Anerkennung verdienen, uns so die Art von Liebe und Zuneigung holen die wir verstehen und auch "verarbeiten" können.

    Wieviele von uns können mit "körperlicher" oder im allgemeinen "partnerschaftlicher Liebe" nicht so recht umgehen? Ist DAS vielleicht auch einer der Gründe, warum wir uns manchmal bis zur Selbstaufgabe für andere in anderen Situationen regelrecht "aufopfern"? Weil wir dort die Art von "Zuneigung" (sprich: Anerkennung, Aufmerksamkeit, Lob, etc.) für uns selbst überhaupt annehmen können? Weil wir nur DIESE ART von Zuneigung verstehen??

    Ich ertappe mich selber auch oft dabei, dass ich die Probleme anderer besser lösen kann, als die von mir selber :roll: ... Mein Mann sagte, diese Eigenschaft hätte er auch schon immer gehabt. Für andere Probleme lösen, und selbst im Chaos leben (...als er noch nass war). Das scheint auch "weit verbreitet zu sein"...

    Lieben Gruß, KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

  • Hi Lilly 8)

    Zitat

    Ja, und warum sollte man nicht schon mit 15 Co sein können ? Ich denke, mit 15 hat man schon lange die Entwicklung abgeschlossen, die einem später zum CO macht.

    Ja, da ist mir was durch die Lappen gegangen. Nämlich die Kinder, die früh erwachsen werden mussten. Die gezwungen waren so schnell es geht erwachsen zu werden, sei es weil ein oder beide Elternteile krank sind oder eine Suchterkrankung haben.
    Ansonsten denke ich aber, dass die Mehrzahl der Kiddys noch einen gesunden Egoismus haben und durch die Pubertät eh sehr auf sich selbst fixiert sind :D

    Zitat

    Und man kann auch sein Ding durchziehen, ohne dabei hart-herz-und gnadenlos zu sein. Ich bin das auch nicht, ich helfe auch gern anderen Menschen, sonst wäre ich ja nicht hier. Ich denke, vielleicht ist bei CO`s auch das Problem, helfen zu wollen, ohne überhaupt gefragt worden zu sein ? Wenn mich jemand um Hilfe bittet und ich kann ihm helfen, werde ich das auch tun. Aber er muss schon zu mir kommen. Das hat auch nichts damit zu tun, das ich es gern hab, wenn andere mich um Hilfe anbetteln, ich denke einfach, es ist auch für den anderen besser, um Hilfe zu bitten, um diese dann auch annehmen zu können.
    Ich hab sowas oft auf der Arbeit erlebt. Da saßen Kollegen vor ihren Bildschirmen und kamen mit ihrer Arbeit nicht weiter, weil sie das Programm nicht so gut beherrschten. Sie wußten aber sehr wohl, das ich ihnen das zeigen könnte. Anfangs fragte ich mal, ob ich helfen könne, das wurde dann so halbherzig angenommen. Das unterließ ich dann, hab die da echt teilweise 2 Stunden schmoren lassen , bis sie mich dann doch baten, mal zu helfen, Männer tun sich da, denk ich, noch schwerer, sich von einer Frau was zeigen zu lassen . Und dann verhielten sie sich völlig anders, nahmen meinen Rat sofort an, er war auf einmal willkommen und nicht mehr aufgedrängt.

    Mönsch Lilly, das war eher allgemein gehalten ! Nicht grad auf Dich bezogen - über Dich machen wir dann mal nen anderen Thread auf :P

    Zitat

    Ich denke, das läßt sich auf viele Bereiche anwenden, ich habe so gute Erfahrungen gemacht. Nicht zuletzt auch hier im Forum. Und der andere ist meist auch ein bisschen stolz, um Hilfe gebeten zu haben, denn in Wirklichkeit weiß man ja doch, das es schlauer ist, sich Hilfe zu holen. Also war man schlau, um Hilfe zu bitten und ist über seinen eigenen Schatten gesprungen. Nun gut, es gibt immer welche, die meinen, es besser zu wissen, aber dieser falsche Stolz behindert einen ja nur.

    Ja, sich Hilfe zu suchen und sie dann auch anzunehmen und umzusetzen fällt einem am Anfang noch schwer. Aber mit der Zeit sieht man selber was man davon hat und das es gar nicht so schwierig ist. Und man kann es auf andere Bereiche umsetzen.

    Zitat

    Liebe Dia, ja , man muß Grenzen setzten. Ich habe aber auch gelernt, das man Grenzen mitunter neu stecken muss. Gerade trockene Alkies stecken wohl oft neue Grenzen, ich tat das hier auf jeden Fall. Früher war ich immer fügsam, wegen dem ewigen schlechtem Gewissen, ließ mir sogar Beleidigungen von meinem Partner gefallen, obwohl die mich sehr trafen. Diese Beleidigungen trafen aber nicht mehr zu, als ich trocken wurde. Also wehrte ich mich dagegen ! Ich ließ mir nicht mehr alles gefallen und die Beleidigungen hörten auf. Dann fing aber das Rumgemecker an Kleinigkeiten an. Da hab ich neulich mal klipp und klar gesagt, das ich mir ein für alle mal verbitte, in so einem Ton mit mir zu sprechen Ich war selber erstaunt über mich und mein Partner schaute so : Dann war Ruhe im Karton.

    Na wenn ich dermaßen danebengreife, dann will ich mal hoffen, dass Er mir meine Grenzen aufzeigt. Dadurch, dass wir jetzt aber 8 Monate getrennt waren ist es mehr ein Neuanfang. Ein neues Kennenlernen. Somit werden wir am Anfang eh vorsichtiger und bewusster miteinander umgehen - hoffe ich :wink:

    Zitat

    Natürlich ist es schwer, sich selbst zu ändern, auch er fällt in diese alten Verhaltensweisen manchmal zurück, aber ich gehe dann einfach weg und sage, über sowas diskutiere ich nicht, iss mir zu blöd. Er muss einfach auch meine neuen Grenzen akzeptieren. Dein Partner wird wahrscheinlich auch neue setzen, selbstständiger und selbstbewußter werden, aber das weißt Du sicher schon selber, evtl. geschieht das auch schon ?

    Erwischt *lach* - ja natürlich tritt er anders auf, ist selbstbewusster und ich bin gespannt, wo er Grenzen setzt. Einiges gefällt mir sogar; manches weniger. Aber da wird sich sicherlich eine Annäherung finden.

    Weißt Du was eigentlich am wichtigsten für mich daran ist ? Das ich mich mag, dass ich wieder für mich da bin und dass ich mich in Zukunft nicht mehr an den Rand stellen werde, sondern mich genauso in den Mittelpunkt stellen werde wie Mr. Vielleicht sich reinstellen wird :wink:
    Er ist ja krank - na und - ich bins auch :P

    LG
    Diandra

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • hi little,

    vielleicht sollteste deinen nick mal in biggie ändern lassen :lol::lol::lol: . so von wegen selbstwahrnehmung und aussendarstellung 8) . nix da die kleine!

    ohne scherz: ich finde/fand diesen threat auch sehr spannend, und ich freu mich sehr, dass beide seiten so rege schreiben (he lilly, drängel nicht so, darfst ja gleich wieder :wink: ).

    als ich gestern abend in der bahn nach hause fuhr schoss mir so durch den kopf (eben gerade angeregt durch diesen threat), dass das im prinzip eine psychologische gruppenstunde ist, was wir hier betreiben. und ich denke auch eine, wo viele ehrlicher sind, als sie das vielleicht von angesicht zu angesicht wären, und wo einfach auch mehr beteiligt sind und sich dadurch immer wieder ganz neue sichtweisen auftun. das gefällt mir sehr.

    dank dir, little, dass du dich getraut hast!

    lavendel

  • So, da isse wieder, die Selbstdarstellerin Lilly :lol:

    Zitat

    Mönsch Lilly, das war eher allgemein gehalten ! Nicht grad auf Dich bezogen - über Dich machen wir dann mal nen anderen Thread auf

    Danke Dia. Und wo soll der bitteschön sein ? Ich find nix :evil::lol:

    Du schriebst:

    Zitat

    Na wenn ich dermaßen danebengreife, dann will ich mal hoffen, dass Er mir meine Grenzen aufzeigt. Dadurch, dass wir jetzt aber 8 Monate getrennt waren ist es mehr ein Neuanfang. Ein neues Kennenlernen. Somit werden wir am Anfang eh vorsichtiger und bewusster miteinander umgehen - hoffe ich


    Ich denke auch, die lange Trennung ist eine recht gute Voraussetzung für eine Art Neuanfang. Die einzige Gefahr ist, das man den anderen so nicht mehr mag, aber das wird man ja dann merken.
    Bei mir :oops: , menno, ich trau mir datt ja kaum noch zu schreiben :oops::oops: , war es allerdings so, das ich die größten Entwicklungsschritte erst nach ca. 2 Jahren Trockenheit begann und ich denke, es ist noch lange nicht abgeschlossen. Aber ich war eh in allem so langsam. Meine Beobachtung hier im Forum ist, das Menschen, die sich frühzeitig mit anderen austauschten, die Entwicklungsschritte viel schneller machten. Und Dein Partner hat noch zusätzlich die Thera gemacht, was sicher günstig ist.

    Aber die Gefahr, das sich Menschen weiterentwicklen, machmal auch in Richtungen, wo der andere nicht mehr folgen kann oder mag, bestehen ja in JEDER Partnerschaft. von daher...

    @Little
    Ja Little, ich dachte mir schon, das Du etwas Angst hattest, einen eigenen Thread hier zu eröffnen, aber Du hast es trotzdem getan, und darüber habe ich mich besonders gefreut und mich auch aus diesem Grunde hier so rege beteiligt, aber der Thread ist ja auch ein ganz toller geworden. Ich hoffe, er ist noch lange nicht zu Ende.

    Hobbit
    Ich lese Dich auch unheimlich gern. Ich wurde gestern auf einen Thread eines jungen Mädchens aufmerksam gemacht, der mich ziemlich erschütterte und ich habe gesehen, wieviel Mühe Du Dir dort gegeben hast, ich denke, Du weißt, welchen Thread ich meine. Ganz lieben Dank dafür. Ich mache mir da seit gestern auch viele Gedanken drüber, und ich hoffe, mir fällt dazu auch noch was ein.

    Lieben Gruß an Alle

    Lilly

  • Hallo Ihr Lieben,

    @ Krümelmonster
    Du schriebst:

    Zitat

    Wieviele von uns können mit "körperlicher" oder im allgemeinen "partnerschaftlicher Liebe" nicht so recht umgehen? Ist DAS vielleicht auch einer der Gründe, warum wir uns manchmal bis zur Selbstaufgabe für andere in anderen Situationen regelrecht "aufopfern"? Weil wir dort die Art von "Zuneigung" (sprich: Anerkennung, Aufmerksamkeit, Lob, etc.) für uns selbst überhaupt annehmen können?

    Darf man da nachfragen, was damit genau gemeint ist :oops: , das habe ich nicht verstanden :oops: ?
    Inwiefern kann man denn damit nicht umgehen ? Ist damit gemeint, das man sich vielleicht aus S.e.x nicht genug Anerkennung ziehen kann, wie man als CO braucht ? Oder was ganz anderes, was ich wieder nicht weiß ? :oops::roll:

    Aber bitte nur antworten, wenn es nicht zu intim ist, falls doch, bitte einfach meine Fragen ignorieren.

    LG an Alle
    und besonderen Dank an Little für diesen tollen, für mich sehr aufschlussreichen Thread

    Lilly

  • Hallo Elke,

    Du sprichst hier einen wichtigen Punkt an.
    CO`s werden sich oft wieder Partner suchen, wo sie ihr CO-Dasein ausleben können.

    Auch hier las ich , das CO`s immer wieder an einen Alkie gerieten, das passiert nicht zufällig.
    Dahinter steckt System.

    LG
    Lilly

  • Hallo alle zusammen,

    ich möchte als Betroffener hier auch mal kurz etwas erwähnen.
    Meine EX hatte vor der Partnerschaft mit mir nicht gerade viele Beziehungen.
    Am Anfang UNSERER Beziehung wußte sie aber nicht, daß ich alkoholkrank bin. Also muß man doch davon ausgehen, daß sie nicht auf Grund des co- Daseins gerade eine Partnerschaft mit mir einging.
    Und stärker oder schwächer @baggerschen denke ich auch nicht unbedingt, daß es einer von uns beiden war.
    Oder war hier eine gewisse Vorahnung im Spiel?

    Nunja gut, ich versteckte mich hinter meinem Alkoholproblem, vielleicht gab es da doch schon gewisse Punkte, die eine Sucht anzeigten.

    Dies nur mal kurz zwischendurch.

    Liebe Grüße
    Tom

  • Hallo Marga,

    wenn man aber doch Stück für Stück da reinrutscht, dürfte es doch aber auch nicht so "schwierig" sein, nach Beendigung der Beziehung sich Schritt für Schritt wieder daraus zu lösen, oder sehe ich dies als Alkie falsch?

    Man muß aber dann sicherlich daran arbeiten, die Situation bei einem "neuen" Partner richtig einzuschätzen und rechtzeitig reagieren.

    Das sich aus einer Co-Abhängigkeit eine Sucht selbst entwickelt, kann ich mir aber weniger vorstellen.

    Gruß
    Tom

  • Hallo Marga,

    man wird auch nicht bewußt Alkoholiker, dies ist ja bekanntlich auch ein fließender Prozess.
    Und deswegen ist auch auch von Nöten, daß beide "Parteien" hart an sich arbeiten müssen und wenn dies zusammen nicht möglich ist, gibt es letztendlich nur die endgültige Trennung.
    Ich habe auch für mich entschieden, sobald es wieder (vielleicht) mal zu einer Beziehung kommt, die Karten gleich zu Beginn auf den Tisch zu legen, daß ich alkoholkrank bin, alles andere bringt denke ich nichts.
    Aber eines ist natürlich auch sicher, man wird als Co in Zukunft sehr genau abwägen müssen, nochmals eine Beziehung mit einem Alkoholiker einzugen, selbst wenn dieser trocken ist, wartet der Rückfall an der nächsten Straßenecke. Ich war auch 3 Jahre trocken und anschließend, als es wieder los ging, wurde alles nur noch schlimmer!

    Tom

  • Hallo Tom,

    ich denke, gerade durch diesen Thread hier ist einigermaßen herausgekommen, das die Bereitschaft zu einer CO-Abhängigkeit bereits vorher besteht, sie wird wohl nicht erst mit Beginn einer unheilvollen Beziehung zu einem Alkie beginnen. Ein Helfersyndrom, dieses Streben nach Perfektion und Anerkennung ist doch sicher schon viel eher angelegt worden, ich persönlich denke, in der Kindheit.

    Und ich denke, eine CO-Abhängigkeit erstreckt sich wohl NICHT nur auf Beziehungen zwischen Alkies und Partner, sondern das kann ebenso in anderen Beziehungen vorkommen. Ich denke, eine leicht "angeschlagene " Person, wodurch auch immer, andere Süchte etc. ist wohl für jemanden mit Hang zum CO geradezu magisch anziehend, kann das sein ?

    LG an Alle
    Lilly

  • Hallo Lilly,

    vielleicht ist doch was dran, daß wir Betroffenen mit den Co´s vieles gemeinsam haben. Ich wollte auch immer Perfektionist sein, und jedem alles richtig machen. Und diese Verhaltensweise existiert bei mir schon ewig. Nun weiß ich nicht genau, seit wann ich alkoholkrank bin, vielleicht habe ich auch co-Merkmale entwickelt?

    schwierig, schwierig

    LG
    Tom

  • Hallo Elki,

    ich neige auch sehr bei mir zu dieser Ansicht, deshalb bin ich ja auch im Co-Bereich.

    Denkst Du, daß das eine bei Dir unmittelbar mit dem anderen zusammenhängt, oder entwickelte sich das eine, zeitlich gesehen, auf das andere?

    Tom

  • Zitat von Elki

    Perfektionismus war der Auslöser für mein Suchtverhalten und ein ungeheurer Selbsthass! Ich wollte immer gut und richtig sein, immer für andere dasein und habe es nicht ertragen können das nicht zu schaffen! "Nein" war ein Wort was kaum in meinen Sprachschatz gehörte, alles was ich mir vom Leben nahm, nahm ich mir heimlich was weitere Schuldgefühle und Selbsthassgefühle erzeugte.


    Ja, und genau dies trifft auch voll auf mich zu, nur denke ICH noch nicht soweit mit meiner Arbeit an mir fortgeschritten zu sein, wie DU.

    Es erfordert bei mir eben noch sehr viel Arbeit, aber wie gesagt "Ein Schritt nach dem anderen"

    Tom

  • Zitat von Elki

    Ich glaube nicht, dass ich jemals völlig befreit sein werde von dieser Last, aber doch zum sehr großen Teil!

    Dies wird man wohl auch sehr schwer erreichen.

    Ich wollte aber damit sagen, daß ich davon noch sehr weit entfernt bin. Ich gehe Leuten, die ich nicht kenne immer noch aus dem Weg, weil ich denke, etwas falsch machen zu können.

    Und nach meinem (hoffentlich) persönlichen Tiefpunkt habe ich ja begonnen, mein Leben neu zu ordnen, und dazu zählt mom. wirklich viel:
    Freundeskreis wieder aufbauen oder neuen finden, ich war ja wirklich nur noch abgeschottet, wollte niemanden sehen und hören.
    Die richtige Arbeit suchen und auch finden, einen Einstieg habe ich ja bereits, naja und Führerschein und und und.

    Man fängt wirklich irgendwie wieder bei NULL an.

    Tom

  • Hallo!

    Wenn man hier zu lange überlegt, seid ihr ja schon drei Dörfer weiter und man selbst ist noch garnicht aus dem Haus. Ich versuche jetzt gar nicht mehr mich auf irgendwas zu beziehen, sondern schreibe einfach mal, was mir beim lesen der letzten Seiten so durch den Kopf ging.

    Wenn ich mein Wort gebe stehe ich dazu. Das sehe ich genauso. Ich weiß, daß ich einen Rückzieher machen darf, aber ich will mir selbst noch in die Augen schauen können, also tue ich es nicht. Ich behandle andere so, wie ich auch behandelt werden möchte. Ob sie das mit mir tun ist für mich dabei erstmal zweitrangig. Ich habe da auch Grenzen, aber erstmal geht es um mich. Es geht um meine Ansprüche an mich selbst, denen will ich gerecht werden. Ich will nicht von allen geliebt werden. (Wäre natürlich nett, aber unrealistisch :lol: ) Ich will erstmal lernen mich selbst zu lieben, deshalb muß ich in aller erster Linie mir gerecht werden.

    Doch überlege inzwischen vorher, wem ich mein Wort oder für was ich es gebe. Ich höre auf mich, zumindest versuche ich es, zur Zeit noch mit sehr wechselndem Erfolg. :oops: Ich nehme erst Rücksicht auf mich, bevor ich, um das umsetzen zu können, hinterher über andere hinwegbrettern muß. Versuche meinen Ansprüchen an mich ein normales Maß zu geben. Was ist normal? Da bleibt nur ausprobieren und sich trauen. Genauso ist das mit der Zielsetzung, ich versuche mir erreichbare Ziele zu setzen, nicht mehr alles oder nichts, sondern immer nur das was ich mir zutraue, vielleicht ein wenig mehr als das, als Ansporn, aber ich hänge die Latte nicht mehr himmelhoch. Auch noch mit sehr wechselndem Erfolg……. :oops:

    Allerdings muß ich dann auch damit leben, etwas gut gemacht, etwas geschafft zu haben :shock: . Etwas, das für einen „normalen“ Menschen nicht nachzuvollziehen ist. Ich habe keinen Grund mehr, mir selbst zu sagen, ich habe versagt und dann gleich wieder alles in Frage zu stellen und mich selbst nieder zu knüppeln. Für mich selbst anzuerkennen, es nicht nur vielleicht zu wissen, sondern auch zu fühlen, dass ich etwas gut gemacht habe, stolz sein kann, ist unheimlich schwer, aber auch schön, wenn ich es dann endlich mal tue :lol: .

    Um Co zu werden braucht es Tendenzen dazu, wie sich die entwickeln, hängt sicherlich von den jeweiligen Lebensumständen ab, ebenso was daraus entsteht. Co-abhäniges Verhalten kann man dann immer und überall entwickeln. Ich habe bei meiner Mutter angefangen, bei meinen Freunden weitergemacht, dann das gleiche Spiel bei meinem Ex-Mann, die Verwandtschaft habe ich auch nicht ausgelassen und zum guten Schluß auch noch bei den Kollegen und Nachbarn. Abhängig von etwas war davon ausschließlich meine Mutter.

    Drogenabhängige, psychisch Kranke oder labile Menschen sind meiner Meinung nach allerdings die geeignetste Projektionsfläche für Co's. Sie "profitieren" erstmal am meisten von dem kranken Verhalten ihres Gegenübers. Jemand der keine Probleme hat, gesund ist, wird sich schnell zurückziehen. Er fühlt sich von der allumfassenden, besserwisserischen, aufgedrängten Fürsorge schnell belästigt und erdrückt und flüchtet. Was normal ist. Ich tue es ja auch wenn man es mit mir versucht. Wie heißt es so schön: Der Bauer erkennt seine Schweine am Gang.... :wink:
    Kranke hingegen haben durchaus ihre Vorteile durch dieses Verhalten und neigen daher eher zum Bleiben. Ihre Schmerzgrenze liegt weit höher, was das erträgliche Maß an aufgedrängter Fürsorge angeht. Das zudem von einem Menschen der im Gegenzug genauso viel Substanz und Widerstand bietet wie Wackelpudding. Bei Druck gibt er nach und bei etwas mehr Druck zerbröselt er gleich ganz, scharfen Dingen hat gar nichts entgegen zu setzen.

    So ist es zumindest mir gegangen. Ich habe mich teilweise wie austauschbar gefühlt und tue es auch heute noch oft.

    Ich habe lange gebraucht bis ich verstanden habe, warum die Gesunden immer geflüchtet sind, mich mieden und nicht mochten und immer nur die „Pflegefälle“ bei mir hängen blieben. Bewußt habe ich die nie gewollt, mein Unterbewusstsein hat da allerdings nach anderen Regeln gespielt.

    Gebraucht zu werden, hat mir das Gefühl gegeben zu etwas nutze zu sein. Ich konnte etwas leisten, indem ich das Leben anderer organisiert habe, hat mir meinen Wert gegeben. Ich hatte meine Anerkennung, meine Daseinsberechtigung, also habe ich dafür gesorgt gebraucht zu werden. Doch heißt verstehen noch nicht gleich umsetzen……… Wobei ich beim Thema Geduld und damit wieder bei den erreichbaren, realistischen Zielen wäre.

    Wirkliche Nähe ob gefühlsmäßig oder auch körperlich zu anderen Menschen, mal ganz allgemein gesprochen, hat für mich etwas mit Vertrauen zu tun. Man lässt andere soweit an sich heran, dass einen verletzen könnten. Und warum sollten sie nicht wollen, man fühlt sich doch nichts wert?
    Wie kann man vertrauen, wenn man zu sich selbst kein Vertrauen hat. Wenn man sich selbst klein und unwert fühlt, wie soll man da zu der Überzeugung kommen, andere sehen einen nicht so?

    Ich denke, das kümmern, Tun und Machen so sehr es einen auf der einen Seite auch auslaugt und verzweifeln lässt, weil kein Ergebnis dabei rauskommt, ist auf der anderen Seite auch ein Schutz. Es hält die Menschen fern, man lässt sie gar nicht wirklich an sich heran, hält sie mit dem teilweise wilden Aktionismus auf Abstand. Gleichzeitig gibt es aber, das gute Gefühl gebraucht zu werden, denn ganz ohne gute Gefühle kann keiner.
    Man sehnt sich nach wirklicher Nähe, kann es aus Angst aber nicht zulassen. Andere an sich heran zu lassen, heißt auch mal nichts für sie zu tun. Sich dann unter Umständen mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen und sich selbst erkennt man nicht als wertvoll genug an genau das zu tun. Ich habe außerdem Angst vor den Abgründen die ich sich auftun könnten. Man muß etwas annehmen, wenn man Nähe zulässst und warum sollte man das tun? Man hat es schließlich nicht verdient, man ist nichts Wert, fühlt sich zumindest so.

    Das waren mal ganz zusammenhanglos meine Gedanken dazu. War ja auch mal wieder lang genug :oops: . Das zu schreiben hat in mir auch einige Erinnerungen geweckt, nicht unbedingt schöne. Ich werde jetzt mal nachdenken gehen und bald auch ins Bett. Es wird Zeit …….

    Euch wünsche ich einen schönen Abend und ein schönes Wochenende.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Ihr Lieben,

    beim Stöbern im net über CO-Abhängigkeit fand ich noch folgenden interessanten link:
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…d_33241002.html
    Vielleicht ist diese Broschüre für den einen oder anderen von Interesse, herausgegeben von der Bundeszentrale f. gesundheitliche Aufklärung. Normalerweise wollen wir in unserem Forum keine links, aber in diesem Fall machen wir nach Absprache mit Karsten mal ne Ausnahmen :D
    Die Broschüre ist kostenlos und es hört sich ganz ordentlich an.
    Da ich immer noch der Frage nachhänge, wann und wie entwickelt sich CO-Abhängigkeit, hab ich mir die auch bestellt, vielleicht steht auch darüber etwas drin.

    Parallelen hab ich zu meiner Krankheit auch hier in Sachen Isolaton wiedererkannt. Isolation findet meiner Meinung nach bei ALLEN SÜCHTEN statt, wenn ich es mir so überlege. Z.B. isolieren sich auch Magersüchtige, Borderliner etc. Also schliesse ich daraus, das es sich bei CO-Abhängigkeit auch um ne Sucht handelt, es gibt ja auch den Begriff "Beziehungssucht". Und das trifft mit Sicherheit nicht nur Partner von Alkoholikern. Ich glaube, bei vielen Menschen besteht eine große Angst vorm Alleinein. Darum fügt man sich dann in vielen Dingen, nimmt immer mehr hin, denkt vielleicht, ach, ich kann das alles nicht allein ?
    Aber meist ist das überhaupt nicht so, man denkt es nur. Ich kann mich erinnern, das es bei mir so war, als ich noch soff, jetzt ist das nicht mehr so.

    Hobbit, alles was Du zur Isolation schreibst, habe ich während meiner Saufzeit auch so empfunden. Ich zog mich immer mehr zurück, unangemeldeter Besuch-eine Katastophe... Menschen kennenlernen, nee, lieber nicht...Geschlossene Räume, der Horror schlechthin...
    Das alles hat die Sucht mit mir gemacht. Als ich mich daraus befreien konnte, war das alles wie weggeblasen, ich dachte vorher schon, ich hätte einen anne Waffel, weil auch noch Panikanfälle dazukamen, als ich trocken wurde, hatte ich nie wieder einen.
    Und das alles, obwohl ich ein von Natur aus geselliger Mensch bin :(
    Neue Menschen kennenzulernen birgt immer die Gefahr von Verletzugen, heut nehm ich das ganz einfach in Kauf, das ist der Preis, den ich bereit bin, zu zahlen. Aber ich merke das ziemlich schnell, wenn es jemand nicht gut mit mir meint, ich breche dann einfach schnellstmöglich den Kontakt wieder ab. Aber ich durfte durch eingehen dieses Risikos viele neue Menschen kennenlernen und sogar wirkliche Freunde finden, auch hier im Forum. Das war es mir allemal wert, die Kosten-Nutzen-Rechnung geht ganz eindeutig in Richtung "Nutzen", wenn man eine Freundschaft mal so lapidar als Nutzen bezeichnen kann, aber sie nüzt mir ja schon, weil sie mich froh und glücklich macht.

    Syke, ich finde Deine Erkenntnisse ganz erstaunlich. Und ich glaube ganz fest daran, das man viele Dinge ändern kann, wenn man sie denn erst richtig erkannt hat. Diese Erkenntnisse mögen sicher sehr weh tun und sie zu ändern ist schwer. Aber es ist sicher möglich. Ich mußte so viel in meinem Leben ändern durch das Trockenwerden, dachte oft, Oh je, schaff ich das denn, aber ich habe immer sehr kleine Entwicklungsschritte gemacht und kam ans Ziel. Das war oft schwer, aber ich habe dadurch eine Lebensqualität gewonnen, die ich mir sicher nicht mehr wegnehmen lasse. Wahrscheinlich geht es allen Menschen so, die sich aus Süchten befreien konnten und ich denke, bei CO-Abhängigkeit oder Beziehungssüchten ist das auch der Fall, aber ich kann mir vorstellen, das es sehr schwer ist, weil es so tief verwurzelt ist.

    LG an Alle
    Lilly

  • Hallo!

    Hier ist, wie ich finde, wichtiger Punkt angesprochen worden. Wir sind alle unterschiedlich. Unterschiedlich in unseren Entwicklungen, unterschiedlich in unseren Lebensgeschichten. Wir haben aber alle eine Gemeinsamkeit, Co-Abhängigkeit beeinflusst unser Leben. Bei jedem hat es aber primär andere Auswirkungen auf das Leben. Deshalb sollte man für sein persönliches Wohl von 1:1 Vergleichen weitestgehend absehen. Sekundär sind wir uns zwar sehr ähnlich, aber das würde jetzt zu weit führen. Es wird ohnehin schon wieder recht lang, also eben noch einen Kaffee holen, vorm weiterlesen :wink: .

    Wenn ich mich die letzten Wochen im Co Bereich so durchgelesen habe, vor allem bei den Kindern, habe ich mich gefragt was ich mich eigentlich beschwere. Wenn ich mir mein Leben anschaue und dann das von anderen geht es mir gut. Ich sorge für mich selbst, kann meine Tür zumachen und habe keinen Partner der mir das Leben zur Hölle macht.

    Meine Kindheit war im Vergleich zu anderen hier geradezu paradiesisch. Ich hatte meinen abhängigen Vater ab meinem gut 2 Lebensjahr nur alle zwei Wochen um mich, geschlagen wurde ich von ihm nie, nie für Botendienste missbraucht. Ich hatte Großeltern die mich liebten, die sich kümmerten. Zumindest mütterlicherseits, väterlicherseits ist eine Geschichte für sich. Meine Mutter hat für mich gesorgt, später zusammen mit meinem Stiefvater. Ich bekam Zuwendung, ich bekam Aufmerksamkeit, ich wurde nie misshandelt, ich wurde geliebt. Ich hatte ein strukturiertes Leben, ich hatte Regeln, es wurde dafür gesorgt, das ich eine gute Schulbildung bekam, das ich eine Ausbildung machen konnte. Ich konnte in Urlaub fahren, auch allein, ich bekam Kleidung und im Großen und Ganzen alles, was man als Kind und Jugendlicher so braucht und möchte, alles im vernünftigen Rahmen. Alles in allem gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start ins Leben. Also was will ich denn, mh…..???? Ich kam mir schon vor wie ein Scharlatan hier zu schreiben.

    Ich kam wirklich ans nachdenken, was denn bitte mein Problem ist. Denn ich habe viele meiner Probleme schon so lange ich denken kann, auch wenn sie mir erst in den letzten Jahren nach und nach bewusst wurden. Die Sauferei meiner Mutter ist erst so etwa die letzten 5-6 Jahre richtig aus dem Ruder gelaufen und eskaliert. Da war ich immerhin auch schon über 30, von der Kindheit also weit entfernt. Aber meine Gefühle und Erinnerungen können mich doch nicht täuschen? Oder wurde mir was eingeredet oder bilde ich mir was ein? Ich war ernsthaft am zweifeln, was bitte mein Problem ist, denn so betrachtet ging und geht es mir doch gut, im Vergleich zu vielen anderen hier.

    Doch nach grübeln, nachdenken und teilweise schmerzhaften Erinnerung, kam das gleiche wie immer dabei raus. Es ist und bleibt der Alkohol, keine Einbildung, keine Einreden. Ich kann mich nicht erinnern, dass kein Alkohol getrunken wurde, egal ob Wochentags oder Wochenende. Egal ob „weiche“ Sachen wie Wein oder Sherry oder „harte“ wie Weinbrand oder Whisky. Er war immer präsent und wurde immer konsumiert, in wechselnden Mengen, aber er war da. Keine Ahnung wie oft ich als Kind meine Eltern volltrunken erlebt habe. Meine Mutter war schon damals immer die „Betrunkenere“ von beiden. Eine Ausnahme gab es, an die ich mich erinnere. Meine Eltern machten eine Diät und tranken daher eine Woche nichts, keinen Tropfen. Es war eine Woche der Ruhe und des Friedens für mich. Nach über 20 Jahren kann ich mich immer noch daran erinnern. Es muß also schlimm für mich gewesen sein, mehr oder weniger ständig alkoholisierte Eltern gehabt zu haben.

    Zum einen war ständig die Angst präsent, dass es meinen Eltern so ging wie meinem Vater. Ich wusste ja was er für eine Krankheit hatte und an was man sie erkennen kann. Da wurde mir gegenüber nie drüber geschwiegen. Also, ständig trinken = Alkoholiker = Angst wieder verlassen zu werden. Zumal sie sich mit steigendem Konsum auch häufig stritten, auch das hatte ich im gleichen Zusammenhang schon gehabt. Zum anderen war durch den Alkohol meine Welt ständig in Bewegung. Ich hatte kein stützendes Korsett, wie andere Kinder, dass mir half im Leben zurecht zu kommen, mit dem Ziel irgendwann auf eigenen Beinen stehen zu können. Mein Korsett war weich und nachgiebig. Die Situationen änderten sich ständig, die Aussagen änderten sich, die Ansprüche an mich änderten sich ständig, meist nach oben. Heute hüh und morgen hott. Ich merkte schnell, dass diese für mich unerklärlichen Veränderungen und Verletzungen immer in einem Zusammenhang mit dem Alkohol standen.

    Alles war in Bewegung, ich wusste nie, was als nächstes auf mich zukommt, wusste einfach nicht woran ich war. Ich habe nicht nur von mir aus versucht mich anzupassen, nein es wurde auch von mir verlangt. Doch woran sollte ich mich anpassen? An eine ständig durch Alkohol beeinflusste und sich verändernde Umgebung? Für einen Erwachsenen ist das schon nicht machbar, wie hier so oft zu lesen ist. Wie sollte ich es als Kind schaffen?

    Trotz des augenscheinlich stabilen Umfeldes für einen guten Start ins Leben, war das nur die Oberfläche, darunter war nichts stabil. Es war beweglich und variabel wie der Alkohol im Glas……

    Auch wenn ich nicht körperlich misshandelt und/oder vernachlässigt wurde, habe ich das „Recht“ mich als erwachsenes Kind von Alkoholikern zu bezeichnen. Es ist beruhigend für mich zu wissen, dass meine Probleme einen Grund haben. Das mag dem einen oder anderen vielleicht seltsam vorkommen, aber ich hatte inzwischen Zweifel. Ich habe mich gefragt, ob ich nicht einfach nur einen Knall habe und meine Probleme keinen „wirklichen“ Grund.

    Auch das ist, ein typisches Verhalten eines Co’s. Die eigenen Probleme werden in Frage gestellt, verharmlost, schlimmstenfalls verdrängt, weil es jemanden gibt dem es schlechter geht. Es ist nur eine der Formen andere höher zu werten als sich selbst. Ich war schon wieder auf dem Weg mich mehr um andere zu kümmern. Mir selbst meine Probleme abzusprechen, sie damit zu ignorieren. Ich war auf dem Weg hier weg, weil ich dachte was will ich hier noch, anderen geht’s schlechter, Du schaffst das schon. Und das war grundfalsch!

    Es wird immer jemanden geben, dem es schlechter als einem selbst geht. Die Tragik im Leben anderer wird immer betroffen machen. Doch so schlimm es auch für andere ist, nichts ist schlimm genug und es wert, das man sich selbst darüber vergisst. Das ist mir wieder einmal sehr deutlich bewusst geworden.

    Das ist etwas, was ich allen die hier lesen und schreiben ans Herz legen möchte, die eigenen Probleme wichtig zu nehmen. Redet Euch nicht selbst ein und lasst Euch auch nicht einreden, ihr bildet Euch etwas ein.

    Gruß
    Skye


    Vielen Dank für die Geduld, ich hoffe, ein Kaffee war ausreichend…….. :oops:

  • Hallo Marga,

    wenn ich an meine Jugendzeit zurückdenke, habe ich den Eindruck, daß ich eigentlich ein ganz "normales" Leben führte. Was vielleicht zu meinem späteren Wandel geführt hat, ist wahrscheinlich die Tatsache, daß mich meine Eltern verwöhnt haben (ich bin Einzelkind) und mir wurden alle Probleme vom Hals gehalten. Aber man kann doch in diesem Fall sicherlich nicht behaupten, daß meine Eltern auch ein gewisses Co-Syndrom an den Tag legten. Nun gut, ich komme aus den neuen Bundesländern, wo Freundschaften auch ewig standhielten. Nach der Wende sind viele meiner Freunde in den goldenen Westen gegangen (was wollten sie auch tun, hier gab es keine Arbeit und somit keine Perspektiven), und somit sind viele Kontakte mit der Zeit abgerissen.
    Suchtprobleme gab es also in meiner Familie auch keine, sind mir zumindest nicht bekannt.
    Als ich dann älter wurde, und ich so nach und nach auf eigenen Füßen stand, begriff ich wahrscheinlich das wahre Leben, daß nicht nur aus Friede, Freude, Eierkuchen bestand. Zu dieser Zeit begann ich auch mit dem Trinken, da ich so manches nicht mehr verstehen konnte, oder verstehen wollte.

    Ich wollte all den anderen alles richtig machen, und ging jeglichen Schwierigkeiten aus dem Weg. Und da war dann eben dieser Perfektionismus, ich wollte immer etwas Besseres sein, was mir natürlich nicht gelang.

    Und so wurde es mit der Zeit immer schwieriger ALLEN zu zeigen, daß ich etwas Besonderes bin, dadurch wurden natürlich meine Probleme immer größer und der "Freund" Alkohol tat anfangs seinen Teil dazu. Ich merkte aber nicht, daß die Probleme durch ihn immer größer wurden und mit mir ging es immer mehr bergab.
    Ich habe mir hierbei nie die Frage gestellt, was nun wirklich mein Problem ist, ich konnte und wollte nicht "durchschnittlich" wie all die anderen sein, was mir ja nun auch zum Verhängnis wurde.

    Man ist nun mal, wie man ist, es gibt hier meiner Meinung nach kein gut und schlecht, zu dieser Einsicht zu gelangen habe ich aber leider viel zu lange gebraucht.

    Allen eine schöne Woche


    Tom

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