• Hallo Olivia,

    einer der 5 Merkmale der trinkgestörten Gesellschaft, in der wir leben, ist "Alkohol gehört dazu". Deine Freundin kann sich wie so viele nicht vorstellen, dass man eine gute Situation oder ein freudiges Ereignis anders feiern oder behandeln kann als mit "einem guten Glas Wein". Zu Altweiberfastnacht gab es einen Beitrag im Inforadio Berlin-Brandenburg über Rheinländer, die die tolle Zeit "im Exil", z.B. als versetzte Bundesbeamte hier in Berlin verbringen müssen. Tenor: Traurig & wehmütig sitzen sie bei ihrer Arbeit & haben dort wenigsten ein Piccolo, um die Stimmung nicht ganz verpassen. Auch hier ein ganz typisches Phänomen. Fröhlichsein & Alkohol scheinen zwingend miteinander verbunden zu sein, das ist ganz selbstverständlich in den Köpfen der meisten verankert.
    Da stehen wir nun mit unserem Vorsatz auf Abstinenz & der scheint zu beinhalten, auf Freude für den Rest des Lebens verzichten zu müssen. Aber das gibt sich: Zuerst ist man traurig angesichts dieser vermeintlichen trüben Zukunftsaussichten, dann entwickelt man eine Gleichgültigkeit gegen dieses Treiben & zum Schluss hat man dafür bestenfalls noch ein mitleidiges Lächeln übrig, hat man doch mit der Zeit ganz andere Wege der Freude gefunden, die in ihrer Wahrnehmung auch viel intensiver sind.
    Ich möchte dir also eine gewisse Gelassenheit diesbezüglich anempfehlen. Umgekehrt macht es wenig Sinn, in dieser Sache jetzt den missionarischen Ansatz gefunden zu haben. Wir können abstinetes Leben nur vorleben, um dann vielleicht eine gewisse Außenwirkung zu erzielen. Dazu müssen wir aber abstinentes Leben erst 1 x erlernt haben, & das ist mehr als nur keinen Alkohol zu trinken.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Olivia,

    sorry, so ein Spruch von einer Freundin zeigt natürlich nicht gerade Feinfühligkeit. Etwas dumm.
    Dieses Belohnungsdenken ist nun gerade typisch für Alkoholkranke und sie können es nicht nachvollziehen, dass Freude anders zu verinnerlichen ist. Ein gesunder Mensch hätte so etwas nicht von sich gegeben.

    Achte immer auf dich, dass du größere Gefühlsempfindungen, ob negativ oder positiv, mit anderen Belohnungstechniken ersetzt und halte dich fern von solchen "Ratgebern".

    Gruß, Freund.

  • Hallo Olivia,
    ich kann mich denWorten Freund's nur anschließen,aber was hast Du daraufhin geantwortet?Hast Du es so für dich stehen lassen?Und mitgenommen?
    Innerliche Unzufriedenheit,kann dich auf deinem Weg nur behindern,auch wenn es für Sie nicht zu verstehen ist,gerade deshalb solltest Du dich aber mitteilen,und sagen,waß diese Äußerungen mit Dir machen,und wie Du dich dabei fühlst,und solltest Du dann immer noch mißverstanden werden,dann sollte eine logische Konsequenz folgen,die Du in deinem Stadium für angebracht hälst,Du mußt dich nur mitteilen,um verstanden zu werden,und um dich selbst zu schützen!

    Liebe Grüße,Andi

  • Hallo Olivia,

    manchmal haben die anderen mehr Probleme mit unserer Krankheit als wir selbst. Ich merke das immer wieder dass sie mit unserer Krankheit nicht umgehen können, hilflos sind was den Umgang mit uns betrifft. Nach einiger Zeit sieht man darüber hinweg und denkt sich seinen Teil.

    LG Maddin

  • Das halte ich mir auch immer vor Augen, wenn der Alkohol mal etwas näher rückt, aber auch sonst denke ich öfter darüber nach, wie der Entzug war und wie lange ich mich mies gefühlt habe. Einfach schrecklich. Und ich denke auch an die schlimme Zeit vor den Entzug, wo man feststellt, dass der Alkoholkonsum einem entglitten ist. Wo ich trinken musste, obwohl ich nicht wollte und alles einfach den Bach runterging. Und dass ich immer aufhören wollte und es ging nicht. Es war einfach eine irre Quälerei.

    Der Kommentar deiner Freundin ist natürlich für uns Alkoholiker nicht gut. Ich kann es trotzdem verstehen. Deine Freundin hat an sich gedacht. Sich mit dir gefreut und sich für sich vorgestellt, jetzt mal zur Belohnung was trinken, weil sie wahrscheinlich selbst gerne trinkt und hat es wohl etwas persönlich als Verlust empfunden. Du wirst immer solchen Reaktionen begegnen, sie sind sicherlich nicht böse gemeint'

    Ich bin jetzt 1 1/2 Jahre trocken und ab und zu stelle ich mir auch vor und jetzt mal etwas trinken. Aber es vergeht. Es wird blasser und wirkungsloser. Der Wunsch wird mal immer wieder auftreten. Aber abwarten. Wie sagen wir bei uns in der AA "die 3 großen G's = Geduld, Geduld, Geduld". Alles ändert sich, es braucht aber seine Zeit.

    Und super, dass du schon 9 Tage rum hast.

  • Hallo Olivia,

    Zitat von olivia37

    Ich habe mir die Nacht vom Donnerstag zu Freitag (Freitag habe ich hier um Hilfe geschrien) so im Gedächnis einprogramiert, damit ich die nie vergesse.

    Das Zittern, die Schweissausbrüche, jede halbe Stunde wach, die Vorwürfe, die Panik und die Angst.
    Diese Nacht war die schlimmste meines Leben.

    Und die möchte ich nie im meinem Leben vergessen, weil das hilft mir, sich mit meinem Problem auseinander zu setzen.

    Yes, yes, [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/froehlich/a020.gif]

    Das erste Glas stehen lassen und das/die letzte/n nicht vergessen... [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/froehlich/e030.gif]

    Gruß Hermann

  • Servus Olivia,

    das überrascht mich jetzt nicht wirklich, auch wenn es sehr schade ist.
    Du weisst, was die nächsten Schritte sind: Gespräch mit dem Arzt, kontrollierte Entgiftung, Gedanken über eine Therapie (dass Du es nicht alleine schaffst, sollte Dir jetzt bewusst sein).

    Wie wirst Du es angehen?

    LG
    Spedi

  • Servus Olivia,

    so, wie Du schreibst, nehme ich an Du bist betrunken. Dann hat sich für heute eine Diskussion erübrigt.
    Schreib morgen wieder, wenn Du nüchtern bist.

    LG
    Spedi

  • Hallo Olivia,

    Du schreibst:Also überlegte ich, ob manche Menschen, die viel trinken es nicht lassen wollen?

    Wir hier alle im Forum wollen trockenes Leben, wollen es die anderen nicht

    Andere Menschen,sollten dich gar nicht interessieren,vordergründig für dich sollte sein,waß Du willst!!

    Gruß Andi

  • OK, dann hatte ich Dich falsch verstanden?

    Zitat

    Im Park mit eine Bierflasche, meine Nachbarn mit zwei Flaschen Rotwein in der Hand.

    Tut mir leid.

    Aber: wie geht's jetzt weiter? Es geht nicht um andere, es geht um Dich. Wie willst Du trocken werden, und zwar langfristig?

    Was ist Dein nächster Schritt?

    LG
    Spedi

  • Hallo Olivia,

    du fragst

    Zitat

    WARUM? Warum ich?

    mir geht es bessser, seit ich mich das nicht mehr vordergründig frage. Das WARUM ist für mich in den Hintergrund getreten. Ich habe jetzt seit 10 Monaten keinen Alkohol zu mir genommen und beschäftige mich mehr damit, WIE ich trocken werden und trocken leben und trocken denken lernen kann. Und trocken bleibe.
    Nur allein vom Nichttrinken wird man nicht automatisch trocken.

    Vorraussetzung dafür ist natürlich, dass ich das überhaupt will und mich damit akzeptiere, dass ich Alkoholiker bin. Dabei ist es unwichtig, wie mich andere sehen oder welche Trinkgewohnheiten andere an den Tag legen.

    Vergleiche waren für mich nicht mehr wichtig. In meinem Umfeld waren auch etliche Leute, die einen vergleichbares Trinkverhalten haben wie ich hatte. Das ist fast immer so bei Alkis. Wichtig ist nur, wie du dein eigenes Trinkverhalten einstufst und das scheint ja eindeutig zu sein.

    Wir kennen diese Sprüche von außen alle. Deswegen haben wir uns hier untereinander zusammengefunden, um uns hier ernsthaft und offen mit unserer Krankheit auseinanderzusetzen.

    Du warst drei Wochen "trocken", wie du schreibst, aber trocken wird man nicht in drei Wochen. Trockenleben ist nicht das gleiche, wie wenn man nie getrunken hätte. Trockenleben ist ein ganz eigenes und für einen nassen Alki neues Lebenskonzept, das in alles Lebensbereiche hineinreicht.

    Zu allererst steht dein fester Entschluss, das Trinken seinlassen zu wollen. Dann folgt die Entgiftung, die unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Und dann beginnt die eigentliche Arbeit an dir und deinen nicht-trockenen Verhaltensmustern und dabei kann dir ein kontinuierliches Erscheinen hier im Forum sehr nützlich sein. Du kannst hier viel über deine und unsere Krankheit lernen und wie du zufrieden mit ihr leben kannst.

    Ich wünsch' dir alles Gute dabei

    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo ...,

    Micha , wieder einmal ein lesenswerter Beitrag.
    Olivia , für mich war auch der Entschluß wichtig, NIE wieder Alkohol zu trinken, mit diesem Leben für immer und ewig abschließen zu können.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Olivia,

    abschalten, dann ist die Depri weg & die Lebensfreude steigt? Genau das ist deine Bewältigungsstrategie für alle Fragen des Alltags. Der Alkohol hat sich dabei als unentbehrliches Mittel etabliert.
    Wenn du vom Stoff weg willst, solltest du genau da andere Wege suchen. Besprich das alles mal mit deinem Arzt & gehe die Sache nüchtern (im Sinne von sachlich) an. Gewiss wird er dir auch ne richtige Therapie empfehlen. Lass dich davon nicht schrecken.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

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