Meine Tochter und Ich

  • Hallo,

    Ich weiß nicht ob es hier rein gehört, vielleicht interessiert, oder hilft es ja einigen erwachsenen Kindern von Alkoholikern.

    Ich bin Alkoholikerin, seit fast 1 Jahr endlich trocken, und habe eine mittlerweile 30-jährige Tochter.

    Ich habe fast 20 Jahre getrunken, nicht durchgängig, es gab auch sogenannte Trinkpausen und nie bis zur Besinnungslosigkeit, "funktioniert"
    habe ich immer noch. Es gab auch glücklicherweise nie Gewalt in unserer Familie, und meine Tochter brauchte auch keine von mir nicht geschafften
    Haushaltspflichten übernehmen.
    Dafür hatte sie über eine sehr lange Zeit eine Mama, die sehr oft traurig, deprimiert und eine "Fahne" hatte beim "Küßchengeben".
    Damals hat sie es noch nicht verstanden und auch keine Fragen gestellt, der Papa war kaum anwesend und hat das "Problem weggeschoben".

    Die Fragen kamen dann irgendwann,sie fand versteckte Flaschen an den unmöglichsten Stellen, und ich wußte keine Antwort darauf, schämte mich
    bloß ganz fürchterlich.

    Die Freunde/Schulfreunde kamen nicht mehr zu uns, so sehr schämte sie sich für MICH, obwohl ich damals noch der Ansicht wahr, so schlimm
    ist es doch garnicht.
    Die Entfremdung nahm ihren Lauf, sie zog sich immer mehr zurück, wollte so gerne helfen, ich konnte es nicht annehmen.
    Mit 20 Jahren zog sie dann aus, zu ihrem 1. Freund.

    Nun "dachte" ich, ich hätte keine Verantwortung mehr, und der Alkohol bestimmte immer mehr mein "Leben".

    Unser Kontakt belief sich auf einige Telefonanrufe, die ich fast immer nur im "angetrunkenen" Zustand tätigte, und oftmals wegen Aggression meinerseits,
    von meiner Tochter abgebrochen wurden.

    Es sollten noch viele Jahre folgen, bis ich endlich begriff, dazu gehörte/benötigte ich die Ablösung und Trennung von meinem Mann, und die ganz wichtige
    Erkenntnis, ich bin alkoholkrank und WILL etwas dagegen tun.

    Von diesem Moment an, begann ich wieder Verantwortung für MEIN LEBEN zu übernehmen, und im "weitesten" Sinne auch heute wieder für meine Tochter,
    worüber ich sehr glücklich und dankbar bin.

    Wir haben uns ganz, ganz langsam wieder angenähert, das Vertrauen, daß über so viele Jahre von mir mißbraucht wurde, funktioniert NUR über meine
    Trockenheit, und wird wohl ein langer Weg sein, aber ich habe die Chance bekommen und es liegt an mir, sie zu nutzen.
    Rückgängig kann ich nichts mehr machen, auch wenn ich es mir noch so sehr wünsche !

    Wir hatten letztens einen Trauerfall in unserer Familie, ihr Papa, mein Ex ist verstorben.
    Heute morgen rief sie an und fragte etwas besorgt, "Mama geht es dir "GUT" ??!!!, ich WEIß, was sie damit meint !
    Ja, es geht mir gut, ohne Alkohol.

    Die Sorge und Unsicherheit von erwachsenen Kindern wird wohl immer bleiben, es hat sich eingebrannt, Mama trinkt wenn sie Probleme hat.

    Liebe erwachsene ! Kinder, laßt los !, und LEBT euer eigenes Leben !

    Es gibt immer eine Chance für ein wieder zusammenfinden, nur der muß von dem/oder der Betroffenen selbst kommen !

    Ich liebe meine Tochter über alles, und daß sie mir verziehen hat, obwohl es nie vergessen, das ist das allerschönste.

    Paßt auf Euch auf !

    Liebe Grüße, Rose

  • liebe rose,

    danke für deinen bericht! ich glaube, es ist für erwachsene kinder von alkoholikern in dieser rubrik ganz wichtig auch mal zu hören, wie es einem alkoholiker geht, was er fühlt. oft sind die erwachsenen kinder hier ja furchtbar wütend und denken, ihre eltern trinken aus absicht und es kümmere sie nicht, wie es den kindern geht. ich denke, das verursacht eine ganze menge (unnötiger) bitterkeit.

    vielleicht wäre es für das eine oder andere "kind" - egal wie alt - ganz interessant, mit dir in diesem threat in einen dialog zu kommen, sozusagen als "ersatz" für den dialog mit den eigenen eltern.

    mir ging es so, als ich vor knapp einem jahr zum ersten mal in die kreuzbund-shg gegangen bin. zwar war da der aktuelle anlass mein freund, aber natürlich spielte auch meine herkunft aus einer alkoholiker-familie eine große rolle. und es hat mir für mich gut getan, mich mit alkoholikern zu unterhalten, die mir nichts "getan" hatten, anders als meine eltern oder mein freund.

    ich glaub, ich hab da auch in mein tagebuch geschrieben, dass mir in dieser gruppe zum ersten mal in meinem leben alkoholiker sympathisch waren - weil ich dort nämlich zum ersten mal gespürt habe, dass es "ganz normale" menschen sind, die eben krank sind, die aber auch über ihre krankheit reden. und wo ich zum ersten mal "neugierige" fragen stellen konnte - und diese ehrlich beantwortet bekam - was bis heute mit meiner mutter nicht geht. deshalb freue ich mich sehr über deinen beitrag - danke!

    lieben gruß

    lavendel

  • hallo rosa!

    ich finde es auch gut und sinnvoll, es mal aus dem anderen blickwinkel zu btrachten.
    vor allem, weil (wie damals deine tochter) ich auch gerade zu meinem freund gezogen bin, und der kontakt zu meiner mutter im moment nicht auf weiter hinausläuft, wie auf seltene telefonate... und ich deswegen auch sehr gekränkt bin und manchmal denke, sie interessiert sich überhaupt nicht mehr für mich!

    also danke dir!
    :)

    liebe grüße, kathrin

    Augen zu und durch!

  • Hallo Lavendel,
    Hallo kathrin,
    Hallo Larissa,

    und an Alle die dieses Thema berührt oder betrifft.

    Ich gehe gerne in einen Dialog mit Euch, wenn ihr Fragen habt,egal was, ich werde versuchen das zu beantworten.

    Es wird auch mir helfen bei der Aufarbeitung, denn das Thema "Alkohol und Mama " ist zwischen mir und meiner Tochter auch noch nicht gänzlich aufgearbeitet, da sie verdrängt !

    Mama ist nun ENDLICH trocken und GUT !

    Durch einen Todesfall in der Familie ist das Thema wieder aufgebrochen,
    und ich spüre, daß auch bei ihr noch Redebedarf ist !

    Ich versuche zu vermitteln, daß man alkoholkrank ein Leben lang bleibt, und nicht "einfach" alles Gut ist !

    Liebe Grüße, Rose

  • Hallo Rose,

    es freut mich, daß Deine Tochter und Du Euch soweit wieder angenähert habt. Etwas, daß ich mir mit meiner Mutter auch wünschen würde. Ob das jemals möglich sein wird, wir werden sehen. Zur Zeit ist sie in ihrer zweiten LZT….

    Ich kann Deine Tochter nur zu gut verstehen. Wie Deine Tochter lebe ich seit 20 Jahren mit der Alkoholsucht meiner Mutter. Das heißt man lebt seit 20 Jahren mit der Sorge um die eigene Mutter. Nicht in der Form, daß man sich jeden Tag den Kopf zerbricht. Es ist im Hintergrund jedoch immer vorhanden, ganz verschwindet die Angst und Sorge nie. Das laugt einfach aus. Man lebt im eigenen Zuhause in einem Ausnahmezustand, man kommt nicht zur Ruhe weil die eigene Mutter durch den Alkohol sich verändert, unberechenbar wird. Ständig ist man auf der Hut um Katastrophen zu verhindern, Reaktionen und Situationen vorauszusehen, abzuschätzen. Man kann sich auf nichts wirklich verlassen.

    Nach außen haben viele Alkoholikerkinder ein normales Leben, da die meisten Alkoholiker trotzdem ganz gut funktionieren. Nach innen ist es jedoch ein Leben voller Unruhe und Unsicherheit. So zu leben ist unheimlich anstrengend. Das wird man auch nicht automatisch los, wenn man das Elternhaus verlässt. Irgendwann fängt es an einen zu verfolgen, egal wohin man geht. Deine Tochter erholt sich noch von dieser Anstrengung. Du bist trocken, diese Sorge ist sie los und gut. Mehr will sie zur Zeit einfach nicht und ich kann es verstehen.

    Ein Jahr trocken ist eine großartige Leistung von Dir. Ich will diese Leistung nicht schmälern. Ich finde das ist etwas auf das Du stolz sein kannst und etwas auf das Deine Tochter sicherlich auch stolz ist. Aber ein Jahr ist nicht viel im Vergleich zu 20 Jahren.
    Deine Tochter wird vielleicht noch etwas Zeit brauchen um mit Dir über Ihre Gefühle zu reden und wie sie ihre Kindheit und Dein Trinken erlebt hat. Vielleicht hat sie auch noch zu sehr Angst Dich mit dem was sie zu erzählen hat, wie sie es gesehen hat Dich zu verletzen. Es wird sicherlich nicht nur angenehm werden, was sie zu sagen hat. Vielleicht ist auch unterschwellig noch immer die Angst vorhanden, wenn Du zu großem Druck ausgesetzt wirst, daß Du wieder trinkst. Man kann das Verhalten von Jahren nicht einfach abschütteln wie einen alten Mantel. Zeig ihr, daß Du bereit bist zu reden, wenn sie will. Wenn Euer Vertrauen wieder da ist, wird sie auch irgendwann auf Dich zukommen. Bis dahin laß ihr Zeit.

    Du hast 20 Jahre gebraucht die Flasche aufzugeben, hab’ ein wenig mehr Geduld mit Deiner Tochter…..

  • Hallo Larissa,
    Hallo Skye,

    erst einmal vorweg, ich kann hier nur über meine eigenen Gefühle und Emotionen schreiben und nur begrenzt über die von meiner Tochter, und auch "nur" über die, die bis dato geäußert wurden.

    Die Verarbeitung MEINER Alkohol-Vergangenheit, habe ich, und zeitweise noch weiterhin, in einer Psychotherapie bearbeitet.

    Die evtl. noch ausstehende Verarbeitung mit meiner Tochter, diesen Zeitpunkt bestimmt sie selbstverständlich ganz alleine, dafür haben wir auch nun alle Zeit dieser Welt.

    Die Begriffe Haß-, oder Schuld, wie ich sie oft hier bei Euch erwachsenen Kindern herauslese, die gab und gibt es zwischen uns nicht.

    Es gibt vielleicht ? keine Wiedergutmachung, es gibt aber für UNS wieder ein Leben nach dem Alkohol.

    Ein Jahr trocken, IST sicherlich kein Vergleich zu 20 Jahren Alkohol,
    ich werde deswegen aber sicherlich nicht 20 Jahre mit Schuldgefühlen verbringen, dafür ist die jetzige Zeit viel zu kostbar.

    Dies alles soll keine Rechtfertigung-,oder Entschuldigung dafür sein,was alkoholkranke Mütter- u.Väter ihren Kindern damit antun.

    Mir geht es um den VERSUCH gegenseitigen "Verständnisses", und NICHT um Haß-, Wut-, und Schuldzuweisungen.

    Alkohol zerstört Familien, Haß auch !

    Liebe Grüße, Rose

  • Hallo Rose,

    für mich ging es bei meinem Beitrag nicht um Haß und schon gar nicht Schuld. Ich weiß auch nicht so genau, wo das aus meinem Beitrag herausgelesen hast, aber gut. Schuld setzt für mich ein absichtliches Handeln voraus. Ich gehe mal davon aus, daß weder Du noch meine Mutter angefangen haben zu trinken um ihren Töchtern zu schaden. Wie will man also von Schuld sprechen.

    Es ist nun einmal das Wesen dieser Krankheit, dass nicht nur der Betroffene unter seiner Sucht leidet. Schuld in dem hier oft verwendeten Sinn sehe ich persönlich nicht. Auch hasse ich meine Mutter nicht. Ich verspüre öfters noch Wut, die ist aber weniger gegen sie gerichtet, sondern begründet sich in meiner eigenen Hilflosigkeit der Krankheit gegenüber. Wer Haß empfindet hat noch einen sehr weiten Weg vor sich.

    Mit sicherlich nicht angenehm meinte ich auch nicht Schuldzuweisungen. Es gibt aber nun einmal Situationen in denen wir Kinder besonders gelitten haben. Ich kenne es von meiner Mutter, dass ihr das sehr nahe gegangen ist, wenn ich solche Situationen angesprochen habe. (In der relativ kurzen trockenen Phase nach ihrer ersten LZT) Für mich gehört nicht nur Verständnis für die Krankheit meiner Mutter zum aufarbeiten, sondern auch, mir meine eigenen Verletzungen dadurch zuzugestehen. Das Wohl meiner Mutter nicht länger über mein eigenes zu stellen und Rücksicht zu nehmen, mir alles zu verkneifen, was sie verletzen könnte. Nur weil meine Mutter es nicht mit Absicht gemacht hat, heißt es nicht, dass ich nicht gelitten habe unter ihrer Trinkerei. Ich muß das nicht breittreten, bin aber auch nicht bereit über diesen Umstand den Mantel des ewigen Schweigens zu decken. Das ist für meine Mutter sicherlich nicht unbedingt einfach gewesen, das zu hören. Trotz und alledem liebe ich meine Mutter.

    Mir scheint es, daß Dir die Vorstellung, daß Deine Tochter gelitten hat, auch ziemlich zusetzt.

    Mir machte es den Eindruck, dass Du mit der Art, wie Deine Tochter mit Deiner Krankheit umgeht, mit der jetzigen Situation, nicht glücklich bist.

    Ich habe versucht, Dir die andere Seite, die der Kinder die hilflos zuschauen und der Situation ausgeliefert sind, näher zu bringen. Damit Du eine Möglichkeit hast, die momentane Verdrängungshaltung Deiner Tochter von einer anderen Seite betrachten zu können. Auch wenn wir erwachsen sind, tragen wir die Folgen dessen, was wir als Kinder erlebt haben mit uns rum. Wenn wir keine Möglichkeit zur Aufarbeitung haben ewig. Es erfordert aber die Bereitschaft dazu und die Kraft dafür muß da sein. Das dauert manchmal recht lange, bis man soweit ist. Manche Wunden müssen erstmal oberflächlich heilen und weniger schmerzen bevor man bereit ist wieder darin zu bohren. Da kann ein Jahr recht kurz sein.

    Natürlich kann ich da nur von mir selbst sprechen. Ich kenne Deine Tochter nicht und weiß nicht wie sie mit Deiner Sucht wirklich umgeht. Meine Geschichte ist sicherlich nur eine Sichtweise. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich damit zum Ausdruck bringen, eine Sichtweise von vielen der „anderen Seite“, der Seite der Kinder.

    Ich wünsche Dir einen schönen Abend…..

    Gruß
    Skye

  • Hallo zusammen, :)

    jetzt passiert DAS, was ich mit meinem Thread keinesfalls wollte !!!

    Jeder meint nun, sich für seinen Beitrag rechtfertigen zu müssen, ist zumindest im Moment mein Eindruck.

    Skye, die Begriffe "Schuld/Schuldgefühle" traten in Larissa`s Beitrag auf.

    Mir ging es ja eigentlich darum, wie Lavendel schon schrieb, es aus der Sicht einer Mutter, die Alkoholkierin ist (jetzt trocken) versuchen ! zu erzählen, es ist nur MEINE Geschichte. Jedes "Kind" hat seine eigene, ganz individuelle.

    Die Sichtweise der erwachsenen Kinder kann man hier seitenlang
    nachlesen und ist oftmals mehr als erschütternd, und ich kann die Wut und Hilflosigkeit auch sehr gut verstehen und macht mich sehr betroffen.

    Ich fühle mich tatsächlich noch nicht so "wohl" mit der Sichtweise meiner Tochter, die die Alkohol-Krankheit noch ? nicht als eine lebenslange Aufgabe sieht, sondern als vorbei und gut.
    Letzendlich bleibt es auch ja auch meine Aufgabe.

    Lassen wir diesen Thread auf sich beruhen, er war ein "Versuch" auch die andere Seite zu betrachten, nicht mehr und nicht weniger.

    Paßt auf Euch auf !

    Liebe Grüße, Rose

  • Guten Morgen Larissa,

    oh man, diese Mißverständnisse. :roll:

    Ich möchte doch"nur" weg von dieser Schiene der Rechtfertigungen !!!

    Ich habe geschrieben, das meine Tochter und Ich, nun alle Zeit dieser Welt haben, um vergangenes aus meiner Alkohol-Vergangenheit aufzuarbeiten, den Zeitpunkt bestimmt SIE selbst !

    Ich habe auch geschrieben, daß man die Sichtweise von Kindern aus Alkoholiker-Familien hier seitenlang nachlesen kann, und das ist auch gut so !!!!

    Ich gebe nichts auf, möchte NUR diese Rechtfertigungsschiene ruhen lassen !

    Jeder kann hier natürlich weiterschreiben, und jeder hat selbstverständlich die Berechtigung auf eigene Gefühle, habe ich die irgendjemanden abgesprochen ???

    So, und nun rechtfertige ich mich schon wieder. :roll:

    Vielleicht "trauen" sich ja noch andere Mütter-, oder Väter ebenfalls mal "ihre Seite" zu "vertreten" ? !

    Vorsichtig genug ausgedrückt ???

    Und wenn jetzt jemand mir schreiben will, ich sei nun eingeschnappt, oder sonst irgendetwas, LAßT ES, es ist NICHT so !!!, ich wollte doch nur................

    Einen schönen Tag wünsche ich uns allen. :):):)

    Liebe Grüße, Rose

  • Hallo rose!

    Mein vater war Alkoholiker und ist jetzt seid 4/5 Jahren tod. Ich kann ihm keine Fragen mehr stellen. Unsere ganze Familie ist Alkoholkrank. Insbesondere der Onkels und männliche Seite. In unserer Generation also meine trifft es jetzt auch die Frauen.

    Meine Mutter ist die perfekte Co und hat uns meiner Meinung nach auch zu Cos gemacht.

    Nun bin ich selbst Alkoholkrank und habe eine 12 jährige Tochter. Im Co-bereich habe ich noch nicht geschrieben, weil meine Alkoholkrank und Trockenheitsarbeit wichtiger ist. Inwieweit ich mich dann eines Tages auch mit meiner Coabhängigkeit auseinandersetzen muß weiß ich noch nicht.

    Meine Mutter ist wieder neu verheiratet. Er der neue wieder ein Alki. drum kann ich sie zur Zeit nicht besuchen. das macht mich traurig.

    Tausende Fragen habe ich an meine Eltern, insbesondere an meinen Vater.

    Hat er uns jemals geliebt, waren wir ihm jemals wichtig? Und die liebe MamaCo! War der Papa und die anderen Familienmitglieder wichtiger als wir Kinder?

    Warum hat sich die Welt nur um euch gedreht und nicht um uns?

    Werde ich wie meine Eltern sein? Kann ich jetzt noch die Notbremse ziehen und das meiner eigenen Familie ersparen? Hab ich meiner Tochter auch schon zu verstehen gegeben, mir ist der Alkohol wichtiger ist als sie? Ja hab ich.

    Meine einzigste Chance ist Nüchternheit, trocken bleiben und mir mein Leben und das meiner Tochter wieder zu geben und endlich Mama sein zu dürfen.

    Ich danke dir für dein Thread vielleicht kannst du mir Dinge beantworten die ich noch mit meinen Kindernaugen frage und sehe obwohl ich selbst Alkoholikerin geworden bin.

    LG klaudi

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Liebe Klaudi,

    Du hast schon etwas ganz wichtiges erkannt ! und geschrieben:

    " Meine einzigste Chance ist Nüchternheit, trocken bleiben und mir mein Leben und das meiner Tochter wieder zu geben und endlich Mama sein zu dürfen. "

    Und, du hast mir etwas ganz entscheidenes voraus. Deine Tochter ist erst 12 Jahre alt, heißt, Du hast deine Alkohol-Krankheit viel, viel früher zum stoppen gebracht, als ich.

    Wenn ich jetzt so zurückblicke, haben mein Vater u. Stiefmutter eigentlich auch immer schon gerne einen "gepichelt" und oftmals auch darüber hinaus. Ob ich sie nun heute auch als alkoholkrank bezeichnen würde, weiß ich nicht so genau.
    Für mich ist das auch nicht wichtig.

    Ich hätte eigentlich eher gedacht, deswegen würde ich dieses Alk-Problem nie haben.
    Meine "Eltern" waren z.B. auch sehr starke Raucher, ich habe das
    "Zeug" nie angerührt, und bin bis heute Nichtraucher.

    Mein Ex-Mann, hat so gut wie nie getrunken, dem schmeckte Alkohol einfach nicht, also aus der Ecke kommt das auch nicht, "seine" Eltern ebenso wenig.

    Meinen Ex-Mann würde ich, mit dem Wissen von heute !!!, auch als Co betiteln, viel zulange weggeschaut, nicht wahr haben wollen, toleriert, Hauptsache die anderen bekamen nichts mit.

    Meine Tochter war es schließlich, die sich in ihrer NOT nicht mehr zu helfen wußte, und sagte, Papa, ich habe Sekt-Flaschen in Mama`s Schrank gefunden. Da konnte er ja nicht mehr wegschauen, und "schleppte" mich zu den AA, sogar gemeinsam gingen wir dort hin,
    NUR, es war NOCH nicht MEIN persönlicher Tiefpunkt, leider .... :oops: ,
    und ich trank weiter, heimlich.

    Ich kann noch nicht ermessen, "Wieviel" meine Tochter gelitten hat in ihrer Kindheit/Jugend, offen, haben wir über "ihre" Zeit zwischen ihrem 18.Lebensjahr bis zum 20.3.2006 gesprochen.

    Klaudi, Du hast die Notbremse schon gezogen,nur das zählt jetzt, und sei bitte vorsichtig mit der Aufarbeitung der gesamten Familiensituation, das allerwichtigste muß immer deine Nüchternheit bleiben, für alles andere bleibt noch genügend Zeit.
    Du hast jetzt wieder die Chance u.Möglichkeit, deiner Tochter, deine Liebe und Fürsorge zu geben. Bei uns ist das jetzt wieder so, und wir haben viel nachzuholen, freuen uns aber darauf ! :)

    Fortsetzung, Fragen, Antworten, Erklärungen, ect. ausdrücklich erwünscht. :)

    Liebe Grüße, Rose

  • Hallo zusammen,

    was mir auffällt in den unterschiedlichsten Beiträgen, vor allem bei " Euch Kindern ", aber teilweise auch bei den Co`s , ist der Satz:

    " Ich würde so gerne verstehen "

    Eine Alkohol-Krankheit/Sucht zu verstehen kann, wenn das überhaupt möglich ist, nur jemand der auch wirklich selbst krank ist-, oder war,
    deshalb können auch viele Ärzte und Psychologen die Alkohol-Krankheit nicht nachempfinden, mein Psychotherapeut gehört übrigens auch dazu.
    Sein Standard-Satz: Liebe Frau ............, so schlimm war das doch bei Ihnen noch garnicht.

    Darum ist dieses Forum so wertvoll, es lebt von Betroffenen für Betroffene, und zeigt den Weg aus der Sucht und Abhängigkeit, wenn man denn WILL !

    Bei meiner Tochter und mir, war ja nun mein Ex, der Co, so wie ich es heute sehe.
    Ich kann ihn auch nicht mehr fragen, warum er solange weggeschaut hat.
    Ich kann ihn auch nicht mehr fragen, und Tochter auch nicht, warum Papa hast du nicht "kompensiert", warum hast Du dich mit mir nicht mehr "beschäftigt" ?, als Mama nicht "konnte" ?

    Es war MEIN Problem, so nannte er es immer, nur vergaß er dabei unsere Tochter.

    Es bleiben auch bei uns viele Fragen jetzt sicherlich offen. Nur Ich, kann ihre Fragen jetzt noch beantworten.

    Sie hat es aber, als sie dann mit 18 auszog richtig gemacht. Sie hat ihr eigenes Leben gelebt.
    Besuche ihrerseits gab es nur, wenn sie sich sicher war, daß ich nicht getrunken habe.
    Irgendwie hat sie instinktiv richtig gehandelt, sie hat mich einfach "sein" lassen, und wie ich heute weiß, hat sie genauso unter unserer Entfremdung gelitten wie ich.

    Wir haben uns wieder.

    Fortsetzung ..........

    L.Gr. Rose

  • Hallo Rose und Larissa!

    Dieser Thread läßt mich nicht los.

    Ich hab bis jetzt die Coabhängigkeit immer bei Seite geschoben in meiner Trockenheitsarbeit. Und doch wenn ich im offenen Meetings saß oder hier und da mal laß, hatte ich das Gefühl die reden von meiner Mutter und die Erwachsenen Kinder von mir. Ich hab all ihre Nöte verstanden und mich verbunden gefühlt. Hab bei der Vorstellung hallo ich bin.... Alkoholiker und erwachsenes Kind nicht verstanden. langsam begreife ich.

    Ich begreife, daß ich das nicht unbedacht lassen kann in meiner Trockenheitsarbeit.

    Wenn meine Partnerin aus dem Haus geht überfällt mich eine Gefühl der Ohnmacht, verlassensein und Einsamkeit, daß es mir fast den Atem raubt. das waren auch die beiden male, wo ich ein Rückfall hatte. Vielleicht kommt aber genau dieses Gefühl von einem erwachsenen Kind wo Mutter Co ist und Daddy Alki war.

    Und was heißt hier überhaupt verstehen. Ich möchte meine Eltern gar nicht mehr verstehen. Ich möchte nur noch mich verstehen. Sie sind für sich verantwortlich. Den Blick auf sie gerichtet zu halten hat mir fast das Leben gekostet. Mein inneres Kind ist immer noch sehr verletzt. Kinder können nicht verstehen. Sie nehmen die Botschaften für sich auf, die ihnen ihre Eltern vermitteln. Du bist mir nicht so wichtig und es nicht wert. Das muß ich jetzt als Erwachsene nachholen. Mein inneres Kind an die Hand nehmen beruhigen und mir zeigen, du bist es wert. Und da wartet eine größe längere Aufgabe auf mich. Vorallem diese Botschaft nicht der nächsten Generation zu geben, sondern dies zu durchbrechen. Das kann ich nur, wenn ich nüchtern bleibe. Und dafür will ich alles tun.

    Morgen wird meine Tochter 12. Ihr Geburtstag und morgen wird sie diesen mit einer trockenen Mama verbringen. Und darauf freu ich mich.

    lg klaudi

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Hallo ihr Lieben,

    Ich war vor ein paar Jahren wg. meiner Depressionen, stationär in einer psychosomatischen Klinik.
    Dort wurde auch die Problematik " das innere Kind ", bzw. die " Aussöhnung mit dem inneren Kind " bearbeitet.

    Für mich waren auch einige Bücher darüber, sehr aufschlußreich.
    Wenn es euch interessiert, dann googelt doch mal, dort findet man einiges an Tipps, z.B. auch unter:

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…nnere_kind.html

    Liebe Grüße, Rose

  • hallo rose

    also erstmal respekt, ich finde es toll, dass du hier schreibst, würde mir dasselbe auch von meiner mutter wünschen, aber das wird wohl nie vorkommen.

    als ich vor kurzem (wieder mal) mit ihr darüber geredet habe, dass sie doch mit meinen zwei brüdern (13 und 15) zu nem therapeuten gehn soll, da sie ja ständig da waren, wenn meine mutter getrunken hatte, meinte sie nur, sie versteht nicht warum, das ist alles schon !ewig! her (vor 8 wochen war der letzte rückfall), sie hat ihnen ja gesagt, dass es nicht mehr vorkommt. das muss ihnen langen, da es sie ja auch nix angeht, da sie das alkoholproblem hat und nicht die kinder. außerdem würden sie damit nur alte geschichten aufwühlen, würden ihr dann diese erzählen und sie damit dazu bringen, wieder zu trinken.

    wollte ich nur kurz erzählen, finde es toll, dass du bereit bist mit deiner tochter über alles zu reden und auch verstehst, dass sie unter der situation leiden musste.

    liebe grüße

  • Hallo Ihr Lieben,

    "wir" über uns gerade vordergründung in "Trauerarbeit", und stellen fest, daß es viele Fragen gibt, auf die es vielleicht einfach keine Antwort gibt.

    Selbst wenn, wir hätten noch fragen können, wären die Antworten , glauben wir !, auch nicht zufriedenstellend ausgefallen, jede Antwort hätte
    wahrscheinlich in einer erneuten Frage geendet: Ja, ABER ...................., warum hast u nicht ????? und, u,u.

    Mir hilft vieles über den Weg des akzeptierens, ich kann es nicht mehr ändern.

    Meine Tochter und ich telefonieren im Moment tgl. mehere Stunden, und wir stellen fest, wie verwogen und miteinander verknüpft jedes Verhaltens-
    muster von uns ist.
    Die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die mich in den Alkohol flüchten ließ, die Traurigkeit und das WARUM ? meiner Tochter, die Ignoranz, das
    Verdrängen und Nicht wahr haben wollen, ihres Papa`s, meines Ex-Mannes.

    Es gibt diese Studie der " Familienaufstellung ", in der Jeder aus der Familie, SEINEN Platz hat.

    Gerät dieses Gefüge durcheinander, auseinander, passiert leider das, was dann in vielen Familien passiert, Vater und Mutter verlassen ihren "Platz"
    als Eltern, und das KIND bleibt alleine, schutzlos und grenzenlos überfordert.

    Mein Ex- und Ich haben unseren Platz verlassen, das erkenne ich leider erst heute so !

    Traurig und alleine gelassen fühlte sie sich, sagte sie gestern, wütend sei sie auf Papa gewesen, Papa der immer nur viele Geschenke von seinen
    Reisen mitbrachte, Papa, der nie richtig Zeit hatte, Papa, der lieber weg, als hinschaute.
    Ein "Papa-Kind" habe ich meine Tochter immer genannt, falsch, ganz falsch.
    An wen sollte sie sich denn halten ?, wenn nicht an Papa ? Mama war immer traurig und depressiv, UND trank !

    Wie oft, wollte ich meine Tochter nehmen,und " einfach " gehen ?!!!

    Warum, hast DU es nicht getan ????, fragte sie gestern.

    Ich hatte Angst, es alleine nicht zu schaffen..........................


    Fortsetzung .....


    Paßt auf Euch auf !

    Liebe Grüße, Rose

  • Meine Eltern sind auch Nachkriegskinder.

    Ich hab in einen meiner Therapien die Biographie meiner Mutter geschrieben mit ihrer Hilfe. Mein Bruder hat mein Vater kurz vor seinem Tod aufgesucht und mit unserer Tante seine Biographie und den Stammbaum der Familie väterlicherseits aufgestellt und besprochen.

    Zu dieser Zeit haben eigentlich alle bei uns in der fernen Heimat getrunken und ihre Kinder geschlagen. Es war zu der Zeit normal.

    Mir hat das geholfen meine Eltern zu verstehen. wie sie gelebt haben. was sie dazu veranlaßt hat, uns so zu behandeln.

    Es hat mir aber auch gezeigt, daß das ihre Biographie ist und nicht meine. Und ich meine noch schreibe und es in der Regie habe wie sie verlaufen wird. So wie es meine Eltern in der Regie hatten. Sie haben sich für diesen Weg entschieden. Es muß aber nicht meiner sein.

    Und trotzdem ist mein innere Kind verletzt und schreit immer noch nach dieser elterlichen Liebe, Zuneigung, Aufmerksamkeit, Zuwendung.

    Ich muß es ihm selbst geben. Und lerne jetzt Stück für Stück es mir auch wert zu sein und die Botschaften meiner Eltern, es nicht wert zu sein, neu zu besetzen.

    Ich werde nicht ruhen, bis ich mein inneren Frieden und Ruhe gefunden habe. Und dafür mach ich mich auf die Reise nach meinem ich und schreibe dabei mein eigenes Drehbuch. Und so kann ich es wieder in meine Verantwortung legen. Da wo es jetzt hingehört, denn nun bin ich erwachsen.

    Es wird kein leichter Weg sein. Aber durch mein Frieden und Nüchternheit bekommt auch die nächste Generation eine Chance geliebt zu werden, es sich selbst wert zu sein. Ich möchte meiner Tochter sagen und zeigen: sie ist es wert. Damit sie in Ruhe mit der Liebe im Rücken in die Welt ziehen kann.

    Ich hoffe inständig das mir das gelingt und es noch nicht zu spät ist. Das ihre Kinderseele nicht so leiden muß wie unsere es tat.

    Eine Frage noch an Rose.

    Warum kann man im Suff beim trinken diese Liebe nicht geben? Warum dreht sich dann alles nur um ein selbst? ist ja nicht so, daß nur weil man trinkt sein kind nicht liebt. Wiso macht der alkohol diese Distanz?

    Kompromisse bedeuten ein Rückfall riskieren
    (vor dem trink - Rückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus)
    nicht Trinkende seid 04.03.07

  • Hallo ihr Lieben,
    Liebe Klaudi,

    deine Frage an mich, kann glaube ich nur jeder für sich selbst beantworten.

    Die Distanz, die körperliche, seelische, emotionale, ergibt sich denke ich, aus der veränderten Persönlichkeit eines Alkoholkers.

    Ich "funktionierte" ja nur noch, Nähe konnte ich ganz schlecht zulassen, so groß war mein Schamgefühl, daß der Alkohol mein Leben,
    und das meiner Tochter, weitgehenst bestimmte.
    Ich las ihr weiterhin Gute-Nacht-Geschichten vor, und hatte gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, wegen meiner "Fahne".

    Ich fuhr sie weiterhin zum Klavier üben, zum Tennis, und zu den Reitstunden, getrunken hatte ich zu dem Zeitpunkt noch, erst abends.
    Was für ein kalkulierter "Wahnsinn", Mutter ist man schließlich 24h rund um die Uhr.

    Ich habe meine Tochter eben gebeten, hier mal reinzuschauen, sie weiß, daß sie hier jederzeit mitlesen kann.

    "Ich habe immer gewußt, daß du mich lieb hast ", sagte sie eben, "nur, ich hätte mir mehr Kuscheln gewünscht, trotz Fahne".
    Tja, das waren meine Berührungsängste.

    Es ist schwer aufzuwiegen, was damals besser für`s Kind gewesen wäre.
    Trennung, Kind mitnehmen, Abschied von Freunden, und den so heiß geliebten Hobby`s (eigenes Pferd, ect.)??????

    "Ich weiß es nicht Mama", sagt sie heute, "ich wollte einfach "nur", daß du mit dem Alkohol aufhörst, "dann dachte ich, alles wäre gut."
    Ja, das ist die kindliche "Logik".

    So einfach war das alles nicht..............................


    Fortsetzung.........


    Liebe Grüße, Rose


    PS.: Ich kann nicht aus Co-Sicht antworten.

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