Hallo,
Ich weiß nicht ob es hier rein gehört, vielleicht interessiert, oder hilft es ja einigen erwachsenen Kindern von Alkoholikern.
Ich bin Alkoholikerin, seit fast 1 Jahr endlich trocken, und habe eine mittlerweile 30-jährige Tochter.
Ich habe fast 20 Jahre getrunken, nicht durchgängig, es gab auch sogenannte Trinkpausen und nie bis zur Besinnungslosigkeit, "funktioniert"
habe ich immer noch. Es gab auch glücklicherweise nie Gewalt in unserer Familie, und meine Tochter brauchte auch keine von mir nicht geschafften
Haushaltspflichten übernehmen.
Dafür hatte sie über eine sehr lange Zeit eine Mama, die sehr oft traurig, deprimiert und eine "Fahne" hatte beim "Küßchengeben".
Damals hat sie es noch nicht verstanden und auch keine Fragen gestellt, der Papa war kaum anwesend und hat das "Problem weggeschoben".
Die Fragen kamen dann irgendwann,sie fand versteckte Flaschen an den unmöglichsten Stellen, und ich wußte keine Antwort darauf, schämte mich
bloß ganz fürchterlich.
Die Freunde/Schulfreunde kamen nicht mehr zu uns, so sehr schämte sie sich für MICH, obwohl ich damals noch der Ansicht wahr, so schlimm
ist es doch garnicht.
Die Entfremdung nahm ihren Lauf, sie zog sich immer mehr zurück, wollte so gerne helfen, ich konnte es nicht annehmen.
Mit 20 Jahren zog sie dann aus, zu ihrem 1. Freund.
Nun "dachte" ich, ich hätte keine Verantwortung mehr, und der Alkohol bestimmte immer mehr mein "Leben".
Unser Kontakt belief sich auf einige Telefonanrufe, die ich fast immer nur im "angetrunkenen" Zustand tätigte, und oftmals wegen Aggression meinerseits,
von meiner Tochter abgebrochen wurden.
Es sollten noch viele Jahre folgen, bis ich endlich begriff, dazu gehörte/benötigte ich die Ablösung und Trennung von meinem Mann, und die ganz wichtige
Erkenntnis, ich bin alkoholkrank und WILL etwas dagegen tun.
Von diesem Moment an, begann ich wieder Verantwortung für MEIN LEBEN zu übernehmen, und im "weitesten" Sinne auch heute wieder für meine Tochter,
worüber ich sehr glücklich und dankbar bin.
Wir haben uns ganz, ganz langsam wieder angenähert, das Vertrauen, daß über so viele Jahre von mir mißbraucht wurde, funktioniert NUR über meine
Trockenheit, und wird wohl ein langer Weg sein, aber ich habe die Chance bekommen und es liegt an mir, sie zu nutzen.
Rückgängig kann ich nichts mehr machen, auch wenn ich es mir noch so sehr wünsche !
Wir hatten letztens einen Trauerfall in unserer Familie, ihr Papa, mein Ex ist verstorben.
Heute morgen rief sie an und fragte etwas besorgt, "Mama geht es dir "GUT" ??!!!, ich WEIß, was sie damit meint !
Ja, es geht mir gut, ohne Alkohol.
Die Sorge und Unsicherheit von erwachsenen Kindern wird wohl immer bleiben, es hat sich eingebrannt, Mama trinkt wenn sie Probleme hat.
Liebe erwachsene ! Kinder, laßt los !, und LEBT euer eigenes Leben !
Es gibt immer eine Chance für ein wieder zusammenfinden, nur der muß von dem/oder der Betroffenen selbst kommen !
Ich liebe meine Tochter über alles, und daß sie mir verziehen hat, obwohl es nie vergessen, das ist das allerschönste.
Paßt auf Euch auf !
Liebe Grüße, Rose