Gepflegt, nie betrunken, liebevoll - trotzdem Alkoholiker?

  • Hallo Charlotta!

    Kommt mir alles so bekannt vor, mein Mann war, bis auf das letzte Jahr ungefähr auch lieb und nett. Hat am Anfang vor 16 Jahren auch so angefangen, mit etwas Bier, das aber regelmäßgig.

    Das Dichtmachen kenne ich.
    Wenn Du hier viel gelesen hast, erkennst Du den roten Faden, der sich durch die Geschcihten zieht, manchmal denke ich, es handelt sich um Klone :shock: .

    Das ist ja das gefähliche, es kann über Jahre sich hinziehen, der Konsum steigert sich gaaanz langsam, die Symptome drumherum auch.
    So, das ich mich manchmal gefragt habe, ob ich übertreibe, weil auch so die Bekannten oder Verwandten überhaupt nichts "peilen".

    Ich kann Dir nur sagen, der Geruch ist weg, seitdem mein Mann trocken ist, ich brauche auch die Betten viel seltener überziehen 8) .
    Es hat einfach alles nur Vorteile, ohne Alk.

    Nein und es stimmt nicht alles, das wissen wir als Ehefrauen irgendwann, ab einem bestimmten Punkt, nur tut das so unheimlich weh, diese Erkenntnis, das man erstmal mitgefangen ist, wie ein Hamster im Laufrad :? .

    Komm einfach öfter hier vorbei und les Dich weiter hier durch, es hilft Dir bestimmt weiter!

    Vielleicht holft es Dir , dann einen "Schlachtplan" aufzustellen :wink: .

    Mein Mann hat nun die Leber ordentlich kaputt, ist dem Teufel in letzter Sekunde quasi 2x von der Schüppe gesprungen, aber ich weiß, das selbst solche Geschichten Deinen Mann nie schocken würden, denn abhängig sind immer nur die anderen.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
    _______________________________________

    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Hallo Charlotta,

    herzlich Willkommen im Forum bei uns.

    Merkst Du wie Deine Prioritäten sich verschieben? Möchtest Du irgendwann im Wohnzimmer schlafen?
    Keine Lust auf S**?? Soll das so bleiben?

    Wofür eigentlich. Warum denn?? Es gibt doch kein Problem mit Alkohol.

    Wenn Du ihm klipp und klar sagst das Du diesen Zustand nicht mehr möchtest, auf Deine Recht als Partnerin pochst, dann habt ihr ein Problem. Sonst hättest Du die Sache mit gesundem Menschenverstand schon zu Ende gebracht.
    Für Deinen Freund heisst das Problem dann Charlotta und nicht Bier.

    Und wenn es so kommt , dann hat er ein Problem mit Alkohol. Dann ist der Alkohol nämlich wichtiger als die Harmonie in der Partnerschaft.

    Überleg Dir das mal in Ruhe.

    viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Hallo Charlotte

    und Herzlich Willkommen hier im Forum.

    Ich denke auch, wenn alles in Ordnung ist, wärest Du nicht hier her gekommen. :wink:

    Zitat

    Ansonsten ist er ein gepflegter Geschäftsmann. Sehr liebevoll (will sagen, er bekommt keine alkoholbedingten Ausraster). Überhaupt merkt man ihm nicht an, dass er Bier trinkt. Es könnte auch Apfelschorle sein.

    Dazu kann ich nur sagen, Alkoholiker sind nicht nur die Penner auf der Parkbank, die sind nur die Spitze des Eisberges, die wir sehen. Alkoholiker gehen oft ihrer Arbeit nach, müssen nicht ungepflegt sein.

    Ich bin jeden Tag zur Arbeit gegangen, war immer ordentlich gekleidet, hab auch soweit noch den Haushalt im Griff gehabt, bin Mutter einer Tochter, verheiratet, Haus mit Garten und ich war alkoholabhängig. Ich bin Alkoholikerin.

    Die Sucht kam schleichend, begann wie bei Deinem Freund, ich merkte es anfangs gar nicht. Der Zeitpunkt, wann man es merkt, ist erst sehr spät, dann hängt man nämlich schon mittendrin in der Schei....
    Ich habe alles verdängt, ich hab ein Alkoholproblem ? NIEMALS, nööö, die Alkies sind immer die anderen, iss klar.

    Das man Deinem Freund nicht anmerkt, das er getrunken hat, ist nichts beruhigendes, sonst höchst alarmierend. Das bedeutet nämlich, das er schon eine hohe Alkoholakzeptanz entwickelt hat, sein Körper ist dran gewöhnt, reagiert kaum noch. Ende von Lied ist, das man den Konsum immer mehr steigern wird. Dann ist es allerdings auch bald mit mit dem "liebevoll" vorbei.
    Und Sex kannst Du Dir eh abschminken, daran sind Alkoholiker kaum interessiert, am Schluss gar nicht mehr. Wenn Du damit leben kannst ?

    Auch ist die konsumierte Alkoholmenge ist kein Indikator für eine Abhängigkeit, genauso wenig die Regelmäßigkeit oder wann getrunken wird, sie kann trotzdem vorliegen.
    Unsere Krankheit in nämlich nicht nur körperlicher Natur, wir sind immer auch psychisch abhänhgig von der Droge Alkohol.

    Zitat

    Aber in Bezug auf Bier und auf Zigaretten ist mit ihm nicht zu reden. Er zieht sich sofort in sein Schneckenhaus zurück.

    Jo, so sind alle Alkies, ich war nicht anders. Ich WOLLTE dazu nix hören, kam im TV ein Bericht über Alkoholismus, hab ich schnell weggeschaltet. War mein Mann sauer wegen prima abendlichen Auftritten, wollte ich am nächsten Tag nix mehr davon wissen und hätte mich jemand darauf angesprochen, hätte ich das alles weit von mir gewiesen, hätte mich wohl noch beleidigt gefühlt. Bloss nicht drüber reden, ich hätte alles getan, um das zu vermeiden.
    Denn das wäre ja ein Eingeständnis gewesen und ich hätte handeln müssen, wäre unter Druck geraten, das wollte ich aber keinesfalls, denn ich kannte keine Wege aus der Sucht, ich dachte, ich komme da nie wieder raus. Am Ende wollte ich sogar lieber sterben, einfach morgens mal nicht mehr aufwachen.
    Aber das wäre auch fast passiert, denn so endet unsere Krankheit, nämlich tödlich.

    Es gibt aber Wege aus der Sucht, die sind nicht einfach, aber zu schaffen. Dann muß man aber alles daran setzten, da wieder raus zu kommen, auch ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
    Man muss es selber WOLLEN, ganz fest und sich Hilfe suchen. Der Wunsch muß von Deinem Freund kommen, sonst wird es nix.

    LG an Dich
    Lilly

  • hallo charlotta,

    auch von mir ein herzliches willkommen hier im forum.

    deine gedanken kann ich gut verstehen, mir ging das auch eine ganz zeitlang so mit meinem freund.

    erstmal aufmerken, dann anfangen zu beobachten, zu zählen, erste vorsichtige versuche, den konsum anzusprechen, verleugnen eines problems, mein schrittweiser rückzug, bald hab ich dann selbst nichts mehr getrunken, erste sticheleien deswegen, dann öfter das "vorglühen", damit es mir scheint, als würde er reduzieren, bei allen nach aussen immer der charmante, witzige, gepflegte und tolle mann :shock:. abends immer früher ins bett, unangenehme gerüche, ausreden für abgesagte verabredungen, wein schon mittags "ist ja so schön entspannend, hab ich mir jetzt verdient" und von meiner seite erst ärger, dann enttäuschung, dann ekel und irgendwann verachtung. und dann hab ich mich für mich und gegen einen ständig alkoholisierten menschen an meiner seite entschieden. mit ultimatum, d.h mit vorankündigung "entscheide dich, mit wem du leben willst, mit mir oder dem alk". das hab ich erstmal verloren, und mich getrennt. aber mittlerweile scheint ihm klargeworden zu sein, dass ich es ernst meine. er trinkt nicht mehr und geht in eine selbsthilfegruppe.

    hab dir das alles einfach mal aufgezählt weil ich denke, dass die verläufe alle ähnlich sind, und wie lilly schreibt: alkies sind nicht nur die unter der brücke, sondern können auch die eigenen freunde, eltern, kollegen - oder man selbst - sein. ganz normale, nette menschen....

    wünsche dir ausreichend aufmerksamkeit für DICH, damit du für dich lebendig bleibst und nicht ebenfalls schaden nimmst. dein freund tut das nämlich für meine begriffe schon.

    viele grüße

    lavendel

  • Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für eure netten Antworten. Ich habe viel zum Nachdenken gehabt.

    Irgendwie höre ich aber immer nur heraus: Verlass ihn so schnell wie möglich.

    Kann das die einzige Lösung sein? Wirklich?

    Wir leben schon länger zusammen. Wir lieben uns über alles. Vor kurzem haben wir geheiratet und zusammen ein Haus gekauft. Das Leben mit ihm ist wunderschön und außer, dass er viel - nein sagen wir eher - zwangsweise Bier trinkt, ist dies der einzige Schatten, den ich eigentlich sehe. Ein Schatten, der für ihn nicht da ist und für mich erst bewusst wurde, als er anfing, vor sich hin zu müffeln.

    Wir haben viele Pläne für die Zukunft. Wir wollen weiter kommen, unser Haus renovieren, Tiere und Kinder haben.

    Ich absolut nicht bereit, ihn zu verlassen, weil er abends mehrere Bier trinkt. Natürlich kann sich das ändern, wenn er wirklich irgendwann ausfallend wird und nur noch betrunken rumtorkelt, aber davon ist er noch wirklich weit entfernt - nicht mal in der Nähe.

    Im Moment bin ich etwas ratlos, wie ich mich aber weiter verhalten soll? Ich bin mir schon im klaren, dass es kein Allgemeinrezept gibt. Aber was kann ich überhaupt tun? Ich habe Angst, dass er anfängt, heimlich zu trinken, wenn ich ihn darauf anspreche. Oder ist es besonders schlimm, ihn nie darauf anzusprechen?

    Wir sind übrigens beide 40 Jahre alt, falls es euch interessiert.

    Vielen Dank auch für den Link mit dem Bierkonsum. So hart hätte ich es auch nicht gedacht. Bei Wein schon eher (den ich gerne trinke), aber Bier wirkt immer so seicht.

    Habt ganz herzlichen Dank für eure Hilfe
    Charlotta

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