Vergangenheitsbewältigung

  • Hallo an Alle,

    Das Thema des Themenchats am So. heißt:

    " Vergangenheitsbewältigung, muß das wirklich sein ? "

    " Oder sollte ich mich auf meine Zukunft konzentrieren ? "

    Für mich ist der Blick in die Vergangenheit wichtig, damit ich daraus für die Zukunft lernen kann.

    Verdrängung ist nicht mehr meine Sache, das habe ich lange genug in meiner nassen Zeit getan.

    Vergangenheitsbewältigung heißt für mich, HINSCHAUEN und nicht WEGSCHAUEN.

    Ich lebe im HEUTE, konzentriere mich auf die Zukunft, verliere aber nicht den Blick zurück.

    Liebe Grüße, Rose

  • Hallo!

    Das ist auch ein Thema, das mich viel beschäftigt muss ich zugeben.

    Auf der einen Seite wird hier oft gesagt, dass man im Heute leben soll und dass man ja an der Vergangenheit nichts mehr ändern kann, warum sollte man sich also damit quälen.

    Für mich holt mich meine Vergangenheit oft in meinen Gedanken ein. Vergangenhaltsbewältigung ist für mich auch darüber zu sprechen, auch wenn’s manchmal wehtut. Nur danach fühl ich mich wieder besser und leichter und kann mich wieder auf das Heute und manchmal sogar auf’s Morgen konzentrieren. :roll:
    Auch ich lerne aus meiner Vergangenheit. Manche Situationen in die ich jetzt komme, erinnern mich aufeinmal an Situationen in meiner Vergangenheit....wenn ich das erkenne, dann trete ich einen Schritt zurück und erinner mich, wie hab ich da früher drauf reagiert und wie reagiere ich heute darauf.

    Früher habe ich viel runtergeschluckt und es hat sich viel in mir angestaut. Viele Gefühle habe ich dann versucht wegzusaufen...na ja, dass das nicht klappt, das wissen wir alle. :roll: Nüchtern und trocken sind die Gefühle noch da....manche tief vergraben, manche kommen wieder an die Oberfläche. Anstatt mir diese Gefühle wegzusaufen oder zu unterdrücken, rede ich lieber darüber und lass manchmal auch meine Tränen fliessen...alles muss raus in dem Moment....und wenn’s mir dann wieder besser geht, dann kann ich mich wieder auf mein Heute konzentrieren, um halt meine Zukunft zu planen.

    Also mir ist klar, dass ich meine Vergangenheit nicht mehr ändern kann, aber ich kann lernen sie zu akzeptieren und aus Fehlern zu lernen.

    Oh....hab ich jetzt zu durcheinander geschrieben? :oops:

    Also für mich ist Vergangenheitsbewältigung wichtig.


    LG und allen ein trockenes Heute
    Tanja

  • Hallo Ihr,

    die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern. Ich kann versuchen sie zu vergessen. Das will ich aber nicht, denn dann fehlten mir die Beweggründe, warum ich nie wieder Alkohol trinken will!

    Ich möchte mir jederzeit (besonders wenn es mal brenzlig werden sollte) die für mich zum Horror gewordenen durchlebten Situationen ins Gedächtnis zurückrufen können, um immer deutlicher sehen zu können, wie gut es mir JETZT geht und wie zufrieden ich bin. Ich möchte in Erinnerung behalten, was ich gegen meine jetzige Zufriedenheit eintauschen würde. Ich möchte, dass es mich insgeheim gruselt, wenn ich an die besagten Momente zurückdenke.
    Das kann mich vor Fehlern schützen! Daher will ich die vergangenheit nicht bewältigen im Sinne von vergessen, sondern im Sinne von als Mahnmal in Erinnerung behalten.

    Genau so wichtig für mich aber ist der Blick auf die Gegenwart und auf die Zukunft: Ich sehe und fühle, wie viel besser es mir jetzt geht und wie viel mir daran liegt, dies auch weiterhin zum Mittelpunkt meiner Bestrebungen zu machen. Dies ist der Schlüssel zum zufriedenen Leben, ja - vielleciht sogar zum Glück? (will mir jetzt nicht zu große Hosen anziehen... :oops: )

    In diesem Sinne...

    Liebe Grüße

    pauly[/b]

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

  • Zitat

    Daher will ich die vergangenheit nicht bewältigen im Sinne von vergessen, sondern im Sinne von als Mahnmal in Erinnerung behalten.


    Nur als Zusatz und weil ich mich manchmal vielleicht etwas quer und umständlich ausdrücke :oops: ....also mit bewältigen meine ich nicht vergessen...und das was ich bewältigen will bezieht sich auch nicht nur auf Situationen mit Alkohol...also eher auf Gefühle, die ich in der Vergangenheit mit Alkohol vergessen/unterdrücken wollte.

    LG
    Tanja

  • Hallo,

    ja die Vergangenheit, zu meiner Vergangenheit zählt ja nicht nur die Zeit als ich getrunken habe sondern die fängt ja schon irgendwo in der Kindheit an, also so weit wie ich mich erinnern kann. Es sind viele Erinnerungen da die mich über Jahre sehr belastet haben, in meiner Trinkzeit habe ich sie versucht zu ertränken was ja nicht funktionierte aber einiges konnte ich verdrängen als ich aufhörte zu trinken kam alles sehr schnell auf die Oberfläche und hätte ich nicht dagegen gesteuert, das heißt die erste Zeit gedanklich auf die Seite geschoben wäre ich wahrscheinlich heute immer noch nicht trocken. Nur an Heute denken hat mir die erste Zeit sehr geholfen, irgendwann kam der Zeitpunkt wo ich sagen konnte ich habe abgeschlossen dass heißt für mich ich habe meine Vergangenheit nicht vergessen weil dass ja denke ich gar nicht geht, ich habe sie angenommen, akzeptiert, so wie sie eben ist, ändern kann ich sie nicht aber jetzt und Heute und vor allem meine Nüchternheit ist mir wichtig.
    Ich kann heute über meine Vergangenheit schreiben, ohne dass ich ein verlangen an Alkohol habe, ohne Wut oder Hass oder dass ich in eine Depressive Stimmung reinrutsche ich denke für mich ein guter und wichtiger Schritt nach vorne.

    LG Maria

  • Hallo liebe Leute,

    wir haben ja als Menschen die Chance - oder die Last, wie man will - die Zeit und damit unser Dasein in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einzuteilen.

    Ich sehe meine Heute mittlerweile als Schnittstelle, wo ich das Gestern mit dem Morgen in Einklang bringen kann. Und je nachdem wie mir das glückt, fühle ich mich ausgeglichen.

    Ich versuche eine Waage zu finden, nach der ich mir mal eine Reise in die Vergangenheit erlaube und mal einen Ausflug in die Zukunft, aber mein großer Schwerpunkt soll für immer HEUTE sein und bleiben.

    Ich finde es genial, dass ich jetzt lerne, Erkenntnisse aus gestrigen Erfahrungen mit ins heutige Denken und Handeln einfließen zu lassen und damit vertrauensvoller und entspannter in die Zukunft sehen kann.

    Seit ich nicht mehr trinke, gefällt mir auch das Älterwerden, weil es einen Sinn bekommen hat. Dadurch, dass meine Erfahrungen - egal welcher Art - nicht vergeblich waren.

    Der Alkohol hatte bei mir Barrieren zwischen gestern, heute, morgen geschaffen, die nun - da ich langsam trocken werde - falllen und alle drei miteinander versöhnt werden.

    Sicher ein lebenslanger Prozess, den intensiv begonnen zu haben, ich als sehr zufriedenstellend empfinde. Es gibt allerdings noch viel für mich zu tun, um dieser Waage näher zu kommen.

    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • "...und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern..."

    Ich für mich habe meine "Vergangenheitsbewältigung" abgeschlossen. Die Menschen, denen ich durch meine Sauferei Leid zugefügt hatte, habe ich um Verzeihung gebeten und versucht, die Schäden wieder gut zu machen - wo dies möglich war und wo dies auch von den Betroffenen zugelassen wurde.

    Damit ist für mich das Kapitel abgeschlossen.

    Viel wichtiger ist für mich: zu wissen, wo und wie ich wieder in ein falsches Fahrwasser abdriften könnte, wo und wie eine neue Sucht Angriffspunkte haben könnten. Und diese im Vorfeld so sichtbar zu machen (für mich!), dass ich meine "Baustellen" immer im Blick haben kann, ohne ständig "nur damit" beschäftigt zu sein (=gesunde Wachsamkeit).

    LG
    Spedi

  • Hallo,

    Vergangenheitsbewältigung..muß das wirklich sein??

    Ganz am Anfang meiner Trockenheit lebte ich nur im Augenblick sah nicht nach vorn und nicht nach hinten...
    so nach und nach kam aber doch die Vergangenheit an die Oberfläche und ich fing an,sie doch ein wenig aufzuarbeiten...aber ich weiß,daß ich sie nicht mehr ändern kann...ich kann jetzt nur trocken bleiben und es besser machen...
    Aber ich möchte Dinge aus meiner Vergangenheit nicht vergessen,weil ich sie mir immer wieder vor Augen führen kann..wo ich nie wieder hin will,wie ich nie wieder sein will.

    Ich vergleiche auch in vielen Situationen...wie habe ich mich damals in jener Situation verhalten...wie geh ich heut damit um...

    Ich kann heut nach 7 Monaten viel besser mit der Vergangenheit umgehen als nach nur zwei Wochen.

    Lieben Gruß
    Kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

  • Hallo Ihr Lieben

    Ich denke da ähnlich wie Micha. Besonders in diesen Auszügen aus seinem Beitrag empfinde ich ebenso.

    Zitat

    Ich versuche eine Waage zu finden, nach der ich mir mal eine Reise in die Vergangenheit erlaube und mal einen Ausflug in die Zukunft, aber mein großer Schwerpunkt soll für immer HEUTE sein und bleiben.

    Der Alkohol hatte bei mir Barrieren zwischen gestern, heute, morgen geschaffen, die nun - da ich langsam trocken werde - falllen und alle drei miteinander versöhnt werden.

    Ich habe mich besonders in den letzten Wochen und Monaten sehr viel mit meiner Vergangenheit auseinander gesetzt.

    Wer dies als Betroffener nicht tut und sich hier nicht überwindet, hat aus meiner Sicht nur relativ wenig Chance überhaupt dauerhaft trocken zu bleiben.
    Vergangenheitsbewältigung kann auch sehr oft, sehr schmerzhaft sein!

    Hier kann ich Annika nur beipflichten

    Zitat

    Gefühle zulassen statt sie auszuhalten.

    Bei mir selbst habe ich bis heute auch die Erfahrung gemacht, dass sich diese Schmerzen auszahlen.

    Es gibt so unendlich viele neue Situationen in meinem heutigen trockenen Leben, wo ich hier unzählige Beispiele nieder schreiben könnte, wie ich früher selbst in meinen mehrjährigen Trinkpausen über vieles dachte und handelte, und wie ich mich nun hingegen heute hier vollkommen anders orientiere.

    Ich bin z. B. damals in meiner Familie und in meinem Umfeld oft als Muffel, Miesepeter und Griesgram bezeichnet worden, war oft launisch und für viele Menschen in meiner engeren Umgebung nur sehr schwer zu ertragen.

    Zum Teil hatte ich da im geschützten Bereich schon drüber geschrieben.

    Heute spreche ich auch mit Menschen, bei denen ich noch im letzten Jahr nicht einmal auch nur im Ansatz daran gedacht hätte, jemals irgendeinen persönlichen Kontakt zu haben oder überhaupt zu bekommen.

    Hinsichtlich Familie und Beruf hat mein Leben eine andere, ja sogar vollkommen neue Lebendigkeit bekommen, die ich in meiner heutigen Trockenheit einfach nur genieße und niemals mehr missen möchte.
    Ohne dabei in die Vergangenheit zu schauen, auch mit Familie und Freunden heute gelegentlich darüber zu sprechen, wären die positiven Veränderungen sicherlich nicht möglich gewesen.

    Es treten immer Mal wieder Situationen auf, die mich sofort und unmittelbar an ähnelnde Situationen in die Vergangenheit erinnern, und oft frage ich mich dann: „ Warum ist dir dies eigentlich nicht früher schon aufgefallen, und bist stattdessen damals wieder in einen Rückfall gelaufen?“

    Es mag sein, dass sicherlich eines Tages mehr Ruhe in die gedankliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kommt.
    Wichtig finde ich nur, dass ich mich nicht wieder in alte persönliche Verhaltensmuster verliere, die damals bei mir fast immer im Rückfall mündeten.

    Meiner Ansicht nach schadet es daher nicht, nicht unbedingt täglich und wöchentlich, aber so hin und wieder mal einen gedanklichen Besuch in die Sucht-Vergangenheit zu unternehmen.

    Dieses dann dem HEUTE gegenüber zu stellen und sich mal selbst abzufragen, was hat sich hierzu, und da und dort denn nun wirklich verändert, oder birgt noch gewisse Gefahren, halte ich schon für sehr wichtig.

    Euch allen einen schönen Abend ! :wink:

    Liebe Grüße von Heiko

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