Ab wann kann ich mich trocken fuehlen?

  • Hallo und willkommen Endlich,

    ich bin jetzt über 11 Monate ohne Alkohol. Ich sage immer noch nicht "trocken". Ich bin es einfach nicht durch und durch. Das ist für mich aber ein sehr langer Prozess, der vermutlich nie abgeschlossen ist.

    Ab wann ich mich selbst als trocken bezeichen werde, bin ich selbst gespannt. Das können dir sicher Erfahrenere von sich besser erzählen.

    Für mich gilt beim Trockenwerden: Der Weg ist das Ziel. Ich beschäftige mich sehr regelmäßig mit meiner Krankheit und mir und ich muss sagen, dass ich immer wieder neue Aspekte entdecke und mich ganz neu erlebe. Ich war seit meinem 14. Lebensjahr nicht mehr so lange hintereinander nüchtern, da braucht es wohl noch eine Zeit, bis ich wirklich trocken bin.

    Ich warte auch nicht auf den Moment, dass ich mich trocken nenne. Ich denke, dass merk' ich dann schon.

    Was für mich HEUTE zählt ist, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und das bin ich und das macht mich zufrieden und zuversichtlich.

    Das wünsch' ich dir auch ...

    Herzliche Grüße vom Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo endlich,

    für die Begriffs-Phrase "richtig Trocken sein", gibt es - glaube ich - keine allgemeingültige Definition.

    Ganz wichtig halte ich aber die Erarbeitung einer persönlichen, neuen Einstellung zum Alkohol. Die Frage ob ich wirklich trocken bin, hängt für mich ganz fest mit der Frage zusammen, was ich bezüglich des fehlenden Alkohols fühle. Fühle ich einen Verzicht? Bin ich traurig darüber, das ich jetzt, wo ich nichts mehr trinke, keinen wöchentlichen Rausch mit Freunden mehr "genießen" kann? Bin ich unglücklich darüber, wenn ich andere Menschen sehe, wie sie ihr Bier trinken und ich selber nicht "darf"? Ich denke, wenn man solche Gedankenmomente hat, ist man noch nicht wirklich "trocken" - und deshalb fühle ich mich auch noch nicht wirklich trocken, denn diese "Verzichtsgedanken" kommen auch bei mir immer mal wieder hoch - wenn auch immer seltener.

    Ich denke, "richtig Trocken" ist man, wenn der Alkohol im tagtäglichen Denken keine Rolle mehr spielt - natürlich bis auf die Vergewisserung der Tatsache, dass man als trockener Alkoholiker keinen Alkohol mehr trinken darf um keinen Rückfall zu riskieren.

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Endlich,

    Zitat

    Wie weiss ich also, dass ich nicht gerade eine Trinkpause mache?

    Ich hatte auch etliche sogeannte Trinkpausen, erreichte aber eines morgens meinen PERSÖNLICHEN TIEFPUNKT !
    Ich wollte einfach so nicht mehr weiterleben, nie mehr !

    Das war das Ende meiner Trinkpausen, nach fast 20 Jahren Alkohol-Abhängigkeit !

    Die Frage, ab wann ist man Trocken, beantwortet jeder wohl anders.
    Die einen sagen, ab dem Tag wo ich keinen Alkohol mehr trinke, die anderen geben sich 1 Jahr oder ähnlich. Ich denke es ist ein geistiger Reifeprozeß, der bei jedem unterschiedlich lange dauert.

    Solange noch Verzichtsgedanken da sind, ist man nicht trocken.

    Ich bin eine ausgesprochene Problem-Trinkerin gewesen, und von denen hatte ich letztes Jahr sehr, sehr viele. Ich habe ALLE, ohne Alkohol gemeistert, mit Alkohol sicher nicht. Das gab den Ausschlag für mich nach 1 Jahr ohne Alkohol zu sagen, ich fühle mich Trocken.

    Lieben Gruß, Rose

  • Zitat von Endlich

    Wahrscheinlich habe ich einfach auch Angst, das wieder zu verlieren und traue mir selber nicht so recht ueber den Weg.

    Richtig! Diese Angst ist eigentlich eine gute Sache. So signalisiert dir dein Unterbewusstsein "werde bloß nicht leichtsinnig!"

    Ich hatte in den vergangenen 7 Jahren immer wieder Trinkpausen, die bis zu 5 Monaten dauerten. Da habe ich mich dann nach anfänglichen Schwierigkeiten immer schon ziemlich bald pudelwohl gefühlt (eben auch, weils körperlich dann richtig bergauf ging), und wurde immer leichtsinniger. Gut, ich hatte mir damals auch nicht vorgenommen, dauerhaft abstinent zu leben - aber auch wenn ich das hätte, wärs mir nicht gelungen. Denn sobald es mir nach ein paar Wochen der Nüchternheit richtig gut ging, dachte ich "ist eh alles nicht so schlimm, Alkohol ist kein Problem für dich".

    In den letzten Wochen habe ich mich immer wieder mit Alkoholikern unterhalten, die oft scon viele Jahre trocken waren, und dann einen Rückfall hatten. Nach dem "Warum?" gefragt, kam dann immer wieder sinngemäß die Antwort "Weil ich mich zu sicher fühlte". Und genau das ist es. Man darf sich als Alkoholiker nie zu sicher fühlen und muss immer wachsam bleiben. Der Alkoholteufel sitzt wohl auch noch nach Jahrzehnten der Trockenheit in uns und wartet nur auf einen Moment der Unachtsamkeit oder Leichtsinnigkeit von uns.

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Guten Morgen Endlich,

    herzlich Willkommen hier im Forum.
    Schön das du her gefunden hast........ :D

    Du schreibst:

    Zitat

    [quote]Das mit dem zu sicher fuehlen kann ich mir bei mir schon sehr gut vorstellen. Ich schaetze, alle meine Trinkpausen sind waren genau deswegen eben nur Pausen, auch wenn ich das zu dem Zeitpunkt sicher nicht so gesehen habe.

    Das war bei mir auch nicht anders!
    Ich habe wirklich etliche Trinkpausen hinter mir......war noch immer auf der Suche nach einem anderen Weg.
    Über Kontrolliertes trinken bis hin zum Selbstmitleid....warum ausgerechnet ich?


    Jetzt bin ich knapp 9 Monate nüchtern(ich schreibe extra nicht trocken da ich auch noch am Anfang bin) dank diesem Forum und den lieben Menschen hier. :D
    Wenn du hier viel,viel liest animmst und vertraust kannst du es auch schaffen.

    Unser Admin hat mal einen weisen Spruch geschrieben den ich mir gut gemerkt habe.

    Denkt beim Trocken werden nicht in Tagen,Monaten sondern lieber in Jahren.

    Es ist wirklich ein Reifungsprozess........

    Noch einen schönen Tag und liebe Grüße von
    Kijara

    Ohne Alkohol seit 20.08.06

  • Hallo Endlich,
    und herzlich Willkommen hier im Forum,und unserer SHG.

    Ich habe mir jetzt einmal deinen Thread durchgelesen,und bin in deinem letzten Beitrag auf folgendes gestossen:

    Zitat

    Nur, mein Partner moechte ja auch zu mir zurueckkommen, und darauf moechte ich nun wirklich nicht den Rest meines Lebens warten. Daher muss ich auch fuer ihn mir sicher sein, denn ich moechte ihn natuerlich nicht mehr enttaeuschen

    Hierbei,geht es darum,dich nicht mehr selbst entäuschen zu wollen!
    Du musst für dich Trocken bleiben,alles andere resultiert daraus!


    Zitat

    Aber ich merke schon, im Grunde ist das keine Frage, die man wirklich beantworten kann. Ich denke, ich bin ziemlich stabil, es muesste moeglich sein, das auch zu vermitteln.

    Hierbei,geht es nicht darum,wie stabil Du bist,um es anderen zu vermitteln,hier geht es vielmehr darum,alte Verhaltensmuster abzulegen,und dein Leben gänzlich ohne Alkohol zu gestalten,körperlich,und geistig!

    Daher,halte ich es für verfrüht,nach 2 Monaten,Abstinenz,von vermittelbarer Stabilität zu sprechen!

    Gruß Andi

  • Hallo Endlich,

    mit dem Begriff "Trocken" habe ich auch so meine Schwierigkeiten.
    Ich selber trinke seit ca. 5 Mon. keinen Alkohol mehr und ich fühle mich seit ewigen Zeiten endlich wieder gut :D .

    Doch als "Trockener Alkoholiker" würde ich mich nicht bezeichnen.
    Das wäre vermessen. Erstreckte sich meine längst Trinkpause doch über 5 Mon. hinaus.
    Auch wenn es diesmal anders scheint, ich wähle lieber den Begriff "Abstinent".
    Er spiegelt meinen jetzigen Zustand, so glaube ich, ganz gut wieder.

    Doch letzendlich ist es doch gleich wie man sich selbst bezeichnet. Hauptsache ist doch das man erkannt hat wie wichtig es ist,
    zu einer trockenen, zufriedenen Zukunft zu gelangen.

    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Ich fühle mich auch stark und stabil. Das mal jetzt so platt dahin gestellt. Ich habe mich eigentlich immer so gefühlt. Ich gehörte nicht zu den labilen Leuten. Und was ist passiert, trotzdem bin ich in die Sauferei reingerutscht. Es hat mich nicht davor geschützt und es wird mich auch heute nicht davor schützen. Ich habe einen gehörigen Respekt vor dem Thema Alkohol und will nie die Gefahr vergessen, die besteht, eben Gleichgültigkeit, Sicherheit so nach dem Motto, mir kann ja nichts passieren.

    Der schwarze Vogel auf meiner Schulter lauert immer und wartet nur auf das Hintertürchen. Dann sagt er, komm, nimm dir doch einen. Dieser schwarze Vogel wird mich bis zu meinem Lebensende begleiten. Der fliegt nicht weg.

    Nüchternheit und Trockenheit.
    Ich bin seit etlichen Monaten nüchtern, d. h. ohne einen Tropfen Alkohol.

    Trocken?
    Ich arbeite daran. Werde ich wohl nie zu 100 % werden. Alles was mein Leben ausmacht, meine Probleme etc. muss ich mir genau ansehen. Muss überlegen, wie gehe ich damit um. Versuche bestmögliche Lösungen zu finden. Will sie nicht mehr mit Alkohol zudecken. Auch das ist eine Arbeit, die nie aufhören wird, aber die auch befriedigend ist. So versuche ich jeden Tag einen kleinen mm trockener zu werden.

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