Hi alle,
Micha Du schriebst:
Zitat
Ich gehe einfach davon aus, dass ich umso stabiler trocken werde, je offener ich damit in der Lage bin umzugehen. Und umgekehrt. Mehr Offenheit bedeutet in diesem Sinne mehr Sicherheit.
Wieso versteht mich eigentlich keiner???????
Genau das meine ich doch auch!!!
Ich kann aber nicht so offen damit umgehen, wie ich gerne würde, weil das einzig existente Wort für meine Krankheit nicht meine Krankheit sondern die übelsten nach außen sichtbaren sozialen Folgen beschreibt und als Schimpfwort verwendet wird! (siehe Sprachlexika)
Deswegen wird teilweise so rumgeeiert und das ist halt mit ein Grund dafür, dass niemand gerne darüber spricht! Längst fällige und wenns halt "nur ein Krankheit wäre, berits längst duchgeführte Gesoräche beim Arzt unter Freunden etc. finden zu spät oder aus Scham gar nicht statt. Wieoft lese ich hier in den Wer ist wer Threads " Ich schäme mich so!"
Leute die eigentlich schon längst Alkohoholiker im Sinne von krank sind , identifizieren sich nicht mit der Krankheit!............ Denn : Ganz grob gesagt, die haben ja nur verlauste Penner und soweit bin ich ja lange nicht und da komm ich ja nie hin, vorher kann ich ja .... etc.
Micha Du schriebst:
Zitatnehmen wir an, ich wäre Motorradfahrer. Und Motorradfahrer hätten den klischeehaften Ruf zu rasen wie die Blöden. Und ich wollte mich damit nicht identifizieren.
So würde ich nicht versuchen einen neuen Begriff für's Motorradfahren zu kreieren, sondern nicht rasen.
Micha, sorry aber Dein Beispiel hinkt extrem........
Wenn Motoradfahrer nämlich den Ruf und das Klischee hätten wie folgt:
- gescheiterte Existenz
- Schwäche
- Penner
- unter der Brücke leben
- obdachlos
- besoffennes Schwein
- heruntegekommes Ausshen, Wohnung etc
- soziale Unterschicht
- nicht zurechnungsfähig
- gesellschaftlich nicht verwertbar und ausgegrenzt
- besoffen sein
- zu viel Alkohol trinken
- süchtig/abhängig sein
- Krankheit
- schlimme Krankheit
- heimtückische Krankheit
- trink Du erst mal einen
- ganz unten
- nicht ernstgenommen werden
- nicht funktionieren
- selber schuld
- könnte den "normalen" und den erfolgreichen Menschen nie passieren
- Schmutz, Dreck
- Unsauberkeit
- sozialer Abstieg
- Säufer
- Schluckspecht
- Schnappsdrossel
sorry Micha , würdest Du dann feriwillig bekennen Motorad zu fahren?
Karsten Du schriebst:
ZitatDen persönlichen Tiefpunkt kann man meiner Meinung nach nicht vorverlegen.
Durch Aufklärung und Tatsachenberichte, wo der eigene Alkoholkonsum hinführen kann, kann man den persönlichen Tiefpunkt aber eher hervorrufen, weil man dann den anderen glaubt, wo man selbst hinkommt, wenn man so weiter macht.
Karsten , das glaube ich nicht, Denn:
Momentan sieht es doch so aus das die Leute außerhalb dieses Forums , die oft nur die exsessieven Spitzen mancher Schicksale kennen , so wie ich bevor ich hierher kam, nichts, bzw. so gut wie nichts von der langen Krankheit die davor liegt wissen!
So wie ich vorher sagt doch jeder, dass er so weit ja noch lange nicht ist. Er ist der Meinung er sei nicht krank. Die Trinkpausen ohne Delir und mit dem Wissen dass man in 3 Tage ja wieder loslegen kann werden doch von einem selber und von der Gesellschaft gemeinhin als Beweis gesehen, dass Alkoholismus nicht das ist was bereits im Kopf stattfindet, sonder dass Alkoholissmus sich erst in massiven körperlichen Entzugserscheinungen und sozialem Ausstieg offenbart.
Genauso habe ich doch auch gedacht. Das erste mal morgens Zittern: "na und was solls trink ich heute halt mal nichts, war ja auch gestern abend wirklich zu viel und bin ja auch erst um 4 in´s Bett!" Über Blackouts werden Späße gemacht. Über eindeutige Anzeichen wird gelacht und gemeinscahftlich gegrinst und sogar auf die Schulter gekoplft:" Na Junge , Mensch hast Du gestern vielleicht nen Stiefel gezogen!." "Man muss mit dem Anfangen mit dem man aufgehört hat", der Kluge freundschaftliche Rat von mallorkinischen Kegelreisenden, Skatrunden, etc. die sich dann schulterklopfend und grölend Anerkennung zollen. Definitiv nicht wissen was sie selber tun , wo sie sind und was sie da forcieren, wird dann schon mal morgens ein Korn gekippt.
Doch Karsten der persönliche Tiefstpunkt in Bezug auf diese Krankheit lässt sich nicht nur vorverlegen er lässt sich durch Aufklärung auch verhindern. Wenn die Aufklärung jedoch vorwiegend aus den Spitzen der möglichen Folgen besteht, Du mit dem erhobenen Zeigefinger kommst und sagst : Schau mal da kannst Du enden, erreichst Du nur das Gegenteil. Nähmlich die Verfehmung der gesamten Krankheit.
Du musst die Leute da abholen , wo sie stehen!!!
Du kannst sie nicht da abholen, wo Du meinst wo sie bald stehen würden wenn sie jetzt nicht mitkommen! Das versteht keiner. Das hättest Du doch auch vorher nicht verstanden! Das ist viel zu weit weg und abstrakt für diese , und kaum vorstellbar, dass sie da mal landen könnten.
Ich weis doch erst heute, woher meine Depressionen kamen, die waren so schlimm das ich eigentlich jeden Tag sterben und nicht mehr aufwachen wollte. Ich Idiot habe meine Depressionen mit dem Auslöser bekämpft.
Ich schreibe das hier doch nicht zum Spass, oder aus Selbstdarstellung.
Ich bin doch zeitlich noch ganz nah an der bis vor kurzem völlig unaufgeklärten Sichtweise, wie ich es selber vorher gesehen habe. Und eines der ersten positiven Gefühle war gepart mit einer ziemlichen Wut, nicht schon längst vorher gewusst zu haben, was ich heute weiß und, dass ich nicht viel früher schon die Reisleine gezogen habe!
Dem Kind einen anderen Namen zu geben ändert am Kind nichts und soll auch nicht wie oben schon mal geschrieben, beschönigen oder verharmlosen.
Aber ganz drastisch auf den Punkt gebracht:
Ein Kind das "Abschaum " heißt würde hier wohl jeder umbenennen.
Und auch das nochmal: Um mich zu einer Krankheit positiv zu bekennen und bekennen zu können, braucht niemand eine zusätzliche Selbstgeißelung, die schreckt nur vor dem Bekennen ab.
Liebe Grüße an alle einen schönen und trockenen morgigen Tag und gut´s Nächtle wünscht Falk