Wem soll ich es wie erzählen?

  • Hallo zusammen,

    huete ist mein 30ter Tag ohne Alkohol.

    Habe leider am Wochenende den Themenchat verpasst :(

    Thema war :
    Wie offen gehe ich mit meiner Alkoholkrankheit um ?
    Wem sollte / muß ? ich davon erzählen oder verschweige ich es besser ? Erzähl ich es meinen Kindern, wenn sie noch "klein" sind ?

    Da ich noch recht frisch ohne Alkohol lebe, beschäftigt mich das Thema gerade aktuell.

    Momentan wissen nur meine Familie, und 2 Freunde, sowie neue trockene Freunde davon. Anderen im Sportverein und im übrigen und weiteren Freundeskreis, habe ich nur auf Nachfrage, warum ich nichts trinken würde, geantwortet.
    Habe dann umschreibend erklärt, dass ich mich entschieden hätte gar nichts mehr zu trinken, da ich für mein eigenes Empfinden und das meines Hausaztes die letzten Jahre zu viel getrunken hätte. Es kamen im Wesentlichen keine weiteren Nachfragen und die Reaktionen darauf waren meistens sehr positiv, nie negativ.

    Mein Sohn kam vorgestern zu mir und wollte unbedingt an den PC, wo ich gerade im Forum beschäftigt war. Und er sagte: Na toll, jetzt trinkst Du nichts mehr und bist jetzt nach nem Forum süchtig! :oops:

    Also fände es schön, wenn Ihr mir was von Euren eigenen Erfahrungen erzählt.

    Lieben Gruß an alle die mich lesen,

    vom Falk

    Nichts im Leben ist so schlimm, als dass man nicht darüber reden könnte!

  • Hallo Falk,
    erst einmal,Glückwunsch,zu deinen 30 Tagen"ohne Alkohol" :!:

    Also ich gehe damit folgendermaßen um.
    Bei mir auf der Arbeit,wissen es eh alle,da ich da auch schon mehrfach auffällig wurde,als ich noch Trinken musste!

    Die "Freunde",die immer nur meine"Freunde"waren,wenn wir gemeinsam unserer Sucht fröhnten,von denen habe ich mich getrennt,als ich für mich beschloss,ein Leben gänzlich ohne Alkohol zu führen,daß bedurfte auch keinerlei Anstrengung,da Sie von alleine gingen,da ich ja Langweilig wurde für Sie.

    Ich persönlich,sage es jedem,der mich danach fragt,wenn ich das Gefühl habe,er/sie interessiert sich wirklich dafür :!:

    Natürlich,habe ich auch kein Schild um den Hals hängen,wo drauf steht"Ich bin Alkoholiker"Meinen/unseren Freundeskreis,haben wir nach unserer neuen Lebensführung aufgebaut,indem wir uns gleich geotet haben,alleine schon,um zu schauen,ob's passt.

    Wir können unsere Freunde,die ich auch wirklich so nennen kann,an einer Hand abzählen,aber bei diesen Menschen,wissen wir eben,daß sie unsere Lebenseinstellung teilen,und respektieren,nicht zu verwechseln mit"akzeptieren"

    Das ist ja individuell,wie ein jeder für sich entscheidet,wem er sich diesbezüglich öffnet,aber wie Du ja selbst schon in Erfahrung bringen konntest,so habe ich auch nie negative Resonance,für meine Offenheit,die ich allerdings für mich auch als Selbstschutz ansehe,erfahren.

    Ich habe allerdings auch kein Problem damit,in die Apotheke zu gehen,und wenn eine Menschenschlange hinter mir steht,zu sagen,ich bin Alkoholiker,und würde ganz gerne wissen,welche Inhaltsstoffe dieses Präparat hat,da es für mich gefährliche Reaktionen hervorrufen könnte,die mich in einen Rückfall führen können,da habe ich kein Problem mit,sollen die Leute hinter mir doch gucken,und denken was sie wollen,ich kenn die ja nicht,und sie mich auch nicht!

    Ich habe für mich die Erfahrung sammeln dürfen,je mehr Menschen in meinem Umfeld,von meiner Krankheit wissen,desto besser geht es mir damit,und die meisten,gehen damit sehr gut um,die,die es nicht tun,haben wahrscheinlich selbst ein Problem,waß aber nicht meines ist!

    Heute handele ich für mich,in Eigenverantwortung,als ich noch trinken musste,hat es die Droge für mich übernommen :!:

    Wie gesagt,jeder handelt da anders für sich,wichtig ist doch,daß es einem dabei gut geht!

    Wie es da mit Kindern aussieht,wann man es ihnen erzählen sollte,dieses entzieht sich meiner eigenen Erfahrung,dazu kann ich,Dir nichts sagen.

    Aber sicherlich,wirst Du diesbezüglich noch weitere Erfahrungen in diesem Thread erfahren können!

    Gruß Andi

  • Hallo Falk,

    bei mir ist das ähnlich. Natürlich wissen es meine Familie und Freunde.

    Bei allen anderen hängt die Antwort von der Frage und Situation ab. Werde ich gefragt ob ich keinen Alk mag reicht es ja aus wenn ich sage daß ich keinen mag.

    Würde ich auf einer Betriebsfeier z.B. vom Chef gefragt ob ich trockener Alkoholiker wäre würde ich ja sagen, wenn er es noch nicht wüsste.

    Es kommt meiner Meinung nach iimmer auf die Situation an.

  • Hallo Falk,

    meine Familie weis dass ich Alkoholikerin bin, dass ich getrunken habe war ja auch nicht zu verbergen auch wenn ich es versuchte, besonders gegenüber meinem Sohn heute 14 Jahre alt.
    Mein Sohn hat schon früher gemerkt dass ich trinke wusste ja nicht warum, verstehen konnte er das ja auch nicht aber er wusste. Als ich aufhörte zu trinken haben wir öfter darüber gesprochen mit 14 kann er schon einiges verstehen und zu Hause hat er kein Problem wenn wir darüber sprechen, übrigens würde er sich sehr schämen wenn sein persönliches Umfeld es erfahren würde Freude, Lehrer, Freundin oder auch Eltern von ihr. Ich bin so wie so der Meinung dass besonders bei Kindern (aber nicht nur) die Taten zählen und nicht die Versprechungen wenn das Kind ganz klein ist kann es ja mit dem Wort Alkoholiker nichts anfangen aber das Kind merkt die Veränderung wenn Mutter/ Vater nicht mehr trinkt und für das Kind da ist, und das ist meiner Meinung nach das wichtigste.
    Ich würde aber auch nicht unbedingt jedem erzählen nur wenn es notwendig ist um mich selber zu schützen und ich versuche als erste die Gefahren zu minimieren, also ich begebe mich erstmal gar nicht da hin wo im Vordergrund Alkohol steht. Ich würde sagen das ich persönlich nicht mit meiner Krankheit offen umgehen kann, ich schäme mich immer noch.

    LG Maria

  • Hallo Falk,

    meine Familie weiß es, meine Tochter (31 Jahre) akzeptiert es mittlerweile, daß ich mich als Alkoholikerin bezeichne, sie selbst sieht es nicht so, ich habe in ihren Augen nur manchmal etwas zuviel getrunken.

    Maria schrieb:

    Zitat

    Ich würde sagen das ich persönlich nicht mit meiner Krankheit offen umgehen kann, ich schäme mich immer noch.

    Mir geht es ähnlich, bei mir ist der Begriff Alkoholikerin auch noch immer sehr scham besetzt, ich oute mich nur denjenigen die ich wirklich gut kenne, und wo ich evtl. eine Gefahr für mich sehe, wenn ich es nicht sage.
    Ansonsten sage ich: Nein danke, ich trinke keinen Alkohol. Bisher wurde das auch immer ohne nachzufragen akzeptiert.

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo Falk,

    ich bin seither noch nie in die Verlegenheit gekommen, dass ich gefragt wurde, warum ich nichts mehr trinke.
    Zum einen wirds darin liegen, dass ich eh immer schon auf Festen
    die "Fahrerposition" eingenommen habe und es normal für alle Anwesenden ist, dass ich keinen
    Alkohol getrunken habe.
    Zum anderen treffe ich ab und zu mal Entscheidungen, die meiner Meinung
    nach nicht erklärt oder kommentiert werden müssen.
    Das ist mein Umfeld von mir gewohnt.
    Ich muss mich ja für nichts rechtfertigen was ich für richtig halte.
    (Im Berufsleben muss ich meine Entscheidungen
    ja auch nicht kommentieren oder rechtfertigen.....)

    Ausserdem halte ich es persönlich für unhöflich jemanden zu fragen, warum trinkst Du keinen Alkohol?
    Ich frage doch auch nicht, warum trinkst Du kein Mineralwasser?
    Warum fliegt ihr nicht in Urlaub?
    etc, etc, etc...
    Die Antworten könnten zu sehr in die Privatsphäre eines Jeden gehen, so dass ich finde,
    wenn mir jemand dies erzählen will, macht er dies von selber oder auch
    nicht.

    Hoffe , ich klinge nicht zu unsensibel, klar stelle ich auch viele meiner
    Entscheidungen zur Diskussion , wenn andere Person darin involviert sind.
    Jedoch die Entscheidung, dass es mir ohne ALK viel besser geht, ist meine eigene Sache.

    Tja zu dem PC Problem - hab ich dasselbe meine Kinder
    sind auch schon ziemlich irritiert, wie lange Mutter nun surfen kann..
    Denke, das gibt sich hoffentlich wieder.......

    ist halt schon interessanter zu surfen, als zu arbeiten :-))
    .

    Viele Grüße
    Sunshine

    Lerne aus der Vergangenheit, träume von der Zukunft, lebe und geniesse die schönen Momente der Gegenwart, denn Jahre vergehen, aber ein schöner Augenblick leuchtet ein ganzes Leben hindurch in deiner Erinnerung.

  • Hallo miteinander,

    zunächst vielen Dank für Eure Antworten, hat mich schon ein bisschen weiter gebracht. Aber trotzdem bitte weiterschreiben von Euren eigenen Erfahrungen. :wink:.

    Mit meinem Sohn ist das so ein Ding. Da er vorher anscheinend tatsächlich nicht mitbekommen hat, dass ich in der Abhängigkeit hing, habe ich ihm auch nur so nebenbei mitgeteilt.
    Habe Ihm gesagt, dass ich zukünftig keinen Alkohol mehr trinke und, dass zu diesem Entschluss unter anderem ein Forum im Internet und durch dort erst erlangtes für mich völlig neues Wissen in Bezug auf Alkoholabhängigkeit und Gefährlichkeit von Alkohol geführt hat, weil ich selber den "Eindruck" hatte, dass ich zu viel getrunken hätte..........

    Nach all den Problemen die er momentan sowieso hat, und die definitiv nichts mit meiner Abhängigkeit zu tun haben, wollte ich ihm auch nicht mehr zumuten.

    Das Wort Alkoholiker, oder gar nasser , oder trockener Alkoholiker , ist wirkilch schlimm in Bezug auf einen selber auszusprechen.

    Man hat doch auch das Wort Putzfrau, vor ein par Jahren durch Raumpflegerin erstzt. Letzteres finde ich wesentlich besser und beschreibt es genauso.
    Wieso können wir "Alkis", (schon wieder so ein Wort, dass den Penner unter der Brücke pauschalisiert), eigentlich kein neues Wort dafür finden. Erstens ist Alkoholiker für Außenstehende sowieso nicht richtig- und mit dem tatsächlichen Inhalt belegt und zweitens derzeit gesellschaftlich so positiv belegt wie "Ich habe Sackratten, Mundfäule oder Fußpilz?"
    Sorry für die derbe Verdeutlichung aber ancheinend haben ja viele wie ich auch ein Problem damit.

    Auch das Worte nass, ist extrem schlecht belegt, insbesondere nass, da assozieiert man gleich sowas wie "nasser Sack" "nasser Typ" mit. Akut wäre da eigentlich viel treffender! Man sagt ja auch akute Hepatitis.

    Und akuter Alkoholiker hört sich besser an als nasser Alkoholiker.

    Eine verbal andere Definition, würde es vielleicht auch vielen Menschen einfacher machen sich dazu zu bekennen. Dadurch würde ja die Krankheit nicht verharmlost, aber vielleicht mit einer sachlicheren und nicht derart emotionalen Bedeutung belegt.

    Lieben Gruß
    von Falk

    Nichts im Leben ist so schlimm, als dass man nicht darüber reden könnte!

  • Ach Gott, Falk, Du kannst das nennen wie Du willst - Du bleibt ein Alkoholiker, Dein Leben lang!

    Und damit wären wir wieder mal beim Thema "annehmen", mit dem Du wohl so Deine Schwierigkeiten hast.

    Warum denn eigentlich? Du bist kein besserer oder schlechterer Mensch, nur weil Du Alkoholiker bist.

    Es ist eine Krankheit - die sich zum Stillstand bringen lässt, in dem der Alkoholiker abstinenz übt.

    So lange Du allerdings Deine Krankheit für Dich nicht annehmen kannst, wirst du auch Deine Probleme damit haben - frag mal Deinen langzeit-trockenen Kumpel, uns glaubst Du es wahrscheinlich wieder mal nicht...

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,

    Zitat

    Ach Gott, Falk, Du kannst das nennen wie Du willst - Du bleibt ein Alkoholiker, Dein Leben lang!

    Und damit wären wir wieder mal beim Thema "annehmen", mit dem Du wohl so Deine Schwierigkeiten hast.

    Ich denke, deine Antwort ist erstmal am Thema vorbei.

    Und, ich kann etwas für mich annhemen und akzeptieren, kann mich dessen aber trotzdem schämen ! Oder ?

    Lieben Gruß, Rose

  • Servus Rosamunde,

    ich sehe zwar nicht, warum und wo das "am Thema vorbei" sein sollte - es bezog sich auf Franks letzten Kommentar in diesem Thread, aber Du wirst es ja wohl wissen.

    Und ob man sich schämen mus/kann/darf/soll habe ich mit keinem Wort erwähnt.

    Vielleicht hast Du da was missverstanden?

    LG
    Spedi

  • Nein, es ist sicherlich keine Schande ein Alkoholiker (oder wie man es auch sonst nennen mag) zu sein...und auch zu schämen braucht man sich nicht...und dennoch kann ich auch noch nicht jedem mitteilen, dass ich Alkoholikerin bin. Also Menschen, die es wissen müssen, wie Familie und Freunde, ja...und die sollten das auch so akzeptieren, was natürlich nicht immer der Fall ist. :roll:
    Ich glaube, dass das auch mit Selbstbewusstsein zu tun hat. Mit zunehmender Trockenheit, geht man mit der Krankheit auch selbstsicherer um...auch anderen gegenüber. Dabei hat es nichts damit zu tun, dass ich mich verstecken will oder mein Gegenüber gar anlügen möchte...ich sage es einfach nur denen, die es meines Erachtens wissen müssen oder sollen. Ich hab da auch noch nen weiten Weg vor mir, das weiss ich. Auf der Arbeit weiss man z. B. dass ich nicht trinke, aber ich habe noch nicht gesagt, dass ich Alkoholikerin bin. Vielleicht kommt das noch, wer weiss. Hauptsache ich gehe trocken und konsequent meinen Weg.

    Mh...bin mir jetzt selbst nicht sicher, ob ich am Thema vorbeigeschrieben habe. :oops:

    LG
    Tanja

  • Hallo Spedi,

    das Thema lautet: Titel: Re: Wem soll ich es wie erzählen?

    Deine Antwort auf Falk`s Beitrag, war wie so oft wieder nur Angriff.

    Ich möchte aber hier nun nicht wieder einen Streit-Thread entfachen,
    darum laß ich deine vorige Antwort einfach mal so stehen.

    Gruß Rose

  • Hallo Karsten,

    Zitat

    ich oute mich nur denjenigen die ich wirklich gut kenne, und wo ich evtl. eine Gefahr für mich sehe, wenn ich es nicht sage.

    Ansonsten sage ich: Nein, Danke ich trinke keinen Alkohol.

    Ist das nicht ausreichend ?

    Lieben Gruß, Rose

  • Hallo Falk,

    ich habe mir eingestanden daß ich Alkoholiker bin und habe auch kein Problem mich als solcher zu bezeichnen.

    Wem es angenehmer ist mich als einem "inaktiven Alkoholvieltrinker" zu bezeichnnen kann das von mir aus auch tun.

    LG Martin

  • Hallo Falk,

    als Co. bin ich offen damit umgegangen, habe Gespräche gesucht, auch weil alle es in unserem Umfeld schon wussten, sehen konnten, sich ihre Gedanken machten, es hat mir als Co. geholfen, vor allem Gespräche mit Freunden, Familie und mit meinen Kindern, meine Frau hat mich dafür verflucht. Dann habe ich meine eigene Abhängigkeit angenommen, da wurde es schwerer darüber zu reden als zu denken. Zu sagen: „ich bin Alkoholiker, habe eine tödlich verlaufende Krankheit, bin infiziert, nicht wie ihr“, es lähmte die Zunge, Scham trifft es, sie ging, mit jedem Aussprechen.

    Aber wenn darüber gesprochen wurde, war es merkwürdig und positiv, wie viele Türchen plötzlich aufgingen und wen es alles belastete, es waren meist positive Gespräche. Heute suche ich kein Gespräch mehr, es kommt einfach, ganz ungezwungen.

    Dabei habe ich auch das Gefühl ein Aussätziger, anders zu sein gespürt, auch die erschreckenden dummen Vorurteile Unwissender. Das Thema an sich ist sehr umfassend, aber intime Stücke sind nicht für die große Glocke, es reicht darüber sprechen zu können, mit wem ergibt sich. Bei einem Discounter erhielt ich mal eine Flasche geschenkt, 100 Jahre irgendwas, ich habe die Kassiererin angeschaut wir ein Weltwunder, die Flasche genommen, gesagt: ich trinke keinen Alkohol, die Leute in der Schlange angesehen, will die jemand, die haben mich nur angesehen, keiner wollte sie, da habe ich sie zurückgegeben. Komisch war mir schon, aber ich hatte auch kein Bedürfnis zu rufen: Hallo, ich bin Alkoholiker. Als ich mich meinen Arzt gegenüber dazu bekannte, war das für mich ein Riesen Ding. Als ich das erste Mal in den Buchhandel ging und mich beraten lies, war mir auch komisch, aber ich gehe jetzt ganz gezielt in die Geschäfte, frage und habe keine Scham mehr. Kondome zu kaufen und an der Kasse, Helga wat kosten die zu rufen, fällt mir da immer noch schwerer.

    Denk einfach daran, dass es nur wenige Bekenner gibt, einige AA, aber jeder 2. auf irgendeine Art betroffen sein könnte.

    Meiner Frau habe ich vorgehalten, nicht offen damit umzugehen, das war ein Fehler, ist passiert, erledigt. Das ist ihr Ding, nur ihres, auch das respektiere ich jetzt voll und ganz.

    Auf die Frage, ob ich eine Alkoholallergie habe oder einmal zu viel getrunken habe, wurde neulich in geselliger Runde nur mit Ja geantwortet, erledigt. Niemand spricht mich eigentlich darauf an, warum ich abstinent bin. Es ist so und OK, sollte Bedarf bestehen, kann ich mit wenigen Worten Ordnung schaffen, es sind nicht meine Gedanken, die andere haben. Die Bezeichnung an sich ist mir heute wurst, sie mag einen fahlen Beigeschmack haben, aber das haben alle tödlichen Krankheiten.

    Sollte weiterer Bedarf vorhanden sein, überreiche ich die erschütternde Seite von Claus Zacher, die ich immer dabei habe: Iris – ein langer Weg. Wer dann noch in meinen Augen dummes Zeug reden sollte, ist meiner Gesellschaft nicht wert, bisher hatte ich diesen Fall nicht.

    LG und weiter so kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Zitat von Falk7

    Das Wort Alkoholiker, oder gar nasser , oder trockener Alkoholiker , ist wirkilch schlimm in Bezug auf einen selber auszusprechen.

    Wieso können wir "Alkis", (schon wieder so ein Wort, dass den Penner unter der Brücke pauschalisiert), eigentlich kein neues Wort dafür finden. Erstens ist Alkoholiker für Außenstehende sowieso nicht richtig- und mit dem tatsächlichen Inhalt belegt und zweitens derzeit gesellschaftlich so positiv belegt wie "Ich habe Sackratten, Mundfäule oder Fußpilz?"
    Sorry für die derbe Verdeutlichung aber ancheinend haben ja viele wie ich auch ein Problem damit.

    Und akuter Alkoholiker hört sich besser an als nasser Alkoholiker.

    Hallo Falk,

    also, ich bin ALKOHOLIKERIN aber ich habe das Glück, trocken zu sein. Ich habe eine unheilbare Krankheit, und zwar für den Rest meines Lebens, wie die bezeichnet wird, ist mir völlig gleichgültig.

    Aber es ist nicht so, das ich diese ganzen Gedankengänge nicht kenne, denn ich tat mich auch anfags schwer, es so zu sagen.
    Ich wollte aber auch nicht lügen und mich selber auch vor einem Rückfall schützen. Für mich gab es keinen anderen Weg, als damit von Anfang an offen umzugehen, was aber nicht heißt, das mir das von Anfang an leicht fiel.
    Ich denke, es ist einfach auch eine Sache der Zeit. Du bist heute 31 Tage trocken, TOLL und dazu gratuliere ich Dir auch ganz herzlich. Als ich so lange trocken war, wußte ich noch gar nicht, wie ich mit meiner Krankheit umgehen werde, da tappste ich gerade so ein bisschen vor mich hin, mehr aber auch nicht. Lass ein bisschen Zeit vergehen, lese Deine Worte hier nochmal in einem Vierteljahr, in einem halben Jahr und vielleicht in 1 Jahr, drucks Dir mal aus, leg es irgendwo hin und dann lese zu den genannten Zeitpunkten nochmal. Du wirst sehen, Deine Einstellung dazu wird sich noch ändern. Da wette ich drauf :wink:
    Verlange nicht zu viel von Dir, tu nur das, was Du kannst in dieser Beziehung, sag es den wichtigsten Leuten und dann siehst Du weiter.

    Mir der Zeit fällt es immer leichter, zu sagen: Ich bin Alkoholiker. Und man wird irgendwann stolz darauf sein, hinzufügen zu dürfen: Aber ein trockener.

    Ich kann auch maria und Rose hier gut verstehen, aber auch da wird die Zeit noch einiges richten, das glaube ich ganz sicher. Wenn die Selbstsicherheit wieder ganz da ist oder überhaupt erst, kommt das von allein.

    Und mal zu den Pennern auf der Parkbank:
    Die haben alle die gleiche Krankheit wie ich ! Sie stehen nur auf einer anderen Stufe, nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht wäre ich da auch irgendwann gelandet, ich bin nich so großkotzig, sowas völlig von mir zu weisen.
    Wie schnell kann man einen Job durch unsere Krankheit verlieren, die Wohnung nicht mehr bezahlen, weil die Sucht so stark ist ? Dann landet man GENAU DORT !

    Ich verspüre nur Mitleid und auch Hilflosigkeit diesen Menschen gegenüber, aber Verachtung ganz sicher nicht. Vielleicht früher, als ich noch so oberschlau war, aber selber schon abhängig. Heute aber schon lange nicht mehr, weil ich weiß, was die Krankheit aus uns machen kann.
    So, datt wars schon von mir :wink:

    Lieben Gruß an Dich
    Lilly

  • Hi miteinander,

    Na Madin, du innaktiver Alkoholiker :wink: . Ja das hört sich viel viel besser an, leider auch ein bisschen kabarettistisch, kommt also momentan nicht in die engere Wahl! :wink:

    Vielleicht erinnert sich noch jemand von den LZTlern daran wie er das erste mal in Wort oder Schrift sich selbst oder jemand anderem eingestanden hat: ICH BIN ALKOHOLIKER. War das nicht auch bei Euch schwer?

    Ich habe es das erste mal gegenüber meinem Hausarzt vo ca. 6 Monaten gemacht und danach das erste mal in Schriftform hier im Forum vor 31 Tagen. Schreiben im Forum tue ich e häufig, und vor allem weil es hier auch eine ander Bedeutung hat! Hier wird tatsächlich die Krankheit damit bezeichnet. Im gesellschaftlichen Sprachgebrauch uist die Bedeutung leider eine andere.

    Ansonsten habe ich dieses Wort ALKOHOLIKER bis jetzt nur meinem trockenen Freund gegenüber und einem meiner Geschwister gegenüber als gesprochenes Wort verwendet, den anderen gegenüber umschrieben.

    Es das erste mal auf mich bezogen auszusprechen war für mich auf jeden Fall sehr schwer und ein ziemlicher Schritt.

    Spedi, das ich Alkoholiker bin, habe ich angeommen, so sehr wie ich es aus meiner heutiger Sicht kann, und weis das es wichtig für meinen Weg ist und, dass ich es nie in Frage stellen sollte.
    Ob und wie sich diese Sicht zukünftig verändert weis ich nicht.
    Gut, ich nehme an, dass sie sich weiter verändert , schon alleine , weil sich bis jetzt in der kurzen Zeit schon vieles an Sichtweisen , teilweise schon mehrfach überholt und geändert hat, was ich mir vor 4 Wochen nicht hätte vorstellen können.

    Momentan ist es für mich einfach kaum vorstellbar, dass ich dieses Wort mal nicht schlecht finde werde und es mir gegenüber Dritten unbetroffenen einfach von der Zunge oder aus der Feder läuft.

    Das hat leider überhaupt nichts mit der Krankheit Alkoholissmus zu tun, sondern eben nur mit allem was damit an "Schäbigkeiten" assoziativ verbunden wird und nur auf einzelne und auf die auch immer nur punktuell zutrifft.

    Schreibe mal einfach so ein par bildliche Assoziationen runter:

    - gescheiterte Existenz
    - Schwäche
    - Penner
    - unter der Brücke leben
    - obdachlos
    - besoffennes Schwein
    - heruntegekommes Ausshen, Wohnung etc
    - soziale Unterschicht
    - nicht zurechnungsfähig
    - gesellschaftlich nicht verwertbar und ausgegrenzt
    - besoffen sein
    - zu viel Alkohol trinken
    - süchtig/abhängig sein
    - Krankheit
    - schlimme Krankheit
    - heimtückische Krankheit
    - trink Du erst mal einen
    - ganz unten
    - nicht ernstgenommen werden
    - nicht funktionieren
    - selber schuld
    - könnte den "normalen" und den erfolgreichen Menschen nie passieren
    - Schmutz, Dreck
    - Unsauberkeit
    - sozialer Abstieg
    - Säufer
    - Schluckspecht
    - Schnappsdrossel

    Das Assozieren könnte jetzt noch weiter gehen und vor allem in Bezug der Ergänzung mit "nass", würden noch alle schlechten Assoziationen die mit "Nässe" persé zu tun haben noch dazu kommen.

    Diese gesellschaftliche Belegung des Oberbegriffs Alkoholiker ist einfach eintrainiert und anerzogen, insbesondere geprägt zu Zeiten, wo ich diesen Begriff nur auf andere Dritte außerhalb meines direkten persönlichen Umfeldes ohne Probleme angewendet habe. Dabei fällt mir gerade auf, dass ich andereseits auch bei einem nahen Freund , wenn wir über dessen "Alkoholkonsum " gesprochen haben, das Wort "Alkoholiker" auf ihn bewusst nie angewandt habe.

    Wäre ich zum Arzt gegangen, hätte diese Deutung und vielleicht den Namen der Krankheit nicht gekannt und hätte er mir gesagt sie sind Alkoholiker, so wie sie haben MS oder andere schwere Krankheiten ......... ich hätte weniger Probleme damit und andere vielleicht auch. Wenn das Wort Alkoholissmus vorwiegend mit der Begrifflichkeit einer Krankheit belegt wäre, wäre das hier keine Frage oder ein Problem(-chen) für mich. Es ist mir halt nicht egal was andere über mich denken, sie können wissen dass ich ein Problem mit Alkohol habe, eine Krankheit, aber gegen andere auf mich nicht zutreffende Assoziationen möchte ich mich nicht verteidigen.

    Ich denke wenn ich jetzt so über das gerade geschriebene reflektiere: Wenn es tatsächlich als Krankheit und über Aufklärung zunächst nur oder vorwiegend als Volkskrankheit gesehen würde, dann würde die Schwelle eines jeden bestimmt recht weit sinken, die Kranheit für sich zu erkennen, sich auseinanderzusetzen. Viel früher würde man sich hinterfragen und erkennen, dass man selber Betroffener ist und dagegen angehen, um das Stadium zu stoppen.

    Dass es an Aufklärung mangelt hat mir dratisch meine eigene Situation vor Augen geführt. Als ich hier das erste mal, und die ersten Tage im Forum war , und las unsd las und las! (und leider auch manchen Blödsinn geschrieben habe , aber es ist noch nie jemand schlau geboren worden und ich verzeih mir das jetzt mal! :wink: )

    So nu schon wieder einen der typisch langen Falk-Texte geschrieben. sorry..........

    Lieben Gruß an alle
    vom Falk

    Nichts im Leben ist so schlimm, als dass man nicht darüber reden könnte!

  • Hallo Falk,

    mittlerweile erzähle ich es auch jedem ohne mich zu schämen, erst am Wochenende hab ich es der Dame an der Eisdiele gesagt.

    Natürlich nicht sofort, ich hab erst einmal gefragt ob da und da eventuell Alk drin ist, dann sagte sie nein. Dieses nein war mir aber nicht s genug.

    Zu meiner Sicherheit habe ich ihr gesagt das ich Alki bin und das der nächste Tropfen tödlich sein kann. Daraufhin hat sie zwar etwas geschockt geschaut, aber sie hat es mir dann "versichert" und ich habe ihr geglaubt.
    Ich tue es also ausschließlich für mich und mein Leben, was ein anderer dann denkt ist mir mittlerweile egal, es geht ja um mich.

    Mir ist es aber am Anfang auch nicht leicht gefallen, aber auch ich kann sagen das es von Mal zu Mal leichter geworden ist :wink:

    Also ein anderes Wort für Alkoholiker brauche ich nicht, da bei unserer Krankheit ja der Alkohol der ausschlaggebende Punkt ist, sollte auch jeder sofort verstehen das ich Alkoholiker bin, das trägt dann wiederum nur meiner eigenen Sicherheit bei.

    Ich könnte auch sagen ich bin Ethanoliker, aber die Mehrheit wird doch bei Alkoholiker ehr verstehen um was es sich handelt :wink:

    Na ja, und mit dem "iker" am Ende müssen doch viele andere Menschen die eine Krankheit haben auch leben, der Diabetiker ebenso wie der, Rheumatiker oder der Asthmatiker.

    Tja, der Diabetiker hat immer Diabetis, der Asthmatiker hat Asthma, aber nicht alle Alkoholiker haben immer Alkohol, also find ich es gut dass es die Bezeichnung nass und trocken gibt. :D

    Ich denke dass auch du bald anders darüber denkst wenn du deinen Weg weiter gehst, so ist es zumindest bei mir.


    Liebe Grüße, Alexey

    ....ich lebe lieber ungewöhnlich...

    "Das letzte Mal Alkohol getrunken am 12.02.2007"

  • Hallo,

    bei diesem Thema würde mich auch etwas interessieren, wie ich schon vorhin geschrieben habe, habe ich einen 14 Jährigen Sohn, die meisten wissen ja vielleicht wie das so in der Schule zwischen den Kindern ist. Ich wohne in einem Vorort und wenn ich jemandem etwas sage erfahren das ja auch 10 andere Menschen ob das in der Apotheke wäre oder im Geschäft usw. Aus Gesprächen mit meinem Sohn weis ich dass es in sehr belasten würde wenn sein Umfeld es erfahren würde dass ich Alkoholikerin bin, diese Krankheit ist nicht wie eine Grippe, Diabetes usw.
    Wie geht ihr dann damit um???? nehmt ihr denn Rücksicht auf das Kind oder ist man dann so egoistisch und sagt einfach dass das Kind selber damit fertig werden muss???? Die Größe haben muss??? Oder auch genug Selbstvertrauen haben soll???
    Sich vieleicht beleidigen lassen soll, obwohl es ja nichts dafür kann und ja auch nichts getan hat.
    Hofft man auf Verständiss oder Rücksicht bei denn anderen weil es eine tötliche Suchtkrankheit ist die ich mir selber eingebrockt habe????

    Durch mein Verhalten wird das Kind vielleicht zu einem Einzelgänger, läst ihr das zu??? macht ihr euch darüber Gedanken???

    Mich würde das interessieren, ich weiß ich habe durcheinander geschrieben aber vielleicht versteht jemand was mich beschäftigt.

    LG Maria

  • Hallo Maria,

    also ich kann mir nicht vorstellen, meinem Sohn zu sagen, dass ich Alkoholiker bin! Ich kann, so wie ich es gesagt habe, nur sagen, dass ich nicht mehr trinke, etc.

    Gerade er weiss doch nur vom Hörensagen was Alkoholissmus bedeutet und das hat halt meiner Meinung nach wenig mit dem zun tun was es ist. Wäre ja klasse, wenn mein Sohn sich in der Klasse bei irgendwelchen "Neckereien" dagegen verteidigen müsste , dass man sagt "Dein Vater ist ein Säufer" etc.

    Nö danke, die eigentlich notwendige Aufklärungsarbeit und Sozialisierungsarbeit als "normale" Krankheit sollen bitte die Politiker machen. Nicht mein Sohn und ich auch nicht. Was ich dazu machen kann, ohne als Einzelkämpfer da zu stehen, mache ich gerne, aber als Betroffener und Co nicht in erster Reihe. Auf Nichtbetroffene und Kinder Nichtbetroffender zeigt man ja schließlich nicht mit dem Zeigefinger auf jemanden der für eine Sozialisierung der Krankheit und Enttabuisierung kämpft.

    Innerhalb des Schreibens über das Thema, wird mir auch das "Wie" , immer wichtiger als das "wem erzähle ich es."

    Würde das "wie" nicht, durch die nach meiner Meinung zu Recht kritisierten Belegung und Interpratation des Begriffs Alkoholismus von mir zur Frage werden, dann würde sich das "ob" und "wem" eigentlich von alleine auflösen.

    Warum hat den niemand Probleme damit von seiner Herzkrankheit, Herzinfarkt und Bypassoperation zu sprechen? (Sogar fast mit Stolz, wenn man es hinter sich hat).............obwohl daran jährlich in Deutschland mehr Menschen daran sterben als am Alkoholismus.

    Einfach nur weil diese Krankheit nicht derart mit Negativen Sozialbegriffen und Beschreibungen belegt ist.

    Man assoziert ja schließlich nicht dabei:

    - führte einen schlechten Lebenswandel
    - hat geraucht wie ein Schlot
    - unsportlich
    - hat gesoffen
    - Fastfoodfresser
    - Fettleibigkeit
    - selber schuld

    Hier wird ausschließlich, die Krankheit und deren häufige Tödlichkeit und Gefahr gesehen.

    Beispiel:
    Wenn vor 30 Jahren ein Kind Läuse gehabt hat, dann wurde darüber in der Regel extrem schlecht geredet. Alle Betroffenen warene es selber schuld, die waren halt dreckig und ungepflegt! "Geh weg, bei Dem/Der holst Du Dir Läuse!"

    Da es jede Menge Aufklärung hierzu besonders an Eltern und in Schulen und Medien gegeben hat, ist es heute ein Thema, dass nicht mehr derart totgeschwiegen wird und das angeblich immer nur die anderen betrifft. Die befallenen Kinder sind plötzlich Opfer und man kann darüber reden und frühzeitig bekämpfen und verhüten. Der Befall ist zwar noch immer nicht völlig enttabuisiert, aber wesentlich verbessert ind seiner Deutung.

    Liebe Grüße und einen schönen trockenen Tag wünscht Euch Falk

    Nichts im Leben ist so schlimm, als dass man nicht darüber reden könnte!

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