Zitat von Hartmut
Ist es denn nicht auch vom Gefühl her eine Niederlage für den CO, den Alkoholiker nicht trockenlegen gekonnt zu haben oder er sich nach Trennung eines Alkoholikers den nächsten angelt?
Gruß Hartmut
Ja! Es war die Niederlage meines Lebens mich für jemanden entschieden zu haben, mit dem ich meinte, mein Leben verbringen zu wollen und nicht hinbekommen zu haben, dass es funktionierte. Das war für mich etwas komplett neues. Sonst hatte ich meine großen, wichtigen Ziele eigentlich immer erreicht. Und ich hatte welche. Ich bin kein "immer nur über und durch andere gelebt" Fall.
Ich habe mir zum Glück nicht den nächsten geangelt und glaube auch nicht, dass das passiert.
Sucht war mir etwas fremdes. Nicht, dass ich keine Abhängigen im weiteren Umfeld hatte, die hat jeder. Aber die Mechanismen, die Lügen, die Persönlichkeitsveränderungen. Es hat einfach wirklich gedauert, bis ich das alles verstanden habe. Und mir persönlich hat auch die "es ist eine Krankheit" Erkenntnis erstmal eher behindert. Man verlässt ja auch keinen Krebskranken wegen seiner Krankheit. Nichtmal dann, wenn er sich gegen eine Behandlung entscheidet. Das ist glaube ich für viele Cos ein wirklich zweischneidiges Schwert... Ist ja schön, dass man zur Erkenntnis gekommen ist, dass ein Suchtgedächtnis kein Charakterfehler ist, aber Alkoholismus ist halt auch keine Infektionskrankheit die man sich von einer Stechmücke fängt und dann aufgrund der aus ihr resultierenden Schwächeanfälle die Unterstützung seiner Umgebung braucht.
Ich denke, ich habe die Mechnismen jetzt verstanden. So gut oder unzureichend, wie man das als Nichtbetroffener eben kann. Und ich habe echte "Trigger" entwickelt. Ich sehe heute viel mehr glasige Augen, rieche mehr Fahnen und höre mehr Glasflaschen in Rucksäcken und Einkaufstüten als früher. Mein Hirn ist dahingehend schon hyperaktiv.
Nein, ich glaube nicht, dass mir das nochmal passiert.
Ich bin jetzt in einer neuen Beziehung und habe keinerlei Drang mich beim Lösen von Problemen aufzudrängen. Ok, fast keinen. Eher ist es aber so, dass ich fortlaufend angenehm überrascht bin, wie viel einfach problemlos "läuft" ohne, dass ich irgendwas machen muss. Mein Hirn ist noch dabei, aus dem ständigen Katastrophenmodus rauszukommen und nicht bei jedem unbeantworteten Anruf den ich auf meinem Handy stehe ständig zu denken "ok, was ist jetzt schon wieder? Wo muss ich jetzt schon wieder irgendwas regeln/glatt ziehen/verhindern?". Das ist eindeutig noch nicht wieder normal. Das ist aber ok. Es war halt auch über längere Zeit so dass ständig irgendetwas schief gelaufen ist. Wird schon. Ist heute schon besser als vor sechs Monaten.
Ich weiß für mich heute, was ich definitiv nicht mehr will. Deshalb habe ich auch nicht wirklich Sorge vor einem "Rückfall" im Sinne von: sich einen neuen Problemfall suchen. Was ich bewusst versuche zu ändern sind meine leider eingeübten Muster, als Normalfall erstmal davon auszugehen, dass etwas schief läuft wenn ich mich nicht selbst kümmere. Das ist bei normalen Menschen/Partnern nämlich absolut nicht der Fall.