Guten Tag

  • Hallo Deliciae,

    Zitat

    und er hat auch die Einsicht, dass er seinen Umgang mit sich selbst ändern muss, da er merkt, wie negativ sich sein unkontrolliertes Trinken auf seine Ausbildung und auf unsere Beziehung auswirkt.

    es ist ja toll wenn er die Einsicht hat etwas ändern zu müssen, das reicht aber nicht.

    Er muss diese Einsicht auch umsetzen :!:

    LG Martin

  • Hallo Deliciae & Willkommen im Forum! :D

    Ich schreib's mal ganz plump: Hat die Einsicht deines Freundes irgendwelche konkreten Pläne zur Folge?

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Deliciae!
    Ich habe mich einmal (es waren sehr viele Hoffnungstage, - wochen,...)ein halbes Jahr Hoffnungen gemacht. Mich, unsere Familie, Feiern.. total alkoholfrei gemacht, weil ich dachte, er hält es diesmal durch. Er besuchte damals auch eine SHG und ein paar Sitzungen bei einer Therapeutin. Es sah echt nach "Heilung" aus.
    Leider war aber dann auch wieder nach und nach der Alltag eingekehrt. Für ihn.
    Bei mir dauerte es noch. Ich hielt alles ringsum alkoholfrei weiter.
    Ich habe mich verbogen. Und konnte IHN doch nicht damit ändern!
    Leider musste ich erst richtig "krank" werden, um das richtig einzusehen.
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Deliciae,

    Zitat

    Doch auf der nächsten Party in ein paar Wochen werden meine Freunde feiern wie sonst auch - viele ohne oder mit wenig Alkohol, denn keiner von uns trinkt übers Limit. Es wird sich zeigen, ob mein Freund damit umgehen kann.

    verstehe ich das richtig dass dein Freund mit auf die Party geht :?:

    LG Martin

  • Hallo Deliciae,
    Willkommen im Forum.

    Du schreibst:

    Zitat

    Ja. Heute war sein 6. Tag ohne Alkohol.

    Aha. Macht er eine professionelle Entgiftung mit ärztlicher Unterstützung?
    Alles andere nennt man einen "kalten Entzug" und der kann TÖDLICH ausgehen.
    Niemand muss sich so einer Gefahr aussetzen, wir haben ein sehr gutes Gesundheitssystem und ein Recht auf Hilfe bei unserer Erkrankung.
    Außerdem ist es wichtig, das Problem offen anzusprechen, am besten beim Arztbesuch, wo dann weitere Schritte eingeleitet werden können.
    Heimlich trocken werden funzt einfach nich... ich kenne zumindest keinen, der damit Erfolg hatte.

    Zitat


    Für mich ist Selbstdisziplin etwas, das mir sehr schwer fällt, und deshalb habe ich Respekt für jeden Tag, an dem er konsequent bleibt.


    Damits mal klar ist:
    Alkoholiker sind nicht zwangsweise willenlose Menschen ohne Selbstdisziplin!
    Ich habe beispielsweise einen sehr starken Willen, auch schon immer gehabt.
    Aber gegen meine Alkoholsucht war ich machtlos, da half mir mein Wille kein Stück mehr.
    Alkoholismus ist ein anerkannte KRANKHEIT und nix anderes !
    Und sie hat wenig mit Logik und Verstand zu tun.
    Sucht hat ihre ganz eigenen Regeln, denen sie unerbittlich folgt, wenn man sie nicht stoppen kann.

    Zitat

    Doch auf der nächsten Party in ein paar Wochen werden meine Freunde feiern wie sonst auch - viele ohne oder mit wenig Alkohol, denn keiner von uns trinkt übers Limit. Es wird sich zeigen, ob mein Freund damit umgehen kann.


    Auf so einer Party hat Dein Partner sowas von ÜBERHAUPT NIX zu suchen!
    Falls Du Dich für unsere Krankheit hier interessierst und Du Deinen Parter wirklich unterstützen willst,
    solltest Du mal in unsere "Grundbausteine" reinlesen.
    Wir Langzeittrockene raten davon ab, sich einem saufenden Umfeld auszusetzen.
    Das erhöht die Rückfallgefahr nämlich enorm.
    (Und die Rückfallquote liegt eh schon derart hoch, das man das echt sein lassen sollte)
    Das gilt insbesondere für das erste abstinente Jahr.
    Danach hat man meist eh andere Interessen entwickelt bzw. wieder entdeckt, als sich anzuschauen, wie sich andere Menschen die Lampen ausgießen.

    Zitat


    Da wir erst seit Juli letzten Jahres zusammen sind, bin ich nicht willens, für diese Beziehung mein komplettes Leben an Stellen zu ändern,
    an denen es immer in Ordnung war.

    Was meinst Du damit denn speziell, was möchtest Du nicht ändern?

    Das Leben eines trocken werdenden Menschen verändert sich üblicherweise gravierend.
    Ohne diese Veränderung sehe ich auch keine Möglichkeit für eine stabile Trockenheit.
    Wenn da der Partner nicht auch mitzieht, seinen Teil beiträgt, dann wird die Beziehung kaum halten.
    Auch wenn Dir das nicht gefällt, so siehts mal aus.

    Und noch was... was meine ganz persönliche Meinung ist:
    Wir trockenen Alkoholiker müssen uns nicht einem saufenden Umfeld anpassen, nur um als gesellschaftskonform zu gelten.
    Warum sollten wir ?
    Wir dürfen unser Leben so leben, wie WIR das gern möchten und nicht, wie es eine Gesellschaft gern hätte,
    in der Drogenkonsum (wozu auch eindeutig Alkohol gehört) als "normal" gilt.

    Ich wünsche jedem trocken werdenden Alkoholiker, das er sein Leben so gestaltet, wie er es möchte und wie die Krankheit es verlangt.
    Denn die werden wir nun lebenlang haben, es gibt keine Heilung der Alkoholkrankheit, wir können sie nur stoppen.
    Aber das reicht auch für ein zufriedenes und glückliches Leben aus.
    Wir müssen nicht so sein, wie andere das gern hätten.
    Nur so, wie WIR das gern hätten und aus die Maus.

    Wenn Du magst, richte doch bitte folgendes Deinem Partner aus (wenn er es wirklich ernst meint):
    Er soll sich so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung begeben.
    Morgen ist Freitag und meissten Arztpraxen werden offen haben.
    Man muss sich nicht für unsere Krankheit schämen, nur wenn man nix dagegen tut vielleicht.
    Dann wäre eine SHG sehr wichtig für ihn.
    Und evtl. wäre auch eine anschließende Therapie an die professionelle Entgiftung sinnvoll.
    Das sind so die Sachen, die man mit seinem Arzt/Therapeuten besprechen muss.
    Einfach mal so aufhören zu saufen... das klappt nicht.
    Jedenfalls nicht, wenn jemand bereits abhängig trank/trinkt.

    LG Sunshine

  • Hallo Deliciae,

    Erst einmal vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, die auch vieles erklärt!

    Zitat


    Mein Freund sagt, dass er beim Arzt war. Ich tendiere dazu, ihm zu glauben.


    Gut. Damit wäre die Arztfrage ja geklärt.
    Wird er denn ärztlich bei der Entgiftung unterstützt? Ansonsten wäre ich da vorsichtig, ihm das zu glauben.
    Denn ein Arzt wird ja auch entsprechende Schritte in Absprache mit dem Patienten einleiten.

    Zitat

    Aber wie schön, dass auch hier, wie in allen Internetforen, die vorgefertigten Annahmen ausgepackt werden,
    in diesem Fall, dass natürlich weder Ahnung noch die Arztkonsultation vorhanden sind.


    Ich habe Dich gefragt, ob er beim Arzt war :wink:
    Aber Du hast schon recht, ich bin auch eher davon ausgegangen, das er nicht dort war.
    Denn das ist schon der erste Punkt, an dem alle guten Vorhaben so oft scheitern.
    Ich bin nun schon viele Jahre in diesem Forum und ich erlebe es immer wieder, das man von den "Neuzugängen" im Vorstellungebereich keinen Ton mehr hört,
    wenn das Wort "Arztbesuch" fällt.
    Meine "vorgefertigte Meinung" resultiert also auch aus meinen hier gemachten Erfahrungen.
    Da bin ich also nicht völlig vor gefeit, da hast Du recht.

    Zitat

    Es ist schlicht so, dass mein Freund ein erwachsener Mann ist, der all dies ebenfalls weiß.
    Er war auch schonmal in einer Klinik und in Therapie wegen Alkohol. Aber wenn ich beginne, ihn als unmündig zu betrachten und zu behandeln,
    ist die Beziehung sowieso vorbei - und zwar von beiden Seiten aus.

    Ja. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. :)

    Zitat

    Aber ein Alkoholiker, der nach einer Entgiftung das Gelernte nicht mit Selbstdisziplin umsetzt, wird nie trocken (bleiben).
    Denn dazu gehört die tägliche, konsequente Entscheidung gegen das Trinken. Und auch du, Sunshine, wirst an schlechten Tagen mit Sicherheit von deinem Willen profitiert haben!


    Du hast da grundsätzlich bestimmt recht.
    Ich persönlich habe es nicht so sehr mit der Selbstdisziplin, allein das Wort gruselt mich schon als "Freigeist", der ich wohl bin. :wink:
    Aber mein Wille hat mir ganz sicher oft geholfen, trocken zu bleiben, das ist richtig.
    Und ja, es gehört auch die konsequente Entscheidung zur Abstinenz dazu.
    Auch dem kann ich mich anschließen.

    Zitat

    Ich finde es extrem fragwürdig, das bloße Vorhandensein von Alkohol mit den Begriffen "saufendes Umfeld" oder "die Lampen ausgießen" zu betiteln. "Saufendes Umfeld" sehe ich auf dem Weihnachtsmarkt, wo man nach Ständen suchen muss, die freundlicherweise Saftpunsch anbieten. Und bei Leute, wo ich komisch angeguckt werde, wenn ich gern was Alkoholfreies trinken möchte, und dann gibt es Leitungswasser. Das stößt mich ab, und das habe ich nicht in meinem Leben. Es gibt für alle, die nicht selbst von der Sucht betroffen sind tatsächlich eine Zone zwischen völliger Abstinenz und "sich die Lampen ausgießen".

    Ja, ich verstehe, was Du meinst.
    Aber... trotzdem sollte man sich auch von moderat trinkenen Umfeld am Anfang fern halten.
    Ich bin ca. 1,5 Jahre auf überhaupt keine Feier oder Veranstaltung gegangen, wo jemand in meiner Gegenwart evtl. Alk getrunken hätte.
    Da gab es nicht mal einen Restaurantbesuch.
    Ich hatte einfach auch Angst, das es mich zu sehr triggern könnte.
    Ebenso gibt es bei uns Zuhause keinerlei Alkohol im Haus, auch nicht für Gäste.
    Auch heute, nachdem ich über 15 Jahre trocken bin, gibt es das nicht.
    Und ich halte mich auch weitestgehend von "saufenden Umfeld" fern.
    Grillfeiern oder ähnliches besuche ich schon länger wieder, auch dort wird mal n Bier getrunken.
    Aber das hätte ich keinesfalls in den ersten beiden Jahren meiner Trockenheit getan und ich hab auch nix verpasst dadurch :wink:
    Ich fühle mich heute recht stabil mit meiner Trockenheit.
    Aber am Anfang war das überhaupt nicht der Fall.

    Zitat

    Deshalb sehe ich mich selbst in der Pflicht, meine Sucht zu managen, und verlange nicht, dass die anderen 30 Leute im Raum sich verbiegen.


    Oh, ich zwinge auch niemanden, sich für mich zu verbiegen.
    Ich geh erst gar nicht zu solchen Anlässen hin, die hauptsächlich dem Kosumieren von Drogen dienen. :wink:
    Mein Umfeld ist heute ja ein anderes als zu Saufzeiten.
    Da muss sich niemand verbiegen, weil "meine Leute" kein Alk-Problem haben.
    Sie vermissen ja nix, also ist auch kein Verbiegen nötig.

    Zitat

    Ich persönlich habe die Grenze erreicht, an der ich noch Verständnis aufbringe. Dies habe ich meinem Freund klar und deutlich kommunizert.
    Ich unterstütze ihn, wenn er sich das wünscht.
    Aber ich werde micht nicht noch einmal verdrehen, um in sein Leben hineinzupassen.
    Und dies gilt sowohl für ein Leben mit, als auch für ein Leben ohne Alkohol. ER muss jetzt klarkommen. Ich gucke mir das an, und wenn wir uns beide noch wollen, ist es schön. Wenn nicht, dann halt nicht.

    Ja, gut, verstehe ich alles.
    Ich wünsche Dir von Herzen, das Du dann auch wirklich konsequent bleiben kannst, wenn es mit der Abstinenz doch nicht klappt
    und Du dann die nötigen Handlungen einleitest.
    Deinem Partner wünsche ich, das er die Hilfe annimmt, die er braucht. Denn ohne wird er es nicht schaffen.
    Ich drücke ihm die Daumen, das er sich für ein trockenes Leben entscheidet und das er das auch hinbekommt.

    Verdrehen sollte sich niemand wegen einem anderen Menschen.
    Aber ich denke, das Leben mit einem trockenen Alkoholiker ist dennoch ein anderes für einen Partner, als wenn keine Suchterkrankung vorliegt.
    Das muss aber nichts negatives bedeuten, ganz im Gegenteil.
    Es kann auch sehr schön sein.

    LG und alles Gute, und nochmals Danke für Deine Erklärungen !
    Sunshine

  • Die Abstinenz hat vermutlich verschiedene Ausprägungen, je nachdem, wie viel man trinkt und wie stark die Krankheit fortgeschritten ist. Ich kenne 2 Alkoholiker, bei denen lief der Entzug völlig symptomlos.

    Was mich interessieren würde: Was versprichst Du dir davon, wenn dein Partner trocken ist?

  • Zitat von Deliciae

    Hallo, Ihr Lieben.
    Nur um hier einen Knopf dranzumachen:
    Wie leider abzusehen war, hat mein (nun Ex-)Partner meine Ansage nicht wirklich ernstgenommen. Nach etwa 4 Wochen schlichen sich die ersten Bierchen wieder ein (und zwar ganz ohne Party) und nach Weihnachten habe ich das Ganze dann beendet. Ich war ja in der vereinfachten Situation, dass wir nicht zusammenleben, sodass sich die Trennung schnell und klar vollziehen ließ.

    Wollte das hier nur reinschreiben, damit nicht wieder ein Thread ohne Auflösung bleibt.

    Euch alles Gute und viel Kraft für Euren weiteren Weg!

    Danke für das Update und Glückwunsch zu Deiner Entscheidung! Ich wünschte ich wäre ähnlich früh, ähnlich konsequent gewesen!

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