Beiträge von Lust for Life

    So meine Lieben,

    Ich bin gerade auf dem Sprung, aber bevor ich mich aufmache in Richtung Bahnhof wollte ich noch einmal Danke sagen: 149 Tage sind nun geschafft und da wollen wir mal nicht so sein und sagen 150, denn das klingt doch schöner.

    Was ist passiert? Nicht viel, aber eine Kleinigkeit, die mir sehr auf die Nerven ging, hat sich ganz von selbst gelegt. Es gab nämlich sehr, sehr viele Abende an denen ich zu Hause war und richtig nervös wurde über die Frage, ob ich noch genug Limonade da habe. Das klingt nun ein wenig ulkig, aber tatsächlich habe ich einige Zeit jeden Tag so 5-6 Flaschen einer bestimmten Limosorte getrunken und wurde regelrecht nervös, wenn die Abends auszugehen drohte (wie früher beim Alk, wer es kennt, weiß bescheid). Das ging nicht nur ordentlich in's Geld (1 Euro pro Flasche), sondern nervte & war ungesund wegen dem ganzen Zucker. Diese Nervosität ist nun fast vollständig weg. Ich trinke immer noch Limo, aber deutlich weniger & ansonsten Wasser, Apfelschorle und Tee, was bekömmlicher und günstiger ist.

    Ansonsten ja, ich denke hin und wieder an Alkohol, aber es bleibt dabei: Die Frage "und dann, was kommt nach dem ersten Bier?" hält mich jedes mal wieder zuverlässig zurück, denn ich weiß was kommt & mache mir absolut keine Illusionen.

    Zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass ich mir das Wort Gottes habe zusenden lasse und mitunter doch mit großer Begeisterung darin lese. Ob einer nun gläubig ist oder nicht, das neue Testament ist eine wunderbare Offenbarung und ich brauche dieses Jahr auch keine anderen Weihnachtsgeschenke mehr als das Wissen um das ewige Leben für die, die zu Christus finden.

    Ich kann euch nicht genug danken für eure Arbeit. Ihr tut Gottes Werk denke ich, dafür muss man gar nicht im Glauben sein, denn wir wissen schon instinktiv was gut und richtig ist. Ist es nicht so? Doch, ich denke, so ist es.

    Damit wünsche ich euch allen schöne und erholsame Feiertage. Ich nehme mir hiermit fest vor mich wieder mehr zu beteiligen, wenn ich zurück von meiner Familie bin. Da könnt ihr mich auch gerne dran erinnern :).

    Macht es gut, es grüßt die Lebenslust

    Ach und das wir nahe beeinander liegen, was die Dauer unserer Abstinenz betrifft, dessen war ich mir bewusst Hanseat , aber das es tatsächlich genau dasselbe Datum ist, an dem wir angefangen haben, etwas zu ändern, war mir so nicht bewusst. Freut mich aber, finde ich irgendwie ulkig und auch symphatischer als die Vorstellung am 11.11. Tag 111 gehabt zu haben. War es eben Tag 110.

    Finde ich übrigens gut, wie viel du dich hier im Forum einbringst, ist so nicht meine Art, aber kann man ja auch mal sagen, bzw. lobend erwähnen

    So ich merke gerade heute am 11.11 ist Tag 111 ohne Alkohol für mich. Großangriff der Schnapszahlen, lol, aber ok: Dürfen sie ja, tun mir ja nichts.

    Was soll ich groß sagen? Es läuft gut, was der Hauptgrund ist, warum ich hier nicht besonders viel schreibe. Ich lese allerdings nach wie vor sehr gerne und viel mit, was sich auch nicht ändern wird, denn es hilft, auch und gerade weil es manchmal doch recht betroffen macht.

    Der Titel dem ich meinem Thread gegeben habe, passt mittlerweile auch sehr gut: Es wird nach und nach wieder ein Leben aus meiner Existenz, die ich davor eher gefristet habe, als alles andere. Ich habe Spaß, lerne Leute kennen, bin viel unterwegs. Trotzdem kommen hin und wieder dumme Gedanken, aber ich fühle mich ausreichend immunisiert. Wenn ich mich selbst Frage, was denn nach dem "einen Bier", dass man sich doch mal "gönnen kann" kommen soll, stehe ich ziemlich dumm da vor mir selbst. Denn ich weiß ja, was dann kommt, also lasse ich es im Supermarkt stehen, wo es hingehört.

    Wenn ich mir über Alkohol Gedanken mache, dann häufig auf gesellschaftlicher Ebene. Also ich stelle mir Fragen, ob das sein muss, dass bereits Jugendliche teilweise ja regelrecht zum saufen animiert werden, ob es eine Korrelation zwischen mangelnder Spiritualität und dem Wunsch nach Spirituosen gibt und solche Dinge :) .

    Ihr merkt vielleicht, ich habe ausgesprochen gute Laune . Morgen werde ich meinen Vater in Berlin besuchen (er trinkt keinen Alkohol) und ja, eigentlich wollte ich nur ein Lebenszeichen von mir geben.

    Ich wünsche euch alles gute, bleibt gesund.

    Hallo Nika,

    Genau wie du, habe auch ich - und jeder andere trockene Alkoholiker hier im Forum - mal klein angefangen: Mit dem Entschluss und den ersten trockenen Stunden und genau wie du, hatte auch ich Ängste & Sorgen bezüglich der Frage: Wie soll das funktionieren? Es ist natürlich eine riesen Umstellung und es wird auch nicht von alleine einfach alles wieder gut, aber es wird definitiv besser, als das eigene betrunkene Leben weiterzuführen.

    Was die Schlafstörungen angeht, die haben mir zunächst auch Sorgen bereitet, aber ist genauso, wie Hanseat schreibt: Im schlimmsten Fall schläfst du wenig und nicht besonders gut, eventuell auch vermischt mit sehr ungewöhnlichen Träumen. Das ist nicht schön, aber es ist immer noch unendlich besser als im Alkoholkoma zu verschwinden und am nächsten Tag mit Entzugserscheinungen zu erwachen.

    Bücher und Schlaftee sind jedenfalls eine sehr gute Entscheidung. Ich wünsche dir alles gute und das aus den 20 bald schon 40 Stunden werden. Ach ja, und ich würde natürlich raten für einige Tage auf Vorrat einzukaufen, falls du das nicht ohnehin schon getan hast, damit du erstmal einen großen Bogen um Supermärkte machen kannst.

    Dafür ist ein Forum, indem es nicht den zeitnahen und sofortigen Austasch gibt, wenig geeignet und dürfte zu Missverständnissen und anschließenden langatmigen Erklärungsversuchen und ggf. Entschuldigungen führen.

    Ich weiß und im "echten Leben" sieht man halt direkt, ob man jetzt über das Ziel hinaus geschossen ist oder nicht, außerdem kann ich die Stimmung im Raum deutlich leichter lesen, wenn ich die Menschen halt sehen kann. Das meine analoge SHG noch dazu eine reine Männergruppe ist, bis auf unsere Psychologin, sorgt ohnehin für eine andere Grundstimmung. Ich wollte es nur mal erwähnt haben, dass es trotz des ernsten Themas mitunter einen etwas lockereren Umgang geben kann und analoge & digitale SHG sich da dann doch erheblich unterscheiden können. Ich finde nach wie vor beide Arten des Austausches gut und wichtig.

    Tag95: So Kameraden, es ist soweit, meine Strichliste mit Tagen ist langsam voll & ich muss demnächst ein zweites Blatt daneben heften auf dem ich dann wieder mehr Platz habe. Hätte ich am Anfang gedacht, dass es mal soweit kommen wird? Keine Ahnung ehrlich gesagt, gehofft habe ich es natürlich, aber so wirklich daran glauben konnte ich nicht, dafür war einfach zu vieles durcheinander in meinem Leben.

    Ich habe gerade zwei Fahrräder in meiner Wohnung stehen, weil ich eines davon mit Ersatzteilen des anderen repariere und Verkausfertig mache. Das macht Spaß, bringt Geld & zeigt die Vorzüge des Lebens heutzutage: Wenn ich irgendetwas nicht verstehe, ein Teil nicht zuordnen kann oder was auch immer, dann mache ich mir ein Tutorial Video auf Youtube an und weiter geht's. Ich habe trotzdem einen Schraubenzieher volle Kanne in den Schlauch gerammt, weil ich keinen richtigen Reifenheber habe. WIE MICH DAS FRÜHER AUFGEREGT HÄTTE! Heulen hätte ich können und Gott & die Welt beschimpfen, jetzt ärgere ich mich ein bisschen und mache halt weiter, bis ich fertig bin.

    Obwohl ich beruflich gerne wieder im Pferdesport tätig wäre, schiebe ich das erstmal von mir. Zu viele schlechte Erinerrungen und momentan auch keine vernünftige Möglichkeit. Stattdessen werde ich nächsten Sommer die Stadt wechseln und solange ich noch hier bin eine einfache Stelle im Bereich Fahrradreperatur annehmen. Nicht mein großer Wunsch, aber in Ordnung und ich kann das Geld gut gebrauchen.

    Ich habe wieder eine Freundin, auch wenn das keine Liebe für's Leben ist und sie trinkt keinen Alkohol. Ich habe meinen Nachbarn kennengelernt, wir unternehmen hin und wieder was zusammen und welch Wunder: Auch für ihn spielt Alkohol keine Rolle. Man könnte fast meinen, für die meisten Menschen spielt Alkohol keine besonders große Rolle im Leben, erstaunlich :).

    Rückblickend betrachtet wundere ich mich immer, wie leicht es ist, irgendwo hinzugehen und zu sagen: "Ich bin Peter, ich bin ein Alkoholiker.", um beim Arzt oder in der Gruppe Klartext zu reden. Aber ich weiss auch noch sehr genau, wie schwer das anfänglich war.

    Fand ich erstmal auch ein bisschen komisch und ich muss es nicht jedem erzählen, aber man gewöhnt sich dran. Es ist, was es ist und letztendlich auch so banal: Am Ende des Tages trinke ich keinen Alkohol mehr, was so oder so & immer die vernünftigere Entscheidung ist, nur ist es bei mir halt Krankheitsbedingt. Das einzige was hier beleidigt sein könnte, ist mein Ego, denn natürlich möchte ich nicht krank sein.

    Die analoge Seltbsthilfegruppe hier bei mir ist übrigens großartig. Die Termine machen Spaß, die anderen Teilnehmer sind vernünftig und wir machen auch mal etwas derbere Späße, etwas was mir hier im Forum fehlt, auch wenn ich Verständniss dafür habe.

    Alkohol macht mir keine Angst mehr und ich freue mich darauf meine Strichliste mit Tagen zu erweitern, weil sie mich immer wieder daran erinnert, wie einfach es sein kann, die richtige Entscheidung zu treffen.

    Tag 82: Ich werde die nächsten Tage mal etwas mehr schreiben, weil wirklich viel passiert ist, aber heute halte ich es mal kurz. Erstmal, mir geht es gut, ich kann wirklich nicht meckern. Heute ist mein dritter Termin in der "analogen" Selbsthilfegruppe & ich freue mich darauf. Der erste Termin hatte mich nicht so überzeugt, aber da waren auch sehr viele Leute da. Letzte Woche war ruhiger und das fand ich besser, weil ich da einen deutlicheren Eindruck von den anderen Teilnehmern bekommen habe. Alles vernünftige Leute, auch wenn der Altersdurchschnitt deutlich über mir liegt.

    Hin und wieder habe ich zwar Lust auf Alkohol, aber nur auf den Geschmack der Getränke, auf die Wirkung habe ich tatsächlich überhaupt keinen Bock und damit meine ich nichtmal den Kater & den ganzen Rattenschwanz der dabei ist, sondern schon die Vorstellung auch nur einen Abend besoffen zu sein, übt gerade keinen Reiz auf mich aus. Hat mir auch zu viel versaut und ich könnte die Frage "Warum jetzt trinken?" nicht mehr so vor mir beantworten, dass ich nicht merke, dass ich mich gerade selbst verarsche. Früher habe ich, klar, auch oft gerne den äußeren Umständen die Schuld an meiner Sauferei gegeben, aber die werden dadurch nicht besser und die haben ehrlich gesagt auch nie Schuld daran gehabt. Ich habe gesoffen, weil ich es erst wollte und dann keinen Ausweg mehr gesehen habe.

    Alkohol beschränkt den Horizont und meine Aussicht ist gerade viel zu schön, als das ich mir die freiwillig vernebeln würde :)

    Dankeschön Thalia,

    Morgen ist schon mein zweiter Gruppenabend. Ich bin noch nicht so ganz mit der Gruppe warm geworden, aber ich denke das hat & braucht auch Zeit. Es ist allgemein noch etwas umwerfend mit der Idee umzugehen, dass es das jetzt war und ich keinen Alkohol mehr anzurühren brauche, aber du hast schon recht: Viel funktioniert über Bauchgefühl und sich einfach mal Zeit zu nehmen. Sachen durchdenken und nicht einfach nach Programm handeln, das hilft schon unheimlich.

    Tag 74: Morgen kommt mein Vater um meine Mutter zu besuchen, die hier bei mir in der Stadt wohnt. Ich hatte vor diesem Forum den Begriff Co-Abhängigkeit noch nie gehört, aber mein Vater ist Co-Abhängiger meiner alkoholkranken Mutter. Obwohl beide längst geschieden sind.

    Meine Mutter trinkt übrigens nur, weil der Stress auf Arbeit so groß ist. Die Ausrede hat wohl jeder schonmal gehört und mein Vater glaubt sie, weil er sie glauben möchte. Ich will hier gar nicht viel darüber schreiben, wie erdrückend es sein kann, in solchen Verhältnissen aufzuwachsen sondern mich eher versichern/bestärken darin, dass ich das richtige tue, wenn ich Morgen nicht zum Essen vorbeischaue.

    Ich würde meiner Mutter wünschen, dass sie eines Tages Einsicht zeigt, aber es kann im Moment in keinster Weise mein Problem sein, wie viel sie jeden Tag trinkt. Ich weiß, wie schnell ich wieder genau da landen kann, wo ich angefangen habe und da habe ich wirklich keine Lust drauf.

    Grüß dich Estenbol,

    Ich bin jetzt ca. 70 Tage trocken und hatte vor meiner jetzigen Abstinenz auch eine Phase mit Rückfällen. Hier spricht man dann von Trinkpausen, statt von Abstinenz, was ok ist, weil eins meiner Probleme bislang tatsächlich war, dass ich gar nicht wirklich aufhören wollte, sondern halt nur wieder "kontrolliert" trinken: Was auch immer das genau heißen soll :).

    Damit möchte ich nur sagen: Ein Rückfall ist keine Schande. Auch wenn die Trockenheit noch recht frisch ist, bemerke ich Persönlichkeitsveränderungen an mir, allerdings keine Negativen. Ich habe einige "Altlasten", womit ich Verhaltensmuster meine, die noch aufgrund meiner nassen Zeit vorhanden sind, aber mit etwas Mut & Hilfe lassen auch die sich überschreiben.

    Ich würde dir sehr an's Herz legen, dich etwas eingehender mit dem Thema Alkoholismus auseinanderzusetzen. Panikattacken bei einem kalten Entzug sind beispielsweise eindeutige Entzugssymptome & es kann nicht schaden so etwas zu wissen. Im Zweifelsfall ist der Krankenwagen auch der deutlich bessere Helfer als irgendeine Art von Beruhigungsmittel, gerade bei heftigen Entzügen und deiner klingt nach einem.

    Ich wünsche dir viel Erfolg & Freude bei deiner nun - hoffentlich lebenslangen - Abstinenz

    Tag 63: Gestern hatte ich meinen letzten Termin im Einzelgespräch und bin jetzt für die Gruppe zugelassen. Beginn ist nächste Woche Donnerstag. Meine Psychologin (ich kenne ihre genau Berufsbezeichnung nicht) hat mich freundschaftlich gewarnt und gesagt, dass viele niemals zu ihrem ersten Gruppentermin erscheinen. Ich habe da gestern viel drüber nachgedacht und werde es bis zum Termin wohl noch einige Male tun.

    Meine Anfangseuphorie wandelt sich nun in eine noch sehr dünne Schicht an Zuversicht. Ich glaube nicht, dass ich schon aus dem Gröbsten heraus bin, aber das viele nachdenken und in mich gehen hilft ungemein. Erstaunt stelle ich fest, dass sich unglaublich vieles verändert. Früher habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich ohne Alk nicht mehr der Mensch sein kann, der ich mal war. Jetzt begreife ich, dass es darum überhaupt nicht geht, dass ich ein "neuer" oder zumindest ein etwas anderer Mensch sein werde und vor allem, dass das vollkommen in Ordnung ist :).

    Euch allen erstmal einen schönen Samstag

    Auf die nächsten 50 Tage!

    Hallo Hanseat, Danke für die netten Worte. Ich hatte vor ein paar Tagen auch mal in deinen Beiträgen gestöbert und da war sehr viel interessantes dabei. Genau wie du habe ich auch schon einige Rückschläge hinter mir, aber dieses Mal das Gefühl, dass irgend etwas "anders" ist. Tatsächlich habe ich auch viel an meinen Lebensumständen geändert, dennoch ist mir jetzt wieder bewusst geworden, dass das hier ein Marathon ist, kein Sprint und das man, egal wie gut man sich gerade fühlt, immer aufpassen sollte. Ich glaube alles, wirklich alles ist besser und auch einfacher, als sich selbst im Suff ertragen zu müssen :)

    So heute ist Tag 50, ein kleiner Meilenstein auf diesem Weg. Ich sage es gleich: Die letzten beiden Tage waren extrem anstrengend und ohne die Tipps aus dem Forum hätte ich aufgegeben und würde jetzt sternhagelvoll auf dem Sofa liegen und mich selbst bemitleiden.

    Was ich stattdessen getan habe war Wasser ohne Kohlensäure trinken und darauf warten, dass die Zahnschmerzen weggehen. Ja, ich hatte Zahnschmerzen und ich würde darum bitten, dass wir die Zahnarztbesuchsdiskussionen auf ein Minimum reduzieren können: Ich kenne meine Zahnschmerzen und sie gehen relativ zügig wieder weg, nur hatte ich sie bislang halt immer "weggesoffen" und das konnte dieses mal keine Option sein.

    Nervös war ich trotzdem, fahrig, neben der Spur. Gefühlt hatte sich auch mein Körper schon auf die nächste Saufattacke eingestellt, ich ertappte mich dabei Dinge zu tun, die ich sonst mit Alkohol in Verbindung tat: Sturztrunk vom Energydrink inklusive Kippe danach hat dann auch gereicht um den Energydrink zu entsorgen. Immerhin etwas...

    Kommen wir zum positiven: 50 Tage sind 50 Tage, noch keine 100, erst recht keine 500, aber ein solider Anfang. Ich war bei der Suchtberatung und dort wurde mir dann genauer erklärt, welche Angebote es in meiner Region überhaupt gibt: Die Wahl ist zwischen stationärer Therapie (drei Monate) und einigen Nachsorgeprogrammen, wie beispielsweise Psychologe und Gruppentherapie. Ich habe mich für die Gruppe entschieden, werde aber erst zugelassen, wenn ich noch drei Einzeltermine wahrgenommen habe, was ich ausgesprochen fair finde. Gruppen gibt es zwei, die etwas jüngere mit kombinierter Suchtproblematik und die reine Alkoholikergruppe. Ich habe mich für die Alkoholiker entschieden und hoffe, dass die Gruppe wenig Fluktuation bei Teilnehmern haben wird.

    Ansonsten hoffe ich auch, mich hier in dem Themen von anderen etwas mehr beteiligen zu können, aber ich habe im Moment einfach wenig schlaues zu sagen und bin noch viel mit mir selbst beschäftigt. Euch allen noch einen schönen Sonntag.

    Tag 35, mittlerweile kann ich das ganz gut abzählen, weil ich mir eine Bild mit Strichliste an die Wand geheftet habe. Anderweitig mitzählen tue ich nicht mehr: Langsam kehrt Normalität ein.

    Auf der Haben Seite bin ich nicht mehr ständig müde, sonder fühle mich voller Elan und Tatendrang. Auf der anderen Seite gehen mir immer wieder Gedanken durch den Kopf, was ich im Suff alles so angestellt habe. Dafür habe ich mir nun eine Liste erstellt auf der steht, was sich alles durch das nüchterne Leben verbessert hat, das rufe ich mir immer wieder in den Kopf, wenn ich doch mal Lust verspüre zur Flasche zu greifen.

    Die Lust auf Alkhol ist mal mehr, mal weniger präsent, häufig auch gar nicht, weil ich beschäftigt bin. Ich habe noch nicht darauf geachtet in welchen Situation die Sucht nach mir greift, werde ich mal machen und analysieren.

    Arbeitsmäßig geht es gut voran: Ich habe mehr Ideen im Kopf als ich umsetzen kann und mache mir einen vernünftigen Plan, den ich Tag für Tag abarbeiten werde. Auch im Bereich Pferdesport hat sich etwas getan, aber das würde alles zu weit führen.

    Morgen werde ich mit der AWO Suchtberatung telefonieren und dann ist es auch schon so weit, dass mein Arzt aus dem Urlaub kommt und ich den Antrag für die Entwöhnungstherapie einreichen kann. Mal schauen wie lange das dann noch dauert, aber es hat keine Eile: Ich fühle mich stabil.

    Wenn du in der Zeit bis zum 01.09. noch Bedarf an persönlichen Terminen hast: viele Suchtberatungsstelle bieten offene Sprechstunden an. Da kann man auch (so meine Erfahrung in der Vergangenheit, allerdings lange vor Corona) unproblematisch kurzfristig einen Gesprächstermin bekommen.

    Hallo Thalia, Danke auch Dir für die freundliche Begrüßung. Ja, hier bei mir in der Gegend macht das die Arbeiterwohlfahrt, da werde ich im Laufe der nächsten Tage nochmal einen Termin vereinbaren. Es ist alles etwas komplizierter mit Corona, aber nicht weltbewegend, geht also.

    So, weiter im Text: Tag 22, wenn ich mich nicht verrechnet habe und mein Gehirn fühlt sich stellenweise immer noch an, wie durch den Mixer gedreht. Mir fallen Worte nicht ein: "Beifuß und Pastellfarben" waren so Kandidaten, nach denen ich die letzten Tage gesucht habe und das macht mich teilweise echt wütend, weil ich merke, was ich meinem Verstand angetan habe.

    Auch sonst fühlt sich hin und wieder alles an, als wäre da eine unsichtbare Nebelwand, die mich von der Realität trennt. Keine Ahnung, wie ich das besser umschreiben soll, aber manchmal denke ich, ich bin einfach nicht ganz anwesend. Ich kenne das von früher, als ich noch halbbesoffen vom vorigen Abend zur Arbeit bin und dort dann ausnüchtern musste. War die Hölle, dagegen ist das heute "in Ordnung", ich kann damit leben.

    Vorhin ca. drei Stunden mit dem Rad unterwegs gewesen. Zumindest meine Muskeln machen wieder was sie sollen, nachdem ich es die letzten Tage und Wochen langsam habe angehen lassen. Unbändige Freude darüber, kurze Yogaübung auf der Wiese und ein paar Liegestütz, einfach mal so. Allgemein unglaublich erfrischend mit dem Rad in die Pampa zu fahren und keine Menschen sehen zu müssen. Ich bin kein Misanthrop, aber dieses Gefühl von Ruhe und Geborgenheit in der Natur, ist mir sonst fremd.

    Jetzt angenehm müde, nachher noch meinen sonntäglichen Dialog abtippen, was zu essen kochen und vielleicht einen Film schauen oder lesen. Allgemeine Zufriedenheit und ach ja, meinen Supermarkt musste ich wechseln, weil die Platzierung von Alkohol in dem vorherigen doch etwas übertrieben ist. Im Moment sogar Bierdosen im Kassenbereich, nervt, aber gibt schlimmeres: Saufen zum Beispiel.

    Euch allen noch einen schönen Sonntagabend :)

    So kleines Update: Komme gerade vom Arzt. Ich mag zwar weder Arzpraxen noch Krankenhäuser, aber gegen Ärzte habe ich nichts und dieser war auch sehr symphatisch. Dazu kurze Wartezeiten, super. Kein großes Geplänkel: Nur gesagt, dass ich Alkoholiker bin und eine ambulante Therapie möchte. Die Unterlagen bekommen, alles super. Abgeben kann ich sie erst am 01.09, wegen Urlaub in der Praxis, aber das halte ich durch.

    Sonntag angefangen eine Art Kurzgeschichte zu schreiben: Dialoge mit meinem personifiziertem Alkoholismus. Hat Überwindung gekostet, aber das Ergebniss gefällt mir und hat erstaunlich viele Emotionen freigesetzt. Werde das nun jeden Sonntag machen und evenutell mal etwas davon hier posten.

    Ansonsten: Alpträume, träume ich bin besoffen, wache auf und bin froh darüber nüchtern zu sein. Mein Unterbewusstsein ist was das angeht nicht gerade subtil. Muss es aber auch nicht sein. Starke Müdigkeit von Morgens bis Mittags, die erst gegen Abend nachlässt. Meide Menschen, wenn es mir zu viel wird und gehe weiter meiner Arbeit nach. Werde die Tage mal ein bisschen Musik im Park oder der Stadt spielen, möchte mal wieder Leute sehen, die dazu lächeln oder mir den erhobenen Daumen entgegen strecken, als wären wir bei Facebook. Ist nicht mal böse gemeint, einfach eine seltsame Angewohnheit des Publikums in der Öffentlichkeit heutzutage.

    Gedanken an Alkohol: Vorhanden, aber nicht bedrückend. Musikalische Stimmung: Düster, schwer, energetisch. Soundtrack: Vornehmlich Klassik, mein Gehirn hungert nach Input. Trocken verbrachte Tage: Siebzehn.

    lass' ihn nicht zu lange da, mach' ihm klar, dass du nix mehr mit ihm zu tun haben willst (der wird eh immer mal wieder vorbei schaun) im Keller einsperren und ignorieren führt meist dazu, dass irgendwann eine Armee von Zombie-kobolden ausm Keller kommt wenn da kein Platz mehr ist ...

    Das glaube ich, deshalb habe ich mir die Sonntage dazu auserkoren, mich eingehender mit meiner Sucht zu beschäftigen. Ich versuche auch so jeden Tag wenigsten eine halbe Stunde zur Ruhe zu kommen. Das Problem hatte ich aber schon immer, unabhängig vom Alkohol, dass ich mir zu wenig Zeit für mich nehme und immer gehetzt bin. Der Alkohol hat das jedoch massiv verstärkt und zuletzt konnte ich eigentlich gar nichts mehr genießen, weil ich entweder am trinken war oder überlegt habe, wo die nächste Flasche herkommen soll.

    lass dich nicht abschrecken, Hartmut, und alle anderen meines es nur gut! auch wenn es sich manchmal etwas hart oder schroff anhört...

    Alles gut, ich lese hier ja schon länger mit, also auch bevor ich mich angemeldet habe und ich weiß die Beiträge von Hartmut zu schätzen, ich kriege im Moment einfach Dinge in den falschen Hals, aber dann gehe ich spazieren, denke nochmal genau drüber nach, was geschrieben worden ist und dann ist es auch wieder gut :)

    So, da bin ich wieder. Erstmal das wichtigste Vorweg: Ich habe die Arztpraxis erreicht. Man hatte mir schon vorher gesagt, dass die Allgemeinmediziner recht ausgelastet sind, musste am nächsten Tag noch mal anrufen und habe die Bestätigung bekommen, dass man mich als Patient aufnimmt. Jetzt soll ich nächste Woche meine Krankenkassenkarte vorbeibringen, einen richtigen Termin habe ich leider immer noch nicht & ab Mittwoch ist die Praxis im Urlaub. Nervt, aber ich habe Zeit und Hauptsache ist, dass ich die ambulante Therapie überhaupt bekomme.

    Prima! Wie geht es dir heute? Hast du es weiterhin geschafft trocken zu bleiben? Welche Hilfen hast du dir denn nun gesucht?

    Ja, bin nach wie vor trocken. Hilfe neben der Suche nach einem Arzt zwecks Antragsstellung ist noch dieses Forum und dann ein Kollege von mir, der seit vier Jahren trocken ist und mit dem ich jederzeit reden kann, wenn etwas ist. Heute ist etwas seltsam, weil Abends eine wichtige Veröffentlichung von mir ansteht. Also da geht ein Song von mir live im Internet und ich bin nervös, fast wie vor einem Auftritt. Allerdings spüre ich seit gestern Abend ohnehin eine gewisse Grundvervosität, weshalb ich froh bin, dass morgen Sonntag ist, da ich mir diesen Tag dafür auserkoren habe um mich nur um mich selbst zu kümmern. In mich gehen, Sachen aufschreiben und verarbeiten, wandern gehen, solche Dinge.

    Die Arbeit mit den Pferden fehlt mir etwas, aber da läuft hier im Verein leider einiges schief und ich muss mir etwas neues suchen. Ist nicht mal eine Frage des Geldes, ich mag die körperlich schwere Arbeit beim füttern & beim ausmisten. Habe gestern stattdessen Bodenplatten im Garten verlegt, guter, ehrlicher Schweiß. War wirklich schön. Besuchen tue ich die Pferde hier dennoch hin und wieder, sonst würde mir wirklich was fehlen.

    Kann das sein das der Grund „stur wie ein Esel“ eher ein vorgeschobener Grund war um nicht zum Arzt gehen zu müssen und dich hinter der Krankheit zu verstecken? Es mal wieder still und heimlich hinter der verschlossen Tür zu probieren? Das hatte ja nicht geklappt.

    Nun ist das mir selbst auch nicht unbekannt. Ich kenne das von meinen Versuchen. Ich hatte erst Erfolg, als ich offen, ehrlich zu mir und zu den anderen mich dazu bekannt habe.


    Nun hast du ab dem 25.7 nichts mehr gesoffen. Ist das noch richtig?

    Also erstmal: Ich war bereits offen und ehrlich zu allen. Meine Familie weiß bescheid und mein doch sehr kleiner Freundeskreis auch. Den Termin beim Arzt vereinbare ich die Tage, gestern war wie gesagt keiner zu erreichen in der Praxis, aber den brauche ich schon alleine deshalb, um die Entwöhnungstherapie zu bekommen.

    Ja, das ist noch richtig. Tut mir leid wenn ich mal so doof frage? Aber habe ich hier irgendetwas gravierend falsches geschrieben?!