Guten Tag,
ich las hier schon öfter mit und finde euer Forum eine tolle Sache! Ich werde in 2 Jahren 60 und habe so meine Probleme, jetzt seitdem ich nicht mehr trinke. Sind es "nur" Altersdepressionen die mich beschleichen oder ist der Kopf mittlerweile zu klar? Ich weiss es nicht. Ich fange einfach an:
Nachdem
ich 10 Jahre im Ausland arbeitete, ich war max. 2 … 3 Monate im
Jahr unregelmäßig „zu Besuch“ bei mir zu Haus in Deutschland.
Die sozialen Kontakte in Deutschland schliefen allmählich ein. In
Österreich hatte ich zwar immer eine eigene Ferienwohnung, doch da
war ich auch immer nur Besuch. Ich vereinsamte, ich begann zu
trinken. Zuerst nur am Abend, dann wenn die Zeit es erlaubte
(Wochenende) auch tagsüber. Ich konnte mich selbst nicht mehr
leiden, kündigte, fuhr zurück nach Deutschland und verfiel total dem
Suff, nun völlig „wurzellos“ / allein. Die Familie war
mittlerweile verstorben und ich suhlte mich im eigenen Elend und soff
exzessiv durch.
Außerdem
gab ich meine geräumige, preiswerte Wohnung in der Landeshauptstadt
auf und zog auf ein kleines Dorf mitten in der Pampa in
eine
eher
baufällige
Behausung,
fernab jeglicher Zivilisation, ohne Verkehrsanbindung, ohne Auto. Ich
besorgte mir Geflügel, Hühner, Laufenten, habe einen großen
Garten und dachte nun wird alles anders. Hegte,
pflegte und war gänzlich überfordert (lustlos) – das begriff
ich erst wirklich (!) nachdem ich dem Alkohol gänzlich entsagte.
Nach
über einem Jahr des Durchsaufens, kam die Erkenntnis – ich hörte
auf mit dem Trinken. Ich verfiel in tiefe Depression. Ich hatte alles
versoffen, meinen Lebensmittelpunkt, die Arbeit. Im Suff hatte ich
mir immer wieder vorgenommen, ich beginne neu, doch bedachte mein
alkoholvernebeltes Gehirn nicht, daß ich bereits jenseits der 55
bin.
Mit
der Depression suchte ich nach Lösungen, wie ich da wieder heraus
kommen könnte... wenn ich mein Leben beende, löse ich alle
Probleme, wie ein Mantra setzte sich dieser Gedanke in mir fest. Mich
beschlich die Angst, ich ging freiwillig in eine Psychiatrische
Klinik. Als ich dort war, wurde die Angst größer, ich wurde allein
in ein Zimmer gebeten und dort belassen, zuvor es gab ein kurzes
Gespräch mit einem Arzt (?), am Abend gab ein Antidepressiva mit den
Worten „damit sie besser schlafen können“ … ich versuchte
heraus zu bekommen, wie das weiter gehen würde … medikamentöse
Einstellung begleitet von Bastel- und Bewegungs-,
Beschäftigungstherapie täglich, über Wochen … erstmal …
irgendwie wurde ich an den Film „Einer folg übers Kuckucksnest“
erinnert.
Um
es kurz zu machen, ich entließ mich selbst und verzichtete auf diese
professionelle Hilfe. Allein die Vorstellung medikamentös
eingestellt zu werden, rief Panik in mir hervor, da hätte ich auch
weiter saufen können.
Nun
habe ich erfolgreich meine Sucht beendet und werde das auch weiter
durchziehen, nach 9 Monaten der Abstinenz, verspüre ich keinerlei
Verlangen nach Alkohol und ich möchte behaupten, ich bin über`n
Berg – was den Alkohol betrifft. Doch die Leere bleibt. Tips wie,
such´ dir eine Beschäftigung, ein neues Hobby u.s.w. fruchten
leider nicht, irgendwie ist bei mir die Freude verloren gegangen oder die Luft raus und
ich drehe ständig im eigenen Kreis. Mir fehlen, Ideen, Antworten ...