Egon, unzufriedener trockener Alkoholiker ?

  • Ich möchte noch einmal den Gedanken in den Raum stellen, dass „Geben“ paradoxerweise eine innere Leere füllen kann. Gerade bei Menschen, die ohne enge Familienbande durchs Leben gehen.

    Überlege Dir, was du „geben“ kannst und willst und versuche es vielleicht einfach mal.

    Hallo Erik,

    ja, auf die Idee kam ich auch schon. Ich engagierte mich einige Zeit in der Palliativbegleitung, als ich noch in der großen Stadt wohnte. Nun auf`m Dorf, fernab jeglicher städtischen Strukturen und mangelnden öffentlichen Verkehrsmitteln, Mobilität gestaltet sich das arg schwierig.

    Ja, es war ein Fehler aufs Land zu ziehen, nicht völlig durchdacht. Auf der einen Seite kam ich vom Alkohol los, auf der anderen "bombte" ich mich in die Isolation und habe nun die Bescherung.

  • Hallo Egon,

    kann es sein, dass du meine Antwort irgendwie besserwisserisch aufgefasst hast? - Musst du nicht beantworten…

    Falls ja: So war sie ganz gewiss nicht gemeint!

    Ich kann und konnte nicht wissen, wie vertraut du mit diesem Thema bist. Manches, was du beschrieben hast, kommt mir ziemlich bekannt vor, daher hab ich meine Erfahrungen damit geteilt….

    Du schreibst, dass du weniger mit Menschen, mehr aber mit Tieren anfangen kannst. Kommt mir auch bekannt vor. Gibt es in deiner ländlichen Umgebung Möglichkeiten in dem Bereich etwas zu machen? Tierheim zum Beispiel?

    Gibt’s in deinem ländlichen Bereich irgendetwas, was dich grundsätzlich noch ansprechen könnte?

    Viele Grüße

  • Zitat

    Ja, es war ein Fehler aufs Land zu ziehen, nicht völlig durchdacht. Auf der einen Seite kam ich vom Alkohol los, auf der anderen "bombte" ich mich in die Isolation und habe nun die Bescherung.

    Hm, dann geht da ja vielleicht der Weg lang.

    Du hast eingangs von den ganzen Tieren usw. geschrieben. Ich weiß nicht, wie festgetackert du aktuell dort bist. Aber langfristig könntest du noch einmal umziehen, oder?

    Es sollte keine Flucht sein und diesmal gut durchdacht.

    Das wichtigste ist deine Trockenheit zu erhalten.

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo AufderSuche,

    "irgendwie besserwisserisch" - niemals!

    Jeder hat seine eigene Realität. Mir viel auf, viele sprechen von professioneller Hilfe, suche dir diese. Medikamentöse Einstellungen mögen für andere die Lösung sein. Ich hatte mich mittels Alkohol prima eingestellt, bis es aus dem Ruder lief und ich es nicht mehr kontrollieren konnte. Ich verzichtete auf Alkohol.

    Momentan bin ich ideen- und antriebslos, bemerke wie die Tage verstreichen ohne, daß ich einen Sinn für mich fand. Auch weiß ich, daß ich noch Zeit benötige, noch nicht alle Gedanken fruchtvoll zu Ende gedacht sind.

    Linde66

    Danke. Momentan bin ich hier richtig festgetackert. Langfristig gesehen, muß ich hier weg - das stimmt. Tue ich es jetzt, würde ich wieder fliehen und nur das Drumherum ändern, den Ort, aber nicht die Situation. Hier auf meinem 250-Seelendorf tickt die Zeit etwas anders, da habe ich als zugereister Städter nicht die besten Voraussetzungen, auch etwas was ich vorher nicht bedachte.

    Leider beschleicht mich auch immer die Frage nach dem Sinn des Lebens.

  • Ich bin vom 500 Einwohner Dorf ins 5000 Einwohner Dorf gezogen und komme mir vor wie Großstadt. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich dachte, ich spreche es einfach mal an. Aber gut, wenn du keine Hauruck-Aktionen machst.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Wenn ich mich hier durch so viele Beiträge lese, lese ich immer "ich will" ... aufhören mit Trinken, kein Co. mehr sein u.v.a.m. .

    Das ist doch toll, wenn sie wissen was sie wollen. Warum tun sie es dann nicht?

    Ich weiß nicht was ich will - das ist bitter.

  • willst du denn wieder einen kater haben?

    willst du denn wieder durch die gänge torkeln?

    willst du denn wieder diese schwarzen löcher haben, bei welchen man am nächsten morgen nicht mehr weiss was man getan hat?

  • Ich bin vom 500 Einwohner Dorf ins 5000 Einwohner Dorf gezogen und komme mir vor wie Großstadt.

    Ich lebte lange in der Landeshauptstadt (bei Berlin) und reiste die letzten Jahrzehnte auch viel um den Erdball. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich dachte, ich spreche es einfach mal an.

  • Hallo Egon,

    darin, dass jeder seine eigene Realität hat, stimme ich dir vollkommen zu. Gut, dass meine Antwort bei dir nicht „irgendwie besserwisserisch“ angekommen ist.

    Kannst du denn nachvollziehen, warum dir zu professioneller Hilfe geraten wird?

    Ich kann nachvollziehen, dass du das ablehnst, denn offenbar hast du in der Richtung bislang keine sonderlich positiven Erfahrungen gemacht.

    Hoffst du, dass sich von allein etwas ändert?

    Gibt es möglicherweise phasenweise bei dir schon Lichtblicke?

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • noch nicht alle Gedanken fruchtvoll zu Ende gedacht sind.

    Da könnte vielleicht ein Ansatz sein, wenn in diesen Gedanken denn Interessen anklingen….

    Vielleicht fängst du ja zu groß und zu perfekt an und stehst dir damit gewissermaßen selbst im Weg?

    Kenne ich so jedenfalls von mir…..

  • Da könnte vielleicht ein Ansatz sein, wenn in diesen Gedanken denn Interessen anklingen….

    Vielleicht fängst du ja zu groß und zu perfekt an und stehst dir damit gewissermaßen selbst im Weg?

    Da liegt des Pudels Kern.

    Liebe AufderSuche,

    gehe ich Recht in der Annahme, daß Du Konjunktive ebenso liebst wie ich?

  • willst du denn wieder einen kater haben?

    willst du denn wieder durch die gänge torkeln?

    willst du denn wieder diese schwarzen löcher haben, bei welchen man am nächsten morgen nicht mehr weiss was man getan hat?

    Ich verstehe deine Fragen nicht? Stehen sie mit irgendeiner meiner Äußerung in Zusammenhang oder hast du dich gar vertan?

  • Ich weiß nicht was ich will - das ist bitter.

    Diese Äusserung stelle ich in Frage, da sie pauschal ausdrückst, du wüsstest nicht was du willst.

    Kann sein dass Du in ein paar Dingen, die Du da meinst, nicht weisst, was Du willst.

    Aber das ist ja nur ein Teil dessen, was man so wollen tut. Vieles weisst Du, oder zumindest weisst Du was Du NICHT willst.

    Ist es möglich dass Du das ganze etwas zu schwarz siehst? Eine Medaille hat immer zwei Seiten... oder nicht?

  • Mir auch - kommt das bekannt vor.

    Wenn wir Mal ehrlich sind, gibt es "diesen Sinn" überhaupt? Würde es Sinn machen, etwas zu tun, zu schaffen was vergänglich ist? Macht es Sinn, wenn wir uns ein Leben lang abrackern und versuchen sinnvolles zu tun, wenn am Ende doch nur der Bestatter kommt und das meiste unserer ach so geliebten Dinge nach der Wohnungsräumung im großen Sperrmüllcontainer landen? Unseren Kindern ähnliches widerfährt.

    Ist es nicht vernünftig, zu tun was einem Freude bereitet (ohne Anderen zu schaden! )?

    Man könnte es auch anders sehen.

    Was meinst du mit „Man könnte es auch anders sehen.“?

    In negativer Perspektive habe ich das selbst durchaus nicht selten bedacht…. Wenn ich nicht gerade wieder in einer dieser tiefen Phasen stecke, gefällt mir die negative Antwort allerdings nicht besonders und wird abgelehnt….

    Interessant und irgendwie aufschlussreich war für mich ein Gedanke, der mir angesichts meiner Mutter kam, als diese nach einem Schlaganfall, der sie halbseitig lähmte, zum Pflegefall wurde. Sie empfand sich nämlich nur noch als ein Stück Fleisch, das regelmäßig in seinem Bett gewendet werden musste, und sie sah keinen Sinn mehr in ihrem Leben. Für mich hingegen zählte nur, dass sie da war. Natürlich bedeutete mir auch viel, dass sie noch klar denken und sprechen konnte.

    Besteht der Sinn des Lebens womöglich darin, einfach da zu sein und möglichst das zu tun, was einen interessiert und vielleicht sogar Freude macht?

  • Vielleicht brauch` ich ja noch ein bisschen,

    Hallo Egon,

    heute vote ich für Dich...Nobelpreis und Oskar zusammen.

    Hätte jetzt gern jeden einzelnen Satz hier zitiert und kommentiert. Brauche ich aber gar nicht.....Du nennst die Lösung ja immer schon, speziell im zitierten Satz.

    Da prasseln eine Menge Dinge auf Einen ein, bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger. Bei mir besonders viel, weil ich endlich verstehen wollte, warum ich nach 10 Jahren einen Rückfall erlitten oder tatsächlich schon geplant habe bzw. mein Monster im Kopf.

    Kleiner Themensprung:

    Du glaubst der Schritt aufs Land zu gehen war ein Fehler?.....Niemals...wie man deinen begeisterten Worten (Tiere..Wie schön) weiter entnehmen kann. Eventuell ist deine Erwartungshaltung sehr hoch. Jetzt bin ich trocken...jetzt wird alles nur noch "SUPERSCHÖN"

    Glaubst Du in der Großstadt ist man weniger einsam? Dagegen spricht schon jede Statistik, die von immer mehr Single Haushalten berichten und mir als Vermieter, bei der Planung bzw. Aufteilung von größeren Wohnungen bestens bekannt sind.

    Ich darf Dir versichern....Du hast Dir da ein kleines Paradies geschaffen, um das dich jeder Großstädter beneidet. Ich auch.

    Du hast das Paradies....Du weißt es eventuell nur nicht.

    Klar dürfte es einfacher sein Kontakte zum anderen Geschlecht (Oder auch gleichen) zu knüpfen, jedenfalls real gesehen.

    Was dann folgt, sofern man ehrlich mit seiner Krankheit umgeht, ist die Erkenntnis: Hier prallen zwei Welten aufeinander. Nach wie vor....Stigmatisierung, da fast "alle" ich wiederhole ALLE im fortgeschrittenen Alter, in irgendeiner Form Kontakt mit unserer Krankheit hatten.

    Eine meiner Erkenntnisse: Mach dich frei von den Vorgaben, die die Natur uns "auferlegt" oder von mir aus "Gehet hin und Mehret euch" wobei ich den lieben Gott gern aus dem Spiel lasse. Von wegen "unbefleckte Empfängnis"....sorry, schweife ab...Katholische Kirche Aktuell etc.

    Da zitiere ich lieber noch einmal den Herrn von Bodelschwingh....Du begegnest einem Helden, wenn er seine tückische Krankheit im Griff hat.

    Die vielen Gedankenprozesse, die ich durchlaufen und schriftlich abgearbeitet (Ordner statt Tagebuch, wie Du auch) habe, haben mich durch diesen Dschungel an Selbstkritik und vielen anderen Ängsten stampfen lassen. Mit sehr oft, wackeligen Knien, Blutdruck jenseits von gut und böse, musste ich manchmal stoppen.

    Erst mal sacken lassen...dem Gras beim wachsen zuschauen, die Bienen beobachten (Du: Laub fegen :) ...dem Kopf Zeit lassen zu verarbeiten.

    Gern auch auf dem Fahrrad (Bewegung) bei ein paar Sonnenstrahlen und "Meine endlich trockene Welt ist so schön" das ist so Geil...frei von den Zwängen.

    Die wohl ausgeprägte Sensibilität, die wir (glaube ich ) alle haben, sei es durch das "nasse" tricksen, Situationen im Kopf durchspielen...reicht der Pegel, Vorrat,...eben diese unsäglich vielen Stunden, Jahre und Jahrzehnte "Schauspiel" und diese vergeudete Lebensenergie.

    Den vorhandenen Rest, den ich in großen Mengen deinen Worten entnehme, weiter auf Dich konzentrieren/bündeln.

    Da wo es am meisten weh tut. Die Dosierung bestimmst allein DU

    Jedenfalls meine Methode mit anfangs, vermeintlich nur kleinen Erfolgen.

    Mein Spiegelbild schmunzelte Anfangs nur verlegen, mittlerweile lächelt es mir zu. Mein persönlich größter Erfolg.

    Genau vor einer Woche wurde ich von einem MPU Psychologen befragt, wie sich meine Veränderungen bemerkbar machen?

    Meine Antwort: Ich ruhe in mir selbst, in einer mir bisher unbekannten Weise. Ich kann schlafen, ohne jegliche Hilfsmittel. Dabei immer wieder der Bezug zu diesem Forum, dass rund um die Uhr weiter hilft, durch lesen oder eben schreiben. Kann ich nur jedem empfehlen.

    Bin mir absolut sicher....Du bist auf dem richtigen Weg, lieber Egon...siehe Zitat

    Der Austausch hier wird Dir und hat mir unglaublich geholfen.

    Bin gar nicht mehr bereit, einer unwissenden Quoten-Karriere-Tante meine Geschichte zu erzählen, was aber wichtig wäre, für ein weiteres zufriedenes und trockenes Leben. Habe tatsächlich mal gesucht, nach einer Single-Börse für trockene Alkoholiker und wo bin ich gelandet???

    HIER...in dem für mich besten Themabezogenem Forum Deutschlands. Danke, dass ich dabei sein darf.

    War wohl mal ein Thema hier, vor ca. 12-15 Jahren?

    Wollte ich immer schon mal los werden, da über das "angerissene" Thema aus der Perspektive nichts zu lesen ist.

    Alex....Geschäftsidee ? Single-Börse für die klar denkensten Menschen? Würde ich glatt selber machen....aber nicht meine Welt, die Organisation und der Wooodooo Zauber.

    Aber lukrativ. Sorry wenn da immer wieder dar alte Umsatzjäger duchkommt, aber auch ein längerer Prozess, ähnlich wie bei unserer Krankheit.

    Beste Grüße

    Thomas

  • Hätte, hätte, Fahrradkette....

    Es gibt einen Unterschied zwischen blinden Aktionismus und "etwas tun".

    Und es gibt einen Unterschied zwischen "etwas tun" und "darüber nachdenken, etwas zu tun."

    Zuviel Denken bringt einen nirgendwo hin. Und auch ein 250 Seelen Dorf birgt Aufgaben. Ich wohnte als junger Mensch in einem 70 Seelen Dorf. Selbst dort gab es Busse, wenn auch nur ein oder zweimal täglich. Alles in 15 km Distanz erreichte ich per Fahrrad. Im Dorf gab es genug Menschen, die Hilfe oder Unterstützung gebraucht haben, und was es nicht gab, hat man gegründet.

    Unser grandioser ComputerClub besass zwar nur zwei Computer und ganze vier Mitglieder, aber wir haben nicht rumgejammert, dass uns keine Zerstreuung auf dem Silbertablett serviert wurde.

  • Tue ich es jetzt, würde ich wieder fliehen und nur das Drumherum ändern, den Ort, aber nicht die Situation.

    Wiederhole mich gern und bin überzeugt: Du hast es

    War mal ein Vorschlag meiner EX. Geh doch irgendwo hin wo es schön ist, wo dich keiner kennt.

    Und was hat das dann mit der Lösung des eigentlichen Problems zu tun ?

    Noch bessere Grüße

    Thomas

  • Nur so ein paar Ideen:

    Als mir klar war, dass ich nicht mehr würde arbeiten können, habe ich mir einen zweiten Hund zugelegt. Ebenso wie die erste Hündin, eine Hündin, die „notgedrungen“ abgegeben werden musste. Ich hab‘s definitiv nicht bereut und empfinde diese beiden als ungeheure Bereicherung für mein Leben. Die beiden wiederum scheinen mich als Bereicherung in ihrem Leben zu empfinden, jedenfalls deute ich das so aus ihrem Umgang mit mir… 😊

    Magst du handwerklich tätig sein? - Ich zum Beispiel gucke gerne in den elektronischen Kleinanzeigen, was es da in meiner Gegend so zu verschenken gibt. Hier bei uns sind mitunter recht interessante Sachen dabei, die sich mit etwas handwerklichem Geschick auf- oder umarbeiten lassen.

    Kreativ handwerklich tätig zu sein, ist zum Beispiel etwas, was mich interessiert und mir Freude bereitet.

    Der Vorteil dieser Tätigkeit ist, dass ich machen kann, wann und wie ICH will und kann, und von niemandem abhängig bin.

    Manches meiner „Werkstücke“ hab ich selbst behalten, anderes hab ich verkauft und damit meine Spardose aufgefüllt. Bislang bin ich alles, was ich wieder loswerden wollte, losgeworden.

    Was mir dabei auch gut gefällt, ist, dass ich damit auch etwas gegen diesen gegenwärtigen, fürchterlichen Trend der Wegwerf-Kultur tue.

    Wo liegen denn grundsätzlich deine Interessen? Vielleicht findest du hier ja die eine oder andere Anregung…

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