Beiträge von Marli

    Hallo Paulina, herzlich willkommen hier.
    Ich stecke in einer ähnlichen Situation wie du, nur dass meine Kinder noch deutlich jünger sind als du.
    Wir haben ein Haus und eine Wohnung, die abbezahlt werden müssen. Ich arbeite auch in Teilzeit, mein Mann ist der hauptverdiener. Mein Mann trinkt im Prinzip seit wir uns kennen, in den letzten 10 Jahren ist es (für mich) ein Problem geworden. Unsere Beziehung ist gefühlstechnisch zum Erliegen gekommen, zumindest von meiner Seite aus.
    Dennoch schaffe ich (noch) nicht den Schritt, mich zu trennen, aus den selben Gründen wie du. Auch frage mich, wie es hier in, sagen wir mal, 5 Jahren aussieht.
    Mein Mann funktioniert, er kümmert sich um die Kinder, ums Haus, um alles finanzielle. Aber es gibt eben auch Abende bzw morgende, an denen er das nicht kann. Weil er getrunken hat. Er trinkt heimlich, im Auto, abends, wenn wir im Bett sind. Neuerdings ist auch noch Gras dazu gekommen. Seinen Führerschein hat er wieder, nachdem er ihn vor ca 11 Jahren wegen Trunkenheit verloren hat. Dennoch trinkt er während des Fahrens, zumindest lassen leere Dosen mit vodka Energy in seinem Auto darauf schließen .

    Du fragst, ob sich der Status quo, in dem ihr euch befindet, anhält. Hier im Forum wirst du lesen, dass der Konsum im laufe der Zeit mehr werden wird. Ich habe hier schon einige Phasen miterlebt: von: er trinkt nur am Wochenende abends, über er trinkt bereits vormittags und ist um 18.00 schon völlig betrunken, bis zu er trinkt täglich, auch tagsüber, aber immer nur so viel, dass man es erst beimbzweiten hinsehen merkt.
    Was ich dir aber in meinem Fall sagen kann: gab es bei uns auch mal Monate, die er völlig nüchtern war, so ist es mittlerweile so, dass es maximal eine Woche ohne geht. Ich glaube zudem, dass mein Mann mittlerweile mehr trinkt als vor 5 Jahren, seine Toleranz aber einfach höher ist. Ist wie gesagt nur eine Schätzung, weil er heimlich trinkt. Vor einem Jahr habe ich noch an den unmöglichsten Orten leere Flaschen entdeckt. Mittlerweile ist er besser geworden, das leergut zu verstecken.
    Die Kinder bekommen es denke ich trotzdem mit. Was sie aber auf jeden Fall mitbekommen, ist, dass ich an vielen Tagen einfach traurig bin. Nicht mehr über seinen Konsum, sondern weil ich merke, dass die Beziehung im Prinzip am Ende ist. Aber auch ich klammere mich noch an die „vorteile“, die du auch genannt hast.
    Viele Grüße, Marli

    Ich verstehe alle eure Argumente, und in klaren Momenten ist mit ganz deutlich bewusst, dass es nur einen Weg gibt. Leider eben nur in den klaren Momenten. Wo wir bei dem Thema co Abhängigkeit sind. Ich lasse mich noch immer benebeln, leider. Aber ich merke deutlich, dass sich in den letzten Monaten etwas getan habe.

    Hier gibt es kein „alles Paletti, wir haben uns lieb, alles ist toll!“ mehr. Das sah vor ein paar Monaten noch ganz anders aus. Ich nehme die ruhigen Phasen als solche wahr. Eben als Phase, bevor der nächste Knall kommt. Mittlerweile bin ich so realistisch, dass ich weiß, dass nicht alles supi ist. Das ist für mich ein Riesen Schritt, auch wenn es für viele hier nur pipifax ist.

    Manchmal habe ich Angst, hier im Forum zu schreiben. Weil ich genau weiß, wie die antworten lauten. Welche Reaktionen ich bekomme. Aber wenn ich es dann erstmal habe sacken lassen, merke ich, dass es mich wieder einen Schritt voran gebracht hat. Danke für das ehrliche Feedback. Manchmal braucht es eben einen schonungslos ehrlichen Tritt in den hintern.

    Volka

    Ich habe zum 31.8. gekündigt und beginne ab September meine neue Arbeit. Noch immer nicht so bezahlt, wie es meinem Studium entspricht, aber deutlich mehr, als bisher. Ich lege auch mittlerweile etwas Geld zurück. Gibt ein gutes Gefühl, etwas in der Hand zu haben. Und natürlich mache ich mir Gedanken über eine Trennung. Ich würde das schaffen, da mache ich mir keine Gedanken. Mal davon abgesehen, dass die Kinder im Zuge einer Trennung ihrem Vater ja nicht verlieren. Er ist und bleibt ihr Vater, und er ist ein guter. Aber er ist krank…

    Viele Grüße!

    Hallo volka,

    wahrscheinlich ging es dir beim lesen meiner Geschichte genau wie mir, als ich deine gelesen habe… so viele Parallelen, sie viele ähnliche Gedanken.

    Tja, meine Überschrift passt tatsächlich nicht mehr so richtig. Und von außen betrachtet hat sich wahrscheinlich nicht wirklich viel verändert. Aber in meinem Kopf arbeitet es. Ständig, pausenlos.

    Worauf ich warte? Vor einem knappen Jahr wäre die Antwort gewesen: dass er es in den Griff bekommt, seine Sucht angeht.

    Heute sieht das etwas anderes aus. Ich warte auf viele Dinge: darauf, dass die Kinder älter werden und es ihnen nicht mehr so wichtig ist, einen großen Garten zum Spielen zu haben (ich weiß schon, die meisten, insbesondere die EKAs unter uns werden jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ich will einfach ehrlich sein. Vielleicht gibt es hier den ein oder anderen, der dieses Argument verstehen kann)

    Ich warte darauf, endlich den Mut zu haben, zu gehen. Ich warte darauf, dass der kleine, vielleicht etwas dumme Teil in mir, der immer noch Hoffnung hat, endlich verstummt. Ich warte darauf, dass mich diese Phasen, in denen der Konsum ausbleibt, wie du es sagst, eben nicht mehr nervös machen und in meiner Überzeugung schwanken lassen. Ich warte darauf, voll und ganz hinter der Entscheidung zu stehen, mich zu trennen. Ich warte darauf, die Kraft zu finden, Verantwortung zu übernehmen.

    Vielleicht warte ich auf das gleiche wie du…

    Ich wünsche uns beiden, dass das warten irgendwann ein Ende hat.

    Viele Grüße,

    Marli

    Ja, es ist gemein! Nicht falsch verstehen, ich bemitleide mich gerade nicht selbst. Warum auch, schließlich hab ich diese Entscheidung selbst getroffen. Für den Moment. Manchmal braucht es vielleicht diese Traurigkeit, um wieder ein Stück klarer zu sehen.

    Kennt ihr das, wenn man auf einmal eine Erkenntnis bekommt, die einen völlig umhaut? Ich hatte heute wieder mal ein Gespräch mit meinem Mann. Hier ist es vergleichsweise ruhig geworden. Völlige Abstürze gab es hier seit längerer Zeit nicht mehr. Aufgehört zu trinken hat er nicht. Er hat es auf den Abend verlegt, mal ist es eine Flasche Wein, mal ein Kasten hier, den er sich mit einem Freund teilt, mal ist es eine Flasche Wodka, die innerhalb von drei Tagen leer gemacht wird. Was auch Anlass für das Gespräch war. Für ihn ist das ein Erfolg, weil er die Familie damit nicht belastet, wie er sich ausdrückt. Er versteht nicht, dass das für mich kein Erfolg ist. Er versteht nicht, dass es mich sehr wohl belastet. Hatten diese Phasen schon öfter, bis es ihn aus welchem Grund auch immer wieder völlig aus der Bahn reist und ein Absturz den Nächsten ablöst. „Das wird dir die Zeit zeigen, gib mir doch die Chance, zu beweisen, dass ich es im Griff habe.“ Aufhören zu trinken will er nicht, warum auch. Immerhin schafft er es ja jetzt schon seit zwei Monaten, nur noch abends was zu trinken. Natürlich nicht, weil er süchtig ist, sondern weil er „Bock“ darauf hat. Dass er die Flaschen versteckt, bilde ich mir schließlich nur ein.

    Dass er vor zwei Monaten um sechs Uhr abends völlig besoffen vor mir saß, und ich keine andere Möglichkeit gesehen habe, die Nacht mit den Kindern bei meiner Mutter zu verbringen, war ja nur eine Phase. Das hat er jetzt im Griff. Auch, dass er betrunken Auto gefahren ist, ich meine wirklich betrunken, war eine Phase. Das macht er nicht mehr. Dass er schon sehr oft diese Phase hatte, ist doch egal. Diesmal ist es anders. Soll ich halt abwarten. Damit er es mir beweisen kann. Aber aufhören, um es mir zu beweisen? Nein, wieso auch! Das kann ich doch nicht verlangen.

    Verständnis von seiner Seite? Keine Chance! Warte doch ab.

    Mit ist heute eines sehr klar geworden: während er jederzeit die Möglichkeit hat, seine Sucht anzugehen, sein Leben dahingehend zu verändern, dass diese Familie eine Chance hat, habe ich nur zwei Möglichkeiten: zu warten und auf den nächsten Absturz zu warten, oder alles hinzuwerfen. Ist das nicht unglaublich traurig? Und verdammt unfair? Beides keine besonders attraktiven Aussichten.

    Und so sitze ich nach wie vor hier, warte ab und hoffe. Und warte. Und warte.

    Nun lese und schreibe ich hier seit einem 3/4 Jahr, und erst jetzt wird mir die Traurigkeit dieser ganzen Situation bewusst.

    Und das bin ich gerade: sehr traurig.

    Hallo Franzi,

    mein Mann macht tatsächlich vergleichsweise viel mit Kindern. Spieltreffs etc organisiere in der Regel ich, aber er versucht regelmäßig, Unternehmungen für das Wochenende, also für die ganze Familie zu organisieren. Familienstreit gibt es also noch. Er verbringt gerne Zeit mit den Kindern. Mittlerweile lasse ich das nur noch ungerne zu, zumindest allein. Zu oft hat er die Kinder allein betreut und während dessen getrunken…

    Er ist kein schlechter Vater, aber er ist alkoholiker. Zur Zeit reißt er sich zusammen, aber mehr eben auch nicht. Er ist auch nicht abweisend oder gleichgültig mir gegenüber. Im Gegenteil. Aber ich merke, dass ich mich Tag für Tag mehr von ihm distanziere. (Übrigens einer der Gründe, weshalb er angeblich trinkt) Das ich mich distanziere, eben WEIL er trinkt, hat er denke ich noch immer nicht verstanden. Dementsprechend gering ist auch unsere paarzeit. Gemeinsame Abende gibt es nicht, in der Regel lege ich mich kurz nach den Kindern ins Bett.

    Marli, ich finde, das klingt vernünftig bei dir! Einen Schritt nach dem anderen gehen!

    Eine rechtliche Beratung was den Kreditvertrag, künftige Möglichkeiten etc. angeht, wäre bestimmt auch sinnvoll für dich.

    Genau. Einen Schritt nach dem anderen. Tatsächlich habe ich schon mit meiner Schwester gesprochen. Sie ist Staatsanwältin, zwar nicht auf das Thema Trennung etc. spezialisiert, aber sie kennt viele Juristen. Sie hat mir bereits gesagt, wenn es in diese Richtung geht, soll ich Bescheid geben. Damit ich zumindest schonmal oberflächlichen Rat einholen kann. Vorher will ich mich aber selbst erstmal ein wenig einlesen. Ich bin ganz ehrlich: bisher habe ich diese Dinge immer meinen Mann regeln lassen. Das muss ich ändern. Ist für mich auch wieder ein Stück weit Verantwortung übernehmen…

    Nein, leicht ist es nicht. Ich beobachte meine Kinder sehr genau. Rede mit ihnen. Frage nach.

    Es ist ja nicht nur so, dass ich den Kindern ihr Zuhause nicht nehmen will. Ich bin ganz ehrlich: ich will es auch nicht aufgeben. Daher schaue ich gerade, ob es irgendwie die Möglichkeit gibt, zumindest noch eine Weile hier zu bleiben. Ob mit oder ohne ihn, liegt letztendlich in seiner Hand.

    Worauf wartest du dann? Warum steckst du so viel Zeit und Energie und etwas, das hoffnungslos erscheint?

    In die Beziehung stecke ich keine Energie mehr. Das habe ich aufgegeben, und das habe ich meinem Mann auch so gesagt. Ich stecke meine Energie gerade in meine Kinder und in mich. Schreibe Bewerbungen, damit ich im Fall der Trennung finanziell besser dastehe. Mache mir Kopien von wichtigen Unterlagen. Sobald ich Zeit finde, prüfe ich den Kreditvertrag für unser Haus. Schaue nach Möglichkeiten, zumindest für eine Zeit im Haus bleiben zu können, damit ich den Kindern im Falle einer Trennung nicht gleich ihr ganzes Umfeld nehmen muss. Wenn ich gehe bzw er geht, will ich darauf vorbereitet sein. Überstürzen kann ich es immer noch. Ich sage nicht, dass die Situation hier toll ist. Aber meiner Einschätzung nach ist sie nicht so dramatisch, dass alles andere besser ist. Weißt du, was ich meine?

    Das ist nicht mal eine Pause. Er trinkt doch.... ?!

    Deswegen nenn ich es ja „eine ART trinkpause“. Er nennt es so bzw. für ihn ist es eine. Für mich nicht. Mir zeigt das nur, dass er noch keinerlei Einsicht hat. Und deswegen weiß ich auch, dass er es noch gar nicht ernsthaft angeht und es ihm eben nicht ernst. Ist vielleicht falsch rübergekommen.

    Mich macht das so wütend, dieses Rumgeeiere. Weil ich genau so war. Immer wieder Hoffnung schöpfen sobald die kleinste Veränderung eintritt. Alles nur heiße Luft und wieder vergeht Zeit der Hoffnung, um nach einiger Zeit enttäuscht zu werden

    Das ist eben das, was sich in meinem Denken geändert hat. Keine Hoffnung, weil ich weiß, dass es nur von kurzer Dauer ist. Und solange er versucht, dass auf diese Art hinzubekommen, wird sich auch keine Hoffnung bei mir einstellen, dass sich wirklich etwas ändert.

    Mein Ex-Freund hat bei jedem Rückfall um eine letzte Chance gebettelt. Er hat immer beteuert, dass es jetzt wirklich „Klick“ bei ihm gemacht hat. Und ich wollte das nur zu gerne glauben. In den Phasen, in denen er eine Trinkpause oder einer Therapie gemacht hat, war er immer voll krankheitseinsichtig (anders als mein Vater, der immer gesagt hat: ich habe kein Problem, ich trinke nur Bier). Mein Ex-Freund hingegen war nüchtern voller Reue und ein sensibler und liebenswerter Mann. Leider hat das ganze nie angehalten oder zu einer echten Veränderung geführt.

    Das, was lananana hier schreibt, kann ich nur bestätigen. Mein Mann befindet sich gerade in einer Art trinkpause. Heißt bei ihm, er versucht es zu kontrollieren und nur noch abends zu trinken, wenn ich mit den Kindern schon im Bett bin. Mittlerweile WEIẞ ich aber, das es nur eine Pause ist. Habe es schon zig mal durchgehabt. Nebenher bereite ich mich aber gedanklich auf eine Trennung vor, nutze quasi die „ruhige“ Zeit. Wenn man schon weiß, dass es nur eine Pause ist, tut die Enttäuschung nicht ganz so weh.

    c. es ist schlimm, aber er ist ja gerade dabei sich zu ändern, und dann würde ich gerade in dem Moment gehen, in dem er den Absprung schafft

    Genau in diese Falle bin ich immer wieder getappt. Gerade habe ich das Gefühl, dass sich da endlich ein Schalter in meinem Hirn umgelegt hat…

    Mein Mann hat seine Taktik geändert, um seine alkoholsucht zu verteidigen.

    Wir haben heute wieder ein längeres Gespräch geführt, im nüchternen Zustand. Auslöser war, dass ich heute Morgenrocks Wohnzimmer kam und er offensichtlich eingeschlafen war, bevor er die Reste seines abendlichen trinkens wegräumen konnte. Er versuchte noch schnell, alles zu verstecken (angeblich vor unserem Sohn), ich sagte ihm nur, dass er die Flasche ruhig rausholen kann, ich hätte sie schon gesehen.

    Er leugnet nicht mehr, dass sein trinkverhalten problematisch ist, wie er es ausdrückt. Er versuche jetzt, herauszufinden, ob er es kontrollieren kann oder nicht. Für ihn war es ein Erfolg, dass er nur ein Glas getrunken hat und dann Schluss machen konnte (das er aber vor dem Glas bereits eine ganze Flasche getrunken hat, hat er nicht gesagt, ich weiß es allerdings…) Genauso gehe ich stark davon aus, dass das nicht das erste mal in den letzten zwei Wochen war, dass er getrunken hat. Sagt mir mein Bauchgefühl.

    Er versucht es zur Zeit mit halbwahrheiten, zeigt Reue und Einsicht und sagt, dass er es schaffen will, lügt mir dabei aber gleichzeitig dreist ins Gesicht. Das hat mich heute so wütend gemacht. Aber: zum ersten Mal habe ich das Gespräch ohne die rosarote Brille gesehen, bei mir hat sich keinerlei Hoffnungsschimmer gezeigt. Ich war völlig emotionslos. Vielleicht zeigt die Teilnahme an dem Forum doch langsam Wirkung…

    Habe mir vorgenommen, dass ich morgen oder übermorgen mal mit meinen Eltern bzw meiner Schwester über meine Situation spreche. Wenn ich tatsächlich einen Auszug in Betracht ziehe, brauche ich ohnehin Unterstützung von außen.

    Mach das auf jeden Fall. Mittlerweile habe ich meine ganze Familie ins Boot geholt. Alle wissen Bescheid, haben mir ihre Unterstützung zugesichert. Zum einen tut es unglaublich gut, den Ballast zu teilen. Und es gibt dir Sicherheit. Wenn du merkst, du bist nicht allein, hast Menschen an deiner Seite, fühlt sich alles nicht mehr ganz so ausweglos an. Ich war sehr überrascht, welches Feedback ich bekommen habe, als ich mich geöffnet habe. Wirklich überrascht war keiner. Ganz im Gegenteil: von meiner Familie hatte bisher niemand etwas gesagt, weil sie sich nicht einmischen wollten.

    kann es daran liegen, das du vielleicht nicht konsquent bist?

    Wahrscheinlich. Ich hatte das schon mal eine zeitlang so gehandhabt, doch irgendwann wieder schleifen lassen. Ich hoffe, dass er dieses Mal merkt, dass ich es ernst meine (und nicht wieder einknicke)

    Was die Anzeige angeht: das würde ich gar nicht androhen. Sondern nur habe sein Wissen machen. Wäre das hinterlistig?

    Hallo Morgenrot,

    Vertrauen tue ich ihm schon lange nicht mehr. Zumindest was das Thema trinken angeht.

    Ja, mein Verstand weiß, was Sache ist. Und doch lasse ich mich immer wieder verunsichern. Und das nervt mich unheimlich. Vor allem, weil ich merke, wie sehr das meine Stimmung beeinflusst. Zur Zeit trinkt er in erster linie, zumindest soweit ich das beurteilen kann, wenn er mit dem Auto unterwegs ist. Mit den Kindern lasse ich ihn nicht mehr alleine fahren. Meistens kann ich Ausreden finden, weshalb das nicht gut ist. Teilweise sage ich es ihm direkt. Diese „direkten“ Ansagen scheint er aber nicht ernst zu nehmen, da er es immer wieder vorschlägt.

    Ich spiele derzeit mit dem Gedanken, eine anonyme Anzeige zu erstatten. Klingt hart, aber zum einen möchte ich nicht zum Teil dafür verantwortlich dafür sein, dass er jemanden verletzt, zum anderen denke ich, dass ein Mensch in seiner vergaß nicht fahren dürfte.

    Hallo lea,

    Ich habe gestern deine ganze Geschichte gelesen. Und war wie schon soviel erschrocken davon, meine eigene Geschichte bzw meine eigenen Gedanken und Handlungsweisen von einer fremden Person zu lesen. Das verrückte ist: beim lesen deiner Geschichte dachte ich an vielen Stellen: warum tust du das? Warum lässt du dich wieder einwickeln? Warum gibst du nochmal eine Chance? Doch dann merkte ich: Marli, verdammt, du machst doch genau das gleiche.

    Ich bin an einem Punkt, an dem ich merke, ich kann nicht mehr zurück. Zu viel ist schon passiert, zu viel vertrauen ist schon kaputt gegangen, zu oft wurde ich angelogen. Doch so wie bei dir auch ist der letzte Schritt noch nicht getan. Gedanklich gehe ich oft die Trennung durch und merke mehr und mehr, dass die Vorstellung, diesen Schritt zu gehen, zunehmend mehr an Schrecken verliert. Immer vorstellbarer für mich wird. Aber wie auch du komme ich dich wieder in die Situation dass ich denke: vielleicht ist ja JETZT endlich der Wendepunkt. Darf ich fragen, wann bei dir der knoten geplatzt ist? War es eine bestimmte Situation, oder war es mehr wie ein Prozess?

    Wenn du dann einen „Beweis“ findest, der dein Gefühl bestätigt, dann ist alles an seinem „richtigen“ Platz (also dem, der der Wahrheit entspricht) und DAS ist die Erleichterung

    Ja, wahrscheinlich hast du damit recht. Sehr traurig…

    Hallo Mona, lieb das du fragst. Ich habe in der letzten Zeit sehr viel im Forum gelesen, und mir viele Gedanken gemacht. Ich habe jetzt Bewerbungen geschrieben und warte auf Antwort.

    Mein Mann hatte seit dem Samstag, an dem ich bei meiner Mutter war, keine Abstürze mehr. Er nimmt sich sehr zurück, aber aufgehört zu trinken hat er nicht. Einen Termin beim Hausarzt und einen Termin für ein AA treffen hat noch nicht statt gefunden. Ich gehe davon aus, dass er jetzt wieder der Meinung ist, er brauche das nicht. Schließlich kann er es ja jetzt wieder halbwegs kontrollieren.

    Für mich ist diese ruhige Phase wieder völlig verwirrend. Nicht falsch verstehen, ich denke nicht, dass er es kontrollieren kann. Vielleicht zeitweise, aber es ist nur eine Frage der Zeit. Aber er kann es insofern kontrollieren, dass er nicht mehr betrunken wirkt. Dass kann einen verrückt machen. Gerade überwiegen wieder die angenehmen Tage, da wird man doch wieder in Sicherheit gewogen. Und auch wenn ich mich dagegen wehre, kommt wieder der Gedanke hoch: es könnte ja alles so schön sein. Und dann findet man einen pfandbon in der Tasche, über 50cent, und man weiß genau: da hat er wieder schnell seine Dosen abgegeben, bevor ich sie entdecke. Und zack, ist man wieder in der Realität. Ich finde es einfach erstaunlich, dass er seinen alkoholkonsum doch so stark anpassen kann.

    Ich versuche gerade, mir unabhängig von ihm ein besseres Standing aufzubauen. Und diesen Satz zu verinnerlichen:

    Bei mir war es erst einmal wichtig mich von seiner Sucht zu lösen. ich kreist genau um solche Fragen, die eigentlich ihn hätten interessieren sollen.

    Was ich zur Zeit extrem merke: wenn er wenig trinkt werde ich unruhig, nervös, bin angespannt und unkonzentriert. Wenn er einen Absturz hat, denke ich auf einmal völlig klar, fühle ich mich zwar einerseits beschissen, bin aber trotzdem irgendwie erleichtert.

    Woran liegt das? Ist das die co Abhängigkeit? So nach dem Motto: wenn er betrunken ist, ist auch meine Sicht befriedigt? Ein schlimmer Gedanke… vielleicht geht und ging es hier jemandem ähnlich?

    Liebe Grüße, Marli

    Ich war vor kurzem selbst in der Situation, dass ich meinem 5 jährigen Sohn über die Krankheit meines Mannes reden musste. Ich bin über Nacht mit meinen Kindern zu meiner Mutter gefahren, weil ich meinen Kindern und mir seinen besoffenen Zustand nicht zumuten wollte. Ich habe es ihm in etwa so erklärt:

    „Schatz, du isst ja total gerne Schokolade. Und manchmal kannst du nicht aufhören zu essen. Aber wenn du zu viel davon isst, kann es sein, dass dir schlecht wird. Und es ist auch nicht gut für dich wenn du zu viel ist, weil es ungesund ist. Papa isst nicht so viel Schokolade, aber er trinkt Alkohol. Und dann passiert es, dass auch er nicht damit aufhören kann. Das Problem ist, dass alkohol auch krank machen kann. Und wenn man Zuviel davon trinkt, wird man komisch und ganz müde. Vielleicht hast du das auch schon gemerkt. (Hat er, und er findet es total doof, wenn Papa so komisch redet und komisch riecht und dann einschläft und nicht wach wird, wenn er gute Nacht sagen will) Und weil ich das genau so doof finde, schlafen wir heute bei Oma. Damit er merkt, wie doof ich das finde.

    Papa macht das nicht, weil er ein schlechter Mensch ist oder dich nicht lieb hat. Keiner hat daran schuld.“

    Wie gesagt, mein sohn ist 5. Und mit seinen 5 Jahren hat er schon viel zu viel mitbekommen.

    Liebe Grüße, Marli

    Heute habe ich meine Bewerbung abgegeben. Drückt mir die Daumen, dass es klappt.

    Mein Mann ist zur Zeit tagsüber nüchtern, zwei mal habe ich am Morgen ein Glas in der Spüle gefunden, welches nach Wein gerochen hat.

    Er meinte nochmal, dass er sich einen Hausarzttermin holen will und die örtliche AA Gruppe aufsuchen will. Seinen anderen Beratungstermin, von dem ich noch immer nicht weiß, ob er jemals statt gefunden hat (dazu schreibe ich später nochmal mehr) hat er abgesagt.

    Soll ich ihn nochmal auf sein Vorhaben ansprechen? Oder jetzt erstmal gar nichts dazu sagen?

    Liebe Grüße und einen schönen Abend euch allen,

    Marli