Beiträge von Liliane

    Aber die Frage ist, leidest du an Einsamkeit? Du schreibst du fühlts dich einsam wenn du Fotos von Freunden beim Wein trinken siehst. Aber ansonsten bist du eigentlich nicht gerne unter Menschen. Vielleicht fühlst du dich gar nicht einsam, sondern sehnst dich unbewusst noch nach Wein trinken?

    Ja, das kann gut sein. Ich denke häufig darüber nach, was genau ich da fühle und weiß es gar nicht so genau.

    Also du hast einen Freund, einen Hund. So einsam stelle ich mir das nicht vor. Man muss ja nicht geselliger sein.

    Das richtig. Ich bin nie alleine und fühle mich mit den Beiden als eine Familie. Gesellig bin ich tatsächlich nicht.

    Kann es sein, dass du noch nicht so ganz akzeptiert hast, dass du krank bist…alkoholkrank?

    Mhm ja, da ist was dran vielleicht.

    Du bist jetzt 8 Monate nüchtern.
    Herzlichen Glückwunsch dazu 💐

    Danke! ☺️

    Ich weiß, dass es keinen einzigen Schluck Alkohol für mich geben kann, weil ich dann sofort wieder in die Suchtspirale gezogen werde.

    Das ist bei mir definitiv auch so. Ich glaube, mein Freund versteht es so langsam auch.

    Und ich komme für mich wieder an den Punkt, dass ich sage: Erst, als ich akzeptieren konnte, dass ich Alkoholiker geworden bin und dass ich das auch immer bleiben werde und dass ich diese Krankheit nur stoppen kann, solange ich nüchtern bleibe und niemals heilen kann, konnte ich zufrieden nüchtern werden.

    Das klingt logisch. Ich arbeite daran.

    Ich bin es seit fast 3 Jahren.

    Dir auch herzlichen Glückwunsch!

    Ich danke euch vielmals für eure Antworten! Mir hilft das irgendwie gerade tatsächlich.

    Mit hilft es sehr, hier zu lesen. Zu lesen, wie andere in ihrem nüchternen Leben ‚zurechtkommen‘, zu lesen, dass ein zufriedenes nüchternes Leben nicht nur theoretisch möglich ist, sondern dass ganz viele hier tatsächlich zufrieden nüchtern sind.
    Ich habe mich beim Schreiben hier sortiert, Gedanken zu Ende gedacht, Reaktionen von den Leuten hier bekommen ….Kritik und Zuspruch, habe mitgenommen, was ich mitnehmen konnte und mich immer wieder hinterfragt.

    Das werde ich jetzt auch regelmäßiger. Ich glaube, ich habe das auch nicht richtig gemacht, weil es dazu passt, dass ich mir sage, dass sich das alles schon von selbst regelt mit dem Alkohol. Ich weiß an sich auch, dass es eine Sache für für immer ist.

    Damit ist gemeint, dass Du auch mal rausgehen solltest. Oder in einen anderen Raum.

    Hm, achso. Ich gehe ja mehrmals am Tag mit dem Hund raus. Ich kann ja mal ausprobieren, in die Küche oder ins Bad zu gehen, wenn ich an Alkohol denke.

    Generell viel Tee oder andere alkoholfreie Getränke trinken.

    Das mache ich sowieso. Ich trinke mehrere Liter Wasser und Tee am Tag. Und hin und wieder trinke ich auch mal einen Orangensaft oder Kokosnusswasser. Und mein Frühstück ist immer ein Smoothie aus jeder Menge Obst.

    Oder aber indem Du die Situation verlässt und einfach einen Spaziergang machst. - Geldbörse aber zu Hause lassen!

    Ich bin oft mit dem Hund draußen. Es gibt keine Geschäfte bei uns im Ort und ringsherum ist nur Natur. Also keine Gefahr hier.

    Warum hast Du Dich so abgegrenzt, praktisch in Selbstarrest versetzt?

    Ich glaube, da kommen ein paar Sachen zusammen. Ich bin Autistin und bin generell nicht gerne unter Menschen. Und ich habe die Traumafolgestörung, was Bindung sehr schwierig macht. Ich hatte früher nur ganz wenig Freunde und die nur in ruhiger Umgebung und auch selten getroffen. Kurz vor Corona sind wir umgezogen. Und da dann die Corona-Zeit kam, haben wir hier keine Leute kennengelernt. Mir fällt es sowieso sehr schwer an fremde Orte zu gehen und neue Menschen kennenzulernen. Durch Corona wurde es irgendwie gar nicht möglich. Mein Freund und ich waren immer unter uns und haben zuhause getrunken. Ich war eigentlich zufrieden damit. Aber nach Corona habe ich festgestellt, dass ich überfordert damit bin, wieder in die Welt zu gehen. Ich habe es mir irgendwie komplett abgewöhnt und schaffe es nicht, das zu ändern. Es war aber auch immer schon so, dass ich komplett alleine zuhause gewesen wäre, hätten mich meine Freunde nicht quasi mitgeschleift.

    Es gab immer wieder im letzten Jahr Gelegenheiten an Sachen von der Arbeit mit Kollegen teilzunehmen. Aber das waren immer Sachen mit Alkohol: Auf ein Projekt mit Sekt anstoßen, an einer Wein-Wanderung teilnehmen, auf den Stammtisch vom Team gehen usw… Ich habe das halt immer abgesagt dann.

    Ich habe über das Internet noch ein bisschen Kontakt zu alten Freunden, die halt nicht hier wohnen. Von denen sehe ich halt immer Bilder vom Trinken. Vermutlich kommt mir das auch zusätzlich positiv vor, weil ich gerne an die Zeit erinnere.

    Wir ziehen aber eh in einigen Monaten wieder um. Es lohnt sich daher auch nicht, hier noch zu versuchen Leute kennenzulernen.

    Und nach dem Rausch kommen sie doch wieder hoch, zusätzlich noch mit einem Kater und noch schlechteren Gefühlen.

    Ja. Dadurch dieser Teufelskreis entstanden: Gefühle mit Alkohol betäuben, danach kommen sie geballt zurück und Alles ist noch schlimmer, weshalb ich möglichst schnell wieder getrunken habe.

    nimm am Leben teil. Probiere, was Dir guttut

    Ich weiß gerade wirklich nicht wie ich das schaffen kann.

    Ich fragte Dich, ob Du Medikamente nimmst, weil es sein kann, dass Du eventuell eine andere Medikation brauchen könntest? Hast Du regelmäßige Termine bei Deiner Psychiaterin?

    Ich bin sehr viel bei der Ärztin, weil ich immer nicht gut einschätzen kann wie es mir geht. Die Dosis vom Medikament wird immer angepasst, je nachdem wie es mir geht. Ich hatte schon andere Medikamente, die überhaupt nicht gut waren. Dieses hier hilft mir.

    Es kann auch sein, dass ich Long COVID habe. Seit meiner Infektion vor einem Jahr bin ich immer müde und erschöpft. Aber ich weiß das nicht. Wegen meiner anderen Symptome sind Ärzte bei mir nie in der Lage was zu diagnostizieren. Komorbidität ist ein Fluch.

    Mir hat in der Anfangszeit geholfen, mich auf das Fahrrad zu schwingen und kräftig zu kurbeln

    Ja, ich fahre auch viel Fahrrad. Ich mag das sehr.

    Ansonsten bei Suchtdruck: Sofortiger Ortswechsel und das Befassen mit Dingen, die Freude machen.

    Wie meinst du das mit dem Ortswechsel? Ich bin fast immer zuhause. Soll ich dann nicht zuhause sein? Inwiefern hilft das?

    Bei mir war das so, dass ich nach ca. Woche drei nicht mehr trinken "wollte". Das hat sich weiter gefestigt und ich hatte praktisch noch nie Suchtdruck. Es war anfangs eher ein Kampf gegen die Gewohnheiten. Auch mein Hirn dachte "jetzt hast du dir ein Weizen verdient". Aber gleich kam "Was soll das? Ich will nicht mehr trinken." hinterher.

    Ich habe meine Suchtstimme personifiziert und ihr das Reden verboten. Nicht mehr mit ihr diskutiert. Bis sie still war. Und es bis auf kleine "Zuckungen" noch immer ist. Jetzt bleibe ich nur achtsam. Bei jedem Gedanken an Alkohol.

    Da ist es noch. Nach ca. 1 1/2 Jahren sprach meine "Stimme" auf einmal drauf los und versuchte mich zu überzeugen. An einem guten, entspannten Tag. Da habe ich in den Notfallkoffer gegriffen. Ging eine knappe viertel Stunde. Dann war der "Spuk" vorbei. War etwas verunsichert. Aber das ist jetzt schon bald wieder ein Jahr her.

    Das freut mich für dich.

    Kurz zusammengefasst. Wenn Du nicht mehr trinken "willst" musst Du nicht mehr kämpfen.

    Ich wünsche Dir, dass Du das sehr bald erreichst.

    Und wie erreicht man das?

    Die erste Zeit gibt es einige Schwierigkeiten, die es heißt, zu bewältigen. Deswegen raten wir auch mindestens 1 Jahr nicht an Veranstaltungen teilzunehmen, wo der Alkohol im Vordergrund steht. Einfach aus dem Grund, weil man noch nicht so richtig gefestigt ist und die alten Gewohnheiten noch nicht überschrieben sind.

    Ich war jetzt acht Monate lang zuhause, außer zum Einkaufen. Ich habe nichts unternommen, niemanden getroffen oder so. Ich habe immer alles abgelehnt oder abgesagt. Aber ich muss ja nur WhatsApp aufmachen und sehe wie meine ehemaligen Freunde oder meine Verwandten gemütlich in der Sonne sitzen und Wein trinken oder so. Dann fühle ich mich einsam und wie eine Versagerin. Oder selbst wenn ich lese: Ich lese ein bisschen über den Ort, an den wir bald ziehen. Ich will eigentlich über Landschaft, Kunst, Literatur usw. lesen. Aber es geht ständig um Wein. Man kann dem Thema ja gar nicht aus dem Weg gehen, egal wie einsam und zurückgezogen man lebt.

    Dein Suchtgedächtnis gaukelt Dir vor, dass es Dir den Druck nehmen könnte. Das ist aber völlig falsch, denn mit dem Saufen verschlimmert sich alles nur noch.

    Naja, ich weiß halt, dass ich die Gefühle mit Alkohol besser aushalte. Dafür kommen andere Probleme. Es ist also ein Tausch, aber ein schlechter. Das weiß ich schon. Aber ich weiß halt auch, dass ich wegen mehrerer chronischer Krankheiten / Behinderungen große Probleme habe, die nicht weggehen werden und dass sich die mit Alkohol immer kleiner angefühlt haben. Die Probleme zu akzeptieren und auszuhalten ist nahezu unmöglich.

    Nimmst Du Medikamente, die Dir Deine Psychiaterin verschrieben hat?

    Ja, ich nehme Medikamente.


    Danke für eure Antworten!

    Bis jetzt hat es geklappt. Ich habe seit Ende Juli keinen Alkohol getrunken.

    Im Moment fällt es mir wieder extrem schwer nicht zu trinken. Ich weiß nicht warum. Sobald ich andere Leute sehe, die trinken oder wenn ich einen stressigen Tag hatte oder ich etwas abgeschlossen habe… Ich verspüre sofort den Druck zu trinken dann.

    Manchmal sagt mein Partner, dass mal wieder so ein Glas Wein schön wäre. Ich finde das dann auch. Aber ich habe ihm auch gesagt, dass ich im Gegensatz zu ihm dann auch daran denke, dass es schön wäre, weil ich dann weniger fühle, weniger belastende Gedanke, mich mutiger und unbefangener dann fühle… Und er sagt dann auch: „Dann lassen wir es“.

    Ich wünsche mir so sehr, dass dieser Druck irgendwann weggeht.

    Vieles ist besser geworden ohne den Alkohol. Manches habe ich gar nicht so bemerkt, zum Beispiel dass ich keine Schmerzen mehr in den Knien und Knöcheln habe. Dass ist mir irgendwann aufgefallen, als es schon eine Weile so war. Ich habe auch ein bisschen abgenommen. Und ich habe viel mehr Geld.

    Aber natürlich habe ich immer noch dieselben Probleme wie früher durch meine Traumafolgestörung. Das wird wohl auch immer so sein. Und es fällt mir super schwer, den Kram nicht mit Alkohol zu betäuben.

    Ist es normal, nachts immer zu träumen? Träumen alle Menschen nachts? Ich bin total platt morgens von der Nacht. In der Aufwachphase bin ich noch halb am Träumen. Es sind keine Alpträume und auch nicht von Bedeutung. Ich träume einfach nur chaotischen Blödsinn. Aber es ist intensiv und anstrengend. Ich wäre froh, das würde wieder aufhören, damit ich morgens nicht so fertig bin. Ich fühle mich verkatert nach jeder Nacht im Moment, verkaterter als hätte ich abends Alkohol getrunken. Das ist doch verrückt!

    Wenn jeder für sich selber sorgt, ist für jeden gesorgt !

    Ich bin definitiv anderer Meinung. Du wirst mich in keinem Fall davon überzeugen können. Ich halte deinen Satz für falsch. Aber ist ja okay, wir sind einfach unterschiedlicher Meinung.

    Trocken = unabhängig ( von allem und jedem )

    Nein, ich werde ohne Alkohol gut leben können. Das ist das Ziel. Wir Menschen hängen alle voneinander ab. Unser Handeln hat Einfluss auf das Leben der Anderen. Daran lässt sich nichts ändern. Nur, was wir aus unserer Verantwortung machen, haben wir in der Hand. Verantwortlich sind wir für uns und Andere automatisch immer.

    Solange du Entscheidungen von deiner Schwester oder wem auch immer abhängig ( tolles Wort in dem Zusammenhang ) machst, bleibst du abhängig.

    Ich bin nicht abhängig von den Entscheidungen meiner Schwester. Aber ich entscheide aus freien Stücken für sie eine Schwester zu sein und hinter der Entscheidung stehe ich. Deshalb werde ich ja mit ihr über die Situation sprechen.

    Die meisten leben viel zu sehr im „außen“ und gucken wenig bis gar nicht in ihr Inneres.

    Was meinst du mit „im ‚außen‘“? Ich kann damit gerade nichts anfangen. Ich bin ein Teil dieser Welt, dieser Gesellschaft, meiner Arbeit, meiner Familie, meiner Freundschaften,… Das ist der Ort, an dem ich lebe. Das ist das, was ich bin, erlebe und gestalte. Dementsprechend fühle ich mich. Ganz alleine würde ich gar nicht existieren. Ich bin doch ein Mensch. Oder was meinst du mit „außen“ und „innen“?

    Ich halte Selbstfürsorge definitiv für richtig und ich bin kein Profi darin und will mich verbessern. Aber das grenzt mich nicht von meinen Mitmenschen ab.

    Vielen Dank für eure Ratschläge und eure Erfahrungs-Berichte.

    Eine große Feier mit viel Alkohol, einem nassen alkoholiker und einem Trauma was wieder hervor geholt wird ist wirklich gefährlich.


    Alleine eine so große Feier ist anfangs schon nicht so gut und kann dein suchtgedächtnis noch Tage, Wochen oder sogar Monate später triggern. Die beiden anderen Dinge die noch dazu kommen lassen bei mir gerade alle Alarmglocken klingeln.

    Ich bin nicht der Meinung, dass eine Neuling auf einer Familienfeier eines hochaktiven Alkoholikers etwas zu suchen hat. Das birgt viel zu viele Risiken. So eine feucht-fröhliche Party ist eine enorme Herausforderung und kann heftig nachwirken, insbesondere im Anschluss an die Feier, wenn die Schwester nicht mehr "aufpasst".


    Geh noch mal gründlich in Dich, ob Deine Teilnahme wirklich erforderlich ist.

    Ich weiß, dass ihr Recht habt. Ich denke noch darüber nach. Wäre da nicht meine kleine Schwester, würde ich nicht hinfahren. Ich war viele Jahre nicht für sie da und habe jetzt sehr viel Verantwortung, eine Schwester für sie zu sein. Ich werde mit ihr telefonieren, wenn sie aus dem Urlaub zurück ist. Ich glaube, sie weiß nichts von meinem Alkoholproblem. Mal sehen, wie sie es aufnimmt… Ich will sie auch nicht immer in meine Kindheitsthematik reinziehen. Sie kann nichts dafür, hat aber so viel abbekommen durch meine Erkrankung. Sie organisiert gerade die Familienfeier.

    Ich habe mich noch nicht entschieden.


    Ich habe gelernt meine Abstinenz über alles andere zu stellen.

    Mir ist der Ausstieg erst gelungen, als ich bereit war, meine Abstinenz, somit meine Gesundheit und mein Leben an oberste Stelle zu setzen. Dem habe ich alles andere untergeordnet.

    Und als ich die Entscheidung getroffen habe, bin ich im Rahmen meiner Entscheidung nicht mehr zu trinken, zum Egoisten geworden.

    Ich kann das nicht. Ich kann nicht immer zuerst an mich und meine Selbstfürsorge denken. Das ist vollkommen unmöglich. Ich denke an Andere, wenn es ihnen schlecht geht und möchte helfen. Wenn ich helfen kann, tue ich es. Wenn ich nicht kann, dann natürlich nicht. Die Welt wäre ein furchtbarer Ort, wenn Alle Egoisten wären. Ich bin in vielen Situationen und Beziehungen verantwortlich und ich entziehe mich nicht meiner Verantwortung.

    Aber Grenzen zu ziehen, das gebe ich zu, ist ein Dauerthema bei mir. Ich habe schon viel gelernt, über meinen Job lerne ich sehr viel. Ich muss jeden Tag auf Arbeit Termine und Aufgaben anlehnen, was ich anfangs nicht gemacht hatte. Und es fällt mir immer noch sehr schwer und klappt manchmal nicht gut.


    Sage mal, ist es nicht einen Gedankengang wert zu pausieren? Also wirklich auf die Bremse zu treten, schnellstmöglich eine Kur oder eine Reha anzutreten, hauptsache raus aus dem Hamsterrad des Alltags und der Gewohnheit.


    Ich weiß, es gibt garantiert 1000 und 1 Grund warum das NICHT möglich ist. Es gibt aber auf jeden Fall EINEN guten Grund das zu machen und das bist Du selber.

    Doch, das würde schon gehen. Ich habe sowas auch schon oft gemacht. Ich war auch ein paar mal schon sehr lange krankgeschrieben.

    Es ist nicht so bei mir, dass das mal so ist, sich behandeln lässt und dann wieder gut ist. Ich habe eine komplexe Traumafolgeerkrankung mit einer Reihe chronischer Symptome. Vieles bei mir im Leben geht gar nicht oder nur anders oder eingeschränkt.

    Ich arbeite mittlerweile nur noch 50 Prozent, mein Studium mache ich in der doppelten Studienlänge, ich unternehme nahezu nichts mit anderen Menschen in meiner Freizeit und sage fast alle Einladungen ab. Mein Alltag funktioniert durch eine strukturelle dissoziative Erkrankung eh schon gar nicht normal. Also ich fahre sowieso extrem sehr langsam durch das Leben, Bremse permanent und lege häufig den Rückwärtsgang ein.

    Am besten ist es für mich immer, jede Woche verteilt viel Pausen zu haben, alles zu entschleunigen und meine Rückzugsorte zu haben. Mich mehrere Wochen rauszunehmen ist hin und wieder auch gut (im Oktober habe ich drei Wochen frei zum Beispiel), aber auf keinen Fall an einen anderen Ort und in einen anderen Alltagsablauf, unter anderen Leuten. Ich brauche ohnehin Personen um mich, die sich mit meiner Erkrankung auskennen, Spezialisten quasi. Jede Therapieform, bei der sich Behandelnde nicht auskennen, ist gefährlich für mich.

    Durch mein Studium und meinen Jobwechsel hat sich auch extrem viel verbessert. Ich bin jetzt viel flexibler und kann Entscheidungen auch für mich treffen. In meinem früheren Job konnte ich nichts entscheiden und stand immer an der Front und habe mich gezwungen und ausgeliefert gefühlt. Dafür ist mein Job jetzt anspruchsvoller und ich habe mehr Verantwortung. Aber das gefällt mir auch. Ich verdiene jetzt auch gut und arbeite im öffentlichen Dienst. Ich brauche halt noch meinen Abschluss. Da führt kein Weg dran vorbei, wenn ich in dem Job bleiben möchte und das möchte ich unbedingt. Und das Studium neben der Arbeit ist wirklich extrem fordernd.


    Apropos Geld:

    Mein Freund hat gestern einen ganzen Stapel Bücher gekauft. Mit dem Kommentar: „Wir sparen ja jetzt mindestens 300 Euro im Monat.“

    8| 8| 8| 300!!! haben wir jeden Monat mindestens für Alkohol ausgegeben!!!

    Vielen Dank für die Aufnahme in die Gruppe!

    Ich lese die Berichte der Anderen und bin ganz fasziniert und habe so viel Respekt vor den Entscheidungen und dem Kämpfen und Durchhalten. Was die Leute hier alles erleben, ist sehr berührend.

    Ich bin froh, dass mein Freund mich endlich unterstützt. Ich habe es jetzt auch schon in einem anderen Bericht gelesen, dass der Partner das Problem nicht ernst genommen hat. Es war bei uns auch echt lange so, dass er so Dinge gesagt hat: „Dann trink halt nur ein Glas abends!“ „Du musst ja nichts trinken!“ „Dann lass es doch einfach!“

    Er wollte immer den Wein zuhause behalten. Jetzt ist kein Wein mehr da endlich und er hat versprochen nicht mehr beim Winzer zu bestellen und auch keinen mehr mitzubringen vom Einkaufen. Wenn er trinken will, geht er woanders hin.

    Im Moment geht er einkaufen und bringt Glasflaschen weg. Am Samstag gehe ich auf den Markt. Ich werde lieber in kein Geschäft gehen.

    Ich bin irgendwie bis heute gar nicht auf die Idee gekommen, dass es für ihn vielleicht gerade auch nicht leicht ist. Er hat nicht wie ich jeden Tag so viel getrunken, aber immer mindestens ein Glas und manchmal eben doch viel.

    Ich beobachte ihn. Er wirkt zerstreut und hat tiefe Augenringe. Er sagt, er sei kaputt einfach, weiß aber nicht warum. Hm, ich will nichts hineininterpretieren, aber beobachte ihn.

    In zwei Wochen bin ich ein paar Tage bei Familie zu Besuch. Es gibt eine große Familienfeier. Ich werde mich an meine Schwester kleben, die Alkohol hasst und gar keinen trinkt. Sie bevorzugt mittlerweile einen muslimischen Freundeskreis.

    Unser Vater ist nasser Alkoholiker und auch noch in meine Trauma-Geschichte verwoben. Er trinkt, um zu Verdrängen.

    Das wird nicht leicht, aber es sind nur zwei Tage. Ich werde mir bis dahin viel zurechtlegen. Hier gibt es ja viele Tipps.

    EKG und Blutdruck wurden getestet und sind wunderbar. In zwei Wochen habe ich wieder einen Termin zur Blutabnahme und ich lass diesmal ein paar Sachen mittesten, die die Krankenkasse nicht zahlt (Vit D, Vit B12).

    Im Moment ist auch Alles okay, also nicht anders als an oder nach Tagen, an denen ich am Nachmittag / Abend eine Flasche Wein trinke.

    Ich hänge in den Seilen. Mit dem Hund rausgehen fällt mir schwer. Aber wenn ich mal draußen bin, tut es gut. Der Wind pustet heute ordentlich und die Temperatur liegt bei angenehmen 18 Grad.

    An sich ist Alles okay gerade, obwohl es mir nicht gut geht. Nicht okay sein ist schließlich auch okay.

    Ich habe die Ärztin gefragt wie lange die Entgiftung dauert. Sie sagt, sie tut sich schwer mit dem Wort „Entgiftung“ und einer Benennung von Zeitpunkten. Sie meint, sie sehe bei mir vor allen Dingen bisher die psychische Abhängigkeit als Problem. Und die körperlichen Folgen, die natürlich auch da sind (Kreislaufbeschwerden morgens, Verdauungsprobleme, Hautprobleme, mit Sicherheit überlastete Leber, abgestorbene Gehirnzellen usw.), regulieren sich wohl immer sehr unterschiedlich bei den verschiedenen Menschen. Sie trifft da wohl nicht gerne Prognosen. Sie sagt aber auch, wenn ich nächste Woche immer noch Schlafprobleme und Kopfschmerzen habe, soll ich nochmal kommen und sowieso falls ich schlimmere Kreislaufprobleme oder Ähnliches habe.

    Ich versuche also für die Klausur zu lernen, komme aber nur schleppend voran. Ich muss die Klausur nur bestehen. Zur Not muss ich sie nochmal schreiben.

    Am Abend wird es mit Sicherheit wieder schwerer ohne Alkohol, aber immerhin leichter als an Arbeitstagen. Bis der Feierabend ohne Wein nicht mehr schwer fällt, das dauert sicher lange?

    Ja, ich nehme seit vielen Jahren ein Medikament. Alkohol ist damit natürlich auch schlecht.

    Ich lasse vielleicht nochmal heute oder morgen EKG und Blutdruck prüfen. Ich habe starke Blutdruck-Schwankungen durch das Medikament und neuerdings auch leichte Herzrhythmusstörungen. Vielleicht zweiteres durch den Alkohol, sagt die Ärztin.

    Ich bin bis Dienstag zuhause. Aber am Montag schreibe ich eine Klausur. Ich habe einen anspruchsvollen Job mit Führungsposition und mache gleichzeitig noch ein Studium. Es ist sehr anstrengend und belastend. Seit einem halben Jahr ist die Belastung besonders hoch. Mein Gehirn muss Hochleistung bringen.

    Zuhause habe ich Unterstützung von meinem Partner. Ich habe ihn lange bearbeitet, bis er einverstanden war, den Wein aus dem Haus zu verbannen.

    Hallo Elly,

    vielen Dank für die Begrüßung, den Link und den Zuspruch.

    Ich habe den Artikel gelesen. Es ist super schwierig für mich Symptome zu analysieren. Ich glaube, ich habe keine physischen Symptome. Oder was sind physische und was psychische? Kann man das trennen? Ich weiß aus Erfahrung, dass psychische Symptome auch gefährlich sind und versuche es im Blick zu haben.

    Derzeit träume ich nachts so viel, dass ich morgens fix und fertig bin. Der Schlaf erschöpft mich furchtbar anstatt mich zu erholen. Ich knirsche mit den Zähnen und habe Kopfschmerzen davon. Außerdem halte ich meine Gefühle nicht aus. Ich fühle „zu viel“. Ich bin sehr sensibel und komme generell nicht gut mit Gefühlen zurecht. Es ist mir auch zu hell, zu laut, alles zu schnell und einfach zu viel. Ich würde mich am liebsten irgendwo einbuddeln.

    Ich habe noch ein paar weitere solcher (psychischen?) Symptome und schon mit meiner Psychiaterin gesprochen. Ich kann sie während ihrer Arbeitszeit jederzeit anrufen zum Glück. Meine Symptome sind an sich keine neuen, nur betäube ich sie jetzt nicht vermutlich.

    Ich habe keine der körperlichen Probleme, die in dem Artikel genannt werden, glaube ich.

    Hallo zusammen,

    meine Alkoholabhängigkeit besteht seit ca. 10 Jahren. Angefangen hat natürlich Alles früher, bereits in einer sehr traumatischen Kindheit, in der ich schon sterben wollte. Ich habe viel Trauma-Therapie gemacht und bin dauerhaft in Behandlung. Vom Alkohol komme ich aber nicht weg. Für das Problem ist eben nicht nur das Trauma verantwortlich. Es ist komplex.

    Seit genau sieben Tagen habe ich keinen Alkohol getrunken und ich bin entschlossen nie wieder Alkohol zu trinken. Ich habe große Angst, es nicht zu schaffen. Im Moment geht es mir überhaupt nicht gut. Ich hoffe, dass ich mich bald besser fühle.

    Ich bin sehr gespannt, von Anderen hier zu erfahren und auf den Austausch. Ich erhoffe mir einen respektvollen und ermutigen und inspirierenden Austausch.

    Liebe Grüße

    Lili