Vielen Dank für eure Ratschläge und eure Erfahrungs-Berichte.
Eine große Feier mit viel Alkohol, einem nassen alkoholiker und einem Trauma was wieder hervor geholt wird ist wirklich gefährlich.
Alleine eine so große Feier ist anfangs schon nicht so gut und kann dein suchtgedächtnis noch Tage, Wochen oder sogar Monate später triggern. Die beiden anderen Dinge die noch dazu kommen lassen bei mir gerade alle Alarmglocken klingeln.
Ich bin nicht der Meinung, dass eine Neuling auf einer Familienfeier eines hochaktiven Alkoholikers etwas zu suchen hat. Das birgt viel zu viele Risiken. So eine feucht-fröhliche Party ist eine enorme Herausforderung und kann heftig nachwirken, insbesondere im Anschluss an die Feier, wenn die Schwester nicht mehr "aufpasst".
Geh noch mal gründlich in Dich, ob Deine Teilnahme wirklich erforderlich ist.
Ich weiß, dass ihr Recht habt. Ich denke noch darüber nach. Wäre da nicht meine kleine Schwester, würde ich nicht hinfahren. Ich war viele Jahre nicht für sie da und habe jetzt sehr viel Verantwortung, eine Schwester für sie zu sein. Ich werde mit ihr telefonieren, wenn sie aus dem Urlaub zurück ist. Ich glaube, sie weiß nichts von meinem Alkoholproblem. Mal sehen, wie sie es aufnimmt… Ich will sie auch nicht immer in meine Kindheitsthematik reinziehen. Sie kann nichts dafür, hat aber so viel abbekommen durch meine Erkrankung. Sie organisiert gerade die Familienfeier.
Ich habe mich noch nicht entschieden.
Ich habe gelernt meine Abstinenz über alles andere zu stellen.
Mir ist der Ausstieg erst gelungen, als ich bereit war, meine Abstinenz, somit meine Gesundheit und mein Leben an oberste Stelle zu setzen. Dem habe ich alles andere untergeordnet.
Und als ich die Entscheidung getroffen habe, bin ich im Rahmen meiner Entscheidung nicht mehr zu trinken, zum Egoisten geworden.
Ich kann das nicht. Ich kann nicht immer zuerst an mich und meine Selbstfürsorge denken. Das ist vollkommen unmöglich. Ich denke an Andere, wenn es ihnen schlecht geht und möchte helfen. Wenn ich helfen kann, tue ich es. Wenn ich nicht kann, dann natürlich nicht. Die Welt wäre ein furchtbarer Ort, wenn Alle Egoisten wären. Ich bin in vielen Situationen und Beziehungen verantwortlich und ich entziehe mich nicht meiner Verantwortung.
Aber Grenzen zu ziehen, das gebe ich zu, ist ein Dauerthema bei mir. Ich habe schon viel gelernt, über meinen Job lerne ich sehr viel. Ich muss jeden Tag auf Arbeit Termine und Aufgaben anlehnen, was ich anfangs nicht gemacht hatte. Und es fällt mir immer noch sehr schwer und klappt manchmal nicht gut.
Sage mal, ist es nicht einen Gedankengang wert zu pausieren? Also wirklich auf die Bremse zu treten, schnellstmöglich eine Kur oder eine Reha anzutreten, hauptsache raus aus dem Hamsterrad des Alltags und der Gewohnheit.
Ich weiß, es gibt garantiert 1000 und 1 Grund warum das NICHT möglich ist. Es gibt aber auf jeden Fall EINEN guten Grund das zu machen und das bist Du selber.
Doch, das würde schon gehen. Ich habe sowas auch schon oft gemacht. Ich war auch ein paar mal schon sehr lange krankgeschrieben.
Es ist nicht so bei mir, dass das mal so ist, sich behandeln lässt und dann wieder gut ist. Ich habe eine komplexe Traumafolgeerkrankung mit einer Reihe chronischer Symptome. Vieles bei mir im Leben geht gar nicht oder nur anders oder eingeschränkt.
Ich arbeite mittlerweile nur noch 50 Prozent, mein Studium mache ich in der doppelten Studienlänge, ich unternehme nahezu nichts mit anderen Menschen in meiner Freizeit und sage fast alle Einladungen ab. Mein Alltag funktioniert durch eine strukturelle dissoziative Erkrankung eh schon gar nicht normal. Also ich fahre sowieso extrem sehr langsam durch das Leben, Bremse permanent und lege häufig den Rückwärtsgang ein.
Am besten ist es für mich immer, jede Woche verteilt viel Pausen zu haben, alles zu entschleunigen und meine Rückzugsorte zu haben. Mich mehrere Wochen rauszunehmen ist hin und wieder auch gut (im Oktober habe ich drei Wochen frei zum Beispiel), aber auf keinen Fall an einen anderen Ort und in einen anderen Alltagsablauf, unter anderen Leuten. Ich brauche ohnehin Personen um mich, die sich mit meiner Erkrankung auskennen, Spezialisten quasi. Jede Therapieform, bei der sich Behandelnde nicht auskennen, ist gefährlich für mich.
Durch mein Studium und meinen Jobwechsel hat sich auch extrem viel verbessert. Ich bin jetzt viel flexibler und kann Entscheidungen auch für mich treffen. In meinem früheren Job konnte ich nichts entscheiden und stand immer an der Front und habe mich gezwungen und ausgeliefert gefühlt. Dafür ist mein Job jetzt anspruchsvoller und ich habe mehr Verantwortung. Aber das gefällt mir auch. Ich verdiene jetzt auch gut und arbeite im öffentlichen Dienst. Ich brauche halt noch meinen Abschluss. Da führt kein Weg dran vorbei, wenn ich in dem Job bleiben möchte und das möchte ich unbedingt. Und das Studium neben der Arbeit ist wirklich extrem fordernd.
Apropos Geld:
Mein Freund hat gestern einen ganzen Stapel Bücher gekauft. Mit dem Kommentar: „Wir sparen ja jetzt mindestens 300 Euro im Monat.“
300!!! haben wir jeden Monat mindestens für Alkohol ausgegeben!!!