Liliane - Nach zehn Jahren die erste trockene Woche

  • Wenn jeder für sich selber sorgt, ist für jeden gesorgt !

    Ich bin definitiv anderer Meinung. Du wirst mich in keinem Fall davon überzeugen können. Ich halte deinen Satz für falsch. Aber ist ja okay, wir sind einfach unterschiedlicher Meinung.

    Trocken = unabhängig ( von allem und jedem )

    Nein, ich werde ohne Alkohol gut leben können. Das ist das Ziel. Wir Menschen hängen alle voneinander ab. Unser Handeln hat Einfluss auf das Leben der Anderen. Daran lässt sich nichts ändern. Nur, was wir aus unserer Verantwortung machen, haben wir in der Hand. Verantwortlich sind wir für uns und Andere automatisch immer.

    Solange du Entscheidungen von deiner Schwester oder wem auch immer abhängig ( tolles Wort in dem Zusammenhang ) machst, bleibst du abhängig.

    Ich bin nicht abhängig von den Entscheidungen meiner Schwester. Aber ich entscheide aus freien Stücken für sie eine Schwester zu sein und hinter der Entscheidung stehe ich. Deshalb werde ich ja mit ihr über die Situation sprechen.

    Die meisten leben viel zu sehr im „außen“ und gucken wenig bis gar nicht in ihr Inneres.

    Was meinst du mit „im ‚außen‘“? Ich kann damit gerade nichts anfangen. Ich bin ein Teil dieser Welt, dieser Gesellschaft, meiner Arbeit, meiner Familie, meiner Freundschaften,… Das ist der Ort, an dem ich lebe. Das ist das, was ich bin, erlebe und gestalte. Dementsprechend fühle ich mich. Ganz alleine würde ich gar nicht existieren. Ich bin doch ein Mensch. Oder was meinst du mit „außen“ und „innen“?

    Ich halte Selbstfürsorge definitiv für richtig und ich bin kein Profi darin und will mich verbessern. Aber das grenzt mich nicht von meinen Mitmenschen ab.

  • Es verlangt doch keiner, daß du zum misanthropischen Einsiedler mutierst.

    Deine Schwester hat nix davon, wenn du auf ihrer Party bzw. danach Saufdruck bekommst und rückfällig wirst.

    Nach 10 Jahren die erste trockene Woche steht bei dir als Überschrift. Wäre es eine Überlegung wert, dich bei dieser schweren Erkrankung, die du ja hast, erst mal weiter zu stabilisieren, bevor du aufs Drahtseil kletterst?

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat

    Ich halte Selbstfürsorge definitiv für richtig und ich bin kein Profi darin und will mich verbessern. Aber das grenzt mich nicht von meinen Mitmenschen ab.

    Ich musste für mich feststellen, dass mein persönliches Kümmern um meine Mitmenschen sich negativ auf mich ausgewirkt hat. Und zwar so, das es mein Trinkverhalten (mit) beeinflusst hatte.

    Und mit Mitmenschen meine ich insbesondere den Kontakt zu meiner eignen Familie. Brüder, Eltern. bzw. Mutter. Ich habe da immer ganz viel Kraft investiert da irgendwie in unserem Familienverbund die gemäßigte Person zu sein, ich wurde vor allem von meiner Mutter immer angestiftet den Verbund irgendwie zusammenzuhalten und nicht meine eigene Person und Interessen zu vertreten.

    Und das ging über Jahrzehnte so, dass ich eigentlich immer manipuliert und benutzt wurde. Und das in einem von außen intakten sozialen Leben. Aber damit habe ich mir selber geschädigt weil ich selber ultra viel Kraft investiert habe, aber die Benefits habe ich keine erhalten. Um mich hat sich niemand gekümmert. Wie ich mich fühlte, wie es mir ging, war immer allen egal. Und ich hab da aus der Jugend / jungen Erwachsen sein auch ein dickes Paket getragen, das hat aber niemanden interessiert. Es hat nur interessiert, wenn ich mich engagiert habe.

    Und diese Erkenntnis, das war krass. Ernsthaft. Also mit fortgeschrittenem Alter, 45, festzustellen, das die Grundfesten meiner sozialen Prägung ganz viel auf Manipulation beruhten, ist super heftig. Und das war bei vielen "Freunden" auch so, dass ich immer investiert habe, aber nichts zurückbekommen habe. Ganz heftig wurde es dann im Sterbeverlauf meines Vaters, wo ich die Last quasi für alle getragen habe.

    Ein Danke dafür steht bis heute aus.

    Und wie gesagt, das zu realisieren war heftig. Ich weiß noch genau als in einem Gespräch genau das, ohne das ich das beeinflussen konnte, aus mir rausgesprudelt ist. Da sagte mir die Therapeutin nur, da haben sie ihre Baustelle.

    Dieser Impuls aus dem Gespräch und aus der Auszeit hat fast genau drei Monate gedauert, bis das zu mir durchgesickert ist. Ich habe nach der Auszeit auch mindestens 4 Monate den Kontakt abgebrochen. Und das ist ziemlich schwer wenn man nebeneinander wohnt....also überhaupt keine Distanz hat.

    Aber es war richtig denn, ich stand vor der Frage, ich - oder die anderen. Und ich habe mich für mich entschieden. Und es ist richtig so. Ich habe jetzt wieder Kraft mich um die anderen zu kümmern, aber auf eine andere Weise.

    Und zudem, was in dem Prozess noch kommt, zum Thema Arbeit etc....wenn ich was mache, ist das vollumfänglich. Auch wenn es im Geldbeutel wehtut, aber mir ist das egal, habe ich Stunden reduziert. Zudem bin ich aktiv dabei, mir etwas ganz neues zu suchen. 15 Jahre in dem Job wo ich bin, reichen mir. Weil es mir auch nicht gut tut oder mich erfüllt.

    Das ist meine Geschichte, mich wundert das ein bisschen das ich das so offen erzähle, aber nun gut. Sei es so. Aber für mich fühlt sich der jetzt eingeschlagene Weg richtig an und wenn ich mich über etwas ärgern würde, dann, dass ich nicht viel schneller zu er Überzeugung gekommen bin. Gerade weil es mich so kaputt gemacht hat.

    Aber ich repariere mich :) Und das macht wirklich Spaß.

  • Hallo und willkommen hier auch von mir, ebenfalls Alkoholikerin, trocken. Gratulation zu seinem Entschluss, auch trocken leben zu wollen. Ich wünsch dir dafür alles Gute, das Forum hier war/ist mir sehr wertvoll, ich hoffe und wünsche dir, dass es auch für dich eine gute Hilfe sein kann.

    Dir ist schon viel geschrieben worden, und jetzt komm ich auch noch, obwohl es sicher wichtig ist, auch erst mal was sacken zu lassen, wirken zu lassen. Aber eins will ich dir schreiben.


    ich entziehe mich nicht meiner Verantwortung.

    Das hast du im Zusammenhang mit deiner von dir wahrgenommenen Verantwortlichkeit für andere geschrieben.

    Ich für mich habe verstanden, dass meine erste Verantwortung ich selber bin. Ich muss (und will jetzt, trocken, auch) meine Verantwortung mir selber gegenüber wahrnehmen. Das ist auch - nebenbei - fair gegenüber anderen. Ich habe auch eine Schwester, der ich sehr nahe stehe.

    Ich glaube, es kann deiner Beziehung zu seiner Schwester nur gut tun, wenn du ihr gegenüber ehrlich bist aber ja auch zeigst, dass du dafür - für dich - die Verantwortung übernimmst und für dich sorgst.

    Viele Grüße

    Thalia

  • Ist es normal, nachts immer zu träumen? Träumen alle Menschen nachts? Ich bin total platt morgens von der Nacht. In der Aufwachphase bin ich noch halb am Träumen. Es sind keine Alpträume und auch nicht von Bedeutung. Ich träume einfach nur chaotischen Blödsinn. Aber es ist intensiv und anstrengend. Ich wäre froh, das würde wieder aufhören, damit ich morgens nicht so fertig bin. Ich fühle mich verkatert nach jeder Nacht im Moment, verkaterter als hätte ich abends Alkohol getrunken. Das ist doch verrückt!

  • Das ist nicht verrückt, sondern normal finde ich, Lili!

    Früher waren alle Emotionen abgedämpft und betäubt. Jetzt beginnt die Regenerierung und Dein

    Körper, sowie Seele, baut sich wieder auf.

    Das ist erstmal ungewohnt und wird sich mit der Zeit wieder normalisieren!

    Ich habe bemerkt, dass ich sehr lebhaft träume, wenn mich etwas sehr beschäftigt. Oder aber es

    kommen irgendwelche Erinnerungen hoch, an die ich lange nicht gedacht habe.

    Irgendwie will das alles ja be- und verarbeitet werden. Auf das Unterbewusst sein haben wir so gut

    wie keinen Einfluss.

    Aber es wird besser werden!

    Hast Du Dich schon mal über Melatonin erkundigt? Mir hilft es seit ein paar Wochen nachts

    besser zur Ruhe zu kommen.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Liliane, witzigerweise habe ich da heute morgen auch drüber nachgedacht.

    Ich bin mittlerweile nur noch genervt von der ganzen Träumerei.

    Auch bei mir nichts schlimmes keine Albträume, aber ein Kuddelmuddel :roll:

    Selten irgendwas aktuelles was mich belasten würde, aber immer mit Personen die ich aus der Vergangenheit kenne.

    Gehe immer zur selben Zeit ins Bett, schlafe gut, meine REM Phase ist normal. Und wirklich nach anderthalb Stunden werde ich wach und muss noch mal auf Toilette.

    Meistens auch noch mal um 5 Uhr.

    Und ab da geht die wilde Träumerei los.

    Mein Wecker klingelt um kurz nach sechs und bin meistens auch erleichtert und aber auch ausgeschlafen.

    Ich glaube darum erinnert man sich auch so gut an die wilde Träumerei; weil man quasi schon ausgeschlafen ist.

    Ich habe mal gelesen man kann seine Träume positiv beeinflussen, ich glaube das ist mir zu anstrengend kurz vorm schlafen :lol:

    Vor über 10 Jahren, als ich noch regelmäßig getrunken habe (das war bei mir immer der Mittwoch und der Samstag) wollte ich mal ein Traumtagebuch führen.

    Und ich weiß noch dass ich mich nicht jeden Morgen daran erinnern konnte direkt nach dem Aufstehen, die Erinnerungen kamen dann bruchstück artig im Laufe des Morgens.

    Aber auch nicht erwähnenswert um das aufzuschreiben.

    Wobei in meiner nassen Phase habe ich auch sehr viel geträumt. Aber an manchen morgenden konnte ich mich eben nicht mehr dran erinnern.

    Und die Träume waren die gleichen wie jetzt.

    Ich bin mega gespannt wie das Thema weiter behandelt wird :thumbup:

  • Ich träume auch deutlich intensiver ohne Alkohol als früher mit. Und ich habe deutlich mehr Erinnerung an die Träume als früher. Das alles ist ein Zeichen, dass sich der Schlaf deutlich verbessert hat. Und das ist gut so.

    Alkohol hat ja einen massiven Einfluss auf unseren Schlaf und greift tief in die Schlafphasen ein, so ist es nicht verwunderlich, dass man als Abstinenzler auf einmal überrascht ist, wie intensiv Schlaf sein kann. Und das die REM Phasen auch durch den Entzug, Entwöhnung und persönlichen Stress ganz intensiv sind mit lauter komischen Zeug, denke ich, ist auch ganz normal. Der Körper verarbeitet und das ist gut so.

    Mittlerweile muss ich sagen, freue ich mich ehrlich gesagt aufs Schlafen, mir macht das richtig Spaß. Ich halte auch ganz bewusst eine strukturierte Schlafhygiene ein und diese Regelmäßigkeit tut mir sehr gut für den Alltag und meine Regeneration. Ich fordere meinen Körper mittlerweile regelmäßig ziemlich intensiv und brauche auch eine gute Erholung.

    Rückblickend auf die Zeit, hat sich soviel verändert dadurch das man nicht mehr trinkt, trinken muss, das ist schon intensiv. Ich persönlich lasse das auch zu und nutze die Veränderungen für mich. Und wenn es nur bedeutet, eine halbe Stunde früher ins Bett zu gehen und noch in Ruhe einen Podcast zu hören - über den ich dann einschlafen - anstatt mir vor dem Fernseher irgendeinen Schrott anzugucken um mir noch ein Getränk nach dem anderen reinzupfeifen.

  • Buon giorno zusammen!

    Ich hab heute auch, nach langer Zeit mal wieder, vom Trinken geträumt. Hab, ohne darüber nachzudenken, einen Sekt und einen Rotwein getrunken. (Mag ich übrigens gar nicht.) Auf einer Schulabschlussfeier. Und ich hab im Traum weder ne Wirkung gespürt, noch gemerkt, daß ich trinke. Dann hab ich das im Traum als "ungültig" betrachtet, weil ich es ja nicht mit Absicht gemacht hab. Total creepy...

    Gestern war auch nix in Sachen Alkohol. Keinerlei Berührungspunkte oder Gedanken daran.

    Mein Unterbewusstsein arbeitet halt doch immer mit.

    Habt nen schönen Tag,

    Hera

  • Bis jetzt hat es geklappt. Ich habe seit Ende Juli keinen Alkohol getrunken.

    Im Moment fällt es mir wieder extrem schwer nicht zu trinken. Ich weiß nicht warum. Sobald ich andere Leute sehe, die trinken oder wenn ich einen stressigen Tag hatte oder ich etwas abgeschlossen habe… Ich verspüre sofort den Druck zu trinken dann.

    Manchmal sagt mein Partner, dass mal wieder so ein Glas Wein schön wäre. Ich finde das dann auch. Aber ich habe ihm auch gesagt, dass ich im Gegensatz zu ihm dann auch daran denke, dass es schön wäre, weil ich dann weniger fühle, weniger belastende Gedanke, mich mutiger und unbefangener dann fühle… Und er sagt dann auch: „Dann lassen wir es“.

    Ich wünsche mir so sehr, dass dieser Druck irgendwann weggeht.

    Vieles ist besser geworden ohne den Alkohol. Manches habe ich gar nicht so bemerkt, zum Beispiel dass ich keine Schmerzen mehr in den Knien und Knöcheln habe. Dass ist mir irgendwann aufgefallen, als es schon eine Weile so war. Ich habe auch ein bisschen abgenommen. Und ich habe viel mehr Geld.

    Aber natürlich habe ich immer noch dieselben Probleme wie früher durch meine Traumafolgestörung. Das wird wohl auch immer so sein. Und es fällt mir super schwer, den Kram nicht mit Alkohol zu betäuben.

  • Manchmal sagt mein Partner, dass mal wieder so ein Glas Wein schön wäre.

    Das ist der dümmste Vorschlag, den er unterbreiten kann. Offensichtlich versteht er von unserer Krankheit nichts, was ihm auch nicht vorzuwerfen ist.

    Zum Glück war meine Frau damals nicht so gepolt. Mit einem wenig verständnisvollen Partner (auf das Thema Alkoholismus bezogen) wird es verdammt schwer, den eigenen Kurs der Abstinenz zu halten.

    Ich würde mal das Gespräch suchen und ihm erklären, dass Du nie wieder "geheilt" sein wirst und demnach auch nie wieder mal moderat ein Glas trinken kannst. Auf diese Art und Weise des scheinbar moderaten Konsums, sind verdammt viele Rückfälle zurückzuführen. Es mag zwar anfangs gelingen, sich mit 1-2 Gläsern zu begnügen, aber mittelfristig wird die Dosis gesteigert, bis wieder alte Schlagzahlen und noch mehr erreicht werden.

    Solche Beispiele gibt es auch hier im Forum so einige. Der Aussteiger aus dem aktiven Part der Sucht hat es schon schwer, den eigenen Weg der Abstinenz sollte ein Partner nicht noch Steine legen.

    Ich habe seinerzeit eine ambulante Therapie gemacht, dort gab es auch ein Angehörigentermin, in dem der Therapeut den Partnern genau dies geschildert hat.


    Ansonsten bei Suchtdruck: Sofortiger Ortswechsel und das Befassen mit Dingen, die Freude machen. Ferner das Schreiben hier im Forum, da gibt es immer einen Ansprechpartner. Wenn der Druck erst mal den Weg in die Tastatur gefunden hat, wird es schon besser.

  • dass ich im Gegensatz zu ihm dann auch daran denke, dass es schön wäre, weil ich dann weniger fühle, weniger belastende Gedanke, mich mutiger und unbefangener dann fühle…

    So wie Du das ausdrückst, klingt das positiv. Da ist es kein Wunder, dass Du Suchtdruck verspürst.

    Das liest sich für mich nach Verzicht. Mir erscheint es, Du bist noch bei "ich darf nicht trinken".

    Dann ist und bleibt es ein Kampf. Es ist eine Einstellungssache. Wenn ich das richtig sehe, bist Du seit über 8 Monaten nüchtern. Und doch kreisen Deine Gedanken um den Wunsch Alkohol zu trinken.

    Bei mir war das so, dass ich nach ca. Woche drei nicht mehr trinken "wollte". Das hat sich weiter gefestigt und ich hatte praktisch noch nie Suchtdruck. Es war anfangs eher ein Kampf gegen die Gewohnheiten. Auch mein Hirn dachte "jetzt hast du dir ein Weizen verdient". Aber gleich kam "Was soll das? Ich will nicht mehr trinken." hinterher.

    Ich habe meine Suchtstimme personifiziert und ihr das Reden verboten. Nicht mehr mit ihr diskutiert. Bis sie still war. Und es bis auf kleine "Zuckungen" noch immer ist. Jetzt bleibe ich nur achtsam. Bei jedem Gedanken an Alkohol.

    Da ist es noch. Nach ca. 1 1/2 Jahren sprach meine "Stimme" auf einmal drauf los und versuchte mich zu überzeugen. An einem guten, entspannten Tag. Da habe ich in den Notfallkoffer gegriffen. Ging eine knappe viertel Stunde. Dann war der "Spuk" vorbei. War etwas verunsichert. Aber das ist jetzt schon bald wieder ein Jahr her.

    Kurz zusammengefasst. Wenn Du nicht mehr trinken "willst" musst Du nicht mehr kämpfen.

    Ich wünsche Dir, dass Du das sehr bald erreichst.

    VG

    Alex

  • Guten Abend Lili,

    meinen Glückwunsch zu über 8 Monaten Abstinenz!

    Die erste Zeit gibt es einige Schwierigkeiten, die es heißt, zu bewältigen. Deswegen raten wir auch mindestens 1 Jahr nicht an Veranstaltungen teilzunehmen, wo der Alkohol im Vordergrund steht. Einfach aus dem Grund, weil man noch nicht so richtig gefestigt ist und die alten Gewohnheiten noch nicht überschrieben sind.

    Ebenso ist die Aufforderung, doch mal ein Glas Alkohol zu trinken, nicht gut. Das funktioniert für einen Alkoholiker nie wieder. Denn man wäre ganz schnell wieder auf dem alten Level und alles fängt wieder von vorne an.

    Wenn Du Dir bewusst machst, wie gut Dir ohne Alkohol geht, dann verweht die entstehende "Wehmut" ganz schnell. Du schreibst ja selbst, dass Deine Schmerzen in den Knien und Knöcheln der Vergangenheit angehören.

    Und genauso solltest Du das Deinem Partner erklären. Auch mein Partner hatte anfänglich Schwierigkeiten nachzuvollziehen, wie schwierig es für mich ist, wenn er in meiner Anwesenheit Alkohol trinkt. Er kann nach einem Glas Alkohol aufhören zu trinken, das konnte ich nie.

    Aber er hat dann verstanden, dass es mir gerade am Anfang meiner Abstinenz nicht gutgetan hat, wenn er in meiner Anwesenheit etwas getrunken hat. Er fragte mich damals, wenn wir unterwegs waren, ob ich etwas dagegen hätte und ich habe sehr oft ablehnend geantwortet.

    Er war und ist sehr froh, dass ich nicht mehr saufe und hat mich immer unterstützt.

    Ich wünsche mir so sehr, dass dieser Druck irgendwann weggeht.

    Dein Suchtgedächtnis gaukelt Dir vor, dass es Dir den Druck nehmen könnte. Das ist aber völlig falsch, denn mit dem Saufen verschlimmert sich alles nur noch. Für den Druckabbau lasse ich Dir unseren Notfallkoffer da, dort sind viele Tipps zu finden.

    Das Forenteam
    27. August 2021 um 21:40

    Ebenfalls hilft in solchen Situationen der Austausch mit uns hier in der Selbsthilfegruppe. Es ist meist jemand online, der Dir beistehen kann und Dir antwortet.

    Generell ist der regelmäßige Austausch mit uns trockenen Alkoholikern zu empfehlen.

    Nimmst Du Medikamente, die Dir Deine Psychiaterin verschrieben hat?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Ansonsten bei Suchtdruck: Sofortiger Ortswechsel und das Befassen mit Dingen, die Freude machen.

    Wie meinst du das mit dem Ortswechsel? Ich bin fast immer zuhause. Soll ich dann nicht zuhause sein? Inwiefern hilft das?

    Bei mir war das so, dass ich nach ca. Woche drei nicht mehr trinken "wollte". Das hat sich weiter gefestigt und ich hatte praktisch noch nie Suchtdruck. Es war anfangs eher ein Kampf gegen die Gewohnheiten. Auch mein Hirn dachte "jetzt hast du dir ein Weizen verdient". Aber gleich kam "Was soll das? Ich will nicht mehr trinken." hinterher.

    Ich habe meine Suchtstimme personifiziert und ihr das Reden verboten. Nicht mehr mit ihr diskutiert. Bis sie still war. Und es bis auf kleine "Zuckungen" noch immer ist. Jetzt bleibe ich nur achtsam. Bei jedem Gedanken an Alkohol.

    Da ist es noch. Nach ca. 1 1/2 Jahren sprach meine "Stimme" auf einmal drauf los und versuchte mich zu überzeugen. An einem guten, entspannten Tag. Da habe ich in den Notfallkoffer gegriffen. Ging eine knappe viertel Stunde. Dann war der "Spuk" vorbei. War etwas verunsichert. Aber das ist jetzt schon bald wieder ein Jahr her.

    Das freut mich für dich.

    Kurz zusammengefasst. Wenn Du nicht mehr trinken "willst" musst Du nicht mehr kämpfen.

    Ich wünsche Dir, dass Du das sehr bald erreichst.

    Und wie erreicht man das?

    Die erste Zeit gibt es einige Schwierigkeiten, die es heißt, zu bewältigen. Deswegen raten wir auch mindestens 1 Jahr nicht an Veranstaltungen teilzunehmen, wo der Alkohol im Vordergrund steht. Einfach aus dem Grund, weil man noch nicht so richtig gefestigt ist und die alten Gewohnheiten noch nicht überschrieben sind.

    Ich war jetzt acht Monate lang zuhause, außer zum Einkaufen. Ich habe nichts unternommen, niemanden getroffen oder so. Ich habe immer alles abgelehnt oder abgesagt. Aber ich muss ja nur WhatsApp aufmachen und sehe wie meine ehemaligen Freunde oder meine Verwandten gemütlich in der Sonne sitzen und Wein trinken oder so. Dann fühle ich mich einsam und wie eine Versagerin. Oder selbst wenn ich lese: Ich lese ein bisschen über den Ort, an den wir bald ziehen. Ich will eigentlich über Landschaft, Kunst, Literatur usw. lesen. Aber es geht ständig um Wein. Man kann dem Thema ja gar nicht aus dem Weg gehen, egal wie einsam und zurückgezogen man lebt.

    Dein Suchtgedächtnis gaukelt Dir vor, dass es Dir den Druck nehmen könnte. Das ist aber völlig falsch, denn mit dem Saufen verschlimmert sich alles nur noch.

    Naja, ich weiß halt, dass ich die Gefühle mit Alkohol besser aushalte. Dafür kommen andere Probleme. Es ist also ein Tausch, aber ein schlechter. Das weiß ich schon. Aber ich weiß halt auch, dass ich wegen mehrerer chronischer Krankheiten / Behinderungen große Probleme habe, die nicht weggehen werden und dass sich die mit Alkohol immer kleiner angefühlt haben. Die Probleme zu akzeptieren und auszuhalten ist nahezu unmöglich.

    Nimmst Du Medikamente, die Dir Deine Psychiaterin verschrieben hat?

    Ja, ich nehme Medikamente.


    Danke für eure Antworten!

  • Wie meinst du das mit dem Ortswechsel? Ich bin fast immer zuhause. Soll ich dann nicht zuhause sein? Inwiefern hilft das?

    Damit ist gemeint, dass Du auch mal rausgehen solltest. Oder in einen anderen Raum. Einfach die Sichtweise verändern und somit den Blickwinkel. Und ganz besonders, wenn Du Suchtdruck bekommst, vor allem wenn Du nur zu Hause bist.

    wenn ich einen stressigen Tag hatte oder ich etwas abgeschlossen habe… Ich verspüre sofort den Druck zu trinken dann.

    Das ist dann die Suchtstimme, die sich meldet. Da kannst Du gegenhalten, indem Du etwas anderes tust, als Dir von ihr eingeflüstert wird. Nämlich einen Kaffee trinken, ein Eis essen, eine kalte Cola trinken. Generell viel Tee oder andere alkoholfreie Getränke trinken. Oder aber indem Du die Situation verlässt und einfach einen Spaziergang machst. - Geldbörse aber zu Hause lassen!

    Ich war jetzt acht Monate lang zuhause, außer zum Einkaufen. Ich habe nichts unternommen, niemanden getroffen oder so.

    Warum hast Du Dich so abgegrenzt, praktisch in Selbstarrest versetzt?

    Es gibt so vieles, das man unternehmen kann, das nicht im Zusammenhang mit Alkoholkonsum steht.

    Scheinbar bist Du noch immer sehr auf den Alkohol fixiert.

    Aber es geht ständig um Wein. Man kann dem Thema ja gar nicht aus dem Weg gehen, egal wie einsam und zurückgezogen man lebt.

    Wieso geht es ständig um Wein? Es wird doch nicht überall Alkohol konsumiert.

    Aber ich muss ja nur WhatsApp aufmachen und sehe wie meine ehemaligen Freunde oder meine Verwandten gemütlich in der Sonne sitzen und Wein trinken oder so.

    Ist da wirklich so? Bei mir nicht. Vielleicht liegt das daran, dass Du noch immer Kontakt mit Menschen hast, die zu viel trinken? Diese Kontakte kannst Du blockieren oder auch im richtigen Leben meiden.

    Naja, ich weiß halt, dass ich die Gefühle mit Alkohol besser aushalte.

    Ist das wirklich so? Ich glaube eher, dass das ein Trugschluss ist, Lili! Damit würdest Du nur die Gefühle zuschütten und betäuben. Gar nichts wird damit besser, sondern bei mir wurden die Gefühle nur noch verstärkt. Und nach dem Rausch kommen sie doch wieder hoch, zusätzlich noch mit einem Kater und noch schlechteren Gefühlen.

    Probleme können schwimmen!

    Nüchtern kannst Du diese Gefühle besser verarbeiten und hinsehen, warum Du Dich gerade in diesem Moment so fühlst. Und wie Du dagegen arbeiten kannst. Besoffen ist das nicht möglich!

    Die Probleme zu akzeptieren und auszuhalten ist nahezu unmöglich.

    An Problemen zu wachsen und auch zu akzeptieren, dass man es nicht ändern kann, das ist eine Einstellungssache und auch erlernbar. Eine Kopfsache. Es hilft Dir vielleicht, es so zu sehen. Und Dir gegenüber auch etwas verständnisvoller zu werden, auch mal etwas loszulassen, weil es einen nicht weiterbringt.

    Außerdem möchte ich Dir noch sagen, geh raus, unternimm etwas lass Dir frische Luft um die Nase wehen, geh ins Kino, Theater, etc. erlebe etwas. Triff Dich mit Freunden in der Eisdiele, zum Minigolf, fahre Fahrrad. Sperr Dich nicht zu Hause ein, das tut Dir nicht gut!

    Du bist jetzt 8 Monate abstinent, nimm am Leben teil. Probiere, was Dir guttut!

    Ich fragte Dich, ob Du Medikamente nimmst, weil es sein kann, dass Du eventuell eine andere Medikation brauchen könntest? Hast Du regelmäßige Termine bei Deiner Psychiaterin?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Damit ist gemeint, dass Du auch mal rausgehen solltest. Oder in einen anderen Raum. Einfach die Sichtweise verändern und somit den Blickwinkel. Und ganz besonders, wenn Du Suchtdruck bekommst, vor allem wenn Du nur zu Hause bist.

    So ist es.

    Andere Umgebung, andere sinnliche Wahrnehmung, Ablenkung und schon kommen neue Gedanken auf, die den ans Trinken in den Hintergrund rücken lassen.


    Mir hat in der Anfangszeit geholfen, mich auf das Fahrrad zu schwingen und kräftig zu kurbeln, aber nicht schnustracks zur nächsten Tränke.

  • Damit ist gemeint, dass Du auch mal rausgehen solltest. Oder in einen anderen Raum.

    Hm, achso. Ich gehe ja mehrmals am Tag mit dem Hund raus. Ich kann ja mal ausprobieren, in die Küche oder ins Bad zu gehen, wenn ich an Alkohol denke.

    Generell viel Tee oder andere alkoholfreie Getränke trinken.

    Das mache ich sowieso. Ich trinke mehrere Liter Wasser und Tee am Tag. Und hin und wieder trinke ich auch mal einen Orangensaft oder Kokosnusswasser. Und mein Frühstück ist immer ein Smoothie aus jeder Menge Obst.

    Oder aber indem Du die Situation verlässt und einfach einen Spaziergang machst. - Geldbörse aber zu Hause lassen!

    Ich bin oft mit dem Hund draußen. Es gibt keine Geschäfte bei uns im Ort und ringsherum ist nur Natur. Also keine Gefahr hier.

    Warum hast Du Dich so abgegrenzt, praktisch in Selbstarrest versetzt?

    Ich glaube, da kommen ein paar Sachen zusammen. Ich bin Autistin und bin generell nicht gerne unter Menschen. Und ich habe die Traumafolgestörung, was Bindung sehr schwierig macht. Ich hatte früher nur ganz wenig Freunde und die nur in ruhiger Umgebung und auch selten getroffen. Kurz vor Corona sind wir umgezogen. Und da dann die Corona-Zeit kam, haben wir hier keine Leute kennengelernt. Mir fällt es sowieso sehr schwer an fremde Orte zu gehen und neue Menschen kennenzulernen. Durch Corona wurde es irgendwie gar nicht möglich. Mein Freund und ich waren immer unter uns und haben zuhause getrunken. Ich war eigentlich zufrieden damit. Aber nach Corona habe ich festgestellt, dass ich überfordert damit bin, wieder in die Welt zu gehen. Ich habe es mir irgendwie komplett abgewöhnt und schaffe es nicht, das zu ändern. Es war aber auch immer schon so, dass ich komplett alleine zuhause gewesen wäre, hätten mich meine Freunde nicht quasi mitgeschleift.

    Es gab immer wieder im letzten Jahr Gelegenheiten an Sachen von der Arbeit mit Kollegen teilzunehmen. Aber das waren immer Sachen mit Alkohol: Auf ein Projekt mit Sekt anstoßen, an einer Wein-Wanderung teilnehmen, auf den Stammtisch vom Team gehen usw… Ich habe das halt immer abgesagt dann.

    Ich habe über das Internet noch ein bisschen Kontakt zu alten Freunden, die halt nicht hier wohnen. Von denen sehe ich halt immer Bilder vom Trinken. Vermutlich kommt mir das auch zusätzlich positiv vor, weil ich gerne an die Zeit erinnere.

    Wir ziehen aber eh in einigen Monaten wieder um. Es lohnt sich daher auch nicht, hier noch zu versuchen Leute kennenzulernen.

    Und nach dem Rausch kommen sie doch wieder hoch, zusätzlich noch mit einem Kater und noch schlechteren Gefühlen.

    Ja. Dadurch dieser Teufelskreis entstanden: Gefühle mit Alkohol betäuben, danach kommen sie geballt zurück und Alles ist noch schlimmer, weshalb ich möglichst schnell wieder getrunken habe.

    nimm am Leben teil. Probiere, was Dir guttut

    Ich weiß gerade wirklich nicht wie ich das schaffen kann.

    Ich fragte Dich, ob Du Medikamente nimmst, weil es sein kann, dass Du eventuell eine andere Medikation brauchen könntest? Hast Du regelmäßige Termine bei Deiner Psychiaterin?

    Ich bin sehr viel bei der Ärztin, weil ich immer nicht gut einschätzen kann wie es mir geht. Die Dosis vom Medikament wird immer angepasst, je nachdem wie es mir geht. Ich hatte schon andere Medikamente, die überhaupt nicht gut waren. Dieses hier hilft mir.

    Es kann auch sein, dass ich Long COVID habe. Seit meiner Infektion vor einem Jahr bin ich immer müde und erschöpft. Aber ich weiß das nicht. Wegen meiner anderen Symptome sind Ärzte bei mir nie in der Lage was zu diagnostizieren. Komorbidität ist ein Fluch.

    Mir hat in der Anfangszeit geholfen, mich auf das Fahrrad zu schwingen und kräftig zu kurbeln

    Ja, ich fahre auch viel Fahrrad. Ich mag das sehr.

  • Aber nach Corona habe ich festgestellt, dass ich überfordert damit bin, wieder in die Welt zu gehen. Ich habe es mir irgendwie komplett abgewöhnt und schaffe es nicht, das zu ändern.

    Das kann ich gut nachvollziehen. Auch hier ist durch Corona viel weniger los. Manches ist komplett eingebrochen. Aber die Frage ist, leidest du an Einsamkeit? Du schreibst du fühlts dich einsam wenn du Fotos von Freunden beim Wein trinken siehst. Aber ansonsten bist du eigentlich nicht gerne unter Menschen. Vielleicht fühlst du dich gar nicht einsam, sondern sehnst dich unbewusst noch nach Wein trinken?
    Also du hast einen Freund, einen Hund. So einsam stelle ich mir das nicht vor. Man muss ja nicht geselliger sein.

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