Beiträge von Unvergoren

    So, nun bin ich 6 Monate abstinent und habe dadurch ungefähr 1000 Euro gespart und zirka 400 Weinflaschen nicht getrunken. Und das inkludiert nicht einmal den Konsum außer Haus, den ich nicht realistisch zusammenrechnen kann.

    400 Weinflaschen ist für mich absolut schockierend. Was für ein super no go!!!! Das war für mich die "Normalität"? Kopf schüttel.....

    Das mit der Schokolade kenne ich auch, bin noch mitten drin, ich lass jetzt mal die letzte Riegeltüte leer werden,
    mal schaun was passiert 😏

    Passt auf mit der Schoko! Ich habe nach dem Trinkstopp viel zu viele Süssigkeiten gefuttert. Der Langzeitzucker Blutest, der genau diese 3 Monate mit Schokoexzessen gemessen hat, hat nun pre-Diabetes ergeben. Jetzt hab ich mir ein Blutzuckermessgerät gekauft, steche in meinen Fingern herum und esse bei Gier nach Nachspeisen nur mehr Pudding mit selbstgemachter Kakaosauce mit Süßstoff.

    Dazu fällt mir auch der Wiener Schmäh ein.

    Und beim Googeln fiel mir gleich weiteres ins Auge, u.a. dass die Wien die charmanteste Stadt auf der Welt ist.

    Aber auch, dass die Wiener grantlen.

    So scheint alles, wie überall, eine Ansichtssache zu sein.

    das Grantige ist wohl der Wiener Schmäh. Ich mag ihn eh, aber nur in Wiener TV Serien. Da ist jeder einzelne Charakter kleinkariert und bösartig mit ur viel morbidem Schmäh. Genial. Im echten Leben muss ich das aber nicht unbedingt haben :D

    Das ist irgendwie lustig. Denn wurde Wien nicht auch als die Stadt mit der höchsten Lebensqualität ausgezeichnet? Unfreundlichkeit und ein gutes Leben scheinen sich nicht auszuschließen.

    Diese Studie ist eine Befragung von Expats, also Ausländern die in Wien gearbeitet haben. Sie mögen die Lebensqualität (Gesundheitssystem, Öffis, work-life balance, Umweltqualität, erschwinglicher Wohnraum) aber nicht die Wiener, (mehr als die Hälfte der Befragten findet es schwer, sich mit den Wienerinnen und Wienern anzufreunden.) Da ich lange im Ausland war, bin ich auch ein bisschen Expat.

    Jetzt fällt mir noch etwas zu dem Trigger Faden ein, der derzeit geschlossen ist. Es ging drum was triggern bedeutet. Ja einerseits nur (die Pistole) auslösen, aber heutzutage gehört das Wort triggern zur woke Sprache inklusive trigger warnings und safe spaces. Der Getriggerte ist durch den trigger so schwer traumatisiert, dass unbedingt ein safe space her muss.

    Beim Alkohol sollte also jeder trigger vermieden werden. Aber meine Frage ist, kommt das nicht darauf an, was der trigger bewirkt? Wenn der Anblick von Weinflaschen im Supermarkt in die Richtung Sehnsucht triggert, dann sollte man sich meiner Meinung natürlich dem Weinregal im Supermarkt nicht nähern und im safe space bleiben. Wenn der Anblick jedoch sofort die Erinnerung an Kater, Übelkeit, Gesundheitsschäden hervorruft und keine Sehnsucht, dann ist das meiner Meinung nach eher gut und bedarf keine Flucht in den safe space. Die Erinnerung an den Grund, warum man nicht mehr trinkt, aufrecht zu erhalten ist doch nichts Schlechtes. Schlimm wäre es, das zu vergessen. Ist meine Meinung dazu.

    Aber nach Corona habe ich festgestellt, dass ich überfordert damit bin, wieder in die Welt zu gehen. Ich habe es mir irgendwie komplett abgewöhnt und schaffe es nicht, das zu ändern.

    Das kann ich gut nachvollziehen. Auch hier ist durch Corona viel weniger los. Manches ist komplett eingebrochen. Aber die Frage ist, leidest du an Einsamkeit? Du schreibst du fühlts dich einsam wenn du Fotos von Freunden beim Wein trinken siehst. Aber ansonsten bist du eigentlich nicht gerne unter Menschen. Vielleicht fühlst du dich gar nicht einsam, sondern sehnst dich unbewusst noch nach Wein trinken?
    Also du hast einen Freund, einen Hund. So einsam stelle ich mir das nicht vor. Man muss ja nicht geselliger sein.

    Zitat

    Brauch eigentlich nur ein paar Kilometer mit dem Rad fahren und die Grantler hinter mir lassen....

    Mein dringender Rat. Mach das...

    Ich wohne eigentlich an der Stadtgrenze. Und stimmt, gleich ums Eck ist schon absolut ländlich. Da gibt es Damwild, Pferde, Traktoren fahren herum... Meine Malgruppe ist in diesem kleinen Dorf. Dort sind lauter katholische Damen. Die lachen die ganzen 2 Stunden beim Malen durchgehend. Ich bin halt auch recht neu dort. Ich höre meistens nur zu, beim Malen rede ich nicht viel. Sie erzählen viel vom Pfarrer und von der Kirche. Das letzte Mal wars interessant, da hab ich gehört wie es ist, wenn man plötzlich einen Bauernhof mit Tieren erbt und sich keiner auskennt. Echt ne andere Welt und so nah bei mir.

    Dann hältst Du es für eine gute Idee, lieber in der Gruppe zu bleiben und zu riskieren, dass Du rückfällig wirst?

    VG Sue

    Ja, das ist dann wohl mein Risiko. Wobei wir uns auch regelmäßig in einem alkoholfreien Restaurant treffen. Und die Grillfeste, die nun im Sommer kommen, zu Mittag stattfinden, da wird auch nicht getrunken. Und ich habe mich vor allen geoutet, mit allen grausigen Details meiner Sucht.

    Aber Du könntest doch an frühere Kontakte anknüpfen, wegziehen und wieder durchatmen, Unvergoren.

    Wenn Du Dich dort so unwohl fühlst, das ist ja auch keine Lebensqualität. So sehe ich das auf jeden Fall.

    Das Haus kannst Du entweder verkaufen oder vermieten. Man kann immer etwas ändern, wenn es einem nicht gut geht.

    Frühere Kontakte in diesen Ländern sind mein Ex Mann und ein Ex Freund. Der eine hat vor kurzem gemailt, er sei nun kompletter Alkoholiker und trinkt schon in der früh Whisky um auf Touren zu kommen. Der andere kifft schon zum frühstück. Ihr seht, ich bewegte mich schon immer im gleichgesinnten Umfeld, Ich habe in mehreren Ländern gelebt und dort war es im Gegensatz zu hier recht einfach neue Bekannte zu finden. Soziale Phobie und Einsamkeit gab´s dort für mich kaum. Getrunken habe ich trotzdem.
    Deswegen weil ich manches in Wien als schrecklich beschrieben habe, also eigentlich nur die legendär grantige Mentalität - und die derzeitigen Politiker nehmen wir mal gleich dazu - ist nicht alles schrecklich und nichts so fürchterlich, dass ich das Haus verkaufen würde. Dafür müsste schon viel mehr Schlimmes passieren. Und ich merke gerade, dass ich heute überhaupt nicht einschlafen kann. In der Selbsthilfegruppe für soziale Phobie werde ich ja dann sehen ob das auf mich zutrifft oder ich nur eine Wiener-Phobie habe. Es wird eine Lösung geben, davon bin ich überzeugt. Was immer es ist, ich bewältige das.

    Ich bin schon öfter umgezogen und jetzt genau da wo ich mich wirklich wohl fühle.

    Ich auch, in mehrere Länder. Aber jetzt ist das Haus meiner Eltern mein kleines Reich. Und aus dem werden mich die grantigen Wiener nicht vertreiben. Nie und nimmer. Lieber rede ich mit niemandem mehr ein Wort und bewege mich nur mehr innerhalb des Gartenzauns.

    Nach all den Jahren im Forum habe ich inzwischen die laienhafte Vorstellung, daß in Wien wahlweise alle Depressionen haben oder Alkoholiker sind. Das ist dann so und das bleibt dann so und noch nie hat es ein Wiener je aus dieser Stadt heraus geschafft.

    Wie gesagt, mein Eindruck. Ich kann nicht begreifen, was alles vorgebracht wird, um in so einem frustrierenden Umfeld zu bleiben. Wenn es doch um die eigene Gesundheit geht. Die Prioritäten kapiere ich nicht.

    Du würdest also dein gesamtes Hab und Gut verkaufen und auswandern?

    Aber was hat das mit Alkohol zu tun. Dieses: hier dauert es lange bis man in einer Gruppe, egal welcher, dazu gehört. Es dauert wahnsinnig lange nicht mehr der Neuling zu sein und ignoriert zu werden, Das kann Jahre dauern. Bei meinem Ehrenamt, zu dem ich vor 20 Jahren gestoßen bin, wurde ich sehr lange ignoriert. Ich habe mir den Aufstieg in die gesellige Gruppe der sogenannten alten Hasen erst durch Ausdauer verdienen müssen. So eine Gruppe zu verlassen, weil sie nicht alkoholfrei ist, wäre also hier keine gute Idee. Man hätte wieder einen langen Weg als geduldeter Neuling vor sich. Bin gespannt wie lange es dauert, bis die von der Wandergruppe auftauen. (es wird dem Neuling kein Interesse gezeigt, man stellt keinerlei Fragen). Die wandern seit Jahren und ich bin jetzt neu dabei. Ich muss mir das jetzt erst mal verdienen bis man mich "dazugehören" lässt ;) Ach herrje, ich sollte lernen das nicht persönlich zu nehmen sondern darüber zu lachen!!!!! Oder mir eine Gruppe in der Provinz suchen. Gleich nach der Stadtgrenze grüßen sich die Leute und lächeln, oh Wunder! Brauch eigentlich nur ein paar Kilometer mit dem Rad fahren und die Grantler hinter mir lassen....

    Wie wäre es mit einem Ortswechsel?

    Das geht nicht. Ich habe vor in dem Haus meiner Eltern zu wohnen. Und ich habe ja Freunde hier. Es sind nur die Leute allgemein hier eher speziell. Hatte heute ein Telefonat mit einem Bekannten, der sich wo ehrenamtlich betätigt hat und dort als neuer völlig ignoriert wurde. Alle anderen sind Essen gegangen und haben ihn einfach stehen lassen. Er hat gesagt sowas von unfreundlich, er hat sich total abgelehnt gefühlt. Sag ich, naja so sind doch die meisten Wiener. Ich wurde auch überall ignoriert. In der Arbeit, bei meinem Ehrenamt... Kennst du das nicht? Ja tatsächlich, er kennt das gar nicht, er kommt aus der Provinz, kommt fast nie in die Stadt und war schockiert. Hat sich wohl so gefühlt wie ich....

    Vielleicht ist es ja auch ‚nur‘ mangelndes Selbstbewusstsein, was dich so unsicher macht….oder was ganz anderes.

    ganz was anderes kann gut sein. Puh, die Menschen in dieser Stadt sind so seltsam.... Hier ist kein Ort für sensible Gemüter. Aber das würde den Rahmen hier sprengen.

    Ich habe vieles bewusst anders gemacht, denn die viele Zeit, die ich nun nüchtern hatte, wollte ja gefüllt werden.

    Willst du am Montag nochmal anrufen?

    Viel anders ist in meinen Tätigkeiten eigentlich nichts. Ich habe auch betrunken all das machen müssen, was ich jetzt mache. Viel Zeit geht eben für das Haus meiner Eltern drauf. Nicht vergessen, es beobachtet mich ja wer, daher muss immer alles schön geputzt und aufgeräumt sein ;) Und den Garten. Jetzt war es 3 Wochen sommerlich und ich habe täglich stundenlang im Garten gewütet. Nun ist das Wetter wieder ganz schrecklich, ich kann nicht viel tun, fühl mich richtig faul.

    Ich habe jetzt viel über soziale Phobie nachgelesen, das sind Leute die sich nicht unter andere Leute trauen. Also das Problem habe ich nicht. Aber andere lästige Symptome eben schon. Ich rufe am Montag noch mal bei der Selbsthilfegruppe an. Haha, ich erinnere mich an einen Kongress wo ich knallrot wurde, weil ich den Vortragenden etwas gefragt habe. Das is ja nicht normal.... Der Vortragende darf nervös sein, aber doch nicht die Fragesteller. Das gehört therapiert!

    Heute war ein aufwühlender Tag mit dieser Erkenntnis, dass die soziale Phobie immer noch permanent da ist. Ich habe eine Selbsthilfegruppe für soziale Phobie gefunden und, trotz meiner Telefonphobie, dort angerufen um mich anzumelden. Hatten aber schon geschlossen. Ich werde mich jetzt voll diesem Thema widmen. Denn wie ihr sagt, nur nichts mehr trinken reicht nicht.

    Interessanterweise hat mein trinkender Bekannter, von dem ich erzählt habe, auch eine soziale Phobie. Auch er wurde in der Schule gemobbt.

    Ich danke euch fürs mitlesen und für eure Hilfe!