Woran erkenne ich eine Co-Abhängigkeit, wann bin ich Co-Ab..

  • Hallo zusammen,

    Woran erkenne ich eine Coabhängigkeit , wann bin ich Co-Abhängig?

    Wir haben ja viel im Chat gehört und nun versuch ich mal einiges zusammenzufassen.

    Ich freue mich wenn noch viele Beiträge von euch dazu kommen und wir hier den Erfahrungsaustausch weiter führen.

    Als erstes find ich wichtig zu wissen das ein bisschen Co ganz normal ist in einer Beziehung und sie es auch geben muss sonst könnten wir keine Beziehungen eingehen.

    Aber Co-Abhängigkeit ist für mich eine Krankheit genauso wie der Alkoholismus nur leider nicht anerkannt. Was ich sehr schlimm finde da dadurch die Alkoholkrankheit wieder verlängert werden kann. Und somit auch die Leidenszeit der ganzen Familie.

    Selber merkt man ja zu erst gar nicht das man in einer Co- Abhängigkeit steckt. Die meisten stoßen ja über diesen Begriff erst wenn sie sich Hilfe für ihren Alkoholkrankenpartner suchen. Dieses Verhalten ist z.B. schon ein Anzeichen. ( Der Alkoholkranke sollte selber nach Hilfe für sich suchen).
    So war es jedenfalls bei mir.
    Es ist wichtig nach außen hin die Fassade aufrecht zu halten. Da spielt Scham eine Große Rolle. Aber auch sich selber ein zu gestehen das etwas in der Beziehung nicht stimmt. Bzw. das jemand sie darauf anspricht denn wissen tut man es schon aber man will es nicht wahr haben.
    Dann kommt das Entschuldigen und die Lügen, das ist ja alles nicht so schlimm wie es aussieht, er wird beim Arbeitgeber oder anderen Terminen entschuldigt. Termine werden so gelegt das man eine hohe Chance der Nüchternheit des Alki´s hat.
    Man redet alles schön und blendet das unschöne aus. Dies führt irgendwann zu einer falschen Wahrnehmung.
    Es wird alles gemacht um den Alkoholiker „ruhig“ zu stellen. Ihm sozusagen alle Wünsche von den Augen abzulesen. Um seine eigene „Ruhe“ zu haben, denn das Aufrecht erhalten der Fassade nach Außen aber auch die nach Innen kostet Kraft.
    Man versucht im voraus zu denken um alle Eventualitäten ein zu planen. Kontrolliert,
    um ein gewisses Maß an Sicherheit zu haben, welches aber nie erreicht werden kann. Diese Kontrolle zeigt sich auf verschiedenste Weise z. B. Flaschen verstecken, Alkohol besorgen, Anrufen um den Pegelstand zu testen, zu einer bestimmten Zeit abholen usw. Es wird ein ganz sensibles Gespür entwickelt, feine Antennen fahren aus, andere müssen nicht mehr reden es reichen Gestiken und Mimiken und es wird reagiert. Diese Handlungen werden oft gar nicht erwartet und wir fühlen uns dann schlecht weil es nicht anerkannt wird. Aber wir erwarten auch von unserem Gegenüber das er auch so ein Gespür hat und unsere Erwartungen erfüllt, passiert das nicht sind wir enttäuscht, suchen den Fehler bei uns und das Selbstbewusstsein sinkt weiter.
    Kritik können wir auch sehr schlecht ertragen wir fühlen uns dann persönlich angegriffen. Wir sehen vieles als persönlichen Angriff.
    Das ist mehr als ein Vollzeitjob. Nebenbei muss noch der Haushalt geschmissen werden die Kinder erzogen werden und Arbeiten nicht zu vergessen .Sowie noch alle anderen Aufgaben erledigt werden. Viele Sachen werden selber gemacht damit man sich nicht aufregen muss das sie nicht gemacht wurden und darüber wieder schlechte Laune aufkommt und es einen Grund gibt das der Alkoholiker zum Saufen geht. Was eh sinnlos ist. Man kann sich auf nichts verlassen nur darauf das man sich auf nichts verlassen kann.*g*
    Und da kann ja keine Zeit mehr für uns sein, wir denken das es ohne uns nicht läuft und wenn das wir noch mehr Arbeit haben als vorher.
    Das ganze wird von den Alkoholiker noch geschürt mit Vorwürfen und dem rum getrampelt auf unser eh schon schlechtes Selbstbewusstsein. Denn der Alkoholiker weiß ja auch welche Knöpfe er bei uns drücken muss damit wir funktionieren. Er weiß auch das er ab und zu nett sein muss damit wir nicht auf dumme Gedanken kommen und weiterhin an Liebe glauben und uns nicht ausgenutzt fühlen. Auch schürt er unser Mitleid welches wir sehr oft empfinden mit dieser „Schwachen“ Person. Das macht das loslassen auch nicht einfacher.

    Man schafft es nun kaum noch allein aus diesem Teufelskreis raus ohne Hilfe von Außen. Aber auch dies braucht viel Zeit bis man das erkennt. Da ist das Forum z.B. eine gute Chance, hier kann man lesen und lesen bis einem die Augen aufgehen dazu die Unterstützung wenn man schreibt. Das finde ich sehr wichtig, denn es braucht sehr viel Geduld und es gibt wenig vertraute Menschen für die Co´s und auch deren Geduld ist irgendwann zu Ende.

    Der Freundeskreis der Co´s schrumpft bzw. löst sich ganz auf. Entweder weil sie es nicht verstehen wie man so etwas aushalten kann oder weil man sich schämt. Er isoliert sich und ist immer mehr in dieser falschen Welt.
    Vertrauen kennt der Co nicht wirklich, er sehnt sich danach aber kann es nicht zu lassen, hat es oft schon in der Kindheit nicht kennen gelernt. Dem Alkoholiker kann er auch nicht trauen und anderen schon gar nicht.
    Das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein ist schon meist in der Kindheit nicht richtig gereift. Es fehlte oft Liebe und Nähe genauso wie oft bei den Alkoholikern.
    Es gab keine Anerkennung und Lob.
    Aber jetzt wo man doch so viel macht muss man es doch bekommen und man bekommt es auch aber halt für die falschen Handlungen.
    Wie oft hört man, wie stark man ist, wie toll man das alles managet usw. man fühlt sich wieder gut und macht weiter.
    Aber irgendwann lässt die Kraft nach. Körperliche Beschwerden treten auf. Aber immer wird noch nicht hingeschaut, erst wenn man erkennt das es psychosomatische Erkrankungen sind und ehrlich zum Arzt und sich selber ist kann geholfen werden.
    Das wichtigste ist das man endlich ehrlich zu sich selbst ist und erkennt das man sich selber vergessen hat.
    Co-Abhängigkeit ist eine Vernachlässigung des eigenen Ichs.
    Auch hier gibt es verschiedene Stufen bis hin zum Tod.
    Jeder bestimmt seine Leidenszeit selber.

    Kinder in solchen Beziehungen wird dieses Co- Verhalten als richtig vorgelebt und bekommen auch eine falsche Wahrnehmung.

    So das war es erst mal von mir, es gibt sicherlich noch einiges zu ergänzen.

  • Hallo Nicole,

    ich habe Deine Beschreibung gründlich studiert und gratuliere zu der Darstellung. Du beschreibst das Phänomen Co-Abhängigkeit umfassend und für jeden verständlich. Das hilft sicher jedem Partner eines alkoholkranken Menschen, sich über seine eigene Role klar zu werden.

    Leider hat es meine Frau bis heute noch nicht realisiert, dass sie über viele Jahre auch in diese Rolle hineingewachsen ist. Aber da sie jetzt einer gemeinsamen Psychotherapie zugestimmt hat, habe ich die Hoffnung, dass wir da gemeinsam einen Weg heraus finden.

    Es gibt die Co-Abhängigkeit auch bei Vorgesetzten, Mitarbeitern - oder sogar Therapeuten. Aber in diesem Forum sollten wir ruhig auf die Situation in der Familie und Partnerschaft beschränkt bleiben.

    Mir würde es noch sehr helfen, von Euch Co´s zu erfahren, wie die eigentliche Hilfe in einer Gruppe oder in der Therapie praktisch aussieht. Ist es denn wirklich schon ausreichend, wenn Ihr Euch in der Gruppe gegeseitig Eure Erlebnisse erzählt und dabei das eigene Verhalten reflektiert?

    Liebe Grüße
    lumho-Michael

  • Auch ich finde Deine Zusammenstellung sehr treffend. Etwas tiefer ausarbeiten könnte man vielleicht noch den PUnkt, dass man sehr lange braucht , um zuzugeben, dass man CO ist und auch erst dann anfangen kann, dass man etwas daran ändert. Da sind auch genau die Parallelen zum Alkoholiker. Auch ich finde die Gedanken übder die Therapieansätze interessant. Sowohl beim CO als auch beim Alkoholiker. Genau das ist es, was mich im Moment so beschäftigt. Was ist es was uns dazu trieb Co zu werden oder Alkoholiker zu werden, mal abgesehen von der körperlcihen Abhängigkeit. Ich werde dazu mal eine eigenen Thread eröffnen.

  • "Aber jetzt wo man doch so viel macht muss man es doch bekommen und man bekommt es auch aber halt für die falschen Handlungen.
    Wie oft hört man, wie stark man ist, wie toll man das alles managet usw. man fühlt sich wieder gut und macht weiter."

    Das ist ein Punkt, der sehr schnell kippen kann, was ich selbst erlebt habe. Gerade die Verwandtschaft des Süchtigen hält einen mit solchem Lob bei der Stange - aber wehe, der/die Co will sich emanzipieren und sein/ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Dann kommen genauso schnell Vorwürfe à la "du lässt deinen Mann hängen" oder "du bist herzlos, die Ärmste wird von dir allein gelassen". Gerade Frauen werden oder wurden häufig daraufhin erzogen, dass ihr Hauptlebensinhalt darin bestehen soll, dem Ehegatten eine gute Ehefrau zu sein - in guten wie in schlechten Tagen. Das kann ich vor allem bei meiner Familie mütterlicherseits trefflich beobachten.

    Es besteht also oftmals nicht nur das Problem des inneren, selbst geschürten Drucks, sich um den Süchtigen zu kümmern; der Druck wird auch von außen aufgebaut, es wird gestreichelt, solange der/die Co funktioniert und bestraft, sobald er/sie aus der Rolle ausbrechen will.

  • hallo plejaden

    da hast du einen sehr wichtigen punkt angesprochen.

    auch ich kenne diese anfeindungen aus dem näheren umfeld, von wegen meinen mann ausgenommen so lange er gesund war , nun wo er krank ist renn ich weg. ganz toll wenn man versucht sich aus so einer kranken beziehung zu lösen.

    wäre da evtl. für die co´s noch ein themenchat drin???? wie geh ich mit den anfeindungen aus meinem umfeld um oder so ähnlich.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • hallo ihr alle

    sollen wir das dann mal als thema auffnehmen?? und wie nenne wir das dann? formuliert das doch bitte mal aus.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hi,

    vielleicht so

    Wie geh ich mit dem gesellschaftlichen und meinem eigen Druck um?

    oder

    Wie lerne ich mich von dem Druck der Verwantschaft zu distanzieren?

    oder

    Wie gehe ich mit Schuldgefühlen um die von aussen geschürt werden?

    Meine Gedanken dazu :lol:

    Liebe Grüsse
    Elocin

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