Servus Zusammen!
Heute habe ich mich dazu entschieden mich auch mit meiner Geschichte an die "Öffentlichkeit" zu gehen. Daher nachfolgend das, was ich am 05.01.08 im Vorstellungsbereich geschrieben habe.
Ich heiße Frank, bin 34 Jahre alt, wohne in Köln und habe seit ca. 5 Jahren ein Alkoholproblem bzw. bin Alkoholiker.
Es fing wohl mit dem berufsbegleitendem Studium (BWL) an. 8 Stunden gearbeitet (kfm. Angestellter) und dann noch an 2 Tagen die Woche 2 Stunden und jeden Samstag von 8-15 Uhr Vorlesung. Während des Studiums dann Beförderung vom Sachbearbeiter zum Gruppenleiter und die Überlastung nahm ihren lauf.
Das Studium habe ich dann abgebrochen, weil ich es einfach nicht mehr gepackt habe. In dieser Zeit habe ich mir aber schon angewöhnt auch mal alleine einen zu heben.
Dann habe ich 2002 eine Frau kennengelernt, die ich sehr geliebt habe und immer noch liebe. Am Anfang lief hier alkoholmäßig alles "normal". Dann haben wir mit online Spielen angefangen (Dark Age of Camelot und später World of Warcraft). Hat uns einen riesen Spaß gemacht und wir haben es täglich gespielt; anfangs bis spät in die Nacht. Seit diesem Zeitpunkt (ca. April 2003) habe ich täglich Alkohol in steigendem Ausmaß getrunken (April 03 = 1 Flasche Wein, Dezember 07 = 5 Flaschen Wein/Sekt).
Der Stress auf der Arbeit stieg durch immer mehr Projekte und Verantwortungsbereiche immer weiter an. Vorige Woche habe ich dann endlich mal gerafft, dass meine Leistungsfähigkeit durch den Alkohol wohl auch nicht mehr die Beste war.
2005 habe ich dann irgendwie gar nix mehr gerafft und konnte abends nur mit Alkohol die Belastungen durch die Arbeit ertragen. Im Dezember 2005 hatte ich dann wohl einen Burnout oder so und habe mich krank schreiben lassen. Mein Hauptproblem waren hier depressive Stimmung, Panikattacken und Angst vor Menschen.
An die Leser: Hier endet jetzt der verständliche Teil und es wird unnachvollziehbar.
März 06: Termin beim ersten und bisher einzigem Therapeuten. Er kam schnell auf die Schiene mit dem Alkoholmissbrauch und ließ da nicht locker. Das ich hier bereits ein Problem mit Alkohol hatte war mir schon klar aber irgendwie dachte ich, dass kann es doch nicht alleine sein. Und mit 33 Jahren keinen Alkohol mehr trinken dürfen und während einer Reha nicht mehr spielen können; undenkbar.
April 06: Ich konnte die Gespräche mit dem Hausarzt und Therapeuten nicht mehr ertragen und bin nicht mehr hingegangen. Bis Juli 06 habe ich meinen Arbeitgeber immer gemailt das ich noch krank geschrieben sei, obwohl ich ja gar nicht mehr bei den Ärzten war. Im Juli meldete sich dann die Krankenkasse bei meinem Arbeitgeber und die Sache flog auf.
Es folgte die Kündigung aber wenigstens meine Freundin blieb bei mir. Wir regelten das mit den aufgelaufenen unbezahlten Rechnungen und ich ging hochmotiviert zur Agentur für Arbeit (sprich Arbeitsamt). Zur Ermittlung meines letzten Einkommens musste ich mich dann mit meiner Krankenkasse in Verbindung setzen. Wegen der oben beschriebenen 3 Monate war mir das so unangenehm, dass ich wieder wie gelähmt war. Nach 3 Wochen der Alkoholabstinenz genehmigte ich mir dann erst mal wieder tagsüber einen (während meine Freundin arbeiten ging) um mir Mut anzutrinken. Funktionierte nicht wirklich und so spielte ich dann "lieber" am PC als mich darum oder Jobsuche zu kümmern.
Seit dieser Zeit habe ich keine Post mehr geöffnet, das Telefon ausgesteckt, keinem die Tür geöffnet und den Kontakt zu jedem Menschen ausser meiner Freundin und meinem Lebensmittel- und Alkoholhändler. 2 Flaschen Sekt habe ich tagsüber getrunken (während meine Freundin arbeiten ging) und dann haben wir beide abends jeder ca. 2-3 Flaschen geleert. Meiner Freundin habe ich erzählt das mit der Agentur alles laufen würde und ich Miete etc. zahlen würde. War natürlich nicht der Fall, da ich seit April 2006 keine Einkünfte mehr bezogen habe.
Am 13.12.07 war es dann soweit. Die Wohnung sollte um 8 Uhr zwangsgeräumt werden. Um 5 Uhr bin ich dann einfach abgehauen und habe meine Freundin mit einem kurzen Abschiedsbrief dieser Situation ausgeliefert. Am 13.12.07 hatte ich die Entscheidung zu treffen, ob ich Selbstmord begehen werde oder nicht. Ich habe mich fürs Leben entschieden und bin dann am 14.12.07, dem Geburtstag meiner Mutter, bei meinen Eltern aufgeschlagen. Meine jetzt Ex-Freundin hatte meinen Bruder und Eltern informiert und zumindest sie waren glücklich mich lebend wiederzusehen.
Seit nunmehr 3 Wochen lebe ich abwechselnd bei meinen Eltern (1,5 Jahre nicht mehr gesehen) und meinem Bruder und seiner Familie (2 Jahre nicht mehr gesehen). Ich kämpfe mit den Ämtern, den Erinnerungen, den Ängsten und der Sucht.
Viele Fragen beschäftigen mich zur Zeit, Fragen die ich mir zum Teil schon seit 2 Jahren hätte stellen müssen:
Was stimmt nicht mit mir? Ist es nur der Alkohol oder habe ich richtig einen an der Klatsche? Oder bin ich einfach nur ein faules A-Loch?
Warum habe ich mir nicht helfen lassen? Woher kommt diese Angst?
Wie konnte ich den Menschen, den ich liebe nur so hintergehen?
Wie geht es weiter mit den Schulden?
Wieso hatte ich die letzten 3 Wochen ohne Alkohol keine zitternden Hände oder Übelkeit?
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Wie soll mein weiteres Leben blos aussehen?
Anmerkung
Meine Ex-Freundin wurde nicht zwangsgeräumt. Sie hatte zum Glück noch Zeit die Wohnung in Ruhe zu räumen, ihre Sachen aus unserer Wohnung (sie stand nicht im Mietvertrag) in Sicherheit zu bringen und zu ihrer Schwester zu ziehen.
Dies ist meine erschreckende Geschichte. Solltet ihr nicht verstehen wie man es soweit kommen lassen kann... dann willkommen im Club.
In gespannter Erwartung eurer Reaktionen
Frank