• Hallo Frank

    Habe gerade dein Kioskevent gelesen.es gibt doch immer wieder so kleine Begebenheiten wo man unvermutet mit seiner alkoholgetränkten Vergangenheit konfrontiert wird und dann ist man zurecht stolz auf seine persönliche gegenwärtige Situation.Alles Gute für dich und schöne Weihnachtstage mit genug Milch im Haus

    wünscht Backmaus

  • Guten Abend liebe Forenmitglieder!

    Fast 6 Jahre sind seit meinem letzten Eintrag hier vergangen. Eine lange Zeit in der ich viel hätte erreichen können. Doch leider kam es anders.

    Im März 2009 Beginn einer Weiterbildungsmaßnahme. Im August meine Arbeit aus Ende 2008 wieder aufgenommen. Im November Vater nach langer und schwerer Krankheit verstorben. Ganzes Jahr abstinent.

    Im Januar 2010 Kündigung in der Probezeit. Im Januar rückfällig geworden.

    Seit dem - unterbrochen von kleineren Trinkpausen - bis zum 16.07.14 täglich durchgesoffen. Ca. 1,5 Jahre lag ich bei 1 bis manchmal 1,5 Flaschen Wodka täglich.

    Im Juli dann stationäre Entgiftung. Besuche regelmäßig meine SHG. Therapieantrag (ambulant in Tagesklinik) ging am Donnerstag an die Rentenversicherung.

    Nun lebe ich seit 2 Monaten abstinent. Bisher war ich gut abgelenkt. Letzte organisatorische Maßnahme war die Verhinderung der Zwangsräumung (wegen Mietschulden) meiner Wohnung, die morgen erfolgt wäre. War ganz schön knapp aber mit Einsatz und vor allem guten Willen bei allen Beteiligten weiss ich seit Mittwoch, dass ich bleiben darf.

    Das war schon kein Rückfall mehr, sondern ich habe fett einen riesen Haufen draufgesetzt!

    Ich versuche nun zu sortieren was überhaupt alles in der Zeit passiert ist und vor allem einen emotionalen Zugang zu finden. Denn ich fühle fast nichts diesbezüglich. Keine echte Reue, keine Scham, keine Angst. Wie fremdgesteuert habe ich alles erledigt und keine Gefühle zugelassen. Nicht das ich das so wollte bzw. will! Sehr erschrechend da ich eigentlich eher sensibel bin.

    Vielleicht sollte ich die Büchse der Pandorra bis zum Beginn der Therapie lieber verschlossen lassen aber ich möchte wissen, was aus dem Typen geworden ist, der hier im Dez. 2008 noch so reflektiert geschrieben hat. Davon bin ich noch meilenweit entfernt.

    Das war es dann erst einmal...

    Ich freue mich schon auf einen guten Austausch mit euch.

    Herzliche Grüße
    Frank

  • Sat1 plant wohl eine Sendereihe um Suchtkranke auf den rechten Weg zu bringen; habe vorhin das erste Mal einen Aufruf dafür gesehen, sich dafür zu bewerben.

    Gut das unser Thema Öffentlichkeit bekommt aber doch nicht so. Zumindest meiner bescheidenen Meinung nach.

    Ich hab jedesmal Panikattacken bekommen, wenn es bei mir klingelte. Hab nach Möglichkeit TV aus, Licht aus, einfach alles aus und nicht mehr bewegt. Völlige Erstarrung und beten das es endlich aufhört.

    War aus Angst davor auch bei vorhandenem Vorrat früh unterwegs. In dieser Situation dann noch ein Kamerateam... OMG! Eine Horrorvorstellung!

    Ende 2013 waren mein Bruder und meine Mutter bei mir. Wir hatten über 1 Jahr keinen Kontakt mehr. Natürlich meine Schuld gewesen! Auch wenn ich mir abends im besoffenem Kopf genau das gewünscht hatte (während meiner Suff-Depressionen) hatte ich ne Scheiß Angst. Wohnung versifft, alles voller leerer Flaschen und ich besoffen. Brachte immerhin 1 Monat Trinkpause und ich war seit Jahren das erste Mal wieder bei einem Arzt. War trotzdem der Anfang vom Saufende.

    Als ich im Januar dann doch weiter gesoffen habe faßte ich eines Tages den Entschluss das Gesundheitsamt anzurufen; wegen alkoholbedingter Verwarlosung.

    Termin habe ich dann doch leider nicht wahrgenommen ABER nachdem die meine Daten hatten, haben sie nicht locker gelassen. Über meine liebe Nachbarin kam dann ein Kontakt zustande. Diese Chance habe ich dann ergriffen. Mit Nachbarin zum Arzt (anderer als im Januar). Offenes Gespräch mit ihm und Einweisung Krankenhaus. Am 17.07. begann dann die Entgiftung im KH.

    Die Fahrt dahin war die Hölle. Alle Entzugssymptome und brütend heiss war es an dem Tag eh schon. Dann noch Probleme bei der Aufnahme. Ich war vorher noch nie im KH und musste mich um die Formalien kümmern. Letztes mal 1993 im KH gewesen und das als Norfall mit Magendurchbruch. Da hatte mein Vater wohl den Papierkram gemanagt.

    Nun aber gute Nacht!

  • Hallo Frank,

    Zitat

    Am 17.07. begann dann die Entgiftung im KH.

    Die Fahrt dahin war die Hölle. Alle Entzugssymptome und brütend heiss war es an dem Tag eh schon.

    hatte dir der Arzt nicht gesagt dass du bis zur Klinik weiter trinken sollst oder hattest du die trotzdem ?

    LG Martin

  • Hallo Frank,

    respekt für Deine Ehrlichkeit, Dir selbst gegenüber.

    In einigen Deiner geschriebenen "Passagen", lief es mir kalt den Rücken herunter.

    Es zeigt immer wieder, daß es sehr wichtig ist dran zu bleiben.

    Ich wünsch Dir hier einen guten Austausch.

    LG
    Andi

  • Hallo Zusammen,

    mist, kompletter Text weg, den ich gerade geschrieben habe. User-Fehler! Man verdrückt sich recht fix auf nem Smartphone.

    Seid froh, ist schon wieder ein riesen Text geworden, daher fasse ich nur noch zusammen.

    Zwischen Arzt und dem Abend vor KH hatte ich auf ärztlichen Rat hin weiter getrunken. Wohl aus falschen Stolz und damit ich keine leeren/halbvollen Flachen bei Rückkehr zu Hause habe, bin ich nur mit Restdröhnung hin. Hatte wohl nicht ausgereicht. Eine Fahne hatte ich bestimmt noch vom Vortag und meine Ausdünstungen waren trotz morgentlichem Duschen wohl auch extrem. Hat mir ein Mitpatient gesagt, mit dem ich seit dem befreundet bin.

    Bei der KH-Wahl hätte ich mich vorab informieren sollen. Die sollten schon mehr machen, als nur Körper entgiften, wie bei mir. War mein Fehler bei der Auswahl. Wollte nur das Zeugs aus meinem Körper haben. Also mein Tipp: Macht eine qualifizierte Entgiftung. Da wird man auch über weitere Massnahmen informiert und diese werden, wenn man es wünscht, auch eingeleitet.

    Dann mal rann an die Hausarbeit!

    Grüße
    Frank

  • Wie bin ich rückfällig geworden? Ein schwieriger Blick durch den Nebel der alkoholbedingt dichten Schwaden der Vergangenheit.

    Ich habe 09 leider keine Trockenarbeit mehr geleistet. Selbstzufrieden und wohl im Glauben das alles so in Ordnung ist. Kein Besuch in einer SHG und gedanklich von meinen Themen entfernt.

    Bekanntschaften geschlossen und tagesfüllende Beschäftigung gehabt. Nach Weiterbildung neuer "alter" Job. Sah alles ganz gut aus. Was soll ich da zu einer SHG gehen?!

    Das Ableben meines Vaters hat durchaus mit dem Rückfall zu tun. Schwieriges und nicht von mir aufgearbeitetes Thema. Wird mir sogar erst jetzt klar, wo ich es hier tippe. Bin in ein Loch gefallen, wurde wegen Depression krank geschrieben. Hatte mich nach der Beerdigung wieder eingeigelt. Diesmal war ich wirklich beim Arzt. Krankmeldung bis August 2010. Kündigung in der Probezeit Januar 10.

    Viel Zeit über um nun auch tagsüber online- spiele zu daddeln und über Headset mit den Mitspielern zu quatschen. Die haben dann auch Alk getrunken und dadurch kam das Thema in meine Festung.

    Ende 09 dann der Wunsch selber Alk zu trinken, somit die Anbahnung des Rückfalls. Der Gedanke war im Kopf. Anfang Januar habe ich mir dann eine Flasche Wisky gekauft. Noch 1-2 Stunden mit mir gehadert, während die Cola schon im Kühlschrank kühlte. Ich wusste es ist falsch bin aber nicht mal auf die Idee gekommen jemanden anzurufen und um Hilfe zu bitten. Versucht es mit mir auszumachen. Zack Schluck erstes Glas weg. Schluck Schluck und Flasche leer oder fast leer, weiß ich nicht mehr.

    Ärzten und Therapeuten habe ich verschwiegen das ich wieder trinke. War ja noch wegen Depressionen in Behandlung.

    Wieder voll in Guano gegriffen. Kein Wunder das ich keine Gefühle darüber hatte. Hab das ganze abgekapselt.

    Fühle mich jetzt nicht befreit, sondern eher belastet und traurig. Den Tatsachen (Versagen die Eigenverantwortung zu übernehmen) in die Augen sehen, schmerzt halt schon mal.

    Werde mal lieber bei einem Spaziergang den Kopf frei kriegen. Sonne lässt sich gerade blicken.

  • Hallo und herzlich Willkommen (zurück)!

    Ich setze das Wörtchen mal in Klammern, denn Du willst ja nicht wirklich zurück in die alte löchrige, ungepflegte Trockenheit. Oder?!

    Ich selber habe auch eine lange Zeit ohne Alk gelebt, mir aber damals nie eine Abhängigkeit eingestanden. Natürlich habe ich wieder begonnen zu trinken, 2,5 Jahre lang. Die Trockenheit jetzt fühlt sich viel verlässlicher an. Ok, es sind gerade mal etwas mehr als 100 Tage ohne, trotzdem weiß ich, dass ich NIE wieder Alkohol trinken werde. Kein "Lassen wir mal ein paar Jahre die Finder davon, dann darf ich wieder" wie früher, sondern eine klare Linie. Hört sich easy an, täuscht aber ;)!


    Wie geht es bei Dir weiter? Was sehen die nächsten Wochen vor?
    Hast Du Unterstützung?

    Auf einen regen Austausch, der Dich dieses mal hoffentlich einer langfristigen, zufriedenen Abstinenz näher bringt! :)

    Gute Nacht
    step

  • Lieber Frank,

    Fragen, die sich mir stellen:

    1) in den knapp 5 Jahren exzessiven Konsums, ist Dir nie der Gedanke gekommen, Hilfe anzunehmen?

    2) Wie hast Du den Konsum finanziert respektive dein Leben?

    3) Hat deine Mutter / Bruder versucht den Kontakt zu halten?

    Alles Gute, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hallo Frank

    Hab heute Mittag Deinen kompletten Thread gelesen.
    Muss sagen, ich war zwischenzeitlich echt sprachlos. Was der Alk mit einem Menschen machen kann ist mir noch immer schleierhaft. Und macht mich so traurig.

    Drücke Dir ganz doll die Daumen dass Du auf dem richtigen Weg bist.

    Werde fleissig bei Dir weiterlesen.

    Liebe Grüsse
    weinender Engel

  • Hallo Zusammen!

    Mir geht es soweit gut und ich lebe abstinent.

    Verlangen nach Alkohol habe ich keinen aber der Gedanke daran ist täglich da. Nicht der aktive Konsum, sondern vor Wochen hast du noch hier und da gesoffen, situations- und ortsgebunden. Kontakt zu trinkenden Menschen habe ich seit Ende April nicht mehr. Zu meiner Gruppensaufphase in der Öffentlichkeit komme ich ein andetes mal.

    Angefangen hatte ich das regelmäßige trinken mit Wein, auch wenn der Start ne Flache Whisky war. Das ging so bis
    Sommer 2012, ergo 2,5 Jahre. Ansteigende Menge über die Wochen und Monate. Endmenge sollten so 3,5 Liter/Tag gewesen sein.

    Dann habe ich jemanden intensiver kennen gelernt, der Wodka soff. Geschmeckt hat er mir nicht aber Wirkung und einfacherer Transport "überzeugten" mich schlussendlich. Hab das Zeug mit Cola gemixt konsumiert. Der Kontakt zu dem Typen ist auch ein Thema, auf das ich später genauer eingehen werde.

    Innerhalb der ganzen Zeit hatte ich immer wieder den Gedanken ans aufhören. Trinkpausen gab es immer mal wieder. Längste in 2010 von 3 Monaten.

    Das Geld zur Finanzierung des Suffs reichte ab Frühjahr 2012 (Ende Integrationsjob) nicht mehr. Daher saß ich 5-7 Tage im Monat auf dem "trockenen" = mtl. kalter Entzug.
    Bei nächstem Geldeingang ging es dann wieder von vorne los. Die 2 Tage harten Tage des Entzugs, soweit wie möglich, im Bett und Whg. verbracht. Vor dem Laden dann fester Wille keinen Stoff zu kaufen und raus kam ich mit meiner üblichen Ladung.

    Hinweis: Die ganzen ungewollten kalten Entzüge waren ein Spiel mit dem Feuer. Das ich sie überlebt habe darf nicht über die Gefährlichkeit hinweg täuschen!

    Um organisatorische Dinge allg. und speziell finanzieller Natur habe ich mich nicht mehr gekümmert bzw. resigniert. In der Zeit wurde mir dann auch 2x der Strom abgeklemmt und Mietschulden sind entstanden, die mich am Montag beinahe meine Mietswohnung gekostet hätten.

    Leergut und Kippen auf der Straße suchen und sammeln wurden zur Normalität.

    Der Leidensdruck wuchs erst dieses Jahr soweit an, dass die Auseinandersetzung an einen Schlussstrich konkreter wurde.

    Durch die mittlerweile noch heftigeren Entzugserscheinungen "musste" ich mich morgens wieder auf Level trinken. Bis das wirkte hatte ich schon wieder so viel in mich reingeschüttet, dass ich mehr wollte und wohl auch brauchte. Das ging dann jeden Tag so wieder von vorne los, sofern Geld vorhanden.

    Geklappt hat das Ganze dann nur durch Druck von aussen. Gesundheitsamt (hatte ich Anfang des Jahres um Hilfe gebeten), Vermieter, Nachbarin (wurde von vorgenannten als Anlaufstelle genutzt, da ich ja oft auf "Flucht" und telefonisch nicht erreichbar war und später sein wollte).

    Ist der Nebel schon wieder ein Stück gelichtet! Bin weiterhin krank geschrieben, Therapieantrag ist seit ner Woche unterwegs, Besuche weiter SHG und bis zur Therapie habe ich das passende soziale Umfeld (Freunde, Familie) zum reden und ablenken.

    Schönes Wochenende!
    Gruß
    Frank

  • Lieber Frank,

    bleib' dran, das ist schon ein heftiger Leidensweg gewesen, doch jetzt arbeitest Du wieder an Dir, bist aufgewacht und nimmst die Dinge wieder in die Hand! - Top -

    Ja, Resignation, wer kennt das nicht, der Teufel Alk hat voll zugegriffen, ich glaube Alk & Resignation gehen Hand in Hand, beim einen schneller, beim anderen langsamer.

    Durch Leiden können wir aber sehr sehr viel lernen und wieder runterkommen, ein neues Leben beginnen.

    Ich glaube an Dich & Grüße, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hallo Frank,

    bist Du noch hier, wäre schön, wenn Du dich mal melden würdest.

    Ich wünsche Dir ein angenehmes Woe, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

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