Co-Abhaenigkeit und ihr Folge

  • Hallo jenny!

    Habe deinen tread mit der krebserkrankung deiner mutter gelesen und sehe
    Dabei in einen spiegel, da meine frau auch am krebs erkrankte. Die krankheit brach bei meiner frau erst aus , als ich mich vom alkohol verabschiedet habe und schon über 2 jahre abstinent lebte.
    Krebs hat jeder in sich und bei dem einen bricht er aus und bei dem anderen nicht. Ich glaube, das bei meiner frau der krebs keine chance hatte, früher auszubrechen, da sie viel zu viel mit meiner sauferei beschäftigt war. Sie stand die ganzen jahre über so unter körperlich und psychischen spannungen, das sie sich gar nicht erlauben konnte krank zu werden, da sie für die familie funktionieren musste.
    Das er nichjt am anfang meiner abtinens ausbrach, lag vielleicht daran, das noch grosses misstrauen da war, denn bei mir traten noch dinge auf, die sie sehr an meine nasse zeit erinnerten. Erst als sie sich sicher war, das wir auf dem richtigen weg waren, kam ihr körperlicher und seelischer zusammenbruch. Sie machte zwar eine thera und kam da wieder auf die beine, aber der krebs machte sich in ihrer brust bemerkbar. Sie wurde umgehend mehrmals operiert und musste danach chemo und bestrahlungen über sich ergehen lassen.
    Hätte ich während dieser zeit noch gesoffen, so wäre einer von uns beiden, oder alle beide auf der strecke geblieben. Jetzt konnte ich für sie da sein wenn sie mich brauchte und das machte ich gerne. Es war eine harte zeit die wir durchmachten, aber der kampf hatte sich für uns gelohnt.
    Du wirst vielleicht denken, warum schreibt er mir das? Denke mal daran, wie viel jahre deine mutter unter spannungen stand, wegen der trinkerei deines stiefvaters. Welche kämpfe sie geführt hat um überhaupt weiterhin für ihn da zu sein. Jetzt da er gestorben ist, entsteht eine grosse leere weil sie nicht mehr kämpfen muss. So war es auch bei uns. Kannst du es nachvollziehen, warum ich bei deinem tread in einen spiegel schaute.

    PS. Es wäre schade, wenn du hier nicht mehr deine denkanstösse geben würdest, denn die erfahrungen die du mit dem thema sucht gemacht hast sind hilfen für die, die sie brauchen.
    Ob sie für einem richtig sind, liegt an jedem selbst.

    Herzlichst heinrich

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

  • Hi Heinrich,

    Dank Dir fuer Deinen Beitrag.

    Klar bleib ich hier, ich werde doch nicht gehen, weiss gar nicht warum das jeder denkt :?: . Ich fuehl mich hier wohl und wenn andere Menschen andere Denkweisen haben, dann ist es auch okay, muss ja nicht immer konform mit anderen Menschen gehen, das wichtige ist mir, dass ich hier alles niederschreiben kann und es mir besser damit geht und ich liebe mein Leben so wie es ist und bin froh schon so ein grosses Stueck weitergekommen zu sein, als wie noch vor einigen Jahren. Wir sind hier soviele und ich hab kein Problem mit Kritik, ich find es vielmehr interessant zu sehen, was fuer Feedbacks ich in meinem eigenen Thread bekomme und ich finds gut :D

    Bei meiner Mutti war es so, dass sie vor 10 Jahren einen Knoten in der Brust hatte und kurz vor dem Tod meines Stiefvaters hat sie wohl sehr stark abgenommen, der Krebs hat schon gestreut, meine Geschwister haben gedacht, dass sie vielleicht einen nicht bemerkten Schlaganfall hatte, meine Mutti wollte auf Teufel komm raus nicht zum Doktor. Da ich in England bin und ich meine Mutti zu diesem Zeitpunk 1,5 Jahre nicht gesehen habe, wusste ich nicht wirklich wie ernst die Lage war. Meine Mutti hatte geplant ins Krankenhaus zu gehen, an dem Tag als mein Stiefvater urploetzlich verstorben ist, sie wollte ins Krankenhaus um zu sterben, sie wusste, dass sie Krebs hatte, sie wollte endlich gehen, sie war so fertig von all den Jahren, ihre Kinder waren erwachsen und sie glaubte, dass sich dann alles irgendwie von alleine regeln wuerde. Aber Gott laesst wohl nicht mit sich handeln, mein Stiefvater ist in den fruehen Morgenstunden an dem Tag an dem er eigentlich meine Mutti ins Krankenhaus fahren sollte, umgekippt, tot, es hat keiner erwartet und den naechsten Tag kam meine Mutti ins Krankenhaus und einen weiteren Tag spaeter wurde uns Kindern eroeffnet, dass unsere Mutti einen bereits unheilbaren Brustkrebs hat. Es war so als auf einmal das grosse Finale erreicht ist, ich habs irgendwo ja all die Jahre gewusst, dass es so nicht weitergehen kann und irgendwann das Leben da mal eingreift. Heute denke ich, dass Gott uns unseren Vater genommen hat, damit meine Mutti noch eine Chance bekommt, wenn meine Mutter gestorben waere vor meinem Stiefvater, dann bin ich mir sicher haetten wir ihn kurze Zeit spaeter auch verloren. Es ist schon manchmal merkwuerdig wie das Leben sich aendert und was passiert. Es schmerzt natuerlich auch noch in mir, ich hatte ja bereits den Kampf aufgegeben und hab meine Eltern nicht immer wieder belabert endlich was zu tun, ich hab mir eingestanden, dass es ihr Leben ist und ich muss auch mir nach wie vor ins Gedaechtnis rufen, dass ich wirklich nie etwas haette machen koennen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo Jenny,

    nicht dass ich missverstanden wurde, ich finde es sehr gut, dass Du so viel schreibst, und meistens ( :wink: ) schreibst Du ja auch richtig gute Sachen!!
    Ich wollte Dir nur einen Denkanstoss geben, Dich nicht diesbezüglich einschränken!! Du hast mir schon oft gute Anregungen im Kopf verschafft! Aber wie gesagt, jeder ist anders gestrickt, und da wir uns ja nicht persönlich kennen, ist das Verständnis und die Akzeptans oft etwas undurchlässig...

    Was Heinrich schrieb, finde ich übrigens sehr interessant: Als mein Mann aufhörte zu trinken, fiel ich "in ein kleiines dunkeles Loch". Ich hatte plötzlich in Punkto Alkohol/Kontrolle/Aufpassen keine Probleme mehr, und fühlte mich völlig leer. Erst dann merkt man, wie sehr man immer unter Strom gestanden hat. Bei manchen Menschen äußert sich das ja vielleicht in einer schweren physischen Erkrankung!?


    Dir einen lieben Gruß, bokins

  • Hi,

    hatte gleichzeitig mir Dir geschrieben, also Deinen Beitrag jetzt erst gelesen. Die Lage ist bei Dir sicherlich eine ganz andere!

    lG, bokins

  • Hi Bokins,

    keine Angst, schraenke mich nicht ein, bin ja schon immer ein viel diskutierer gewesen, liegt in meiner Familie :D Ich beschaeftige mich halt mit dieser Sache ein Leben lang, natuerlich nicht ausschliesslich. Ihr duerft jetzt nicht denken, dass ich Truebsal daheim blase, nein ich lebe ein sehr froehliches wirklich richtig glueckliches Leben in England, mit meinem Mann, meine zwei schnuckeligen Kater und einen Hammerblick aufs Meer. Fuer mich ist ein Traum wahrgeworden und ich fuehl mich nicht mal schuldig dafuer. In meinen Co-Zeiten hab ich immer getraeumt in Cornwall zu leben, wer haette da gedacht, dass mir doch mal jemand aus Cornwall in Deutschland begegnet und der auch noch ein guter Freund von meinen Freunden ist.........das Leben halt. Weisst Du Bokins, ich schreib hier soviel, weil derzeit soviel aus mir wieder heraussprudelt, viele zusaetzlichen Erkenntnissel, die ich in alle den Jahren nach meinen aktiven Co-Zeiten gemacht habe. Ihr alle helft mir da unheimlich weiter mit euren Geschichten und darueber freu ich mich wirklich.

    Derzeit ist es halt nur sehr hart, da meine Familie trotz der Erkrankung meiner Mutter sich viel zu viel streitet und ich bin die aelteste von vier Kindern und irgendwo wollen meine Brueder mich wohl mehr als Zweitmutter als als grosse Schwester sehen und dagegen wehre ich mich derzeit, Grenzen setzen in dieser Situation faellt mir schwer. Aber ich bin da auch auf dem Weg und werd das schaffen. Ich kann halt auch nur haeppchenweise meine Geschichte erzaehlen, denn wenn ich alles auf einmal erzaehle, dann glaub mir wird ein ganzes Buch draus.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo alles zusammen,

    heute vor einem Jahr ist mein Stiefvater verstorben, er ist einfach in der Toilette zusammengebrochen. Er war bis zuletzt ein nasser Alkoholiker, seinen Krebs hat er besiegt, aber er konnte seinen Alkohol und seine Zigaretten nicht aufgeben und der Koerper hat die Therapien und seinen Lebenswandel nicht vertragen und somit aufgegeben. Er ist nur 56 Jahre alt geworden.

    Meiner Mutter geht es besser ihr unheilbarer Krebs konnte derzeit gestoppt werden, dass ist zumindestens gut und wir Kinder sind dankbar, dass sie noch ein wenig bei uns sein darf, ihre Co-Abhaengigkeit hat ihr diese unheilbare Krebserkrankung eingehandelt, sie wollte nicht zum Arzt, weil sie dann die Verantwortung meinem Stiefvater aufdruecken muesste. Daher zuende ich heute eine Kerze an, nicht nur fuer meinen Stiefvater, sondern fuer uns alle hier die mit Alkoholismus, Co-Abhaengigkeit zu tun haben.

    Alles Liebe von einer heute sehr nachdenklichen,

    Jenny

  • Hallo Jenny!
    Ich lese auch gerne deine hilfreichen Beispiele und Beiträge. Ich hoffe, dass es bei dir auch so ist, dass sie dir gleichzeitig helfen, deine Probleme zu verarbeiten. Du hast immerhin ein ganz schönes Päckchen zu tragen. Ich wünsche dir viel Kraft dazu.
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Jenny,

    Der Sterbetag von meinem Vater ist auch heute. Obwohl es bei ihm schon einige Jahre her ist. Aber es ist egal wie lange, wenn man den Grund kennt, warum sie gestorben sind.

    Fühl dich auch von mir gedrückt, werde es dir nachmachen, und auch eine Kerze für uns alle anzünden.

    LG

    Glöckchen

  • Hallo ihr Lieben,

    ich danke euch. Natuerlich hilft mir das Schreiben viel hier im Forum und auch all eure Geschichten und Gefuehle, die ihr hier niederschreibt.

    @Markus: Tsja mit der Zeit, ich arbeite ja halb selbstaendig von daheim und in meinen Pausen hab ich Zeit zu schreiben, dazu bin ich auch noch ein sehr schneller Tipper, was mein Job ja auch erfordert. Ansonsten gibt mir das Forum Kraft, ich hole mir hier also Kraft her und es hilft mir sehr das alles zu verarbeiten.

    Danke euch Gotti, Sabine, Gloeckchen.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo ihr Lieben,

    mir geht es soweit ganz gut, meine Mutti uebersteht ihre Krebsbehandlung gut und ich hoffe, sie hat noch etwas Zeit hier auf Erden.

    Manchmal kommen natuerlich immer noch die Gedanken an meinen Stiefvater auf und was-waere-wenn Fragen, aber da kann man nichts machen und ich fuehle mich nicht verantwortlich dafuer, dass er sich totgesoffen hat, da bin ich froh drueber. Meine Geschwister verarbeiten das aber alle anders und man kann schon ganz schoen sehen, wer nicht wirklich sein Leben von uns im Griff hat und wo noch Co-Strukturen sind und wenn ich hier im Forum von Eltern mit Kindern lese, die immer noch zweifeln, ob sie ihren alkoholkranken Partner verlassen soll, dann kommt zum Teil meine Kindheit wieder hoch und ich kann nur sagen, macht es Leute, geht den Schritt in die Gesundheit, tut etwas fuer eure Kinder, denn sie werden auf jeden Fall bestimmte Strukturen mitnehmen, die sie in einem von Sucht gepraegten Elternhaus mitgenommen haben. Dazu gehoeren, Unselbstaendigkeit, kein Selbstbewusstsein, Kontrollzwang, Depressionen, Vertrauensverlust und auch die Unfaehigkeit eine gesunde Partnerschaft zu fuehren. Ich habe es an mir selbst erlebt und sehe es zum Teil noch an meinen Geschwistern. Manchmal faellt es mir selbst schwer dort nicht mehr einzugreifen, aber ich tue es trotzdem nicht, weil ich weiss, dass es mir nicht guttun wuerde und ich selbst wieder in eine andere Co-Abhaengigkeit falle.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hi ihr Lieben,

    ich wollte doch auch mal wieder meinen Thread hochholen.

    Ich will mal die Gelegenheit nutzen und mich bei euch allen bedanken. Ich bin froh, dass ich an dieser SHG teilhaben darf und es hilft mir ungemein mich mit meiner Situation in der Familie auseinanderzusetzen. Da ja mein Stiefpaps letztes Jahr urploetzlich verstorben ist, er war bis zum Schluss nasser Alkoholiker und meine Mutti ihre Co-Abhaengigkeit soweit ausgelebt hat, dass sie selbst bei einem Knoten in der Brust nicht zum Arzt gegangen ist und meinte sie muesste sich fuer alles aufopfern, bin ich letztes Jahr in ein tiefes Loch gefallen. Es war fuer mich so, dass ich mir indirekt Vorwuerfe gemacht habe, dass ich vielleicht doch etwas aendern haette koennen, zu dem Zeitpunkt war mir klar, dass ich aufpassen muss, dass meine Co-Abhaengigkeit nicht in der Situation an meiner Familie ausleben darf und ich mich nicht mit Schuldgefuehlen plagen sollte, die nicht zu mir gehoeren, denn die Verantwortung tragen mein Stiefpaps und meine Mutti fuer mich alleine. Durch dieses Forum wird mir Tag fuer Tag klar, dass jeder seine eigene Entscheidung trifft, egal ob negativ und positiv und somit hilft es mir die Schuldgefuehle, die in mir hochgekommen sind als nicht real und Teil meiner Co-Abhaengigkeit anzuerkennen. Dabei fiel mir ein, wie wichtig es doch auch fuer einen "trockenen Co" ist an einer SHG regelmaessig dran teilzunehmen, damit wir nicht wieder aufs alte Gleis kommen.

    Daher nochmals Danke.

    Jenny

  • Hallo Jenny,


    Zitat

    Dabei fiel mir ein, wie wichtig es doch auch fuer einen "trockenen Co" ist an einer SHG regelmaessig dran teilzunehmen, damit wir nicht wieder aufs alte Gleis kommen.

    Da sprichst Du mir aus tiefster Seele. Nicht *einmal Trocken, immer trocken*.Jeden Tag, wie beim Alkoholiker auf sich achten!

    Ich möchte mal einen Teil Deiner Worte hervorheben, die mir ganz klar zeigen, daß wir immer wieder daran arbeiten müssen, an unserer *Selbstbestimmung* festzuhalten oder sie zu erreichen.

    Zitat

    dass jeder seine eigene Entscheidung trifft, egal ob negativ und positiv

    Ich finde, Dir ist dies doch sehr gut gelungen, Dich nicht wieder in die Schuldgefühlsschiene zu begeben.

    Ich wünsche Dir weiterhin die Kraft, *trocken* zu bleiben.

    Lieben Gruß

    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Hallo Jenny,

    ich finde sogar das wir ein lebenlang drauf achten müssen nicht wieder in Co- Verhalten zu verfallen.

    Es beginnt mit ganz kleinen Dingen, die die Co-Abhängigkeit wieder "ausbrechen" lassen können.

    Deshalb ist es wichtig sich immer wieder ein Feedback von Außen zu holen, da unsere "Wahrheit" sich schnell wieder verschieben kann.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo Jenny

    ich will Dir gern auf Deine Frage antworten, aber Spedis Thread nicht missbrauchen.

    Ich wohne seit einem Jahr im suedlichen England, noerdlich von London und zwischen Oxford und Cambridge...ist ein kleines Staedtchen, in dem ich mich sehr wohl fuehle.
    Ich wollte unbedingt mal im englischsprachigen Ausland arbeiten und hab mir diesen Zeitvertrag sozusagen ueber meine Firma erkaempft. Nachdem meine Kids letztes Jahr die Schule beendet haben, hielt ich es fuer den idealen Zeitpunkt, frueher war nicht moeglich, da ich meine 2 die letzten 11 Jahre allein erzogen hab.
    Mein Vertrag geht bis Ende des Jahres, dann gehts zurueck nach Deutschland.
    Was hat Dich nach England verschlagen? In welchem Teil steckst Du?

    Liebe Gruesse Koko

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