Wie soll ich mich verhalten?

  • Zitat von Oiseau


    Wir werden noch mal ein bisschen nachdenken und vielleicht muss ja auch ICH für uns beide entscheiden nicht hinzufahren.

    Hallo Oiseau,

    was hast Du denn jetzt entschieden, für Dich, nicht für Euch?

    Ein Freund, der mich sehr gut kennt, war gut gemeint der Ansicht, ich müsse nur mal was trinken und dann feststellen, ich bin OK und habe keine Probleme. Er konnte nicht akzeptieren, daß ich nein sagte und wurde zunehmend gereizt. Wir sind dicke Freunde, er hätte das wissen, vor allen respektieren müssen, hat er aber nicht, ich kann ihm noch nicht mal einen Vorwurf machen, für was auch, für seine Dummheit, auch wenn es meine gewesen wäre?

    Meine Frau war 4 oder 5 Monate trocken, wir gingen aus und tranken Wasser und Kaffee bei einem Spanier. Da meinte sie, daß wäre das erste mal und sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Verstand ich nicht, denn sie war 4 oder 5 Monate trocken. Das ist ihre Sache, ich muß da nichts begreifen. Sie hatte auch evtl. ausartende Veranstaltungen abgesagt und anläßlich einer Hochzeit die zeitige Rückkehr vorgesehen, mir haben die nächtlichen Autobahnkilometer zwar gestunken, aber das gehört dazu. Andererseits, ich muß ihr ziemlich auf den Keks gegangen sein mit meinem Getue. Beim Autofahren dauert es auch seine Zeit, bis einem das dazwischen Geplappers und Gehampele des Beifahrers nichts mehr ausmacht, das kann ganz schön auf den Keks gehen, sogar ablenken bis zum Knall, gelegentlich muß auch „Frau“ die Fenster öffnen und frische Luft rein lassen, weil es gerade in der Anfangszeit sehr dicke unverständliche Luft gibt. Zu zweit fahre ich auch ganz anders als alleine, also haben wir beide was davon.

    Machen wir uns nichts vor, alles ist denkbar und möglich, vieles nicht Dein Job, seiner, dumm nur, daß der Leichtsinn zu oft zu schnell wächst, ziemlich schnell. Ich würde mir keine Gedanken machen „zu“ radikal zu sein oder „zu“ trocken, weil die Zahlen eher „zu“ oft das Gegenteil belegen und da kam man dem gesunden Einpendeln ruhig nachhelfen, so lange Du bei Dir bleibst.

    Als ich hier auflief, da dachte ich schon mal, ich sein oder wieder ich werden, bedeutet auch tun und lassen wie es mir in den Kram paßt, z. B. mich am Trinken des Partners aufzuregen und selbst ein gepflegtes Glas trinken zu dürfen, es war ja nicht mein Problem. Es gibt die tollsten Irritationen in unserem Kopf, da mußte ich noch oft was in den Kopf bekommen. Der Coatch in meiner realen Gruppe macht das jetzt 34 Jahre. Seine Frau, 34 Jahre trocken, kauft ihm was er gerne trinkt, schenkt ihm ein und und und, alles ist irgendwann denkbar. 34 Jahre, was eine sehr lange Zeit.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo, Jenny, Karotte, bokins, Lilly und kaltblut,


    Zitat von Jenny2


    Weisst Du es gibt doch dieses Suchtgedaechtnis. Kannst Du Dich vielleicht an irgendwas erinnern, wenn DU einen bestimmten Geruch riechst und Du an Deine Kindheit erinnert wirst???? Oder die weihnachtlichen Gerueche, ich mein jetzt nicht Gluehwein, die rufen bei uns ja auch Gedanken hervor. So ungefaehr muss es bei einem Alkoholiker sein. Irgendwas ist dort was ihn an sein Beduerfnis an Alkohol erinnert und schon faellt es ihm schwerer und er kaempft wahrscheinlich noch Tage spaeter mit sich selbst, so wie hier einige trockene Alkoholiker geschrieben haben.

    danke, Jenny, für die Hilfestellung. Ja, klar kann ich mir so etwas vorstellen. Mir fällt dann auch ein, dass ich bestimmte Süßigkeiten gern esse und kaum habe ich die Tüte gesehen oder ich rieche was, schon läuft mir das Wasser im Munde zusammen und ich kann es kaum noch aushalten.

    Daran hätte ich denken sollen...

    Also, ich werde wohl die Einladung absagen. Da muss ich aber wirklich für uns zwei entscheiden. Allerdings sind es ursprünglich meine Freunde, bei denen wir eingeladen sind. Also wird meinem Partner das nicht so viel ausmachen. Hoffe ich. Das mit seinem Alkoholproblem kann er ihnen ja dann später mal erklären. Wenn, ja, wenn sie dann überhaupt noch unsere Freunde sind, wo wir doch abgesagt haben. Ich habe sowieso schon länger meine Zweifel, ob eine solche Freundschaft Sinn macht. Denn ich habe mich nun mal für meinen Partner entschieden und damit dafür, dass ich sein trockenes Leben mittragen will. Sicherlich wird sich da einiges ändern.

    Ich finde auch, Karotte, dass man wenigstens in den ersten trockenen Monaten mehr Rücksicht auf die Alkoholiker nehmen müsste und kann die Äußerungen der Leiterin in der SHG nicht teilen. Aber vielleicht meint sie, dass niemand im täglichen Leben dem Alk ganz ausweichen kann. Der Alkohol hat den größten Teil der "zivilisierten" Welt fest im Griff!!! :evil: (Das deckt sich auch mit deiner Meinung, liebe bokins, oder?) Insofern hat sie Recht: Ein Alkoholiker muss damit klar kommen. ABER: Was man vermeiden kann, sollte man vermeiden!

    Dass du, liebe Lilly, als Betroffene darüber schreibst, finde ich besonders wichtig für dieses Thema. Dadurch hilfst du uns Angehörigen enorm. Danke! Ich zumindest habe ja keinerlei Erfahrung und bin auf das, was Menschen, die sich auskennen, mir sagen, angewiesen. Du hast Recht: Die Einladung, die wir erhalten haben, wird mit Sicherheit auf ein Besäufnis hinauslaufen, wenn auch auf "kultivierte" Art. Nicht mit Grölen und Pöbeln, aber das ist eigentlich egal. Saufen ist Saufen! Und in DER Stadt kommt man am Alk nicht eine Sekunde vorbei.

    Ich werde absagen.

    Sicherlich macht mein Partner sich momentan noch keine Vorstellung davon, wie es würde. Zwar behauptet er, er habe früher in trockenen Phasen schon oft so etwas ausgehalten und es habe ihn nicht belastet, aber - nun ja, ihr kennt die Geschichte - er ist eben auch nicht für immer trocken geblieben. Irgend wann hat er es eben dann doch nicht mehr ausgehalten.

    Ja, kaltblut, Leichtsinn wäre es möglicherweise, aber vielleicht auch nur Selbstüberschätzung. Ich weiß es nicht. Ich wollte ihn ja entscheiden lassen, habe ihn mehrmals gefragt und gelöchert, aber immer wieder kommt: Macht doch MIR nichts aus! Wäre ja lächerlich!

    Nein, man kann wohl nicht vorsichtig genug sein. Da werde ich der Vorsicht ein bisschen auf die Sprünge helfen :P .

    Ich danke euch einstweilen für all eure Unterstützung und grüße euch herzlich,

    Oiseau (frz. = Vogel :D )

  • Hallo Oiseou,

    ich sehe, Du hast verstanden, wie es ungefähr gemeint war, wenn man auch nicht alles 100% als Nicht-Betroffener (zumindest jetzt ma suchttechnisch) nachvollziehen kann. Dein und Jennys Beispiel für das beispielsweise Geruchsgedächtnis (mh, weiß grad nich, ob man dat überhaupt so nennen kann oder wie man das sonst nennt :oops::roll: ) ist „korrekt“ so. Bei mir ist es auch so, das ich sofort an meinen Opa denken muß und wie ich als Kind auf seinem Trecker mitfuhr, sobald ich Dieselgeruch rieche, womit ja bekanntlicherweise ein Trecker angetrieben wird :wink: es ist alles wieder sofort da, ob ich das möchte oder nicht, In diesem Fall aber eine schöne Erinnerung. Bei Alk-Geruch kann aber das gleiche ablaufen, auch wenn man nur zu Hause soff, der riecht ja nu bei Bekannten nich auf einmal anders…

    Desweiteren denke ich, das Männer auch eher dazu erzogen wurden, stark zu sein, also auch dumme Situationen auszuhalten. Es also als Stärke empfinden, zu sagen „mir macht das alles nix aus“. Und auch mangelnde Erfahrung kann zu diesem Denken führen, man(n) weiß es halt noch nicht besser.
    Und das ist der wichtigste Grund, warum wir hier raten wollen, wir haben bereits gewisse Erfahrungen, manch einer mußte sogar mit einem Rückfall dafür bezahlen. Ich glücklicherweise nicht, weil ich auf Erfahrungen anderer einfach mal vertraue, muß nich jede Dummheit selbst begehen.

    Und ein Rückzug aus einem gesellschaftlichen Leben halte ich auch für blöd, Menschen sind nun mal gesellige Wesen, und ich bin das auch, sogar sehr :wink: . Und Freunde sind wichtig für einen, für mich ist das jedenfalls so.
    Das heißt aber nicht, das Alkohol dazugehören muß !
    Ich habe schon selbst so lustige Feiern gemacht, wo niemand Alk vermisst hat und wir verdammt viel Spaß hatten, viel mehr als angesoffen. Wir können zusammen auch ohne Stoff herrlich herumalbern, aber auch sehr ernste Gespräche führen, alles zu seiner Zeit.
    Dazu braucht man aber Freunde und Menschen, die mit Alk nix am Hut haben, und die GIBT ES ! Man muss allerdings ein wenig danach suchen, ganz unbestritten, Alk gehört leider sehr zum allgemeinen Gesellschaftsbild, das weiß ich auch.
    Aber der Aufbau eines solchen Bekanntenkreises lohnt sich auf jeden Fall !

    Es ist nicht einfach, trocken zu werden, hat hier auch nie jemand behauptet, auch sowas ist damit gemeint.
    Und man darf keine Angst mehr vor Veränderungen haben, man darf nicht davon ausgehen, das sie schlecht sein werden, denn meist ist das Gegenteil der Fall, so jedenfalls meine Erfahrungen.

    So, dann freu ich mich, das ich ein wenig helfen konnte, dachte schon, ich hab mich jetzt hier mega-unbeliebt gemacht, aber ich sprech halt auch gern Klartext, aber dann auch immer mit den nötigen Erklärungen. Sonst kann man ja nich verstehen.

    Liebe Grüße
    Lilly

  • Hallo, alle,

    vielen Dank noch mal für die vielen Zuschriften, über die ich heftig nachdenke.
    Aber jetzt sind wir dann erst mal WEG!
    D. h. Es gibt erst wieder was von mir zu lesen gegen Ende des Monats.
    Wenn du. liebe bokins, mich mal wieder hochholen willst, finde ich das natürlich süß von dir. Dann finde ich mich eher wieder... :lol:
    Allen wunderschöne, trockene, glückliche und erfüllte Maitage und ein schönes Pfingstfest.

    Eure Oiseau.

  • Hallo Oiseau,

    hole Dich wie versprochen mal nach oben. Ob es Samstag noch so sein wird??
    Hier tut sich ja eine Menge. Ich bin zu der lesenden Mitgliedschaft gewechselt. Das ging mir hier alles zu flott. Aber auch das Lesen macht mir momentan keine Freude, es bringt mich auch irgendwie nicht weiter.

    Hoffe Du hattest einen wunderschönen Urlaub, bin jetzt auch erst mal bis Sonntag weg, meinen Mann besuchen!!!

    Es grüßt Dich ganz herzlichst, bokins

  • Liebe bokins,
    das war lieb von dir! :D
    Wir sind froh und munter und sehr trocken (!!) :wink::wink: zurück aus dem Urlaub und haben gestern und heute ausgepackt und den Garten bearbeitet. Es gibt ein wenig zu berichten über eine Situation im Urlaub, mit der ich überhaupt nicht zurecht kam. Doch ich kann jetzt noch nicht darüber schreiben, brauche mehr Ruhe und Konzentration. Muss mich jetzt auf den Berufsalltag morgen wieder vorbereiten.
    Aber ich melde mich die Tage wieder, denn ich brauche dringend Rat von euch.
    In der Zwischenzeit hast du deinen Mann besucht. Ich freue mich, dass es doch geklappt hat. Hoffentlich war es ein wunderschönes Wochenende für euch beide! Ich wünsche dir, dass es deinem Mann deutlich besser geht. Die Klinik hört sich übrigens genau so an, wie die, wo mein Partner war. Lustig!
    Ich würde mich schon freuen, ab und an wieder von dir zu hören.
    Alles Liebe,
    Oiseau.

  • So, jetzt habe ich einen Moment Zeit zu berichten, was mir auf der Seele brennt.
    Zu Beginn unseres Urlaubs im Süden waren wir von dem dortigen Vermieter zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, worauf wir uns, trotz der Sprachbarriere, sehr gefreut hatten. Ich hatte angenommen, mein Partner würde sagen, dass er Alkoholiker ist, sobald er gefragt werden würde, ob er Wein möchte. Nun, er sagte immer nur: Nein, ich trinke keinen Wein. Ich, weil ich auch nichts trinken wollte, sagte auch immer nur, dass ich nichts wolle. Wäre ICH die Alkoholikerin, hätte ich die Sache klar gestellt, so viel Vokabular hätten wir in allen uns zur Verfügung stehenden Sprachen schon zusammen gebracht. Aber ich konnte ihm ja nicht vorgreifen, und so verbrachten wir den Abend mit ständig neuen Beteuerungen nur Wasser zu wollen, keinen Wein. Die Gesichter der Einheimischen, für die Rotwein zum Leben dazu gehört, starrten uns nur immer wieder verständnislos und staunend an und sie unterhielten sich über uns (so viel verstehe ich noch) naja, und so weiter. Es war ein netter, aber sehr beeinträchtigter Abend für mich und ich hatte ständig Fluchtgedanken. Mein Partner meinte, ich könne auch was trinken, er hätte keinerlei Probleme damit, aber ich finde, ich sollte ihn unterstützen (wir hatten das Thema ja schon mal). Er weiß glaube ich, gar nicht, wie sehr mir die Geschichte zugesetzt hat. Ich verstehe nicht, warum er sich nicht outen kann, und fürchte nun, er wird es auch in anderer Gesellschaft nie tun. Stünde es mir evtl. auch zu, die anderen zu informieren? Aber dann wäre er vermutlich sauer. Ich habe jedenfalls gemerkt, wie es ist, wenn man keinen Alkohol trinken will und immer wieder NEIN sagen muss! Wie kompliziert, peinlich und lästig!!!
    Er sieht das alles ganz entspannt, so beteuert er jedenfalls. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich nächstes Mal in einer solchen Situation ruhig ein Gläschen Wein trinke, denn ich bin nicht gefährdet. Wenn er meine Bemühungen sowieso nicht würdigt... :cry:
    Ansonsten war der Urlaub sehr harmonisch und knochentrocken, abgesehen vom Wetter!! :wink:
    Heute ist er außer Haus, trifft sich mit einem alten Kollegen. Ich vertraue ihm, und ich merke, dass er momentan keinerlei "Saufdruck" aushalten muss. Hoffe, es bleibt so.
    Als ich übrigens mit ihm reden wollte und ihm meine Gedanken erzählte, war er wieder sehr abweisend. "Früher war das Trinken das Problem, jetzt ist es das Nichttrinken!?" Ich habe dann versucht ihm zu erklären, dass es ja ein lebenslanger Prozess sei für ihn/uns, denn er müsse ja nicht nur jetzt sondern auf Dauer trocken bleiben und so weiter.... Aber so recht weiter sind wir nicht gekommen. Er tut so, als sei er ohne Probleme für alle Zeiten trocken. Dabei vergisst er völlig, dass er das schon so oft durchgemacht hat, diese kurzen Trockenphasen, und dann doch bei irgend einer Gelegenheit rückfällig wurde. Ich sagte ihm, er müsse mich auch verstehen, es sei zu viel geschehen.
    Ich habe vor einem nächsten gesellschaftlichen Anlass (es gibt sowieso äußerst selten solche...) richtig Panik. Was kann ich tun, was könnt ihr mir raten? Vielleicht war ja schon mal jemand von euch in einer ähnlichen Lage.
    Liebe Grüße von einer sehr verunsicherten
    Oiseau.

  • Hi Oiseau,

    ein trockener Alkoholiker wuerde wahrscheinlich jetzt antworten, dass man auf solchen Veranstaltungen nichts zu suchen hat, ein Jahr sollte man solche Veranstatltungen hueten, einfach um einen Rueckfall zu vermeiden, weil ja der Saufdruck noch im Nachhinein kommen kann, das Suchtgedaechtnis ist da wohl sehr tueckisch :?

    Was ich Dir aber als ehemalige Co raten kann ist, dass Du Dich nach wie vor auf Dich selbst konzentrierst und wenn Du weisst ihr seid auf Veranstaltungen eingeladen auf denen ordentlich gebechert wird, dass Du dort nicht hingehst, einfach fuer Dich und einfach fuer eure Beziehung, was Dein Mann macht ist seine Sache und wenn er wieder rueckfaellig wird, dann ist das sein Problem. Versuch ihn jetzt nicht noch extra zu kontrollieren oder beeinflussen oder ihn mit Gespraechen alles aus der Nase zu ziehen, sondern bleib bei Dir und sei Zuschauer, DU kannst lediglich fuer Dich klarmachen, dass solche Veranstaltungen fuer Dich tabu sind. Wie er sich entscheidet ist seine Sache.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Liebe Oiseau,

    habe Dich echt vermisst... :wink:

    Nun zu Deinem Problem: Ich habe bei dem Besuch bei meinem Mann auch wieder mein Problem mit seinem (früheren) Alkoholmissbrauch angesprochen, und er sagte mir, ich solle nicht immer davon anfangen. Mehr wie nicht trinken, und es mir auch eindringlich versprechen, kann er schliesslich nicht. Er wird sich auch nicht bei solchen Anlässen als Alkoholiker outen, das weiß ich (aus Erfahrung). Die Scham und das evtl. Unverständnis auf das er trifft ist zu groß. So kann ich damit zufrieden sein, dass er nichts trinkt. Den Grund muss man ja auch fremden Menschen nicht sofort auf´s Auge drücken. Wenn zu Euren Gastgebern der Rotwein zum täglichen Leben dazugehört, hätten Sie wahrscheinlich auch kein Verständnis gehabt, dass wird sicherlich Dein Partner auch gedacht haben. Der Abend ist doch für Euch alkoholfrei gelaufen, was willst Du mehr?Versuche das unangenehme Gefühl in solchen Situationen mit Humor zu nehmen, und lächle über die Ignoranten, die ein NEIN nicht akzeptieren.Viele Menschen sieht man doch nie wieder. Den vermeintlichen Saufdruck können wir unseren Partner nicht nehmen. Und wenn sie trinken wollen, dann tun sie es, ohne das wir dabei sind...

    Für mich ist es nicht mehr so wichtig, ob mein Mann bei solchen Gelegenheiten über seine Krankheit spricht, oder er sich dafür entscheidet, seinen Weg ohne ein"Coming out" zu gehen. Wichtig ist mir, dass er es durchhält.
    Ich trinke überigens auch jetzt nichts, obwohl er nicht da ist. Und ich finde es gut, dass Du ihn "symbolisch" unterstützt, indem Du auch nichts trinkst. Bleib dabei, ich glaube schon, dass es ihm gut tut, auch wenn er nicht immer darüber reden wird/will.Mein Mann sagt auch immer, ich könne ruhig trinken, aber ich glaube er sagt es, um mir meine Selbstbestimmung nicht zu nehmen. Es freut ihn schon, wenn ich mitziehe. Es wird Deinem Mann auch nicht egal sein, und wenn Du von Deinem Weg abgehst, sieht er vielleicht das Problem in weite Ferne gerückt, er steht Dir doch nahe, mehr als alle anderen Menschen. Wir können manchmal durch handeln besser unterstützen, als durch reden. Du weißt ja, Männer sind anders. Ich, als Frau, habe immer das Bedürfnis über meine Gedanken und Problemen sofort und gleich zu reden, aber ich habe in den letzten Wochen festgestellt, dass manche Dinge/Gedanken/Ängste sich von selbst lösen, wenn man in Ruhe damit in sich geht. Aber ich kann Dich so gut verstehen, unser Vertrauen ist nunmal in seinen Grundfesten erschüttert. Daran müssen beide Seiten arbeiten. Sieh es nicht als Niederlage, sieh es einfach als seine Entscheidung. Es ist ja nichts passiert.

    Es grüßt Dich herzlich, bokins

  • Hallo Oiseau, schön, dass du wieder da bist!

    Deine Zeilen erzählen so viel von meinen Gefühlen, Erlebnissen. Auch mein Mann hat Probleme? mit dem Outen. Aber das ist jetzt nicht mehr mein Problem, denn wenn ich im Gespräch darauf komme, sage ich es Freunden und Bekannten. Ganz nebenbei. Wen es interessiert, fragt nach. Die anderen sind mir dann auch egal. (Manchmal jedenfalls :oops: ) Mein Mann ist glaube ich, über diese "Hilfe" dankbar. Zumindest hat er sich noch nicht negativ geäußert. Für mich ist es eine riesengroße Erleichterung, endlich "frei" zu sein. Über seine Sucht reden zu können. Er hat diese Schambarriere wahrscheinlich noch nicht überwunden.
    Wie es bei unserem nächsten "Fest" wird, kann ich auch noch nicht sagen. Natürlich brennt auch die Angst seit dem traurigen Ereignis in mir. Aber andererseits haben die Gespräche danach auch wieder ganz viel Stärke und Zuversicht bewiesen. Da denke ich schon, dass wir es schaffen werden.
    bokins : Ich finde es auch gut, neben ihm nichts zu trinken. Ganz egal wo und wie. Allein schon der Gedanke, er küsst mich und bekommt dann Saufdruck! :shock: Bin ja selbst schon soweit, dass mich eine Alkfahne ekeleregend abstößt.
    Noch was. Hatte gestern wieder mal das Gefühl, dass er überhaupt nichts "von mir wissen wollte". Wir saßen nebeneinander auf der Couch, ich mit dem Kopf an ihn gekuschelt. Von ihm keine Gegenreaktion. Heute erzählt er am Telefon von einem Versicherungsproblem, mit dem er mich gestern abend nicht mehr belästigen wollte, "weil wir so schön nebeneinander gekuschelt haben." --- Ich glaube so langsam, bei den trockenen Alkis ist ganz schön viel Gefühl durcheinander. Kann man ja auch bei unseren im Forum nachlesen.
    Damit will ich dir , liebe Oiseau auch gleich Mut machen. Wir beide / vier haben noch viel vor uns. Aber! wir werden es schaffen.! Gib nicht auf. Wäre ja viel zu schade, nachdem wir so viel durchgemacht haben.
    Eine gute Nacht wünscht dir Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe bokins,
    bin richtig gerührt von solcher "Freundschaft"! Danke!
    Unsere Männer scheinen sich ja sehr zu ähneln. :shock: Da kann ich immer nur staunen. Du hast schon recht mit dem, was du schreibst. Aber was ich so lästig fand an der Situation: Wir mussten uns immer, den ganzen Abend über, rechtfertigen, mussten immer wieder und wieder nein sagen. Wie unangenehm! Hätte er gleich gesagt, was los ist, hätte wahrscheinlich keiner mehr gefragt. Das wäre doch unendlich viel leichter gewesen! Oder?
    Natürlich denke ich dann auch immer an die Zukunft und dass es vermutlich noch oft solche Situationen geben wird. Ich MAG daran nicht denken, dabei sträuben sich mir die Nackenhaare.
    Sicher, Gotti macht es bestimmt auch richtig. Sie erzählt jetzt allen vom Alkoholproblem ihres Mannes. Auch ich habe einigen Freunden davon erzählt. Aber ist es denn nicht hauptsächlich die Aufgabe des Betroffenen, die Sache zu klären, besonders dann, wenn er dabei ist? Ich würde ihn doch sonst evtl. beschämen oder bevormunden.
    Dass du auch jetzt nichts trinkst, wo dein Mann fort ist, kann ich verstehen. Ich habe es auch nicht gemacht! Selbst jetzt noch habe ich kein Verlangen nach Prozenten... :wink:
    Du bist schon ganz schön weit in deinen Erkenntnissen, bokins! Gerade die Weisheit, auch mal schweigen zu können und statt dessen entweder zu handeln oder einfach abzuwarten - über diese Fähigkeit verfüge ich noch nicht immer.
    Wie war denn eigentlich das Wochenende mit deinem Mann?
    Liebe Grüße an dich,
    Oiseau.

  • Liebe Gotti,
    das Outen scheint viele von uns Cos zu beschäftigen, oder? :? Weiß dein Mann, dass du den Leuten von seinem Problem erzählst? Wie steht er dazu? Du schreibst nur, dass du glaubst, dass er für die Hilfe dankbar ist.
    Mein Partner weiß, dass ich einigen wenigen davon berichtet habe, aber er würde es bestimmt nicht gut finden, wenn ich jeden darüber informieren würde. Wenn wir gemeinsam irgend wo sind, kann ich doch nicht für IHN sprechen. Das müsste er dann doch selbst erledigen. Ich würde mir vorkommen wie eine Gouvernante. :x
    Euer Fest steht ja auch noch bevor. Spannend!
    Alkoholfahnen stoßen mich auch unheimlich ab. Im Urlaub haben wir im Zug einen Volltrunkenen gesehen, der kaum noch gehen konnte und stank wie ... naja, du kannst es dir ja denken! Selbst mein Partner wurde ganz blass, als er ihn sah und äußerte sich negativ. Er war sichtlich geschockt und hat bestimmt gedacht, dass er auch mal ein ähnliches Bild abgegeben hat... Muss peinlich sein.. :cry:
    Danke für das Mutmachen! :D Ist angekommen!
    Liebe Grüße und gute Nacht!
    Oiseau.

  • Liebe Jenny,
    auch für deine Antwort Danke!
    Wir hatten vorher nicht darüber nachgedacht, dass dort so viel gebechert werden könnte, weil wir nicht wussten, dass auf der Feier DREI erwachsene Männer ihren Geburtstag feierten! Und irgend wie war es ja auch interessant, eine Feier in einem anderen Land kennen zu lernen. Nächstes Mal sind wir schlauer. Andrerseits KANN man nicht alle Situationen mit Alkohol meiden. Dazu ist er zu verbreitet hier im Leben der meisten Menschen :cry:
    Ich war ja auf mich konzentriert, denn ich selbst habe unter der Situation am meisten gelitten, weil ich immer nein sagen musste. ICH konnte ja keine Erklärung abgeben! Ich hätte es getan, aber ich wollte ihn nicht entmündigen. Aber selbst, wenn ICH die Alkoholikerin wäre, hätte ich mich geoutet und der Abend wäre vermutlich entspannter verlaufen. So habe ich im Prinzip eine volle Ladung CO-Alkoholismus abgekriegt. War unangenehm für mich.
    Liebe Grüße,
    Oiseau

  • Liebe Oiseau,

    ich weiß nicht, ob ich weit bin mit meinen Erkenntnissen, vielleicht spielt auch ein wenig Resignation dabei eine Rolle...

    Auf jeden Fall lasse ich meinem Mann den Vortritt und auch das Recht, über seine Krankheit selber zu reden, denn es gibt sicherlich Menschen, denen ich es ohne weiteres sagen würde, er aber nicht. Ich habe nicht das Recht, über seinen Kopf hinweg darüber zu erzählen, ich würde das für mich auch nicht wollen!! Mir geht es doch hauptsächlich darum, dass er nichts mehr trinkt! Ich trinke ja auch nichts mehr, soll ich jetzt sagen ich sei Alkoholikerin, damit das Anbieten aufhört? Ich denke, das Nein-Sagen ist auch immer wieder eine gute Übung für die Männer. Wenn sie nicht mehr Nein sagen können, werden sie rückfällig. So oder so.
    Ich bin für das Handeln meines Mannes nicht verantwortlich, und es kann mir auch nicht unangenehm sein, wenn er hundertmal gefragt wird, ob er denn wirklich nichts trinken möchte. Er ist für sich und sein Handeln verantwortlich, ich bin es für mich und mein Handeln.
    Trotzdem sollte man nie in die Lage versetzt werden, sich möglicherweise für seinen Partner schämen zu müssen. Und ich bin mir sicher, solange er nüchtern ist, kann das nicht passieren!!

    Mein Wochenende war anstrengend (4-stündige Fahrt mit Kind und Hunden), aber auch wunderschön. Er hat sich schon verändert, aber ich kann nicht mal sagen, wie. Die Situation dort war eben aussergewöhnlich. Die Klinik ist aussergewöhnlich, von den Entspannungstechniken (Achtsamkeitstraining etc.) hatte ich vorher nie gehört. Er fühlt sich gut dort, und merkt auch schon einige Veränderungen an sich.
    Gestern bekam ich jedoch eine traurige Mitteilung: nochmal 5 Wochen.... Wenn ich dabei an mich denke, weiß ich nicht, wie ich diese Doppelbelastung noch so lange aushalten soll. Ich schlafe im Schnitt nur noch 6 Stunden und habe schon 4 kilo abgenommen. Naja, muss ich wohl durch... :cry:

    Ein "bedrückter" Gruß an Dich, bokins

  • Liebe bokins,
    du bringst mich sehr weit mit deiner Sicht der Dinge und dafür danke ich dir.
    Manches erkennt man erst, wenn ein anderer es formuliert. :idea:
    Übrigens: Daran dachte ich auch schon, zu sagen ich sei Alkoholikerin, damit mir nichts mehr angeboten wird. Ich habe das aber als spaßigen Gedanken gesehen. :twisted:
    Du Arme, du übernimmst dich anscheinend wirklich in letzter Zeit. Du schriebst doch mal von deiner Mutter, glaube ich. Kann sie dir nicht was abnehmen, und wenn es nur mal euer Sohn ist? Sie scheint doch auch nicht ausgelastet zu sein und meist einsam. Lass dir helfen. Dein Mann freut sich auf dich, wenn er in ein paar Wochen (dann ist immer noch SOMMER! :D )zurückkommt. Dann wollt ihr doch die Zeit zusammen genießen! Es hilft keinem, wenn du dann zusammenklappst. Also, sei egoistischer!
    Ich überlege, was dir helfen könnte.
    Vielleicht wäre es eine gute Idee, für jeden neuen Tag eine Art Tagesplan zu machen, mit Zeiteinteilung und - ganz wichtig - zum Abhaken!!! Und dann könntest du Unnötiges, Unwichtiges ausstreichen und z.B. durch etwas ersetzen, das dir hilft dich zu entspannen und auszuruhen, genug und in Ruhe zu essen und es dir gut gehen zu lassen.
    Ich wünsche dir sehr, dass du einen Weg findest, der dir ein gewisses Wohlfühlen ermöglicht. Du hast ein Recht darauf, dass es dir gut geht, genauso wie dein Mann!!! Straf dich nicht, du kannst schließlich nichts dafür, dass dein Mann psychische Probleme hat und trinkt!!!
    Ganz liebe, sommerliche Grüße
    von Oiseau.

  • Liebe Oiseau,

    danke für Deine Ideen :wink: . Ich mache mir jeden Tag einen Plan, hake ab, aber am Ende des Tages ist immer noch was übrig. Ich arbeite alleine, so bleibt ja alles an mir hängen. Nur den Haushalt, den muss ich jetzt auch noch stemmen. Meine Mutter wohnt auch hier, ja, aber auch sie hat noch immer große Probleme durch den Tod meines Vaters. Das muss ich auch wieder auffangen...
    Ich schaff das schon. Irgendwie geht immer alles. Und in den Sommerferien machen wir 2 Wochen Urlaub, so Gott will. Da freue ich mich schon drauf. Meine Ängste, einen völlig veränderten Mann, nach dann immerhin 8 Wochen wiederzubekommen, sind sehr groß, und erinnern mich an Deine ersten Zeilen hier. Was kommt? Was wird? Wie geht es weiter? Liebt er mich dann noch? Warum zweifele ich daran?
    Aber gut, ich will Deinen Thread nicht für mich missbrauchen, meiner ist schon in der Versenkung verschwunden... 8)

    Ich hoffe, Du kommst mit dem Problem des outen/nicht outen bald klar, und wenn Du es einfach nur als kleine Schwäche Deines Partners akzeptierst.
    Sei lieb gegüßt und geniesse die sommerlichen Temperaturen! Mein Büro ist leider im Keller, ich bekomme vom Wetter nicht viel mit.
    bokins

  • Ihr Lieben,

    ich brauche mal eine kurze Sonnenpause. Mann, ist das heißßßßß!

    Mir gehen zwei Sachen ein bisschen durch den Kopf. Mein Lebensgefährte ist ja jetzt nicht mehr berufstätig und ist meistens zu Haus. Er hat immer was zu tun, hilft mir auch im Haushalt, langweilt sich nicht und es geht ihm wirklich gut. Aber ich weiß nicht, ob das nicht auch gefährlich ist: Sich so viel daheim zu vergraben! Er hat kaum Kontakte zur "Außenwelt", fast nur durch mich Treffen mit Freunden. Das gibt mir zu denken. Ich will zwar nichts herauf beschwören, kann mir aber schwer vorstellen, dass es ihm lange Zeit gut gehen kann bei der Einsiedelei. Außerdem ist es mir manchmal zu eng, ich brauche wenigstens ab und zu mal meine Ruhe, also Alleinsein, was ich jetzt kaum noch habe. (Ruhe in dem Sinne schon...) Zum Glück habe ich ein Hobby, das mich ab und zu mal aus dem Haus zwingt, und ich arbeite natürlich, und ab und zu treffe ich mal ne Freundin. Er hat das alles nicht, er hat Hobbys, aber die kann er zu Haus erledigen.

    Was meint ihr? Wer hat Erfahrung mit solch einem Verhalten? Meidet er vielleicht bloß Menschen, um sich vor einem Rückfall zu schützen? Allerdings war er schon immer eher ein zurückgezogen lebender Mensch.

    Soweit die erste Frage.

    Die zweite: Ich habe immer noch nicht geschafft, unseren Freunden zu der besagten Geburtstagsfeier, zu der wir im Sommer eingeladen sind, abzusagen, denn ich müsste ihnen erklären, warum wir nicht kommen. Es sind alte Freunde von mir, die ich eigentlich sehr schätze. Wenn wir aber jetzt nicht die Möglichkeit haben, sie vor der Feier noch mal zu treffen und ihnen persönlich alles zu erklären (mein Partner wollte es machen, hat er gesagt), dann sind sie vielleicht sauer, weil sie es nicht verstehen. Ich weiß, viele von euch sind der Meinung, man solle solche Freunde meiden und sich einen neuen Freundeskreis suchen, aber ich weigere mich andererseits, die paar Freunde, die ich habe, einfach abzulegen, weil mein Partner Alkoholiker ist. Dann bin ich ja noch mehr co-abhängig!!! Schließlich richte ich mich dann nur nach ihm und mein eigener Freundeskreis wird einfach abgeschafft. Also besteht mein Leben nur noch aus ihm. Das, was mein Leben, bevor ich ihn kannte, ausmachte, muss ich ablegen?! Ich will das nicht.

    Wie ich mich verhalten soll, weiß ich nicht. Sage ICH ihnen Bescheid, ist mein Partner sauer, weil er ja eigentlich kein Problem damit hat, ständig zuzusehen, wie die anderen trinken - er sagt halt hundertmal NEIN, ich trinke nichts. Aber ICH habe mit der Version ein Problem, wie ich schon erzählt habe.
    Er will aber den Freunden am Telefon auch nichts erzählen.
    Wenn ich absage riskiere ich zumindest, dass diese Freunde sauer sind und ich sie verliere.
    Au Mann, ich weiß nicht, was tun.

    Ansonsten geht es uns gut. Meinem Lebensgefährten fehlt der Alkohol überhaupt nicht, nicht mal bei diesen Temperaturen. Aber er ist doch zuweilen sehr still und nachdenklich. Das Thema Reden ist nach wie vor aktuell. Über Politik und die Welt -JA! Aber alles andere - SELTEN bis NIE!

    Nun ja, manchmal finde ich, dass wir Angehörigen auch allerhand mitmachen müssen. Wenn ich dann so bei euch anderen lese...

    Ich wünsche euch einen lauen, unwetterfreien Feierabend.

    Eure etwas rat- und rastlose Oiseau

  • Hallo Oiseau

    Ich würde das mit dem Outen auch Deinem Partner persönlich überlassen, es ist SEINE Entscheidung, wem er das sagt und wem nicht. Und das alles geht auch nicht hopplahopp.
    Ich habe es erst im Familienkreis und Kollegen gesagt, naja Freunde wußten es eh durch meinen langen KH-Aufenthalt.
    Ich hab mich aber nie vor versammelter Mannschaft hingestellt, sondern immer das persönliche Gespräch gesucht, wenn die Gelegenheit gut passte. Und auf die „stille Post“ ist bei Kollegen auch Verlass. Aber die freuten sich wohl alle mit mir, hab jedenfalls nix anderes gehört.

    Aber wie das so als CO ist, weiß ich auch nicht. Mein damaliger Partner hatte das damals einfach bei einem Telefonat meinem Chef erzählt (er war allerdings nich CO) als er ihn über meinen KH-Aufenthalt informieren mußte, mir das aber verheimlicht. Ich kam mir unheimlich verraten vor, habe ihm das lange nicht verziehen. Dabei war es evtl. nur ein persönlicher Schritt von ihm aus, selbst damit offen umzugehen ?
    Trotzdem wollte ich das lieber meinem Chef persönlich sagen, gesagt hätte ich es auf jeden Fall.
    Schwierige Situation also. Weiß ich auch keinen guten Rat. Wenn man es bestimmten Leuten nicht sagen möchte, dann würd ich einfach sagen „darüber möchte ich nicht reden, mir zu privat“. Andererseits möchte man sich auch evtl. mit seiner CO-Abhängigkeit outen ? Mh…

    Zitat

    Sich so viel daheim zu vergraben! Er hat kaum Kontakte zur "Außenwelt", fast nur durch mich Treffen mit Freunden. Das gibt mir zu denken. Ich will zwar nichts herauf beschwören, kann mir aber schwer vorstellen, dass es ihm lange Zeit gut gehen kann bei der Einsiedelei.
    …….
    Was meint ihr? Wer hat Erfahrung mit solch einem Verhalten? Meidet er vielleicht bloß Menschen, um sich vor einem Rückfall zu schützen? Allerdings war er schon immer eher ein zurückgezogen lebender Mensch.

    Jo, damit hab ich Erfahrungen. Ich zog mich die ersten 4-5 Monate meiner Trockenheit von ALLEM zurück, jetzt nicht nur Feiern, die besuchte ich über 1 Jahr lang nicht.
    Ich wollte niemanden sehen oder hören, höchstens meine Kätzis um mich haben, meinen Partner garnich mal so unbedingt :wink: .
    Ich hatte so viel mit mir selbst zu tun, mußte erstmal begreifen, das ich nun für immer eine unheilbare Krankheit habe, das ist NICHT EINFACH.
    Ich brauchte diesen Abstand zu anderen Menschen, um wieder zu mir selbst zu finden oder überhaupt erstmal, hatte ich doch viele Jahre lang gesoffen.
    Ich mußte mich sozusagen selbst neu kennenlernen. Und dazu wollte ich viel allein sein.

    Zitat

    Wenn wir aber jetzt nicht die Möglichkeit haben, sie vor der Feier noch mal zu treffen und ihnen persönlich alles zu erklären (mein Partner wollte es machen, hat er gesagt), dann sind sie vielleicht sauer, weil sie es nicht verstehen. Ich weiß, viele von euch sind der Meinung, man solle solche Freunde meiden und sich einen neuen Freundeskreis suchen, aber ich weigere mich andererseits, die paar Freunde, die ich habe, einfach abzulegen, weil mein Partner Alkoholiker ist. Dann bin ich ja noch mehr co-abhängig!!!

    Hääää ???
    Das Problem verstehe ich nu nich….
    Warum gehst Du dann nicht allein auf diese Feier ??
    Ohne ihn nun nirgends mehr hingehen zu wollen, DAS wäre für mich eher die verschärfte Form von CO-Abhängigkeit. :shock:
    Wäre natürlich am tollsten, wenn Du dort dann nix trinken würdest, denn auch der Geruch allein könnte später bei Deinem Partner Saufdruck auslösen, wenn Du heimkommst.

    DU kannst doch Deine Freunde behalten, und zu viert oder wie auch immer könnt ihr Euch doch weiterhin bei denen oder Euch treffen, nur halt ohne Alk, is klar, oder ?
    Können sie darauf nicht verzichten, sind sie NICHT EURE FREUNDE !!!!
    Dat mußte einfach ma kapieren, is so ! :wink:
    Haben sie Euch aber gern und kein Problem mit Alk, kommen sie auch weiterhin gern zu Euch oder verzichten bei sich in der Zeit auf Alk.
    Aber SO ist das doch alles Mist.

    Warum mag sie Dein Partner denn nicht anrufen ?
    Besprich Dich doch vorher mit Deinem Partner, wie ihr es sagen wollt, alles andere is doch nu echt nur rumeierei. Dein Partner hat nun mal diese Krankheit und PUNKT !!
    Dazu nicht zu stehen, dat taugt nix, glaubs mir.
    Und is so gar nicht nötig, im Gegenteil, ihr macht Euch alles viel einfacher, wenn ihr offen damit umgeht.
    Aber wie schon oben geschrieben, muß er entscheiden.

    Zitat

    Nun ja, manchmal finde ich, dass wir Angehörigen auch allerhand mitmachen müssen. Wenn ich dann so bei euch anderen lese...

    Jo, dat stimmt wohl so…. :lol::P
    Für die Angehörigen ist es KEINESFALLS einfach, hat auch nie jemand behauptet. Und schon gar nicht, wenn der Partner CO ist, was ja nicht immer der Fall ist.
    Dann muß nicht nur der Alkie sein Verhalten ändern, sondern auch der CO.
    Und manchmal trennen sich auch dabei die Wege, alles möglich…
    Es geht auch zusammen, aber es ist schwierig, das stimmt schon.
    Nur wenn beide an sich arbeiten, bleibt ein gemeinsamer Weg möglich, so seh ich das zumindest und zeigen auch die Erfahrungen hier so.

    Die Angst vor Veränderungen scheint mir dabei das Hauptproblem zu sein, aber ohne die geht’s nun mal nicht. Nur ist die Angst oft unbegründet, es ist nur die Angst vor was Neuem. Und Neues muß ja nicht immer schlecht sein, oder ?
    Wo stünden wir denn, wenn wir nie Neue Wege gingen ?
    Dann wäre die Erde ja immer noch ne Scheibe :shock::shock::lol:

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo Oiseau !

    @ Lily: "Die Angst vor Veränderungen.." genau die hat mich auch viel zu lange am alten Leben festgehalten.
    Und jetzt? Alles ist anders. Der tägliche Ablauf, das Essen, die Freizeitbeschäftigungen, das Miteinander sowieso...

    Ich gehe nach wie vor zu meinen Kreisen, trinke dort aber keinen Alkohol, genau weil ich es meinem Mann nicht zumuten möchte, diesen dann riechen zu müssen.
    Genauso stark wie ich es jetzt empfinde, nämlich ekelig, eine Fahne riechen zu müssen, muss es meinem Mann doch auch gehen.

    Wir sind am Überlegen, wie wir uns vor dem nächsten Geburtstag drücken, bzw. outen, mit dem großen Risiko, nicht verstanden zu werden. Bis jetzt habe ich nur diesen Fall erlebt. Man findet es toll, dass mein Mann trocken ist, kann aber nicht verstehen, dass ich nicht doch ein kleines Gläschen trinken möchte.

    Wie du siehst, liebe Oiseau, geht es auch mir "taffen" Frau nicht nur gut und alles ist schön. Aber, wenn ich mit meinem Mann lachen kann, auch mal mit "alkoholischen Fragen" nerven kann und er flippt nicht gleich aus, dann freue ich mich über das neue Leben. Heute hat er auch ganz alleine ein Problem am Telefon gelöst, ohne mir den Hörer zu übergeben. "Früher war ich ja auch besoffen und konnte das nicht " (Antwort auf meine Ansage). Sowas macht mir Flügel :D
    Und irgendwann wird er auch den Mut haben, sich übrall, wo es nötig ist, zu outen. Ich denke, ihm fehlt (wie sicher allen Alkis) eine gute Portion Selbstbewusstsein.
    Vielleicht sollten wir unsere trockenen Männer öfter loben? :idea:

    Wünsche dir für heute erst mal eine gute Nacht mit viel Nähe mit deinem Mann (ohne Hintergedanken :!: ),
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

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