Ich hoffe auf eine Chance.......

  • Guten Morgen Ruegi,

    beim lesen Deines Themas ist mir immer wieder aufgefallen, dass Du dir und deiner Familie etwas beweisen möchtest, indem Du nicht trinkst. Aus meiner Sicht ist das der falsche Ansatz.
    Wenn Du zukünftig abstinent leben möchtest, dann muss Dir klar werden, dass Du es ausschließlich für Dich willst, um ein besseres Leben führen zu können. Seit ich das verstanden habe, fällt mir nicht nur das Nichttrinken um ein vielfaches leichter, sondern mein ganzes Leben hat an Klarheit gewonnen.
    Zudem hälst Du dir durch den Willen, es für die Familie zu tun, eine Hintertür offen. Denn was ist, wenn sie irgendwann nicht mehr hinter dir stehen sollte ( was ich Dir natürlich nicht wünsche!) ? Hättest du dann wieder einen Grund zu trinken?
    Die Schuldgefühle, die dich plagen, kennen sehr viele von uns, damit bist Du nicht alleine. Ich persönlich habe dieses als Teil meiner Krankheit akzeptiert und denke nur noch selten über meine Missetaten in der Vergangenheit nach, denn ich kann sie nicht ungeschehen machen. Aber ich kann die Verantwortung für meine Zukunft übernehmen und dafür sorgen, dass sich ähnliche Katastrophen wie in meiner Saufzeit, nicht wiederholen. Und zwar nicht aus der Motivation heraus, anderen besser zu gefallen, sonder um mit mir selbst besser klarzukommen.

    Bist Du eigentlich mal beim Arzt/Suchtberatung gewesen?

    VG
    Oliver

  • Hallo Ruegi,
    du hast eine lange Lebensgeschichte aufgeschrieben.
    Es sind einige Jahre, die ihr alle zusammen verbracht habt.
    Da kannst du nicht erwarten, dass jetzt alles so einfach vorbei ist. Klick, Schalter um - Ende der Saufzeit - Sorgen vorbei.
    Ich muss zugeben, dass ich anfangs auch so dachte, bevor ich hier im Forum gelandet bin. Nachdem mein Mann nach 24 Jahren endlich trocken wurde, dachte ich auch jetzt beginnt unser Leben.!
    Es begann, aber anders als erwartet. Alles, was sich so in den letzten Jahren eingeschliffen hatte (sei es Reaktionen, Worte, Wiederholungen im Tagesablauf, Gefühlsäußerungen - gut oder böse - ,...) kann nicht einfach ungeschehen gemacht werden.
    Man sollte jetzt nach vorne sehen, ja, aber im Herzen ist noch so viel drin. Das zu Verarbeiten braucht Zeit und Geduld.
    Gerade jetzt habe ich begonnen , eine Therapie zu machen. Die Jahre abzuarbeiten, damit ich neu anfangen kann. Mit meinem Mann.
    Du hast einen guten Weg gefunden, für dich neu zu starten. Arzt, Suchtberatung, SHG - tu das für dich und dein trockenes Leben.
    Deine Frau / Lebensgefährtin braucht genauso Zeit für sich und ihr "neues" Leben. Ob es mit dir ist, kannst du nur abwarten.
    Ich wünsche dir ganz viel Geduld und Stärke in den kommenden Tagen und eine Gute Zeit, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Rügi,

    du hast deine Seele über viele Jahre mit Alkohol betäubt.
    Jetzt prallen deine Gefühle nicht mehr ab, sondern du nimmst alles wahr.
    Kein Wunder, dass du im Moment ziemlich"durch den Wind" bist.

    In den Jahren der Trinkerei haben wir verlernt, mit unseren Gefühlen umzugehen. (Wenn wir sie überhaupt noch gemerkt haben)
    Das hat mich am Anfang auch fast umgehauen.

    Allein wäre ich damit nicht klar gekommen.
    Ich habe mir Hilfe gesucht.

    "Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut" - stimmt.
    Das sagt uns der Verstand.
    Ich vermute mal, dass dein Gefühl dir sagt: so'n Mist, warum geht es nicht schneller voran? Ich will nicht warten, warten macht mich fertig!

    Bei mir war es jedenfalls so.
    Sorry, ich hoffe, dass ich dich jetzt nicht verschreckt habe.

    Liebe Grüße
    Sweety

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Hallo Ruegi,

    Zitat

    vom eigentlichen Ziel, mein Leben ohne Alkohol

    Das Ziel hatte ich auch mal. Heute weiß ich, der Weg ist das Ziel. Gerade.
    Seitdem bin ich unterwegs.

    Du wirst dein Leben lang mit deiner Krankheit leben- so oder so. Aber ich denke, Du hast die lebbare Richtung eingeschlagen.

    Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft und Ausdauer hast, dort weiterzugehen.

    LG kommal

    unterwegs...

  • hallo ruegi,

    sich einer SHG anzuschliessen macht auf jeden Fall Sinn, ich bin seit 2 Jahren selbst in einer und habe sie mit der Zeit sehr zu schätzen gelernt.

    Auch therapeutische Hilfe anzunehmen lohnt sich, habe alles durch. Partnerschaftskonflikte, ob gross oder klein, wird es meiner Meinung nach immer geben, ich glaube - ich seh's bei mir - du wirst mit der Zeit diesen Dingen gegenüber gelassener, weil du einfach durch das Weglassen des Suchtmittels Alkohol innerlich ruhiger wirst. So ist's bei mir und ich meine, viele Ex-Trinker werden das bestätigen.


    lg klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Hallo ruegi,

    also erstmal ist mir in deinem ersten Beitrag aufgefallen, dass du es vorwiegend für deine Familie, ihnen es zu zeigen, machen möchtest, vom Alkohol loszukommen. Kann auch sein dass ich mich täusche, aber es hört sich so an.
    Natürlich möchte man Beziehung und Familie nicht verlieren, tut dafür vieles, aber der Grund ansich musst DU selbst sein.

    Da gibts die alte Geschichte von dem Sohn, der seinen Eltern versprach, dass sie ihn nie wieder betrunken erleben würden. Er hielt sein Wort. Die Eltern waren stolz. Als die Eltern dann irgendwann einmal starben, ... trank der Sohn wieder.

    Auch handelt es sich um einen Irrglauben, dass du dem Alkohol gegenüber zu labil ist (hab ich mir auch lange eingeredet), die Sucht treibt den Alkohol dir rein, sonst nichts.

    Wie steht es bei dir um dein gesellschaftliches Alkoholumfeld, ein alkoholfreies Zuhause, um das Outing gegenüber deiner Nächsten ?
    Auch Alkohol aus 2ter Hand ist rückfallgefährdend, nur nichts Trinken reicht nicht.

    Gruß, Freund.

  • Hallo ruegi,
    die ersten Schritte hast Du jetzt getan.
    Du bist bei uns im Forum und hast den Arzt schon kontaktiert.
    Sehr gut!
    Wichtig wäre jetzt noch die alkoholfrei Zone um Dich herum.


    Mir ist in Deinen Berichten aufgefallen, dass Du dir um alles und jeden Gedanken machst. Die Gedanken rasen nur so. Du versuchst alles gleichzeitig anzugehen.
    Mach es langsam! Eins nach dem anderen.
    Vielleicht würde Dir etwas Ablenkung gut tun. Erlaubt ist alles was hilft. Trinken näturlich ausgeschlossen.

    Da Du auch schon einen langen Werdegang hast und viele Versuche der Trockenheit unternommen hast, möchte ich Dir ans Herz legen, doch mal eine Suchtberatung aufzusuchen.
    Es gibt viele verschiedene Therapieformen. U. a. auch Ambulant, was ja evtl. mit Deinem Job zusammen passen könnte. SHG ist natürlich auch gut.

    Lass Dir doch mal die Möglichkeiten aufzeigen die sich Dir bieten.

    Alles Gute
    Gruß
    phonix

    Ich bin nicht auf dieser Welt um anderen zu gefallen!

  • Hallo Ruegi,

    ich kann mich da teilweise sehr gut in dich herein versetzen, sehe da einige Parallelen.

    Du schreibst: "Das bin ich mir in erster Linie selbst schuldig." ... Mmhh ?!
    Was bist du dir schuldig, ... im Familienidyll zu funktionieren, deinen Mann und Vater zu stehen ? Mit dem Begriff der Schuld komm ich nicht ganz klar.

    Dagegen verstehe ich natürlich das Bedürfnis, seiner Partnerin oder Familie gerecht zu werden, sie nicht in das eigenen Suchtleben mit hinein ziehen zu wollen. Aber dennoch ... mit Schuldgefühlen wäre ich nie aus der Alkoholsucht gekommen.

    ICH wollte endlich suchtfrei leben, wollte den ultimativen Wendepunkt, habe mir jegliche Hilfe genommen, wollte/habe mit dem Alkohol abgeschlossen ... für MICH.
    Ich hatte genug gesoffen in meinem Leben, das Fass war voll ... es sollte für IMMER reichen, ... sollten wenn sie mögen andere so weiter machen.

    Du schreibst: "Es wird Erfolg und Mißerfolg geben, Wege die in eine Sackgasse führen oder dran vorbei, ..."

    Das muss nicht sein. Das mit Wichtigste ist eigentlich sein eigenes, nasses Wissen, das wir alle mal hatten und du auch noch inne hast, abzulegen, wirklich Wege und Alternativmöglichkeiten, wie es gehen könnte, aus seinem eigenen Gedankengut zu streichen ... und hier in aktivem Erfahrungsaustausch Wissen und Erfahrungen von Langzeittrockenen anzunehmen und umzusetzen. Vertrauen ist dafür erforderlich, wir haben alle die gleichen Interessen.

    Außendienst, Hotelübernachtungen etc. sind natürlich nicht gerade förderlich, kann da aus eigener Erfahrung sprechen.
    Du schreibst: "... habe sehr viel mit Fachhändlern zu tun und da ist es üblich Abends noch etwas zu essen und zu trinken."
    Auch das ist nasses Denken. Es gehört einfach dazu und legitimiert deine Sucht.
    Als zufrieden lebender, trockener Alkoholiker gäbe es für dich dieses "Muss" nicht, deine Trockenheit hätte oberste Priorität. Du würdest keine Kompromisse eingehen, die sie gefährden könnte. Deine Geschäftsverbindungen würden genauso gut laufen (wenn nicht besser).

    Bei deinen Meetings musst du allerdings auch große Acht geben. Sie haben in deinem Suchtgedächtnis das obligatorische Besäufnis danach verankert. Solch eine Veranstaltung musst oder solltest du generell nach der Erfüllung des Zweckes verlassen, man nennt so etwas sonst Alkohol aus 2ter Hand, selbst wenn du bei Cola oderWasser sitzt, ... die Zeitbombe würde ticken.

    Mit deinem Kollegen hast du einen sehr guten Ansprechpartner gefunden, intensiviere diesen Kontakt ... und schöpfe daraus.

    Das A & O ist u.a., sich wirklich von alkoholtrinkenden Menschen und Orten, an denen man Alkohol getrunken hat oder ihn damit verbindet, fernzuhalten.

    Zuhause habe ich übrigens auch nie Alkohol getrunken, war dafür immer auf der Piste.

    Zu deiner Freizeitgestaltung auf jenen Geschäftsreisen im öden Hotelzimmer kann ich dir u.a. nur einen Laptop und dieses Forum empfehlen, hier aktiven Erfahrungsaustausch zu betreiben, Reflexion für deine angehende Trockenheit.

    Zudem bieten wir noch den geschlossenen Bereich, in dem du etwas anonymer bist und nicht www gelesen werden kannst.

    Vielleicht kannst du ja auch das eine oder andere aus folgendem threat ziehen:
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…light=leitfaden

    Gruß, Freund.

  • Servus Ruegi !

    Deine Gefühlsirritationen kann ich sehr gut nachvollziehen. Ist mir am Anfang meiner Trockenheit ebenso ergangen. So extrem wie ich im Trinken war so wollte ich auch in der Trockenheitsarbeit sein. Alles und möglichst gleich. - Musste aber sehr bald einsehen, dass das so nicht funktioniert und dieses Forum hier und meine reale SHG leisteten mir dafür wertvolle Hilfestellung.
    Bin nur mehr in einer Richtung extrem und das ist in meinem Bergsport.
    Das sehe ich aber als sehr positiv an.

    Habe auch erst verinnerlichen müssen, dass ich nur für mich trocken werden und bleiben will - alles andere ergibt sich aus dem vorgenannten.

    Wünsche dir einen erfolgreichen Weg in die Trockenheit !

    LG
    Andreas

    carpe diem

  • Hallo ruegi,
    es ist immer besser,wenn sich ein jeder selbst ein Bild von einer realen SHG macht,sich auf den Weg macht!

    Wir möchten hier auch nicht reale SHG's namentlich benennen,da wir uns selbst als eigenständige SHG sehen.

    Es ist immer besser wenn der Betroffene selbst tätig wird,so wie bei seinem Weg aus der Sucht,dann hat er im nachhinein auch immer etwas wo er/Du sagen kannst,Klasse,ich habe mich selbst auf den Weg gemacht,und dieses oder jenes gefunden,womit ich zufrieden sein kann.

    Gruß Andi

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