schön und schwer ... ganz schön schwer
Gestern war ich auf einer Feier, von der ich im Vorfeld nicht wusste, ob sie mir gut tun wird oder eher schaden. Ich denke, sie hat mir einfach nur viele Denkanstöße gegeben und war schön.
Der erste Umgang mit einer Gruppe Menschen, die ich sehr mag, wo Alkohol floß. Ich hatte sehr große Bedenken, wie ich auf das Plopp der Bierflasche und den Anblick einer speziellen Sorte Weinbrand reagiere. Es gab nur ein Plopp, verschmerzt Die Flasche gab es nicht auf dem Tisch, auch keinen Konsum der Marke - somit mir der Geruch erspart.
Dafür aber einiges an Likörchen und guten Weinen. Verbunden mit dem ausgesprochenen Versuch, mich berauschen zu wollen. Nun ja, bin ja selber groß und es klappte nicht Ein Blick auf meinen Kaffee "wie soll ich Dich denn so "abfüllen"? Klare Antwort: "ich lasse mich nicht abfüllen und hasse Kontrollverlust" kurze Diskussion und Ende des Themas.
So, ich war ohne Auto da, meine Rückfahrer waren schon gegangen. Derjenige, der mich quasi zum Bleiben gebracht hatte war nun schon am überlegen, wie wohl die Autos bestückt werden, damit ich ja nach Hause komme. Liebes Ansinnen, aber danke - ich laufe. Wer was getrunken hat weiss ich nicht - aber dass ich selber laufen kann weil ich nicht viel getrunken habe, das weiss ich! Heute nacht um 1.30 Uhr also meine halbe Stunde Spaziergang genutzt um den sternenklaren Himmel zu betrachten.
Sehr schmerzlich empfand ich ein Gespräch mit einem Mädel, Azubi, deren Mutter Angst hat, dass sie Alkoholikerin wird weil sie zwei Weizen zu Hause alleine trinkt. Wie gut verstehe ich die Mutter - wie gut aber auch das Mädel, welches sagt, weil ich das jetzt trinke bin ich nicht gleich Alkoholiker. Wie schwer lässt sich vermitteln, dass es schleichend gehen kann, aber keinesfalls muss? Wie schwer ist es doch jemanden zu mögen, sich Gedanken um ihn zu machen ohne sich verrückt machen zu lassen?
Es war ein sehr, sehr schöner Abend. Wobei mir einfach auffiel wie Kontaktprobleme durch Alkohol oder "abfüllen wollen" übergangen werden können. So wohl begannen meine Beziehung zuvor, indem der Ex alkoholisiert (wofür ich natürlich die Schüchternheit verantwortlich machte) zur Tat schritt. Heute soll mein Gegenüber meine Meinung dazu kennen, erleben um sich dann zu überlegen, ob oder wie er einen Kontakt mit mir wünscht - wobei ich dann in Folge auch für mich überlegen muss/kann/darf ob eine Kombination (auf welcher Basis auch immer) möglich wäre.
Alles das, was früher über Automatismen lief ist heute meinem Kopf und meinem Bauch untergeordnet. Da wo ich früher auf Angebote reagierte will ich heute erst das Verhalten erleben.
Gestern gab es eine Menge von Informationen, Emotionen und Dingen, die ich erst einmal vom Hinterkopf in Herz und Bauch dringen lassen muss. Ich war auf dem Heimweg der Vermutung nahe, dass es mir heute schlecht gehen wird weil ich erst mal ganz viel sortieren muss.
Mein Verhalten heute morgen jedoch, das schrubben der Laminatböden, welches ich über Monate hinausgeschoben habe sagt mir etwas anderes darüber, wie es in mir angekommen ist. Gefühlsmässig - kopfgesteuert - bin ich etwas unrund, aber die Aktionen/Taten von mir sprechen Bände. D. h. (aus jahrzehntelanger Erfahrung) das Putzen steht für ein gutes Vorwärts und säubern von alten Dingen oder Gedanken, die nicht mehr passen oder mir nicht gut tun (welche auch immer das waren oder sind).
Einfach ist das alles nicht für mich (zumal ich abgestoffelt bin, von einer Minute auf die andere, ohne mich beim Gastgeber zubedanken - was ich natürlich noch nachhole) aber ich spüre ich bin auf dem Weg zurück in das normale soziale Leben. Seit einem Jahr eine Veranstaltung mit rund 100 Personen um mich herum, die ich mehr oder weniger kenne oder kennen lernen kann. Ich war da - ich war ich - ich habe mich nicht versteckt und an niemanden klammern müssen. Ich bin gegangen als ich spüre ich muss, sonst überrollt mich die Müdigkeit, ich habe nicht gewartet, dass mein Prinz Eisenherz dafür sorgt das der Schimmel namens Auto mich nach Hause bringt und ich habe zuvor mit Pflanzenlichtern, die angeschaltet waren, mein Heim so gestaltet, dass das Heimkehren warm und hell war.
Komisch, so viele ganz einfache Dinge, die doch so schwer und nachhaltig wiegen können.
LIeben Gruß von Dagmar