Geschichten erfinden

  • Servus bienelei8,

    dass Alkoholismus eine bewusstseinsverändernde Krankheit ist, weisst Du?!

    Gut.

    Der Fachausdruck für das von dir beschriebene Phänomen nennt sich Konfabulation und ist bei trinkenden Alkoholikern ab einem gewissen Stadium des permanenten Alkoholmissbrauchs sehr oft anzutreffen.

    Es ist Teil der Erkrankung. Derjenige sieht das zu dem Zeitpunkt so, weil seine Wahrnehmung gestört ist.

    Erreichen will er/sie dabei vordergründig oft nichts.

    LG
    Spedi

  • Servus bienelein8,

    Zitat

    ...und das tut sich ein Alki dann auch noch freiwillig an...


    genau so freiwillig, wie sich jemand Krebs "holt". :roll:

    Zitat

    ...kann er das doch gleich lassen...


    sag doch bitte mal jemand mit einem gebrochenen Bein, er soll das lassen. :roll:

    bienelein, sorry für meinen Sarkasmus, aber bevor du hier dicke Töne spuckst und Dich beschwerst, solltest Du vielleicht erst mal hier lesen um die grundlegenden Fakten über diese Krankheit zu kennen. Die Details kannst Du Dir dann im Laufe der Zeit aneignen, wenn Du das wirklich willst. :idea:

    Alkoholismus ist eine Krankheit. Diese sucht sich niemand aus, genauso wenig wie jede andere Krankheit. Bestimmte äußere Anzeichen einer Krankheit sind von Kranken nicht zu beeinflussen, wie z.B. die Konfabulation oder bei Korsakow die Demenz oder eine kaputte Bauchspeicheldrüse oder oder oder :!:

    Du findest hier im Forum jede Menge Material zum Lesen und "Dich schlau machen"...


    LG
    Spedi

  • Hi bienelein,

    diese Krankheit ist manchmal für Angehörige schwer zu verstehen.

    Alkohliker lügen oft. Zum einen, damit die Umwelt nicht so bemerkt, wie viel sie trinken. Oder sie finden Ausreden, z.B. ich muss ins Krankenhaus, dabei trinken sie an der nächsten Ecke Alkohol.

    Sie haben ihre eigenen Gründe für die Lügen, die wir halt oft nicht nachvollziehen können und es halt auch auffliegt. Das ist die eine Variante.

    Die andere ist die von Spedi angesprochene Krankheit, das Korsakow-Syndrom. Da kann sich der Kranke oft nicht mehr merken (merkfähigkeitsstörung, was in den letzten 10 Minuten war. Diese Erinnerungslücke füllt er dann mit erdachten Geschichten auf (das macht er aber nicht bewusst).

    Es gibt noch eine Menge anderern Krankheiten, die durch Alkohol ausgelöst werden können, denn nicht immer wird nur die Leber schwer geschädigt, sondern auch das Hirn und dessen Funktionen in den verschiedenen Bereichen oder auch "nur die Nerven" oder der Magen.

    Eine Abklärung beim Arzt wäre sehr wichtig, da man nur so feststellen kann, woher die "Lügerei" wirklich kommt.

    Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag

    alles Liebe

    Gigi

  • Spedi, ich wiederhole mich aber bitte hau doch nicht immer gleich so drauf.

    Auch Bienlein sucht hier nicht nur nach Gründen und Tioos, sondern will sich auch einfach mal austauschen

    Abgesehen von Wahrnehmungsstörungen und Korsakow lügen Alkohliker meist oft, wie Gigi erklärte, um den Konsum zu vertuschen.

    Das kennen hier viele. Von : Ich war gestern schon früh müde und bin eingeschlafen, ich muß mal kurz zu einem Bekannten fahren, ich gehe mal eben Zigaretten holen, nein, den Kasten Bier im Keller habe ich für den Nachbarn gekauft, Ich war nicht in der Kneipe, ich mußte nur länger arbeiten und... und..und

    Was sollen sie auch sonst tun ? Dem Partner sagen: Ich fahre mal eben in die Kneipe, weil ich ganz gibberig auf ein Bier bin und es kann sein, dass es länger dauert, weil es ja nicht bei einem bleibt ? Oder : Ich habe früh Feierabend gemacht, war dann aber mit einem Freund saufen bis zum Pupillenstillstand und habe Dich nicht angerufen, weil ich kaum noch sprechen konnte ?

    Wohl kaum. Denn Ehrlichkeit bedeutet nicht nur Streß, Vorhaltungen, Ärger, Ermahnungen mit dem partner, sondern eben auch ein Eingeständnis, das man Abhängig ist und ohne Alkohol nicht mehr kann.

    Deswegen wird gelogen.

    Mein Ex-Partner beispielsweise hat mir eine Fortbildung im Ausland aufgetischt nur um mal eine Woche ungestört saufen zu können...

    Ganz normal, leider !


    Grüße Emma

    In every heart, there ist room - A sanctuary safe and strong
    To heal the wounds of lovers past - Until a new one comes along

    (Billy Joel)

  • Hallo zusammen,
    Liebe Bienelein,

    ich denke Spedi hat es gut erklaert. Er spricht es klar und direkt an. Alkoholiksmus ist eine Erkrankung, dass muss man als erstes verstehen, es geht nicht darum, dass dieser Mensch fies, gemein und abartig ist, sondern, dass er krank ist. Nun ist eine Suchterkrankung eine sehr komplizierte Sache, es ist nicht nur eine koerperliche, sondern auch eine psychische Erkrankung. Der Suchtkranke fluechtet sich in seine Sucht, sucht dort Halt und wird diese Sucht so lange wie moeglich aufrecht erhalten. Deswegen versuchen wir hier im Forum ja auch immer zu vermitteln, dass Hilfe und Worte bei einem Suchtkranken nicht helfen oder ihn einfach ohne eigenen Willen in eine Therapie zu schicken hilft auch nicht, denn der Suchtkranke selbst muss den AHA Effekt haben, dass er krank ist und Hilfe braucht. Er selbst muss erstmal verstehen und annehmen, dass er krank ist, denn sein Gehirn ist von der Sucht total vernebelt.

    Wir raten daher Hilfe durch NICHTHILFE, sprich man muss den Suchtkranken machen lassen, sollte konsequent sein und aktiv handeln, sobald sich die Suchterkrankung auf unser Leben ausbreitet. Sehr haeufig ist damit eine raeumliche Trennung verbunden, einfach damit der Partner wieder ein ruhiges Leben fuehrt und somit der Suchtkranke erkennt, dass er kein "normales" Leben mehr fuehrt und sein Leben nur noch von der Sucht bestimmt ist.

    Alles Liebe,

    Jenny

  • Hallo bienelein,

    ich habe gelernt, dass ich, selbst wenn ich mir noch so viele Informationen über die Alkoholabhängigkeit besorge, nie die Strukturen dieser Sucht wirklich verstehen werde. Am ehesten kann ich sie noch anhand meiner Nikotinsucht nachvollziehen.

    Von daher finde ich es vernünftig, wenn du dich informierst. Für mich war in dieser Informationsphase die Suchtfibel sehr hilfreich. Allerdings hat auch sie nicht dazu geführt, dass ich die Sucht und süchtiges Verhalten wirklich über den Verstand erfassen konnte. Aber es hat mir geholfen, die Handlungsstrukturen "meines Alkis" zu verstehen und auch so zu verstehen, dass ich mich nicht mehr persönlich davon angegriffen oder verletzt gefühlt habe. Das Verständnis dafür, dass Sucht für mich kognitiv nicht fassbar ist, hat es für mich leichter gemacht, mit seinen Handlungen umzugehen. Und es hat mir geholfen, "in Liebe loszulassen", ohne ihn dabei fallen lassen zu müssen. Somit hatte ich selbst die Möglichkeit, mich mit mir auseinanderzusetzen und mit den Gründen, warum ich co-abhängig geworden bin. Für ihn entstand durch mein Arbeiten an mir selbst der Freiraum, eigenverantwortlich an seiner Trockenheit zu arbeiten.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,
    auch mein Versuch mich und mein Verhalten zu beleuchten lief über das Thema "Wirkung des Alkohols" verstehen. Ich lese, registriere, meine zu begreifen und merke doch, ich kann es nicht nachvolziehen.

    Ich denke, da gibt es so viele Dinge, wie auch Kindheit des Kranken, gelernte und erworbene Mechanismen, die zusammen mit dem Alk einfach eine nicht nachvollziehbare Konstellation ergeben.

    Liebes Bienlein, in meiner ehemaligen Beziehung habe ich nicht den Eindruck, dass der Ex-Partner die Lügen verdrängt, sondern ich vermute er benötigt die Lügen für sich und glaubt sie ansatzweise selber. Sicherlich verlore er seine sozialen Kontakte, suchte neue Kampftrinker, amüsiert sich mit denen und lügt diese nun auch an, wie ich mitbekommen musste.

    Ich glaube es ist weder wollen noch manipulieren - ich denke, es ist Selbstschutz.

    Traurig, aber erst wenn mal dieserSelbstschutz versagen könnte, dann ist vielleicht ein "Hallo Wach" Moment zu erreichen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo bienelein,
    kann Dich gut verstehen. Haße diese Lügen auch. Noch mehr hasse ich es, wenn ich wieder und wieder darauf hereinfalle.
    Nach meinen Erfahrungen ist es so, das ich nach manchem gar nicht gefragt habe. Da bekomme ich die Lügen ungewollt aufgetischt. Und erfahre dann zufällig später, das die Aussagen glatt gelogen waren. Ich bin fest davon überzeugt, das mein Mann seine Lügen selber glaubt und die Geschichten für wahr hält. In der Hinsicht gebe ich spedi ein klein wenig recht.
    Mir will es nicht in den Kopf, dass ich Co-Verhalten zeige, nur weil ich nicht ausziehe, nur weil ich mich nicht trenne , aber trotzdem dieses Verhalten eines Alkis nicht akzeptieren will. Auch bei Dir spüre ich das Du nicht gewillt bist, die Suppe Deines Gegenübers auszulöffeln.
    Wünsche Dir viel Kraft und einen klaren Kopf.
    Liebe Grüße
    Schneewittcehn

  • Gute Entscheidung!

    Ich wünsche dir alles Gute auf dem Weg einen neuen Partner zu finden,
    einen, der dich nicht anlügt.
    Mein Mann hat auch sehr viel gelogen, seine Lügen selbst geglaubt und ich Trottel habe sie noch allen anderen weitergegeben - eben Co!

    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Ja, Ihr LIeben,
    diese Lügengeschichten sind schon harter Tobak.

    Ein Tobak, der bei mir persönlich erst mal sagt komme auf den Boden, verarbeite was die letzten Jahre war und beginne die Menschen neu kennen zu lernen. Damit später weder eine weitere Abhängigkeitsbeziehung noch Unterstellung aus der Suchtbeziehung eine eventuelle neue Beziehung begleiten. Viel Arbeit - für mich derzeit zu viel, da ich mich erst mal ganz aus der alten Beziehung lösen muss.

    Denn diese Lügengeschichten erinnern mich an Kinder, die im Mittelpunkt stehen wollen, die gehört werden wollen oder sich mitteilen wollen. Wenn eben nicht genügend reale Geschehnisse um den Menschen herum passieren, muss er eben etwas an den Haaren herbeiziehen. Vielleicht einfach nur um ein Gespräch in Gang zu bringen.

    Das ist eben einer der Punkte, an dem sich alles dreht und wendet und im Kreis dreht: ein Suchtkranker hat keinen Bezug zur Realität. Ich weiß das im Kopf, habe es aber noch nicht in mein Leben einbauen können, so dass mir das automatisch klar ist. Immer noch stutze ich bei dieser und jener Aussage ....

    Lieben Gruß von Dagmar

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