• Hallo Hans

    Ich glaube, da gehen die Meinungen wirklich auseinander, was den Hass gegen den trinkenden Elternteil betrifft.
    Oftmals hassen Kinder, die zusätzlich von ihren Eltern tätlich misshandelt wurden, die den Alkoholiker vielleicht auch nie "normal" erlebt haben, die ihre eigene Kinder schlecht machten usw.

    In meinem Fall hasse ich nicht...ich kann und möchte das auch gar nicht. Mein Vater hatte auch immer wieder gute Phasen und er hatte auch sehr liebevolle Seiten (damit meine ich jetzt nicht, die angeblich guten, bei denen der Alkoholiker versucht, wieder gut zu machen; die kenne ich schon auch). Nein, ich meine damit, dass wenn ich wirklich Probleme hatte, dass mein Vater dann da war. Er hat mir auch viel lernen können, er ist sehr menschlich, fast weichlich...
    Klar habe ich gelitten, und das kann man gewiss nicht leugnen, und natürlich wurde ich seelisch missbraucht, indem ich mir all die Probleme anhörte, Vermittler zwischen meinen Eltern war und sicher auch das Desinteresse von Seiten meines Vaters, wenn er seinen Alkohol brauchte.
    Man leidet ja sogar unter der Co-Abhängigen Mutter, die sich um nichts anderes mehr kümmert, als um den alkoholkranken Partner.
    Klar kommen bei mir auch immer wieder Wut und Trauer hoch, aber Hass bringt mir persönlich nichts.
    Ich denke jeder Mensch hat seine Art und Weise, wie er mit Problemen umgeht; indem Fall ist es der Alkohol. Das will nichts entschuldigen aber sagen, dass man es akzeptieren muss, weil man den Menschen nicht ändern kann.
    Mitleid habe ich zum Teil sicher auch empfunden, aber ich spüre auch Zuneigung.

    Ich denke man kann das mit dem Hass auch nicht auf alles beziehen. In jeder Familie ist das etwas anders. Vielleicht kommt es auch noch auf den Grad der Verletzungen an - falls dieser überhaupt messbar ist.

    Fakt ist für mich - wir alle haben gelitten, aber uns allen ist es nicht möglich, die Zeit zurück zu drehen. Hass wirkt irgendwie auch so wie eine Mauer auf mich - du kommst weder vor noch zurück.
    Ich verstehe, dass du Wut und Hass empfindest, und zu einem gewissen Teil gehört das auch dazu, wie ich finde. Denn sonst würdest du ja deine Gefühle leugnen. Aber um mit dem Thema irgendwann abschliessen zu können, finde ich, ist Hass nicht wirklich gut.

    Aber so sehe ich das für mich. Vielleicht kann man manchmal auch nichts anderes als hassen...ich denke, da ist jeder individuell verschieden.

    Alles Gute und Liebe Grüsse

    Cari

  • hallo hans,

    ich glaube, den größten hass auf meine mutter hatte ich, als ich noch zu hause gewohnt habe und danach immer dann, wenn ich ihrer trunkenheit ausgesetzt war. das habe ich gehasst und nicht haben wollen. der nüchterne mensch war mir lieb, den wollte ich haben.
    aber ich finde den hass nicht einmal das schlimmste oder die hassgefühle, es baut sich eine distanz zu einem menschen auf, der einem nahe steht. es ist schwer positive gefühle zu zeigen, angst, misstrauen sind immer dabei, keine offenheit. wenn verletzungen, herabwürdigungen und missachtung hinzukommen, dann gibt es irgendwann kein vertrauensverhältnis mehr. zu viele enttäuschungen. das verbaut total viel.
    dann gibt es natürlich auch die seite des hasses in dem sinne von, du hast einen teil meines lebens kaputt gemacht. so eine art hass empfinde ich nicht. eher schon die wut auf die anderen, denen alles so selbstverständlich von der hand geht und man selbst spürt seine defizite, sein eigenes unglück und weiß gleichzeitig, dass die ihre ursache haben, dass eben auch die startbedingungen nicht so die besten waren.
    das problem ist, viele können sich das wohl gar nicht vorstellen, was das heißt, mit einem alkoholkranken elternteil aufzuwachsen.

    grüße simmie

  • Hallo Hans!

    Ich habe meinen Vater früher gehasst. Das war sicherlich nicht immer so und das hat sich mittlerweile auch geändert. Aber ich erinnere mich sehr deutlich an eine Situation vor ein paar Jahren und meine Gefühle zu dem Zeitpunkt. Mein Vater war nach einigen Wochen, wenigen Monaten alkoholfreien Lebens wieder betrunken nach Hause gekommen. Vielleicht lag es daran, dass ich wider besseren Wissens dennoch schon wieder gehofft hatte, dass er das Trinken endgültig aufgibt. Zu sehen, dass das wieder nicht geschah, hat mich bestimmt enttäuscht und wütend gemacht. Aber da war vor allem ein Gedanke, der mir durch den Kopf spukte: Offensichtlich kann er aufhören zu trinken, das tut er ja immerhin regelmäßig. Dass er dann immer wieder anfängt, kann ja nur bedeuten, dass er nicht aufhören will, was widerum heißt, dass wir ihm nicht wichtig genug sind, um für uns das Trinken aufzugeben. In gewisser Weise war der Wiederanfang also wieder ein Angiff auf mich, Zeichen dafür, dass ich nicht wichtig bin. Meine Mutter glaubt noch heute, mein Vater trinkt mit Absicht. Ich hab mich immer gefragt, wieso hört er nicht auf, wenn ers doch kann? Ich habe ihn dafür gehasst, dass er immer wieder angefangen hat zu trinken.
    Ich habe auch meiner Mutter gegenüber Hassgefühle gehegt. Warum muss sich alles um ihn drehen? Wenn er sich schon nicht kümmert, warum ist dann nichtmal sie für mich da?
    Heute hasse ich sie beide nicht. Ich kann gar nicht genau festmachen, was ich für sie empfinde. Als ich langsam angefangen habe zu begreifen, hatte ich zuerst Mitleid mit ihnen. Meinen Vater hielt ich für armselig. Meine Mutter macht sich das Leben schwer, weil sie nach wie vor nichts begriffen hat. Das kann einem nur Leid tun.
    Wütend macht mich meine Kindheit nicht mehr. Sicher hätte ich mir eine schönere Kindheit gewünscht. Aber was hilft mir Wut? Dadurch ändert sich meine Vergangenheit auch nicht mehr. Vorwürfe meinen Eltern gegenüber? Auch möglich, aber wozu? Vielleicht ist das schon zu abgeklärt, aber ich hab mich einfach damit abgefunden. Ich verstehe, warum mein Vater nicht aufhört zu trinken. Und ich verstehe, warum sich meine Mutter so verhalten hat. Ich kann durchaus nachvollziehen, was sie sich dabei gedacht hat, es is das typische Co-Verhalten, quasi "wie aus dem Lehrbuch". Wut? Nein, noch immer eher Mitleid. Ich packe die Energie lieber in Arbeit an mir selbst. Alles andere bringt mich nicht weiter. Und ich bin mittlerweile so egoistisch, dass ich am wichtigsten bin :)

  • guten morgen hans

    ich empfinde keinen hass mehr, empfinde auch nix verwerfliches dran - weder für deine gefühle noch für meine. die gefühle sind nun mal da, ganz egal wie sie sind, diese zu unterdrücken oder sogar als falsch zu bewerten finde ich wäre das schlimmste was man machen kann.

    Zitat

    halt so die sachen wo man einem kind so richtig schön in die "fresse" hauen kann!


    ja, solche sachen gibt es - aber machen das unsere eltern bewußt. ich glaube meine mutter wäre gerne an solchen tagen nüchtern gewesen um sie mit uns zu feiern. nur ging das halt nicht, die sucht ist stärker und wohl auch die erwartungshaltung. druck ist an solchen tagen von uns kindern da, selbst wenn wirs gar nicht direkt sagen, den bekämpft sie dann halt mit ihrem üblichen problemlöser.

    mir hat viel geholfen, das ich mich mit der alkoholkrankheit auseinander gesetzt habe, auch etz noch - ich kann nicht annähernd alles verstehen, aber doch viel mehr als früher.

    liebe grüße -Dani-

  • Hallo Hans,

    auch ich möchte heirzu einwenig sagen.

    Direkt Hass gegen meine Eltern habe ich in all den Jahren eigentlich auch nicht entwickelt. Ja ich war böse auf sie, weil solche Festlichkeiten immer im Suff endeten oder als ich dann meinen eigenen Haushalt hatte, sie zu unseren Geburtstagen o. ä. nicht erschienen. Ich war halt nicht so wichtig (hab ich mir eingeredet) denn zu meinem Bruder konnten sie gehen. Komisch, da macht man sich schon so seine Gedanken. Aber Hass - nein gehasst habe ich sie nicht und auch heute hasse ich meinen Vater nicht (Mutter ist vor 2Jahren an Alk... gestorben). Er ist krank und will es nicht einsehen. Ja, ich distanziere mich und er kann sehr nervig sein. Manchmal komme ich schon gut damit klar und vertröste ihn auf später, aber manchmal gehen auch einfach die Nerven mit einem durch. Da muss ich noch viel an mir arbeiten!

    Alles in allem kann ich vielleicht sogar sagen, er tut mir leid! Meine Eltern waren eigentlich immer für uns Kinder da. Ja, sie haben getrunken aber früher mehr an den Wochenenden. Der starke Alk-konsum kam später und aus welchem Grund auch immer, für mich nicht so ganz nachvollziehbar. Aber mein Vater sagte auch mal: "Wir leben unser Leben wie´s uns gefällt und du wie´s dir gefällt - wir mischen uns bei Dir nicht ein und darfst dich bei uns nicht reinhängen!" Tja, das sagt eigentlich alles.

    LG Katrin

  • Hallo Hans.

    Du sprichst mir aus der Seele.
    Glaub mir, mein Hass ist so riesig, ich könnte täglich ko...en!

    Ich muss mich hier ständig zusammenreissen, ich lese zum Teil beiträge von Alkies und könnte schreien weil mir dabei die Galle hochkommt wegen all den heuchlerischen Sprüchen.
    Ich muss dann weg vom Pc, weil ich sonst ganz bösartige Antworten auf manche Beiträge schreiben würde.

    Ich weiss, dass dieser Hass begründet und normal ist.
    Allerdings ist er nicht gesund für mich.
    Und was für mich gut ist, ist jetzt alles was zählt. Ich war viel zu lange ein Teil von dem Teufelskreis.

    Der Hass macht unser Leben nicht besser, Hans.
    Er gibt uns das, was wir gebraucht hätten nicht zurück.
    Wir müssen einen Weg finden, Dampf abzulassen und unser Eigenes Leben zu leben. Ohne den Alkie und alles negative, dass er mit sich gebracht hat.

    Interessant, dass du "Zombie" erwähnst. Ich leide seit Jahren unter krassen Zombie-Alpträumen.

  • Liebe Annis!

    Weihnachten feier ich schon fast demonstrativ.
    Ich schmücke das Haus, Backe viel, höre Weihnachtsmusik und freue mich tierisch darüber, dass ich jetzt endlich ein schönes Fest haben kann ohne vorprogrammierten Absturz. Wenn mir danach ist, lade ich meine Geschwister ein. Klar denken wir an die ganzen versauten Feste, aber wir alle geniessen deswegen die Feiern um so mehr.

    Wer will, kriegt auch eine Punsch mit Schuss.
    Bevor ich schwanger wurde, hab ich mir ab und zu (höchstens alle drei Monate) einen kleinen Likör gegönnt. Ich kenne das blöde Gefühl, dass damit verbunden ist sehr gut. Ich behalte meinen Konsum streng im Auge. Ausser Haus trinke ich nie etwas, ganz egal mit wem. Alle Leute kennen meinen "Grundsatz" und alle respektieren ihn. Wer das nicht tut, kann mich mal dort wo keine Sonne hinscheint!!

    Wer zu mir nachhause kommt, darf gerne meinen speziellen Weihnachtspunsch (Nur um die Weihnachtszeit, versteht sich) oder einen kleinen Likör haben. Etwas anderes habe ich nicht und kaufe ich auch nicht. Da kann ich den Weltgrössten Weinkenner der Welt zu Gast haben, Wein gibts nicht bei mir. Wenn der Gast welchen mitbringt, muss er ihn wieder mit nachhause nehmen. (Meine Mutter hat immer Wein getrunken, ich ertrage kaum den Anblick einer Flasche)

    Mach dir keinen zu grossen Kopf wenn du ab und zu ein Gläschen irgendwas haben möchtest. Aber du solltest niemals "mittrinken"
    Die meisten Leute reagieren positiv, wenn du sagst, du möchtest nichts trinken.
    Ich hab ein Buch mit Super tollen Drinkrezepten ohne Alkohol.
    Ab und zu mix ich mir sowas. Sieht toll aus, ist lecker und meistens noch gesund. Da greifen auch Gäste gerne zu.

  • hi annis

    Zitat

    Ich komme mir super schlecht vor auch wenn es wirklich nur ein Glas zum Essen ist.


    verstehe ich etz ehrlich gesagt nicht so ganz :? wenn du dich deswegen schlecht fühlst, auch wenns nur ab und zu is, warum trinkst du dann überhaupt etwas?

    ich selber interpretier für mich nix negatives hinein, wenn ich ab und an mal was trinke. wenn du dich deswegen mies fühlst, dann laß es doch bleiben - das is auch absolut in ordnung.

    oder steht da das gefühl dahinter, sonst evtl nicht als "normal" zu gelten?

    liebe grüße -Dani-

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