Neues Leben = Beziehungsende?

  • Hallo, ich bin seit fünf Monaten sauber. Davor habe ich mehrmals im Monat auf Rausch getrunken und dazu ab und zu noch Drogen genommen.

    Jetzt ist es so, dass ich eigentlich einen ganz vernünftigen Alltag für mich etabliert habe, aber mir geht es dabei nicht besonders gut. Alles was ich mache, auch die sinnvollen Freizeitaktivitäten wie lesen, schwimmen oder mopedfahren, kommen mir wie ein (selbst-)aufgezwungenes Korsett vor. Dabei sind es Sachen, die ich immer gerne gemacht habe.

    Ich habe in den vergangenen Monaten darauf geachtet, dass ich meine neugewonnen Zeit vernünftig nutze. Und irgendwie ist dadurch alles total verkopft geworden. Ich geh mir selber auf den Keks, weil ich nie wirklich bei mir bin, egal was ich mache. Das ist für mich ziemlich frustrierend.

    Jetzt habe ich seit längerem mal wieder hier rumgestöbert, und wenn ich meine Erfahrungen mit denen von anderen hier vergleiche, fällt mir auf, dass ich mein Umfeld doch recht wenig verändert habe. Meine Freunde sind immernoch dieselben, auch wenn ich nicht mehr mit ihnen trinke, mein Job ist immernoch derselbe, auch wenn ich dort längst für Klarheit georgt habe, und vor allem bin ich immernoch mit meiner Freundin zusammen.

    Meine Freundin nimmt das Thema leider nicht so richtig ernst, und darüber wollte ich mal hier schreiben. Für sie ist Alkohol kein Problem, sie trinkt manchmal was, aber kennt ihre Grenzen. Das ist für mich eigentlich auch in Ordnung.
    Allerdings haben sich meine Bedürfnisse im trockenen Zustand doch erheblich verändert: Ich brauche sehr viel mehr Zeit für mich, auch ohne sie. Und ihre direkte, laute Art (das hat nichts mit Alkohol zu tun, sie ist einfach so), die ich eigentlich immer sehr bewundert habe, geht mir im Moment sehr auf die Nerven. Es ist auch so, dass sie gerade ziemlich viel um die Ohren hat, macht gerade Diplom und gleichzeitig wurde ihr Vater lebensbedrohlich krank, was sie sehr mitgenommen hat. Insofern hat sie von mir eigentlich Rückendeckung erwartet, die ich ihr im Moment nicht bieten kann. Sie ist enttäuscht und verletzt, sieht aber ein, dass ich im Moment mit mir selber beschäftigt bin.

    Die Beziehung ist daher in den letzten Monaten ziemlich anstrengend für mich geworden, und manchmal betrachte ich sie schon fast als "Job". Sie kostet mich im Moment mehr Kraft, als ich aus ihr ziehe. Ich spreche natürlich mit meiner Freundin darüber, und wir haben uns darauf verständigt, uns in Geduld zu üben, und erstmal weniger Zeit zusammen zu verbringen. Aber es schwebt schon auch der Gedanke im Raum, uns zu trennen. Denn so wie es im Augenblick läuft, bringt uns das beiden herzlich wenig. Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ich irgendwann wieder zu MIR finden kann, und dann auch wieder zu unserer Beziehung. Aber ich bekomme langsam die Sorge, dass ich um erfolgreich trocken zu bleiben, einen viel radikaleren Egotrip durchziehen muss, als ich es bisher getan habe. Und dass ich viel mehr Zeit brauchen werde, um mit mir ins Reine zu kommen. Ich glaube nicht, dass meiner Freundin klar ist, was ich gerade erlebe, und ich weiß nicht ob ich es ihr vermitteln kann. Leider fürchte ich gerade, dass meine Freundin unter Umständen nicht bereit ist auf unbestimmte Zeit abzuwarten, bis ich wieder für sie da sein kann.

    Natürlich kommen mir auch Zweifel, ob es das alles wirklich wert ist. Zumal es mir im Moment nicht wirklich gut geht. Noch ist der Wille da, und auch der Optimismus. Aber igendwie habe ich das Gefühl, dass ich einen Fehler mache, egal wofür ich mich entscheide.

    Hat jemand Erfahrungen mit Beziehungsmanagement dieser Art, oder ähnliches erlebt?


    Lieben Gruß und eine schöne Mittagspause!

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • hallo nachwuchsoptimist,

    was du da schreibst kenne ich aus eigener erfahrung. habe ich ja jahre lang unter dem einfluss von alk gelebt. mal mit mehr, mal mit weniger im blut aber dennoch das mäntelchen angehabt. also wen wundert es wenn man "ohne" plötzlich mit diesen unangenehmen gefülen konfrontiert wird. wechsaufen ist eben nimmer. plötzlich muss ich mich aushalten wie ich bin. also gehört das wohl auch zu mir. ich habe gelernt das es nicht einfach ist mit sich zufrieden zu sein. arbeit, arbeit arbeit...

    was deine beziehung angeht kann ich nur sagen, dass es wohl wichtig ist genau hinzuschauen. ich brauche auch viel mehr zeit für mich seit ich trocken bin. meine freundin kennt mich zwar nass nicht aber ich bin eben für mich anders geworden. sage ich ja auch nicht mehr zu allem ja und amen. sondern nehme mir zeit wenn ich sie brauche, meitens zumindest.

    was den radikalten egotrip angeht kann ich nur sagen: ich habe von allen "saufbegleitern" keinen einzigen mehr in meinem umfeld. KEINEN!

    gruß
    carnel

    7. Juni 2005

  • Hallo nachwuchsoptimist!

    Punkto Beziehungen habe ich in diesem Forum schon viel erlebt und gesehen..
    Es kann überlebenswichtig sein(für Deine Trockenheit wie auch für Dein Glück,)eine Beziehung zu opfern.

    Es kann aber auch sein,dass die Partner wieder zusammen finden und den Weg gemeinsam weiter gehen können.
    Es lohnt sich,ganz genau hinzusehen,denn es geht ja um zwei Leben.

    Eine Frage habe ich an Dich:könntest Du Deine Freundin dazu bringen,dass Ihr eine Alkohol-freie Wohnung habt?
    Das ist sehr wichtig für Dich.

    Herzliche Grüsse
    Spanijoggel

    ichbinda123

  • Hallo Optimist.

    Deine Lage ist im Moment sehr schwer.Ich möchte auch nur auf deine Beziehung eingehen.Ich war derselbe wie du.Ist mittlerweile fast 10 Jahre her.Ich hatte damals auch aufgehört,war auch ein "gelegentlicher" Rauschtrinker.Auch ich veränderte mich in der Trockenzeit zu genau dem,was du schreibst.Da meine damalige Ex das aber auch nicht verstand,fing ich halt wieder an zu trinken,dachte,dann wirds wieder.War auch am Anfang so,aber mit der Zeit trank ich immer mehr und mehr und war zu gar nichts mehr zu gebrauchen.So war ich dann irgentwann Spiegelalki,und DAMIT wollte sie dann nichts mehr zu tun haben,und wir haben uns in erbittertem Streit getrennt.Auch heute habe ich keinen Kontakt mehr.
    Was ich dir damit sagen will,wenn du ihr was bedeutest und umgekehrt,müsst ihr durch diese Zeit jetzt durch.Wenn du ihrzuliebe in dein altes Muster fällst,wird es irgentwann ganz böse enden.Sag ihr das,und wenn sie es nicht versteht oder verstehen will,ist es besser,sich jetzt im halbwegs guten mal zu trennen bevor es zur Kathastrophe kommt.Du brauchst deine Zeit,und trocken zu bleiben ist Lebenswichtig.Du bist glaub ich so alt wie ich,also kann ich deine Lage sehr gut nachvollziehen.Nur wenn du weitertrinkst,hatt sie in spätestens 10,15 Jahren ein Wrack vor sich,und das wollt ihr doch beide nicht wirklich,oder?
    Die Entscheidung liegt bei dir,ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen,wie so was enden kann.Nicht muss,aber kann.

    Also Kopf hoch und überdenk dir deine Entscheidung sehr genau.

    LG domme

  • Vielen Dank schonmal für das Feedback. Eigentlich hab ihr alle bestätigt, was ich eigentlich auch schon gedacht habe. Es ist eben nicht der einfache Weg, und da gehören Zweifel wohl dazu. Umso ernster nehme ich Euren Rat.

    Zitat von patience


    (...) Intensität und vermeintliche Emotionen werden durch (Rausch-)Trinken geschaffen.


    Ja, genau. Und das fehlt mir. Mein Psychodoc hat es mal als meine "Gefühlssause" bezeichnet, die ich als Katalysator brauche, weil ich mir im Alltag zuwenig Emotionen zugestehe.

    Geduld, Geduld. Jedenfalls bin ich gerade wieder gan guter Dinge, dass ich doch irgendwie weiterkomme. Ob nun mit Freundin oder ohne, die Richtung stimmt, da bin ich sicher.

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • Hallo Nachwuchsoptimist (schöner Nick), ich denke in solchen Situation, is bei mir als Co übrigens genauso, braucht man seine Hauptkraft und seine Hauptzeit für sich...ich habe immer Problme mir die auch wirklich zuzugestehen...aber wenn es klappt ist es immer wunderbar. Was die Beziehungen angeht, lieber seltner Zusammensein, aber dann eine gute Zeit miteinander gestalten, als was unternehmen oder so. So das die Zeit intensiv ist...dann kann man denk ich auch die Pausen besser aushalten und stärk aber die Beziehung auch durch gemeinsame Erlebnisse....

    Ganz liebe Grüße
    und alles Gute für Dich
    Zieh das Durch...Du klingst stark, Du schaffst das!
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Das habe ich auch schon festgestellt.... hab mit meiner Therapeutin da eine Cd gehört...geführte Atemgeschichte...man, was da aus mir rauskam...Hammerhart...Rotz, Heul, Schluchz, Lach..

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo ihr!

    Karotte kannst du den Titel der CD mir schicken, kenne keine gute CD.

    Alles liebe Fee

  • Hallo Nachwuchsoptimist,

    ich bin Co. Trotzdem kann ich gut nachfühlen, was du bezüglich verkopft sein schreibst. Die erste Zeit nach absetzen meiner "Droge", des abhängigen Partners an meiner Seite, machte ich viele Dinge auch nur aus dem kognitiven Bewusstsein heraus, etwas, d.h. mich und meine Verhaltensweisen, ändern zu müssen. Dass ich für diese Unternehmungen und Tätigkeiten, die mir früher Spaß gemacht hatten, diesen Spaß und diese Freude wieder empfinden konnte, hat eine ganze Weile gedauert. Mein Gefühlsleben war durch die Co-Abhängigkeit durcheinander geraten. Für das neue "justieren" war es zu Anfang erforderlich, mich mit dem Kopf dazu zu bringen, mich anders zu verhalten. Meine Gefühle kamen dann irgendwann hinterher.

    Ich kann mir vorstellen, dass es bei Alkoholabhängigkeit ähnlich funktioniert und denke, dass auch bei dir irgendwann wieder die Freude an den Sachen kommte, die du machst. Oder vielleicht auch an ganz anderen. Denn das Lösen aus der Abhängigkeit lässt uns auch selber anders werden. Egal ob unser "Stoff" der Alk oder der Alki ist.

    LG

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Ich habe jetzt grade nochmal nachgesehen, was in den Grundbausteinen über die Veränderung des Umfeldes und die oberste Priorität der eigenen Bedrüfnisse steht. Und klar, ich merke auch jetzt schon welche Leute mich nüchtern weniger interessieren. Ich verstehe ganz gut wie das gemeint ist, und glaube sogar denen, die sagen, dass sie keinen Menschen mehr kennen, den sie vorher kannten. Ich glaube auch, dass das im Einzelfall die einzige Option sein kann.

    Aber ich denke man muss schon abwägen, was an den Kontakten alles dran hängt. Ich habe gerade überlegt, ob ich jemanden kenne, der überhaupt keinen Alkohol trinkt. Außer einem Schulfreund in Kalifornien vor 13 Jahren, der einer baptistischen Sekte angehörte, und einer ehemaligen Nachbarin, die auch explizit trocken gelebt hat, ist mir niemand eingefallen.
    Alle anderen Menschen, die ich kenne, trinken Alkohol: Meine Freundin (wie gesagt), meine Brüder, meine Eltern, meine Freunde, meine Arbeitskollegen, meine Mitbewohner, einfach alle, die mir einfallen. Und die wenigsten davon trinken prekär.

    Wäre es nicht überzogen, sie alle aus dem Adressbuch zu löschen, zu sagen: "Sorry, ich melde mich dann in einem Jahr mal wieder, wenn ich zu MIR gefunden habe.." ? Ich glaube, dass das für mich nicht der richitge Weg ist, weil es einfach zuviele Bereiche gibt in meinem Leben, die ich geren weiterverfolgen will, und auch Menschen, denen ich sehr viel verdanke und die es nicht verdienen, dass ich ihnen so plötzlich den Rücken kehren, nur weil sie zum Fisch gerne Riesling trinken.

    Bei Leuten, die vordergründig saufen, oder mit denen ich bisher viel getrunken habe, sieht es natürlich anders aus. Aber ich merke in zwischen wie sich das von selbst reguliert.

    Eigentlich bin wirklich nur unsicher wie es mit meiner Freundin weitergeht. Ich habe nochmal mit ihr darüber gesprochen, und auch aufgrund des Inputs hier konnte ich Ihr ein isschen besser verständlich machen, worum es eigentlich geht.

    Mal sehen, die Zeit wird es zeigen.

    Einen schönen Sonntagabend noch!

    Our greatest fear is not that we are inadequate,
    but that we are powerful beyond measure. It is our light, not our darkness, that frightens us most.

  • Hallo Nachwuchsoptimist,

    Zitat

    Wäre es nicht überzogen, sie alle aus dem Adressbuch zu löschen, zu sagen: "Sorry, ich melde mich dann in einem Jahr mal wieder, wenn ich zu MIR gefunden habe.." ? Ich glaube, dass das für mich nicht der richitge Weg ist, weil es einfach zuviele Bereiche gibt in meinem Leben, die ich geren weiterverfolgen will, und auch Menschen, denen ich sehr viel verdanke und die es nicht verdienen, dass ich ihnen so plötzlich den Rücken kehren, nur weil sie zum Fisch gerne Riesling trinken.

    Hier geht es eben primär um eben diese Menschen die Du im Nachsatz benennst!

    Auch muss ich nicht an jeder Familienfeier teilnehmen wenn ich es nicht möchte!

    Aber Menschen aus deinem ummittelbaren Umfeld,denen Du dich geöffnet hast,und die deiner Krankheit wissen,dieser auch mit Akzeptanz und Respekt entgegentreten,dich in deinem "neuen Leben"unterstützen und dich lieben,werden in deiner Gegenwart auf Alkohol verzichten,wenn Sie deine Nähe wünschen und selbst kein Alkoholproblem haben.

    Es ist eine Umgehensweise deiner selbst,wieviel Respekt und Akzeptanz Dir entgegengebracht wird!

    Wenn Du gut auf dich achtest,kann Dir so schnell nichts passieren was Du dir nicht selbst wünschst,in diesem Sinne,

    Gruß Andi

  • Es wundert mich ein wenig, wie wenig Deine Freundin über Dich weiß. Wen auch sie sich mal mit dem Thema Alkoholabhängikeit beschäftigt hätte müßte sie wissen, dass sie in Deiner Gegenwart nicht trinken sollte. Und dazu muß man nicht Coabhängig sein.

    Sie sollte wissen, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist, die tödlich endet. Du solltest sie aufklären.
    Eienm Allergiker tut man auch nichts ins Essen, was eine Allergie auslöst.
    Auch wenns einem selber schmeckt.
    Tut sie es vielleicht aus Trotz nicht? Wie steht sie zu Deienr Abhängigkeit, zu Deiner Trockenheit?

    Deine Gefühle kann ich sehr gut nachempfinden. Allerdings aus einer naderen Situation heraus. Als meine Schwester starb hatte ich einen sehr lieben Freund, er hatte mich wirklich sehr unterstützt.
    Aber durch die Trauer, das Abschiednehmen, diesen Schmerz haben sich meine Gefühle einfach zu gemacht. Alles war zu viel für mich in dem Moment. Es war wie ein Selbstschutz für mich, dass ich nichts mehr an mich ranlssen konnte und auch nichts geben konnte. Ich kann auch im nachhinein ncihts schlechtes daran sehen. Alles braucht seine Zeit. Und man kann und sollte auch nichts daran ändern.

    Ich hatte diesem freund ein furchtbar schlechtes Gewissen.Ich habe einfach nichts mehr empfunden. Weder für ihn noch sonst etwas. Leere.
    Ich konnte es nicht aushalten, dass er mich so sehr liebte, mir alles gab und ncihts dafür erhielt. So hatte ich es bisher gesehen. Wie ein Tauschgeschäft. ich konnte nicht einfach nur etwas für mich annehmen. So empfand ich seine Liebe nach und nach als Druckmittel, bekam ein immer schlechteres Gewissen, dass ich es doch bald erwidern müßte. Bekam auch Angst, dass er sich sonst bald eine andere suchen würde. Das hätte ich nicht auch noch ertragen , diesen Schmerz. Also sagte mir mein Kopf: Trennung, ich müsse dem allen zuvorkommen.
    Lange Zeit später dachte ich darüber nach, ob das wohl alles richitg war. ich weiß es bis heute nicht. Er hatte sich wiklich nichts zu Schulden kommen lassen, er war ein wunderbarer Mensch und ich freue mich noch heute wenn ich ihn sehe. Aber ich konnte derzeit nicht anders.
    Das war irgendwie Schicksal und ich denke, es ist auch okay so.
    Eigenartigerweise hat es ihn damals auch garnicht so schwer getroffen, er hat alles ziemlich mit Fassung getragen. Vielleicht war er aber auch selber schon genervt. Es braucht einfach viel Zeit um Veränderungen im Leben zu verarbeiten. Und vieles kommt unverhofft. Du hast ein Recht darauf Dir erstmal selber wichtig zu sein. Du lebst nicht für andere Menschen.
    Man kann nur wirklich einen anderen Menschen lieben, wenn man mit sich selbst im reinen ist. Ich glaube auch, dass Abstand erstmal sehr gut für Euch ist. In einer Phase des Abstands entscheidet sich meist von alleine , wie wichtig man einander ist.

  • Hi Paddy!

    Zitat von Paddy


    Sie sollte wissen, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist, die tödlich endet. Du solltest sie aufklären. (...) Wie steht sie zu Deienr Abhängigkeit, zu Deiner Trockenheit?


    Ich denke sie will es einfach nicht wirklich anerkennen. Mir fällt es ja selber sehr schwer. Das liegt zum eien daran, dass ich kaum dem (falschen) Bild des total abgefuckten Alkoholkers auf der Straße entspreche. Meine übelsten Abstürze hat sie nicht miterlebt. Insofern hat sie eine ganze Weile geglaubt, dass ich mir das alles nur einbilde, dass ich ne Drama-Queen bin, die auch mal ein Problem haben will. Ich übertreibe. Na, und als Sproß eine Brauereifamilie fällt es natürlich besonders schwer den Alkohol komplett zu verbannen, Bier ist für sie in erster Linie ein Lebensmittel, und ihre Familie verdankt diesem Getränk viel, ihre ganze Identität ist damit eng verwoben, ohne dass sie selber viel trinkt.


    Zitat von Paddy

    Ich hatte diesem freund ein furchtbar schlechtes Gewissen.Ich habe einfach nichts mehr empfunden. Weder für ihn noch sonst etwas. Leere.


    Das ist vielleicht der erhellenste Beitrag, den ich hier bisher lesen durfte. Wahnsin! Es trifft so haargenau die Situation, dass ist schon beinah gespenstisch. Ich habe einfach schon so viele Beziehungen in den Sand gesetzt. Und es war immer so, dass ich irgendwann dicht gemacht habe. Und langsam bekomme ich ein schlechtes Gewissen wegen den ganzen weinenden Frauen, die ich in Erinnerung habe. Und ich hatte bei meiner jetzigen Freundin eigentlich das Gefühl, dass es anders enden könnte. Aber vielleicht ist das auch Zweckoptimismus, um meine emotionalen Defizite nicht als solche anerkennen zu müssen. Aber das ist wohl eher was für die Couch. Danke für Deinen Beitrag, Paddy! Vergleichen tut gut und macht Mut!

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  • Hi Patience,

    danke der Nachfrage. Bin erkältet, aber davon abgesehen geht's mir ganz gut.

    Mit meiner Freundin ist es zwar immernoch schwierig, aber sie lässt mich machen, setzt mich nicht mehr so stark unter Druck. Das hilft mir. Aber ich habe auch immernoch ein schlechtrs Gewissen, weil ich sie im Moment einfach kaum unterstützen kann. Dabei hat sie ein ziemliches Päckchen zu tragen gerade. Naja, es geht irgendwie weiter. Wie immer.


    Eine schönen Abend allerseits!

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  • Ja, die Erkältung habe ich gut überstanden. Seit ich vor zwei Jahren aufgehört habe zu rauchen, ist mein Immunsystem ein Traum. Alkoholfreiheit schadet natürlich auch nicht.

    Nun, das mit dem schlechten Gewissen ist eine komplizierte Angelegenheit. Daran arbeite ich gerade mit meinem Psychologen. Es ist einfach keine sehr einfach Zeit im Moment. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich die Dinge jetzt angehe. Und es hilft nichts sich an äußeren Umständen zu orientieren, sondern eben nur an sich selbst.

    Dass ich viel mit mir selber ausmache ist schon richtig. Klar, mit ein paar Freunden spreche ich darüber wie es mir geht. Und natürlich in der Therapie. Aber solange ich arbeite und ich das Gefühl habe, dass es irgndwie voran geht, muss jetzt auch nicht alles sofort perfekt sein. Obwohl heute mein Psycho gesagt hat, ich sollte mich mich mal mehr auf die Gegenwart konzentrieren. Aber natürlich auch nicht nur. Das nennt man wohl Lebenskunst.

    Genauso ist es auch mit der Verantwortung: nur auf sich selber achten ist genauso ungesund wie nur auf andere achten. Wahrscheinlich steht es so auch bei Aristoteles, dem alten Mittelweg-Guru.

    In diesem Sinne: einen ausgeglichenen schönen Abend!


    PS: Und Danke der Nachfrage, Patience. Ich habe sonst immer die Tedenz nur zu lesen. Und auch das eigentlich nur, wenn ich echt mies drauf bin. Aber schreien hat eine andere Reflexionsqualität. Und macht überprüfbar. Sollte ich mir mehr Zeit für nehmen.

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  • Hallo Nachwuchsoptimist!

    Da hat mich ein Wort frappiert:

    Mittelweg :roll:

    Ich sage Dir einfach,was das in mir auslöst:

    Mittelweg gibt es für mich nicht in der Trockenheitsarbeit!
    Es gibt für mich nur den Weg ,den Einzigen.
    Er führt zu mir
    An mir muss ich arbeiten,an mich muss ich denken,zu mir muss ich kommen,bei mir muss ich bleiben! Mich muss ich lieb haben!
    Du kannst auch alle "muss durch ein "will" ersetzen.

    Und von da aus kann ich mich der Welt und den anderen stellen.

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hi Yvonne,

    danke für Deinen Kommentar. Ich weiß schon wie Du das meinst.
    Aber das scheint mir im Moment ganz und gar nicht das richtige in meiner Situation: es wäre schlicht feige, würde ich mich ganz auf mich selber konzentrieren.

    Ich habe mir in den letzten Monaten viel Zeit für mich genommen, und achte darauf, dass es mir einigermaßen gut geht. Aber alles andere wäre unfair und hätte auch nichts mit Eigenverantwortung zu tun.

    Wie gesagt, es ist nicht einfach die Balance zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners zu halten, genausowenig übrigens wie zwischen dem Glück im Hier-und-jetzt und dem Glück am morgigen Tag. Eine radikale Verknappung auf "ich, sofort" ist für beide Bereiche "Lebenszeit" und "Mitmenschen" nicht zielführend. So sehe ich das jedenfalls.

    Vielleicht dauert mein Weg zur glücklichen Trockenheit dann etwas länger, aber immerhin muss ich so nicht das Vertrauen von Menschen enttäuschen, die mir wichtig sind. Meinst Du nicht?

    Einen schönen Tag allerseits!

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  • Hallo Nachwuchsoptimist!

    Ich verstehe Dich sehr gut.
    Natürlich meinte ich nicht ,dass Du Dich abkapseln solltest oder die andern,Deine Freundin nicht zur Kenntnis nehmen.
    Ich war vielleicht etwas rabiat am Morgen früh!

    Aber sehr wichtig ist es trotzdem,dass Du Dir Zeit für Dich nimmst,um zu Dich selber zu finden,um bei Dir zu sein.Das ist echt ein Teil unserer Trockenheitsarbeit.Jedenfalls habe ich es so verstanden und gelernt hier.

    Dein Selbstvertrauen und Dein Selbstwertgefühl müssen stetig wachsen.

    Ich hoffe,dass ich diesmal etwas differenzierter rüber komme.

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir noch einen ganz schönen Abend und eine gute Nacht!

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

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