Hallo,
ich lese hier schon lange mit, erst heute traute ich mich, mich hier anzumelden.
Meine Mutter war alkohol- und tablettenabhängig, starb mit 50 Jahren an der Krankheit "Krebs", ihre Lebensweise hat sicher hierzu beigetragen.
Bei meinem Mann war der Vater alkoholabhängig, dieser starb mit 51 Jahren an einem Herzinfarkt.
Ich kann mich in vielem was ihr schreibt wiederfinden und Verhaltenweisen erkennen. Ich pflegte meine Mutter bis sie starb, konnte mit niemandem über die Alkoholkrankheit meiner Mutter sprechen, da Scham- und Schuldgefühle stark vorhanden waren, und teilweise auch heute noch sind.
Bis ich meinen Mann kennenlernte, hier konnte ich mich zum erstenmal öffnen und über eigene Kindheit sprechen. Dabei erfuhr ich, dass er gleiches mit seinem Vater erfahren hatte, seine Familie eher erleichtert über den Tod seines Vaters war.
Von Trauer oder Trauerverarbeitung keine Spur, jeder hatte in der Familie zu funktionieren. Vielleicht fühlten wir uns deshalb zueinander hingezogen da wir ähnliches schon als Kinder erlebten. Die Unzuverlässigkeit von Elternteilen und dass wir es nicht wert waren, dass unsere Mutter oder Vater das trinken gelassen haben.
Wir wollten alles anders und besser machen, gelungen ist uns, dass keiner alkoholabhängig geworden ist, die Gefahr war aber da, das wussten wir beide.
Aber so viele alte Muster aus unseren Familien haben unsere Ehe überschattet und sind auch heute noch spürbar. Diese Co-Abhängigkeit ist so tief vergraben, dass ich heute zweifle, ob es uns jemals gelingt es zu schaffen. Streitigkeiten enden meist mit gegenseitigen tiefen Verletzungen, die nicht einfach so zu vergessen sind. Dafür tun sie zu weh, ist wie früher zu Hause, man fühlt sich nicht verstanden und gesehen mit eigenen Gefühlen oder Denken.
Was habt ihr für Erfahrungen in Eurer Partnerschaft gemacht?
Oder ist es bei uns so kompliziert, weil wir beide Kinder von alkoholabhängigen Elternteilen waren, und vom jeweils anderen Elternteil im Stich gelassen wurden?
Ich möchte meine eigenen blinden Anteile erkennen, nicht meinem Mann nur die Schuld für unsere Krise zuschreiben, hoffe durch den Austausch mit Euch "sehend" für eigene Fehler zu werden. Bücher darüber habe ich viele gelesen.
lg Weitsicht