Ich habe hier mal eine Sicht aus eigenen Erfahrungen und mit Hilfe von Erfahrungen einiger ebenso betroffenen Freundinnen zusammen gestellt
und würde mich freuen über Gedanken anderer zu dem Thema…
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Der Umgang mit den eigenen Schuldgefühlen ist eines der schwierigsten Aufgaben eines Cos. Zum einen wird einem mehr Schuld eingeredet, als man hat, zum anderen fehlt einem noch der reale Blick auf sich selbst.
Schließlich würden wir nicht so lange in einer unglücklichen Beziehung ausharren, wenn wir nicht immer angetrieben wären von dem Wunsch nach "Heile machen" oder dem Gefühl "Ich bin nicht gut genug" und "Ich muss kämpfen um mein Glück". Wenn wir es dann auch noch mit der Gattung "Alk" zu tun haben, sitzen wir in der Falle "Lebensaufgabe" – meist ohne Aussicht auf Erfolg.
Doch diese Position ist uns vertraut, schließlich haben wir schon in unsere Kindheit die Ambivalenz des "Ich liebe Dich doch" zwar gehört, doch nicht gefühlt, weil das Verhalten unserer Eltern anderes aufzeigte.
Also war Liebe immer gekoppelt mit Verlust und Ablehnung.
Für unsere Kinderseele wäre es undenkbar gewesen, das Vertrauen und die Liebe der Eltern anzuzweifeln, denn wir waren abhängig von ihnen. So haben wir uns lange lieber eingeredet, dass diese nicht anders können oder wir Schuld daran sind, wie sie agieren.
Genau dieses Muster nehmen wir mit in unsere Beziehungen und versuchen im übertragenen Sinne dort wieder gut zu machen, was uns bei unseren Eltern nicht möglich war – um endlich Erlösung und Liebe zu erfahren.
Es ist also kein Wunder, dass uns gesunde Männer gar nicht erst anziehen.
Denn ein solcher würde uns vielleicht von Anbeginn das Gefühl geben, dass er uns so mag, wie wir sind – und dann hätten wir ein Problem: Die Erkenntnis, dass unsere Eltern doch schlecht waren und uns vielleicht doch nicht geliebt haben – denn nun haben wir einen Vergleich. Und egal, wie alt wir sind – wir wünschen uns zeitlebens das Wort "Entschuldigung". Doch selten tritt das ein – und wenn doch, glauben wir es nicht mehr.
Und nun? Nun beginnt die große Aufgabe, auch ohne auszukommen und uns zu befreien und selbst zu lieben. Dazu gehört auch, sich zu verabschieden von dem Wunsch nach der ewig helfenden Hand. Also heißt unsere Aufgabe: Aufgeben. Nicht sich, sondern den Wunsch nach dem "Übervater".
Sich selbst komplett alleine zu organisieren und sich so anzunehmen, wie man ist. Mal ehrlich – eigentlich tun wir das doch schon die ganze Zeit – ja wir übernehmen sogar noch die Pflichten unseres alkoholkranken Partners.
Wenn nicht der große Hunger nach Liebe wäre...
Und die große Angst vor dem Alleine sein...
Und der Wunsch, zu erfahren, dass man o.k. ist.
Und wir wollen es genau von diesem kranken Menschen erfahren und hören, genau von diesem – ersatzweise für unsere Erzeuger, die auch versagt haben in Sachen Liebe und Fürsorge.
Lg, Ettena