Co-abhängig und mit kleinen Kindern allein

  • Hallo,

    ich bin neu hier und weiß langsam nicht mehr weiter. Oder sagen wir, ich weiß, dass ich dringendst was ändern muss, nur nicht weiß, wie ich das bewerkstelligen soll.

    Mein Mann ist, seitdem die Kinder auf der Welt sind (2,5 Jahre - Zwillinge) zum Alkoholiker geworden. Er hat davor schon immer mal wieder gern ein Bier getrunken. Konnte aber meist auch mal 2 -3 Tage die Finger davon lassen. Aber jetzt kann er es nicht mehr. Er trinkt bis zu 10 Flaschen Bier (0,5 l) am Tag. Aber nur Bier. Vielleicht sind es auch mehr, zu zählen habe ich aufgehört.
    Unsere Kinder haben wir nicht leicht bekommen, erst mit ärztlicher Hilfe wurde uns das Glück gegönnt. Und eigentlich haben wir uns beide so sehr Kinder gewünscht und jetzt läßt er mich total damit hängen.

    Er bringt sie morgens zur Krippe (da hat er in den allermeisten Fällen noch nichts getrunken, obwohl ich jeden Morgen Angst um meine Kinder habe), da ich schon um 08.00 Uhr zu arbeiten beginne. Die Krippe ist am besten mit dem Auto zu erreichen. Leider haben wir nur ein Auto, was die Sache schwierig macht, den öffentlich ist die Krippe sehr schlecht zu erreichen.

    Er ist selbständig. Schläft sehr viel, ißt nichts und arbeiten .... weiß ich nicht, ob er es überhaupt noch tut. Er hat sein Büro bei uns in der Wohnung, einen Stock tiefer. Am Tag bin ich nicht da und kontrollieren, dass habe ich alles schon vor langem aufgegeben. Er lügt mich nur an, vergißt sehr viel und kann nicht zugeben, dass er die Dinge vergessen hat.
    Ich erwische ihn, wie er eine volle Flasche Bier ins Auto transportiert und versteckt. Als ich sie finde, ist die Begründung, er weiß nicht, warum er sie mitgenommen hat.....Lügen, Lügen....

    Ich weiß, dass ich am besten ausziehen sollte, um ihm begreiflich zu machen, was mir bzw. auch ihm wichtig sein sollte und was er ändern muss.
    Er gibt auch selbst zu, Alkoholiker zu sein. Will aber auf Biegen und Brechen zu keinem Arzt, der ihm ja helfen könnte. Er will uns nicht verlieren, will aber an der Situation nichts ändern.
    Mein Problem ist, dass ich keinerlei Familie in der Umgebung habe (500 km entfernt). Ich einen Job habe, der gut bezahlt wird und den ich nicht verlieren möchte. Die Kinder in die Krippe gehen und sich dort wirklich wohl fühlen.
    Mittlerweile sind meine finanziellen Mittel versiegt, so dass ich mir max. ein möbliertes Zimmer suchen kann, für eine neue Wohnung mit neuer Einrichtung habe ich keine Mittel mehr.
    Da er kaum arbeitet, fehlt uns das Geld ... und ich alleine schaffe es nicht, alles zu bestreiten - ich arbeite nur halbtags. Möchte aber auch, solange die Kinder noch klein sind, nicht länger arbeiten. Für uns alleine (die Kinder und ich) in einer kleineren Wohnung würde das Geld schon langen. Nur im Moment wohnen wir in einer Wohnung, die groß und schön ist, mir aber das Gehalt aufrißt und ich nichts weiter kaufen kann. Wenn mein Mann verdienen würde - also soviel dass wir echt gut leben können (seine Einnahmen sind minimal), dann wäre die Wohnung auch ok.

    Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich habe mittlerweile eine Selbsthilfegruppe für Co-Abhängige hier in der Nähe ausfindig gemacht. Und wenn ich das richtig gelesen habe, treffen sich dort auch die Anonymen Alkoholiker. Habe ihm jetzt schon vorgeschlagen, dass wir gemeinsam hingehen und seine Tante abends die Kinder hütet, wenn sie schlafen.
    Finden ihr das gut, oder soll ich das lieber lassen?
    Wißt ihr, wohin ich mich wenden kann, zwecks einer Wohnung oder Unterkunft? (vielleicht sollte ich zu einer Freundin - nur ich habe zwei Kinder, dass ist immer etwas schwieriger als ein Kind).

    Wie soll ich mich jetzt am besten verhalten? Soll ich noch bis Januar warten, bis die Kids in den Kindergarten kommen? Der wäre öffentlich oder auch fußläufig für mich zu erreichen und ich käme pünktlich in die Arbeit.... ich hätte dann für mich einige Probleme gelöst.....

    Vielen Dank schon für eure Antworten

  • Willkommen Doppel,

    alles nicht so einfach aber machbar.

    Was hälst du von einem Ultimatum was du ihm setzt und natürlich auch durchziehst, sonst bringt es nichts. Das Ultimatum kann dir auch helfen für dich Sicherheit zu bekommen etwas zu bewegen.

    Frauenhäuser beraten oder auch die Gemeinde kann dir weiterhlefen bei den finanziellen Angelegenheiten, du kannst Unterstützung bekommen das ist sicher.

    Eine reale SHG ist auch gut, für dich, schlag ihm nichts vor, er muss handeln und du auch aber nur für dich und die Kinder.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo Doppel.
    Jetzt muss ich Dir schreiben, weil Deine Geschichte sehr ähnlich ist wie meine.
    Mein Mann hat auch schon immer gerne Bier getrunken. Immer so 3- 4 Halbe pro Tag. Die meiste Zeit war das nicht schlimm für mich.
    Auch wir haben mit ärzlicher Hilfe unsere Tochter bekommen. Genauer gesagt mit künstlicher Befruchtung. Lag an ihn. Zuwenig und zu langsame Spermien. Warum wohl?!
    Als unsere Tochter letztes Jahr zur Welt kam, wurde er arbeitslos und der Absturz begann.
    Pro Tag min. 1 Flasche Wein, später dann heimlich, weil es mir zu viel wurde und ich ihn gedroht habe zu gehen. Er hat mir auch kaum geholfen mit der kleinen. Hab also immer alles alleine gemacht.
    Im April 2008 habe ich dann meine Drohung durchgesetzt. Ich habe mich von ihn getrennt und lebe seit August mit meiner Tochter in meiner neuen Wohnung. Abgesehen von den Ämterwirrwarr geht es mir sehr gut. Ich bin viel gelöster als sonst und das kann ich auch meiner Tochter zeigen.
    Ich wünsche Dir viel Kraft für die Zukunft. Egal für welchen Weg Du Dich entscheidest.
    Lg Simone

  • Vielen Dank für eure Antworten.

    Bei uns war es auch künstl. Befr. und der Grund war er , zuwenige und zu langsame Spermien.

    Ich würde auch gerne in eine Wohnung ziehen, aber mir fehlen einfach die finanziellen Mittel. Ich bin froh, das mein Dispo noch nicht ganz ausgeschöpft ist, aber lange dauert das nicht mehr.

    Ich habe ihm gestern gesagt, dass ich definitiv im Januar ausziehen werde - auch das es im Moment wegen der Entfernung der Krippe nicht geht und ich nur deshalb noch da bin.
    Er war gestern so baff, er hat mich nur angefleht, dass ich das doch nicht machen kann, ich soll ihm doch helfen.
    Nur ist es so, dass ich ihm echt viel Hilfe angboten habe, er sie aber nicht annimmt und ich jetzt ein Punkt bei mir erreicht ist, wo ich nicht mehr will und auch nicht mehr kann.
    Er beteuert, wie gern er die Kinder hat, wie glücklich er ist, dass es sie gibt ( und beide hängen total an ihm - es blutet mir schon jetzt das Herz, wenn ich sie ihm entreißen muss).

    Er ist zwar noch nicht einmal zur Wies'n gegangen, was eigentlich jedes Jahr sein Heiligtum ist, aber ..... dafür trinkt er die Maßen dann zu Hause.

    Kann mir jemand genau sagen, an welche Ämter etc. ich mich da genau wenden muss/soll/kann, die mir finanzielle Unterstützung geben?

    Landeserziehungsgeld bekomme ich noch bis März, aber das habe ich jeden Monat an ihn überwiesen. Das ist mein Teil für die hohen Kosten für die Krippe - die er komplett bezahlt.
    Was gibt es da noch für Unterstützung?

    Vielen Dank fürs Helfen

  • Zitat von Doppel

    Mein Mann ist, seitdem die Kinder auf der Welt sind (2,5 Jahre - Zwillinge) zum Alkoholiker geworden.

    Hallo Doppel,

    noch ein herzliches Willkommen hier im Forum. Vielleicht ist Dein Mann tatsächlich erst seit 2 1/2 Jahren Alkoholiker, wer weiß das, da dürften aber weder die Befruchtungsart, noch die Kiddis was mit zu haben, sondern nur er selbst.

    Ich wünsche viele Gute Erkenntnisse und das Dich die Leute immer doppelt anstrahlen.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Doppel,

    auch herzlich willkommen hier. Auch ich kann Dir so nachfühlen. Nach 21 Ehejahen, 4 Fehlgeburten und 1999 endlich die langersehnte Tochter, lebe ich jetzt seit einem Jahr relativ glücklich getrennt. Auch mein Mann trinkt eigentlich schon immer, aber als ich das Kind bekam, fing es an mich zu stören. Ich habe auch gern und viel und lange gefeiert. Und das ist der Unterschied, ich fand es widerlich so mit Restalkohol am nächsten Tag das Baby zu versorgen. Habe mich entsprechend um 180 ° geändert. Hatte überhaupt keine Probleme damit. Mein Mann leider schon. Er trank dann allein und irgendwann auch heimlich. Er hängt auch total an seiner Tochter, da ich aber anfing unter schweren Magen-Darm-Störungen zu leiden, mußte ich den neuen Weg für mich und mein Kind gehen. Er war nicht leicht und ist er auch heute nicht immer, aber es g e h t ! Klar, man muß sich einschränken, aber die Zufriedenheit die man bekommt ist 1000 x mehr Wert. Eine SHG (Kreuzbund) besuche ich auch. Da meine Fam. auch 400 km weg wohnt, sind die wie meine Fam. und geben mir soviel Wärme und Verständnis. Das Leben geht anders weiter und man muß es neu gestalten. Aber nicht mehr ständig zu denken, was macht er heute, wieviel trinkt er und und und... , macht Dich irgendwann frei im Kopf und das ist so schön.

    Alles alles Gute und viel Kraft und mach was ! Das wünscht Dir Katrine.

  • Bei euch allen klingt - die ausgezogen und ein Leben ohne den alkoholkranken Partner angefangen haben - so leicht.

    Ich ärge mich jeden Tag, wenn ich am frühen Nachmittag in die Augen meines Mannes gucke und sehe, dass der Pegel steigt. Ärgere mich, dass er alles vergißt und mich dann aber dafür verantwortlich macht und für völlig bescheuert hinstellt.
    Ich versuche, nicht mehr zu diskutieren und eigentlich jeglicher Kommunikation aus dem Weg zu gehen. Was sehr schwierig ist, wenn die Kinder mit uns spielen und uns gemeinsam etwas fragen. In den Momenten kehrt so ein bißchen Familienleben ein und wir können auch ganz normal miteinander reden.

    Über ein paar Ecken habe ich gestern erfahren, dass der Großvater meines Mannes auch Alkoholiker war.

    Ich möchte mich noch mal für die vielen Aufmunterungen bedanken.
    Ich muss gestehen, dass ich es diese Woche etwas schleifen lassen habe, bzgl. Stellen, die mir helfen können etc. Ich habe im Moment leider soviel in der Arbeit zu tun, dass ich nur abends Zeit habe und da haben alle Ämter zu.....

    Aber ich muss dran bleiben.

    Danke

  • Hallo Doppel.
    Also ich war bei einer Frauenberatungsstelle. Die haben mir sehr viel Tipps gegeben wegen beratungsstellen usw...
    Bin dann zur Arbeitsgemeinschaft. Die haben mir dann gesagt was sie zahlen.
    Ich arbeite auf 400€, bekomme dazu ALG2 Zuschuss und die Wohnung wird mir gezahlt.
    Also es geht auch ohne Mann!! Ich kann zwar keine Grossen Sprünge machen finanziell, aber es geht!!!
    Es hört sich leicht an, aber ich habe schon sehr schwierige 3 Monate hinter mir. Aber es hat sich gelohnt. Wenn ich lese, wenn du deinen Mann in die Augen schaust und du siehst wie der Pegel steigt, werd ich echt wütend!!! Das kenn ich von meinen Mann!!!! Oh bin ich froh dass ich das nicht mehr mitmachen muss. Er trinkt immernoch. Was mir auch sehr weh tut. Aber wiederrum bestärkt mich das, wenn ich mal wieder zweifel habe.

    Also. Geh zur ARGE und erkundige Dich mal. Vielleicht bekommst du auch finanzielle Unterstützung.

    Und ich schicke dir noch eine EXTRAGROSSE PORTION KRAFT!!!

    Gruss Simone

  • Hallo

    ich arbeite 26,5 Stunden die Woche und verdiene nicht schlecht. Ich glaube fast, dass ich keine Zuschüsse bekomme.
    Aber.... ich habe schon mal nach solchen Ämter geschaut. Wie bitte habt ihr es geschafft, dort hinzugehen? Ich weiß gar nicht ,wie ich das zeitlich schaffen soll.
    Ich arbeit von 8.00 - 14.00 Uhr. Fahre heim und hole die Kids von der Krippe ab, die dann den ganzen Nachmittag bis abends bei mir sind. Ich habe leider niemanden, der mir die Kids abnehmen könnte. Entweder arbeiten meine Freundinn selbst (teilweise sogar voll) oder aber die haben zwei Kinder und da habe ich dann ein schlechtes Gewissen, meine zwei auch noch aufs Auge zu drücken. Was man nicht unterschätzen sollte.

    Ich kann praktisch nur einen Tag Urlaub nehmen und muss losziehen, eine andere Möglichkeit sehe ich fast nicht. Was wiederum auch ein Problem ist, ich komme nämlich gerade aus einem 3 wöchigen Urlaub. Und meine Kollegin auch, so dass ich hier vorerst nicht weg kann.

    Kann man diese Ämter auch telefonisch kontaktieren und sein Leid klagen bzw. per E-Mail? Am besten frage ich da heute mal nach.

    Ich habe am WE jetzt mit mehreren Leuten redet, die mir alles gesagt haben, ich muss da raus. Mittlerweile habe ich einem sehr guten Freund meines Mannes eine E-Mail geschrieben und ihm alles erzählt. Ich glaube nicht, dass der Freund noch irgendwelchen Einfluß hat.

    Ich hoffe so sehr , jeden Tag, dass er zum Arzt geht (ich gehe auch gerne mit) und er einen Klinikplatz bekommt.
    Mittlerweile sage ich es ihm jeden Abend, dass ich ausziehen werde. Ja, ich nehme es zur Kenntnis, ist seine Antwort. Ich habe gestern abend eigentlich nur geheult, weil ich diese Familie nicht kaputt machen will. Ich habe die Hoffnung, dass er den Entzug noch durchzieht, bevor mein Auszug stattfindet.
    Meint ihr, dass ich da hoffen kann, oder es total zwecklos ist?

    Die Kinder hängen total an ihm. Auch wenn er morgens - da geht es ihm total schlecht (Entzugserscheinungen) - da ruft meine Tochter nach ihm und wenn er dann kommt, klebt sie nur an ihm. Mein Sohn ist eher distanziert, er spielt zwar gern mit seinem Papa, aber ansonsten hängt er total an mir. All das will ich ungern zerstören.
    Es macht mich total fertig zu sehen, wie die Kids ihren Vater brauchen und ich ihnen diesen wegnehmen will bzw. sie vor ihm schützen möchte.

    So , die Arbeit ruft und mir gehen soviele Dinge durch den Kopf.
    Kann mir jemand Mut machen, dass es doch vielleicht einen anderen Weg gibt?

  • Zitat von Doppel

    All das will ich ungern zerstören.....
    Es macht mich total fertig zu sehen, wie die Kids ihren Vater brauchen und ich ihnen diesen wegnehmen will bzw. sie vor ihm schützen möchte......Mittlerweile sage ich es ihm jeden Abend, dass ich ausziehen werde.

    Hallo Doppel,

    sag mal, wieso zerstörst Du eigentlich was? Wenn Du dafür sorgst, daß es Dir und den Kindern gut geht, wenn Du Euch schützt was zerstörst Du denn da?

    Bist Du Politiker? Worte wandern in die Zeitung, aber auf meinem Konto ist noch keines angekommen. Was hat sich denn durch Reden bisher ändert? Hoffen ist da besser, da hat man ein Alibi.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Doppel,

    Zitat

    Mittlerweile sage ich es ihm jeden Abend, dass ich ausziehen werde. Ja, ich nehme es zur Kenntnis, ist seine Antwort.

    Willst Du denn wirklich ausziehen? Wenn Du es nur als Drohung ohne Hintergrund benutzt, wirst Du ihn nicht erreichen.

    Zitat

    Kann man diese Ämter auch telefonisch kontaktieren und sein Leid klagen bzw. per E-Mail

    Du hast ein Recht auf einen Behördengang! Frag mal nach.

    Zitat

    Es macht mich total fertig zu sehen, wie die Kids ihren Vater brauchen und ich ihnen diesen wegnehmen will bzw. sie vor ihm schützen möchte.


    Natürlich macht Dich dies fertig, aber bedenke dabei auch, daß Deine Kinder ein Recht haben auf eine Kindheit mit Vater, der nicht diesen Anblick bietet. Natürlich willst Du nicht diese Familie zerstören, aber dies wird zwangsläufig passieren, wenn sich nichts ändert.
    Wie soll sich etwas ändern, wenn Du diese Änderung nicht herbeiführst? Für Dich und die Kinder! Du kannst IHN nicht ändern...so bitter dies auch ist.

    Ich wünsche Dir, daß Du die Kraft hast, nicht an Deiner Hoffnung zu zerbrechen, weil sie sich vielleicht nicht erfüllt. Ändere es für Dich, denn nur das hast DU selbst in der Hand!

    Liebe Grüße
    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Vielen Dank für eure Antworten

    Ja, ich möchte ausziehen. Ich bin bereits auf der Suche nach zumindest möblierten Zimmern, weil eine Neuausstattung ich mir einfach nicht leisten kann.
    Solange ich allerdings noch nicht weiß, welche Unterstützung ich bekommen werde, habe ich mich noch nicht auf eine Wohnung festgelegt.

    Ich bin wahnsinnig hin und her gerissen. Einerseits möchte ich ausziehen und versuchen, mein Leben mit den Kindern allein in den Griff zu kriegen.
    Andererseits hoffe ich, dass er aufwacht, bevor ich gehe.
    Ich habe solche Angst davor, diesen Schritt zu machen, dass ich genauso viel Angst habe, dass ich kurz vor dem Auszug einen Rückzieher machen werde....

    Ich weiß, ihr werdet mir alle sagen, ich muss hart bleiben - aber das ist alles so leicht gesagt.

    Es gibt dann Tage wie gestern, wo er abends noch ansprechbar war. Sprich die Biere hielten sich im Rahmen. Wir haben einen wunderbaren Nachmittag zusammenverbracht, was ich ihm hoch anrechne.

    Es gibt manchmal echt Wochen, da scheint er seinen Konsum auf die Hälfte zu reduzieren, denn dann kann abends noch wunderbar mit ihm reden. Er meint, wer wolle auf diese Weise sich das Trinken abgewöhnen. Nur ohne Arzt wird das nicht gehen, habe ich ihm gesagt. Weil medizinische Hilfe braucht er nun mal. Da reißt er sich echt 2 Wochen zusammen und die Harmonie kehrt etwas wieder in die Familie ein. Und irgendwas (ob es die Entzugserscheinungen sind, oder der Streß) lassen ihn dann wieder drei Tage völlig hinüber sein.

    Es fällt mir unheimlich schwer, zu glauben, dass es nur diesen einen Weg für mich gibt.

    Mein Problem ist, ich bräuchte für mich jemanden, der mich an die Hand nimmt und sagt, komm jetzt, lass los.

    Sorry fürs Jammern.

    LG
    Doppel

  • Das Problem, von dem Du schreibst, dürften viele von uns haben: nicht realisieren zu können, was tatsächlich abläuft. Ich für meinen Teil wollte nicht wahrhaben dass der Alkohol schon gewisse Persönlichkeitsveränderungen zu Tage gebracht hat, die jenseits aller Moralvorstellungen waren, von denen ich dachte, sie wären in unserer Beziehung heimisch gewesen.

    Es gibt nicht nur diesen einen Weg. Du musst Dir für Dich überlegen, welchen Weg Du gehen willst oder kannst. Ich selber musste mich trennen um körperlich mein Leben zu schützen und seelisch endlich wieder Mensch werden zu können. Aber nicht überall läuft es so wie bei mir bzw. nicht jede Psyche ist so wie die meine.

    Ich konnte nämlich irgendwann nicht mehr überlegen kann ich heute mit ihm reden oder morgen? IRgendwann einmal wollte ich nicht ertragen, dass meine Verfassung vom Alkoholpegel eines anderen abhängig ist. Irgendwann einmal spürte ich mich nicht mehr - meine eigenen Wünsche und Hoffnungen schienen nicht einmal mehr existent zu sein.

    Liebes Doppel, nur du für Dich kannst Dir überlegen was du willst und wie Deine Schritte in diese Richtung gehen werden oder könnten.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt ... so ist das nun mal. Da aber Hoffnung für mich selber zu wenig ist habe ich für mich mal angefangen mein Leben zu leben ohne Hoffnung auf eine Änderung von anderen.

    Für mich war irgendwann einmal nicht mehr interessant wo der Pegel lagert und wie hoch die Konsummenge ist. Denn so lange dieses Rad nicht zum halten gebracht wird (und das geht nur durch den Betroffenen selber) dreht es sich immer schneller und die Mengen werden immer größer (vermute ich mal) - irgendwann einmal brechen die Speichen dieses Wagens bzw. Rades und da möchte ich nicht in der Nähe sein und von den herumfliegenden Teilen verletzt werden.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Dagmar : Wenn ich das deinen Zeilen richtig entnehmen, dann war bei euch offensichtlich - sorry, wenn ich mich täusche - Gewalt im Spiel.

    Mein Mann verschläft die meiste Zeit. Was für mich ein Zeichen ist, dass er wieder genug hatte.

    Heute Mittag, als ich heim kam, habe ich ein paar Nummern angerufen, um dann die richtige Nummer anrufen zu können. Ich hatte leider keine Zeit mehr, mußte die Kinder holen.
    Aber ich bin schon mal einen Schritt weiter - obwohl es mir morgen schwer fallen wird, dort anzurufen.

    Er hat das irgendwie spitz bekommen und eröffnete mir heute, dass ich das mit der Wohnung sein lassen soll, er geht zum Arzt.
    Worauf ich nur meinte, erst wenn er dort war (wie gesagt, ich komme auch mit), dann glaube ich ihm das und dann werde ich schauen, wie wir weiter machen....
    Ich bin gespannt, ob er es wirklich macht.

    Sollte meine Hoffnung doch nicht umsonst sein?

    Ich hoffe einfach weiter.

    Ich danke euch weiterhin für eure Antworten, die mir helfen.... auch wenn meine Angst ziemlich groß ist.

  • Hallo, liebe Doppel,
    während 8 Jahren Beziehung gab es keine Gewalt, als ich die Beziehung beendete gab es Drohungen und sexuelle Übergriffe - wohlgemerkt, jemand, der zuvor nicht gewalttätig war trotz Alk, bei dem traten durch diese Trennung von jetzt auf nachher extreme Wutanfälle auf.

    Ich für meinen Teil bildete mir damals ein, das so etwas nie passieren könne, er trinke ja zivilisiert, ist selten richtig berauscht. Oh, das änderte sich ruckizucki - und das Verhalten von gestern galt heute nicht mehr.

    In der Anfangszeit wurde auch viel verschlafen. Erst getrunken bis der Körper zufrieden war, dann ging es zum TV auf die Couch uns dann ab ins Schnarchkonzert. Ja, das fand ich toll, so stellte ich mir immer eine Beziehung vor ;)

    Auch ich bin gespannt wie es bei Dir weitergeht und wünsche Dir viel Kraft

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Ich wollte nur mitteilen, dass ich mich überwunden habe, beim Blauen Kreuz anzurufen und nun nächste Woche Mittwoch ein Gespräch habe. Die Kinder kann ich mitbringen, die werden betreut.

    Puh...war echt schwer, habe geheult wie ein Schloßhund am Telefon.

    Mein Mann hat die Hälfte mitbekommen und irgendwie hat er heute den ganzen Nachmittag versucht, wieder mit uns zusammen eine Familie zu sein. Es war wirklich sehr schön. Ich weiß, ich darf mich nicht blenden lassen.

    Bis dann

  • Hallo Doppel, na wie ist es dir die letzten Tage ergangen. Ich war bis gestern in Urlaub und bin erst heute wieder im Forum. Aber deine Erlebnisse mit deinem Mann erinnern mich so sehr an meine Zeit vor der Trennung, deswegen bin ich sehr gespannt, wie du alles packst. Immer diese Hoffnung machen, vor allem wegen der Kinder, kenne ich gut. Das ist sehr trügerisch, weil es so schön klingt. Jetzt ist es bei uns so, daß mein Mann tat-
    sächlich so nüchtern wie sonst nie ist, wenn er unsere Tochter hat. Aber ich möchte nicht Samstag abend zu ihm müssen, denn dann schlägt er trinkmäßig richtig zu. Leider ist seine Zeit der Einsicht noch immer nicht gekommen, aber da ich zur Kreuzbund SHG gehe, weiß ich, daß das sein Weg ist, den er gehen muß. Auch einige Tage nicht Trinken, löst niemals euer (sein) Problem. Nun noch was zu mir. Ich arbeite 20 Std. die Woche. Stkl.1 habe so ca. 1000 € netto, dann 340 € Kindesunterhalt, 154 € K-geld, meine Eltern geben mir noch 100 € monatlich Betreuungskosten für meine Tochter. Das sind ca. 1600 € monatlich . Lass dir mal deine Einkünfte ausrechnen. Wenn du arbeitest, ist das doch schon viel wert. Ich war dieses Jahr nicht im Urlaub, aber das stört mich so wenig. Im Gegenteil, meine Ruhe vor meinem ständig trinkenden Mann möchte ich für kein Geld der Welt eintauschen. Der eigentliche Vorgang der Trennung ist bestimmt nicht leicht, aber so viele Betroffene haben schon erfahren, es ist machbar. Ganz viel Kraft wünsche ich dir und lass dich nicht zerbrechen !! Liebe Grüße Katrine.

  • @katerine: Vielen Dank für deine Worte.
    Ich gehe 26,5 Stunden arbeiten habe ungefähr 1500 netto, zzgl. 308 Kindergeld. Aber die Mieten sind leider hier heftig. 1000 Euro (wenn ich alleine wohne) mindestens.... und dann Kindergarten/Kinderkrippe. Im Moment haben wir 850 Euro Kinderkrippe - am Anfang dachten wir auch, dass wir das packen. Aber im Moment schaffen wir es nicht mehr...
    Eine Frage an Dich hätte ich, wie lange hast du mit ihm mit Kind und seiner Krankheit gelebt?


    Ich war beim Blauen Kreuz. Die haben mir einfach nur zugehört und mir Material für meinen Mann mitgegeben... er könne sogar dort seinen Entzug machen.
    Bis gestern war auch alles weiterhin bestens bei uns. Seit heute ist er wohl wieder etwas gekippt. Vielleicht täusche ich mich auch - aber immer wenn er bei Zeiten auf der Couch liegt und schläft, meine ich, dass er zuviel hatte. Allerdings schläft er seit 3 Tagen schlecht. Ich übrigens auch....
    Die Dame beim Blauen Kreuz meinte, wenn er gerade sich wirklich bemüht, soll ich auch ihn loben, da wir hoffen, dass er so den Schritt zum Arzt bzw. zum Blauen Kreuz eher schafft.
    Sie fand, dass ich noch nicht gleich aussziehen soll - es aber in Erwägung ziehen sollte.
    Sie hatte einen Termin vor mit mit einem "extremen" Alkoholkranken. Da ist mein Mann ja fast ein "Musterknabe" - also der Mann kam mir entgegen, so dass ich mir selbst ein Bild machen konnte.
    Nun ja, ich versuche meinen Mann jetzt dazu zu bringen, mit mir gemeinsam zum Blauen Kreuz zu gehen. Noch ist er nicht abgeneigt - im Moment kann man auch wunderbar mit ihm reden. Also sollte ich die Gelegenheit nutzen, bis der totale Rückfall kommt.

  • Hallo Doppel! Erstmal herzlich willkommen hier bei uns im Forum. Sag mal, hast du schon mal bei den "erwachsenen Kindern von Alkoholikern" gelesen? Wenn du das noch nicht getan haben solltest, tu es mal....

    Und wenn dir dann noch nicht Augen und Ohren aufgehen, weiß ich auch nicht. Lass das Geeiere um Geld udn Wohnung usw. Pack deine Kinder, such dir eine kleine Wohnung - überall gibt es Genossenschaften, die billige Wohnungen anbieten, gerade in größeren Städten... mach es dringlich, und du hast bald eine bezahlbare Wohnung! Und bald kommen deine Kinder ja in einen Kindergarten, der dürfte ja dann wohl kaum noch so wahnsinnig teuer sein, oder? Aber was du deinen Kindern damit antust, mit einem ständig betrunkenen Vater aufzuwachsen, richtet in ihren Seelen einen solchen großen Schaden an, dass sie dir - wenn du großes Glück hast - später lediglich die allerbittersten Vorwürfe machen werden und sich vielleicht von dir löossagen werden, weil du nie etwas unternommen hast.

    Wenn du Pech hast, sind die Folgen weitaus schlimmer.

    Um das zu verhindern, sollte dir jedes Mittel recht sein. Auch eine Kündigung deiner Arbeit oder ein Umzug zu den Großeltern ist nicht so schlimm wie ein Weiterleben mit deisem Vater.

    Ich bin das Kind einer Alkoholikerin, und glaube mir, wie viele andere auch, mache ich meinem Vater die bittersten Vorwürfe, dass er uns Kinder und mich als Älteste so im Regen hat stehen lassen. Unser Verhältnis wird nie merh so richtig gut werden.

    Wenn dir das wohl deiner Kinder am Herzen liegt, dann geh, besser noch, renn.

    tini

    Kleine Schritte sind besser als gar keine!

  • Hallo Doppel !
    Ich habe mal ein wenig bei Dir gelesen und hoffe für Dich und für Deine Kinder, dass Du den Dreh bald bekommst. Auch wenn Deine Kids noch klein sind, bekommen sie schon einiges mit. Da bin ich mir leider sicher.

    Wegen der Wohnung frag mal am Besten vorab bei der ARGE nach. Sie können Dir sagen, wieviel eine Wohnung max. kosten darf, damit sie von dort evtl. anerkannt wird. Auch die Wohnungsgröße ist wichtig dabei. Das kannst Du vielleicht telefonisch machen und wenn nicht nimmst Du Deine Kinder einfach mit. Kindergartenbeiträge sind meist einkommensabhängig, aber da kann Dir das Jugendamt weiterhelfen, so daß Du dann in etwa Deine festen Kosten kennst und ein wenig rechnen kannst.

    So, wie Du schreibst, glaube ich übrigens, dass Dein Mann Deine Drohung mit dem Auszug im Moment nicht ernst nimmt. Sie täglich zu wiederholen hilft da auch nicht. Er wird es wohl erst realisieren, wenn ihr schon weg seid. :(

    Lieben Gruß
    Biene

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