Unterschiede bei erwachsenen Kindern und Co´s

  • Hallo,

    kann mir bitte eine/r die Frage beantworten, wo der Unterschied des Co-Verhaltens von Kindern von Alkoholikern, und Co-Abhängigen ist.

    Ich kann mich auch im Verhalten von Co-Abhängigen wiederfinden, obwohl mein Mann kein Alkoholiker ist.

    Ist bei der Aufarbeitung anders vorzugehen? Ist es wirklich ein lebenslanger Prozess, dachte schon öfters, dass ich es geschafft habe, bis ich wieder entdeckte, in alte Muster zu fallen. Sitzt bei uns Kindern vieles zu tief begraben, dass Verhaltensänderung allein nicht ausreicht? Würde mich über Anregungen und Antworten freuen.

    liebe Grüsse Weitsicht

  • Hallo Weitsicht,

    ich habe das Thema mal getrennt.

    Deine Frage finde ich sehr interessant.

    Ich bin der Meinung das die "Kinder" es schwerer haben. Weil sie von klein auf diese "falschen" Verhaltensweisen gelernt haben und sie fester in ihnen verankert sind.

    Ich freue mich auf zahlreiche Beiträge.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo, ich denke auch das es für Cokinder noch schwerer ist. Und eine Therapie sehr wichtig. Allerdings empfinde ich mich auch als eine Art Co Kind, obwohl mein Vater kein Trinker war, also ich nicht in einer Trinkerfamilie aufgewachsen bin. Trotzdem wurde mir das Co anerzogen, ich bin so aufgewachsen. Deshalb wirds ja auch manchmal Beziehungsabhängigkeit genannt. Vermute ich. Aber wenn man schon als Kind voll dabei is gibt es denke ich größere Extreme... wahrscheinlich auch extremere Gefühle vom Inneren Kind was so Streit/Stress/Akutsituationen angeht. Denk ich mal.

    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Aus der Sicht eines EKA's.

    Ich glaube bei Co. Müttern/Frauen spielt der Background vor dem Zusammenleben mit dem Alkoholiker eine riesen Rolle. Ich denke auch es kommt darauf an wie lange sie sich in der Rolle befindet. Mit welchen Alter sie in die Rollen rein kamen. Wie gefestigt sie vorher waren, welches Umfeld sie noch haben, Freunde etc. Eine Frau/Mann die seit der Jugend lange in solch einer Beziehung leben, werden es schon merkbar schwerer haben.

    Ich denke als Kind trägt man das Co. Verhalten überall hin, weil es so selbstverständlich ist. Als Co. vermutlich nicht, als Co hat man anderes auch kennengelernt, weiß zumindest das etwas nicht Ok ist.

  • Servus Weitsicht,

    interessanter Ansatz. Ich fände es schön, wenn hierbei auch gleich mal der grundlegende Unterschied in der Definition klargelegt würde zwischen

      - Angehörigen
      - Co-Abhängigen
      - Beziehungsabhängigkeit.

    Ich meine damit allgemeinverbindliche Definitionen, wie sie in z.B. der ICD eingeteilt werden. Der Alkoholiker wäre demnach z.B. F 10.2

    Dies wäre m.E. sehr hilfreich, um bei einer Diskussion immer wieder auf die hier zu diskutierende (alkoholbezogene) Abhängigkeit zurück zu kommen und nicht über allgemeine Beziehungsprobleme zu sprechen.

    Die allgemeinen Beziehungsprobleme haben sicher auch ihre (Diskussions-)Berechtigung, führen in vielen Fällen sicher auch zu "kranken" Beziehungen (ab und zu auch zu einem Alkoholiker), sind aber nicht ursächlich dem Alkohol geschuldet.

    LG
    Spedi

  • liebe weitsicht,

    ich bin in einer familie aufgewachsen,mein vater alkoholiker, meine mutter co. alles was sich bei uns abspielte,saufen, häusliche gewalt, ängste ect.wurde nach aussen verschwiegen.alles war ja nicht so schlimm...ich habe meinen vater gehasst.ich wusste schon das das alles nicht normal sein kann.ich habe mich oft geschämt und habe gelogen.damals wusste ich noch nicht das wir alle krank sind.ich kannte es nicht anders.
    wie sollte es auch anders sein das ich mir genau so einen partner gesucht habe?das ganze alles also weiter gelebt nur diesmal in meiner eigenen familie.
    erst vor ca. 5 jahren haben die krankheiten für mich einen namen bekommen.
    seitdem bin ich dabei gesund zu werden.schwerstarbeit.
    seitdem ich versuche aus diesem leben herauszukommen,sieht meine mutter was damals so alles falsch gelaufen ist,wobei sie manches doch schon verniedlicht (na so schlimm war es doch nicht ).sie steckt noch immer fest in der co. auch mein vater ist noch immer am saufen,nur machen sich jetzt die organe bemerkbar. letztes jahr krebs eine niere entfernt.jetzt wächst was an der zweiten niere. mit alk hat das alles ja nichts zu tun.
    meine veränderung nehmen sie schon wahr.sie wollen es aber nicht mit sich in verbindung bringen.
    was sie aber genau sehen,ist mein alki, weil der ist ja der schuldige.
    ist jetzt vielleicht etwas durcheinander.will damit nur sagen für mich kein unterschied,nur andere personen und beziehung zueinander,eben partner und eltern.

    lb.gr. pandora

  • Hallo Elocin,

    danke, dass aus meiner Frage heraus, ein eigener Thread entstanden ist, um hier immer wieder über die Unterschiede, Klarheit zu bekommen.

    Der Selbstwert und die Selbstliebe konnte sich bei keinem Kind gesund entwickeln.

    Wir Kinder liebten unsere Eltern bedingungslos, konnten uns nicht von ihnen trennen oder eigene Wege gehen. Waren der Situation hilflos ausgeliefert. Sie leben ja durch ihre Gene in uns weiter, und wenn wir sie ablehnen, lehnen wir Teile von uns ab. Wir glauben ja auch Schuld zu sein, dass sie getrunken haben, wir sie nicht retten konnten. Oder wir es nicht wert waren, dass sie mit dem Trinken aufhörten.

    Schuldgefühle sind stark ausgeprägt

    Nicht nur vom trinkenden Elternteil wurden eigene Bedürfnisse nicht gestillt, sondern wir wurden auch vom nichttrinkendem im Stich gelassen, da sie durch eigene Probleme, die Bedürfnisse von uns Kindern auch nicht wahrnehmen konnten, ansonsten hätten sie uns aus dieser Situation herausgeholt und beschützt.

    Urvertrauen ist stark beschädigt.

    Schamgefühle durch Peinlichkeiten des trinkenden Elternteils sind stark ausgeprägt.

    Ich glaube, dass wir uns früh von unseren wahren Gefühlen getrennt haben, da vieles verwirrend und zu schlimm war, was wir sahen oder hörten.

    Auch Angstgefühle sind stark vorhanden gewesen weil wir nie wussten, was im nächsten Moment geschehen konnte, wenn sie betrunken waren, Hab-Acht-Stellung.

    Eine unbeschwerte Kindheit hatten wir nicht, da früh Verantwortung und Sorge um den trinkenden Elternteil übernommen wurde, sowie für jüngere Geschwister.

    Ohne therapeutische Aufarbeitung ging es für mich nicht, da ich das Verhalten von meinen Eltern verinnerlicht hatte, und meine Wahrnehmung oft nicht der tatsächlichen Wirklichkeit entsprach. Ich vergleiche es mit Zeitbomben, die hochgehen können, wenn wir die Kontrolle über bestimmte Situationen verlieren. Unser Körper speichert alle Erfahrungen.

    Kontrollbedürfnis ist auch stark ausgeprägt.

    @ Spedi, wie können Bezeichnungen oder Einteilungen der Menschen, weiterhelfen. Ich bin eine Frau die sich ihrer Geschichte stellt, um sich selbst besser und ihre Verhaltensweisen verstehen zu können, um nicht weiterzugeben, was mir passiert ist.

    Hier hatte ich Glück, rechtzeitig und in jungen Jahren Menschen zu begegnen, die mich dabei unterstützten. Es ist leider ein lebenslanger Prozess, aber eine sinnvolle Herausforderung und Aufgabe. Es gibt gesunde und liebevolle Menschen die Vorbilder sein können, diese sind für eigenen Weg hilfreich, und nicht irgendeine Einteilung, vielleicht verstehe ich nicht, was Du ausdrücken wolltest.

    Vielleicht kannst Du es noch mal in anderen Worten erklären.

    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Ich denke es gibt eine Menge Unterschiede, die aber auch durch die individuelle Geschichte geprägt sind. So kann sich das Aufwachsen in einer Familie mit einem Alkoholiker auch sehr unterschiedlich auf die Kinder auswirken. Das sehe ich an mir und meinen Geschwistern.
    Grundsätzlich würde ich eines unterscheiden:

    Als Kind hat man irgendwie noch ein anderes Verständnis dazu, was krank ist. Man ist eben nicht unbedingt wie die eigene Mutter gefühlsabhängig in die Beziehung zum Vater verwickelt. Aber dafür ist man wiederum dem ganzen ausgeliefert. das bedeutet: Du wärst bereit Dich in Sicherheit zu bringen, den Vater zu verlassen. Du bist aber auf das Verhalten Deiner Mutter angewiesen, und wenn sie nicht stark genug ist hast Du eben Pech gehabt und bist gezwungen Dir gewissermaßen eien nadere Welt aufzubauen. Das kann ein emotionaler Schutzpanzer sein, den man sich zulegt. Das kann ein Abkapseln sein, ein Ablenken in andere Dinge. Du willst weg, aber Du kannst nicht. Die Mutter könnte weg, aber sie schaffts nicht.


    Sicher gibt es auch Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel, dass keiner darauf erpicht ist, dass andere davon erfahren wie schrecklich man lebt. Also wird niemand eingeladen und gelogen. Nur enge Vertraute werden möglicherweise eingeweiht. Es ist einfach peinlich und man muß sich schämen, nicht in einer heilen Welt zu leben. Man kann ja eh nichts dran ändern als Kind. Man sieht aber auch die Mutter leiden.
    Man wächst sozusagen in einer großen Hilflosigkeit auf und trägt schon früh eine große Verantwortung. Für sich, für die Mutter, für die Geschwister. Ständig kann etwas passieren. Man stumpft ab, aber man darf nicht abstumpfen. Immer auf der Hut sein ist überlebenswichtig. Dennoch darf man nicht zu sehr emotional beteiligt sein.
    Man wünscht sich für sich selbst ein anderes Leben, eine heile Welt.
    Aber man fühlt sich zuhause in der gewohnten kaputten ungesunden Welt.
    So läuft man Gefahr sehr tolerant gegenüber dem Chaos zu sein, muß nicht unbedingt mit Alkohol zu tun haben. Man trifftvielleicht wunderbare nette Situationen, die man sich ersehnt hat, Zuwendung von Menschen. Aber sobald es zu geordnet wird, wird es langweilig, abtoßend, fremd.
    Es kann passieren, dass Du eine Beziehung hast um die Dich alle beneiden, aber Du selber fühlst Dich einsam, fremd, fehl am Platz.
    Du entwickelst einen Perfektionismus für andere unerreichbar zu sein, weil Du weißt wie man sich abkapselt. Ich glaube auch, dass man als Coabhängige große Angst vor dem Alleinsein hat, während man als Kind eines Alkoholikers gerne alleine ist. Alleinsein bedeutet auch Sicherheit, Ruhe, Kraft für sich selbst sammeln. Was und eher fehlt ist sich zu öffnen, jdn zu vertrauen. Ausserdem habe ich z.B meine Mutter in ihrer Coabhängigkeit immer so unselbständig und dadruch so armselig empfunden, dass ich in meinem Leben immer alles drauf gesetzt habe selbständig und unabhängig zu sein. Finanziell, emotional und auch im häuslichen Bereich. Auch das Gefühl, dass ich alles unter Kontrolle haben muß kenne ich nur allzu gut. Ich habe schwer daran gearbeitet mich emotional gehen lassen zu können, mich meinen Gefühlen hinzugeben. Aber jetzt kann ich das. Dennoch gibt es immer wieder auch neue Dinge auf die ich stoße und an denen ich noch arbeiten kann.


    Oftmals denke ich, dass unsere Mutter uns im Stich gelassen hat. Und wenn ich im Coabhängenbereich lese, von Frauen, die Kinder haben und ihren Partner nicht verlassen können, dann steigt eine Wut in mir auf.
    Beonders wenn sie es nicht sehen oder zugeben wollen, dass sie coabhängig/ krank sind und nur vom kranken Partner reden. Keiner denkt an die Kinder. Für mich würde es keine Frage sein. Mein Kind geht vor. Und es ist ein bedrückendes für mich nicht nachvollziehbares Gefühl, dass meine mutter nicht so stark war und es geschafft hat sich zu trennen.
    Es war wie eine Entscheidung, die sie treffen mußte. Wir Kinder oder unser Vater. Und sie hat sich für ihn entschieden, obwohl er sie täglich aufs neue verletzt hat. Wie soll man das als Kind verstehen.

    Ich denke diese Coabhängigkeit ist eine Beziehungsabhängigkeit und hat nicht unbedingt etwas mit dem trinkenden Partner zu tun. Hätte mein Vater nicht getrunken und nur meine Mutter geschlagen oder so, ich bin mir sicher sie wäre auch geblieben.
    Ich glaube, dass wir Kinder beide Neigungen entwickeln können. Starkes coabhängiges Verhalten als auch genau das Gegenteil, eine starke Unabhängigkeit. generell würde ich daher nicht sagen, das wir auch coabhängig sind. Genauso wenig wie Kinder von Alkoholikern zwangsläufig auch suchtgefährdet sind.
    Ich würde sagen, wir leben immer zwischen zwei Welten, zwischen Illusion und Realität, zwischen Hoffnung und Enttäuschung.

    Ich würde nichtsagen, dass wir auch coabhängig werden müssen, denn wir haben ja auch ein ganz anderes Bewußtsein dazu in unserer Kindheit entwickelt. Aber ich kenne sher gut den Unterschied, wei man über die Dinge denkt und wie man sich dabei fühlt. Das kann ein recht großer Unterschied sein. Man kann sich in fürchterlichen Beziehungen ok fühlen, man leidet vielleicht nicht so sehr wie eine Coabhängige, weil man es gelernt hat sich zu distanzieren. Aber man weiß vom Kopf her, dass es alles nicht gut tut und weiß auch , das man etwas dran ändern muß. Und ich glaube , dass Kinder, die mit einem Alkoholiker aufgewachsen sind nicht so sehr den Drang und den Glauben haben, dass sie durch ihre überschwengliche Liebe den Partner dazu bewegen könnten mit dem Trinken aufzuhören. Dann würden bei mir schon eher Zweifel an der Liebe aufkommen.

    Meine Erwartungen als Kind waren eher an meine Mutter gereichtet, dass sie wiede rzur Besinnung kommt und handelt, eher dass mein Vater irgendwann einmal aufhört zu trinken. Glücklicherweise hat es aber mein Vater dennoch geschafft und ist bis heute trocken. Aber weder meine Mutter noch wir Kinder waren dazu der Anlass gewesen.

    Wie es hier immer wieder zu lesen ist hat er irgendwann seinen absoluten Tiefpunkt erreicht, er war kurz davor nicht mehr unter uns zu sein. Meine Eltern sind auch immer noch zusammen, was ja alles garnicht in das Schema dieses Forums paßt. Viele Coabhängige würden jetzt sagen: Na also, geht doch. Das ist doch was wir alle wollen. happy end mit einer geretteten Ehe am Ende. Aber eines darf man nciht vergessen. Das ganze läuft aber auf Kosten von uns Kindern. Ich hätte mir ein anderes Leben gewünscht. Und ich hätte mir auch ein anderes Leben ausgesucht. Das sind die kleinen Unterschiede.

  • Guten Morgen Frozen Tears,

    ich danke dir für diesen Beitrag. Ich war mir schon im Klaren darüber, dass Kinder von abhängigen Eltern viel mitnehmen aus ihrer Kindheit. Du hast es sehr anschaulich und anrührend dargelegt. Ich wünschte, dass viele Angehörige, die sich nicht lösen können, daraus etwas mitnehmen können.
    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Servus Weitsicht,

    nun, vielleicht verstehst Du eher was ich meine, wenn ich es in gewohnter Art und Weise sehr direkt ausdrücke. Ich muss hinzufügen, dass ich den zu erwartenden "Aufschrei" schon jetzt leid bin und möchte daher schon mal eines klarstellen:

      - Nein, ich spreche hier niemand "seine" Co-Abhängigkeit ab. Er/sie soll sie gerne weiter pflegen, wenn er/sie das möchte.
      - Ja, ich spreche hier sehr vielen ihre Co-Abhängigkeit ab. Nicht jedes Beziehungsproblem ist Coabhängigkeit.

    Also, zurück zu dem, was ich in wenigen Worten vorher schon gesagt habe:

    Hier tummeln sich genügend Menschen, die zwar von irgendetwas "abhängig" zu sein glauben, aber keinerlei Bezug zur Alkoholabhängigkeit eines Partners/Elternteils/Geschwisters haben.

    Co-Abhängigkeit ist inzwischen eine "Modekrankheit" geworden, und sehr viele Menschen, die Beziehungsprobleme haben oder zu haben glauben, schieben diese "Allzweckwaffe" vor. Irgend ein Alkoholiker im engeren/weiteren Bekannten- oder Familienkreis wird schon da sein, um hier einen Bezug zur (gewünschten) Co-Abhängigkeit herzustellen.

    Ich wünsche mir für diesen Thread, den ich für sehr wichtig halte, dass sich mal die "normalen Beziehungsproblemler" zurückhalten und ausschließlich sie "echten Suchtfamililenproblemler" zu Wort melden.

    Aber so wie ich das sehe, entbrennt jetzt erst mal wieder eine seitenlange Diskussion darüber, wie ich mit erlauben kann, das zu beurteilen... :roll:

    Karsten: bevor es dazu kommt, bitte meinen Beitrg im Thread einfach wieder löschen. Ich bin's nämlich dermassen leid... :?

    LG
    Spedi

  • Hallo Frozen Tears,

    wo ist Dein Thread, ich kann ihn nicht finden, würde gerne mehr von Dir lesen, Du hast mir aus dem Herzen geschrieben. Erlebe vieles ähnlich wie Du es beschrieben hast. Nur bei mir war es der Vater, von dem ich mir so sehr Hilfe erhoffte, doch dieser liess mich auch im Stich. Wir sind ja jetzt erwachsen und können und selbst Liebe schenken, obwohl alte Muster, manchmal wieder hochkommen und uns unser Leben einschränken wollen (bei mir Partnerschaft) Mittlerweile merke ich es, stelle auch fest, wenn ich im Kinderbereich lese, noch Schmerzen bei mir hochkommen. Scheinbar will doch noch einiges bei mir raus, das in mir noch nicht verarbeitet ist, bzw mich anderen nicht öffnen kann, weil ich mich schäme, dass auch mein Bruder mit 27 Jahren, durch Alkohol gestorben ist.

    Deswegen bin ich dankbar für dieses Forum, hier darf und kann ich es endlich schreiben, ohne Angst zu haben, deswegen abgelehnt zu werden.

    @ Spedi Danke jetzt habe ich Dich verstanden, ich werde Dich jetzt öfters lesen.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Ich glaube, dass ich noch einen wesentlichen Unterschied zwischen Co-Abhängigen und Kindern von Alkoholikern entdeckt habe, zumindest wurde es mir in den letzten Tagen bewusster.

    SCHULD UND SCHAM

    sind Gefühle, die jedes Alki-Kind verinnerlicht.

    Die Schuldgefühle stecken so tief, dass viele glauben, die eigene Existenz verursache Probleme.

    Scham ist, wenn auch etwas anders gelagert, doch sehr eng mit Schuld verbunden, und das eine Gefühl neigt dazu, dass andere zu nähren.

    Scham als ein Gefühl von Unzulänglichkeit, Wertlosigkeit, schlecht sein.

    Schuldgefühle beziehen sich auf Verhaltensweisen, während Scham mit dem Wesen des Menschen zu tun hat, mit seinem Selbst, und deswegen noch grundlegender für ihn ist.

    Es ist schwer, diese Gefühle zu überwinden. Es ist ein lebenslanger Kampf zu spüren, dass mein Verhalten nicht schlecht ist (Schuldgefühle) und es ist ein lebenslanger Kampf zu glauben, dass ich nicht schlecht bin (Schamgefühle).

    Dieser Herausforderung meiner Schuld- und Schamgefühle werde ich mich stellen.

    Es ist kein Kampf mehr gegen Windmühlen kämpfen, sondern es wurde mir Klarheit geschenkt,dass meine Schuld- und Schamgefühle, nichts mit meinem wahren Wesen zu tun haben.

    Diese wurden mir, da ich in einer Suchtfamilie gross wurde, übergestülpt.

    Ich werde mir meiner Werte bewusst, und versuchen die verinnerlichen Schuld- und Schamgefühle umzuwandeln und mir bewusst sein, dass durch mein Verhalten, Fehler geschehen dürfen, aus denen ich für mein Leben lernen kann, und eigenverantwortlich, auch die Konsequenzen übernehmen kann.

    Wenn Schamgefühle noch auftauchen sollten, weiss ich jetzt, woher sie kommen, ich kann gegensteuern, denn ich weiss, sie haben nichts mit meinem wahren Selbst zu tun, mir wurde in der Kindheit ein falsches Selbst vermittelt.

    Ist eine befreiende Erkenntnis.

    Weitsicht

  • Heute möchte ich mich mit den GRENZEN von EKA`s beschäftigen mit Anregungen aus dem Buch"Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit"

    Ich kenne das Gefühl, war ausgeprägt am Anfang meiner Ehe vorhanden, dass man mit dem Partner alles zusammen machen möchte (Symbiose).

    Heute weiss ich, Paare verbringen ihre Zeit miteinander, allein und mit Freunden.

    EKA`s haben Schwierigkeiten, die Grenzen anderer zu respektieren sowie zu erkennen, wo ihre eigenen Grenzen liegen. Unser Zuhause, in dem wir aufgewachsen sind, waren die Grenzen sehr verwirrend.

    Es war schwierig, die jeweiligen Rollen von Mutter und Vater auszumachen. Oft wusste ich nicht, ob ich das Kind, die Mutter oder der Vater war.

    Diese Verwirrung lässt viele Fragen aufkommen. Wessen Schmerz habe ich empfunden? War es meiner?, war es der meiner Mutter?, oder der Schmerz meines Vaters?., wo hörte ich auf, und wo fingen die anderen an?

    Fällt es mir deshalb heute noch schwer, mich von den Gefühlen anderer abzugrenzen? Dass ich eigene Gefühle mit anderer Gefühle vermische.

    Werde mich hier besser beobachten, denn:

    Jeder Mensch hat andere Grenzen und Schranken. Es gibt einen privaten Raum, der nur mir allein gehört. Nicht dass ich beschlossen hätte, meinen Mann auszuschliessen. Mein eigener Raum muss respektiert werden, um ganz ich selbst zu sein und voll funktionieren zu können.

    Weitsicht

  • Liebe Weitsicht,

    ich habe mich in deinen Thread eingelesen, da ich auch EKA bin. Da steckt so viel Wahrheit und Traurigkeit drin!
    Mein Vater trank, meine Mutter lebte ihr Leben mehr schlecht als recht, ging arbeiten, machte sich und uns kaputt. Sie starb mit 37 Jahren an Krebs. Ist jämmerlich *eingegangen* - sorry, wenn ich das so formuliere. Ich war froh als sie tod war, nicht mehr durch ihre Krankheit gequält wurde und uns als Kinder nicht mehr quälen konnte. Wir haben alle eine Knacks durch diese Kindheit bekommen - trotzdem ist jeder von uns Kindern durch ungeheuren Biss was geworden, wie man so sagt. Wir haben uns alle durchgebissen !!!

    Heute kommen die tiefen Wunden zum Vorschein, die quälenden Schmerzen wollen verarbeitet werden, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das überhaupt noch geht.
    Als *Halbes Jahrhundert* fange ich an, mein Leben in meine Hände zu nehmen, meine Ehe mit einem trinkenden Mann zu reflektieren und mein Recht auf Zufriedenheit einzufordern.
    Ich arbeite dran - mehr oder weniger erfolgreich. Ich stehe am Anfang eines neuen befreienderen Lebens, befreiend von unterschwelligen Minderwertigkeitsgefühlen, Ängsten, Unsicherheiten, Trostlosigkeit usw.
    Ich bin auf dem Weg.............
    Rosita

  • Liebe Rosita,

    mein Hauptthread ist im EKA-Bereich. Ich danke Dir, dass Du diesen Thread nochmal hochgeholt hast.

    Mir hat der Beitrag, von Frozen Tears nochmal zu lesen, einfach gut getan.

    Stimmt, durch unsere Kindheit haben wir EKA`s alle einen Knacks weg bekommen. Heute können wir durch das "Wissen" was die "Familienkrankheit Alkoholismus" an Folgeschäden auslösen kann, gesunde Verhaltensmuster lernen.

    Lass Deine Trauer und Deinen Schmerz zu und Du wirst sehen, dass Du Deine Stärke für Dich selber einsetzen kannst.

    Es ist nie zu spät, kannst heute damit anfangen.

    Der Austausch hier wird Dir Deinen Rücken stärken.

    Das wünsche ich Dir von Herzen, alles Liebe Weitsicht

    PS Ich weiss was es bei einem auslösen kann, wenn die eigene Mutter an Krebs gestorben ist. Ich habe meine ein halbes Jahr zu Hause gepflegt.

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