Im Krankenhaus mit 4,6 Promille!

  • Hallo allerseits !

    Vor einigen Monaten habe ich schon einmal meine Geschichte bzw. die meines Vaters geschildert. Er trinkt - und das schon so lange ich denken kann.

    Nun lebt er seit beinahe 5 Jahren allein, ohne irgendwelchen Kontakt zu Familienangehörigen. Es ist schwer ihn im Auge zu behalten, da er eben vor genau diesen 5 Jahren in eine andere Stadt zog. Er verwahrlost immer mehr - und das obwohl ihm sein Äußeres und Sauberkeit einmal so sehr wichtig war. Er ist vergesslich, phantasiert. Die letzten zwei Monate war er jedoch nicht betrunken, fast ein Wunder. Bisher gab es in diesen letzten 5 Jahren keinen Tag an dem er nüchtern war. Bevor er in die andere Stadt zog, waren es Saufperioden. Seitdem er dort lebt, ist es sehr schlimm.

    Ich war froh, als ich durch meine Anrufe merkte, dass er nicht mehr zu saufen schien. Ich dachte: "Yiiipiieh! Da ändert sich vielleicht was." Doch Fehlanzeige! Gerade habe ich mit ihm telefoniert. Er war betrunken und erzählte doch glatt, dass er vor 1 oder 2 Wochen mit 4,6 Promille ins Krankenhaus gekommen ist. Er weiß nicht, wer ihn einliefern ließ. Er wusste nicht mal mehr, wann es genau war. Und er sagte, dass er topfit sei und man es ihm im Krankenhaus bestätigte. Doch es ist Quatsch. Er lügt. Ich glaube das nicht. Er ist 65 Jahre alt und trinkt schon so lange ich ihn kenne...und länger! Er behauptet von sich, er hätte keine Schäden, sei kein Alkoholiker und dazu hochintelligent. Zudem hätte ihn das Krankenhauspersonal, wie eine besondere Persönlichkeit behandelt. ...und dass er weitersaufen wird, weil er sterben will.

    Als er mir das alles erzählte, konnte ich mir zynische Sprüche nicht verkneifen. er scheint durchzudrehen. Ich frage mich, warum man ihn nicht im Krankenhaus behalten hat. Es ist doch offensichtlich, dass er krank ist?! Warum lässt man einen solchen Menschen gehen?! Kann ich ihn nicht zwangseinweisen? Es besteht doch Lebensgefahr. Jemand der solche Werte hatte, wird diese bestimmt wieder erreichen...oder vielleicht sogar höhere...und dann sterben.

    Vielleicht könnt ihr mir einen Rat geben....Ich weiß, dass ich mein eigenens Leben führen muss und Kontrollanrufe nichts bringen: er wird sein Leben sowieso leben, denn nur er kann selber bestimmen, wie es weiter geht. Aber vielleicht kann man eine Entgiftung/Kur auch "erzwingen"? Nur wann?

    LG

  • Servus Nathalie,

    ich schreibe Dir als trockener Alkoholiker, der sehr viel im Rahmen der Selbsthilf und der Suchthilfe "unterwegs" ist.

    An jegliche Zwangsmassnahme hat unser Gesetzgeber sehr hohe Hürden geknüpft um sicher zu stellen, dass ein Missbrauch wie in den Jahren der Nazidiktatur nicht mehr so einfach möglich ist.
    Weiter sind wir ein freies Land, das es niemand verbietet, sich zu tode zu saufen.

    Ich weiss, dass diese beiden Aussagen für Dich kein Trost sein können und das Gegenteil dessen darstellen, was Du hier lesen wolltest.

    Aber so ist es. Ein Mensch, der von seinem Alkoholmissbrauch weiss (ich rede bewusst noch nicht mal von Sucht) und bewusst diesen weiter betreibt mit der klaren Aussage, sterben zu wollen - nun, so einen Menschen wirst Du mit keiner (Zwangs-)Therapie erreichen. Wozu auch? Kaum aus dem geschützten Umfeld entlassen, wird -so lehrt es uns leider die Erfahrung- weitergesoffen. Keiner kann es verbieten.

    Welche Hürden für eine Zwangseinweisung "genommen" werden müssten, schreibe ich absichtlich hier nicht. Es ist das "falsche" Forum für derartige Dinge. Hier geht es um Dich!

    Von daher finde ich es wichtig, dass Du anfängst, Dein Leben und Deine Bedürfnisse nicht mehr von seinem Befinden abhängig zu machen.

    Das kann durchaus ein schwieriger und langwieriger Prozess werden, aber es kann Dir dazu verhelfen, Deine Sicht der Dinge dahingehend zu verändern, dass Du Dich nicht mehr fälschlicherweise für Deinen Vater verantwortlich fühlen musst.

    Gib Dir selbst eine Chance und lasse Dein eigenes Leben zu - ohne die negativen Einflüsse der Familienkrankheit Alkoholismus.

    LG
    Spedi

  • Hi Spedi,

    vielen Dank für deine Antwort. Weißt du, wie schwer es ist, los zu lassen? Das werde ich wahrscheinlich einfach nicht können. Ich habe es ja schon versucht. Aber mein Vater ist leider(!) mein Vater. Und es tut weh, es zu sehen. Es tut weh, machtlos zu sein.

    Welcher Mensch will denn krank sein, Alkoholiker sein? Ich denke, er ist da in einen Strudel hinein gekommen, der immer schneller und tiefer ging. Ich weiß nicht, ob er überhaupt weiß, dass er ein Alki ist. Denn wenn ich ihn darauf anspreche, dann leugnet er es. Er habe das alles im Griff und kann aufhören, wenn er will. Er könne es ab, er sei stark. Das sind seine Aussagen!

    Wenn er sagt, dass er sterben will, dann glaube ich, dass es nicht wirklich wahr ist. Ich denke nicht, dass er vor 30 oder 40 Jahren gesagt hätte, dass er sich den Tod wünscht bzw. sich totsaufen wolle. Ich denke, dass der ganze Mist erst durch den Alkoholkonsum gekommen ist. Vielleicht auch daher, weil er die Familie zerstört hat. Er war ja auch vor der Ehe mit meiner Mutter bereits verheiratet und auch der Ehe Kinder. Nur will niemand mehr mit ihm etwas zutun haben. Die Ehe mit meiner Ma hat er auch zerstört. Damalige Freundschaften sind zerbrochen, weil er unbelehrbar ist, sich für besonders schlau hält und andere Menschen in seinem Suff beleidigt. Im Suff wird er unausstehlich, stellt sich gerne über andere, verletzt sie. Wenn er nüchtern war, dann war es anders. Lustig, mit Charme und nett.

    Nun hat er eigentlich niemanden mehr, fliegt aus Kneipen raus, weil er die anderen Leute durch seine arrogante Art beleidigt. Wenn ich anrufe, ist er meistens da, säuft allein.

    Ich denke oder hoffe einfach nur, dass wenn ich ihn einweisen lassen würde, er vielleicht zu sich kommt...zeit hat nachzudenken...und ihm durch eine Therapie gezeigt wird, dass man ohne Alk glücklich sein kann...ja, und dass er vielleicht seinen Stolz besiegt und auf andere Familienmitglieder zugeht, sich entschuldigt und von sich aus den Kontakt wieder aufbaut....dass er ein normales Leben führen kann.

    LG und nochmal Danke

  • hallo und willkommen nathalie!

    warum in glaubst du das er eher in einer therapie "aufwachen"würde...in welche ER NICHT FREIWILLIG GEHEN WÜRDE?

    warum möchtest DU nicht daran glauben das ER auch die möglichkeit hat...durch zum beispiel SEINEN EIGENEN PERSÖNLICHEN TIEFPUNKT...ZU ERKENNEN das er ohne alkohol besser leben kann...

    gib ihm seine verantwortung für SEIN leben!

    ich kann verstehen das das mehr wie schwer für DICH ist,jedoch die einzige möglichkeit...

    sorge DICH um DICH!

    tausche dich hier mit uns aus und du wirst mit der zeit erkennen was es heißt machtlos zu sein..

    lerne für DICH!

    liebe grüsse caro

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • hallo nathalie

    glaub mir dein vater weiß genau das er alki ist. ich weiß nicht ob ihn seine überheblichkeit oder resignation hindert etwas zu unternehmen, ganz sicher weiß ich aber das du nichts ändern wirst. du mußt dich frei machen sonst stirbst du mit ihm, jeden tag ein kleines stück. natürlich ist es schwer sich von einem elternteil abzuwenden, es ist so viel schwerer als von irgend jemand sonst. nur welche alternative hättest du?? du läufst den rest deines lebens als schwer gestörter mensch rum und dein vater trinkt munter weiter. so hart es ist, so weh es tut, lerne dich abzuwenden und dein leben zu genießen.

    unsere eltern haben uns zwar das leben geschenkt, aber geschenke fordert man nicht zurück oder benutzt sie für sich selbst. er wird das in seinem besoffenen kopf nicht verstehen, aber du kannst es verstehen und du hast alles recht der welt zu gehen. bei aller liebe zu ihm, vergiss die liebe zu dir selbst nicht.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hi Caro und Doro,

    auch dir vielen dank für eure Antwort. ich weiß nicht, ob man tiefer fallen kann, als bei 4,6 Promille zu landen. danach kann ja nur noch der Tod kommen...und dann war es das mit dem Nachdenken. Ja, ich hoffe tatsächlich, dass er durch einen langen Aufenthalt und Therapiegespräche auf den richtigen Weg kommt. Ich hoffe, dass professionelle Kräfte helfen können. Sie kennen den Umgang mit Alkoholkranken, wissen wie sie diese anpacken sollen.

    Kann ich denn jemandem Verantwortung für das eigene Leben geben, der nicht mehr in der Lage ist klar zu denken? Ich weiß ja nicht mal, ob er überhaupt noch lichte Momente hat. So wie ich es bisher mitbekommen habe, ist er ein Schatten seiner selbst.

    Kann man jemanden für sein eigenes Leben verantwortlich machen, wenn man ihm um 19 Uhr anruft und er sagt, es sei früh am Morgen? Kann man glauben, dass jemand im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten ist, wenn er größenwahnsinnig ist....wenn er meint, er sei kein Alki? Wenn er NUR säuft, wenn er mit Löcher in Schuhe herumläuft, wenn Geschirr mit Essensresten auf dem Tisch steht, wenn er nicht saugt....nur noch agressiv ist.

    Er hat eine völlig veränderte Persönlichkeit. Es ist unmenschlich jemanden einfach so sitzen zu lassen und zu sagen: "Hey, leb dein Leben. Ich habe mein eigenes. So wie du jetzt bist, passt es einfach nicht und macht mir nur Arbeit. Sauf dich doch tot." Als liebendes Familienmitglied geht das nicht. Wie soll es denn auch gehen? Ich habe Angst, dass ich mal anrufe und es geht niemand mehr an das Telefon. Und das Ende vom Lied: Er liegt tot in der Wohnung. Einmal hatte ich schon die Befürchtung. Da ging er auch nicht ran. Ich rief die polizei an, welche dann bei ihm klingelte. Er war da: Telefon kaputt. Ich dachte, er würde sich kein neues Gerät kaufen. Schließlich ist der Stoff ja wichtiger. Doch ein kleines Wunder geschah, er kaufte sich nach einer Woche ein neues Telefon. Glücklicherweise! denn ansonsten hätte ICH ihm eines kaufen und schicken müssen.

    Warum KANN ich nicht helfen? Kann nicht die Liebe des eigenen Kindes helfen, die Augen öffnen? Zeigen, dass es noch etwas anderes als Alk gibt? Wichtigere Dinge als das öde Trinken?

    LG

  • Los lassen heißt doch sterben lassen...Das Gefühl habe ich. Wisst ihr, was ich schon alles getan habe? Ich habe damals seine Weinflaschen ausgekippt, ihn ständig angerufen und kontrolliert, ihn beschimpft, behutsam auf ihn eingeredet, Briefe geschickt (mit Anlaufstellen, Tabellen der Alk-Typen und Stadien).

    Ich habe das Gefühlt, dass es durch die Einsamkeit verstärkt wurde, die er sich aber selbst zuzuschreiben hat. Es hat ihm niemand gesagt, dass er 300 km weiter weg ziehen soll. Aber er wollte es so. Er ist unzufrieden mit seinem Leben, ist "größenwahnsinnig" und "meckert" einfach nur noch. Es muss doch eine Möglichkeit geben. Nichts tun, kann doch nicht der richtige Weg sein. Das KANN es doch nicht wirklich sein. Man kann doch niemanden vor sich hin siechen lassen. Er ist süchtig und hat durch diese Sucht seine Persönlichkeit verändert und kann kein normales Leben mehr führen. Diese Menschen kann man doch nicht für sich selbst verantwortlich machen. Krass gesagt, brauchen solche Menschen doch einen Vormund.. oder etwa nicht?

    LG

  • Servus Nathalie,

    Zitat

    Warum KANN ich nicht helfen? Kann nicht die Liebe des eigenen Kindes helfen, die Augen öffnen? Zeigen, dass es noch etwas anderes als Alk gibt? Wichtigere Dinge als das öde Trinken?


    Warum Du nicht helfen kannst? Weil der Betroffene seinen eigenen persönlichen Tiefpunkt erreichen muss um in seinem Leben etwas verändern zu wollen. Er -und nur er- ist derjenige, der etwas an dieser Krankheit ändern kann. Und so lange er nicht will, wird sich nichts ändern. Das ist bei jedem Alkoholiker so.

    Zitat

    Los lassen heißt doch sterben lassen


    Ja, leider kann es auch das heissen, und Du wärest nicht mal hier im Forum alleine mit diesem Schicksal, dass sich ein naher angehöriger, ein Elternteil, zu Tode säuft.

    Zitat

    Nichts tun, kann doch nicht der richtige Weg sein. Das KANN es doch nicht wirklich sein. Man kann doch niemanden vor sich hin siechen lassen. Er ist süchtig und hat durch diese Sucht seine Persönlichkeit verändert und kann kein normales Leben mehr führen. Diese Menschen kann man doch nicht für sich selbst verantwortlich machen. Krass gesagt, brauchen solche Menschen doch einen Vormund.. oder etwa nicht?


    Nein Nathalie, solche Menschen brauchen noch keinen Vormund. Davon abgesehen heisst das heute Pflegschaft. Und wie ich eingangs schon sagte, zum Glück hat unser Gesetzgeber da ganz hohe Hürden gebaut, damit dieser Entzug der grundlegenden Menschenrechte nicht leichtfertig durch Dritte vollzogen werden kann.

    Nochmal, fang an, Dich um Dich zu kümmern und Dirch auf Dein Leben zu besinnen. Unser Leben leben wir Alkoholiker so, wie wir es wollen - nass oder trocken, es ist unsere entscheidung. Und nichts und niemand wird uns daran hindern. Ob Dir das passt oder nicht: Dein Vater hat das Recht darauf, so zu leben wie er es gerade tut. Und Du hast leider kein Recht, ihm das zu verweigern - nur, weil es Dir nicht gefällt.

    LG
    Spedi

    P.S.: Ich weiss, dass das für Dich hart sein muss - aber es ist die Wahrheit.

  • hallo nathalie

    ich bin alkoholikerin, als ich noch soff konnte mich nichts davon abhalten, nicht die liebe meiner kleinen kinder, nicht ihre traurigen augen, nicht mal meine erneute schwangerschaft, obwohl ich genau wußte was ich dem kleinen wurm antue. nichts, aber auch gar nichts hätte mir zu der zeit geholfen, kein reden und auch kein einsperren. ich tat mir ja sooo leid und alle anderen waren doch eh blöde und hatten alle keine ahnug wie es mir ging, die welt war ja sooo gemein zu mir.
    erst als ich für mich begriffen habe das ich für mich da raus muß und das dann auch wollte, nicht für meinen mann nicht für meine kinder, sondern nur für mich da konnte ich dann auch was tun.

    so hart es ist, wenn dein vater für sich beschlossen hat sich tot zu saufen wird niemand auf diesem planeten daran was ändern. du kannst nun dabei zuschauen und dich ewig mies fühlen oder du lernst dich umzudrehen und zu überleben. so wie es seine entscheidung ist zu trinken, so ist es deine hilflos zuzuschauen und mit zu grunde zu gehen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • hallo nathalie,

    du findest es also unmenschlich und nicht liebevoll deinen vater vor sich hinleben zu lassen, ich kann dir sagen, mir ging mit meinem dad genauso wie dir mit deinem, auch ich bin immer gerannt hab alles aber auch alles für ihn gemacht und erledigt, am schluß hab ich ihm sogar seinen verschissenen (entschuldige die deutliche ausdruckform) Hintern geputzt, weißt du eigentlich was unmenschlich heißt??????
    unmenschlich heißt für mich kinder in die welt zu setzten und zusehn wie sie leiden, jeden tag heulen und schreien und bitten und nicht darauf einzugehn. und ich kann dir sagen, erst wenn er ganz am ende ist, wird die maschinerie mit krankenhaus und sozialdienst anfangen sich zu bewegen, diesen weg zu verlängern, ist jetzt deine aufgabe. du kannst dich täglich so wie ich aufreiben in der sorge um ihn, oder aber du akzeptierts endlich das es sein weg ist, den er GEHEN WILL.

    mein dad lebt jetzt im pflegeheim, ist nicht mehr ganz richtig im kopf, jetzt kümmer ich mich weiter um ihn, meinst du ich wollte diesen weg gehn? also wach auf, kümmer dich erstmal um dich, wenn es bei ihm dann soweit kommen sollte das er gar nicht mehr funktioniert, wird er auch seine konsequenzen daraus tragen müssen.

    und dein vater geht seinen weg ob du ihn loslässt oder nicht, du verlängerst sein leiden nur, verhindern kannst du es nicht.

    tut mir echt leid, das ich so schroff geschrieben habe, aber vielleicht nützt es ja das du aufwachst. keiner von uns kindern hier möchte seine eltern gerne freiwillig sterben sehn, aber wir haben gelernt, mit unserer hilfe machen wir alles nur noch schlimmer und ziehn die ganze sache raus. hast du selbstbewusstsein? bist du eine wo an sich denkt? fühlst du dich geliebt? wo stehst du in deinem leben und wo möchtest du hin? fange an dich solche fragen zu stellen....

    lg und viel kraft loreen

  • Hi Spedi,

    das ist Selbstmord, auch wenn er schleichend kommt. Für mich macht es keinen Unterschied, ob sich jemand vor einen Zug wirft oder sich langsam vergiftet.

    Und wenn sich jemand sein Hirn zerstört, durch den Alkohol, dann bezweifle ich, ob dieser Mensch in der Lage ist, sein Leben selbst zu gestalten. Und dann (sorry!) finde ich es eben schon angebracht, ihn zwangseinweisen zu lassen. Denn wenn er sein Leben weiterhin so lebt, dann wird es nicht mehr lange dauern und er beginnt sich die Hosen vollzumachen - und es ist auch das letzte Stück Resthirn weg gesoffen. Ich würde auch nicht "leichtfertig seine Menschenrechte entziehen". Ich weiß nicht, ob es nicht eher leichtfertig wäre, jemanden sterben zu lassen.

    Ich verstehe schon, dass du versuchst mir zu helfen. Dafür bin ich auch dankbar. Es ist aber trotzdem schwer, die Dinge anzunehmen. Und ich weiß auch, dass ich nicht die einzige wäre, wenn mein Vater sterben würde. Ich möchte aber einfach nicht zu diesem Kreis zählen, und deswegen versuche ich da gegenzuwirken.

  • Hi Loreen und Doro,

    ja, da ist was dran. E sit schon wirklich mies, dass er weiß, dass ich darunter leide und trotzdem weiterhin trinkt. Manchmal habe ich das gefühl, dass er es genießt, dass ich mir gedanken mache. Vielleicht auch darum, weil er es braucht - dieses Gefühl, dass jemand an ihn denkt. Eigentlich bin ich die einzige Person. Alle anderen ziehen ihre Scheuklappen auf oder wollen nichts von ihm wissen.

    Loreen, dein Vater lebt im Pflegeheim, das tut mir wirklich sehr leid. Es ist schrecklich zu wissen, dass man nur zuschauen kann...und ich kann mir auch gut vorstellen, dass es bei meinem Vater auch so enden wird. Sein Körper ist 65 Jahre alt, das kann nicht mehr lange gut gehen. Aber nicht mal sein Alter akzeptiert er. Er denkt er sei so fit, wie mit 25. Ich denke so oft, dass er nicht wahr haben will, dass er säuft.

    Wenn ich ihn Alkoholiker nenne, dann legt er direkt auf. Das will er nicht hört. das verneint er. nein, ein alki ist er nicht. er hat alles im griff, kann aufhören, wenn er will. aber er will eben nicht. vor allem sei er hart. seine generation sei sowieso diejenige, die aus harten männern besteht.

    ich weiß, er ist stur. seine meinung ist die wahre. Ich dachte, man kann die augen irgendwie öffnen.

  • Hi Doro,

    wie war es eigentlich bei dir? Wann hast du gemerkt, dass es nicht so weiter geht und warum konnten dir deine kinder nicht helfen bzw. der Fakt, dass du schwanger warst.

    Was muss ein Mensch erleben, damit er sich ändert. Ich denke schon fast, dass mein Vater zu alt ist, um sich zu ändern. Festgefahren, stur, keine Perspektiven mehr sieht. Er hat ja nichts, kein Hobby o.ä.

    LG

  • hi natalie

    dir wurde ja schon sehr viel geschrieben, es is ein haufen neuer stoff der dir hier serviert wurde - das braucht auch zeit das zu verdauen.

    er ist dein vater und du willst ihm helfen, du siehst ja wie er sich selbst schritt für schritt umbringt und das is, so unverständlich es klingen mag, hier in deutschland gesetzlich erlaubt. ich habs anfangs auch net glauben können, weiß noch wie ich mal die polizei angerufen hab wegen meiner mutter und sie mir das gesagt ham und mir gedacht hab "was san das für herzlose menschen" :?

    dein vater muss selbst den willen aufbringen trocken werden zu wollen - nur dann geht es! und dafür wird wohl nötig sein das er noch tiefer in die sch... hineinrutscht, wobei selbst da fraglich is ob er dann hilfe will - manche wollen sie nie :(
    die frage is ob du ihn dabei begleiten willst, selber immer tiefer und tiefer mit runter willst oder ob dein leben (wieder?) neu entdeckst...

    ich hab beschlossen das ich den letzten weg gehe, denn nur mir kann ich helfen! meiner mutter nicht, sie ist erwachsen und selbst verantwortlich für ihr leiden.

    schau dich hier um, les auch bei den alkoholikern, evtl auch ne reale selbsthilfegruppe oder suchtberatung - klär dich auf über das thema alkoholkrankheit, mir hat es geholfen manches zu verstehn.

    liebe grüße -Dani-

  • Hi,

    heute habe ich ihn wieder angerufen - wieder voll gewesen. Wenn ich mit dem Thema anfange, dass er zu einer Selbsthilfegruppe gehen soll, die nur ein paar Hausnummern weiter weg ist, dann meint er, dass er "lieber in eine Kneipe" geht. Dann fragte er sich, wie er diese 4,6 Promille bloß überlebt hat, er müsse ja ziemlich stark sein...Und das ist seiner Meinung nach wieder ein Grund weiterzumachen, denn er ist ja sooo stark, ihn haut ja nichts um. Er KANN JA GAR KEIN Alki werden. So redet er sich die Welt. Ihn hätten die Schwestern auf der Station bewundernd angesehen und gesagt, wie jung er doch aussehe und wie intelligent er doch sei.

    Das Thema Intelligenz kam sowieso in diesem "Gespräch" häufig vor. Er sei ja soooo schlau, habe eine IQ von 140. Da dreh ich durch. Mit so einem Menschen KANN man gar nicht reden. Ich habe ihm noch gesagt, dass sein Gehirn immer mehr zerfällt und dass von irgendeiner Intelligenz nicht viel übrig ist, dass er vergesslich ist und dass ich ihm erzählen kann, was ich will - er vergisst es sowieso wieder. Das ist ja das Traurige. früher war er nicht so. Ich kann deutlich erkennen, ja dabei zuschauen, wie er zerfällt...und er merkt es nicht mal. Ist das nicht grausam....Das ist fast so wie bei Alzheimerpatienten (Die können nur nichts dafür, dass sie krank sind, können es nicht beeinflussen).

    Ich habe auch das Gefühl, dass er es fast genießt zu erzählen, dass er dem Tod nahe war. Er WILL, dass man sich Sorgen macht. Für mich ist es jedoch ein Beweis, dass es bald soweit ist und dass ich jeden Tag damit rechnen muss. Insgeheim rechne ich schon lange damit. Schon als er wegzog dachte ich: Bald sehe ich ihn im Sarg liegen.

    Ja, ich lebe mein Leben. Wirklich. Aber es ist klar, dass ich diesen Menschen nicht einfach vergessen kann, nicht aus meinem Leben streichen kann. Leider. Wenn es ginge, würde ich es tun. Warum ich so häufig schreibe? weil es gerade akut ist. weil wieder mal was einschneidendes passiert ist. Die meiste zeit versuche ich ja nicht über ihn nachzudenken. Klar, zwsichendurch kontrolliere ich immer mal wieder seinen Zustand - Ist er tot, lebt er noch, hat er gesoffen, hat er mal ne nüchterne Periode?

    Ich denke, diese Anspannung wird erst ganz vergehen, wenn er tot ist. Traurig, aber wahr. Es sei denn, er schafft den Absprung, aber das glaube ich nicht. er ist viel zu stur und will sein leben so leben. er hat ja nur Suffis als freunde - wie soll sich da das Leben ändern? Familie? Die lebt weiter weg. Er ging vor ein paar Jahren, hat es sich selber ausgesucht. Ich vermute auch eine Entscheidung im Suff. Denn vor 5 Jahren habe ich den Kontakt abgebrochen, weil er im Suff verletzend wurde und ich nur noch wütend war, weil ich schon damals immer redete und redete und sich einfach nichts änderte. Ich habe bestimmt 1,5 Jahre nicht mehr mit ihm gesprochen. Teilweise habe ich mir Vorwürfe gemacht und gedacht, dass es meine Schuld war. Meine Schuld, dass er so noch tiefer gerutscht ist. er hatte ja niemanden mehr - und dann war ich auch noch weg!

    Ich weiß, ich mache mir zu viele Gedanken, aber ich denke, es ist normal so.

  • hallo nathalie

    ich kann zwar verstehen das du dir sorgen machst, aber findest du wirklich normal das das kind für die eltern sorgt, da das kind keine kindheit hat weil die eltern sich die lichter ausschießen müssen. findest du es normal das du kein leben hast weil du das deiner eltern, bzw deines vaters überwachen mußt?

    wann hast du zeit für dein leben, für deine liebe, für deine kinder, für deine hobbys, für dich???

    wenn er es will wird er sich totsaufen, was wenn es noch 20 jahre dauert, wo stehst du dann? fängst du dann auch an aus frust zu saufen weil du dein leben vergeudet hast an einen egoistischen menschen der nur sich gesehen hat. denn nichts anderes ist er in seinem suff.

    nathalie fang an los zu lassen sonst endest du mit ihm im sarg.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Servus Nathalie!

    wenn ich solche Passagen lesen muss, könnte ich die Wände hochgehen:

    Zitat

    Teilweise habe ich mir Vorwürfe gemacht und gedacht, dass es meine Schuld war. Meine Schuld, dass er so noch tiefer gerutscht ist. er hatte ja niemanden mehr - und dann war ich auch noch weg!

    Genau das ist es, was ich an dieser Familienkrankheit so hasse: da werden junge Menschen zu kleinen, schuldbewussten Zombies herangezogen, die sich für die Krankheit ihrer Eltern auch noch verantwortlich fühlen!

    Sag mal, hast du schon mal über eine Gesprächstherapie (oder andere Therapieform) für Dich nachgedacht, um dieses kranke Denkmuster so weit als möglich bereinigen zu können?

    Es kann doch für Dich auch nicht befriedigend sein, permanent in diesem Gefühlsdschungel zu stecken.

    Davon abgesehen wie Du Dich fühlst: Du wirst einen Teil dieser "Denke" -auch unbewusst- an Deine Kinder weitergeben (sofern Du welche hast), wenn Du nicht für eine Veränderung in Deinem Denksystem sorgst. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in Deinem Interesse ist.


    LG
    Spedi

  • Zitat Spedi

    wenn ich solche Passagen lesen muss, könnte ich die Wände hochgehen:
    Zitat:
    Teilweise habe ich mir Vorwürfe gemacht und gedacht, dass es meine Schuld war. Meine Schuld, dass er so noch tiefer gerutscht ist. er hatte ja niemanden mehr - und dann war ich auch noch weg!
    Genau das ist es, was ich an dieser Familienkrankheit so hasse: da werden junge Menschen zu kleinen, schuldbewussten Zombies herangezogen, die sich für die Krankheit ihrer Eltern auch noch verantwortlich fühlen!

    Lieber Spedi,

    ich danke Dir für diese Worte, da werden junge Menschen zu kleinen schuldbewussten Zombies herangezogen.

    Als ich zum erstenmal "Wut"zulassen konnte, über all das krankhafte was man anerzogen bekam, verringerten sich meine Ängste (Angstneurose).

    Es war so befreiend für mich als ich die Zusammenhänge erkennen durfte, dass meine Krankheit mit der Familienkrankheit Alkoholismus in Verbindung stand.

    Zitat Spedi
    Davon abgesehen wie Du Dich fühlst: Du wirst einen Teil dieser "Denke" -auch unbewusst- an Deine Kinder weitergeben (sofern Du welche hast), wenn Du nicht für eine Veränderung in Deinem Denksystem sorgst. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in Deinem Interesse ist.

    Ja Spedi, meine Kinder waren für mich immer wieder Motivation, an mir zu arbeiten, um dieses kranke Verhalten, nicht an sie weiterzugeben. Es hat sich gelohnt.

    Spedi wie hast Du es geschafft so zu denken, Menschen mit solch einer Einstellung treffe ich nicht so oft. Meistens werden Kinder als Besitz von Eltern angesehen, an denen ausgelebt wird, was einem selbst passiert ist, ist scheinbar Erleichterung, an die Kinder weiter zu geben, anstatt aufzuarbeiten was Eltern einem angetan haben, und diese zur Verantwortung ziehen.


    Liebe Grüsse Weitsicht

  • Hi Spedi &caro

    ich denke, dass sich viele Kinder in irgendeiner Weise verantwortlich fühlen. Ich weiß auch, dass man das nicht muss. Aber das geschieht aus Liebe. man will den anderen nicht verlieren. Im Prinzip müsste ich ihn schon jetzt für tot erklären, ihn abstoßen, sagen dass es diesen Menschen nicht mehr gibt. Sonst wird man immer leiden, so wie vielleicht auch Eltern leiden würden, deren Kinder saufen oder Drogen nehmen.

    Und natürlich ist es nicht normal, dass ich das Leben meines Vater überwachen muss. Jeder sollte für sich selbst sorgen können, aber kann er das? Nein.

    Nein, ich habe noch keine Kinder, ich bin 27, vielleicht in zehn Jahren. Dann muss ich mir sowieso keine Gedanken mehr machen, denn meinen Vater werden sie sowieso nie als Opa kennen lernen. Gott, ich verstehe es einfach nicht. Wie kann man sein Kranksein sooo leugnen? Er bezeichnet sich ja quasi als naturwunder. ihm schade das Trinken nicht...er sei daran gewöhnt, weil er ja schon mit 14,15 bei seiner damaligen Ausbildung zum Handwerker von den älteren ordentlich zum Suafen verdonnert wurde. Eigentlich ist er doch schon seit 50 Jahren Säufer. Da hat er sich seine seine Welt sowieso schon zurecht gelegt.

    Wie gesagt, die Probleme sind gerade akut. Manchmal vergehen auch Wochen, die ich nicht mit ihm telefoniere....aber ich weiß, man ist trotzdem als kontrolleur beschäftigt, weil diese Perioden ja nie enden. Es ist wohl egal in welchen Zeiträumen ich bei ihm anrufe. Fakt ist, dass ich es tue und der Grund derselbe ist: Überwachung. Und eben abzuklopfen wie weit es wohl gerade dieses Mal ist. Man ist da schon in einem Kreislauf gefangen...Mal ist der Kontakt intensiver, mal weniger. Es ist das ausschlaggebende, wie stark man in seinen Gedanken, mit seinen Gefühlen involviert ist. Ja, und da lässt sich nicht drum rum reden. ich bin stark involviert, weil ich ihn LEIDER liebe. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

    LG

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