• Als Co habe ich es schön verinnerlicht mich an der Verfassung des Alkoholkranken zu orientieren. Geht es ihm gut, so fühl(t)e ich mich sicherer als wenn er schlecht gelaunt war. Ich war also eher der Part der Gefühle spürte und agierte als diese zu leben und ans Umfeld abzusenden.

    Wenn ich die Jahre betrachte, so fällt mir auf, das Wut und Agression sich kontinuierlich mit dem Konsum gesteigert hatten. Während es wohl in Jahrzehnten keine Schlägereien gab, so reichten nun nichtige Anlässe von anderen (wie das befahren einer gesperrten Straße um Streit zu provuzieren oder eine Schlägerei daraus resultieren zu lassen).

    Das bedeutet für mich ja zwangsläufig, da der Alkohol enthemmt, dass Gefühle die schon immer latent vorhanden waren nun auch ausgelebt werden. Da der Alkohol ja oftmals Scham/Gewissen verhindert oder zumindest einschränkt habe ich mir schon mehrfach die Frage gestellt, ob es da überhaupt ein Ende der Spirale gibt? Wird nun eine Enttäuschung der Jahrzehnte zuvor abgebaut?

    Ich selber habe das Schlachtfeld verlassen, dennoch kommt immer noch jede Menge Haß und Wut an. Ich frage mich oftmals, gerade wenn von Familiendramen gelesen wird, ob das nicht solche Spiralen waren - Wutspiralen, Hasspiralen - ungelöste Probleme (die zweifelsohne ja auch einen Alkoholiker begleiten, denn ich vermute schon mal dass er im Ansatz bemerkt dass etwas nicht stimmt).

    Nicht klar ist mir ob die Basis eher daran liegt, dass diese Gefühle schon immer in diesem Menschen wohnten und nun freigesetzt werden oder ob damit auch eine innere Unzufriedenheit mit sich selber verbunden ist. Je offener Wut und Agression wurden, fast ebenso nahmen Interessen und Hobbies ab. Gerade so, als wäre die Kraft, die zuvor kreativ eingesetzt worden war nun in Wut umgesetzt worden.

    Ich selber kenne solche Wut nicht, ich quäle mich dann eher selber durch Gedanken, die mich traurig machen oder durch Rückzug. Uuups, habe ich jetzt vielleicht die Überschätzung vergessen? Manch eine Person fühlt sich ja durch Alkohol oder Koks so als wäre er/sie nun super drauf und hätte alles im Griff....

    Ich weiß um die Wesensveränderungen, auch die körperlichen Vorgänge im Gehirn, aber so richtig verstehen kann ich es nicht.

    Kann mir da von Euch jemand auf die Sprünge helfen und meinen "Knoten" lösen?

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Servus Dagmar,

    die Frage, die ich mir beim Lesen dieses Posts stelle: Was soll's?

    Der eine Alkoholiker wird mit gesteigerter Aggressivität reagieren, der Andere mit IAS-Syndrom, wieder einer mit Lethargie, der nächste verfällt in seine Depression - ein Fass ohne Boden. Irrationales Handeln. Krank, suchtkrank.

    Du magst mit "Deinem" Alkoholiker halt ein "Exemplar" erwischt haben, der im Laufe der Zeit eher gewalttätig reagierte. Na und? Vorbei, Du bist ausgezogen.

    Was bringt es, durch Kaffeesatzlesen oder Rätselraten darüber zu sinnieren? Der, der Dir eine schlüssige Antworet geben könnte, säuft meines Wissens und zeigt keinerlei Bereitschaft, etwas daran zu ändern.

    Warum also über "seine Baustelle" weiter Gedanken machen.

    Fällt Dir auf, dass sehr viele Deiner Posts sich nicht auf Dich und Deine Befindlichkeiten konzentrieren, sondern auf "ihn" und sein Suchtverhalten (das -nebenbei- irrational ist, also nicht erklärlich. Wie jedes kranke Verhalten)?

    LG
    Spedi

  • Natürlich weiß ich das Spedi,
    habe mir auch deshalb bei gerade diesem Posting überlegt, ob ich es überhaupt setzen soll.

    Seine Baustelle (korrekt) ist derzeit noch meine Baustelle, da ich ziemlich große Angst habe vor dem was noch "angedroht" ist. Wenn ich über den Kopf kapiere warum etwas so ist, fällt es mir leichter die Handlungsweisen zu "ertragen".

    Wobei Du es mir schon erklärt hast: irrational, beim einen so, beim anderen anders.

    lieben Gruß von Dagmar

  • hallo dagmar

    da erklärste nix, wie spedi schon sagt, kaffeesatzlesen.

    warum unterstellen alkis ihren partner sie zu betrügen obwohl die teilweise das haus gar nicht verlassen, warum wird jeder schritt mißtauisch beäugt. ein punkt ist sicher der das der süchtige mit allen mitteln verhindern will das seine sucht raus kommt, daher ist es schon immer ein probates mittel den partner in der öffentlichkeit als blöd hinzustellen, 2 fliegen mit einer klappe, so nen partner kann man nur im suff ertragen und dem glaubt keiner wenn er dann mal wirklich erzählt.

    die ganze eifersuchtssch.... resultiert meiner meinung nach aus mangelndem selbstwertgefühl, das schaukelt sich einfach immer mehr hoch im kranken kopf, wenn dann auch die sucht immer deutlicher wird und der gesellschaftliche abstieg beginnt läuft das dann total aus dem ruder. da wird dann um sich geschlagen, oder eben völlig resegniert.

    das ist aber was, was im kopf des betroffenen abläuft, das ist nicht real und daher auch nicht irgendwie fassbar. es ist eben krank. das gilt wahrscheinlich nicht für alle, aber meiner meinung nach für viele.

    hm, ist nu doch ne erklärung geworden, oder? na vielleicht kannst du damit ja was anfangen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Ich kann etwas damit anfangen Doro, auch mit Spedis Worten, allerdings muss ich das wirklich "lernen" - es ist so, es ist unlogisch, unerklärlich - aber es ist einfach so.

    Ich denke, genau das was Du sagst mit dem gesellschaftlichen Abstieg ist ja ein Thema, welches ich als Co selber schön verhindert habe. Und nun wundere ich mich quasi, dass durch das offenlegen nach außen eine Wut kommt. Stimmt, denn die Wut kam erst so extrem als ich mein Leben plante und begann mich darauf zu freuen.

    Ach Mensch, haben wir doch so viele Möglichkeiten in uns mit Problemen fertig zu werden: kreativ, über Worte über gemeinsame Aktivitäten - und was machen wir bzw. ich? Greife zum Suchtmittel Partner.

    Ich gehe jetzt raus und zerreiße meine Kartons :) Ist kreativer als mich zu grämen über das, was ich beginne zu verstehen ;)

    Lieben Gruß und danke von Dagmar

  • Hi Dagmar... Kartons zerreisen, das klingt nach Wutabbau... das is gut. Du warst in meinen Augen auf einem super Weg. Aber in letzter Zeit lese ich von Dir wieder vermehrt Postings die sich mehr mit Ihm als mit Dir auseinandersetzen. Was isn passiert liebe Dagmar? Bleib doch einfach weiter bei Dir. Is für Dich einfacher. Und auch schöner. Du bist doch ne coole Frau... mach einfach weiter was draus, aus deinen vielen Talenten. Und verschwende nicht deine Gedanken und Energien an Ihn und die Vergangenheit. Das kannste nicht aufklamüsern, das würde ein endloses Thema werden und zu nix führen. Liebe Grüße an Dich von Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Ja, liebe Karotte,
    er verbreitet Angst, die bei mir gut wirkt - nachdem mittlerweile auch meine Mutter unter Druck gesetzt wird hält sich mein Wohlfühlgefühl in Grenzen.

    Da die Angst gerade etwas stärker ist als die Kraft bei mir zu bleiben hänge ich im Moment in der Warteschleife und versuche immer mal wieder mit den Beinen zu zappeln um an einen stabileren Punkt der Schleife zu kommen.

    Ja, die coole Frau erwartet demnächst eine Lieferung von Unrat aller Art vor ihrem Haus (er räumt das Haus und will Müll loswerden), wurde angedroht, und somit mache ich mal den Gewölbekeller leerer um den Mist dann unterzubringen. Das ist nun leider Gegenwart/Zukunft und nicht Vergangenheit.

    Ich habe mir auch RA bzw. Einstweilige Verfügung überlegt, das ist jedoch sehr aufwendig und sorgt nur für noch mehr Konfrontation. Auch von Seiten der Polizei wurde mir abgeraten.

    In diesem Sinne,
    auf viele weitere Kartons :)

  • hallo pia

    das zauberwort ist grenzen setzen. dir selbst und auch ihm, und zwar ganz deutliche. er hat doch bisher die erfahrung gemacht das er mit seiner art durchkommt, logisch das er es genau so weiter macht. wenn konkrete drohungen kommen ist der einzig gescheite weg die polizei und der anwalt. letztendlich schadet er sich doch nur selbst, das kommt auch irgendwann im krankesten hirn an.


    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hey Doro,
    ich denke, Du meinst mich ;)

    ich weiß für mich, dass ich an meiner Stabilität arbeiten muss. Dieser Zug, meine Mutter einzubinden ist neu, somit muss ich den erst mal verarbeiten (was mich derzeit zurückwirft).

    Ehrlich gesagt, mein Wunsch wäre für mich die Stärke zu erlernen damit klar zu kommen und diesem Druck stand zu halten. Denn ich weiß, daß ich mehr Stärke habe, als ich derzeit "zu Markte trage". Die Möbel und der Unrat mit denen er mich unter Druck setzt dürfte juristisch schwammig sein (sind meine Möbel, er weigerte sich sei rauszugeben, jetzt hätte er sie aber gerne los - nur habe ich nun auch keine Verwendung mehr) und auch nur eine sinnlose Schwammschlacht liefern. Davon mal abgesehen, es würde ihn nur in seiner Wichtigkeit bestäigen.

    Ich denke mal, ich muss wieder auf den Boden und das scheint derzeit nur über Konzentration zu gehen und Rückbesinnung. Deshalb gibt es morgen einen straighten Tagesrhythmus und auch jetzt mache ich noch ein paar Sachen, die ich gerne auf die lange Bank schieben würde, aber genau das darf ich nicht.

    Später gibt es ein paar Rühreier vom Beistellherd :) mit selbst gebackenem Brot. Dann habe ich gerade einen Gang zum Brunnen (Trinkwasser) gemacht für einen Tee später - jetzt gab es einen Kaffee. Ich habe heute mit lieben Freunden telefoniert und versuche einfach wieder Bodenkontakt zu bekommen. Ich selber habe etwas Probleme mich auf neue Situationen einzustellen, das schlägt mich immer ein paar Tage zurück. Ich muss lernen Infos oder Aktionen einfach nur als "gewesen" zu verbuchen ohne sie über den Tag mitzuschleppen.

    Du könntest Recht haben mit dem Grenzen setzen! Ich habe diese zwar gesetzt, jedoch wurden sie verletzt - ich habe dieses verletzen damals aufgrund des gemeinsamen Wohnens nicht verhindern können - aber jetzt kann ich das. Was auch richtig ist, dass Wut in der Vergangenheit Rückfragen von mir erbrachten (ist zwar länger nicht mehr der Fall) könnte aber zwangsläufig ein Versuch sein alte Muster wieder einzubringen.

    Ich denke, da bin ich jetzt einfach gefragt in Sachen "Umerziehung" danke für Eure Hilfe.... ich bin mir schon im Klaren, dass ich da jetzt so ein bischen dastehe wie ein Tomatenstrauch, der durch die Kälte schwarz wird - dessen Früchte aber noch nicht reif sind. Ich bin halt auch noch im "Reifungsprozess" ;)

    Lieben Gruß von Dagmar

  • :oops: klar mein ich dich dagmar

    wichtig ist das du einen kühlen kopf behälst, solange du ruhig bleibst kannst du auch klar denken, er im suff logischerweise nicht, damit bist du klar im vorteil. er hat dir immer ein mieses gefühl gemacht damit du funktioniert hast, ihr müßt beide lernen das das jetzt anders ist.

    die eigene wut ist zwar oft hilfreich um den anstoß zum loslassen zu geben, aber um dann wirklich frei zu werden steht sie einem im weg, man ist wütend auch oft irrational.

    wenn ich mal so richtig sauer bin mach ich folgende übung. ich setz mich ganz bequem hin, so das mich nichts ablenkt, und konzentrier mich auf meine wut, stell mir vor wie sie sich in meinem bauch zu einem großen feurigen ball formt, wenn dann alles in diesem ball ist. stell ich mir vor wie der in einer regelrechten explosion zerspringt und alles aus meinem körper wegschwebt. hört sich sicher bischen gaga an, hilft aber. ich kann so die wut einfach loslassen. das hab ich sehr viel geübt und krieg das mittlerweile sogar schon so ganz nebenbei hin. wenn die wut weg ist ist auch der kopf wieder klar und man kann sich auf das wesentliche konzentrieren.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Nein Doro,
    das ist alles andere als gaga, denn Panik oder auch Angst blockiert ja alles und verbaut mir dadurch auch alles.

    Deshalb bin ich ja dieser Tage sehr fit in Sachen Unkraut zupfen, Kartons zerreissen und und und. Das mit dem Wutball im Bauch probiere ich mal (falls das Wetter für Unkraut und Kartons nicht passend ist ;)

    Mir fiel auch vorhin auf - klassisches Co-Muster: ein neuer Schachzug bringt mich in Unsicherheit. Das ist ja richtig verteufelt: obwohl er nicht mehr in der Nähe ist und ich meine Schlüssel in meinem Haus habe funktioniere ich fast noch wie zuvor. Gut, er wird es nicht merken (so hoffe ich) da die Telefonate (falls es dummerweise mit unterdrückter Rufnummer funktioniert) sehr kurz gehalten sind. Beim letzten meinte ich nur: der Ton, wie Du mit mir sprichst, ist keiner bei dem ich mit Dir spreche.... Und schwup(p)s rief er meine Mum an.

    Ungewohnte Handlung - Co-Daggi reagiert prompt.

    Ich lerne, es macht absolut keinen Spass so zu lernen, aber mir bleibt ja nichts anderes übrig ;)

    lieben Gruß von Dagmar

  • das lernt man dagmar aber es dauert, meiner hat es nach 2 jahren trennung noch geschafft mich mit anderem verhalten ins grübeln zu bringen, aber da hatte ich dann schon meinen hasen und der hat da auf mich aufgepasst.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Süß, ein Hoppelhasilein :)

    Zwei Jahre, aber hallo, nee Menschenskind, das ist ja so irre, das es echt schon weh tut: aber wirklich beiden! Denn so kann ja keiner von beiden gesund werden. Weder in Bezug auf Alk noch auf personenbezogene Sucht.

    Na, Du machst mir Mut ;)

    Weißt Du, irgendwann werde ich froh sein das alles gelernt zu haben, weil das ja im ganz normalen Leben auch von Vorteil ist gelernt zu haben. Im Moment ist es ein bischen viel. Wobei ich schon spüre, dass ist immer der Schritt zurück, bevor ein Part abgehackt und begriffen ist (wenigstens ansatzweise).

    Ich denke aber auch, dass da meine Co-Eigenschaften noch sehr gut greifen: jedes Chaos, welches ich mitbekomme versetzte mich damals wie heute in Panik. Da ist einfach noch so etwas drin, von dem ich nicht weit genug entfernt bin.

    Du hast es bei mir zum Kingeln gebracht mit dem Abstieg, den ich nie so schnell erwartet hätte, also diese Aktionen, das hat mich gleich wieder in alte Zeiten fallen lassen - oder soll ich sagen "Ängste". Es betrifft mich nicht mehr - aber ich denke, das muss ich erst dreimal mit mir selber besprechen, bevor dass dann wirklich klingelt.

    Heftig, liebe Leute da durchzugehen.....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • ich muß grad fürchterlich lachen, mein hoppelhasilein ist 2 meter groß und ganz schön schwer. aber das kannst du ja nicht wissen du bist ja nicht im geschlossenen, summer sagt immer sie könnte sich schief lachen wenn sie hört das ich von meinem hasen rede und sie dann die bilder in unserer galerie im geschlossenen sieht.

    angst und panik lähmt jedenfalls. du kannst auch nicht erwarten das dieser mechanismuß sich sooo schnell abstellen läßt. du hast über jahre ein verhalten angenommen das du nun ablegen willst, aber das mußt du dir auch bewußt abtrainieren. versuch diese panik die dich überkommt bewußt zu erleben, lass sie zu und fang an nachzudenken woher sie kommt und ob sie in dem moment sinn macht. so kannst du dich diesem irrationalen ataken nähern und sie stück für stück abbauen. angst hat man ja in der regel vor dem was man nicht versteht, wenn du deine gefühle und ängste verstehen lernst verlieren sie ihre schrecken und du kannst damit umgehen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo, ihr lieben

    Spedi hatte geschrieben:

    Zitat

    Der eine Alkoholiker wird mit gesteigerter Aggressivität reagieren, der Andere mit IAS-Syndrom, wieder einer mit Lethargie, der nächste verfällt in seine Depression - ein Fass ohne Boden.

    Dazu hätte ich gleich mal eine Frage: Ich erleb alles von den 3 Dingen in einer Person. Kann das sein, das es abhängig vom jeweiligen Alkpegel ist.

    Zitat

    Ich denke aber auch, dass da meine Co-Eigenschaften noch sehr gut greifen:


    Kann ich gut verstehen Dagmar, haben wir schließlich lange genug bis zum Perfektionismus einstudiert, und über die Befindlichkeit des anderen zu definieren.
    Aber wir sind ja auch dem Weg, auch wenn wir immer noch mal in alte Muster zurückfallen.

    lg Lämmchen

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Oh je, Kimyo, dann kann ich Dir nur ganz viel Kraft auf Deinem Weg wünschen !

    Tja Ihr Lieben. Nach wie vor belastet mich diese Wut, die komplett auf mich gebeamt wird. Allerdings habe ich für mich verstanden dass schlichtweg und ergreifend ein Schuldiger gesucht werden muss dafür, dass eben die Fassaden gefallen sind.

    Nun, eingerissen habe ich diese Fassaden. Der Alkohol ist daran nicht schuld - denn ansonsten müssten Schritte folgen - also liegt es nahe in mir den Schuldigen zu sehen und auf Rache zu sinnen. Aus der Nummer komme ich nicht raus, das ist einfach so!

    Nun gut, es tut weh nach 8 Jahren Beziehung einer ganzen Portion Gefühlen mit der Polizei drohen zu müssen, damit er "den Acker verlässt". Aber nun gut, im Notfall auch das.

    Liebes Lämmchen, ich glaube nicht, dass diese Stimmungen vom Pegel abhängen sondern eher von der Gefühlssituation des Trinkenden. Der Alk verstärkt ja jedes Gefühl. Bei uns war es immer dieselbe Nummer: erst neutral, dann Versucht gemeinsames Essen ect - bei Ablehnung dann die Wut und Agression.

    Ich fühle mich nicht wohl in einer solch angespannten Situation und bin fremdbestimmt durch eine gewisse Angst. Aber mal das Kind beim Namen genannt: Mit Wut vergiftet sich im Regelfall nur der Agressor selber. Denn bedeutet Wut nicht auch eine Antwort auf die Schwierigkeiten des Lebens dieser Person? Wut betrachtet das Problem als „dort draußen“ statt „hier drinnen“, oder?

    Dieser Druck und diese Wut ist Stress für den Körper, Herzschlag, Blutdruck ect. müssen noch mehr auf Hochtouren arbeiten als mit der allgemeinen Verarbeitung schon so. Ich glaube jeder überdimensional wütende Mensch vergiftet sich selber durch dieses tiefe und explodierende Gefühl. Trauer ist auch nicht schön, aber ich kann mit ihr viel besser - zuweilen auch viel kreativer umgehen - als mit Wut.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar,

    Zitat

    Ich fühle mich nicht wohl in einer solch angespannten Situation und bin fremdbestimmt durch eine gewisse Angst.

    kann ich nur unterschreiben, es ist als ob die Luft brennt. Solange ich noch mit ihm zusammen wohne, denn mehr ist es nicht mehr, verlasse ich das Zimmer und machs mir in meinem gemütlich.

    Aber es ist schon heftig, erleben zu müssen, wie er immer weniger auf die Reihe bekommt, und einfache Sachverhalte nicht mehr so wiedergeben kann, und sich Nachbarn erkundigen, wie es denn nun wirklich war. Das macht schon wütend.
    Aber ich hab die Fassade eingerissen, und lüge nicht mehr für ihn, bügel nichts mehr aus.
    Ich schütze ihn nicht mehr.

    lg Lämmchen

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ach Lämmchen,
    was meinst Du, wie gerne ich die Menschen schütteln würde, von denen man/frau sich vorstellen könnte in welch einen Teufelskreis sie sich hinein bewegen. Wie gerne ich meinem Ex mit dem Hintern ins Gesicht springen würde und sagen "wach auf, seh doch was Du aus Dir machst". Aber alles das hilft nichts.

    Diese brennende Luft ist schwer zu ertragen. Ich denke auch, dass ist ein Co-Teil in mir Frieden und Harmonie von außen haben zu wollen. Gut, bekomme ich in diesem Fall nicht (von Freunden und Bekannten schon :) somit ist meine Aufgabe mir die Harmonie zu schaffen. Deshalb habe ich mir heute meinen Weihnachtsbaum - mit Wurzelballen - gekauft :)

    Wobei das Schlimme ist, ich kann mittlerweile nachvollziehen, wie deren Sucht auf sie wirken muss, wenn ich meine Gefühle und meine Entzugserscheinungen betrachte. Meine Ausreden um die Fassaden nicht zu enttarnen, mein Wunsch nach Harmonie, der sich nicht erfüllen konnte - alles das um eine "Heile Welt" zu erhoffen, die nicht eintreten kann.

    Dadurch, dass ich mich zwangsläufig mit meiner Sucht auseinandersetze bin ich im "voraus" in der Suchtbearbeitung. Die Wut, die ich gegen ihn verspürte als alles zum Tragen kam, könnte jetzt die Wut sein, die er mir entgegenbringt. Ich will für mich weiter lernen und dadurch mich reflektieren somit muss ich meine Wut (die ich mal hatte) in mir suchen und in mir konstruktiv damit umgehen.

    Welche Macht diese Droge hat ist ebenso erschreckend wie die Tatsache, dass ich aus aufgeklärter Mensch, die Schwere verkannt habe. obwohl wissend dass Sucht schleichend ist war für mich nie vorstellbar was jetzt am Ende steht.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar,

    Zitat

    meine Entzugserscheinungen betrachte.

    Wo du das so beschreibst, wirds mir auch klar. Ist schon komisch, auf der einen Seite bin ich froh, ihn nicht mehr auf alles ansprechen zu müssen, und das Thema Alkohol nicht mehr zu meinem zu machen, etwas für mich zu tun.
    Dann komme ich aber immer wieder mal in Situationen, wo ich denke: Du mußt ihn doch mal erinnern, sonst denkt er, es ist alles ok. Sind das jetzt Entzugserscheinungen, weil man sich nicht mehr in diesem Maß kümmert?
    Dieses sich nicht mehr um alles kümmern, ist Erleichterung und gleichzeitig manchmal auch schlechtes Gewissen.

    Ich denke geschüttelt haben wir lange genug, und sie haben es immer noch nicht verstanden, ganz einfach, weil der Alk stärker ist.
    Irgendwann können wir nur kapitulieren, wenn wir einsehen das wir keine Chance haben gegen den Alk.
    Habe da ein Bild vor Augen, das so grausam anzusehen war, aber es mußte wohl so sein, damit ich wach wurde.
    Er stand mit der Flache im Arm da. So richtig im Arm, boooah war das hart zu erkennen, das diese Flasche die eigentliche Geliebte ist.
    Da war auch erst einmal nur Wut, aber dieses Bild hat sich eingebrannt, und meine innerliche Trennung weiter voran getrieben, wenn auch noch der Schritt der räumlichen Trennung fehlt, aber ich bin innerlich immer weiter weg von ihm.

    lg Lämmchen

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hey Lämmchen,
    komisch, wie solche Momente sich einbrennen, mit der Flasche im Arm, das kann ich mir vorstellen. Dadurch erkennt man ja im wörtlichsten Sinne, wer die Liebe des anderen ist.

    Mir wurde von einem jetzt trockenen Alkoholiker erklärt dass auch er früher aggressiv und voller Wut war. Er erklärt es heute, trocken, in der Form dass er - hätte er erkannt dass das Problem an ihm gelegen hätte etwas hätte verändern müssen. Ihm wäre es angenehmer eine Drittperson dafür verantwortlich zu machen und sich an der durch Wut abzureagieren weil nun diese Drittperson an allem schuld war.

    Schon wieder ähnlich mit dem Co-Abhängigen, wie ich beispielsweise, die feststellt das und das wird mit mir gemacht. Das und das lasse ich mit mir machen war dann erst ein viel späterer Schritt der Erkenntnis. Wie ich das zu ändern habe, wie ich konsequent bleiben muss und welche zusätzlichen Hilfseinrichtungen ich in Anspruch nehmen muss waren viele weiteren Schritte.

    Während ein Alkoholkranker mit Selbsthilfegruppe, Therapeuten oder Entzugsklinik arbeitet, so musste auch ich mit Therapeutin, Rechtsanwalt, Polizei ect. mich an Institutionen wenden, die einfach kompetenter sind für Probleme gewisser Art. Früher für mich undenkbar gewesen den Partner "ans Messer zu liefern", nein ich habe meine Grenzen offen dargestellt und die Möglichkeit sie einzureißen.

    Nunmehr beginne ich meine Grenzen konsequent zu stecken und unter Berücksichtigung auf meine Gesundheit mit Hilfe Dritter, Polizei, durchzusetzen. Allerdings fiel mir das sehr schwer, weil hier wieder ein Co-Mechanismus aktiv war. Die unbewußte Deckung des anderen und die Vertuschung von diversen Störungen. Glücklich bin ich noch immer nicht mit diesem Weg, der total konträr ist zu meiner Harmoniesucht! Aber genau der Punkt, wo das um-sich-selber-sorgen beginnt und auch die Verantwortung des anderen.

    Ja, man/frau kümmert sich nicht mehr, was erleichternd ist. Gleichzeitig aber auch befremdlich und ungewohnt. Über Jahre hatte ich einen wütenden Menschen versucht zu ignorieren und Personen, die mich darauf ansprachen gesagt "er ist halt manchmal so, aber eigentlich gutmütig". Nun, irgendwie hat das irgendwann mal früher gestimmt, vielleicht....
    Nunmehr habe ich meine Verantwortung in dem Part abgegeben und halte mich an die Justiz bzw. Polizeigewalt. Denn ich bin weder Friedensrichter, noch Psychologe, geschweige denn Gesetzgeber. Aber es gibt Gesetze, die mich schützen können und für deren Einhaltung muss ich andere zu Hilfe holen, weil ich eben nicht allmächtig bin.

    Es sind ganz komische Berührungen, die mir Laternen aufgehen lassen. Wie schwer es mir fiel die Polizei zu holen, wo andere schon sagten, Mensch, es wird Zeit. Einfach weil man/frau das aus Erziehung heraus nicht macht. Aber cocococo, sonst nichts. Denn dieses "nicht machen" wozu ich erzogen wurde habe ich schön in der Beziehung durch Duldung und mein Deckmäntelchen erlaubt.

    Nun gut, nun arbeite ich an mir und nicht mehr am Deckmäntelchen :)

    Lieben Gruß von Dagmar

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