Als Co habe ich es schön verinnerlicht mich an der Verfassung des Alkoholkranken zu orientieren. Geht es ihm gut, so fühl(t)e ich mich sicherer als wenn er schlecht gelaunt war. Ich war also eher der Part der Gefühle spürte und agierte als diese zu leben und ans Umfeld abzusenden.
Wenn ich die Jahre betrachte, so fällt mir auf, das Wut und Agression sich kontinuierlich mit dem Konsum gesteigert hatten. Während es wohl in Jahrzehnten keine Schlägereien gab, so reichten nun nichtige Anlässe von anderen (wie das befahren einer gesperrten Straße um Streit zu provuzieren oder eine Schlägerei daraus resultieren zu lassen).
Das bedeutet für mich ja zwangsläufig, da der Alkohol enthemmt, dass Gefühle die schon immer latent vorhanden waren nun auch ausgelebt werden. Da der Alkohol ja oftmals Scham/Gewissen verhindert oder zumindest einschränkt habe ich mir schon mehrfach die Frage gestellt, ob es da überhaupt ein Ende der Spirale gibt? Wird nun eine Enttäuschung der Jahrzehnte zuvor abgebaut?
Ich selber habe das Schlachtfeld verlassen, dennoch kommt immer noch jede Menge Haß und Wut an. Ich frage mich oftmals, gerade wenn von Familiendramen gelesen wird, ob das nicht solche Spiralen waren - Wutspiralen, Hasspiralen - ungelöste Probleme (die zweifelsohne ja auch einen Alkoholiker begleiten, denn ich vermute schon mal dass er im Ansatz bemerkt dass etwas nicht stimmt).
Nicht klar ist mir ob die Basis eher daran liegt, dass diese Gefühle schon immer in diesem Menschen wohnten und nun freigesetzt werden oder ob damit auch eine innere Unzufriedenheit mit sich selber verbunden ist. Je offener Wut und Agression wurden, fast ebenso nahmen Interessen und Hobbies ab. Gerade so, als wäre die Kraft, die zuvor kreativ eingesetzt worden war nun in Wut umgesetzt worden.
Ich selber kenne solche Wut nicht, ich quäle mich dann eher selber durch Gedanken, die mich traurig machen oder durch Rückzug. Uuups, habe ich jetzt vielleicht die Überschätzung vergessen? Manch eine Person fühlt sich ja durch Alkohol oder Koks so als wäre er/sie nun super drauf und hätte alles im Griff....
Ich weiß um die Wesensveränderungen, auch die körperlichen Vorgänge im Gehirn, aber so richtig verstehen kann ich es nicht.
Kann mir da von Euch jemand auf die Sprünge helfen und meinen "Knoten" lösen?
Lieben Gruß von Dagmar