Hallo Tina,
Zitatdanke fuer deinen sehr ausfuehrlichen Beitrag. Echt beeindruckend mit was fuer einer Selbsverstaendlichkeit du das alles schreibst. RESPEKT!!!
Liebe Tina, dafür braucht mir niemand Respekt zu zollen, ich stand auch mal am Tag 1.
Und als ich so am Anfang wie Du stand, hätte ich kein bisschen so schreiben können.
Heute kann ich das, es war ein Entwicklungsprozess über Jahre also, ich bin seit 6,5 Jahren trocken, in diesen Jahren ist natürlich einiges in mir passiert und heute kann ich sagen:
Ja, ich bin trockene Alkoholikerin, und ich bin stolz darauf.
Hätte mir das mal jemand vor 6 Jahren oder so gesagt, hätt ich drüber gelacht und ihn für verrückt erklärt.
Wir alle fangen bei Tag 1 an, und keiner ist ein schlechterer oder besserer trockener Alkie, einige haben nur längere Erfahrung, sind stabiler in ihrer Trockenheit, weil sie viel dran arbeiteten und immer weiter dran arbeiten und sie geben hier ihre Erfahrungen weiter.
Von denen können wir nur lernen und versuchen, anzunehmen.
Denn ich denke, Erfahrungen und Wissen sind dafür da, weitergegeben zu werden, sie nicht für sich allein zu behalten, anderen könnten sie evtl. helfen, sie könnten sie für sich selbst nutzen.
ZitatFuer mich ist einfach alles noch wahnsinnig neu und ich bin mir selber ja nicht einmal sicher, ob ich Alki bin oder " nur" ein Problem mit Alkohol habe. Momentan ist es noch so, dass ich zum ersten Mal seit bestimmt schon 10 Jahren mal laenger als ne Woche nix trinke.
Wirklich bedenklich mit der Sauferei ist es erst im vergangenen Jahr geworden. Da hab ich ein Paar Erfahrungen machen muessen, die ich nuechtern wohl nicht ueberstanden haette. Nur im Rausch konnte ich ertragen, was da geschah, leider…
Dann wirst Du herausfinden, ob Du Alkoholikerin bist. Ist der Wiedererkennungswert hoch, kannst Du wohl davon ausgehen, das es so ist. Wissen tut man es aber immer nur selbst, wenn man ganz ehrlich zu sich sein kann.
Vaan stallte bei Insel 4 Fragen, die werden auch bei Unsicherheit beinah identisch in meiner Realen so gestellt, ich denke, das war ihm gar nicht so bewußt … kannst da ja nochmal reinlesen... und sie mal für Dich beantworten, das könnte Dich der Erkenntnis näher bringen, ob Du Alkoholikerin bist oder nicht.
ZitatAn Aufhoeren dachte ich da noch nicht.Aber die Berichte haben mich doch echt erschrocken und ich hab viel bei mir wiedererkannt und bekam ein wenig Angst. Und vor 2 Wochen hatte ich nen mega blackout und in Gesellschafft ca. 5 Liter Bier getrunken. Da erst merkte ich, wie abhaengig ich doch bin.
Blackouts bzw. Filmrisse sind typisch für Alkoholiker, resultierend daraus, nicht mehr kontrolliert trinken zu können, nicht mehr aufhören zu können, so wie andere eventuell.
Und Du warst ehrlich zu Dir, hast Dir das zu Herzen genommen, hast Deine Abhängigkeit erkannt.
Das ist doch schonmal ein ganz wichtiger Schritt aus der Sucht.
Bist Du allerdings abhängig, kannst Du das nie wieder rückgängig machen, wirst nie wieder kontrolliert trinken können. Warum das so ist, hat auch biologische Gründe, die kann man recherchieren, ich nenn es nur mal kurz: Du hast einen Hebel in Dir umgelegt, das kannst Du nie mehr, Dein restliches Leben lang nicht mehr, rückgängig machen !!
Alkoholiker, die meinten, doch noch einmal „kontrolliert“ trinken zu können, wurden rückfällig, ich kenne keinem, dem das jemals wieder gelang, und ich kenne einige Alkies und auch welche, die es versuchten. Sie waren innerhalb kürzester Zeit wieder auf dem alten Level, wenn nicht sogar noch mehr drauf, soffen noch mehr, so als ob sie etwas versäumt hätten in der trockenen Zeit. Andere wenige konnten es Wochen bis Monate „im Griff“ behalten, der Absturz erfolgte dann nur zeitverzögert, aber er folgte unweigerlich.
ZitatUnd ohne genau zu wissen, was ich tun muss, hoerte ich auf zu trinken. Dass das ein "kalter Entzug" war, wusste ich nicht. Aber ich las viel hier im Forum und da bekam ich es ein wenig mit der Angst zu tun und ging zu meinem Arzt und sagte ihm alles. Erst nach einer Woche sprach ich mit ner Freundin drueber, die noch immer die Einzigste ist, die es weiss.
Das wußte ich auch damals nicht, Tina, wie gefährlich das ist, aber ich startete keine kalten Entzüge, aus Schiss vor den Entzugssymtomen, heute kann ich nur sagen, zu meinem Glück, denn am Ende hätte ich ganz sicher keinen kalten Entzug mehr überlebt.
Gut, Du hast Dich jetzt Deinem Arzt anvertraut, und Deiner Freundin, das sind nach Adam Riese aber schonmal 2 Menschen !! Und Du hast Dich hier vielen mit Deinem Schreiben anvertraut.
Du mußt Dich nicht heut sofort bei allen möglichen Menschen outen, aber schon in dem Kreis, der Dir nahe steht, der viel Umgang mit Dir hat, da solltest Du das tun, wenn Du soweit bist. Und ich denke, Du hast da keine solche Mega-Angst, die kann ich jedenfalls bei Dir nicht herauslesen
Ansonsten wird das nämlich eine Rumlaviererei ohne Ende, Du verstrickst Dich immer mehr, mußt Deine Krankheit geheim halten, das ist nicht gut.
Denn wenn Du Alkoholikerin bist, hast Du eine KRANKHEIT und ein Anrecht auf Hilfe, auch auf Rücksichtnahme und trotz allem ein Anrecht auf ein zufriedenes und glückliches Leben !
Denn das ist ganz sicher möglich, isch schwöre !!
ZitatNa ja, ich hab noch viel zu lernen, aber ich will ernsthaft versuchen auf euren Rat zu hoeren, denn das ist es doch , was ich brauche. Einen ehrlichen Rat, dem ich trauen kann. Und obwohl ich euch alle nicht kenne, traue ich euch und das ist ein tolles Gefuehl!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Tina ( ja, es ist eine Abkuerzung )
Ja, Tina, manchmal muß man sich fremden Menschen einfach anvertrauen, das mußte ich auch. Damals den Ärzten im Krankenhaus, dann später anderen Menschen. Menschen, die es besser wissen/wußten als ich. Ich habe es sicher nicht bereut, es getan zu haben. Ich ging meinen Weg viel zu lange allein, bitte nicht nachmachen, niemand muß es sich unnötig schwer machen !!
Austausch mit Mitbetroffenen ist unheimlich wichtig, ich spürte es das erste Mal hier, WIE WICHTIG! Du bist nicht allein, hier sind Menschen, die die gleiche Krankheit haben wie ich und evtl. auch Du.
LG
Lilly