Schon Tag 8, doch es bleibt schwer...

  • Menschen, die nicht betroffen sind, können eine Abhängigkeit nur sehr schwer verstehen. Und: Bei jedem drückt sich die Abhängigkeit anders aus. Es gibt zwar gewisse Parallelen, aber bei jedem verläuft die Sucht anders. Es ist auch nicht wichtig, es ihr zu erklären, wichtig ist, es für Dich zu klären und ich denke, die Antwort kennst Du bereits.

    Es ist relativ normal, dass das Umfeld die Abhängigkeit nicht wahrhaben will. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Schuldzuweisungen, der Angehörige muss sich plötzlich mit Sucht und seinem eigenen Trinkverhalten auseinandersetzen, Klischeedenken, Unwissenheit.

    Ich denke, dass Du selber Dir Sucht noch nicht erklären kannst. Dafür sind Therapien und SHG durchaus sinnvoll, wobei in SHG's Betroffene und keine Therapeuten sitzen. Aber auch Betroffene haben häufig genug Background.

    Lass Dich auch von Aussagen aus Deinem Umfeld nicht verunsichern und pass auf, dass Dir niemand aus Versehen Argumente liefert, die Dich an Deinem Vorhaben, nämlich abstinent zu leben, abbringen könnten.

    Wenn Du nicht abhängig sein solltest und trotzdem aufhörst zu trinken, dann hast Du in Wirklichkeit kaum Einbußen in Deinem Leben. Solltest Du abhängig sein und Du beginnst wieder, sieht es ganz anders aus. Ist es das Risiko wert?

    LG Torben

    Tomorrow is the most important thing in life. Comes into us at midnight very clean. It's perfect when it arrives and it puts itself in our hands. It hopes we've learned something from yesterday.

  • Hallo Medicus !
    Ich möchte Dich zu Deiner Freundin beglückwünschen !!! Sie redet offen und ehrlich mit Dir, stellt direkte Fragen und Du kannst antworten. So, wie Du von ihr schreibst, hast Du eine gute Gesprächspartnerin.

    Lieben Gruß
    Biene

  • Hallo Medicus,
    Es ist ein schwieriges Unterfangen jemanden Dritten begreiflich zu machen das man ein Alkoholproblem hat und gerade dann, wenn man noch keine für den Laien sichtbare Zeichen von Alkoholabhängigkeit zeigt. Auch ich hatte im Frühjahr einen kalten Entzug gemacht auch ohne nennenswerten Entzugserscheinungen. Ich musste es tun, mein Leben stand auf dem Spiel und die Diagnose war bzw. ist schwere Leberschaden. Ich hatte in deinem Alter die selben Probleme schaffte leider aber den Absprung nicht. Wie auch, ich fühlte mich topfit, machte jeden Tag meinen Waldlauf und habe noch nebenberuflich studiert. Wenn ich mich damals bei jemanden über mein Alkoholproblem unterhalten hätte, wäre nur ein Kopfschütteln herausgekommen, denn es kann dir keiner in deine letzten Gehirnwinkel hineinschauen.
    Gerade jetzt wo sich der Körper erholt , kommen Gedanken hoch wie z. B. war es wirklich so schlimm usw. Ich kann mich wirklich meinen Vorgängern anschließen, lasse dich nicht verunsichern. Ein Mensch der keine Suchtprobleme hat kann sich bei uns nicht hineindenken.
    LB Harald

    Liebe Grüße
    Harry

  • Hallo Medicus,

    da muß ich mich Harrys Worten anschließen, niemand, der die Sucht nicht am eigenen Leib erlebt hat, kann „richtig“ verstehen, nicht mal ein Therapeut, so meine Meinung.
    Aber das müssen Außenstehende auch gar nicht, ich finde es viel wichtiger, das sie einem einfach ein wenig zur Seite stehen und die Krankheit akzeptieren.
    Meine Freundin sagte mir auch mal, sie könne das ja alles nicht wirklich nachvollziehen, darum glaube sie mir einfach so, was ich ihr erzähle, versuche es aber so gut wie möglich.
    Und das fand ich schon sehr viel :) !! Solche Worte berühren einen ja doch und sind auch tröstlich, gerade wenn man noch so am Anfang steht.

    In einem kann ich Harry aber nicht recht geben, in der BRD „muß“ NIEMAND einen kalten Entzug machen. Damit gehört man einfach zum Arzt und in eine professionelle Entgiftung, wir haben keinen Schnupfen, der sich mit Hausmittelchen kurieren lässt.

    Und richtig, Medicus, wir hatten schon unsere „Gründe“ zum saufen, denn mit Spaß hatte es bei mir längst nix mehr zu tun und auch nicht nur mit körperlicher Abhängigkeit.
    Überfordere Dich mal da aber nicht bei der Erforschung Deiner „Gründe“, die zeigen sich mit der Zeit wie von selbst, wenn man unter Mit-Betroffenen ist, so wie Du nun hier. Du wirst Dich auch bei anderen wiedererkennen die trocken wurden und mit was für Problemen sie dann zu kämpfen hatten. Ein angeschlagenes Selbstbewußtsein ist meist ein Grund unter anderem und das entwickelt sich früh so, so zumindest meine Meinung.
    Darum ist es auch wichtig, uns wieder selbst, oder überhaupt erst, ganz lieb haben zu können.
    Und daran arbeiten wir hier ja auch alle, die Alkies ebenso wie die CO`s.

    Liebe Grüße und weiterhin alles gute, liebe Medicus
    Wünscht Dir
    Lilly

  • Hallo Medicus,
    du hast bei deiner Freundin angefangen, das ist doch wunderbar, es fällt eine Last ab, und so kannst du Stück für Stück in deinem umfeld weitermachen.
    Und mit den Gründenn mach langsam, die kommen irgendwann von selber zum Vorschein.Komm erstmal wieder zu dir und arbeite weiter an dir.
    LG
    Jürgen

  • Hallo Ihr Lieben,
    ich dachte, jetzt wo ich schon ueber 2 Wochen ohne Alk bin, ist alles viel besser. Aber das ist es nicht. Die Zeit vergeht, ich denke nur wenig, da ich so frueh wie moeglich schlafen gehe und habe mich doch heute tatsaechlich dabei ertappt mir zu ueberlegen, Weihnachten mal wieder "normal" ein Glas Wein trinken zu wollen, da es ja schliesslich auch Zeiten gab, wo mir der Wein zum Essen noch schmeckte. Oh man, da hab ich echt nen Schreck bekommen. Ich dachte, ich wuerde ueber so was nicht nachdenken, da ich mir doch eigentlich sicher bin, nix mehr trinken zu wollen, aber dem ist scheinbar nicht so. Natuerlich war das erstmal nur ein Gedanke, aber ich habe Angst, tatsaechlich wieder zu beginnen.
    Aber ich denke mir dann auch, dass ihr wohl alle nicht gleich beim ersten Versuch trocken geworden seit, oder? Vielleicht gehoert diese Erfahrung des Rueckschritts ja dazu, auch wenn ich unter keinen Umstaenden so was wieder haben will.
    Und habt ihr nicht auch mal gedacht, zu einem Normaltrinker werden zu koennen? Das das vermutlich unmoeglich ist und ich mir einiges erspare, wenn ich eisern und stark bleibe ist in meinem Kopf recht klar, doch seit heute hab ich so ein Scheiss Gefuehl im Bauch.
    Hmmm.....,bisher war ich ja imer noch gut drauf und war mir meiner selbst recht sicher, aber das alte Gefuehl, meinen Gedanken hilflos ausgesetzt zu sein kommt zurueck und ich will nicht denken muessen!!!
    Besser ich geh, so wie jeden Abend, gleich wieder ins Bett. Aber auf Dauer ist das auch nicht erfuellender.
    LG, Tina

  • Zitat

    Aber ich denke mir dann auch, dass ihr wohl alle nicht gleich beim ersten Versuch trocken geworden seit, oder? Vielleicht gehoert diese Erfahrung des Rueckschritts ja dazu, auch wenn ich unter keinen Umstaenden so was wieder haben will.
    Und habt ihr nicht auch mal gedacht, zu einem Normaltrinker werden zu koennen?

    Hallo Medicus,

    Versuche haben wir ja alle wohl oft genug gemacht, aber bleibt es nur beim Versuch, EIGENTLICH nix mehr trinken zu wollen, kannste das jetzt schon knicken. Der Wunsch, trocken zu werden muß erstmal für lange Zeit ganz im Vordergrund stehen und nix anderes darf mehr wirklich wichtig sein.

    Medicus, mein sehnlichster Wunsch war, nochmal aus der Sucht rauszukommen, aber ich dachte, ich schaff es nicht mehr. Ich war ziemlich weit unten, körperlich wie psychisch, auch wenn ich äußerlich noch funktionierte. Und als ich endlich Hilfe bekam, nahm ich sie dankbar an, ab dann WOLLTE ich nie wieder trinken müssen. Es hatte nix mit „darf nicht mehr“ zu tun, ich wollte NUR NOCH trocken werden können.

    Und Nein, ich dachte nie, das ich noch einmal „normal“ trinken könne, weil es KEIN ALKIE kann, der Zug ist für uns hier für immer abgefahren. Ich hatte nie diese Überheblichkeit in mir, etwas zu können, was keinem anderen Alkie jemals gelungen ist, ich kenn jedenfalls keinen, aber dafür einige Rückfällige, die genau DAS dachten.
    Außerdem war mir sonnenklar, das ich Alkoholikerin bin, da hab ich mir nix mehr schönen können und ich wollte das auch nicht. Ich wollte lieber meine Krankheit so annehmen lernen, wie sie nun mal ist und ich denke, das ist mir gut gelungen. Und ich weiß auch, das ich niemals diesbezüglich auslernen werde, auch so etwas maße ich mir nicht an, ich habe gelernt, demütig zu sein in meiner Krankheit und es ist mehr als okay für mich, sie zu haben.

    Und ich konnte auch ab da trocken bleiben, wo es kein „Versuch“ mehr war, sondern mein völliger ernst. Aber auch das schützt mich natürlich nicht vor einem Rückfall, ich kann nur so gut wie möglich an mir arbeiten und Rückfallprävention betreiben, um nicht wieder trinken zu müssen, mehr geht nicht.

    Ich denke, Du bist Dir noch nicht sicher, ob Du nun WIRKLICH Alkoholikerin bist, dabei kann Dir niemand helfen. Aber Du kannst hier Hilfe bekommen, wenn Du Alkoholikerin bist.
    Und ich hab auch nix davon, jemanden einzureden, er wär n Alkie, das weiß eh nur jeder ganz allein.
    Wenn Du soweit bist, ob Ja oder Nein, schau ich hier mal wieder rein. Bzw. nur bei Ja, denn bei Nein brauchst Du ja dann auch keine Hilfe.

    Pass gut auf Dich auf, ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem weiteren Weg !!
    Ach so, noch vergessen:
    Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Deinen Worten und achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen… so ähnlich sagt es ein chinesisches Sprichwort…
    Oder wie Andi manchmal schreibt : Bei DIR fängt es an und bei DIR hört es auch auf !

    Liebe Grüße
    Lilly

  • Danke Lilly,
    fuer deine ehrlichen Worte, aber nu versteh ich echt nix mehr. Alki hin, Alki her, auch wenn es "nur" ein Alkproblem sein sollte, was ich noch nicht sicher weiss, so weiss ich aber eins genau. ICH WILL NICHT MEHR TRINKEN!!!
    Aber diese Gedanken sind nun mal in meinem Kopf und da ich zuvor noch nie aufgehoert habe zu saufen, weiss ich auch nicht aus Erfahrung, was da normel ist und was nicht, was da noch kommt und was nicht und wie es alles weiter gehen soll. Natuerlich lese ich hier viel und versuche die Ratschlaege auch alle zu beherzigen. Aber das geht nicht alles auf einmal von heut auf morgen. Jeden Tag erkenne ich neue Einsichten, die mich bestaetigen auf dem richtigen Weg zu sein. Jeden Tag erlebe ich die Vorzuege eines nuechternen Lebens.
    Aber dennoch brauche ich Hilfe. Egal, ob ich mich als Alkoholiker bezeichne oder nicht. Sollte ich noch keiner sein, so brauche ich Hilfe auch niemals einer zu werden. Sollte ich es och schon sein, brauche ich Hilfe nie wieder rueckfaellig zu werden. Egal wie auch immer, ich bin hier, wil ich Hilfe brauche und auch seit ueber 2 Wochen dankbar annehme, da ich glaube sonst vielleicht schon wieder getrunken zu haben. Euch und natuerlich auch meinem Willen verdanke ich es, dass ich heute an einem Punkt bin, und sei es auch noch ganz am Anfang, an dem ich mir noch vor ein Paar Wochen nie haette vorstellen koennen zu sein.

  • Hallo Medicus,

    ich schrieb doch auch nur, das ich mich hier zurückziehe, es sind doch noch tausende von Anderen hier, die Dir sicher zur Seite stehen werden. :wink:

    Meine Erfahrung ist halt nur die, das diejenigen, die eigentlich nie wieder trinken wollen, es auch meist beim "eigentlich" belassen, aber "un"eigentlich doch wieder trinken wollen.
    Kurzum, mir fehlt hier hier bei Dir noch ein wenig die vollkommene Entschlossenheit, nie wieder Alkohol konsumieren zu wollen.

    Kannst Du Dir vorstellen, nie wieder in Deinem Leben zu trinken, ist das DEIN Wille ?

    Ich weiß, wie schwer diese Vorstellung ist, gerade am Anfang, da hadern viele noch mit sich selbst.
    Ich sehe aber auch, wie Deine Gedanken drum kreisen, schon Weihnachten doch evtl. mal wieder ein Glas Wein trinken zu wollen / können.
    In meiner Gruppe würde jetzt gesagt, dann tu es, danach biste schlauer, aber komme bitte auch wieder, schäm Dich nicht dafür, wenns passiert.

    Mh, und das gleiche würde ich jetzt in real auch sagen, denn ich wüßte, derjenige würde es so oder so ausprobieren, ist nur ne Frage der Zeit.

    Und Medicus, ich bin sicher auch nicht frei von Gedanken an Alkohol, auch ich habe ein sehr gutes Suchtgedächnis, was ab und zu doch mal wieder anspringt, ich weiß nur mittlerweile, was ich dann zu tun habe und tue das dann auch sofort, ich habe da meine Wege gefunden.
    Und auch anfangs kamen öfters noch Gedanken an Alk, aber ich wußte immer, ich kann es nicht kontrollieren, dann bin ich ganz schnell wieder ganz unten, ich vertraue lieber auf die Erfahrungen anderer.
    Denn ICH bin Alkoholikerin !

    Also wünsche ich Dir weiterhin Erkenntnisse, ob in die eine Richtung oder die andere, ist mir dabei völlig egal.
    Und natürlich sind auch Menschen mit einem "Alkproblem" hier Willkommen, aber sorry, andersrum denke ich, wer kein ernsthaftes Alkproblem hat, der meldet sich hier erst gar nicht an :wink:

    LG
    Lilly

  • Zitat von Lilly12

    Kannst Du Dir vorstellen, nie wieder in Deinem Leben zu trinken, ist das DEIN Wille ?

    Naja, ich will ja nich ganz so hart sein, frag ich lieber mal, ob es Dein Wille ist, nie wieder ALKOHOL zu trinken ? :wink:
    Gar nix mehr trinken :shock: na ich weeß nich... ob wir dat überleben... :lol:

    LG :wink:
    Lilly

  • Hallo Medicus, Hallo Lilly,
    Euer Gedankenaustausch fand für mich sehr interessant.
    Noch eine kurze Klarstellung zu meinen kalten Entzug. Dies war meine persönliche Konsequenz und Entscheidung dies so zu tun. Keiner hatte zu mir gesagt Alkoholiker zu werden und mein Wille war es auch am eigenen Leib zu spüren wie sich der Körper wieder normalisiert. Natürlich stand einer Kur usw. damals nichts im Wege und das soll für andere kein Persilschein sein dies auch so tun, ich stand ständig unter ärtzlicher Kontrolle war auch kein Problem, mein Hausarzt ist mein direkter Nachbar.

    Liebe Grüße
    Harry

  • Dass Du Dir die Frage stellst, ob die Alki bist oder nicht, ist relativ normal. Denn das Eingeständnis, ddas man Alki ist, hat Konsequenzen. Man muss Verhaltensweisen ändern. Spannend ist doch, dass Deine Gedanken um dieses Thema kreisen, dass die ein Bedürfnis nach Alkohol verspürst. Der Drang, der da ist, obwohl Du es nicht willst. Suchtgedächtnis eben. Und damit ist schon eine Frage ziemlich eindeutig beantwortet: "Ist es mein erklärter Wille, Weihnachten etwas zu trinken oder läuft da unterbewusst etwas ab, was mich fremdbestimmt? Bin ich Herr über mein Trinkverhalten?"

    Die Gedanken kommen. Meine Therapeutin nannte sie "erlaubnisgebende" Gedanken. Ich habe mich, obwohl bei mir eine Abhängigkeit glasklar diagnostiziert wurde, dabei ertappt, wie ich anfing, meine Sucht in Frage zu stellen. "Was ist Abhängigkeit überhaupt? Was passiert da im Gehirn? Wo ist die Grenze zwischen Missbrauch und Abhängigkeit?" Plötzlich wurde mir klar, dass diese Fragen und die daraus resultierenden Antworten mich auf den Holzweg führen!!! Mein Unterbewusstsein versucht mein Bewusstsein zu manipulieren!

    Mein Rückfall resultierte aus der Annahme, doch kein Alkoholiker zu sein, mit Alkohol doch umgehen zu können. Und obwohl ich es mir bewiesen habe, dass ich es nicht kann, kommen plötzlich diese Gedanken wieder, kommen Zweifel und ich beschäftige mich sogar damit. Auf der einen Seite ägere ich mich, dass ich diese "erlaubnisgebenden" Gedanken nicht schneller entlarvt habe, auf der anderen Seite (und die überwiegt) freue ich ich, dass es mir dennoch gelungen ist, zu begreifen, dass mir das Unterbewusste einen Streich spielt.

    Wie gehe ich damit um? Ich weiß, dass diese Gedanken normal sind. Ich weiß, dass ich vorsichtig sein muss, dass ich ihnen nicht glauben darf. Ich muss sie erkennen und wenn es mir gelingt, als Hirngespinnste abtun. Sie sind Blödsinn und nicht wert, weitergedacht zu werden.

    Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen. Wenn die wirklich den Vorsatz hast, abstinent zu leben, dass lass Dich von diesen Gedanken nicht kirre machen und halte an Deinem Vorsatz dogmatisch fest.

    LG Torben

    Tomorrow is the most important thing in life. Comes into us at midnight very clean. It's perfect when it arrives and it puts itself in our hands. It hopes we've learned something from yesterday.

  • Hallo Medicus,
    erst als ich mir sicher war, dass ich Alkoholikerin bin, konnte ich etwas unternehmen. Da ich vorher gar nicht wußte, dass ich krank bin, stellte sich die Frage auch nicht. Ich trank "einfach". Bis zu dem Zeitpunkt halt, an dem ich mir sicher war. Dem gingen 3 Wochen intensiven Nachdenkens voraus.

    Zitat von Medicus

    Aber ich denke mir dann auch, dass ihr wohl alle nicht gleich beim ersten Versuch trocken geworden seit, oder?

    Alle sicher nicht. Bei mir ist es jedoch (bisher) so: Am 17.05. hörte ich erstmals auf zu saufen und dabei ist es bis heute geblieben.

    Zitat von Medicus

    Vielleicht gehoert diese Erfahrung des Rueckschritts ja dazu ...

    Ich will es nicht erleben, denn ich weiß nicht, ob ich so schnell wieder aufstehen könnte.

    Dein Suchtgedächnis merkt vielleicht langsam, dass es Dir ernst ist. Da wird des böse, gemein und immens hinterhältig :evil:! Vielleicht auch mit der Frage "Bin ich überhaupt Alkoholiker ?" Antwortest Du mit "Nein" hätte es gewonnen. Willst Du das ? Wenn nicht, arbeite dagegen ! Pah, das wär doch gelacht, wenn so ein blödes Suchtgedächnis uns einfach so rumkriegen würde, oder ? :wink: Ich merke jetzt nach gut 6 Monaten, wie das Gedächnis deutlich leiser geworden ist. Das heißt aber leider nicht, dass es nicht trotzdem aus dem Hinterhalt einfach zuschlagen kann. Vorsicht ist wohl immer geboten.

    Lieben Gruß
    Biene

  • Hallo Medicus,
    gerade zu diesen Gedanken möchte ich auch noch was sagen. Dazu eine Anmerkung. Kochen ist mein Hobby und zu einem Diner sage ich auch nicht mehr nein. Zu Weihnachten haben sich bei mir wieder Gäste angesagt und ich freue mich drüber. Gedanken, Träume und daraus resultierende Wünsche haben wir doch alle. Wir können mit unseren Gedanken spielen, sie lenken daraus gute oder auch schlechte Vorsätze machen, uns Ziele setzen und noch vieles mehr. Ich als kleiner Gourmetfreund träume auch von einem guten Glas Wein an Weihnachten oder Silvester wer soll mich davon abbringen ausser mein eiserner Wille. Unser Körper und Geist ist äusserst lernfähig und vergisst aber auch nichts ob gut oder schlecht. Mein Ziel habe ich festgelegt nie mehr Alkohol und ich weiss, es wird mein längster Marathonlauf sein. Der Weg ist steinig, so mancher innerer Schweinehund muss überwunden werden und es gibt keinen Weg nach rechts oder links. Vergiss das kontrollierte Trinken oder ab und zu ein Gläschen, an dem stirbt man nicht. Irrtum, leider habe ich auf diesem Weg in den letzen beiden Jahren 2 Freunde verloren und alle waren der Meinung sie hätten Ihre Sucht im Griff.
    Bitte tu dir das nicht an, jetzt hast du eine gute Möglichkeit rauszukommen.
    LB Harald

    Liebe Grüße
    Harry

  • Hallo Ihr Lieben zusammen,

    nun habe ich wieder mit Interesse Eure Gedanken gelesen :wink: wie die so sind. Ich erkenne mich bei allen wieder, hauptsächlich bei Bine, und möchte mich all ihren Worten anschließen.

    Die Gedanken an Alk werden evtl nie ganz verschwinden, ich glaub jedenfalls nicht daran, außer jemand könnte hier seine Festplatte im Oberstübchen löschen. Wir haben alle ein Suchtgedächnis, was sich einfach in gewissen Situationen meldet. Mir machte es erst Angst, da ich Angst vor nem Rückfall hatte, dann sah ich es eher als Herausforderung. Wie Bine auch schreibt: Pah, das wär doch gelacht, wenn so ein blödes Suchtgedächnis uns einfach so rumkriegen würde, oder ?Da Bine ja auch in gewissen Situationen zur Bockigkeit neigt :mrgreen: erkenne ich mich da besonders wieder, ich sah es genau so. :wink:

    Und es ist auch so, das man mit der Zeit lernt, Gedanken zu steuern, das zusammen mit Vermeidung für uns gefährlicher Situationen ist schon eine gute Grundlage zum Trockenbleiben.
    Man „darf“ und sollte evtl. auch Gedanken zulassen, aber sie halt entsprechend steuern und das einfach als Austricksen unseres Suchtgedächnisses sehen. Ich tat es jedenfalls so, anfangs dachte ich auch manchmal, was wäre, wenn ich jetzt… aber ich kam nie weit mit diesen Gedanken, denn ich wusste ja, was dann passiert… also brach ich sie schon immer dann früh wieder ab.

    Und Harry, sich zu Weihnachten vorzustellen, ein Glas Sekt oder Wein zu trinken, sind für mich immer noch Verzichtsgedanken, da mußt Du noch dran arbeiten, aber da hilft auch sehr die Zeit.
    Sieh es bitte mal anders herum, nämlich ein wunderschönes Weihnachtsfest völlig ohne Alk gestalten zu können, das schön muggelich ist, mit leckerem Essen etc. :D
    Eine Änderung der Rituale kann hier sehr hilfreich sein. Halt einfach zu völlig anderen Zeiten essen wie früher, was völlig anderes kochen etc. Halt die Zeiten und Situationen geschickt umgehen, wo Gedanken an Alk stark werden könnten, und die Gedanken entsprechend lenken, dankbar zu sein dafür, trocken zu sein. Dann bekommst Du das auch gut hin, da wett ich drauf ! :wink:

    LG
    Lilly

  • Hallo Medicus,

    eines solltest Du vielleicht über die Sucht wissen! Sie spielt sich nicht nur im Gehirn ab, sondern die Leber ist auch sehr aktiv. Deine Leber musste nämlich Schwerstarbeit leisten. Da die aber nicht blöd ist, hat sie, nachdem sie begriff, dass sie in einem steckt, der unkontrolliert trinkt, ein Enzym entwickelt:

    Hier mal eine Erklärung dazu:

    Nach übermäßigem Alkoholkonsum wird beim Abbau von Alkohol ein weiteres Enzym aktiviert, die sogen. "MEOS". Dieser Prozess beginnt bereits bei Blutalkoholkonzentrationen von 0,5‰.

    Die MEOS kann bis zu einem Viertel des Alkohols abbauen. Es wird angenommen, dass die MEOS für die Gewöhnung an Alkohol verantwortlich ist. Bei Personen, die regelmässig grosse Mengen trinken, steht mehr von dem Enzym zur Verfügung. Der Alkohol wird dadurch schneller abgebaut und es braucht mehr Alkohol, um eine berauschende Wirkung zu erzeugen.
    Der Körper reagiert mit der Produktion von zusätzlicher MEOS auf eine Ausnahmesituation und versucht, die berauschende Wirkung des Alkohols zu verringern. Dadurch trinkt der Gewohnheitstrinker mehr und mehr.

    Das, Medicus, verlernt die Leber nicht mehr. Fazit: Du fängst da wieder an, wo Du aufgehört hast, egal, wie lange Du schon trocken bist.

    Und eines sollte auch klar sein: Du bist nicht in der Lage, selbst zu entscheiden, ob es bei dem einen Glas bleibt oder nicht. Ein Süchtiger kann das nicht mehr. Kennen wir nicht alle diese Versuche und die daraus resultierenden "Scheiß-egal-Stimmungen", so nach dem Motto: Jetzt ist es sowieso egal! Morgen ist auch noch ein Tag?

    Du fragst nach, ob es einige gibt, die gleich nach dem ersten Versuch, den Alk zu meiden, es auch geschafft haben?

    Deine Wortwahl ist total falsch, Medicus! Das ist nicht böse gemeint, aber das Wort "Versuch" stört mich, obwohl ich weiß, was Du meinst. Ich bin jetzt nach meiner, ich will es mal so formulieren, ersten grundsätzlich tiefen Erkenntnis, Alkoholikerin zu sein, seit 14 Monaten trocken. Bei mir kam das Wort "Versuch" nicht vor. Es war mir klar, dass ich nur weiterleben kann ohne Alk!
    Nur ob ich es schaffe, dass weiß ich sicherlich erst, wenn ich unter der Erde bin und nicht an Leberzirrhose starb oder anderen gruseligen durch den Alkohol bestimmten Krankheiten!

    Einen Rückfall einzuplanen, nach dem Motto: "Versuch macht klug!" ich weiß nicht, ob das so günstig ist, denn auch diese Erfahrung, einen zu bauen und wieder aufzuhören, dann wieder einen zu bauen, kann auch eine sehr negative Erfahrung sein, um mit dem Trinken aufzuhören. Das nennt man dann auch richtig nur "Trinkpausen". Wenn Du einen Rückfall so einbeziehst, machst Du momentan nur eine Trinkpause.

    Auch kann ich nicht so richtig verstehen, wie Du darauf kommst, nach nur 2 Wochen Abstinenz zu meinen, über den Berg zu sein. Nach Jahren des Trinkens? Du musst unbedingt mehr über diese Krankheit wissen und lesen, Medicus!

    Natürlich habe ich auch manchmal so "erlaubnisgebende Gedanken", danke Torben, das nehme ich mal mit in meine gedankliche Schatztruhe, ich glaube, davon kann sich keiner freimachen und es hat auch nichts mit "nassem Denken" zu tun. Es sind keine Verzichtsgedanken, eher, so wie eine Nachschau, warum ich es so übertrieben habe mit diesem Stoff, um dann zum Schluss gar nichts mehr zu "dürfen". Aber ich gewinne auch sehr viel dadurch, denn es kann mir keiner erzählen, dass die Normaltrinker nicht doch irgendwann einen voll über den Durst trinken, und denen es dann am nächsten Morgen völlig schlecht geht. Gut, die meisten machen das nicht so oft durch, wie ich früher, aber ich weiß, dass ich es gar nicht mehr durchmachen muss. Das ist das Schöne!

    Und mich hält noch eines davon ab, an "ein" Glas zu denken. Die Disziplin, die dazu gehört, wirklich nur das eine zu trinken, der möchte ich mich gar nicht aussetzen. Ich würde mir den ganzen Abend versauen, wenn ich sehe, dass sich die anderen fröhlich nachschenken und ich habe gerade mal "Blut" geleckt.

    Ne, ne, nie wieder!

    Lobanshee

  • Zitat

    Einen Rückfall einzuplanen, nach dem Motto: "Versuch macht klug!" ich weiß nicht, ob das so günstig ist, denn auch diese Erfahrung, einen zu bauen und wieder aufzuhören, dann wieder einen zu bauen, kann auch eine sehr negative Erfahrung sein, um mit dem Trinken aufzuhören.

    Guten Morgen Medicus,

    ich habe die letzten 5 Jahre mit dem o. g. Handling verbracht. Mir sagte ein Arzt ich hätte ein Alkoholproblem. Das habe ich nicht geglaubt und sehr viel Kraft gelassen beim Austesten seiner Aussage.

    Das Aufstehen nach extremen Trinkphasen und immer wieder Erkennen, daß doch was wahres an seiner Aussage sein muß, hat mich sehr mürbe gemacht und den Ausstieg von Mal zu Mal schwerer. Meinen Glauben an mich hab ich fast verloren dabei. Von den gesundheitlichen Schäden und Problemen in meinem Umfeld mal ganz zu schweigen.

    Wenn der Schalter einmal umgelegt ist, dann isser das. Nach dieser Erkenntnis kann ich nun gut handeln und ich freue mich drauf, mich ohne Suchtmittel neu kennen lernen zu dürfen.

    Vor dem Suchtgedächtnis hab ich den aller größten Respekt, denn das ist unberechenbar und hinterlistig und schlägt zu, wenn man es am wenigsten erwartet.

    LG Mieken

  • Ähh wenn ich da auch mal was sagen darf ...

    Wollen wir nicht bei all den sicherlich gut gemeinten Ratschlägen einfach mal warten bis Medicus sich hier wieder zu Worte meldet. Die letzten ACHT !! Beiträge waren alle überdurchschnittlich lang und stellenweise nicht leicht zu verdauen.[Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cheesebuerger.de/images/midi/traurig/a080.gif] Sie hat doch überhaupt keine Chance durchzuatmen wenn sich hier alle 2-3 Stunden wieder ne Din A4 Seite zu Worte meldet.

    Man hat fast ein wenig Mitleid mit ihr aber ehrlich .....

    Gruss Vaan

  • Hallo Ihr alle,
    puh....da hab ich aber echt genug Lesestoff, was? Werd das erst mal gedanklich fuer mich ordnen muessen. Aber eins ist sicher; ich bin froh, dass ihr so offen schreibt, denn Ehrlichkeit ist das was ich schaetze! Das mir solche Trinkgedanken kommen scheint ja in der Tat normal zu sein, aber ich wuenschte, sie kaemen nicht immer abends, wenn ich hier alleine zu hause sitze und gruebel. Aber ich darf mich da echt nicht linken lassen, stimmt. " Suchtgedaechtnis" , Meos und all das....lern ich grad erst kennen. Hab mich ja auch vorher noch nie mit dem Thema Alk beschaeftigt. Ist ja echt unfassbar, dass man sich da echt so eine Schwelle antrinken kann, auf die man dann wieder zurueckfaellt und dort wieder seine Saufkarriere beginnt. Dachte echt, der Kopf vergisst das wieder... Na ja, bin da echt noch naiv und dumm. Aber ich versuche wirklich so viel Zeit wie mir moeglich ist mit dem Thema Alk zu verbringen, um besser zu verstehen, was da so alles in meinem Koerper los was und noch ist. Das macht die Angst vor einem Rueckfall nur noch groesser. Aber ich hatte ja mal gesagt, dass ich einfach ueber alles, was mir so durch den Kopf geht schreiben werde, damit ich von euren Erfahrungen lernen kann und nicht die selbe sche....durchmachen muss wie einige von euch.
    Und das mit dem " Versuch"... das ist echt so 'ne Sache. Weiss nicht so genau, wie ich es anders nennen soll. Ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr trinken will, aber da ich echt nicht weiss, ob ich auf dauer stark genug bin(denn ich kann fuer nichts in meinemLeben 'ne Garantie abgeben), nenn ich es einfach Versuch. Ich werde jedenfalls alles tun, was moeglich ist, um nie wieder saufen zu muessen. Und dass ich nach 2 Wochen schon ueberm Berg bin, hab ich doch nie gesagt, oder? Das waere ja echt ein bisschen anmassend...
    Nun ja, tagsueber geht es mir echt gut. Die viele Arbeit laesst mich eigentlich nicht daran denken, dass ich grad auf" Entzug" bin. Oder nennt man das nach 2 Wochen anders :? Und ich bin echt erstaunt darueber, wie fit ich auch abends noch bin. Waere da nicht die leere Wohnung und mein bloeder Kopf, der das Denken nicht lassen will.Zur Ablenkung leg ich mich taeglich in die Wanne, denn die macht mich nicht nur unglaublich sauber :D , sondern auch schoen muede. Tja, und da ich taeglich erst so gegen 8 abends zu hause bin, kann ich danach auch nicht mehr all zu viel machen. Und da ist ja auch noch das Problem, dass ich kaum wahre Freunde habe, mit denen ich mich treffen koennte. Ein paar" Nutzbekanntschaften" gibt es, aber da hab ich echt momentan keinen Bock drauf. Und ausserdem wird es wohl so langsam auch mal Zeit die ursaechlichen Probleme in Angriff zu nehmen. Hab morgen nen Termin mit ner Therapeutin und werd mal sehen, wie tief die wohl in meiner Vergangenheit kramen wird auf der Suche nach unverarbeiteten Problemen, die mich einst das Saufen haben beginnen lassen.
    Liebe Gruesse,
    Tina

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