Und die Reise geht weiter...

  • Hallo Espoir,

    ich bin EKA, habe in Erinnerung, dass Du das auch bist. Habe generell mal eine Frage an Dich, da Du auch EKA bist.

    Was verstehen trockene Alkoholiker unter nassem Denken, da blicke ich noch nicht so durch.

    Würde mich freuen hier Antworten auf meine Frage zu bekommen.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Grüß dich, Weitsicht!

    Nunja, ich möchte gerne versuchen, dir nach bestem Wissen und Gewissen zu antworten, gebe aber zu, dass das berühmte "nasse Denken" wohl auch ein Begriff ist, den jeder Betroffene nach seiner persönlichen Erfahrung oder seinem persönlichen Wissen definiert.

    Also, was jetzt kommt, ist ausschließlich meine eigene persönliche Sicht der Dinge, okay?
    Woher der Begriff "nass" an und für sich kommt, weiß ich de facto überhaupt nicht, vielleicht hat es was mit der Tatsache zu tun, dass Alkohol eben flüssig ist. Ist aber auch eher nebensächlich. Jedenfalls habe ich die Erfahrung machen müssen, dass mit meinem Trinkverhalten, das sich über Jahre hinweg von normal bzw. unauffällig bis hin zu krank- bzw. zwanghaft verändert hat, auch eine veränderte Sicht der Dinge einstellte. Egal, was es war, ich hatte stets eine - für mich passende - Erklärung parat:
    blödes Geschwätz hielt ich für nette Plaudereien
    Weinerlichkeit hielt ich für Sensibilität
    Aggressivität hielt ich für Selbstbehauptung
    ...
    ...

    Du ahnst es schon, ich habe irgendwelche Gedanken oder Gefühle sehr wohl wahrgenommen, aber auf eine derartig verzerrte Art und Weise, die mit der Realität leider nicht mehr viel zu tun hatte. Ich hielt Menschen für Freunde, die hinter meinem Rücken lästerten, ich hielt Menschen für Feinde, die mir durch ihre klaren Worte nur helfen wollten, ich fühlte mich manchmal von Gott und der Welt verlassen und badete im Selbstmitleid.
    Hinzu kam die Verschiebung der Interessen oder Prioritäten. Kleines Beispiel: Ich hatte keine Ahnung, ob wir noch ausreichend Brot oder Aufschnitt im Hause haben, hätte dir aber jederzeit auf den Milliliter genau sagen können, wieviel Sekt oder Weißwein noch im Kühlschrank ist.
    Alle Gedanken kreisen mehr oder weniger direkt ausschließlich um Alkohol. Ein nasser Alkoholiker denkt also nass, wenn sein ganzes Bestreben nur noch der Beschaffung bzw. dem Konsum von Alkohol dient.

    So, nun habe ich in der Klinik eine Entgiftung gemacht, war also körperlich wieder halbwegs fit, aber nun begann die eigentliche Arbeit, die gerne auch "Trockenheitsarbeit" genannt wird. Hier hätte mein Ziel sein sollen, dieses "nasse Denken" abzulegen. Das war aber leichter gesagt als getan. Denn es ist schon erstaunlich, wie sehr in meinem Kopf der Wunsch nach Alkohol verankert war. Also, geklappt hat das natürlich zunächst einmal nicht die Bohne. Freilich habe ich brav alle Anweisungen befolgt und z.B. sämtliche Trinkgefäße aus meiner Wohnung entfernt (dass kein Alkohol mehr in der Wohnung rumsteht, versteht sich von selbst). Aber das, was ich "nasses Denken" nenne, spielt sich unabhängig von äußerlichen Dingen ab, da half es mir auch nichts, dass ich regelmäßig zur SHG oder zum Therapeuten gegangen bin.

    Im Urlaub - nach gerade mal 3 Monaten Abstinenz - habe ich dann den kapitalen Fehler gemacht, doch Alkohol zu trinken. Den habe ich sogar erstaunlich gut weggesteckt. Dachte ich. Was ich nicht wahrhaben wollte, war die Tatsache, dass ich wieder mehr, mehr, mehr wollte. Und nach gar nicht allzu langer Zeit war ich wieder da, wo ich angefangen hatte. Suchtgedächtnis aktiviert, wieder im Sumpf.

    Aber zum nassen Denken gehört natürlich noch sehr viel mehr. Nicht nur Denkmuster von früher ("Ach geh zu, ich hab' das doch im Griff!"), sondern auch damit verbundene Verhaltensweisen. Wenn ich z.B. bewusst Orte aufsuche, die ich mit Trinksituationen verbinde, weil ich allen Ernstes noch einmal irgendwie in der Vergangenheit schwelgen will, dann ist das nicht nur brandgefährlich, sondern zeigt mir, dass ich wohl noch irgendetwas Positives mit dem Alkohol verbinde. Da muss ich dann aufmerksam werden und mich fragen, ob ich mir dessen wirklich bewusst bin, was ich da gerade veranstalte. Ich z.B. habe 2008 allen Ernstes auf einen klassischen Urlaub im herkömmlichen Sinne verzichtet, weil "Urlaub" für mich eine typische Trinksituation ist. Und da meine Abstinenz im August gerade mal 8 Wochen frisch war, wollte ich mich eben nicht in Gefahr begeben. Ich lerne ja gerade erst, alle Situationen, die so ein Kalenderjahr bereit hält, auch ohne Alkohol zu durchleben und an die Stelle des Alkohols schöne, alkoholfreie Erlebnisse zu setzen.

    Mein abstinentes Leben, das ich so nun auch erst seit Anfang Juli führe, ist rein äußerlich kaum anders als das vorige. Ich habe nicht die Scheidung eingereicht und meinen Job gekündigt, ich bin nicht inkognito ins Ausland ausgewandert und vor allem habe ich mich nicht zum militanten Missionar entwickelt. Aber innerlich, für Außenstehende nicht sichtbar, bin ich überhaupt nicht mehr die, die ich mal war.

    Für mich ist Alkohol keine Option mehr, weil ich mit ihm nichts Positives mehr verbinde. Das, was ich früher "Lebensfreude" und "Spaß" genannt habe, ist für mich heute nur noch Krankheit und Wahn.

    Und da kann ich als EKA eben leider ein Lied singen, denn ich hatte das Schicksal meines Vaters stets vor Augen. Aber ich habe damals auch zuwenig über diese Krankheit gewusst. Ich musste erst selbst zur Trinkerin werden, um das zu denken, was ich heute denke.

    Hmmm... das war jetzt wieder recht lang...
    Ich hoffe, ich konnte dir irgendwie weiterhelfen.
    Ansonsten steht es dir ja auch noch frei, andere hier im Forum zu fragen, wie die das denn nun sehen. :wink:

    LG
    espoir

  • Hallo Espoir, hallo Weitsicht,

    der Alkoholiker im allgemeinen zeigt aufgrund seines Alkoholismus typische, bestimmte Denk- Reaktions- und Verhaltensmuster.

    Nach der Abkehr vom Alkohol begibt sich der Alkoholiker in die Trockenheit bzw. Abstinenz.

    Damit allein ist er aber noch nicht ein neuer Mensch (Nichttrinken allein genügt nicht).

    Oft und gerade in der Anfangszeit des neuen, abstinenten Lebens zeigt der Alkoholiker noch die alten Muster (Denken, Verhalten, Reaktionen) wie zu Säuferzeiten.

    Hier beginnt dann die eigentliche Arbeit, Trockenheitsarbeit.

    Beispiele hierzu später, weil das wird sehr lang.

    LG zerfreila

  • Hallo Espoir,

    danke für Deine Mühe die Du Dir gemacht hast, um meine Frage zu beantworten.

    Ich glaube auch, dass es ein individuelles "nasses Denken" ist. Meine Mutter war auch ein EKA, wollte und konnte sich ihre Schwierigkeiten die sie in ihrem Leben hatte, sich nicht ansehen, einfach wegtrinken.

    Sie ist mir bis heute fremd geblieben, sie zeigte mir liebevolle wie unberechenbare Seiten von sich. Deshalb auch meine Frage, ich möchte eine Frau "meine Mutter" die Kinder hatte verstehen können.

    Wieso, obwohl sie es selbst als Kind erfahren hatte (ihr Vater trank), sie ihre freudlose Kindheit, (sie verherrlichte ihren Vater noch), an uns Kinder weitergab.

    Es stimmt man wusste lange Zeit nicht was die "Familienkrankheit Alkoholismus" bei Kindern auslösen kann.

    Vor Alkohol und Tabletten habe ich eine grosse Abneigung, dafür hat mich die Nikotinsucht sowie die Sucht nach Süssem erwischt.

    Wir Kinder haben Suchtstrukturen verinnerlicht. Denke, dass aus diesem Grunde auch das nasse Denken unserer trinkenden Elternteile in uns vorhanden ist, uns dieses oft nicht klar ist.

    Ich rauche seit dem 23.10.2008 nicht mehr, möchte es diesesmal für immer schaffen, habe mehr zu Süssem gegriffen, eine Suchtstruktur löst die andere bei mir ab, das möchte ich nicht mehr. Abhängigkeiten, egal von was, lässt keine innere Freiheit, Selbstliebe und Selbstverantwortung zu.

    Mir geht es nicht um Schuldzuweisung, nur darum diesen Teufelskreis von Abhängigkeiten zu durchbrechen, um nicht an unsere Kinder weiterzugeben, was mir durch meine Eltern vorgelebt wurde.

    Wir kamen an 2. Stelle, die 1. Stelle besetzte der Alkohol.

    Gut beschreibst Du, dass Du gerade lernst mit dem Kalenderjahr, was alles so in einem Jahr wiederkehrt, zurecht kommen möchtest. Habe ich beim Nikotinentzug auch gelesen, dass die Psyche 1 Jahr braucht um nicht mehr vom Nikotin abhängig zu sein. Ist es beim Alkoholentzug schlimmer? Ist Trockenarbeit nicht auch das eigene Denken und Fühlen zu hinterfragen, damit ich liebevoller mit mir und anderen umgehen kann?

    Espoir auch bei mir ist es lang geworden, ist ja auch ein Thema das unser Leben sehr beeinträchtigt, ob wir wollen oder nicht.

    @ Zerfreila, danke Dir für Deine Antwort, Deine Beispiele interessieren mich, vielleicht wäre es gut hier einen neuen Thread zu eröffnen, wenn es espoir nicht möchte, dass wir dazu ihren Thread benutzen.

    @ Rose, ich konnte Deinen Thread nicht abrufen, da ich nur im offenen Bereich schreibe und lese. Schade, wäre mir vielleicht hilfreich gewesen. Möchte mich bei Dir für Deine gute Absicht bedanken.

    Alles Liebe Euch allen Dreien von Weitsicht

  • Nachtrag

    @ Rose, ich habe mich falsch ausgedrückt, habe statt Link, Thread geschrieben.

  • Zitat von Weitsicht


    Wieso, obwohl sie es selbst als Kind erfahren hatte (ihr Vater trank), sie ihre freudlose Kindheit, (sie verherrlichte ihren Vater noch), an uns Kinder weitergab.

    Wir Kinder haben Suchtstrukturen verinnerlicht. Denke, dass aus diesem Grunde auch das nasse Denken unserer trinkenden Elternteile in uns vorhanden ist, [...]

    Hallo Weitsicht,

    ich glaube, dass du da gleich zwei wichtige Punkte im Verhältnis von suchtkranken Eltern zu ihren Kindern angesprochen hast.

    Da wäre zunächst das Problem der eigenen Kindheitsbewältigung, an der sowohl deine Mutter als auch mein Vater gescheitert ist. Dein Großvater war für deine Mutter nicht da, weil er getrunken hat. Je nachdem, wie lange dein Vater getrunken hat, hat deine Mutter ihn in wichtigen Entwicklungsphasen nicht für sich gehabt. Da wäre z.B. zu nennen, wenn das Mädchen etwa vier Jahre alt ist. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt zieht's kleine Mädchen sehr zum Vater, kleine Jungs zur Mutter. Wenn jetzt also der gegengeschlechtliche Elternteil nicht "greifbar" ist (weil ständig besoffen), kann das leider langanhaltende Auswirkungen auf den späteren Erwachsenen haben. Der sucht sich nämlich unbewusst den Vater/die Mutter, die er/sie nicht hatte.

    Eine andere wichtige Phase ist natürlich die Pubertät, wenn da der entsprechende Elternteil nicht da ist, verfestigt sich das möglicherweise ohnehin schon verzerrte Bild vom anderen Geschlecht. Womit klar wird, dass Kinder aus dysfunktionalen Familien nicht trotz, sondern wegen ihrer Kindheit an ähnlich problematische Partner geraten.

    Was bei deiner Mutter wohl der trinkende Großvater angerichtet hat, lief bei meinem Vater mit dessen Vater etwas anders ab. Mein Großvater nämlich war nun - glaube ich zumindest - kein Trinker, dafür aber ein unbeherrschter, jähzorniger Mensch, der entweder die Oma schikanierte und hin und wieder wohl auch verprügelte, oder aber beharrlich schwieg und sich nicht mitteilte. Was meinen Vater in genau diesem Alter entsprechend traumatisiert hat. Wenn ein kleiner Junge in dem Alter z.B. die Mutti "heiraten" möchte, tut ein gesunder Vater gut daran, sich wohlwollend zurückzuhalten und sich damit zu trösten, dass das auch wieder vergeht. Schlecht dagegen ist die Variante, die mein Großvater gewählt hat - er verprügelte die Oma und ließ meinen Vater in seinem Schmerz allein.

    Das alles führte dazu, dass auch mein Vater sich schwer tat, über seine Gefühle zu sprechen und ganz deutlich zu sagen, was ihn verletzt, was ihn enttäuscht oder ihn einfach wütend macht. War aber vielleicht auch die Generation damals, weißt schon, die mit dem "Ein Indianer kennt keinen Schmerz"-Geschmarri.

    Naja, und der zweite Punkt, den du ansprichst, der beschäftigt mich natürlich auch ganz schön. Denn es ist sicherlich richtig, dass es Kinder von süchtigen Eltern gibt, die genau diese Sucht nicht entwickeln, weil sie vom Beispiel der Eltern abgeschreckt werden. Wesentlich häufiger ist aber wahrscheinlich der Fall, dass Kinder rauchender Eltern später rauchen, oder Kinder trinkender Eltern später trinken, weil sie das Verhalten der Eltern unbewusst imitieren und schon in frühester Kindheit stärker und nachhaltiger mit Zigaretten oder Alkohol in Berührung kommen, als Kinder von abstinent lebenden Eltern.

    Letzten Endes entscheidet m.E. aber ein bunter Strauß von Zufällen, ob ich selber süchtig werde oder nicht. Ich habe z.B. mal meinen Therapeuten gefragt, warum ich eine Trinkerin geworden bin, meine Brüder aber nicht, obwohl wir doch aus demselben Stall kommen. Und da hat er geantwortet, dass das auch mit der genetischen Veranlagung zu tun hat, also das, was du ja auch als Suchtstruktur in dir beschreibst. Dass mein Vater ein Trinker war, ist also nicht allein der Grund für meine eigene Trinkerkarriere. Da kommen wohl noch eine Menge anderer Dinge hinzu.

    Ach ja, und zu deiner letzten Frage, ob der Alkohol- oder der Nikotinentzug schlimmer ist - also das kann ich dir jetzt noch nicht beantworten, denn noch rauche ich ja wie ein Schlot. Ich habe aber mit frischgebackenen Ex-Rauchern gesprochen, die mir erzählt haben, dass das Rauchen aufzugeben allein schon deshalb so schwer fiel, weil sie die Zigarette wesentlich hartnäckiger in der Hand hatten als das Alkoholglas. Und darüber hinaus entfällt der honeymoon, den Trinker gerne in den ersten Wochen der Abstinenz erleben: der klare Kopf morgens, die wiedererwachten Lebensgeister, der Tatendrang, die neue Belastbarkeit bzw. Leistungsfähigkeit - alles das hat ein Raucher ja nicht, weil Nikotin zwar ein Nervengift ist, nicht aber bewusstseinsverändernd wirkt.

    Deswegen möchte ich dir an dieser Stelle mal meine Hochachtung aussprechen, dass du nun ja auch schon seit Oktober nicht mehr rauchst, das war bestimmt nicht leicht für dich, und dann noch mit der EKA-Problematik belastet zu sein, mei, wo hast du dann deine Hände gelassen? Ach ja, sagtest du ja, in der Schokoladen-Schublade... :wink:
    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Nichtraucherei und sei nicht so streng mit dir, was das Naschen angeht: Lieber ein paar Pfund zuviel auf den Rippen, aber dafür gesund. So halte ich es auch mit meiner Alkohol-Abstinenz. Ich beobachte das wohl, wie ich ungerührt eine Tafel Schokolade pro Tag vernichte, aber lasse mich erst einmal gewähren. Sollte es wirklich kritisch werden, habe ich mittlerweile auch wieder die Energie, den Pfunden den Kampf anzusagen!

    LG
    espoir
    (... die sich einfach nicht kurz fassen kann... :evil: )

  • Liebe Espoir,

    Gott sei Dank kannst Du Dich nicht kurzfassen, ich bin von jedem Satz von Dir angetan, Dein Beitrag hilft mir zu verstehen und nachzufühlen. Das Fühlen können, nicht nur mit dem Kopf verarbeiten, ist für uns EKA so wichtig.

    Ist mir spontan eingefallen, dass ich meinen Vater in diesem von Dir genannten Alter auch heiraten wollte. War eine schöne Atmosphäre, meine Mutter war in dieser Szene auch dabei als ich meinem Vater sagte, dass ich ihn heiraten werde, wenn ich gross bin. Sah das lächelnde Gesicht meiner Mutter und ich war in dieser Situation sehr glücklich.

    Espoir frage mich nach dem Austausch mit Dir, ob ich deshalb nicht als Suchtmuster den Alkohol gewählt habe, sondern Nikotin und Süssigkeiten, weil mein Vater, der gegengeschlechtliche Elternteil, kein Alkoholiker war. Er war mir als ich klein war ein sehr liebevoller Vater. Erst später begriff ich, dass er mit seinem Verhalten uns Kinder im Stich gelassen hatte.

    Ich hätte auch keinen Mann geheiratet der dem Alkohol zugesprochen hätte, hier waren meine Antennen auf "HAB ACHT STELLUNG". Heiratete aber einen EKA, dessen Vater Alkoholiker war. Hatten mein Mann und ich Glück, dass jeweils der gegengeschlechtliche Elternteil nicht Alkoholiker waren?

    Das frage ich mich jetzt schon.

    Liebe Espoir mein Besuch bei Dir war für mich weiterbringend, ich danke Dir dafür, ich hoffe, dass Du für Dich auch etwas mitnehmen kannst. Bleibe weiterhin bei Dir, damit Du Deine Suchtabhängigkeiten los lassen kannst. Das wünsche ich Dir aus ganzem Herzen.

    Kopiere Deine Antwort in meinen Thread, möchte ich immer wieder mal lesen, da sie mir Klarheit für meinen weiteren Weg schenkte.

    Alles Liebe Dir von Weitsicht

  • Liebe Weitsicht,
    ich freue mich riesig, wenn ich dir mit meinem Beitrag irgendwie weitergeholfen habe - und wenn's auch nur ein kleiner Gedankenschubser in diese oder jene Richtung war. Dein feedback tut mir umgekehrt ja genauso gut, denn ich bin ja gerade deswegen hier, um zu lesen, nachzudenken und mich dann gegebenenfalls zu äußern.

    Leider weiß ich nicht so recht, was ich dir zu deinen beiden Überlegungen zu deinem Vater bzw. Mann schreiben kann.
    Es könnte natürlich tatsächlich so sein wie du vermutest, dass du deshalb keine Trinkerin geworden bist, weil dein Vater nicht getrunken hat, und du "lediglich" eine grundsätzliche Suchtstruktur entwickelt hast, die durch die Trinkerei deiner Mutter initiiert wurde. Aber das sind reine Spekulationen. Ich muss dazu sagen, dass ich deinen eigenen Thread noch gar nicht gelesen habe, weil ich mich kaum bis gar nicht bei den EKAs aufhalte. Von daher kann ich auch dein Leben bzw. Situationen mit deiner Mutter oder deinem Vater nicht einschätzen.

    Zu deinem Mann - da war ich mir nicht sicher, ob du den Ausdruck "Glück" nicht am End' ironisch gemeint hast?! Denn sicherlich ist deine Ehe nicht von Alkoholexzessen überschattet, dafür stelle ich mir den Umgang miteinander zumindest zeitweise doch auch recht anstrengend vor, oder? Halt auf 'ne ganz spezielle Art und Weise.

    Ich kann ja nur von mir ausgehen, die ich jahrelang eigene Interessen unterdrückt habe, und das, was auf den ersten Blick auf andere wie "bescheiden und zuvorkommend" gewirkt hat (sowohl in meiner Kindheit als auch in meiner Jugend oder dem frühen Erwachsenenalter), war ja in Wirklichkeit nichts anderes als meine ureigenste Parole "Aushalten - Durchhalten - Maul halten".

    Wenn du magst, erzähle mir doch einfach mal, wie sich euer Alltag so gestaltet. Ob ihr euch durch identisches Verhalten eher reibt, oder ob ihr das als Chance begreift, euch gegenseitig Orientierung zu bieten.

    Ich werde mich im Anschluss mal auf die Suche nach deinem Thread machen, okay?

    Alles Liebe dir!
    espoir

  • Liebe Weitsicht,

    ich war gerade kurz in deinem Thread - Allmächd, 51 (in Worten: einundfünfzig!) Seiten kann ja nicht mal ich so ohne weiteres lesen! Bitte siehe es mir nach, dass ich dafür ein Weilchen brauche, ja?
    Und die Einladung, hier mal was von deinem Mann zu erzählen, habe ich natürlich auch nur unwissenderweise ausgesprochen... :oops:

    Ich les' mich mal ein, okay?
    Alles Liebe
    espoir

  • Liebe Espoir,

    Du musst nicht meinen ganzen Thread lesen, das wäre zuviel für Dich.

    Wenn Du Fragen an mich hast frage, ich werde Dir gerne antworten. Denn erst dadurch ist das Verstehen und ein Miteinander möglich.

    Gerade die Herausforderungen und Unsicherheit in einer Ehe, wenn beide Partner EKA`s sind, hat mich hier ins Forum gebracht. Das konntest Du mit Deiner Frage nicht wissen. Ist schon ok.

    Alles Liebe Weitsicht

  • Hallo zusammen,
    nur ganz kurz, denn ich bin ein bisschen in Eile:

    @Weitsicht: Lieben Dank dir für deine Nachsicht mit mir! :wink:

    @Backmaus: Wo steckst du? Ich vermisse dich! Du bist doch hoffentlich nicht böse auf mich, weil ich neulich einen zugegebenermaßen ziemlich blöden Scherz gemacht habe, oder? Falls doch, möchte ich mich aufrichtig bei dir entschuldigen! Es war niemals meine Absicht, dich zu verärgern!

    Bis heute Abend!

    LG
    espoir

  • Hallo espoir

    Hier bin ich!!
    Wüsste nicht,warum ich böse sein sollte.Wegen dem "Tüddeljob"??
    Du hast das aber immer noch nicht RICHTIG verstanden.Tüddeln=verwöhnen,d'rum kümmern,bemuttern usw.
    Tüddelig =vergesslich,neben der Spur usw.
    Ich arbeite (demnächst) in einer stinknormalen Hausarztpraxis ;bin gelernte Krankenschwester u.wie gesagt 20 J.raus aus dem Beruf.Suche schon länger Arbeit u.dann ist mit dem "Betüddeln" zuhause vorbei!!Ich bekomme zuhause ja oft genug gesagt o. gezeigt ,dass ich damit übertreibe.
    Alles klar??
    Ausserdem hab'ich mich bei den letzten Beiträgen zurückgehalten--konnte da einfach nix zu sagen--und bevor ich da Sch..quatsch...
    Sonst ist alles im grünen Bereich.
    Habe meine beiden Sportkurse heute absolviert u.war dann mit meinem Pflegehund im Wald spazieren(hab'ich jemand zum tüddeln gehabt).

    Hatte gestern das 1.mal nach 3Wochen wieder SHG-treffen.Aktuell haben wir dort eine Rückfallkandidatin u.es gab einen regen Austausch über diese Situation.Habe mich zumAnfang ihres Rückfalls ziemlich mitgenommen gefühlt,habe aber dann den richtigen Abstand dazu bekommen.
    L.G.
    Backmaus

  • Hallo Backmaus,
    wie schön, dass du prompt geantwortet hast!
    Nö, das mit dem Tüddeljob habe ich sehr wohl verstanden, aber ich hatte eher auf Kranken- oder Altenpflegerin getippt mit Alzheimer-Patienten... Naja, und da war ich mir eben nicht sicher, ob ich da nicht einfach Grenzen verletzt habe, weil es ja sein könnte, dass du oder jemand anderes in diesem Beruf meine Äußerung als ehrabschneidend empfindet.
    Guuuuuuuuuuuuuuuuuuuuut, dass wir mal darüber gesprochen haben! :wink:

    Die Rückfall-Kandidatin, die du erwähnt hast, ist das die, wegen der du dich an Silvester so geärgert hattest? Finde ich gut, dass du da offensichtlich einen Weg für dich gefunden hast, Anteilnahme zu zeigen, ohne das zu nah an dich ranzulassen.

    Ich muss da in dieser Hinsicht auch noch viel lernen. In meiner SHG ist eine Frau, die beständig seit Wochen über Eheprobleme klagt. Vor zwei Wochen haben wir uns als Gruppe ihr ganz gewidmet, haben zugehört, getröstet, aber auch handfeste Möglichkeiten diskutiert, wie sie aus der Situation rauskommen könnte bzw. erste kleine Veränderungen vornehmen könnte. Vorgestern erzählte sie wieder irgendwelche Geschichten, und als wir gezielt nachgefragt haben, was sie denn nun konkret unternommen hätte, grinste sie nur breit und verneinte, nach dem Motto: "Ach iwo, des passt schon so, ich halt des schon aus."

    Ich habe gekocht.
    Weißt du, ich habe nicht die Riesenschritte erwartet, aber wenn so gar keine Resonanz kommt, nicht mal, dass sie vielleicht irgendwo angerufen hat und da war halt leider stets besetzt oder es ist keiner drangegangen, egal, irgendwas halt, aber nein, nichts, und dann noch dieses blöde Grinsen, da kam ich mir total verarscht vor.

    Ich hätte auch noch damit leben können, wenn sie gesagt hätte, dass sie noch einmal in Ruhe über unsere Worte nachgedacht hätte und zu dem Schluss gekommen sei, dass das wohl doch nichts für sie sei. Mei, dann halt nicht, wir wollten ja nur helfen oder einen Gedankenschubser rüberbringen. Aber so gar nichts, nicht nachdenken, geschweige denn handeln, also ich weiß nicht, das hat mich total geärgert.

    Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal derart frustriert nach Hause gefahren bin bzw. mich darüber geärgert habe, dass ich in der Zeit lieber zwei Bruttoregistertonnen Bügelwäsche erledigen hätte können.

    Naja, soviel zum Thema "Abgrenzen". Da habe ich wohl auch noch viel vor mir... :roll:

    LG
    espoir

  • Halo Espoir

    Ja genau DIE ist es !!

    hat auch (wie bei Deinem Fall) tausende Ratschläge eingeheimst,aber nix d'raus gemacht."Ja, ich weiss das alles" hiess es immer aber nix umgesetzt u. es war ja nicht der erste Rückfall.Sie ist stationär im Krankenhaus z. Z. und das Beste wäre jetzt eine LZT.
    Naja,ich habe mich aber gefreut die anderen wiederzusehen;wir sind eine gute Gruppe u. ich habe mich auch für Seminare dieses Jahr wieder angemeldet("Tüddelvermeidungsseminar ist auch dabei)!!!
    L.G.
    Backmaus

  • Guten Morgen!

    Ja, das erinnert mich auch an so einen Fall, den ich im Dezember in der Klinik erlebt habe. Man konnte ratschlagen was man wollt, es gab immer ein Wenn und Aber. Und nach 1 Stunde stellt man dann fest, dass man es hätte wesentlich früher auf den Punkt bringen können: Eigentlich will ich ja gar nicht! :evil:

    Liebe Grüsse, 7L

    P.S.: Hier lese ich immer mal gerne

  • Hallo espoir,

    Zitat

    Man konnte ratschlagen was man wollt, es gab immer ein Wenn und Aber. Und nach 1 Stunde stellt man dann fest, dass man es hätte wesentlich früher auf den Punkt bringen können

    Konntest Du mit man nicht reden?

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo zusammen

    Ich kenne "es" auch aus meiner eigenen Trinkerkarriere-alle gut gemeinten Ratschläge prallten an mir ab.Egal ob gebettelt o. gedroht wurde.Alles Ausmalen von Konsequenzen half mir nicht auf den richtigen Weg.Erst ein "aha"-Erlebnis lies mich aufwachen.Diese Schmerzgrenze liegt bei jedem anders ;man will den "nassen" Menschen davor bewahren,noch tiefer im Alksumpf zu sinken.
    der Zeitpunkt,wann man merkt,dass diese Bemühungen umsonst sind,kommt irgendwann.Je persönlicher,näher dieser "nasse"Mensch mir steht,umso mehr Zeit brauche ich ,um zu erkennen,dass dieses Unterfangen erfolglos bleibt.
    Dann kommt das,was ich Selbstschutz nenne,ich wende mich ab u. kümmer mich um mich selbst!!
    Die GEDANKEN daran abzustellen,fällt mir persönlich nicht leicht.
    L.G.
    Backmaus

  • Sodala, guten Abend zusammen,

    heute mag ich mich mal wieder melden, weil mir aufgefallen ist, dass ich mich komplett zurückgezogen habe - und irgendwie fehlt ihr mir! :wink:

    Ich habe es Backmaus schon an anderer Stelle erzählt, dass ich eine ziemlich üble Woche hinter mir habe und mich mehrere Dinge unabhängig voneinander bedrücken. Am meisten geht mir dabei eine Sache im Job durch den Kopf.
    Ich versuche jetzt einmal, das Ganze so neutral wie möglich darzustellen. Ich leite ein Team seit etwa eineinhalb Jahren, aber jetzt muss ich die Leitung abgeben, weil eine Kollegin von mir in die Elternzeit geht. Während ich ihr Team übernehme, ist für meines extra jemand Neues eingestellt worden. Mein Chef und ich haben vereinbart, dass wir über diesen Wechsel zunächst einmal schweigen und zum entsprechenden Zeitpunkt mit den Neuigkeiten herausrücken.
    Ein Kollege von mir, der zwar mit mir auf Augenhöhe arbeitet, aber trotzdem nicht der Teamleiter ist und entsprechend weniger Befugnisse hat, ist nun am Freitag hinter meinem Rücken mit der Neuigkeit herausgeplatzt. Ich habe das auch nur ganz beiläufig unter vier Augen mitbekommen, offiziell hat mir niemand gesagt, dass sie schon Bescheid wissen. Ich kann mir das nur so erklären, dass er an den Gesichtern des Teams gemerkt hat, dass er zu weit vorgeprescht ist, Dinge verkündet hat, die nicht er zu verkünden hat, und dass er die Leute dann zum Stillschweigen verdonnert hat.

    Als ich das am Freitag - wohlgemerkt eher per Zufall - erfahren habe, waren sowohl der betreffende Kollege als auch mein Chef nicht mehr im Hause.

    Und nun sitze ich da, habe den schlimmsten Ärger schon ein bisschen verarbeitet, kann aber trotzdem noch nicht abschalten und mich selber auf Montag vertrösten, wo ich das ansprechen kann. Immer wieder frage ich mich, was das soll und wie es für mich weitergeht.

    Ich denke auch viel über meinen Kollegen nach, den ich ja nun auch schon 10 Jahre kenne. Ich weiß, dass er ein rechtes "Tratschmaul" ist und während der Arbeit gerne einen privaten Plauderton anschlägt. Aber er ist an und für sich kein böser Mensch, der anderen unnötig das Leben schwer machen möchte. Ich kann mir also kaum vorstellen, dass das jetzt die Rache ist für ein hartes Gespräch, das wir am Montag hatten, bei dem wir uns in der Sache aber geeinigt hatten.

    Ist das vielleicht tatsächlich nur Oberflächlichkeit? Die Lust an der Nachrichtenverbreitung? "Hallo, ich weiß was!" ? Der Genuss, mit einer Nachricht zumindest kurzfristig die ungeteilte Aufmerksamkeit zu haben? Ich weiß es einfach nicht.

    Ich fühle mich so in meiner Kompetenz beschnitten. Nein nein, keine Sorge, ich habe keine Profil-Neurose, es geht mir mehr darum, dass er einfach nicht beachtet hat, dass es Dinge gibt, für die nun einmal ich zuständig bin. Es ist ihm einfach wurscht, dass es meine Aufgabe war, das Team zu informieren - und mir vor allem zu überlegen, wann und wie ich das den Leuten beibringe. Diese Möglichkeit hat er mir einfach genommen.

    Natürlich werde ich ihn am Montag ansprechen. Aber das macht das Ganze ja nicht ungeschehen. Und ich sehe ihn direkt vor mir, mit seiner gespielter Überraschung, und dann wird er sagen, dass er ja nicht wusste, dass ich da noch nichts gesagt habe, und dass es diese Vereinbarung zwischen dem Chef und mir gab (natürlich nicht, woher auch?), und mei, nu' isses halt passiert...

    Oh mann, ich könnte kotzen! :evil:

    Naja, das war so der Hauptkracher diese Woche, alles andere würde ich dagegen als "lästig, aber kein Weltuntergang" abhaken. :roll:

    LG
    espoir

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