Und die Reise geht weiter...

  • Hi
    ..bin auch müde-war Blutspenden.Also weiss ich ,warum ich müde bin.
    ..ansonsten..hatten letzte Woche eine Neue in der SHG.An sie denke ich seitdem öfter,mal gespannt ob sie wiederkommt.Ich hatte damals garkeine Zweifel-mir war klar-ich komme weiter dahin.
    Sitzball aufgepustet?Durch das tiefe Einatmen dabei bekommst Du gaaaaanz viel Sauerstoff ab---und schwupps-Müdigkeit weg.Nein,kein Blasebalg benutzen!Nicht mal d'ran denken!
    L.G.
    Backmaus

  • Den Sitzball selber aufpusten?
    Bei meiner Raucherlunge?
    :shock:
    Ich dachte, du bist so 'ne Tüddelige, die es gut mit anderen meint! :P

    Na, mal abwarten.
    Deinen Tipp von gestern, vor allem nicht zu lange in ein und derselben Haltung zu verharren, den werde ich jetzt auf jeden Fall beherzigen und mal ein bisschen die Füße hoch legen...

    Alles Liebe
    espoir

  • ..betüddeln findet erst ab dem vollendeten zweiundvierzigsten Lebensjahr statt.Nix für ungut!!

    Einen schönen Abend noch...
    Backmaus

  • Huhu Backmaus,

    was ist mit Julchen? Mir fehlt leider gerade der Zusammenhang... :?

    Und der Sitzball... also deeeer... naja... du ahnst es schon: Der liegt noch platzsparend im Schrank... *schäm*

    LG
    espoir

  • Au weia, schon wieder acht Tage her, dass ich das letzte Mal etwas geschrieben habe...
    Aber ich hatte ja versprochen, wenigstens ein kleines Lebenszeichen von mir zu geben, das will ich hiermit gerne tun.
    Also, erst einmal im Schnelldurchlauf, vielleicht ergibt sich ja später noch der eine oder andere längere Beitrag. Viel ist eigentlich nicht passiert, die vergangene Woche war wie erwartet recht arbeitsreich, bis zur deadline 13.02. mussten viele Dinge noch abgewickelt werden, damit das nahtlos in die neue Arbeitswoche übergehen konnte. Ist auch alles störungsfrei über die Bühne gegangen, und seit Montag habe ich nicht nur die neue Teamleitung, sondern auch noch erweiterte Aufgabenbereiche. Insgesamt also mehr Arbeit, aber nichts, was ich nicht schaffen könnte. Entweder kenne ich die Abläufe, oder aber habe mich bereits eingearbeitet, von daher business as usual.

    Privates Highlight der Woche war ein Friseurbesuch, den ich an anderer Stelle schon einmal geschildert habe... Aber was soll's, die Leute werden sich schon an den frechen Blondschopf gewöhnen! :D

    Hier in meinem Thread habe ich mich in den letzten Tagen mit den Beiträgen etwas zurückgehalten, weil ich nicht immer sicher war, ob jede Kleinigkeit so berichtenswert ist. Außerdem finde ich es nach wie vor hilfreich, manchmal im Forum einfach nur zu lesen. Hilfreich für meine Trockenheitsarbeit, aber auch für mein Ego. :wink:

    In diesem Sinne wünsche ich euch alles Liebe, vielleicht lesen wir uns ja noch heute Abend!

    espoir

  • Hallo espoir,

    ich hatte an anderer Stelle einige Blondinenwitze gelesen, jetzt ahne ich den Zusammenhang. Bist Du mit Deiner neuen Frisur zufrieden?

    Ich wünsche Dir weiterhin eine gute Reise, der Titel Deines threads behagt mir sehr.

    LG zerfreila

  • Huhu, grüß dich, zerfreila!

    Ich freue mich riesig, dass du bei mir vorbeischaust! Ich schau' ja auch regelmäßig bei dir nach, und da hast du neulich erzählt, dass du künftig verstärkt im geschlossenen Bereich schreiben möchtest... naja, dachte ich, schon wieder jemand, den ich gerne lese und der sich jetzt vom Acker macht... :roll: Deshalb freue ich mich so über dein kleines Lebenszeichen!

    So, genug geschmeichelt, back to topic: Ja , du hast Recht, die Blondinen-Witzen im Quassel-Thread habe ich ausgelöst, weil ich frank und frei zugegeben habe, dass ich seit Freitag hellblond bin. Das ist ja nun an und für sich nix Schlimmes, aber der Übergang vom warmen Braun mit ein paar blonden Strähnchen zum gedeckten, unauffälligen Paris-Hilton-Blond :shock: stellt verständlicherweise eine enorme Herausforderung an die Toleranz meiner Umgebung dar.

    Ich war ja wohl am Anfang selber überrascht, aber wenn ich ehrlich bin, wollte ich endlich wieder blond sein, weil ich blondes Haar als sehr frisch und freundlich empfinde. Leider bin ich im Styling noch nicht so versiert, denn hinter dem gepflegten klassischen Bob, wie ihn meine Friseurin lässig hinfönt, steckt doch eine teuflische Fingerfertigkeit im Umgang mit Fön und diversen Rundbürsten gleichzeitig... naja, und obwohl ich nun wirklich keine grobmotorischen Probleme habe, sieht's bei mir halt net ganz so doll aus. Mei, es gibt Schlimmeres, gell?

    Dass dir mein Thread-Titel gefällt, freut mich, und ich bin auch gescheit stolz darauf, denn Karsten und die anderen weisen ja oft genug darauf hin, dass die Schreiber sich immer überlegen sollen, inwieweit der Titel nach einer gewissen Zeit noch gewährleistet ist, halt immer je nachdem, wie sich das Thema entwickelt. Als ich Ende November hier aufgeschlagen bin, empfand ich mich gerade im Fluss. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon einiges hinsichtlich meiner Trinkerei erlebt und spürte aber gleichzeitig, dass es immer weitergeht, egal ob gut oder schlecht, es geht halt einfach weiter.

    Und das empfinde ich tatsächlich als beglückend. Seit ich nicht mehr trinke, nehme ich mich selber viel aufmerksamer war, und natürlich merke ich auch mal, dass an und für sich gar nix Aufregendes passiert, aber selbst das werte ich positiv, denn wie ich schon mal vor Wochen - glaube, es war bei Lena - geschrieben habe, ist gerade die Durchschnittlichkeit das, was mich beruhigt. Ich bin einfach noch nicht lange genug abstinent, als dass ich schon vergessen hätte, wie gehetzt ich mich gefühlt habe. Gehetzt nicht im zeitlichen Sinne, sondern im emotionalen Sinne, immer auf der Flucht, vor mir selber und meiner traurigen Realität.

    Deshalb haben mich schon immer Menschen angezogen, von denen so eine herrliche Ruhe ausgeht, die nix umzuhauen scheint. Gelassenheit - das ist mein persönliches Zauberwort, mein Ziel, mein Ideal, das zu erreichen ich versuche. Deshalb empfinde ich mich als Reisende. Und wenn ich dann noch die entsprechenden Reisegefährten finde (jetzt bitte angesprochen fühlen! :wink: ), na ist doch super!

    In diesem Sinne, zerfreila, wünsche ich dir einen schönen Abend und hoffe, dass wir uns wieder lesen!

    LG
    espoir

  • Hallo espoir,

    das war jetzt ein sehr schöner Beitrag von Dir, der mir viel gibt, in ihm sehe ich viel Freundlichkeit, Freude und Wahrheit, Kraft und Dankbarkeit, und natürlich espoir.

    Danke und bis bald, zerfreila unterwegs

  • Guten Morgen,

    heute bin ich in einer merkwürdig nachdenklichen Stimmung.
    Ich möchte euch gerne erzählen, was mich so beschäftigt und würde mich freuen, wenn der eine oder andere mich an seinen Erfahrungen teilhaben lassen würde.
    Ich hatte gestern ein Telefonat, im Laufe dessen mir zwar nicht im Wortlaut, aber sinngemäß vorgeworfen wurde, ich müsse aufpassen
    1. kein militanter Abstinenzler zu werden
    2. nicht so häufig "zu psychologisieren".

    Warum piekst mich das so an?
    Nun, was meine Abstinenz angeht, bin ich persönlich der Ansicht, dass ich das gut hinkriege. Meine Wohnung ist absolut alkoholfrei und weder Supermarktregale noch Restaurant-Besuche triggern mich. Bei privaten Anlässen unterscheide ich sehr wohl den Anlass - geht es ohnehin nur darum, sich ordentlich zu betrinken, bleibe ich fern, ansonsten, also bei eher "normalen" Zusammentreffen, suche ich bewusst oder unbewusst die Nähe anstinenter Menschen und fahre gut damit.
    Etwas, das mich schon immer abgestoßen hat, sind Menschen, die missionarisch unterwegs sind. Bestes Beispiel sind Ex-Raucher, die oftmals intoleranter und klugscheißerischer unterwegs sind als Menschen, die niemals geraucht haben. Das ist zumindest meine Erfahrung. Ich bin schon sehr häufig mit "richtigen" Nichtrauchern zusammen gewesen, deren Tolenranz, Freundlichkeit und Wohlwollen bei mir sofort den Willen ausgelöst haben, jetzt eben nicht zu rauchen, einfach nur, weil ich mich als Mensch angenommen und nicht etwa als Raucherin abgelehnt gefühlt habe.
    Oder Vegetarier. Wenn sich jemand entschließt, künftig auf Fleisch zu verzichten, möchte ich gerne die Gelegenheit haben, Interesse zu entwickeln, Fragen zu stellen. Was hat dich zu dieser Entscheidung bewogen? Wie sieht das in der Praxis aus? Wie lebst du jetzt damit? Ich möchte aber nicht, noch ehe ich einen Muckser gemacht habe, einen halbwissenschaftlichen Vortrag aufgebrummt bekommen, der dann am End' auch noch in dem Vorwurf gipfelt, so wie ich lebe, sei es falsch.
    Und so sehe ich das tatsächlich auch beim Alkohol.
    Staubtrockene Abstinenz-Päpste langweilen mich eher mit ihren gebetsmühlenartig heruntergeleierten Parolen. Ich möchte das Recht haben, auf mich aufzupassen und mein Leben mit Herz und Verstand zu meistern, ohne dabei Achtsamkeit und Wachsamkeit zu vernachlässigen. Und so wie ich behandelt werden möchte, behandele ich eben auch andere Menschen. Natürlich bleibt es nicht aus, dass mein Blick geschärft ist und ich vieles beobachte, wozu ich mir dann meine eigene Meinung bilde. Das finde ich auch gut so, das ist für mich ein Teil meiner Trockenheitsarbeit und entspricht eben der o.g. Wachsamkeit. Aber ich muss eben nicht um jeden Preis missionieren, dazu bin ich viel zu sehr mit mir selber beschäftigt.

    Nun, was ich sagen will, ist, dass ich mir sehr wohl im Klaren darüber bin, dass die eine oder andere Freundschaft auf der Strecke bleibt, warum sollte das nur anderen Ex-Trinkern so gehen? Ich hatte aber gehofft, dass diese besagte Freundin unbefangener mit meiner Sucht umgeht, dass sie neugierig Fragen stellt, anstatt sich verschreckt zurückzuziehen und notfalls Vorwürfe zu formulieren.

    Dasselbe gilt für mein "Psychologisieren". Ich bin so froh und dankbar, dass sich meine Gesprächskultur im Laufe meiner Therapie verändert hat und ich bei Bedarf ernsthaft und konstruktiv an ein Problem herangehen kann und es dabei weder bagatellisiere noch dramatisiere. Nun heißt es, ich sei zu sachlich, es fehle die Wärme und das Mitgefühl. Da bin ich dann fast schon wütend geworden. Ich dachte, da bräuchte jemand einen Gedankenschubser, eine andere Sichtweise, einen Impuls - kurz: Hilfe zur Selbsthilfe. Und dann sowas.

    Ich bin schlichtwegs ent-täuscht. Ich habe mich selber getäuscht, indem ich mir ausgemalt habe, wie toll sachlich und vernünftig wir meine Krankheit in unsere weitere Freundschaft einbauen können. Aber so wie es aussieht, hätte ich ihr eher eröffnen können, dass ich künftig im Rollstuhl sitzen werde und wir unsere komplette Wohnung umbauen müssen. Hauptsache, es betrifft nicht ihr goldenes Kalb. :roll:

    Wie geht ihr mit so etwas um?
    In meinem Kopf dämmern erstmals so Gedanken wie "Verabschiede dich sicherheitshalber schon mal. Euer gemeinsamer Weg scheint zu Ende zu sein!" Kann ich irgend etwas tun, damit es doch nicht soweit kommt? Ohne dabei meine Seele zu verkaufen?

    LG
    espoir

  • Hallo Espoir,

    tolles Thema werde Dir später antworten, da ich jetzt keine Zeit mehr habe.

    Auch ich trennte mich von Menschen, da wir unterschiedliche Entwicklungen, was auch der Umgang mit Kindern angeht, machten.

    Die Psychologie deckte viele falsche Verhaltensweisen von uns Menschen auf. Diese wollte ich meinen Kindern nicht weitergeben.

    Bis später Weitsicht

  • Hallo Espoir!
    Zuerst möchte ich mal einen Satz von Dir Wiederholen, indem ich mich sofort wiedergefunden habe:
    Ich bin so froh und dankbar, dass sich meine Gesprächskultur im Laufe meiner Therapie verändert hat und ich bei Bedarf ernsthaft und konstruktiv an ein Problem herangehen kann und es dabei weder bagatellisiere noch dramatisiere.

    Dein Problem kenne ich nur zu gut. Ich musste meiner Frau auf langem Weg verständlich machen (oder sollte ich sagen wir mussten es zusammen erarbeiten), dass der Weg den ich eingeschlagen habe für mich und somit für meine Abstinenz der richtige und ein sehr wichtiger ist. Zum Glück hat sie sich von dem Gedanken " vieleicht wird er wieder wie früher, als wir und kennenlernten" verabschiedet.
    Sie kann es jetzt akzeptieren und es ist ihr allemal lieber ich bleibe abstinent und entwickle mich weiter, genauso wie sie auch.
    Ich denke wir haben nach viel Geduld (fünf Jahre) einen gemeinsamen Weg erarbeitet mit dem wir beide sehr Glücklich sind.
    Gruß und Geduld vo
    Meikel

    Verbrannt und wieder auferstanden, wie Phönix aus der Asche

  • Ooops, hallo Maikel,
    bitte entschuldige, ich habe gar nicht gemerkt, dass du zwischenzeitlich geantwortet hast! :oops:

    Genauso, wie dir in meinem Beitrag ein bestimmter Satz ins Auge gefallen ist, bin ich an deinem Satz hängengeblieben:

    Zitat

    Zum Glück hat sie sich von dem Gedanken " vieleicht wird er wieder wie früher, als wir und kennenlernten" verabschiedet.


    Weißt du, genau das hat sie zu mir gesagt. Also, das "er" musst du natürlich durch "sie" austauschen... :wink:
    Sie vermisst mich, wie ich früher war.
    Und in gewissen Grenzen kann ich das sogar verstehen, denn das Vertraute löst bei uns Wohlfühlgefühle aus, das Fremde, Neue eventuell Unbehagen oder sogar Angst. Was mich irritiert und verunsichert hat, war ja auch nicht der Gedanke, dass sie einfach noch ein bisschen Zeit braucht, sondern mein eigener Eindruck, ich könnte eventuell bedrohlich auf sie wirken. Ich möchte ihr doch keine Angst einjagen! Ich bin doch immer noch ihre Freundin! Aber sie wirkt eben nicht zutraulich und neugierig, sondern eher befremdet.
    Vielleicht sollte ich an dieser Stelle auch noch erwähnen, dass sie nicht in meiner Stadt wohnt und wir uns deshalb nur vereinzelt unterm Jahr sehen. Das ist vielleicht auch ein Grund, warum viele Entwicklungen an ihr vorbeigegangen sind. Und nur am Telefon und bei einzelnen Besuchen kann sie das alles vermutlich nicht so mitverfolgen.

    Trotzdem lieben Dank dir für deine Antwort!
    espoir

  • Hallo nochmal!
    Ich denke Du hast es auf den Punkt gebracht. Da wir ja dadurch, dass wir unser Suchtverhalten bekämpfen, uns sehr schnell verändern, ist es natürlich um so krasser wenn man sich nicht so oft sieht. Wahrscheinlich solltest Du es Deiner Freundinn genau so erklären wie Du es hier geschrieben hast, dann hat sie eine Chance Dich vieleicht zu verstehen.
    Ich wünsche Euch beiden was!
    Meikel

    Verbrannt und wieder auferstanden, wie Phönix aus der Asche

  • hallo espoir

    Als ich gerade Deinen Beitrag gelesen hatte,dachte ich nur :"genau wie bei mir"-nur das es bei mir ein befreundetes Paar ist.Passionierte Rotweintrinker,denen ich mich etwa 2Jahre nach meinem letzten Alkglas geoutet hatte.Die Reaktion von "ihr" war filmreif;was mir jetzt entgehen würde,nie wieder,nie,nie mehr??ja wie viel hast Du denn getrunken.Ich antwortete ,dass ich heimlich zuhause getrunken hatte und nicht in Gesellschaft,wo es ja aufgefallen wäre.

    Komischerweise kam nach jenem Outingabend jedesmal das Thema Weindepot,Weinprobe...auf den Tisch;auf jeden Fall wurde häufiger über Wein gesprochen nachdem sie wussten,was mit mir los war.In der Absicht mich mit der Nase d'rauf zu stossen,was mir jetzt alles entgeht.Das mir eben NICHTS entgeht,können sie nicht verstehen;sehen mich als armen Menschen.
    Da wir uns nur ganz selten sehen,stehe ich dadrüber und bei telef. Kontakten,die von mir nicht mehr ausgehen,ist vom Weinthema keine Rede.Über kurz oder lang wird der Kontakt ganz aufhören-ich bin nicht traurig.
    Ich habe mich doch nicht verändert,lache immer noch gerne,bin für jeden Sch...zu haben--nur Alkohol trinke ich nicht mehr.
    Espoir,ohne Verlusste geht es manchmal nicht.
    Mir ist aber nicht klar,warum Du als militant bezeichnet wurdest.Ich habe festgestellt,das die ,die am lautesten aufschrien und Unverständnis zeigten,diejenigen waren,die ihr eigenes Trinkverhalten mal prüfen sollten.Oftmals ist mit solchen Reaktionen ein schlechtes Gewissen verbunden.
    L.G.
    Backmaus

  • Liebe Backmaus,

    vielen Dank für dein feedback! Es tut gut zu wissen, dass ich mit meinen Überlegungen nicht alleine dastehe!
    Ich habe das halt bisher in dieser krassen Form so noch nicht erlebt, denn wenn schon jemand gemeint hat, mich doof anquatschen zu müssen (mein eigener Bruder z.B.), dann habe ich das ja schon längst hinter mir und verarbeitet. Diese Freundin gehört nun auch zu den wenigen, denen ich's ansonsten noch erzählt habe, die weiß das also auch schon länger, aber erst jetzt, wo wir aus anderen Gründen mal wieder gründlich über unsere Freundschaft sprechen mussten, da fährt sie solche Geschütze auf. Der Fairness halber möchte ich noch kurz richtig stellen, dass der Ausdruck "militant" de facto nicht von ihr stammt, das ist eher mein Sprachgebrauch. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie mit meiner Betrachtungsweise nicht einverstanden ist.

    In vielen Gesprächen ist mir aufgefallen, wie hartnäckig der Genuss von Alkohol thematisiert wird, natürlich immer alles in der verniedlichenden Verkleinerungsform: das Feierabendbierchen, das genossen wird, das Weinchen, das gesüffelt wird, das Schnäpschen, das man noch schnell hinterher kippt. Obwohl es mir immer aufgefallen ist, habe ich peinlich genau darauf geachtet, nicht darauf zu reagieren, eben weil ich die Befürchtung hatte, verkniffen und missgünstig rüber zu kommen. Und entzündet hat sich die Diskussion dann an einem Glas Rotwein, auf das trotz Diät nicht verzichtet werden kann.

    Mei, was soll ich da sagen?
    Ich habe gestern zum ersten Mal (!) offensiv über meine Krankheit gesprochen und es gewagt (!), von mangelndem Taktgefühl und Anteilnahme zu reden - mit dem Ergebnis, dass ich halt jetzt die Böse bin. Aber wie ich heute Morgen schon geschrieben habe: Mir geht's ja weniger darum, dass sie vielleicht noch ein bisschen Zeit braucht, sondern darum, dass ich sie bzw. unsere Freundschaft offensichtlich falsch eingeschätzt habe. Veränderungen gehören doch zu jeder Freundschaft, oder? Wäre doch furchtbar, wenn man so viele Jahre befreundet wäre und noch auf demselben Level von damals wäre.

    In diesem Sinne: Die Reise geht weiter! :wink:
    LG
    espoir

  • ...siehst Du,das ist das ,was ich meine.Wofür wird das Glas Rotwein gebraucht,wenn man eine Diät macht?Wieviele kcal hat so'n Glas?Kann man doch 'ne Banane für essen!
    Also wird der Alk doch als Trösterchen oder Belohnung GEBRAUCHT--und da wagst Du das anzusprechen.Ja,kann ich mir lebhaft vorstellen.Ist jetzt das Kriegsbeil ausgegraben worden oder gibt es noch Hoffnung?Ist es nur der Aufhänger gewesen und da waren noch andere Leichen im Keller?
    L.G.
    Backmaus

  • Hallo Espoir,

    ich denke viele von denen, die sich aufgemacht haben Trocken zu
    werden, können mit ähnlichen Reaktionen im Freundes- und
    Bekanntenkreis aufwarten.

    Bei mir war es jedenfalls so. Das dumme, bzw. gefährliche an so einer
    Situation ist, das man selbst ins Grübeln kommen kann und den
    eingeschlagenen Weg anzweifelt. So wie ich das die Jahre zuvor,
    - bei meinen Trinkpausen- immer getan habe.

    Nun diesesmal, -ich bin jetzt knapp 2 Jahre trocken- habe ich ohne
    Rücksicht meinen alten Freundeskreis hinter mir gelassen. In dem
    Moment wo mein Wunsch, -ein Leben ohne Alkohol zu führen-
    angezweifelt und meine Krankheit verharmlost wurde, dachte ich
    das es so nicht weitergehen kann.
    Zwar habe ich nach wie vor losen Kontakt zu den Leuten, doch
    eine enge Verbindung wird daraus sicherlich nie mehr werden.

    Missionieren liegt mir auch fern, ich denke jeder sollte sich selbst
    seine Gedanken über den eigenen Alkoholkonsum machen.
    Ich weiß aber 100% das der ein oder andere aus meinem
    Bekanntenkreis, -nachdem ich mich offenbarte- sich
    schon Gedanken darüber macht ab welchen Stellenwert der
    Alkohol in seinem Leben hat. Spätestens nach dem nächsten
    Blackout und den damit folgenden Selbstzweifeln.
    Wenn mich einer um Hilfestellung oder Erfahrungsaustausch
    bittet, gebe ich gerne Auskunft, aber das soll es dann auch gewesen
    sein. Der Rest muß von alleine bewerkstelligt werden.
    Es zu schaffen, sprich "trocken zu werden" bedeutet nun
    mal Veränderungen.
    In mir ... und um mich herum.

    LG
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

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