Hallo, ich bin neu hier im Forum. Ich brauche Hilfe von Menschen, die wissen, wovon ich spreche. Alle meine bisherigen Gesprächspartner waren nie in meiner Situation und sind auch keine Fachleute beim Thema Alkohol. Ich habe viel im Internet gelesen, aber trotzdem nicht alle Antworten auf meine Fragen gefunden. Meine Fragen sind:
1. Ist mein Partner Alkoholiker? Oder Quartalssäufer? Oder trinkt er lediglich gern mal einen über den Durst?
2. Bin ich Co-Alkoholikerin?
3. Muss ich mein Kind schützen?
4. Muss ich helfen oder mich trennen?
Zu 1.: Ich bin seit 12 Jahren mit meinem Partner zusammen. Er ist vorbelastet, seine Mutter hat sich tot gesoffen und seine Schwester ist ein Alkoholikerkind, ist behindert durch Alkohol in der Schwangerschaft. In seiner Familie war auch Gewalt ein Thema.
Er trinkt fast täglich (Bier). Wie viel, kann ich nicht genau sagen. Er verniedlicht (bloß ein-zwei Bierchen). Ich denke aber, es sind mehr. Es ist für ihn ein Feierabend-Ritual, ein Ritual bei Arbeiten ums Haus herum, am Auto, in der Garage, und ein unbedingtes Muss, wenn Besuch kommt, und dann sind´s viel mehr als ein bis zwei Flaschen.
Das Trinken ist unabhängig von der Tageszeit (morgens trinkt er aber nicht), er hat oft schon nachmittags oder am frühen Abend „Standgas“. Er fährt auch Auto in diesem Zustand.
Außenstehende sehen es ihm nicht an („ er macht doch einen ganz nüchternen Eindruck!“), aber ich merke es ganz genau an seinen Augen, seiner Stimme und Mundbewegungen, die er im nüchternen Zustand nicht macht. Und wenn dann mal ein „Alibi“ besteht zu trinken, z.B. eine Feier, dann wird exzessiv gesoffen, auch bis zum Gedächtnisverlust.
Während eines solchen Suffs hat er schon Dinge getan oder gesagt, die ich mich hier gar nicht traue zu erzählen.
Da ich nicht mit einem Bierkasten ins Bett gehen will, leidet unser Sexualleben sehr darunter. Mit anderen Worten: Ich kann seit Jahren nicht mehr ertragen, mit ihm ins Bett zu gehen, da mich die Bierfahne anwidert. Für ihn wiederum ist aber genau das der Grund, dass er trinken muss.
Vor kurzem haben wir uns ausgesprochen und wollten unsere Beziehung retten. Ich versprach, ihm zu geben, was er braucht. Er versprach, sein Trinken zu mäßigen.
Ich habe mein Versprechen eingehalten. Er seins auch, genau eine Woche lang, bis ein Freund abends klingelte. Sie verschwanden in der Garage bis spät nachts. Irgendwann stolperte er sturzbesoffen die Treppe rauf, riss Gegenstände zu Boden, da er nicht mehr geradeaus laufen konnte.
Am nächsten Morgen ist er mit der Arbeit drei Tage lang weg gefahren auf eine Ausstellung. Er hat es am Abend zuvor nicht mehr geschafft, seinen Kasten Bier und seinen Freund kurz alleine in der Garage stehen zu lassen, um sich von seinem Kind und mir noch zu verabschieden, da er jetzt drei Tage lang weg sein würde.
Ich habe das Gefühl, für eine Kiste Bier und einen, der mit trinkt, würde er sein letztes Hemd verkaufen. Letztens waren wir freitags zu einem Geburtstag eingeladen. Ich musste am nächsten Tag lange arbeiten, also ging ich nicht mit. Ich sagte ihm noch, er solle daran denken, dass er pünktlich zu Hause sein muss, da ich um 8 morgens arbeiten müsse und er den ganzen Tag die Verantwortung für unser Kind (6 Jahre) hätte.
Er hat die Nacht durchgesoffen ohne zu schlafen und kam morgens um halb acht nach Hause. Wir haben furchtbar gestritten, er stand mit geballten Fäusten vor mir. Ich wollte ihn so lange provozieren, bis er mich endlich schlägt, dann müsste ich nicht mehr überlegen, ob ich ihn noch will. Er hat dann nicht mich, sondern den Tisch umgehauen. Er nannte mich „dumme Fotze“ (ENTSCHULDIGUNG, dass ich den Ausdruck hier im Forum verwenden muss). Ich würde ihm überhaupt nichts gönnen, sondern ihm alles kaputt zu machen versuchen. Er solle nur arbeiten, arbeiten, arbeiten, aber bloß keinen Spaß haben dürfen. Mein Kind stand daneben.
Mit diesem Schimpfwort hat er eigentlich eine Grenze erreicht und überschritten und mir sehr, sehr weh getan. So was hatte er zuvor noch niemals zu mir gesagt. Ich habe mein Kind zu Hause bei ihm gelassen und ging zur Arbeit, weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte machen sollen (mein Kind hält es nicht 10 Stunden bei mir auf der Arbeit aus) – und hatte eine Scheiß-Angst den ganzen Tag auf der Arbeit, ob er einschläft und den Kleinen sich selbst überlässt, oder ob er irgendwo hin fährt und den Kleinen mitnimmt – dann wäre er alkoholisiert mit meinem Kind im Auto gefahren. Meine Tränen beeindrucken ihn schon lange nicht mehr, im Gegenteil, er macht sich lustig über mich.
Aber: Wenn er nüchtern ist, ist er ein liebenswerter Vater und Partner. Er ist sehr hilfsbereit und kann arbeiten wie ein Pferd. Das ist der Mann, den mein Kind und ich lieb haben und nicht verlieren wollen – aber der Alkohol nimmt ihn uns weg.
Zu meiner Frage 2: Alles, was ich im Forum über Co-Alkoholiker gelesen habe, trifft nicht auf mich zu. Ich suche und verstecke keinen Alkohol, ich verheimliche nicht, dass er trinkt, ich decke ihn nicht, um es zu vertuschen, ich erledige nicht seine Pflichten, weil er es nicht mehr kann (er kriegt es immer auf die Reihe, morgens aufzustehen und arbeiten zu gehen).
Mein Leben sieht so aus: Ich hasse die Leute, mit denen er trinkt, obwohl sie mir nichts getan haben. Ich will diese Leute nicht bei uns zu Hause haben. Ich will in meinem Haus Alkoholverbot verhängen. Ich will niemanden einladen zu einer Feier, ich will nirgendwo hingehen mit ihm. Ich habe schon eine Woche vor einer Party Angst. Ich habe Angst, mein Kind bei ihm zu lassen in gewissen Situationen. Ich versuche im Guten mit ihm zu reden, versuchs im Bösen. Ich drohe damit (leider inkonsequent), ihn zu verlassen, dann dreht er den Spieß um und sagt, wenn ich so weitermache (WENN ICH SO WEITERMACHE!!!), zieht er bald aus.
Ich lasse mir die Wochenenden versauen, ich lasse mir Weihnachten versauen. Ich führe kein glückliches Familienleben. Es dauert bis zu 8 Wochen, bis ich mich von einer „Aktion“ erholt habe, danach kommt die nächste.
Ich beobachte sein Trinkverhalten (er nippt nicht an einer Flasche Bier, er hängt sie an den Hals, und in zwei Zügen ist sie leer) und muss fast kotzen nur vom zusehen.
Ich rede nach einer „Aktion“ wochenlang nichts mit ihm, fühle mich nicht wohl zu Hause, bis alles wieder in den Alltag übergeht, ohne drüber geredet zu haben.
Ich kann nachts nicht schlafen, wenn er weg ist, habe Herzrasen. Darüber macht er sich dann auch lustig („hast du wieder die ganze Nacht auf die Uhr geguckt; Ja wo bleibt er denn bloß?“) All das nimmt er nur zu gerne in Kauf für eine Nacht zügelloses Trinken.
Zu meiner Frage 3: Inwiefern muss ich mein Kind schützen? Was wird aus ihm, wenn sein Vater ihm vorlebt, dass man jeden Tag Alkohol trinken muss (beim Holz hacken, beim Auto reparieren, beim Keller aufräumen, beim Nachhausekommen) und ganz besonders dann, wenn Besuch kommt? Wann darf ich mein Kind nicht mit seinem Vater alleine lassen? Was ist schlimmer, dem Kind den Vater zu nehmen oder den Vater ein schlimmes Vorbild sein zu lassen?
Zu 4: Muss ich mich trennen, damit er aufhört? Und muss ich ihm das Kind entziehen? Bisher hatten mein Kind und ich keine Chance gegen den Alkohol. Haben wir die, wenn wir ihn sich selbst überlassen? Merkt er dann, was er verlieren könnte durch die Sauferei? Brauche dringend eure Hilfe!!!
(Hab diesen Text schon im Vorstellungsbereich geschrieben, hoffe, es ist richtig, dass ich ihn hier auch nochmal reinsetze, denn das ist - glaub ich - die richtige Rubrik.