Hallo zusammen!
Lange, lange habe ich mich nicht mehr im Forum blicken lassen (ich glaube es sind fast 5 Monate). Ab und zu habe ich bei anderen in Threads gelesen. Ich brauchte den Abstand von dem Thema, da ich um mich herum so viel zu tun hatte.
Zur Erinnerung: Mein Vater ist seit fast 10 Jahren Alkoholiker, war schon sehr oft im Krankenhaus zur Entgiftung, schaffte es auch mehrmals für ein paar Monate trocken zu bleiben und fing letztendlich wieder an. Letztes Jahr im Januar lag er ein paar Tage im Delirium und die Ärzte haben ihm nicht mehr lange gegeben. Bis September war er trocken, trank dann bis Dezember und musste wegen seiner Leberzirrhose wieder eingeliefert werden - diesmal ging er sogar freiwillig ins Krankenhaus. Mittlerweile ist er trocken - wie lange das anhält wird er entscheiden.
Wie gesagt; ich wohne nun fast drei Jahre weg von zu Hause und hatte endlich Zeit, mich um mich selbst zu kümmern. Keine einfache Zeit...Schliesslich kannte ich es gar nicht, mich um mein Leben zu kümmern, war immer für die Familie da. Und dann erst noch eine mir fremde Stadt, neue Menschen...Letztes Jahr machte ich eine ziemliche Krise durch. Nachdem von meiner Kollegin die Schwester Selbstmord beging, hinterfragte ich mein ganzes bisheriges Leben und einfach alles um mich herum. Ich war quasi im Dauerstress. Da kam der Ablösungsprozess von zu Hause auf mich zu, und viele meiner Muster kamen ans Tageslicht.
Ich hatte über die Jahre solche ein "Schwarz - Weiss - Denken" entwickelt, dass ich mich immer zu fragte (manchmal noch heute), was ist denn nun richtig und was ist falsch? Aber darauf gibt es ja bekanntlich keine Antwort, wenn es sich nicht gerade um eine Rechenaufgabe handelt
Ich musste erkennen, dass alle Menschen so unterschiedlich sind und jeder mit seinen Problemen anders umgeht, eben auch, soweit es einem möglich ist. Denn als ich das erste Mal mit Selbstmord konfrontiert wurde, fragte ich mich schon, aus welchen Gründen man das tut. Das machte mir Angst, denn auch darauf gibt es keine Antwort.
Irgendwie begann ich erst dann richtig zu leben. Ich nahm plötzlich alles wahr, wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte. All das Schöne im Leben, aber auch die schmerzlichen Gefühle. Auch das machte mir Angst. Anfangs war das für mich kaum auszuhalten, habe ich doch zuvor nur funktioniert. Teilweise konnte ich meine Gefühle gar nicht einordnen. Ich habe vor so vielen Dingen Angst, teiweise kleinste Dinge. Jetzt kenne ich die Gründe/Umstände und kann damit umgehen bzw. mich den Ängsten stellen.
Ich habe auch gemerkt, dass mich die Leute ganz anders sehen, als ich mich selbst sah. Viele finden mich mutig, humorvoll, intelligent...Mir das einzugestehen, kam mir fast eingebildet vor, war ich doch immer so bescheiden und wurde auch dafür gelobt
Heute gelingt es mir besser, meine positiven Seiten zu sehen, aber auch meine Schwächen akzeptieren zu können. Allerdings muss ich mir dies immer wieder vor Augen halten, denn an "schwächeren" Tagen, packen mich doch mal wieder die "negativen" Gedanken.
Soviel für heute...
Liebe Grüsse
Rina