Hallo zusammen,
ich sitze hier gerade mit ziemlich starken Halsschmerzen, beginnender Triefnase und Abgeschlagenheit auf meinem Sofa und päpple mich mit viel Tee, Obst und Vitaminen.
Nachdem Anfang der Woche viel "Action" war. Freunde sind zu Besuch gekommen und wir haben einen schönen Nachmittag in der Stadt verbracht, wo ich mich als Stadtführer betätigt habe. Das hat mir super gefallen und kam auch sehr gut an. Mir macht es solchen Spaß, anderen Menschen etwas zu vermitteln und zu zeigen. Das war ganz ich und ich fühlte mich auch total wohl.
Abends waren wir dann alle zusammen im Konzert und da war wieder ein Zwiespalt. Das Konzert war ein schönes Erlebnis und es war toll, die netten Menschen wiederzusehen. Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte, als die anderen mich "dazu bewegen wollten", einen Kommentar in Richtung "einmalig", "gigantisch" und unvergleichlich abzugeben. Ich habe ausweichend reagiert und konnte einfach nicht sagen, dass mir die Musik zwar gefallen hat, aber die Gemeinschaft der Leute, die alle Fans von dieser Musik waren, finde ich viel toller. Wann immer ich die Menschen treffe, fühle mich so aufgehoben, akzeptiert wie ich bin, wichtig genommen und integriert. Das ist soooooo schön Ganz anders als in meiner "künstlichen" Berufswelt, wo es um Macht und "besser sein" ging. Den Unterschied merke ich jetzt.
Zum Frühstück war ich dann nochmal im Hotel der Freunde, bevor sie wieder abgefahren sind. Ich werde sie im Sommer wiedersehen und freue mich schon drauf Und dann will ich dran arbeiten, zu sagen, dass mir die Musik gefällt, aber ich einfach nicht der 100% Fan bin und ja auch nicht sein muss.
Naja, und dann bin ich wieder in die Falle getappt. Ich wusste, dass ich durch die zwei Tage wieder Zeit für die Weiterbildung verloren hatte und wollte das fertigmachen, mich mit meiner Lerngruppe treffen, Einkaufen, Kuchen backen, putzen usw. . Morgen hatte ich schon mit einer Bekannten ausgemacht, dass wir uns nach meinem Zahnarzttermin treffen und ich dann weiter zu meinem Freund fahren. Schon gestern ging ich im Geiste durch, was ich wann machen kann und fühlte mich unwohl, müde und gestresst. Ich wollte wieder mal alles perfekt machen und nicht zugeben, dass es mir zuviel ist.
Tja, ich schlief schlecht letzte Nacht und wachte mit starken Halsschmerzen auf, die sich nun wie oben genannt auswirkten. Die Aktivitäten sind abgesagt. Hmmmm
Immer wieder falle ich rein und überfordere meinen Körper, bis er die Notbremse zieht. Jetzt darf ich ihn wieder aufpäppeln und pflegen und hoffe, dass er mir meinen Perfektionismus verzeiht.
Ach ja, ich wollte noch was loswerden. Ich habe die Woche wieder mit meinem Ex-Freund telefoniert und es war einfach eine schöne Erfahrung. Wir haben auch drüber gesprochen, dass wir nichts voneinander wollen und dass es nur so gut klappt mit dem Gespräch, weil wir eben den Abstand zueinander haben. Viele Streitsituationen von damals kann ich nun verstehen, weil ich den Blick mit Abstand habe. Da wir beide gerade gleiche Probleme haben, reden wir viel über Problemlösung.
Ich versuche nun mir klarzuwerden, ob das nun gut ist oder schlecht oder ob kein Schwarz-Weiß-Denken angebracht ist sondern mein Gefühl entscheidend ist. Ich bin mir sicher, dass mein Co-abhängiges Verhalten auch viel zu den Streitpunkten in der Ex-Beziehung beigetragen hat. Mein Ex-Freund sagte mir, wie ihn meine Unentschlossenheit und schwankende Entscheidungen auf die Palme gebracht hatten. Und er ist auch so ein Typ wie ich, der Harmonie sucht und es jedem Recht machen will. Also zwei Co-Abhängige in einer Beziehung. Das ist wohl eher schwierig.
Ich möchte aber meinem jetzigen Freund von diesen Telefonaten erzählen, weil ich keine Geheimistuerei mehr möchte. Das war früher in meiner Herkunftsfamilie an der Tagesordnung. Aber schwer fällt es mir doch, weil ich mir wieder ausmale, wie mein jetziger Freund vielleicht eifersüchtig wird und sich Sorgen macht, dass ich zu meinem Ex zurückgehe. Aber ich will mich nicht mehr von Ängsten dominieren lassen.
Ja, nun werde ich mal sehen, dass ich diese Erkältung schnell wieder loswerde und meinem Körper nicht mehr soviel Gründe gebe, krank zu werden.
Liebe Grüße,
Sonnenstrahl