"frisch" veliebt und schon vor dem Ende?

  • Hallo Jochen,

    danke, dass Du Dich an das Forum wendest und schreibst.

    Wenn Du noch etwas hier liest und die Entwicklungen verfolgst, dann haben eingefahrene Langzeitbeziehungen manchmal eine Überlebenschance, junge, vom Liebesrausch vernebelte Beziehungen halten meist nicht lange.

    Du bist erschrocken, kontrollierst, denkst ob Du es schaffst, das kann sich alles ziehen, auch einige Jahre. Ob es Dich glücklich und zufrieden macht, ob Dir eine Dreierbeziehung auf Verdacht so viel wert ist oder ob Du darauf wartest daß sich etwas bewegt und vielleicht eines Tage eine vollkommen veränderte Frau vor Dir steht liegt in Deiner Hand.

    Heilen oder helfen oder verändern kannst Du mit Liebe wenig.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Grüss dich Jochen,

    auch ich bin in eine neue Beziehung geraten, von der ich dachte, die Liebe kann alles heilen. Sie tut es nicht, meine Beziehung wird am 1. JUNI ein Jahr alt. Er zieht sich an mir hoch, muss vor mir nichts verheimlichen, fängt aber heimlich zu trinken an. Hört dann wieder für 4-8 Wochen zu trinken auf. Kalter Entzug, allein, ohne mich. "Quartalskomasaufen" mit Wodka, Wein und ganz viel gurgeln mit Mundwasser.

    Manchmal macht es mich agressiv. Ich habe eine eigene Wohnung und gehe wenn er sich "ertränkt". Aber ich liebe diesen Menschen. Wenn er nüchtern ist, ist er wunderbar. Wie lange man das aushält und ob es gut tut.....keine Ahnung, oder doch-ich glaube es tut nicht so gut, wenn man keinen Abstand halten kann.

    Ich habe keine vorherigen Ehrfahrungen mit einem Alkoholiker zu leben, dies ist mein erstes mal.

    Viele Grüsse, Kernkraft

  • .....vielleicht werden wir von unserem Gegenüber gar nicht verstanden, sondern einfach nur umgarnt. Sie verstehen sehr gut, genau dass zu sagen, was man so gerne hört.

    Mein Schatz sagte mir z.B. am Sonntag mindestens 20mal, wie schön ich doch sei. Ich meinte nur dazu, dass jede Frau nach einer Flasche Wodka schöngetrunken ist. Ich wäre gemein, meinte er und musste lachen. Heiraten will er auch immer, aber nur wenn er blau ist..................

    Trotzdem haben wir viel gemeinsam und komischerweise habe auch ich dieses Gefühl, dass es doch so gut passt, wenn da nicht diese Sucht wäre. Sie zehrt auf, nagt an meiner Substanz. Es tut weh zu sehen, wie ein Mensh den man liebt, langsam zu Grunde geht.

    Abschalten lässt sich die Liebe nicht. Ich jedenfalls habe den Schalter dafür noch nicht gefunden. Ich liebe auf Abstand und hoffe, dass das Schlimmste nicht eintrifft.

    Ich habe gerade einen Suizid innerhalb meiner Familie zu verarbeiten. Was er tut ist auch Suizid....nur auf Raten. Ich hoffe ihm helfen zu können, wenn er in Lebensgefahr schwebt und momentan hoffe ich, dass er noch lebt.

    Ich wünsche dir viel Kraft für deine Entscheidung

    Kernkraft

  • Hallo Jochen!

    Willkommen hier im Forum!
    Hier sind viele andere wie ich, die lange mit einem Menschen zusammenleben, weil er uns so viel gegeben hat. Weil wir uns liebten.
    Weil wir total abhängig wurden.
    Du schreibst, dass sie dir auch Liebe zurückgibt.
    Das ist sicher für dich im Moment sehr schön, aber irgendwann kann sie es nicht mehr.
    Mein Mann war auch ein Heimlichtrinker. In den vergangenen Jahren habe ich sehr viele Verstecke gefunden. Er hat es aber immer wieder abgestritten.
    Manchmal dachte ich nur: Wer spinnt jetzt?
    Manchmal habe ich an mir gezweifelt.
    Jetzt gibt er alles zu. Jetzt antwortet er auf meine Fragen mit ehrlichen Worten.
    Wir haben aber eine lange Zeit dafür gebraucht. Leider.
    Ich bin gespannt, was deine Freundin auf deine Vorwürfe sagen wird.

    Aber erst mal wünsche ich dir ganz viel Kraft, den für dich am besten Weg zu gehen.
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Anmerkung 22.04.09: Er lebt..........

  • Hallo Jochen,

    herzlich willkommen im Forum.

    Zitat

    und ich schäme mich für meine mutlosigkeit


    Es gibt keinen Grund, dich zu schämen. Ich und viele andere hier, wissen, was in dir vorgeht, und wie schwer es ist ein solches Gespräch zu führen.
    Da ist ganz viel Angst im Spiel, auch vor der Reaktion des anderen.

    Denn meistens wird ja alles abgestritten, und die eigenen Wahrnehmungen werden so gekonnt zerstreut, das man an sich selbst zweifelt.
    Wenn ich daran denke, was mir mein Mann alles aufgetischt hat, an Lügen, Ausreden usw. Das fatale daran ist, das ich ihm lange Zeit nur zu gerne geglaubt habe, weil ich wollte, das alles gut wird.

    Helfen kann ich ihm nicht, dieser Schritt müßte von ihm ausgehen, das heißt: Krankheitseinsicht.
    Ich kann nur etwas für mich tun, und damit habe ich mit Hilfe des Forum beginnen können.

    ich wünsch dir ganz viel Kraft.
    lg Lämmchen

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Jochen,

    es sind Deine Gedanken. Ich dachte meine Frau in und auswendig zu denken, dabei habe mich dann oft verdacht.

    Schämst Du Dich für Dich? Warum, weil Du Angst hast? Angst ist doch etwas Tolles, sie schützt Dich und zeigt Dir das Du etwas tun kannst.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Jochen,


    dieser Satz: Der Wald hat so viele Bäume, warum setzt Du Dich unter einen kranken? hat mich mitten ins Herz getroffen, er geht mir seit zwei Stunden nicht aus dem Kopf. Ich habe es allein nicht geschafft, hast Du Dich mal mit dem Gedanken getragen, eine Angehörigengruppe aufzusuchen.


    Liebe Grüße Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Hallo Jochen,

    Seite 50, wow, Du liest das alles, hm, lange her, die habe ich mal überflogen, da gibt es schon zu viele Gedächtnislücken, gut das alles hier steht. Auch heute noch kommen da starke Gefühle hoch. Die Gefühle in uns gehen ja nicht weg, nur weil man sich trennt oder ein neues Leben beginnt. Sich zu trennen ist ja kein Gedankendelete.

    Meine Gedanken sind fertig geschrieben, nur verändern sie sich während des Schreibens, während des Lesens, von morgens bis abends. Ein schönes Gefühl. Es gibt noch viel zu deleten und zu verändern. Danke, dass Du mich auf einige alte Gedanken aufmerksam gemacht hast. Als ich hierhin kam, es war nicht viel anders bei mir und ist hier nachzulesen.

    Der Waldbaumgedanke ist gut. Herzen sind unverschenkbar, ohne Deins kannst Du nicht leben, es wird immer Deins bleiben und es ist ziemlich kompliziert an anderes an dessen Stelle zu setzen.

    Vielleicht fängst Du mit der Liebe an, statt mit Bäumen. Was liebst Du an Dir?

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Lieber Jochen,
    ein nachträgliches Herzliches Willkommen von mir.
    Ich lese dich sehr gerne.

    Zitat

    wenn ich mir aus einem wurf welpen einen aussuchen soll, ist es dann immer der rumgeschubste , kleine, verängstigte, den ich mir aussuche?

    bin ich der, der immer hilfe für andere parat hat und viel energie dort hinein stecken kann, anderen zu helfen. (mir aber eher nicht)

    finde ich immer den "passenden" partner mit irgendeiner "macke" die mich von meinen prima ablenkt?

    haben wir (ich) aus eigenem hintergrund genau diese affinität zu solchen begegnungen entwickelt?

    Ja, ja und nochmal JA. Solange wir uns nicht aus festgefahrenen Mustern lösen, suchen wir uns immer wieder die Partner (und Situationen) aus, die wir
    a) kennen und
    b) für unsere Weiterentwickling brauchen.
    Die Macken dieser Menschen spiegeln doch nur unsere eigenen Macken.
    Ich glaube, wir stossen uns selbst solange mit der Nase auf ähnlich gartete Partner und Beziehungen, bis wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir begreifen, dass wir in der Sackgasse gelandet sind.

    Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass die Beziehungen von mal zu mal extremer werden.
    Unser Unterbewusstsein weiß ja alles, will uns am Ende mit dem Holzhammer auf unsere Schräglage hinweisen.
    So war es zumindest bei mir.
    Erst die Verbindung mit einem alkoholkranken Partner hat mich RICHTIG wachgerüttelt, weil es am Ende sogar bei MIR um Leben oder Untergehen ging, nicht nur bei meinem Mann.

    Das Bild mit dem Baum erinnert mich an ein Gespräch vor ca 12 (!!!!!!!) Jahren mit einer ehemaligen Freundin.
    Ich war erst ein Jahr mit meinem Mann zusammen. Sie erkannte damals schon, dass er ein Alkoholproblem hat und meinte nur:
    "Er hat's nicht im Griff."
    Ich wolllte das nicht glauben.
    Sie sagte:" Stell Dir vor, Du seist ein Baum. Der eine Mann gießt Dich und lässt Dich in Ruhe gedeihen und Früchte tragen, der andere erntet NUR und laugt dich aus. Das tut Dein trinkender (damals noch) Freund."

    Dieser Satz hat sich eingebrannt.
    Was soll ich sagen....
    Ich hab nicht hingeschaut, hab ihn trotzdem geheiratet, die ersten Jahre ständig an meiner Wahrnehmung gezweifelt und mich von Lügen und Ausreden einlullen lasse. Die letzten Jahre wurde mein innerer Aufschrei nach Leben so laut, dass ich massiv gegen den Suff gekämpft habe. Mit allen Mitteln.
    Es waren harte Jahre, aber irgendwie bin ich dankbar, da durchgegangen zu sein.

    Aber auch ich habe ihn auf meine Art ausgelaugt. Er musste doch auch herhalten für MEINE Unzulänglichkeiten. Er war lange mein Grund, es mir schlecht gehen zu lassen.
    Bis zu dem Punkt, als ich ganz unten war. Mein Tiefpunkt.

    Und diese Erkenntnis ist Voraussetzung, immer schön bei mir zu bleiben, die Ursache in mir zu suchen, nicht bei ihm.
    Zwei Menschen, die sich gegenseitig den Saft abziehen.

    Hätte ich diese Prüfung nie durchlebt, stünde ich heute nicht da, wo ich stehe.
    Ich habe zu einer Klarheit gefunden, erlebe Zufriedenheit, wo ich früher nur rumjammerte (auf hohem Niveau), weiß, was ich will (sprich: bin selbstbewusst), ich mag mich (war früher wohl nicht so), und nicht zuletzt hab ich erfahren, wie stark ich eigentlich bin, ich lebe intensiver, offener, genussvoller, bewusster, selbstbestimmt.

    Manch einer braucht, um das alles zu erkennen, keine so harte Prüfung.
    Ich anscheinend schon.
    Und da wäre ich wieder bei Deinen Fragen angelangt.

    Ja, wir suchen uns die Partner, die wir für unsere Entwicklung benötigen.
    Nehme ich die selbstauferlegte Herausforderung an, komme ich weiter.

    Für den einen heißt das: Trennung vom nassen Partner.
    Für den anderen: totale Abgrenzung.
    In beiden Fällen ist es ein Weg zu einem gesunden Egoismus, zu einem ICH. Zur Selbstbestimmung. Zur inneren Freiheit.
    Erst dann ist eine gesunde Begegnung mit einem Du möglich.
    Ohne Abhängigkeiten.

    Ein interessanter Weg.
    Ich stehe am Anfang.

    Das waren meine Gedanken. Ist ein kleiner Roman geworden.
    So ist das bei mir.
    Manche threads inspirieren mich ungemein, meine Gedanken spazierengehen zu lassen.

    Danke Dir dafür.

    Ich wünsche Dir das Beste,

    Liebe Grüße
    von

    Thelma

  • Hallo Ihr Anwesenden,

    ich möchte mich anschließen in der Aussage, dass dieser Thread mich ebenfalls inspiriert.

    Meine Co.-Abhängigkeit durchlief verschiedene Phasen. In der ersten Phase habe ich noch nicht gelitten, sondern war eher berauscht von dem glorreichen Helfergefühl retten zu wollen. Sicher hätte ich damals auch das schwache ängstliche Hündchen aus dem Korb genommen, heute würde ich mich für einen kessen und wachen Welpen entscheiden. Hätte mir vor ein paar Jahren ein Berater, Mahner, Zweifler gesagt:"dass schaffst du nicht", hätte gerade diese Aussage mich zu Höchstleistungen angespornt, es dennoch zu schaffen, weil es in der Natur der Sache liegt, dass ich als Co. das Unmögliche Herausragende schaffen will. Ich hatte meinen eigenen Weg zu gehen und meine Erfahrungen zu machen, die konnte mir niemand nehmen. Zur Zeit in der Therapie konnte ich wie aus der Pistole geschossen antworten, was ich alles an mir bemängle, die Frage, was ich an mir liebe, machte mich fast verlegen. Ich besorgte mir ein Schächtelchen und schrieb auf vielen kleinen Zetteln meine liebenswerten Eigenschaften auf, so nach und nach kamen sie zum Vorschein. Auf dieses kleine Schatzkästchen greife ich zurück in Zeiten des Verzagtseins und Zweifelns.


    Lieben Gruß Laurina :wink:

    Hinter jeder Sucht steht eine Sehnsucht, hinter jeder Sehnsucht steht eine Hoffnung.

  • Lieber Jochen,

    wenn Dir jemand sagt: trennt Dich von dieser Frau, das Leben bietet so viele Möglichkeiten, dann wirst Du tausend Gründe finden warum das genau bei Dir nicht so ist. Du wirst tausend Antworten finden die alle neue Fragen aufwerfen und immer mehr ein kleines Bisschen mehr weh tun. Da musst Du jetzt durch, so oder so oder Du gehst, wie viele die hier landen und denkst, was Du hier liest ist von Spinnern und Verrückten geschrieben worden die anders sind als Du, dann komm bitte wieder, denn es gehört dazu immer wieder neu anzufangen, dann sägst Du halt mal Sägemehl, im Wald.

    Es geht hier um Dich, nicht darum was die Leute sagen, nur um Dich.
    So um die Zeit vor 3 Jahren, telefonierte ich nach einem schönen Wochenende in der Rehaklinik in der meine Frau wegen eines Infarktes war und sie lallte mich an ich möchte doch später nochmals anrufen, sie säßen gerade alle so vergnügt zusammen. Ich war damals außer mir, weil der Infarkt nicht zur Trockenheit führte. Ich bin nach 3 Jahren erstmals am Telefon ausgeflippt und wurde gefragt: wenn du mir nicht vertraust, dann hole mich morgen ab, ich werde die Koffer sofort packen. Ich habe die Koffer nicht abgeholt, es dauerte nochmals über 2 Jahre.

    LG und ein schönes Wochenende Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Jochen,

    da hast Du klasse Ansätze für Dich gefunden. Das interessante ist doch, daß all die künstlichen Füllmittel, nicht die Löcher stopfen, die wir Jahre mit uns herumschleppen.

    Bis zum Rand abgefüllt als schweizer Käse, da schießt alles durch die Löcher wieder raus.

    Viel spaß beim Zuschmieren der Löcher, es geht und liegt in Deiner Hand.

    LG kaltbut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

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