Mein persönlicher Albtraum

  • Guten Morgen Kiddo!

    Auch wenn wir zwei - mein Mann und ich - hier als "Paradebeispiel" gelten, werde ich dir auf keinen Fall den Rat geben, bei deinem Mann auszuhalten.
    Ich nehm dich jetzt erst mal ganz fest in die Arme.
    In deinem Fall ist eine Trennung unwiderruflich wichtig. Erst mal für Dich!
    Damit du wieder zu deiner Ruhe finden kannst. Zu dir.
    Und dann für ihn, damit er endlich sein Leben erkennen kann und - wenn er es wirklich will - ändern kann. Für sich.

    Wie geht es nun für dich weiter? Hast du schon eine neue Wohnung in Aussicht?
    Wenn nein, dann lenk dich damit ab, eine zu suchen. Vielleicht hilfts. :roll:
    Oder plane die Einrichtung usw.
    Mir helfen immer aktive Sachen, wo ich mit dem ganzen Körper handeln kann. Deswegen bin ich auch froh, das Fitnesstudio für mich entdeckt zu haben, obwohl ich mich jahrelang darüber lustig gemacht habe, es verpönt habe.
    Jetzt in meiner "Verarbeitungsphase" (Dank meiner Therapie, dem Forum und meiner Anghörigengruppe) spüre ich immer wieder, dass der körperliche Ausgleich - bin arbeitsmässig aber trotzdem körperlich tätig - mir geistig unheimlich guttut. Und natürlich seelisch.
    Das ist dir im Moment wahrscheinlich kein guter Rat, aber vlt. später.
    Wenn du wieder einigermassen Kraft geschöpft hast - DAS WÜNSCHE ICH DIR VON HERZEN - rate ich dir ( :oops: ) ein Hobby zu suchen, das dich ausfüllt und dir Spaß macht.

    Für heute alles Gute, Entspannung und ein Fünkchen Ruhe wünsche ich dir noch dazu.
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Gotti,
    danke für deine lieben Worte. Ich stehe irgendwie immer noch neben mir... kann gar nicht glauben, dass meine große Liebe jetzt mit so einem Knall zuende geht.
    Auf der einen Seite bin ich sehr froh, dass er jetzt nicht mehr hier ist, ich diese Verantwortung nicht mehr habe und auch niiiiiiie wieder übernehmen werde. Andererseits bin so tief traurig und enttäuscht, dass wir es irgendwie nicht geschafft haben, wo ich doch am Anfang überzeugt war, dass wir allen Unkenrufen zum Trotz der Welt die Stirn bieten würden. Tja, der Welt schon... aber dem Alk nicht!

    Jetzt ist es wie es ist, die Trennung ist für mich der einzige Weg wieder zu leben, mich wiederzufinden und wenn es so sein soll, dann als Single zu leben. Ich freue mich auch (manchmal zumindest) nur an mich zu denken, Sachen für mich allein zu tun und auf niemanden Rücksicht nehmen zu müssen.

    Eine Wohnung habe ich schon in Aussicht... Anfang nächster Woche wird es wohl endgültig entschieden werden- hoffentlich für mich!

    Wie es mit ihm weitergeht liegt jetzt in seiner Hand. Meine letzte Aktion für ihn, ich sorge dafür, dass seine Sachen ordentlich eingelagert werden und dann kann er selbst entscheiden ob er nach dem dreiwöchigen Entzug eine Langzeittherapie macht oder nicht.

    Noch bin ich durch die ganze Arbeit abends immer so fertig, dass ich gar nicht dazu komme über mich selbst groß nachzudenken. Aber ich muss gestehen, dass ich vor der Zeit, in der ich mit mir alleine sein werde, Angst habe.

    Ich werde hier weiter berichten wie es mir geht.

    Lieben Gruß
    Kiddo

  • Hallo Kiddo,

    schlimm, was du durchmachst.
    Aber für mich sieht es so aus: Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende!
    Er ist jetzt ärztlich versorgt, er kann sein Leben jetzt neu ordnen.
    Du bist nicht mehr zuständig! (Warst du natürlich nie, aber jetzt eben wirklich nicht mehr.)

    Und jetzt bist DU dran! Endlich kannst du Schritt für Schritt zur Ruhe kommen, dich selbst wiederfinden, dein Leben leben.
    Ich glaub nicht, dass du davor Angst haben musst.

    Ganz liebe Grüße
    Doro

  • Hallo, das hört sich alles nicht so gut an, versuche auch mal an dich zu denken, so wie ich, ich denke mittlerweile, er ist ja selbst schuld, wenn er sich langsam in den Tod trinkt.
    vor ein paar Tagen meinte er, er spüre, es gehe nicht mehr lange, war wohl ein Druckmittel, habe ich auch hier im Forum erfahren.
    Das und ander Gedanken machen mich immer wieder nachdenklich, ich traue mich nicht, meinen Mann so richtig auf den Alkohol anzusprechen, wie machst du das?

  • Noch was:

    Ich würd ein bisschen wachsam sein, ob dir das Gespräch mit den Nachbarn gut tut...
    Wenn du dich trennen willst und die sind so stolz auf ihre trockene Beziehung, dann bekommst du nachher doch noch das Gefühl, ihm helfen zu MÜSSEN.
    Aber das musst du nicht.

    Ich selbst habe mich ja mit meinem Mann nochmal eingelassen, als er trocken war. Ich bereue es nicht, aber jetzt hatte er eben nach 5 Jahren seinen Rückfall und alles ist wieder ganz schlimm. Also, dieses Rückfall-Risiko existiert einfach, das ist Faktum. Auch nach 5 oder 10 Jahren. Und ich will es einfach nicht nochmal durchmachen müssen, selbst wenn er es diesmal nochmal packen sollte. Diese Enscheidung muss jede für sich alleine fällen, ob man dieses Risiko mittragen möchte oder nicht.

    Und brauchen tut er mich schonmal gar nicht.
    Eine Trockenheit, die nur auf der Hilfe durch eine Partnerin funktioniert, ist irgendwie faul.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Doro,

    das gleiche Gefühl mit den Nachbarn hatte ich auch, deswegen bin ich einem Gespräch auch bisher aus dem Weg gegangen und hoffe das das noch länger klappt. Ansonsten werde ich halt sagen, dass es für mich das Beste ist und ich diese Entscheidung jetzt getroffen habe und durchziehen werde.

    Wahrscheinlich werde ich als Drachen gesehen, aber das ist auch egal jetzt. Vorhin im Krankenhaus habe ich auch gegenüber den Schwestern nochmal klar gemacht, dass er, sollte er auf die verrückte Idee kommen sich nach Hause entlassen zu wollen, kein Zuhause mehr hat. (O Gott wie schrecklich das klingt!!! ) :cry: "Ich löse meine Wohnung gerade auf, kümmere mich um seine Möbel und er hat jetzt die Chance befreit von der Sorge um seinen Besitz, sich nur seiner Gesundheit zu widmen."
    Trotzdem guckten die Pfleger und Krankenschwestern mich an, als hätte ich gerade die größte egoistische Gemeinheit von mir gegeben, die es überhaupt gibt. :(
    Naja, ein bisschen hab ich mich aber auch so gefühlt. Co lässt grüßen!

    Jetzt werd ich schlafen gehen, morgen ist ein neuer Tag, an dem vielen ungepackte Kisten auf mich warten :roll:

    Lieben Gruß

    Kiddo

  • Hallo Kiddo,

    oh, wie ich das Gefühl kenne.
    Ich hab das vor kurzem, als mein Mann im Krankenhaus war, auch gleich klar gemacht: Wir sind getrennt und zu mir kann er nicht.
    (Aber eine andere Wohnung hatte er auch nicht!).
    Hab mich saublöd gefühlt.

    Muss man irgendwie ignorieren, das Gefühl. Du wirst immer mal wieder auf jemanden treffen, der es unmenschlich findet, wenn du dich nicht mehr kümmerst. Aber du weißt es besser. Und eigentlich sollten Fachleute im Krankenhaus es auch besser wissen. Vielleicht bildet man sich das manchmal auch nur ein, dass die Leute kein Verständnis haben.
    Oder sie sind einfach genervt, weil jetzt es die Sache für sie komplizierter macht. Keine Ahnung.

    Soll nicht dein Problem sein.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Ladies,
    erlaubt Euch mal in eine gegenteilige Richtung zu denken:

    Das nämlich das Pflegepersonal erstaunt ist, dass jemand konsequent ist! Im Pflegebereich ist man/frau oftmals bestens informiert welche Folgen die Abhängigkeit hat und wie die Angehörigen dafür sorgen, eine solche Sucht am Leben zu erhalten.

    Polizei, Ärzte und Pflegepersonal erleben beständig wie Partner oder Familienangehörige in einer unheilbringenden Situation (wider besseren Wissens!) bleiben.

    Alle sie sind erstaunt, wenn Angehörige den Absprung schaffen.

    Ich habe selber lange in einem Pflegeheim gearbeitet, micht mit Ärzten und Polizei über das Thema Alk unterhalten. Ebenso hochprozentig wie Alkoholiker krank sind, erleben diese Helfer wie Angehörige sich selber nicht helfen und nicht helfen lassen wollen! Sie erleben beständig wie Partner zurück gehen, egal wie groß seelische oder körperliche Gewalt ist!

    Erlaubt den Leutchen einen erstaunten Blick, wenn es "mal" jemand schafft.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hi kiddo,
    auf einen Rutsch Deinen Thread durchgelesen bis hier. Beeindruckt bin ich davon, wie sehr Dir Dein Herz auf der Zunge liegt und Du hier Deine Gefühle so treffend beschreiben kannst.

    Als ich zu dem Beitrag kam mit dem Notarzt, dachte ich "Endlich, jetzt kann sie SEINE Verantwortung nicht mehr übernehmen" - auch wenn Du es noch wolltest, denn jetzt waren die äusseren Umstände so, dass Du sie garnicht mehr übernehmen konntest.

    Als Krankenschwester sage ich Dir, dass es klasse war, den Notarzt zu rufen, dass es genau richtig war im KH zu sagen, dass er bei Dir kein Zuhause mehr hat und dass ich Dir ganz fest die Daumen drücke, dass das mit Deiner Wohnung für Dich klappt.

    Ich bin nun schon seit über einem Jahr von "meinem Alki" getrennt und am Anfang war da einfach Leere, Verzweiflung und Schwarzsehen. Dank meinem Fellmann hatte ich Struktur, musste dreimal täglich mit ihm raus und nach und nach lichtete sich die schwere, bleierne Dunkelheit. Das Schreiben hier und die Gespräche mit mir lieben Menschen halfen mir sehr.

    Trotzdem kamen Momente der Einsamkeit, des Zweifels und dem nicht wissen, wo ich meine Konsequenz nun einsetze. Ich hab alles hier gelassen und jetzt ist mein Leben ruhiger, meine Wohnung ist wieder "nur" meine Wohnung, meine Ruhe ist meine Ruhe und auch wenn er sich heute noch ab und zu meldet und versucht meine Co-Knöpfe zu drücken, so ist es doch mein Entscheid, ob ich mit ihm kommunizieren will oder nicht.

    Meiner Ruhe und Zufriedenheit zuliebe, die ich in den letzten Monaten wieder gefunden habe, will ich nicht.

    Für mich gab es nichts besseres, als ihn zu verlassen und nichts schmerzlicheres als zu erkennen, dass meine vermeintliche grosse Liebe nichts anderes als Abhängigkeit war.

    Ich les Dich gerne weiter! Hier bist Du nicht alleine!

    Herzliche Grüsse
    skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

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