Vom Alkohol beherrscht?

  • Hallo!

    Ich bin mit einem Alkoholiker verheiratet und selber Co Abhängig. Eigentlich bin ich damit beschäftigt meine Co Abhängigkeit zu bekämpfen und kurz vor der Trennung. Als ich gestern meinen Mann sagte , daß ich so nicht mehr weitermachen möchte, sagte er , daß er jeden Tag betet , daß ihm es nicht wieder passiert sich volllaufen zu lassen. Er sucht jedoch nicht nach Hilfe. War das eine Ausrede , ein übler Scherz oder kann es wirklich sein, daß man selber Angst vor seiner Sucht hat und trotzdem nichts dagegen unternimmt?
    Ich denke mir , man nimmt ja doch im vollen Bewußtsein sich zu betrinken die Flasche in die Hand. Für mich hat das so geklungen als ob eine äußere Kraft ihn dazu zwingen würde!
    Ich stelle diese Fragen weil ich irgendwie verstehen möchte warum er einfach alles zerstört was er sich früher so sehr gewünscht hat (Familie und Kinder)

    Liebe Grüße

    Zwetschke

  • Hallo Zweschke,

    nun ja ich kann da nur von mir und meinem Erlebtem schreiben :wink:

    Ich bin nun wieder 16 Monate trocken und mir bewusst, das es ein Stillstand, der eigendlichen Krankheit ist. Geheilt werden wir Alkoholiker nicht, wir aber aber eine gute Möglichkeit Uns Hilfe zu holen oder uns wirklich helfen zu lassen.

    Wichtig ist, das man auf jeden Fall erst mal zu einem Arzt gehen sollte denn, kalter Entzug, kann auch tötlich sein, das vorweg.

    Auch musst Du Dir in erster Linie Hilfe für Dich holen, denn Du siehst Dich ja auch als Coabhängig. Das sind dann zwei paar veschiedene Süchte, die auch auf die einzelen Personen bezogen, Hilfe beansprucht.

    Nun zu Deiner Frage :wink:

    Als ich gestern meinen Mann sagte , daß ich so nicht mehr weitermachen möchte, sagte er , daß er jeden Tag betet , daß ihm es nicht wieder passiert sich volllaufen zu lassen. Er sucht jedoch nicht nach Hilfe. War das eine Ausrede , ein übler Scherz oder kann es wirklich sein, daß man selber Angst vor seiner Sucht hat und trotzdem nichts dagegen unternimmt?

    Im Grunde hast Du Dir die Frage schon fast selber beantwortet, die Sucht muss sich erst mal eigenstanden werden. Dann ist man auch vieleicht bereit, Hilfe an zunehmen.

    Wenn ich getrunken habe, dann habe ich für mich auch immer gehofft, hoffendlich bleibt das bei einem Drink. Aber die Sucht lässt sich nicht kontrollieren.

    MLG Mandy

  • Zitat von zwetschke

    kann es wirklich sein, daß man selber Angst vor seiner Sucht hat und trotzdem nichts dagegen unternimmt?

    Grüß dich Zwetschke,
    ein nasser Alkoholiker unternimmt oftmals nicht nichts gegen seine Sucht, obwohl er Angst hat, sondern weil er Angst hat.
    Erst, wenn die Angst vor einem Leben mit Alkohol größer ist als die Angst vor einem Leben ohne Alkohol, kann er die richtigen Schritte unternehmen.
    So war's jedenfalls bei mir.

    LG
    espoir

  • hallo zwetschke

    ich glaube deinem mann, ich habe das auch gemacht. es ist ein teufelskreis, einerseits weiß man ganz genau das es so nicht weiter gehen kann andererseits ist die sucht einfach stärker. unlogisch eben, so wie sucht nun mal ist. das sollte dich aber nicht dazu bringen in deiner sucht zu verharren. dein mann muß den absprung selbst finden und manchmal ist ne trennung der anstoß den man braucht um endlich in die puschen zu kommen. bleib konsequent bei dir, zieh deine schritte durch. wenn dein mann dann wirklich was tut und schritte einleitet kann es ja wieder ein "wir" geben, das kommt ja auch vor, aber wirklich erst dann wenn er abstinent lebt. sag ihm klipp und klar das er was tun muß, das er zum doc gehen soll, wenn er das tut ist der erste schritt gemacht, aber hoff nicht drauf und bleibe skeptisch bis was in gang kommt, denn leider ist es auch zu oft nur augenwischerei.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo zwetschke,
    ich finde deine Überlegungen recht interessant , habe mir auch schon oft die gleichen fragen gestellt.
    ich kann dieses verhalten gewissermaßen nachvollziehen. Ich habe einmal sehr viel geraucht, was ja auch sehr stark süchtig machend ist. Es gab eine zeit, wo dann plötzlich viele meiner bekannten aufgehört hatten zu rauchen, es wurde viel drüber geredet. Auch ich hatte es mir schon einige Male vorgestellt, dass ich das machen sollte. Mittlerweile spürte ich aber genau, dass das nicht so einfach war. auch wenn ich es vor niemandem zugegeben hätte.
    es nervt einfach ungeheur, wenn ein anderer einem sagt, was amn zu tun und zu lassen hat. besonders dann, wenn man es ja selber weiß, was zu tun ist, aber die Sucht eben doch stärker ist. Man fühlt sich dann unversatnden, weil es eben unlogisch ist. Kein mensch kann dir sagen, wie und wann du stark genug bist die sucht zu überwinden. Je mehr man sich unter druck gesettz fühlt, desto unverstandener fühlt man sich und betrachten den anderen nur als feind, der einem steien in den weg legen will und dich beherrschen will. Auch wenn es logisch und gut gemeint ist. Auch wenn es wahr ist was der andere sagt und du selber schon merkst wie deine gesundheit bei drauf geht. es gibt keinen knopf, den man einfach umstellen kann. dann wäre es ja einfach. dann wäre es ja keine sucht. ich selber fühlt emich ja ohnmächtig und da kann doch keine andere person kommen und mir sagen, es geht doch.
    selbst , wenn man merkt, dass man gar keinen Genuss mehr verspürt, sehr viel geld dabei drauf geht. Es ist so stark und du bist dem so ausgeliefert. darum ärgert es einen noch mehr, dieses kluge geschwätz von einer anderen person zu hören. Wenn dann einer kommt, der meint, er will nicht mehr mit einem raucher zusammen sein, aus irgendwelchen gründen, dann soll er eben gehen. Man fühlt sich auch irgendwie stark bevormundet. wirkliche tipps nimmt dann nur von leuten an, die es auch verstehn und nachvollziehen können, die es geschafft haben. Also andere raucher, die aufgehört haben und keine 'klugscheißenden Nichtraucher'. so habe ich gedacht, wenn ich jetzt mal ganz ehrlich bin. es gab mehrere anläufe bis ich es dann geschafft habe. Gespräche an sich sind nciht verkehrt, denke ich. aber sie sollten mit verständnis einher gehen. wenn also jemand betet, dass er nicht mehr trinken muß, dann ist er sich seienr sucht schon bewußt. aber er betrinkt sich ja nciht extra bis zum umfallen. das wäre dann einfach logik. die sucht macht es mit ihm, dass er anfängt und nicht mehr aufhört. das ist ja genau das , was die sucht ausmacht. der süchtige ist dem selber ausgeliefert. erst, als ich signalisierte, dass ich meine kräfte sammeln will und versuchte dagegen anzukämpfen konnte man mir helfen.
    Vielleicht ist es mal schön zu hören, wie andere ihre Sucht an sich empfinden. Es ist ja nicht so einfach einem niemals süchtig gewesenen zu erklären, wie man die sucht empfindet und was sie mit einem macht. Ich würde mcih alsoa uch noch über ein paar solche Beiträge freuen. Es würde sicher insbesondere den Coabhängigen helfen zu verstehen, wie und warum es so aussichtslos ist, was sie imemr wieder versuchen. Aber auch die Süchtigen können sich darin wiederfinden und auch mal überdenekn, was da eigentlich mit einem passiert. Ich habe jetzt zwar meine Nikotinsucht beschrieben. Aber die Coabhängigkeit ist ja auch eine Sucht, die Parallelen zu anderen Süchten hat. Auch Coabhängige lassen sich nicht einfach so bekehren, hören nicht auf andere, obwohl sie genau merken, dass ihr Leben zur Katastrophe geworden ist. Coabhängige haben nicht mal einen Rausch, eine Fröhlichkeit, die sie dabei erleben. Ein zerstörtes Selbstbewußtsein, eine kaputte Seele, Selbstzweifel, Ängste, Gewalt , Scham, Demütigungen , Beleidigungen Schulden, kranke unglückliche Kinder.... das ist doch wirklich ein hoher Preis für eine Sucht.

  • Hallo!

    Vielen Dank für eure Antworten!
    Ich hatte leider bis jetzt keine Möglichkeit ins Internet zu kommen. Eure Antworten haben mir wirklich viel geholfen. Ich glaube meine Co Abhängigkeit besteht eher in einer "kranken" Lebenseinstellung . Es ist total anders als eine echte Sucht . Es stimmt , daß ich mich in erster Linie darum kümmern muß mit mir selbst ins Reine zu kommen. Die Alkoholsucht oder auch das Rauchen ist eine ganz andere Form von Sucht und es ist wirklich schwierig das nachzuvollziehen wenn man selbst nicht betroffen ist . Ich glaube jetzt auch das mein Mann mich nicht anlügt sondern einfach nicht die Kraft hat seine Sucht zu bekämpfen. Seit dem ich ihn nicht mehr dauernd Vorwürfe mache ist auch unsere Beziehung wieder besser geworden, was aber nicht heißt das jetzt deswegen die Trennung nicht mehr im Raum steht.
    Paddy , du hast mir gerade im Besonderen mit dem Vergleich mit dem Rauchen geholfen. Ich habe auch eine Zeitlang geraucht und war gerade dabei so richtig süchtig zu werden als ich schwanger wurde und deshalb aufgehört habe. Damals habe ich auch gewußt wie gefährlích das ist aber es war mir egal. Ich weiß auch, daß ich sicher niemals mehr in meinen Leben eine Zigarette rauchen werde weil ich jetzt schon weiß , daß ich dann nicht mehr aufhören kann.
    Ich tue mir einfach leichter , wenn ich meinen Mann verstehe. Bisher habe ich seine Trinkerei imer als persönlichen Angriff gegen unsere Beziehung verstanden. Du hast Recht Paddy mir würde das kluge Geschwätz auch auf den Nerv gehen.

    Viele Grüße

    Zwetschke

    Ich werde versuchen mein Leben zu ordnen und wünsche meinen Mann die Kraft auch sein Leben in den Griff zu bekommen.

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