Handbreit vom Glas entfernt.

  • Hallo zusammen,

    ich lese und schreibe immer mal wieder bei Rückfällen oder in den Threads Schlagwörter oder Sätze ,die ich mal gerne zur Diskussion stellen möchte ob diese auch so tragbar sind.

    Bei Boerni las ich von Lobanshee.

    Zitat

    Wir alle sind gleichweit vom Glas entfernt.

    Wer ist wir und warum sind wir denn alle gleichweit vom Glas entfernt?
    Sind wir das im "allgemeinen Sinne" Dienen solche Sätze nur der Abschreckung oder steckt da mehr dahinter als es der erste Anschein hat.

    Ich habe diese auch schon öfter geschrieben und bin mir meiner nicht mehr sicher ob das so stimmt. Also liebe Lobanshee danke für den Spielball den ich mal aufgehoben habe. :wink:

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    ich würde die zitierten Worte nicht auf die Goldwaage legen; gemeint ist sicherlich, dass immer eine potenzielle Gefahr zur Rückfälligkeit besteht, und zwar unabhängig davon, dass jeder auf seinem eigenen und individuellen Weg auf einer ganz bestimmten Etappe unterwegs ist.

    LG zerfreila

  • Hallo Zerfreila,


    Danke dir erstmal und ich sehe oder sah es ja auch so.

    Ich bin ja auch jemand der gerne hin und wieder solche Sprüche macht. Mir wurde nur unterschwellig mal gesagt, das keiner mit solchen Phrasensprüche oder Schlagwörter etwas anfangen kann und diese lieber erklärt haben möchte.

    Deswegen wollte ich mal die Meinung anderer dazu lesen.

    Hartmut

    Zitat

    Dienen solche Sätze nur der Abschreckung oder steckt da mehr dahinter als es der erste Anschein hat.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von zerfreila

    gemeint ist sicherlich, dass immer eine potenzielle Gefahr zur Rückfälligkeit besteht

    Hallo Hartmut,

    ich zitiere mich mal selbst und möchte Dir sagen, dass ich die von Dir aufgegriffenen Worte bezüglich des Abstands zum Glas nicht als bloße Phrase sehe, sondern sie schon für mich einen wichtigen Kern enthält, nämlich, ich wiederhole mich, die potenzielle Gefahr zur Rückfälligkeit.

    Selbstverständlich kann ich durch gezielte und fortwährende Trockenheitsarbeit für mich ein Mehr an Stabilität erreichen, das ist klar, und gerade zur eigenen Trockenheitsarbeit gehört in meinen Augen eben auch, die potenziellen Gefahren als solche zu erkennen und wahrzunehmen und auch zu respektieren, alles andere ginge für mich in Richtung eigene Ignoranz oder auch Verharmlosung oder auch Gefühl von falscher Selbstsicherheit.

    LG zerfreila

    ps: tippst Du noch den 34. Spieltag?

  • Hi Hartmut :lol: ,

    ich mag ja grundsätzlich diese "Weisheiten" nicht besonders. Sie sind zwar in ihrem Kern wohl alle richtig, aber sie werden zu oft einfach hingepfeffert, oft von Leuten, wo ich das Gefühl habe, sie wissen selber nicht genau, was damit gemeint ist. Oder sie verstehen es theoretisch, spüren es aber nicht (schwer zu erklären :oops: ) - ganz böse gesagt kommt es mir manchmal etwas klugscheisserisch, platt und nachgeplappert vor :oops::oops: .

    Diesen zum Beispiel

    Zitat

    Wir alle sind gleichweit vom Glas entfernt.

    glaube ich oft zu lesen, wenn neue getröstet werden sollen, dass sie ja auch schon ganz schön weit sind. Habe ich selber manchmal gemacht. Seit meinem Rückfall sehe ich den Satz aber etwas anders. Natürlich kann jeder rückfällig werden, aber man kann da einen Abstand dazu bekommen. Wie man bei mir sehen konnte, hat das nichts mit einer Anzahl Trockentage/Jahre zu tun, sondern geistig. Ich war, sagen wir nach einem halben Jahr Trockenheit weiter vom ersten Glas entfernt, als eineinhalb trockene Jahre später. Seit meinem Abschiffer, habe ich auch einen ganz anderen Blick auf folgende Weisheiten "achte auf Deine Gedanken" oder "ein Rückfall beginnt im Kopf".

    Ich hoff, ich bin nicht gerade am Thema vorbeigesaust ... :wink: .

    gruss simi

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo,

    ich glaube solange wir konzentriert auf unsere Trockenheit durchs Leben
    gehen sind wir vielleicht ein Stückchen weiter vom nächsten Glas entfernt.
    Läßt diese Konzentration nach, rückt die Trockenheit in den Hintergrund,
    wird zur Normalität oder zum "Hindernis", dann ist das nächste Glas oft
    nur noch eine Handbreit entfernt.

    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Guten Morgen,

    ich bins nochmal, zerfreila. Einfach hingepfeffert finde ich selbstverständlich blöd. Das erkenne ich aber und versuche trotzdem, den Kern einer Phrase mitzunehmen, so sie denn einen hat. Selbstverständlich ist für mich auch, dass z.B. der Abstand zum Glas ja nichts Messbares ist und auch dieses *gleichweit* muss ich ja nicht wörtlich nehmen. Es wäre müßig, sich darüber Gedanken zu machen, ob der Abstand nun gleich, unterschiedlich, unterschiedlich in welchem Maße u.s.w. wohl ist. Aber das Bild kann mir helfen. Aus einer Phrase hole ich mir den Kern und den Kern nehme ich mir als Bild mit.

    *Achte auf Deine Gedanken* und *Ein Rückfall beginnt im Kopf* sind mir auch dienliche Leitsätze. Ich sage mir auch, *Achte auf Deine Seele* und ein *Rückfall beginnt in der Seele*. Denn ein Rückfall hat m.E. viel mit Gefühlen zu tun und ist ja in den meisten Fällen wohl keine rationale Entscheidung.

    Diese Gedanken hier noch als Ergänzung zu meinen vorherigen Beiträgen.

    LG zerfreila

  • Hallo Hartmut,

    also ich persönlich wandelte solche Sätze/Schlägwörter gern in Bilder um. Doch ich finde das mit dem Handbreit für mich ein gutes Bild, kann ich was mit anfangen.

    Bei uns in der Selbsthilfegruppe gab es den Satz – bei einem Rückfall steigt man in den anfahrenden Bummelzug ein, der sich in kürzester Zeit in einen Schnellzug verwandelt -. Ich habe es ausprobiert. Bei mir wurde es ein Hochgeschwindigkeitszug. Für mich auch ein sehr gutes Bild, das mich zur Vorsicht mahnt.

    Liebe Grüße
    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo Hartmut,

    symbolisch gesehen bin ich immer nur eine Handbreit vom ersten Glas entfernt,.....wenn ich mir die Voraussetzungen dafür schaffe.

    Faktisch gesehen schützt mich mein alkoholfreies Zuhause und Umfeld.

    Praktisch gesehen,.....es liegt in meiner Verantwortung !

    Gruß Rose

  • Hallo,
    diese "Phrasen"sind/werden ja in bestimmten SHG´s als Leitsätze benutzt,ich sehe in diesen für mich auch immer nur eins.

    Wenn ich mir die Buddel an Hals setze,wollte ich auch saufen!

    Ob ich nun eine Handbreit oder eben eine Armlänge entfernt bin,dieses bestimme nur Ich selbst!

    Hierbei spielt für mich eben auch die geistige Loslösung vom Suchtmittel eine entscheidende Rolle,da ein nur nicht Trinken eben nicht ausreicht,wenn ich jedoch nur halbherzig bei der Sache bin,dann kann dieser Prozess der bei vielen Menschen erst nach Jahren einsetzt/einsetzen kann gar nicht stattfinden weil sie sich selbst im Wege stehen,und bei manchen findet er nie statt weil Sie eben nicht wirklich gewillt sind Ihr Leben grundlegendst zu ändern somit bleibt es immer nur eine Trinkpause.

    Auch ich habe dieses Procedere des mehrfachen schon durch um gewisse Ziele zu erreichen,ich war aber eben zu dieser Zeit nie wirklich gewillt mit dem Sprit zu brechen,sondern wusste für mich,das ich wieder saufen würde sofern ich mir dieses gesteckte Ziel erreicht hatte,es war nur über meinen Willen gesteuertes weglassen des Suchtmittels und ein schönreden meinerseits das ich es doch schaffe über einen längeren Zeitraum"nichts zu Trinken"

    Innerhalb dieser Zeiträume hatte ich immer wieder Fürsprecher und Bekunder von aussen die mir bestätigten watt für'n toller Hecht ich doch wäre,und genau das war das was ich hören wollte und brauchte,um für mich die nächste Buddel zu legitimieren!Und genau in diesen Kreisen bewegte ich mich,weil die andere Seite wollte ich doch gar nicht hören,hätte so ja nicht meinen Vorstellungen entsprochen.

    Vor etwas über 4 Jahren entschied ich mich aus meinem persönlichen Tiefpunkt heraus dieses Leben welches keines mehr war da ich nur noch Fremdbestimmt handelte zu ändern!

    Ich nahm Erfahrungen derer an die es schon geschafft hatten und es mir vorlebten,mir mit Ihren Erfahrungen aufzeigten das jeder es schaffen kann,an diese Menschen hielt ich mich schonungslos,was konnte ich hiebei verkehrt machen als wie zu vertrauen?Ich hatte nichts mehr zu verlieren und konnte nur noch gewinnen,mein eigenes heutiges Leben gewinnen in dem ich bestimme,ich habe für eben dieses wieder die Verantwortung übernommen und aus dieser Eigenverantwortung heraus treffe ich meine Entscheidungen,und dafür bin nur ich verantwortlich,nicht die Handbreite und auch nicht die Armlänge,denn die Signale gebe ich,und niemand sonst!

    In diesem Sinne,
    Gruß Andi

  • Hallo zusammen,

    also ich möchte für mich behaupten, dass ich weiter als eine Handbreit oder einen Arm weg vom nächsten Glas (Alkohol) bin. Schon alleine deswegen, weil es in meiner Umgebung grundsätzlich keine Alkohol gibt (alkoholfreier Haushalt).

    Aber nicht nur im physischen Sinne kann man weit mehr als "eine Handbreit" vom Rückfall entfernt sein, sondern natürlich - und gerade - im psychischen Sinne.

    Pauschalisierungen, wie die im Threadtitel beschriebenen sind genauso undifferenziert wie falsch. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass solche Formulierungen gefährlich sind. Denn sie tragen im Unterton (zwischen den Zeilen gelesen) eine fatalistische Botschaft mit, die in etwa wie folgt interpretiert werden könnte: "Ganz egal was du für deine Trockenheit auch tun magst, du bist und bleibst trotzdem nur soweit vom Rückfall entfernt, wie jeder andere." Das halte ich für gefährlichen Unfug und zeugt davon, dass man seinen eigenen Weg noch nicht gefunden bzw. in diesen kein Vetrauen hat. Man sollte aber nicht von sich auf andere schließen.

    Und noch eine letzte Anmerkung: Wenn wir tatsächlich alle immer gleich weit vom nächsten Rückfall entfernt wären, dann gäbe es sowas wie "Langzeitrockene" gar nicht, denn nach den Maßstäben der Wahrscheinlichkeitsrechnung müssten wir dann ja auch alle früher oder später innerhalb eines zu bestimmenden Zeitraumes mit 99,9999 %iger Wahrscheinlichkeit einen Rückfall haben.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

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